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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Jan. 28, 1898)
Nob stim- llistotiosl sookoy Die Piraten , See- Roma von Win. Eleer Initile III Schlatt Es vergingen zwei lange, bange Stunden, Die junge Dame wich nicht von der Neeling und verwendete keinen Blick von der Stelle, wo der ist-minim der mit seinen Leuten den Wald be treten hatte. Gegen ein Uhr huschte sie in die Kaiiite hinunter-, um sieh durch einen Schluck Wein zu stärken, da sie in ihrer Herzensangit ganz schwach und tranl geworden war. Wieder an der Nerling deH Achter decks angelangt, gewahrte sie driiben am Strande eine dunkle Linie; sie brachte schnell das Glas an die Aug-en und erkannte in dieser Linie ein-s Reihe Von zehn Männern. Ihr thesi pochte so heftig, daß sie dass Ostia-z kaum zu halten vermochte· Rom eins rnal schaute sie hinüber Es wirsn und blieben zehn Männer, und unter ihnen befand sich auch Robert Voldock, frisch und munter. Der Obersteuermann Matthews war auf dem Hauptdeck mit einer Schiff-S arbeit beschäftigt Ein freudiger Ruf des Mädchens lies; ihn aufbiicieiu »Sie tommei:, Mr. Matthewgi Sie bringen die Drei gefangen!« Er ließ die Arbeit liegen und eilte zum Achterdect hinauf. Das Mädchen reicht-: ihm das Glas. »Richtig-« sagte er, nachdem ·:k lange zum Strande hiniibergeblickt hatte, ,,sie bringen sie. Dann haben sie ausl) das Gold gefunden« Er setzte das Glas nieder und rieb sich vergnügt die Hände. »Das Goldt« wiederholte Marga ret. »Damit hatet ich gar nicht ge dacht. Wie aber, wenn die Räuber sich geweigert haben, dem Commauder die Stelle zu zeigen, wo die Goldtisten Versteckt od:r vergraben sind? Die » isel ist zwar nur klein, aber doch groß genug, um darauf Jahr und Tag nach den Kisten suchen zu können und dann schließlich doch nichts zu sinden.« »Sie iniissen das Gold h-.1ben,« ent segnete Matthetvs zur-ersichtlich, «sonft hätten sie sich nicht so bald aus den Rückweg gemacht.« Das Großboot stieß vom Strand-. ab, und bald waren von oBrd aus Erst-endile Johnson und Burn in den drei Gescnqenen zu erienntn. Als die selben iiber die Reelina gekommen waren und nun Mis-, slliansels sm sichtig wurden, standen sie wie ver steinert. Tuf Boidocks Beseht wurden Cavens disb und Johnson in ven Qlclrterrcium gebracht, Burn als-er mußte dem Com inander in die Fiejiite folgen. Margaret trat an das Ober-liebt senster und sah hinunter. Die beiden Männer saßen am Tische; Bvldoct hatte sein Taschenbush aufgeschlagen, und But-n zeichnet-: eine Art Stizxe oder Plan aus eine leere Seite des selben. Sie hörte, wie r:r unselige Mann um einen Schluck Bier bat; der Honi rnctnder holte eine Flasche und ein Glas aus der Steinger Pantrn und schenkte ein; Burn trank, und dann begann er zu treinen nnd unter strö rnenten Thränen von dem armen Masters zu sprechen. Das junge Mädchen lauscht: mit ges spanntester Aufmertsamleit. Bitrn betheuette, daß er dem un glücklichen Menschen herzlich zugethan gewesen sei; gegen den schwarzen Caldwell habe er stets eine inftkntti mäßige Abneigung empfunden, seit derselbe aber den Mordversuch an Misz Mansel ausgtsiihet habe, hasse und verabscheue er ihn. Er verschwor sich hoch und tbeuer, daß weder er noch Meisters eine Ahnung davon gehabt XIV su e:o,Vsti)åit hätten, daß ein solches Verbrechen iin Werte gewesen, woht aber hätten die Uebrigen ohne Weiter-es ihre Zustim mung