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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (March 25, 1898)
Endlich liest-sit Novelle von KarlTanercn «Lebenimittel besitzt Paris in Masse und mit männlicher Ausdasuer wirddre Stadt alle Bedrängnisse ertragen, um ihrer Briidern in den Departements Zeit su eben, ihr zu Hilfe zu kommen. —- Gro e Pflichten werden euch da durch auferlegt. Die erste die fer Pflichten ist, deß ihr lei nen andern Gedanken basbt als den Krieg. Wir müssen alle unsere Hilf-Z nsitteL und diefe sind unermeßlich, an spannen. Wir müssen die Erstarrung derLandbeviillerung verschwinden ma chen, tvir müssen gegen die tolle Furcht austreten, wir mässen den Parteiaän erlrieg vervielfältigen wir müssen gern Feinde Fallen und Hinterhalte le gen. müssen ihn keunruhiqen. müssen — rnit einem Worte einen nationalen Kri anfangen. ---- Erlyeben wir uns in assen; laßt uns lieber sterben, als die Schmach einer Zerstiickelung Frankreichs erdulden!« So stand es in allen von den deut fchen Siegern noch nicht besetzten Stadien und Dörfern angeschlagen, nnd darunter pranate der Name des nach der Ansicht fast aller Franzosen neu erfiandenen Weitem des Diltatorz Gambetta. Dazu tamen die Erläuterunan unr Anfretzunsen kurzsichtiger Wirths Pauspoliti er, ehrgeiziqer Streber nnd anatifcher Heißsporne, welche noch weiter gingen wie Gambetta und die Regierung in Tuns-, und iiberall ver-— liindetem ,,Tod allen Priissiens, Tod aus dem Hinterhalte, ileberfall, Mord auch der Wehrlofen, wenn sie zu der deutschen Armee gehören, das ist die Pflicht eines vaterlandsliebendenffram goknls Masken man iotaieyekzereien sanken lich auch bei sonst ganz rechtlich den-: ienden Menschen, besonders aber bei der Jugend die Begriffe von Ehre, Recht nnd Christenpflicht gänzlich ver wirren! Der Staatebearnte, der Geist-: liche, der Schatten-sen jeder verkündete es: alle Mittel, selbt Meuchelinord, « andstiftunxt etc. ind gerechtfertigt, · tpenn es nur gilt, den deutschen Ein-.- - dringlingen zu schaden nnd oem fran gxrschen Vaterlande dadurch zn nützen. s stieg denn endlich auch dem sieb bnfiährtgen Manriixe Lemaire in den pp . Als die Baiern von der Tanne-« int-. mer weiter im Süden vordrangen, als li: von Orlans ans die Waldungen m Südwesten dieser Stadt durch streiften. in ten Dörfern var der »foret de Marchenior« Requisitionen erhaben und auch eins dem Guts-has seines Vaters allen Hafer und die letz ten Kühe entführte-m da beschloß er « iir diesen Raub, tvie er es nannte, ache zu nehmen nnd zu tödten, wen er tödten könne, wenn es nur einer der - verdammten »die-ble- blenr'« fei. Vor Saint An an der Straße nach seau ency befindet sich ein kleiner Hütge . Ueber ihn zieht sich eine Heere, weche die eine Seite der Straße nach osneö eine Strecke roeit einfaßt. ber diese Decke hinweg tonnte man tveit gegen Weiten sehen und alles erkennen, was sich auf der großen Landstraße von Blois gegen Orleans vorbewegte. Aber sie war so hoch, daß der baierische Posten, welcher hinter ihr stand, nicht ihren äußeren Fuß nnd sogar nicht einmal den Graben, der die ecke von der Straße trennte, zu über lieten vermochte. U- war ein regnemazet kalter gingt jener Z. November von 187«, und« schwere Wolken verhinderten jeden » Sonnenstrahl, die Gefilde zu beleuch- « ten, in denen zwanzigtausend Deutsche — Und hundertundzehntausend Franzo. · ien auf eine gute Gelegenheit toartes J ten, sich gegenseitig äu überfallen. Die Vettern wußten wo l. daß eine mach ttg überlegene feindliche Armee sich » gegen sie herangefchoben hatte und sie u erdrücken drohte. Da hieß es eben Lag und Nacht wachen und aufmerk- » fam sein. » An der Hecke stand der äußerste « Doppelpviten »Du, Toni. fchaua a mol dcrthin. Moanit nit, dees san französische Mrafsier’?