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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (March 11, 1898)
Sonntags Blatt Beiaelgdes »neierAzg m1d17ew .k- w- Mantua- ·.dkkasi;g«e«1eks — ( Esaus Islaijm Neuk, den ll-«.I)fiän«18!-Hs Lied-T Z·7, Ja-.kgiiiig -8. J« « TYrBeiks kraft - Roman von Ist-TU- Spängkn« Gortsetznuan - »Und ein starkes Herz, Fräulein « , Gattin-, vergessen Sie das nicht,« be tonte mit sreimiithiger Galanterie der Graf. »Ein starkes Herz, welches so zusagen die Phalanx bildet gegen alle die moralischen Diebe, all' die vielen Schicksalsschläge, woran das Leben so reich ist. Zaghastigleit und Schwäche sind Jhnen fremd, Fräulein Gerta. Jch glaube, Sie besitzen das bewun . dernswekthe Talent, sich stets ohne , Murren in’ö Unvekmerdliche zu siigen. Ja, toer das immer tann! Mich läßt " - mein Selbstvertrauen im entscheidenden Moment gar oft im Stichel« ; . Eigenthümlich durchdrungen hingen » Jertrnds Blicke an des Sprechers Lip pen, und sast ängstlich fragte sie: »Haben Sie liirzlich diegbzziialiche schlimme Erfahrungen gemacht, Gras ? Tassilo? Es tarn mir bereit-Z an Wein nachten so Vor, als hätten Sie Ihre stülpere Heitelleit nnd gute Laune eins gebüßt.« Ueber des Grafen Hin-e flog ein trüber Schatten; er atlimsete rasch und schwer nnd entgegnete hastig: »Ich mischte »Sie einmal ossen nnd el)rlicl)sr-.1a!n, Fräulein Gerin, ob Sie es fixr eine moralische Schwäche an sehen, sich mit ZWIr Fiber des-: Bring, mit jedun Gedanlcn an eine Bache an zstllamcnerm die anscheinend lkoff nunazslos ists-« ,,Hostnungslost Das kommt dar aus an! Wenn damit tein Unrecht ver-: bunden ist: nein,« versetzte sie lurz und gepreßt und sentte den Blick. »Hm sein Unrecht? Ja und nein. Dem Gebote des Vaters zu trotzen, ist wohl als solches anzusehen!« liin seltsames Zittern besiel jetzt Gertruds kräftige Gestalt· Q, wie viel hundert Male hatte sie sich schon ein solches Ade-a Tete mit Iassilo Bran densels im Geiste ausgemalt. Genau wie damals, an Lorle’s Hochzeit, war es heut, wo sie sich in aeistvoll anreaen dein Gedlauder gegenüber saßen. Jetzt aber lag ettvasfjreindes zwischen ihn:n, seine Rede düntte ihr geheimniszvoll und retblümt Sie sühlte deutlich, hier vor einer wichtigen Entscheidng zu stehen. Entweder die nächste Zeit bara ein großes, sast schwindelndes Glück in ihrem Schoos3e, oder Gertrud Weni hard, das starle Mädchen mit den tla: ren, scharsen Blicken, war eine verblen dete vJihiirin gewesen, deren Achilles serse die einzig verivunddare Stelle das Herz, tödtlich getrossen worden. »Ihr Vater ist ein verurtheilssreier, edler Mann, der das Glück seiner Nin der nie außer Acht lässt!« wars sie leise ein. »O gewiß; aber er ist tein reicher Mann und deshalb zeigt er sich in manchen Punkten von starrer Unzu gänglichteit. Um Ihnen gegenüber rückhaltlos ossen zu sein, Fräulein Germ, betenne ich, mich in ein armes Mädchen verliebt zu haben!« Ohne die mindeste Bewegung des Schreckens zu verrathen, ohne eine Mine zu verziehen, ja lachelndcn Mundes begegnete sie seinem sreiniiithis gen Blicke. ----— Und dennoch rvar es, als ob eine elementare citcwalt ihr plötzlich alles Denk- und Fassnngsvermögen vernichtete. O nein, er durfte nicht er rathen, was sie bei dieser Enthüllung empfand Niemand sollte jemals ahnen, daß Gerlrud Wenthard eine Niete gezogen im trügerischen Spiele ums --—- Glücks »Dann vermag ich Ihnen nur den einen Rath zu geben, Gras Tassilm hassen Sie nur so lange, als eine-Mög lichkeit vorhanden ist, das Ziel Ihrer Wünsche zu erringen; aber auch nicht eine Minute länger. Ueberroinden ist wohl schwer ——- doch nicht unmöglich!