gegeben, als Caldwell und Dabe nteremit der Absicht, das Mädchen kaut dein Wege zu schaffen, herausge kiiett waren. Margaret zweifelte keinen Augen tbliet on der Wahrheit dieser Beweise -r-.tng: sie erinnerte sich ietzt genau, be merkt zu haben, daß Burn und sein Freund mit den anderen nieman son derlieh harmonirt dritten. Eine eigenthtimlilhe Bewegung hatte sie ergriffen Mast-ers hatte sein Leben eingebüßt bei rein Versuche, ihren ver meintlichen Tod zu rächen. Wäre Caldwell von seiner Kugel gefallen, dann —- so hörte sie Burn dem Com mandeur riersichern — würde er ohne Verzug mich Dei-wire vor die Pistole gesordert haben. Margoket trocknete verstohlen eine Ihrs-is Der Anmstei Er hatte also eine stille Neigung siie sie gehegt, von der sie nichts gewusit Mit Rührung erinnerte sie sich seines bleirlessn Ge sichtes -- sie roch überzeugt, nie ein To schöne-«- Profil gesehen zu linker-, niisx das seine· Und der Mann war iisr sie in den Tod gegangen! Nur mit Miine unterdrückte sie ein Aufsehluciszsem sie trat von dem Oberlichtfeniter zurück. Dann vernahm sie die Stimme Vol docksk »Ich will hoffen, das; Sie mich nicht hintergeaangcn habili, Mr. Vurn," sagte er itreng. »Bei Gott im Himmels« antwortett WILFHML —- Beilage deS ,«?litzdger und Herold«. ? P- Wmdklulp Heransgeth Y mia v m no, Mel-k, den 28 Januar 1898 No. 2j, Jalskgmss 18« der ehemalige Schauspiel-er schluchzend, »was ich Ihnen mittheilte, ist die lau tere Wahrheit, die heilige, lautete Wahrheit!« ,,Gut,« versetzte Boldoct .,Gei")en Sie jetzt in diese Kamer und tornmen Sie angerufen nicht heraus. Sie sind them Gefangenen das versteht sich von selbst. Sie heben mir teine Veranlas sung gegeben, mich über ler Benehmen zu dellagcn, ganz im Gegscntlyeil zu all den anderen; trenn wir das Gold wie der an Bord haben, dann sollen Sie auch mit der Jhnen meinerseits zu Theil werdenden Behandlung zufrie den fein-« Gleich darauf erschien er wieder an Deck, ließ das Boot beinannen nnd fuhr abermals dem Lande zu. Er hatte es diesmal so eilig, daß er sied von Margaret nur durch eine Knßhand vom Boote aus verabschiedete Wieder stellte das Mädchen sich mit dem Opernglase an die Reeling. Eine halbe Stunde nach der Lan dnng des Bootes sal) sie die Matrosen aus dem Walde zum Strande tommen; sie schleppten schwere Kisten, die sie ins Boot luden. Dies wiederholte sich mehrmals-, dann stießen sie ab nnd rn derten dem Schiffe zu. Als die Kisten an Bord geliiizt wur den, stand der Coinmandenr ans Fall keep. Ein überglücklich-I Lächeln ver klärte sein großes-, rothes Gesicht Drei Stunden erst waren seit der « Information verstrichen, die Boldocl J durch Burn erhalten, und san-a befand i i i ) i ’ sich der gesaiktmte Goldschatz wieder im Ranni, in seinem alten Verschlinp zwi schen den Wollballen; die Lateine-let wurden ausgelegt, Und daan «:rging der Befehl zum Anlerhieven nnd Segel setzen. Uhe ones gescheit-, trat Mr. Mat the-wis, der Obersteuermann der »Quee", an den Commandenr heran. Der Mann koar so tief bewegt, hist er feinen Empfindungen nur mit ·-U"iii!)e Worte verleihen konnt-e. Er streckte Boldock die Rechte hin. die dieser schweigend drückte. »Es ist ein Aliicigfal,« sagte der (fornns.ander, »der uns Oriac reicher und hoffentlich auch l«:fier machen wird.« Dann rief er die Briga an, die nicltt weit von dem Schiffe anierte· »Wiss-:n Sie schon, Mr. Oarth daß wir den Geldschatz wieder en Bord haben?