« Nun blickte auch der andere Mann des Doppelbotteng aufmertsnmst nach einer belondekg deutlich erkennbaren Strecke der großen Straße. »so freili, san’s Minister-c J’ sieh Deut i’ die lange Noßschwoaf, die f am Helm dumm« Es lan agroad folcht’ toia mir s« bei Wörth un’ Sedan der wifcht heim-w Eatzt bleib·n t’ stehn4 Schad’, daß no’ so weit ii’, sunst that t csmol niiberleicht’n«). Aba ’-z is’ nitj möali·, daß ma« trifft, un’ da is· ’S«. besser, i’ fchiaß nit.« j «Na"), laß es dleib’n. Wann ft nit näher komma, brauch’n l' nit ,3" wiss·n, daß mir scho’ da vorn Postni stehn. Un’ ivann i' no’ nähender hers komma, nachher tenna wir s« alleweil no’ erstirbt-ich «Dazna lsannn s’ toan - Schneid. Gast kehrn f wiaoa um. Da san P scho« weg aa.« Die iranzosische Rürassietpatrouille war wirklich nach Beaugency zurück-— tzeritten nnd blieb ans dem Gesichts treis des batertschen Posten verschwun den. Jrn Eifer- dcr Beobachtung hatten beide nicht gehört, daß es aussen ant Tuße ihrer Decke hier und da gan leise ra chelte. Sie beobachtet-n n einige «eit daz- Umgelände. Aber sie hörten nnd sahen nichts mehr, was auf die Anwelenhett eines Wes-ists Fiel-ließen lies. Endlich sprach der eine »O n muss-swam- nlk Amicias-um s . « »O Its set-essen Isle san is sen-· « — der beiden Soldaten,.der durch felner Bolldart verrieth, daß er jedenfalls eir zur Referve oder Landtvehr gehörigei älterer Mann war, zu feinem iiinae ren Kameraden: »So, Toni, etin gehtft’ Azur Feld wach’ zaruck un· meld’ft. daß wir at der Bofchanarier Straßen, un ’fäl)1 1500 Meter vor ung, a Patru r von fechs franzofifche Küraffier g’fel),1n hannn, daß aba Iviada aeg’u Bofch angri verschwand-I fan. Bleib’ aba nit z’ lan aus.« »Na. Z timm ,7,lei’ wiada." Der Soldat verschwand nach rück wärts hinter dcn Bitfchen eines großen Gartens; fein Kamerad auf demPoften blickte fcha:f nach allen Seiten, und als er weit und breit nichts Feindli ches mehr entdeckte, lehnte er fein Gewehr an die Hecke, öffnete feinen Mantel, zog aus der Brufttafche eine lleine in Papier gewickelte Visiten larten - Photographie heraus, nahm sie aus der Umhiillung und betrachtete sie mit liebendem, ja faft verttiirtem Blick. Es war das Bild feiner Frau, welche das erfte und einzige Kin des kaum anderthalb Jahre verheiratheten Paa res auf dem Schoß hatte. Wie er es immer genauer ansah, da zogen die holden Erinnerungen an die Heimath durch feine Seele· Er fah fein lleines Häuschen, links die Wohnstube, rechts feine Schreiner mertftötte, rückwärts die Küche und nebenan die Schlafstube. Vor dem Häuschen ein kleiner Gemiifeaartem dahinter ein niedriger Schuppen zum Aufbetvahren von Arbeitsholz und Möbeln, die er reparireu sollte, und dann vor diesem, feinem schulden freien Besitz, die Echneeberae feines Vaterlandes, der Herzoaenftand, die Benedittentvand, das KarwiindeL der Weiterftein mit der Zuaipitz und all Iie anderen herrlichen Riesen der baie— riichen Alpen· Das alles- fah fein gei stiaes Auae. und noch mehr. »’s Schönst· Von allem is’ hatt du« nei’ Cenzei. mei’ liaka brav«5 Wei detl un’ nsei’ tlonng Nanneri. Heit vix-US a Jahr alt. Wann i eksaxn iur a Buße-et geb’r tunnt, dem beri sig»n Schneet. S’ woar wirtli’ liab Ion der Cenzei. daß s’ mir beeg Bildl ;’iri)ictt hat« Un’ grad actern links )’ Feldpoft ’br,acht. «a’ sollt’g war nit glaub’n, wia dees Deandl I’wachi’sr if’. Stramm siejhat«g aus. Ja, dees verfchteht d’ Eenzel halt. Sie s’ so a guati Mutter-, wia a trei’s Sol-Z Weiberl.« Dabei nahm er die Photographie an Jie Lippen und tüßte sie. Dann sah »r wieder darauf, und in seinem Auge rliinzte eine Thtänr. »Wcmn inur a Stuna dahoam ein könnt. Heit’ am Nanneri fein stichten Gebsiktcstag J wcaß goat iit was i drum gebet, wann ieaizt —--— Jesses, Maria!