« antwortete sie in ruhiger Freundlichteit und Würde. Noch eine Weite saß: n Beide toie zwei alte Freunde traulich beisammen Er erzählte ihr von seinen Plänen, sei ner Carriere und sprach sich auch ossen über der Eltern Sorgen hinsichtlich Rias Gesundheitszustand aus. « Mit sestein Händedruck schieden sie. Wieder slog der zierliche Schlitten durch die taste, reizvolle Winter-pracht »Ein starkes herz! O Gott, gieb rnir Kreist, es zu behalten!« sliisterte Gertrud und vergrub das thriineniibep sitörnte Gesicht in den slauskhigen Pelz 20. K a p i te l. T.-vtenbleichen Angesichts, mit merk lich behenden Gliedern, war Mauritia Waidenftävi neben der Mutter ins-Knie gefunien und barg das Köpfchen in deren Schopr Unierdriicktes Schluch zen und leidenschaftliche Schmerzens varoxysrnen erfchiitietien ab und zu den jugendlich fchlanien Kökver. Jtn Beifein von Frau nnd Tochter hatt-: here von Watoenfiädi soeben einen Brief laut vorgelefen, völlig ahni.ngstos, daß dessen Jnhali von fo fchn rwiegendek -Bedeutung werden fplliix L» Tief erschreckt Und von innigster Theifnahme eriiilli, zog die ältereDame vie Knieende höher zu sich empor und fasse weich: ; «Mou5, mein Liebling, wir ohnien ja tritt-, daß Dein armes, kleines herz « eben eine Neigung fiir ihn gefaßt hat! Allerdings, dann muß diese Nachricht Dir großen Schmerz bereiten. Da Euer beiderseitiger Verkehr nur den Charak ter größter Harmlosigieit an sich trug, so war ich weit davon entfernt, an eine eventuelle Gefahr für Dich zu denken!« Unruhig und bekümmert schaute Papa Waldenstiidt nach Frau und Tochter hin. »Ach, Manier, Vorher hatte ich es mir nie so recht tlar gemacht, daß ich Tat silo liebe. Er zeigte sich stets wie ein älterer Bruder zu mir, voller Rücksicht und Güte, und von Herzen freute ich mich schon auf sein Kommen. Durch diesen Brief aber und die schreckliche Kunde, daß er niemals zu uns zurück kehren wird, ist erst die Entdeckung in meinem Innern wach geworden, wiew unsagbar ich ihn lieb habe,« stanimelte das junge Mädchen heiß erglühend und verwirrt »Und er? Hat Tassilo Brandensels Dir jemals Andeutungen über seine Gefühle gemacht« Mau5?« fragte Herr von Waldenstädt in ungewohnter Strenge mit leicht gerunzelter Stirn. »Ich hatte eigentlich felsenfest auf seine Ehrenhastigieit gebaut!« »Nic, Papa, niemals! Allein gerade an seiner Zurückhaltung glaubte ich zu weilen wahrzunehmen, daß er eine Nei aung siir mich zu verbergen sich be: miihte,« entgegnete die Angeredete, wo. bei ihre Lippen schmerzlich wetten. »Nun. lass, es nur gut sein, Kind! Der liebe Gott hat uns vielleicht nicht ohne Grund diese neue Prüfung auser legt,« sagte Tier Vater, sich erhebend, und strich mehrere Male, wie das bei inneren lsrreqxinaen seine Art war. über die hohe kahle Stirn. »Du darfst Dich ab.