« Haken rief mit sclwllsjndn Still-Im seinen Gliiciwnnsch lxeriilser nnd eu pfing darauf die !lJiittheilnng, dass. der Commander mit Sannznuntergangz an Bord deg »Wellegley« zu kommen ac: denke, sowie ten Befehl, jetzt gleichfalls nnter Segel zu gehen und sieh in ver Nähe der ,,Que:n'« zu halten. Darauf erzählte Boldaci seiner Margaret nnd dein Oberstentrnnmn, wie er die drei letzten der Seeräuber zu Gefangenen gemacht nnd die stiften wieder erlangt hatte. Der Wald auf der Jnset war sehr dicht, so daß er mit sein«-n Leuten nur mit großer Benut sansteit hatte vorbringen können. Das bohe Gras machte ihre Tritte unhör bar. Nachdem sie eine Strecke zurück gelegt l;atten, stießen sie ganz uner wartet auf eine sonnenbeitrahlic Lich tung, in reren Mitte ein anz- Segeln errichtetes Zelt stand. Jm Eingang desselben gewahrten sie Mr. Bunt, der beim Anblick der Schaar sprachlos- vor Schreck und wie angedonnert verl)arrte. Sie sahen eine Menge leer-er Flaschen nnd die Reste einer Mahlzeit umher liegen. Die anderen schliefen im Jn nern des gelte-L Jm Nu waren alle drei ergriffen und durch Wegnahme ihrer Waffen unschädlich gemacht. Auf Vrldocks Frage nach den Kisten mit den« Golde grinsie Cavendish höhnisch und versteckt, keiner aber gab eine Ant wnet. »Als ihnen jedoch eröffnet wurde, daß das Geoszboot mit Beschlag belegt, der Hauptmann Trollop todt sei und ihre Kameraden sich in Eisen an Bord der »Oneen« befanden, die in Beglei tung des königlichen Veeciiessungs-s schiffes »Wellesley« bei Ver Insel vor Anker liege, da schauten sie einander bleich nnd betroffen an. Noch immer aber twllien sie nicht Rede siehkn, bis endlich. auf dein Marsche naaz dem Sttande, Butn dem Comnsa ide: ein retstohlmes Zeichen gab und ilim Alles beiennen wolle, was im Solon der »Oui«-i- spätee auch geschah Die Mit-In fanden sich an dein vnn Butn bezeichneth Oct, in since engen, dicht bewachsenen Schlucht am Fuße eines tieinen Hügels. Sie waren, wie But-n versicherte, seit dem Tage-, an welchem man sie aus dem Raum geholt hatte, nicht wieder geöffnet worden. Zwar hatte man oaran gedarl)!, mii dem Inhalt einer derselben ein Fahr zeug zu laufen, war aber bei der Be sprechung dieses Planes in Streit ge rathen, wie überhaupt Zant und Zwi hatten, bis die Sechs im Großboot da vongesegelt waren, nin ein des Weges tomtnendes Schiff zu kapern, wie der Commander richtig voraus-gesehen hatte. An demselben Nachmittage hatte Boldock noch eine zweite, längere Un terredung mit Burn. Der arme Teu fel, dessen erstes Debut als Seeräuber so verhängnißvoll für ihn geworden war, erzählte freiwillig alles, was er wußte, in der Hoffnung daß der Commandcr später zu seinen Gunsten Fürsprache einlegen werde. So berich tete er, daf; es in Sidneh allgemein be kannt gewesen sei, dafz die ,,Queen« mit einer auc- den Diggingg gekomme nen reichen Goldladung nach England in See gehen sollte. Eines Tag-es war ihm Trollop auf der Straße begegnet nnd hatte ihn gefragt, ob er Lust habe, sich einer Gesellschaft von Männern anzuschließen, die den Plan gefaßt hätten, als Passagiere an Bord der »Qneen« zu gehen, um sich während der Fahrt des Schiffes und des Golde zu bemächtigen Als er einwilligt-:, führte Trallop ihn in das Hans eines Mannes mit Namen Moses Jakobs ein, der das zu diesem Unternehmen lenöthigte Capita l herzngrben bereit war. Hier lernte er Caldwell, Dane nire nnd einige