« Das war sein letzter Ruf gewesen. Dicht neben stier Kopfe hatte oie Mündung des erolverz gestanden, rls Maueice Lernaire abdriickte und Iag Geschoß dem ungliickfeligen Baietn Durch das Gehirn jagte. Während sich )er junge Franzofe nun ganz aufrich ete und mit erhobenern Revolvet beob 1chiete, ob noch ein zweiter Schuß iötbig sei, brach der arme Landwehe nann entseelt zusammen; still, ohne roch ein Glied zu rühren lag er auf Ier Erde; deutlich erkannte Der junge stanzofe, oer»«diable blen« Ivar.tth. Si »Ist-Its- ,,-, IIUIUI fUU sluj Jllullllkc Lctllullc unl vag er'als Trophäc erhaschen könnte. Das Gewehr des Vaiern war aber reden der Her-te zu Boden aesallen, ein Helm- lsia rückwärts im Morast, richtg tonnte er erfassen, ohne die Hecke tu übersteigen. Dies erschien ihm aber iicht rathsain, denn er vernahm eilende Schritte einer herannahenden baieri chen Patrouille, die wohl der Schuß ingeloctt hatte. Da, halt, aus der Fette lag eine kleine Photographie. « ach dieser griss Ier junge Franzose schnell nnd steclte sie zu sich, ohne einen Blick daraus zu versen. Hinter den üschen rück värtg im Garten tau ten nämlich ichon baierische Helmxiimme auf. Da hieß ed eilen Innd lausen um Tod und Leben, denn daß man teine Gnade gegen ihn üben werde, pas wußte er genau. Im Nu ver schwand er hinter der dichten Hecte nnd rannte im Straßenaraben den Hügel abwärts in der Richtuna aus Jcsnes davon. Kein Schuß fiel hinter ihm; man hatte ihn nicht rechtzeitig entdeckt; tr war entlommen. Als er einen Kilo ineter von dem Schauplatz des Morde-· entfernt iiber eine sreie Streite sausen mußte, mochten sie ihn wohl demerten. Allein da war es zu spät. er hatte sein Ziel erreicht und cein Verorerhen blieb ungesiihnt -— Und doli tiefe ihm der Gedanke an seine That keine Ruhe mehr. Ohne sich weiter ununsehen, war er in den viiterlichen Hof zuriictgeeilt und in sein Zimmer treaanaeir. Er be aranetc niemandem. Der Vater weilte in Toter wo er, der srutkere Ab - krdnete, von der vrovisorischen Regie rung nun als hauptmann der Natio nalgarde eingezogen war nnd aeoraucht wurde. um Angtünste uber die Gegend und die Zustände der ietzt von den Bayern besetzten Strecken um Orteans zu neben. Die Mutter aber besand sich in der Wohnstube und hatte ihn nicht gehört. Geschwister besass er nicht. Nun verschlos- er iuerst den Revolvei in einem Schran dann roa er die ers beuiete Photoaraphie aus der Tasche tra: an das Fenster und betrachtete sie. Statt des erwarteen Bildez eines behe risdien Soldaen blickten i:).n di( löchelnden Mienen einer iunnen Frau und eines Kindes entaeaen. Das war eine arvße Enttiiuschung eine petnltche Ueberraschung. — i .Anr Ende ist dies das Bild feines : Weibes nnd seines Kindes-! Ja, der « Mann ltatte einen Vollburl. er war Enicht mehr juna. Aber was geht zdas mich ans Ich lnrlse meine Pflicht netltcn Ich klare mein armes Vater fland den einem ver vlutgierigen ldiableg bleux befreit; ic) iolace einfach dein Rufe der« Mannes, ver Frankreich Zerretten wird-; ich aelwrchte der Aufsor Freman Gasndettar—. EI- niufi ja sein. »Wie-i leis aan Lilleslizr Heißt unsere Mart-let Krieg, Dis alle diese Bauern tund Prnssicug vernichtet oder doch von ,de: heilian Erde Frankreichs vertrie Iben sind. — -- Aber daß meine Kugel ge rade einen Verlieiratbetei treffen !n1uf-,te!« Er fass das Bild von Neuem an. »Sie ist schön. Sie maa fürchten-) zwanzia Innre alt lein. Aber diese has-liebe Tracht! Stets und eckig, echt deutsch. Und dac- dicke Kind! Wahr scheinlich ein Mädchen. Es lächelt nied lich. Und doch finde ich sie häßlich, diese junge deutsche Brut. Dein Lachen wird bald aufhören, du Balai Dein Vater ist im Krieas gefalle-n Das werden sie dir friili aenua sage-n Werden sie es auch so saaeni - — Werden sie nicht s(.