«-r teinenfalls fentimentalen Schiner;engarisbiiicheii hingeben, Maus, sondern mußt verniinstig und standhaft sein. Gewiß ist es hart, die ersten Herzenstriebe grausam geinictt zu sehen, allein welcher Sterbliche hätte keine Euttäuschungeii zu verzeichnen! Mh ans Dein Zimmer, Maus, und zeige uan am Absan wieder ein heitere-; Gesicht." Herr von Waldenstädt legte die Rechte aus der Tochter dunkles volles Haar und küßte zärtlich ihre Stirn. Nachdem Maritia das Gemach ver lassen, faßte Frau von Waldenstädt des Gatten Hand und sagte mit lummers voller Miene: »O, Richard, auch das noch! Nicht allein des geliebte-r Kindes Enttäus schung und Weh ist es, was mein Herz mit bittrem Harme ersiillt, sondern auch die erneuerten peluniären Sor: gen drücken mich zentnerschwer. Du weißt, wie vorsichtig wir in der Wahl unserer Miether sein müssen, nnd dort-, diirsen diese beiden Zimmer nicht leer bleiben. Noch abne ich nicht, aus wel che Weise dieser Ausfall beim nächsten Quartal zu decken sein wird. Gras Brandensels war ein guter, pünktlicher Zahlen Alles geht rückwärts bei ung. Fast seh-: ich keinen Ausweg mehr!« »Mein armes, liebes Weib, umHiiw mels willen verzage nicht « jetzt noch nichts Jch qcbe ja zu, daß unsere mo mentane Lag-: eine höchst peinliche ist, aber vergiß niemals: wo die Noth am größten, da ist Gott am nächsten! Täg lich erwartete ich Nachrichten betreffs meines Roman-Hl Er könnte doch ange nommen werden und dann. . « « »Ach, Richard, Du bist sanguinisch und voller Hossnungen wie immer!« unterbrach Frau von Waldenstiidt der Gatten rasch, wobei ein trauriges Lä cheln um ihr-. Lippen flog. »Bedenle, wie viele schöne Werte als unverwend bar zurücklamen und nun gleich todten Kapital in Deinem Schreibtische lie gerit« »Ja doch s ja doch, Mia! Allein all das Zena war mit diesem Roman nicht vergleichen Hier habe ich sozusa gen meine Seele hineinaearbeitet und mit meinem Herzbiute geschriebn siir Ench!« rief der Hausherr tvie immer, trenn dieses Thema berührt wurde. fieberhaft erregt. »Sollte die Xsche « Zeitung das Werk resusiren, dann — hole sie der stimmt dann hänge ich die Schriftstellerei an den Nagel! Besseres zu liefern vermaa ich nicht. Ich sage Dir, Elsa, das Ding ist aut, Packend, kurz Alles, was man heutzutage siir das Ieuileton verlanat." »Gewiß, Regens-Mann wir sinden es; ich bin entzückt von jeder Zeile, die Du schreibst; maa keinen anderen Au ior mehr lesen. Allein - - wer in den Nedaktionen denkt wie ichs Wer wird unter Tausenden von Einsendungen gerade Dein Wert als-; aut und brauch bar heraussinden?« here von Waldenstädt richtete seine noch immer schönen, etwas sentimentas ken Augen nach der Decke und versetzte seufzend: « Ha, Elsa, es beruht eben Alles aus Glück, und einmal kehrt dieser seltene Gast aewisz auch bei uns ein.« »Gtiiek! Dieses schöne Wort ist so fremd gewarden,« erwiderte die Dame lunnnerooll. »Was wir anfangen, miß lingtl Darin, daß nun auch Branden sels uns die Wohnung austündigt, eigt wieger einmal so recht unseren nstern. Genau so wird es mit Dei nem Roman gehen, Richard. Jch flehe Dich an, baue nicht zu sicher daraus. Die Enttäuschung wäre gar zu hart!« Der Gatte wiegte sinnend das Haupt und zählte dabei etwas an den Fin gern ab. Fast schüchtern warf er hin: »Weißt Du, Elsa, das-, ich gerade heute vor 7 Wochen mein Manuskript an die X:Zeitung gesandt habe? Eine lange Zeit, um in Geduld zu warten!