der anderen kennen. Da die Gesellschaft noch nicht voll-säh lig war, bewog scr Master3, derselben beizutreteik Saundersz der Eigen thümer der Brigantine, die sich zur be stimmten Zeit bei der Infe- halloran einfinden sollte, war Moses Jacobs Sehn-Wen Derselbe wurde jedoch anf See von einer fallenden Raasc so schwer Verletzt, das; er nmieltren Innszie. ohne seinen Antheil des Planes ausgeführt zu haben. Am Tage seiner Rückkunft nach Sidneh war er sexnrn szletznn gen erlegen stigleiten unter ihnen nie aufgehört Rait- glucllicher Fahrt langten lseidc Saum ivolzlbedalteu in Eidnen an. Die sogleich angestellten Nachforschun geu ergaben, daß Moses- Jacobs sie-) - aug- dein Staube gemacht hatte. Er lvnr der Schlimmste der ganzen Bande gewesen. Naelj allgeinsinez ’tt1:ik.tss: « mußte er mindestens- zweitausend und fiinfliuudert Pfund f:ir dag- fis-traube riscl;.«1lnternei;ni:n aufgewendet haben, sein Verlust war daher nicht get-tut Und diese Summe hatte er gewagt le diglich auf die Voraussetzung Wi, Taf-, di: Brigautinc rechtzeitig Hei Her Ji«sel eintreffen wurde. isonunander Volk-net -u.·ir eine Zeit lang irr Held des Tages-. Stigmen von Musik-einen uilgsxrten täglich zum Hase-n, unt sich die »Quecu« nnd lieu ,.2liclleglei)« anzusehen stllsi die erster: später die Heinisahrt nach Louoon..ni trat, geschah die- unter der Führung s des «·Utr. Matthclvs, der Von txt Rhe derei zum Capitiin des Schiffes er nanut worden war. Das Vergegeld, au oazi der Ganz niauder dec- ,,Welleslei)« so srtuudlirtte ;-iiiliiiiftg«träitine geknüpft hatte, kuiu in Höhe von zwanzigtausend Pfund zur angemessenen Vertheilung unter allen denen, die den Goldschntz seinen Eigenthüniern retteien und zuriict brachten. Boldocks Antheil iiberstica seine tiilnisteu Erwartungen; auch seine Gattin, die ehemalige Mis; Manset, wurde reichlich bedacht, denn ohne die Rolle, die ihr in dem Seedraina zuge thseilt worden, hätten die Piraten ihre Beute ungehindert in Sicherheit ge bracht und sich damit in alle vierWinde zerstreut, ohne auch nur an Moses Zu denken. Davenire und seine Spießgeselleu wurden zu lebenslänglicher Deporta tion nach der schrecklichen Strascolonie auf der Jnsel Norsolt verurtheilt, aus genommen Burn und Caldwell. Der Letztere mußte als unheilbar wahnsin nig in einem Jrrenhause untergebrarlu werden. Butn aber wurde nach Been digung des Processes auf freien Fufi gesetzt; seine Bereitwilligkeit, dein Commander Boldocl zur Wiedererlan gung des geraubt-en Gutes zu vernei sen. wurde dadurch belohnt, daß man ihm die Vergünstigung der Kronzeugeu getgährte und ihm jegliche Strafe ers lie . Ue in den Booten der»uueen" ans gelegten Passagiere und Mannschaften wurden sämmtlich- gerettet und in au stkalifchen Häer gelandet, nur Meg. Pencoct unterlag den Strapazen nnd fand ein Grab itn tiefen Ocean. Und gerade sie hatte die Reise lediglich zu Ftkäftigung ihrer Gesundheit unter nomment Cotnmander Boldoct blieb noch einige Zeit im königlichen Dienst, aber wenn er von einer Fahrt heimkehrte, dann erwartete ihn seine junge Gattin in einem freundlichen Häuschen, bas· inmitten »eines blühenden Gartens lag und vor dessen Thitr ein kleiner » Springbrunnen plätscherte Zirbeitsläraft Roman von Zrciinnon Spalt-Inn (Fortsetzung.) Wer jetzt die beiden Frauengeftalten neben einander stehen sah, der hätte ganz entscgeden Frau Christa den Preis der «chönheit zuerkennen müs sen, da die