-aen, man liat deinen Vater inFranl reich ermordet! Ermordet! —-- Nein! s-— Nie und nimmermehr! Er ist einfach in seinem Berufe aesallen wie jeder an dere auch, nnd ich. war nat einer der Rächer meines niederaetretenen Vater lande-S· »Wir müssen dem Feinde Fak len und Hinterhalte leaen«, so sieht es an der Mairie von Josnes und Binag anaeschlaaen Danach habe ich gehan deli, und also liabe ichs recht aethan -- Wenn es aber meinem Vater ebenso Hainan Wenn ein deutscher Jena-be - - Ach, es aiebt ja keine deutschen Knaben hier. lieb-ernannt was sinne ich über viele »wenn« und »aber« nach. Ich bin sfiir mein Vaterland einaetreten und habe dadurch meine Pflicht erfüllt. »Was geht dag- mich an. ob der bayeris Eiche Soldat verlieiratbet war over Insc- lY Nu I ,,»«, HUIIUI lUUllcc TL Ul( EDUUIUHLUPIHIC zerteißen und weatverfen. an diesem Augenblick fah er auf der Rückseite einige aeschriebene Worte. Er betrach tete die Schrift aenauer. konnte aber nur den mit lateinischen Buchstaben vermerlten Namen November nnd da rsor die Zahl 5 erkennen »Das heutiae Datum! Wie sonder bar! Die Schrift ist aber schon einige Tage att. Was das wohl bedentet!« ( Noch einigem Ueberleaen tam er. auf die richtiae Spur. indem er meinte, die Photographie werde wohl zur Erin neruno an einen Gebrrrtgtaa. vielleicht Jan tien des Vaters und Empfängers des Vildeg abaeichiett worden sein. Dag rief wieder düftere Gedanken in Man tiee Lemaire hervor. ..«:liun ist es sein Todestoa gewe ien!" Noch einige Zeit sah der innge Franz-sie sinnend zum Fenster l)inaug. Auch auf dass Bild blickte er noch tote kerhrlt. Tann steckte er es in ein Brief ccnoert, schrieb tarauft »St. An le E ncvembee 1870« nnd leate es in die Ecknsblade seines Schreibtisci)e5. Hier axtf begab er sich in die Wokn stude zu feiner Mutter. nnd als diese staate» wo er aetvesen fei« antwortete er nurJ er lkcde nach den Prussjens Auf-schaut act-alten, erwölxnte aber teine Silbe-l lvon feiner That· l Zur gleichen Stunde oeerdigten die slzictnrifetien Soldaten im Friedhof von-l St. An ihren todten Kameraden, und; in der nächsten in rer Heinmth cr scheinenden Verlustliftesstand gedruckt: Joseph Heller, Gesreiter deH 2. ananteriesktieaimentg aus W. in · sberbayerm ermordet durch Fonnlti lrein-Es bei St. An am H. November i1870.'« — Jahre, Jahrzehnte vergingen Jn W. hatte sich eine junge Fran, ;die Wittwe des Gesteiten stellen an isangs sast die Auaen ausgeweint Tann aber erfüllte sie ihre Pflicht als. Mutter mit voller Energie Jhrjiinasj geter Bruder übernahm die Sehr-eine ! ren, und unterstützte dasiir seine Schwester. Diese wusch nnd nähte für die Leute« und so gewann sie id ren Lebensunterhalt und erzog ihr Kind zu einem braven Mädchen Absr freilich, arm blieben sie-» und darum mußte Nannerl auch immer noch war ten, bis sie ihren Wasiel heirathen kennte, obwohl sie mm schon sieben unt-zwanzig Jahre alt war. Der IWastel aber konnte sich noch nicht selbstständia machen. den: dazu reich Schmiedes doch noch nicht aug. Und Maurice Lernairek Der ztnabe ward von Tag zu Taa stiller. Er lernte fleißig« wurde ein tiikhtiaer Jn aenieur, tonnte aber von seinem Bat-r .um keinen Preis iiterredet werden, den väterlichen Hof zu ertragen; cr wolle in Paris bleiben· Monsieur Lemaire wußte sich darein finden. itr ldachte, sein Sohn sei eben auch durch das Studium in der Hauptstadt fiir das Lan-Neben verdorben woidcn, und sldaher bleibe jeder Zwang doch nutz os Die Luft an der Loire aber war us «nicht, welche Maul-ice Lematre nicht ertragen want-.- Aber er konnte nicht ·cnehr an der St. An und seinem Friedhof vorbeigehen, oslme bis ink innerste Mark zu erheben. Dartestaid nämlich ein Kreuz und daraus wir lnu lesen: »Joseph Heller-, Geswiter des 2. daher. Jns.-Reats. 5.Novem-s ber 1870.« l Er kannte ckber auch, was aus der Rückseite seiner, an diesem Tage er beuteten Phistographie stand. Ein Lehrer in Orelans hatte ihm die deutschen Worte enträthlelt. Sie bie bosn ..tWeinem aeliebteiten Pinamon seph heller-, Zur Erinnerung an n senkten Geburtstag unseres Menren ten die Ersparnisse des braven —..