« »Zu lange bereits-, um auf ein gün stiges Resultat hosesn zu können. Mit Bangigkeit und Angst im Herzen sehe ich oft dcn aelben Post-vagen vor der Thür stehen und athme jedesmal er leichtert aus« Wenn der Kelch des Lei den-«- in Gestalt des Varletaustriigers an unserer Wohnnna vorü«bekschreitet,« aab die Dame schtverseuszend zur Ent geanung Der .tI-Jlsols,err, war, wie um dieses Gespräch zu beenden, an den Schreib tiich aetreteu und lanate nochmals nach dem darauf niedergeleaten Briefe. »Sieh-, hilf-J, jetzt wo Maus sort ist· tnnn ich es ja getrost sagen: es spricht ein sonderbarer Ton aus BrandenfelR Zeilen, als ob eine arriere pensee sich dahinter verstecke« Frau don Waldenstiidt nahm das Schriftstuet zu: Hand und lag: ,,Hock.-verehrter Herr! Es wird mir unendlich schwer,Jhneu und Ihrer liebenswürdigen Frau Ge mahlin mittheilen zu müssen, daß ich das hübsche, mit stets so behagliche Log-its auszugeben gezwungen bin und zu Ihnen zurijckkutelsren mit leider unmöglich ist. In untere rntteylulle areitt ja im mer ein höhere-· Walten ein dem uns unierzuerbnen wir arme Sterbliche ge nöthigt sind!-— Nachman danke ich Ihnen herzlichft fiir alle mir bewiesene Theilnahme und Freundlichkeit uno zeigt-neu mich mit den besten Griifzen fiir Sie, verehrte-: Herr von Waloenstäbt. und Ihre ge fummte Familie als Ihr qehorfarner Tassilo Brandenfels.« Zierlich und nett wie allmorgentlich loar im schlichten Waldenftädt’schen Speisezinnner der Friiliftiiclgtisch ge deckt. Die Kasseemaschine verbreitete einen einladenden Duft. Genau so, wie «Pnpa« es liebte, war vie Sohne ge wiirmt und mit dicker lHeim bedeckt, und das reizende Körbchen von durchbrm ebener Silberarbeit, worauf die obli gaten Berliner »Schrippen« lagen, hatte, als Erbstück aus auter alter Zeit, sicherlich schon nianch’ lecteres Bad-nett gesehen. Gott Lob waren die beiden Jungens glücklich zur Schule expedirtx nun erst Durste man sich einein Gefiihle urhigen Behagen-: hingeben. Der Hausherr bliitterte in der Mor genzeitUng, während seine Gattin ab und zu einen wehmütliiq priifenden Blick nach ,,!I·.Itaus« hinüberwarf, welche bleich und schweigsam ihren Kassee schlürfte und dem neben ihr sitzenden ,.Na·zi« dabei gelegentlich einen Sem melbrocken hinschleuderte. Da re tlingelte. Alle horchten nuf.» »L’V lUlLU UcL Olllsikuucx Icllt« Uc schmickitigte Papa, anscheinend sorglos» doch mit etroag unsicherern Blicte. Ach, es tamen so viele Leute-. die oft ein Attentat auf seine maaere Kasse iin Schilde fubrten. Es llingeltenoct)1nalgftiirter. »Hulda scheint nicht draußen zu scinBittez aeh’ Du, Maus. und öffne.« aqte merklich unruhig ,.««Utama«. Schtoeigeud verließ das junge Mäd chen ihrenPlatx um schon nach wenigen Selunden mit einem Brief in derHand zurückzutehren »Bisher-" fragt Herr viin Walden städt fieberhaft erregt. Mauritia fchante prüfend nach dein Post-Stempel nieder »Von - von ich glaube aus X, Papa,« erwiderte sie zögernd. Aber schon war der Hansherr ein porgesprungen nnd nahm der Tochter das Schreiben ungeftüm aus der Hand. Mit behenden Fingern riß er das Couoert in Stücke: ---— dann flogen seine Augen unstäten irren Blickes iisber lden kurzen Inhalt des Schriftstiieteis in. »Allintjchtiger Gott-Richard! Was ift geschehen?« Jn eineinSatze warFrau von Waldenstädt an des Gatten Seite und umfaßte seine haltlos schwankende Gestalt. Tiefe Blässe aab seinensha xeren Zügen fast den Ausdruck eines Verscheidendem ,,Sprich, o rede, Ge liebtert Jch vergehe vor Angst!