Tochter auch nicht an nähernd so viel Grazie entwickelte. Wenngleich der Jüngeren Züge viel leicht regelmäßig und schöner geschnit ten waren, so lag über dem Antli der Aelteren dagegen wieder ein bezau rn der Liebreiz ausgebreitet welcher das ernste ruhigeMädchengesicht merklich in Schatten stellte. Nur wer Beider Augen einer schätze ren Musterung unterwarf, der tvn te sofort, daß Gertruds große, braune Sterne der Spiegel eines klaren, festen Charakters waren,- während in den meist verschleierten Blicken der schönen Frau zuweilen etrvasllnstätiges, ängst lich Loderndes zu Tage trat. Diese war bedeutend fchlanter und tleiner als die Tochter, und auch ihr Haar zeigte ein aoldiges Kolerit, was, im Verein mit dem niedlichen, beinahe loletten Näschen, der Dreiundvierzig jährigen fast noch das Ansehen eines Mädchens verlieh. — Beim Eintritt in das meergriine Gemach schlug Gertrud eine Wolle von Rosenduft entge en, ein Parfüm, wo mit Frau Wenlgard sich stets umgab; die heiße, dicke Luft in dem geschlosse ien Raume benahm ihr fast denAthem. »Denle Dir-, Gerta,« rief die Mut ter, nachdem die Thüre kaum ihr irge falleu, lebhaft nnd erregt, »Freds oth zeit ist fiir den i. September angesetzt worden; also demnach in vier Wochen! Da, iieg selbst, die Braut schreibt es nur.« »So bale« entaeanete Gertrud, roc hei eine Wolle des- ilnmuthes iiber ihre Züge flog »Ja, Rind, etwa-J lsjnaer hätten sie wol-l warten können. Jch finde es pie tät os, in der Erinneruna an Papa. Gerade er war stets so rücksichtsdoll in allen seinen Handlunae11." Ueberrascht sah das Mädchen in der Mutter lebhaft aeröthetes Gesicht. I Hatte es nicht den Anschein, als schim I mere es in den blauen Auan seucht? War es nicht ausfallend, das; diese jetzt des Verstorbenen Erwähnung that, was sie bisher fast scheu vermieden? »Mit-del staat uns sa nie um Rath und handelt stets nat-h eint-nein Ermes-v sen,·«J gab Gertrnd tiihl nnd gelassen zurua »Nein, daran sind nur die Branden I selg schuld. Was kümmert die das An : deuten an Papa! Die k)o-.-hiniil«-hige Ria insbesondere gerirt sich wirklich, als ob : wir eBide eine sataleBeiaabc und Leute I wären, die man nur duldet. Du . glaubst nicht Kind, toie die ganze Ge sellschaft mir ztswider ist!« tief Frau Christ-i in steigernder Errettung. »Aber, Martia, Lore magst Du doch gern! Sie ist so anschmieaend und her zensant Auch nicht eine Spur besitzt sie von rein sogenannten Branden sels’sehe«·1 Stolze!« siel Gertrud begü tigend ein. »Pah- - ja. Weil sie noch ein halbes Kind nnd blind verliebt in Fred ist —-— oder vielleicht stellt sie sich auch nur Diplomatie mit der »Sch-wieaermut-· ter« gut. Laß die Kleine nur erst ein mal zu klarem Betvp.ßtsein ihrer Stel lun uns gegenüber kommen, dann tvi sie die hohe Abkunft bald mehr an den Tag fordern, als uns lieb ist,« tönte es bitter zurück. »Und doch sreutegt gerade Du Dich so sehr itlser die Ver obuna, Mama!« »Gewiß, das thue ich auch heute noch, weil eine Art Genu thuuna für mich darin liegt —- eine zievanche für Alles-, was Papa und ich während langer Jahre von den« Brandenfels erdulden mußten. Jeßt ist der Sohn des Woll sabrikanten doch gut genug sitt die er lanchte Kmntesse.