-..—--. -—«...... - ..-,.. -.-· .-—-.--— MS den 5 November 1870 Deine ewig treue CenzeL « Seitdem er wußte und weilen Le densgliick er wahrscheinlich für immer -«;e1stört hatte, seit jener Zeit peinigte lilssn sein Gewissen immer mehr. Er liontde ernst nnd düster, und wenige Tone verqinaen, cn denen nicht das lVild des erschossenen Joseph Helle-r lvor sein geistigeg Arm-e trat Darum lkonitte er trog aller «Eellbskbek)errsch 'uua schließlich nicht mehr am Fried hof von St. At- vdrbeiiirtirem darum mußte er fort, fort and der GegendJ in den großen Strudel von Paris·l Ader auch dort fand er rrur vorüber sgebeirbe Betäubung-: keine Erleichte runq, keine Befreiung-« l Siebenundzwanziq Jetzt-e nach deml l Kriege starb sein Vetter« Masurice Leiterire verkaufte den Hof und be fand sich nun im Besitz des seer de trächtiicken Vermöaens von 300,000 »Ist-anw Als alles gereqeli war, reiste er im Oktober 1897 plötzlich von Paris ab Zwei Tage später kam er in Beglei tung eines deutsch sprechen-den rrn in W. in Oberbanerrn welche «iadt et "a durch die auf der Photographie gedruckte Adresse des Photong Plien ersah, an. Beim Burqermeister erkundigten ina- die beiden Fremden nnd erfuhren, daß die Wittwe Heller arm Jler redlich iroen als Wiischerin und ihre Tochter Nenaerl als-Dienst mädchen in W. lebten thun reiften die Fremden wieder t« . Weniae Tage später wurden Frau Heller und ihre Tochter auf dir-Z No tariat des Städtchen-«- Rernfen und er-; hielten die iiberrascktende Mitti)eii«un:i,’ es sei fiir sie die liode Summe von lZlUiliu Franten bei der bayerifchen Hypotheken-— unld Wiecksselbank inNtiini even hinterleat und hier beim Nota riat folgender Brief iiberckeben mor den. Damit überreichte der Notar Frau Heller einen Brief. « -8—an spraauog vor ueckrkiusasiunqz öffnete sie das Schreiben und las: »Madame! Die Kriegssurie hatte mich einst mit wilder Leidenschaft erfüllt. In diesem Zustande verschuldete Eis den Tod Jhreg Mannes Mein Ge- I wissen hat mich dafür schwer bedriickhk Befreien Sie micli von meinen Selbst vorioiirfem indem Sie hie sich und Jhr Kind die Hälfte meines Vermö Heng, die Summe von lö(),0m«-,"Grrs·,i annehmen. Lassen Sie in der Nnin f mer der ,,Münchener Neuesien Nach l richten« vom nächsten Z. Novemberz nur eine Annonce erscheinen, die nichtsl enthält als die Worte: ,,«.Zlngenommen. l lkenzcl und Nannerl.« Dann dankti Jlmen Don Herzen ein durm Gen-is I sensbisse schwer leidender F1-Inzose.«i Kein Name deute-te ans den Verfas fer oes Briefes-. ? Frau Heller nnD Nannerl touszten anfangs gar nicht, wag sie seinen soll ten. Der Notar und der von der Wii fchekin später noch zu Ratli qezogene Pfarrer machten inr aber alles llir und sagten ihr, sie dirfk ohne Stint-. Pel das Vermögen annehmen " Des-, stimmte sie zu. Am 5 November stand in der be: treffenden Zeitung die gewünschte tln notice. Am ti. lag dies der H’(ngenie«1:1illiau rice Lemaire in Paris. Mit dem leuskufu »Endlicli befreit!«v lief-, er-« das Blatt cug seiner Hund« sinieiJ und zum erstenmal,' seit sie ihn kann ten, erschien er zum Mittagsmahl bei seinen Kollegen mit freundlich lächeln dein zustiedemm Gesicht tlum eine Kannnaesmnttta I Von »nur-i A. nikaeikr l Die alte Frau Mithin Arnsterat stand ain Fenster und schaute in den llaren Tag hinein Dir Oerbstsannr schien noch einmal vorne-am und betL und über der ganzen Welt lag sur mit blinl-endem, frohem Schein. « Und doch sröstelte die Frau Mithin Sie zog das warme Tuch, dass leicht aus ihren Schultern lag, fester um ib ren zarten, noch immer geschmeidigen Körper und rieb sich die etwas erstarr ten Arme. Es war spät am Nachmittag. Ans« dem Tisch standen noch die Kasseetas-I sen und die Teller zu dem Geback, und? aus dem dabeistehendenSopha lag halbs hingestreckt der ehrenwertbc Gatte, der sriscbgebackene Kanzlei Rath Ernst Arnsbera s s Zu dein wandte sich die Frau jeßt. um. »Es tvira oocy schon kalt, Ernstii Wir müssen an den Winter denken!