« flü sterte die zu Tode erschreckte Frau. »Ich —- ich kann nicht —— sprechen — Elsa! Da — da ——— liest« Gleich unartitulirtem Gernurmel drangen diese Worte iiber die Lippen des Fas funaslosem Unsicher tastend langte jetzt dieDame nach dem verhängnisvollen Briefe. Er lautete: »Ern. Hochwohlgeboren erlauben wir uns heute ganz ergebenst mitzutbeilen, daß die Redattion der Xschen Zeitung Ihren Roman »Ehren wart« für das Feuilleton zu erwerben geneigt wäre und Ihnen für den ersten Abdruck desselben ein Honorar von 2000 Mark zu offeriren sich erlaubt. Falls unsere in der Beilage angege benen Bedingungen Jhnen tonveniren sollten, würden wir uns aufrichtig freuen, Sie auch fernerhin zu unseren Mitarbeitern zählen zu dürfen! Mit vorzüglichster Hochachtung ganz ergebenst die Redattion der Xschen Zeitung.« Ein heller Jubelschrei schallte durch das stille Gemach Frau von Wall-en städt war dem Gatten lc.ut aufschluch zend um den Hals gefallen. An seiner Seite, den Krpf in deS Vaters Schoosz vergraben, tniete Maue. Nur Rath mit dem unbestimmten Gefühle, das-, etwas besonders Erfreu lichzg in der Luft schwebe, raste wie ein Besessener im Zimmer herum. Jetzt steckte die alte Aufwärterin, welche miltlerweile von ihrem Aug ganae l)eiiagelel)rt war, den Raps ver mindert zur Thiir herein· ,,·Oulda, Du treue Seele-, komm nur herein!« rief Frau von Waldenstädt ’ ihr mit iibeiströmendsen Rucken zu. - »Höre die Freudenbotschaft: mein Mann ist ein bzriihniter Schriftsteller geworden! Ein großes Wert aug sci ner Feder, woran er viele Monate ac arbeitet hat, ist Vrn der Xschen Zeitung angetanft und glänzend bonorirt wor s den! Alle Noth hat nun ein Ende. I Gott sei Lob und Dank dafiir!« i I l ,,«ea,1a die Arbeit, sie schändet nienmlLs, sie webt einen Glorienschein tin-. jedes Haupt!« erwiderte die kleine Budliac pathetifch und schlich tief be weat wieder leise Zur Tliiir hinaus-. »Wenn-« Sie zivei Flascksn Ylioinery auf Eis und serviren «-ie um 8 Uhr ein gutes, kleines Souper: Filet saute anx chainpignon5, seine Poularde, dann Obst und Butter und Krise! Wenn Graf Brandenfelg nach mir fragt, so führen Sie den jungen Herrn sofort aus mein Zimmer!« »Sei-r wohl, ErlauchU Befehlen vielleicht noch ein Kaininfeuer? Es ist grimmig kalt bereits 12 Grad unter Null. « »Gut, machen Sie Feuer; das er höht die Geiniitl)lichteit, « entgegnete Hof-Ist Rheingberg und klopfte dem sich wiederholt vor ihm vernseigenden Kell ner leutselig aus die Schulter »Zu dienen, Erlaucht!« Mit gra ziöser Schwenkung, so daß seine Fa cade dem vornehmen Gaste stets zuge wandt blieb, tänzelte der junge Mensch nach rückwärts-. »Halt —— noch Eins. Hier diesen Stadtbrief befördern Sie mir sofort in den Postlasten. Es eilt!« »Zu Befehl, Erlaucht!« »Jl)re Hochgeboren der Frau von Waldenstiidt geb. Gräfin Rheine-berg« las des Kellners scharfe-s Auge niit einein einzigen neugierigcn Blicke, in dem er das Billet entgegennalnn und verschwand Jobst sah nach der Uhr; sie zeigte halb Acht. Also noch volle T.s:() Minu ten hatte er Zeit und Muße, seinen Gedanken nachzuhängen und iiber Zu kunftspliine nachzugriibelm LUU Ylllllclg War LPkcis IlllsklilLOckki in Berlin eingetroffen und wie ge wöhnlich im Hvtel Bristol abgestiegen Tassilo hatte er nur einen flüchtigen Moment am Bahnhvf gesehen, da die ser große Nile zu haben meinte und iiber heillose rslrbeit stöhnte. Die Ein ladung, bei ihm zur Nacht zu speisen, nahm er indeß dankbar an. »Mich diirstet förmlich nach einer cssenen Aussprache mit Dir. alter H;vbst!« war noch sein letztes Wort, als des Grafen Drvschle bereit-Z im Da vonrollen gewesen. Nachdentlich, die Arme getreuzt, schritt der stattliche Maan jetzt lang sam auf und nieder. Wahrlich, auch ihn selbst verlangte es danach, sein übervolles Herz zu er leichtern. Es war gar zu viel auf ihn eingestürmt während der jüngsten Zeit; oft hatte es Mühe gekostet, Fassung und Contenance zu behalten! Allein Rheinsverg gehörte nicht zu den Männern, deren Willens-kraft schnell erlahmt, die eine scheinbar schwierige Sache als uniiberwindlich bei Seite werfen Jm Gegentheil setzte er ein Point d’honneur darin, Hinder nisse beläinpsen und nach hartem Rin gen endlich einen Sieg verzeichnen zu lönnen . Seltsam, er, der die eigenen Wün sche durch lange Nahre andhast zurück aedrängt, fühlt-e ein Herz plötzlich von heißem« unbezivingbarem Verlangen nach Glück erfüllt. Zuweilen dünkte es ihn, die in Alt-Steine verlebten Weihnachtstoge seien nur ein Traum gewesen! Und dennoch hatte er etwas nach der fernen Heimatl) mitgenom men, was gleich Engelssittichen alle in ihm aufsteigenden Sorgen und Beden teu immer wieder verscheuchie: das fiifze Liebesgcftiindniß — den ersten schüchternen Kuß seiner kleinen Ruth. Jn wilder Leidenschaft pochte und hämmerte es in Rheinsbergs Brust, als er sich dieses beseligenden Momen tes jetzt noch einmal erinnerte. Der Wagen hielt bereits c.mSchlos3 portal, die Koffer hatte man aufgela den, da war er, wie durch innere Ge walten angetrieben, noch einmal hin auf nach der oberen Etage geeilt. Der Flur zeigte sich gottlob leer und mäus chenstill. Nur an der Thiir des »sein derzimmers« lehnte fein holdes-, blon des Mädchen, einen Ausdruck von See lenpein und ftuinmer Todesangst im sonst so heiter-en Blick. »Mutt) ----- mein Liebling, grämeDich nicht darum, wag immer gestern ge schehen, welcher Verdacht auch auf mir lasten mag. Jch schwöre Dir, daß ich schuldlos bin! Wirst Du mich jetzt wieder lieb haben — freundlich an mich denken und mir dertrauen?« sliisterte er der Fassungslosen Zärtlich zu. Da hatten ihre Arme sich unaeftiim um seinen Hals geschlungen - fest, o so fest, als ob sie die starke Gestalt nimmer lassen könne, und mehr ge liaucht wie gesprochen tönte es an sein Ohr: k-. ,,U"lUlsI s-« UUlC lIcUc lin YlLy UILU Uertraue Dir, Jobft!« -— Kurz darauf saß er einsam im Ei senbabncoupe und Vergegenwärtigte sich seine ernste Unterredung mit Papa Brandenfels am Morgen nach jenem so verhängniszvoll gewordenen Besuche bei den Wenilsards. Rückhaltlog hatte er sich dem alten Herrn offenbart und dag unseliaeMiszi Verständniß. welches Ria veranlaßt, seine harmlosen Worte alr- Antrag zu deuten, nach Kräften aufzuklären ver sucht. Ohne jede Scheu sprach er nun auch von seiner Neigung zu Ruth, daß das holde Geschöpf mit dein heiteren Sinne nnd jugendfrischen Gemüthe es ihm bereits während Lorles Hochzeit angethan. Sein einziges Streben gehe danach, dieses Mädchen als sein then res Weib nach Nostersheim zu führen. Tag um Tag habe er sich schon mit T dem Entschlus- herumgetragen, von » Rutbs Eltern die Erlaubniß zu diesem wichtigen Schritte zu bitten, jedoch während des Weihnachtstrubels sei teine günstige Gelegenheit zu finden gewesen. So hätte er denn schriftlich anhalten wollen. Jndesz müsse unter den obwaltenden mißlichen Verhältnis sen jetzt alles zur Sprache kommen. Zu Jobsts Bestiirzung war Gras Vrandenfels darob in sehr zorniger Weise aufgebraust. Er vermochte sich nicht zu entsinnen, den alten Mann je so erregt gesehen zu haben, und