« i Der Gatte brummte. »Na ja, ja trieder die ttieuren Studien, das viele. GaH -— ach, wir tftiemiinner sind dochs grplagte Leute!« ( i Die Frau tliätlsin erwiderte nicht-Z. Sie wars ihm nur einen etwas nicht-I achtenden Blick zu nnd begann dann in - aller Seelenruhe an die Ausräumung des Zimmerg zu denken. Als dann· alles wieder in Ordnung war, jeders iStuhi an seinem richtigen Plafe stand und aus dem Tisch die bunte, elbstae-s stickte Decke iag - erst da dachte sie wieder an seine Worte und gab ihm Antwort: s I Dasiir entfrerndet Ihr uns dann unsere Kinder, nachdem wir sie mit Mühe und Sorge groß arzogen." ) Sie atte es ganz einfach so hinge sagt, a e ihn dabei anzusehen und ohne besondere Erregung im Ton, aber er nahm es;dach iibel auss. Er richtete sich von seinem Lager empor und sah seine Frau streng an. Diebes Kind,« sagte er , »Du vergißt —" Aber sie ließ ihm nicht . eit, auszu reden. Sie stellte sieh di vor ihm. — die iinde in den Hüften, hin und sah ihn erausfordernd an. « »Was denn, lieber Mann? Was Ivergesse ich denn?« : a wandte er sich wieder ab. »Ach «-—- ich werde mir meinen Nachmittag nicht verstören!« Damit legte er sich wieder in seine alte Lage. — Aber Frau Rätbin Arnsberg gab nicht nach ,,Weil Du mir nichts sagen tannsi, lieber EiJiannk Weil Du selber fühlst, das Du Unrecht haft --- nur deshalb. met-n Lieberil« . Das wuroe ihm denn aber doch zu viel. Stark geätzgert sprang er von feinem Sophas auf und be ann in der Stube hin unt-« der zu lau n. »Wenn Du es denn durchaus wissen willst --—- ich finde es dumm-. daß ein Mensch-wie dieser Rudolf so- ganz und ar unter dem Patriosfel seiner Frau Titeln, daß er ihr immer nur nach den ugen sieht; um ihr dort jede-Wunsch und Willin abzugucken. und Du ver gißt, daß ein solcher-Mensch Wir-That trast und Selbständigkeit heutzutage niemals etwas erreichen iann!« »So —- uno Du vergißt, daß die Frau dieses-Rudolf ttnsm Tochter ist, untere einzige Tochter, und daß wir in ihrem Stirne froh fein sollten, daß eg so ist, daß sie nicht immer ihm nach den Augen zzttcken muß, ssosndern Daß sie den Oberbeiehsl im Hause hat. Ver standen?« Aber der Herr Rath hatte nicht ver standen. Er stellte sich noch einmal stark in Positur-, doch als-. er dann dik: sunielnden Augen seinen Frau sah-, verschluckte er lieber alle-Til- unid sagte ganz einfach: »Ach wag —-- ist doch die Hauptsache!« " Doch die Frau gab nichts: nach. — ,,Jatvol)l ——— für Euch itt Ruhe dann immer die Hauptsache. Jyr geht dann, wenns Euch nicht mehr zu Hause- paßt, ganz einfach in die-Kneipe und laßt den lieben Gott ’nen schönen Tag oder we nigstens ’uen schönen Abend machen Jch aber,« sie trat ganz dicht« an ibu heran —-s-- »ich aber muß dann hier ganz allein zu Hause hocken, denn Du hast mich deg- schönsten Vergnügent3, meines Kinde-Es, beraubt!« Was sollte der Rath auf alle diese Antlitan machen? Er wußte et- nicht, aber während er noch überlegte-« kam ilxtn der beste Gedanke, der einem Man ne in solchem Moment überhaupt kom men kann. Er that einfach gar nichts-, er schwieg still und zog sich, anscheinend tief sbeleidiat, in sein Arbeitszimmer zurück vcun san oie arme Frau aus-kn, Oas erste Mal seit langer Zeit! Ums-lese Sturme pflegten sie sonst in’5 Freie-zu qehen, oder wenn eg schon zu kalt war, wie ietzt, dann sasien sie in ihren wei ten Stühlen am lustig tnisternoen Hin min nnd schauten in die hellen Flas: i nenxund sprachen von alten Zeiten nnd von: neuen Hoffnungen Ein kleines, lustiges Ding hatte aa ost vzwischen ihnen aehockt und hatte-sie mit ihrer Fröhlichkeit so heiter und froh gestimmt, daß sie dariiner auch alle: oie Sorgen, die oft an sie herange treten waren, vergessen hatten Der Platz war ihnen darum wie ein Heilig thum Sie schätzten ihn coie ihren Haugattar, an dem sie sich nach allen mühseligen Strapazen immer wieder zusammensanden, immer wieder wär mend und behaglich, daß man Sturm und Wetter von da draußen Vergnß und sich geborgen, zu Hans- fühlte Da, an vermelden ’Ul.1«.3, wo tm Winter immer aus dem Rost die Aepsel brieten, und wo der The-tessel lieblich summte und sang, da hatte sich auch ihrer Tochter Herz gefunden! Tit bat ten sie einst nach dem schönen großen Ball den jungen Mann usw«-angen, der sich nach dem Besinden der Devise-hass ten zu ertundigen kam; rsaliin war er dcrnn öfter wiedergetommen, und eines Tages-, als et mit der Tochter allein dort auf die abwesend-it Eltern warv tete, da hatte er sich dort erklärt, too die Zweige lnifternd svriit,-««en, und ge heimnißvoll im Rohr dazu der Wind erklang. Das waren die froh-n Stunden! Dann aber kam auch der Tag, too der Vater mit dem Schwiegersolm lnterst fast wie im Scherz sich zantte. dann aber ernstlich sprach dann schließlich wirklich böse wurde. Die Mutter dachte lxeure noch mit Schrecken daran. Sie beide, die Frauen, hatten nicht Vermittsln kon nen, und so war es gekommen, daß sie sich schon seit vierzehnTageu nicht mehr gesehen hatten. Was ging ed desin aber auch den Vater an, ob Ruooif nnrtlkzch unter dein Pantoffel stand gsder nicht-! Das hatten doch oir Kinder mit sich selbst auszumachen Die Hastvisnche toar dr-ch. daß sie glücklich mit einander wa ren! — Aber nein —— in alles mußte er seine Nase stecken, und iowor es- roirtlich ge kommen. daß sie lkutte aktein auf dem oereinsammten Plrtz am Staniin saß, zu einer Zeit« in der sie sonst iinnicis rnit ihm zusammen wirr. Aber hor. ! Noch nicht genug du« mit --— er ging ja auch fort! Und ohne Adieu!? Sie merkte ordent·i1). tote er sich bemühte, die Thü: ganz leise zu verschließen Na wartet Wenn er so war, dantr wollte er sie auch -—- »fo« sein! Rasch zog sie sich zum Aue-geben an· Das paßte ihr Denn doch nicht. eiuinili wie ein ungezogen-s stino zn Hause gslassen u wer-en. Dafiir war sie denn te zu art, uuo ginn er in die Kneive —- aut! sie rinr dann riesi« ib nern Vergnügen nach. Und daß sie das zu ihren Kindern führte; das war»nun einmal ihre Sache. Die Geschmack-r n sind la eben verschieden —- mochte sich drum ärgern darüber, wie er M ste, das war ihr gleich. is . Aber wie das einmal so mit eines Hausfrau ist, so schnell wie sie dachte, ltam ne doch nicht wieg. Jn der Wirth schaft ist ja eben immer etwas zu thun, und vor lauter Anordnungen oergin .die Zeit so schnell, daß genau na ·dreiviertel Stunden erst die Frau Rä thin aus dem Hause kam. ; Schnell stieg sie deshalb in einen lPserdebahnwagen Sie pflegte die - Viertelstunde Weges sonst zwar im- · mre zu laufen, aber heute war ihr auch das zu viel. Jhr Gatte gab ja in der " sKneipe auch Geld aus, weshalb sollte s z, sie da eben einen Groschen sparen? Als sie an dem Harjtjfte angekmmeu war, zögerte sie einen 5 omeni. Wenn ihr Gatte doch vielleicht dariiber böse. .. « Ach wag-! Es war ja ihr Kind. — jYasp witrde sie doch wohl besuchen düs en. —— » Sie stieg die beiden Treppen ha ig sund vojller Erregung hinauf. ·ie aber erstaunte sie, als sie oben dieNach richt hörte-, daß ihre-Kinder our einer halben Stunde fortgegangen wären, abgeholt von einem Herrn, dm dass Mädchen nicht gesehen hatte. — Also das war ele Darum hatten sie sich so schnell getrostei. daß sie gar nicht den Versuch machten, ihre alten sEltern wiederzusehen-il Ach ja, es gab Iteinen Dant«mel)r auf der Welt, bki TKindern nichij und auch- bei dem eige snen Manne nrchtt Der hätte scc sonst jheute wirklich nicht sn allein gelassen! s Jltißmuthia nnd voller Gedanken tschlich sie nach Hause. Ihr war für heute die Lust an allem vergangen. i Das Mädchens-öffnete ihr Und lä schelte ganz eigen dazu. Aber die Frau- s Räthin bemerkte es nicht. Sie hatte it sich unterwegs s-) viel schon mit der " Stille in ihrer Wohnung, mit ihrem« Alleinsein befchäftigt,daß« sie auf nichts » mehr achtete. Sie legte einfach ihre Sachen ab und ging mechanisch ins Zimmer. Aber wag war denn das-Z Da am Kantin, von den hell-en Flammen be schienen . . . . drei wohlbekannte Ge sicle .