wäre es auch kaum festzustellen gewesen, ob der Kummer um die Erkrankung sei ner Aeltesten oder das Fehlschlagen sei ner Pläne dazu Veranlassung gegeben. Dunkle Röthe im Gesicht hatte er ausgerufem »Es erscheint mir wohl im Moment keine recht Passende Gelegenheit, Verlo-« bunggg und Heirathgprsssekte zu erör tern, verehrter Neffe. Gut, wollen Sie Ria nicht zur Frau, so ist dathre Sache! Ueber Rnth behalte ich mir jede Entscheidung vor. Nach Jahr und Taa können wir diese Angelegenheit I vielleicht wieder besprechen. Das J Mädchen ist vorläufig noch ein unreife » Kind. dem kein Urtheil zusteht! Punk s inm!« Ver Vater war zweneuog in iemem Rechte, und Wunden müssen verbluten, » dachte Jobst. Es diintte ibm nur so i unsaabar sch—:oer, sich länaer zu gedul den. Wußte er doch nur zu gut, daß er selbst kein Jünalinq mehr und jeder Taa ihn dem reiseren Mannesalter näher brachte. Aber vielleicht —- ---— s «Donner nnd Dorial Du wartest wohl schon aus mich?! Es ist spät ne worden, alter Junge, verzeih! Meine jetzige Wobnunq lieat da. wo dieFiichse sich gute Nacht wünschen -—-- schenßli ches Loch!« Mit diesen Worten trat Tassilo ins Zimmer und wars den Hut bei Seite. »Ah -—- grüß’ Gott. Lolo! Hübsch daß Du kommst. Es ist verteufelt lang tveilig, so mutterseelenallein im Hotel zu sitzen,« Versetzte der Graf und half detm Vetter beim Ablegen seines Pale to s. Zugleich mit dem Gaste war auch der Kellner eingetreten und deckte gschästig den Tisch. Wenige Minuten später saßen die Gäste beim woblangerichteten Mahle; aber Tassilo erschien unruhig und zer streut. »So, Kellner, jetzt nehmen Sie Jbs ren ganzen Klimbim zusammen unt -«-.-, f-« « »- « s « - ·—. l I- - L M stören Sie uns nicht mehr,« s te Rheinsberg nach beendetern Sou r und zündete sich eine Zigarette an »Halt ---— der Seit bleibt hier —-— so! Nun, Lolo, Du trinlst ja gar nicht?« Der Angerufene schreckte aus tiefem Sinnen empor und langte halb mecha nisch nach dem Glase. Jetzt endlich hatte der Kellner das Gemach verlassen, und zugleich sprang Tassilo wie elektrisirt mit dem Rufe empor: »Gott Lob, daß wir endlich allein sind, Jobstl Nun heraus mit der Sprache: Wie stehen meine Angelegen heiten? Jch hasse alle Geheimnis-krä merei! Deinem ausdrücklichen Wun iche gemäß bin ich von den Walden städtkz fortgezogen —- nun aber ver lange ich Offenheit, mon ami. Da Du mir Deinen Beistand zugesichert, möchte ich vorerst wissen, weshalb dieses son derbar gespannte Verhältniß zwischen Dir und Deiner Cousine besteht — weshalb diese ver-trefflichen Menschen in so bedrängter Lage sind, während Du . . ( der Sprecher stockte verlegen.) »So viele Fragen auf einmal zu be antworten, ist mir unmöglich« ver setzte Sltljeinsberg lächelnd und ließ sich neben seinem Gaste auf dem Saphir Platze nieder. »Ja, Lolo, ich werde offen gegen Dich sein, so offen, wie ich es bisher noch gegen Niemand gewesen bin. Deine Wißbegierde soll in jeder Hinsicht befriedigt werden. Also ad J, um Deiner selbst, um des Mädchen-Z willen, weiches Du liebst, und auch Deiner Eltern wegen veranlaßte ich Dich zu einem Wohnunggwechsel Je des Ding muß Facvn haben. Mag es nun toxinmen, wie immer es will, Du stehst gerechtfertigt da, mein lieber Junae Gewiß habe ich Dir meinen Beistand versprochen, und dieser Um stand ist wohl auch mit der Grund mei ner Reise nach Berlin. Aber von vorn herein mache ich mir aug, daß Du hierbei nicht ungeduldig wirst und drangstN Hamlo schlenderte lerne kaum zur Hälfte gerauchte Ciaarette fort und lehnte sich seufzend zurück, indem er mürrisch äußerte. »Was müssen die Waldenstädts von mir denke.1!« »Das ist momentan ganz einerlei. Tsie Hauptsache bleibt, ob Du Mauri tias Liebe gewiß bist!« »Ja —— ja und hundert Mal ja! Das babe ich Dir schon oft betheuert, alter Sicherheitskommissarius!« »Von, nun weiter. Weshalb diese Spannung zwischen meiner liebens würdigen Consine und mir besteht? So böte denn: Mein Onkel Mathias Rlzeinsberq, Elsas verst-:rbener Vater, dem als Aeltesten eigentlich der Besiß oon Rostersbeitn zustand, hatte sich in noclf ziemlich jugendlichexn Alter mit der schönen Tochter eines französischen Spraelylehrerg vermählt Da unser Haus«-gesetz eine urebenbiirtiqe Ehe des Majoratgerben nicht gestattet, so muß te er in Folge dessen auf die GüterVer ,2,ia)t leisten. Er rrurde jedoch durchs ein namhaftes Kapital, dessen Höhe mir unbekannt, anscheinend lebenslänglich alt-gefunden Ob die Brüder sich güt lich über diean Punkt aeeinigt haben oder ob dennoch Reibereien nnd Strei tigkeiten oort—nnen, vermag ich nicht zu sagen. Mein Vater, der damals als Lieutenant im Reaiment der Garde du Corps stand, machte sicher einen bril lanten Tausch; ebenso sicher Ist es aber, daß Onlel Matbiag und dessen Frau in Rostersheim niemals empfangen worden sind. Viertean nat auch meine Mutter, eine stolze Frau, den Gatten in seinen schroffen Ansichten noch bestärkt. Leider starb mein Onkel sehr früh, so daß ich mich desselben kaum mehr zu entsinnen rerinag und von der Existenz seiner Wittwe und Tochter überhaupt erst etwas erfuhr, als- ich erwachsen war. Man erwähnte dieser Verwandten im Elternhause meist nur mitAchselzucken. Ganz zufällia äußerte mein-Vater einst, das-, Elsa eine leibliche Partie gemacht und einen Liecteisant von der Artille rie, von Waldenstädt, geheirathet habe. Aus Deinem Munde, Lolo, anläßlich LorleZHochzeit, vernahm ich zum ersten Mal eine lobende Aeußerung über die Cousine und von geheimen Mächten angefeuert, legte ich mich fortan dar auf, alle nur moatiihen Ein,-elheiten über die Lebensweise und Verhältnisse der Waldenståidtg in Erfahrung zu liringenWag ich vernahm. erfüllte mich mit freudiger Genugthuuna, und im November stattete ich Elsa den ersten Besuch ab. Es geschah, offen gesprochen, in der wohlmeinenden Absicht, fie zu bitten, Vergangeneg vergessen sein zu lassen und ciuf meine verwandtschaftlichenGe sinnungen zählen zu dürfen. Llllein es wurde mir nur eine äußerst schroffe Ablehnung zu Theil, und nun erst ta men Dinge ans Tageslicht, die mich im Andenken an meinenBater erröthen machten. Frau von Waldenstädt be hauptete, einen von diesem geschriebe nen, leider nicht notariell beglaubiaten Neders zu besitzen, wonach der zeitwei lige Herr auf Rostersheim der Wittwe von Mathias Rheinsbera eine jährliche Rente von 2000 Thalern Zu zahlen sieh verpflichtete. Jene Schuld ist jedoch bis auf den heutigen Tag nicht abgetragen ern-then Solch beschämender Kunde ge genüber stand ich wie verblüfft da Y gleich Schuppen fiel es mir vlotzlich von den Augen« Der Erzähler machte eine Pause und seufzte tief, dann stürzte er hastig ein volles Glas Seit hinunter. Spannung und Unruhe in den Zü aen betrachtete Tassilo des Vetters ed les, männliches Gesicht, welcher leise fortfuhr Gortfeinng folgt-)