- k· · - -..-s C »Im ylersz rief Ice raus- »Es-II denje, Jhr wurdet abgeholt?!' »Jawohl, wurden wir auch!« »Von mir nämlich!'" Der alte Rath trat stolz hervor und zeigte auf sich. »Und daraus kannst Du sehen —- der Mann ist der Herr, denn wenn wir auf Tich gewartet hätten ——-« Doch seine Tochter ließ. ihn nicht unsre-den Sie rief ihrem Mann zu: »Rudotf, sag’ ihm —- ersssolk still feint« Da lachte aber der alte Rath laut auf-» »Siehst Du, Frau, auch sie ge wöhnt sich! Er ist der Henk« « Dann saßen sie sehr vergnügt, wie jimmey am Kamin! - A I Ueber die Fünfzigjahrfeier des Dnldunagediltes der Waldensers l schmäht man ldem »B BL-C.« aus Tu irin, f18. Februar: »Die evangelische iSekre der Waldenser, die gegenwärtig Iiisder nanz Nord-—- und Mittel-Italien verbreitet ist, begina gestern die Fäus zigjashrfcier des Ediktcsk von Tsutim das den Wasldensern in Piemont freie klteligivnsiiibuna Und die gleichen bür gerlichen Rechte nie den« Katholiien verlieh. Grün-der der Sekte war net Kaufmann Louig Bald-r aus Lyow um- vag Jahr 1160. Die Verfolgungen wurden bald so heftig; daß sich die Anhänger dek- « alderk im Jahre 11847 in die damals noch völlin Irnswirthlichen Alpentbiiler der Davphinee zurückzo aen Asber die Verfrlaungen hörten des-halb nicht ans. Im Westen wurden die Waldenser von den französischen Königinnen, im Osten vix-n den Herren von Piemoni bedrängt Nur unter der Regierung Ludwias 12". vonFrankreich ließ man sie in Ruhe, und als Papst Jnnocenz H. den König Ludwig zu ei nem Krewzzua gegen-dir ,,giftigen Nat tern« ausfforderte, ließ ihm dieser ant worten, er habe Ertusntiasungen über die Sitten und Lelften der Wsalsdenser eingezogen und sich iitserzeuai. das-. sse bessere Christen seien cls die Kathrin-b .ken. Eine furchtbare Verfolgung er jlitten dagean die Waskdenser unt:r iFrsanz l. von Frankreich, der 4000 der sunaliicklichen tödtere Und 800 auf die jGaleeren schickte Wer sich von den IWaIkdenfern reststerr konnte, flüchtete sich; ’ arti die Oftseiteder Alpen, auf Mem-ou tefischeg Gebiet. Hier machten sie die vier Thaler Lusrrna Asasroa-na, San Martino und Perr·sa, alle in lder Nähe von Binnle urbar. Nun hatten «i«e zwei Jahrhunderte hindurch die An- — arisfe der Herren von Piemsont auszu slehem aber sie mehrten sich niii sol laieni verm.1eif«el«te1n Muthe, dass die l«is.ic-Mtese-i sie schließlic- in Ruhe tie sxen Nur ninskten sie in ihren vier Thalern verbleiben und hatten keine iiiraerlichen Rechte Seit ihnen das Ndikt von Turin die Friihseit gab, ha ren sie in fast rllen ardßeren Städt-n Nordiialiengksemeinden aeariindet und betreiben eine fehr lebhafte evangelishc Propaganda di: freilich bei der reli ciösen Gleichailtiateit dirs Jtaliener keine fonderlichcn isrfplae hat. Jn «·h ren Alventlnilem bilden rie Wald-rn ser 16 Gemeindtrh nn übrian Italien giebt es 46 andere Waldenserigenieim den, insaesanrmt zählen sie 25,000 Seelen und bilden einen Zerseiq der ev. Ieforrnirten Kirche Die Seite unter hält iclsslreiche Vollsis imd Mittelschie len, sowie eine Theolosaiesclssule siir die Augbildxcna ihrer liteiitlichen in FU ren3. Tie Verfassung der Kirch-, könnte inrn v-.1r«laine:itarifrh nennen. An inter Spitie sieht der ,,Mor-erator«, aeaenniirtia Cavnliere G. V. Von-, in Torte Pellite. Die Gemeinden brassi qm die Grinnerunorieier durch Gottes dienite und wohlthöklge Weile«