« Frau Cshrista stamdste mit dem klei nen Fuße ans den Boden und lachte » höhnisch auf. »Die Hochzeit wird hoffentlich nicht » sehr groß werden, der Gedanke, jetzt ; schon so viele fremde Gäste sehen zu i müssen, wäre mir dedrücken«d,« meinte Gertrud sinnend und langte nachLorles Brief. »Natürlich soll sie groß und glän zend werden. Daraus kannst Du Dich verlassen. Es dürfte daher bald an der Zeit fein, unsere dazu erforderlichen Toiletten zu bestellen, Kind.« versetzte die Mutter mit kurzem Lachen. »Ach, Manier ---«, jetzt, wo wir noch um den lieben Vater in Trauer sind, sprich doelzlnicht davon.« Einen - toment zuctte es wie Verte aenheit über die Züge der schönenFram dann erwiderte sie rasch in merklich überlegenekn Tone: »Ja besonders frendiaen Veranlas sungen darf man die Trauerkleidcr ablegen, und Du wirst es mir wohl nicht verargen, trenn ich bei diesemFeste t in einer Freds Mutter gebührenden Weise erscheinen soll. Ich habe bereits an filberdurchtvirkten, grauen Brotat gedacht, vielleicht mit schwarzen Mam outs arrangirt. Der berühmte Red fern in Paris wird eine solche Halb trauer-Toilette sicher entzückend her stellen.« Gertrud batte sich abgewandt und sehnte am Fenster, während die Mut ter lebhaft angeregt fortfuhr: »Uebrigens fällt mir ein, daß Du mir nachher Giibel schicken kannst; er soll mir einige tausend Mart aus der Haupttasse vorstrecken. Gerade dieses Vierteljahr bin ich ganz besonders tnappl« »Das wird schwerlich gehen, Mama. Die Drainage der Niederungsselder und der Bau des neuen Schornsteins an »der Ziegelei hasben alle disponiblen Gelder verschlungen,« erwiderte das junge Mädchen unangenehme berührt, fast erschreckt. »Aber ich muß doch diesen Betrag haben. Nehmt ihn her, tm Jhr wollt. Jch werde mit meinem Gelde doch thun und lassen können, vwas ich will,« be harrte Frau Wenthard eigensinnig auf ihrem Willen, wobei sie sich in einen Lehnsessel warf und die Füße überein ander schlug. »Selbstberständlich, Mainaz ich bin fa sozusagen auch nur Dein Geschäfts fithrer und maße rnir durchaus nicht an, Dir irgend welche Vorschriften geben zu wollen· Aber bitte, erinnere Dich gütigst daran, daß Du seit Papas Tode die Kasse schon in einer Weise in Anspruch genommen hast, die Dein jährlich-es Einkommen bei Weitem übersteigt,« entgegenete die Tochter zwar freundlich, jedoch fest. »Thorheiten! Wozu macht Jhr Ver besfsserungen?« brauste Frau Wenkhard au . »Weil diese nothwendig gewesen sind, ; Martia Da Du mir nun einmal plein pouvoir gegeben, so liegt es mir do h auch daran, Dir Turnau tm allerbesten Mustande zu erhalten. « »Gut. Dann muß Fred von meinem auf der Fabrik stehen«er Kapital her ausriicken!« klang es schmollend zur Antwort »O, Martia, da wirst Du schwerlich rcusiirm Friedel hat jetzt selbst so enorme Ausgaben, daß seine flüssigen Mittel wohl längst erschöpft sein wer den. Wie mir der alte Willmann neu lich unte-: Seufzen versicherte, sollen allein die Möbel siir den angebauten Tanzsaal 20,000 Mark kosten. Dazu beabsichtigt der Bruder noch eine Hoch zeitgreise nach Griechenland zu ma chen,« laut es merklich spöttisch aus des jungen Mädchens Mund. Frau Wenkhard starrte finster vor sich hin nnd gewahrte nicht« daß der s Tochter Augen ängstlich Priifend auf ihr ruhten. »Und Dein Gele Was fängst Du eigentlich mit Deinen Revenueu an, Kind? Auf Toilette legst Du keinen be sonderen Werth. Kunstgegenstände sind Dir uninteressant, Schmuck trägst Du nicht, und dabei verfügst Du iitber eine jährliche Rente, wovon ein Familien vater mit acht Kindern bequem leben kannt« sagte Frau Christu, indem ihr nielodischeg Organ ein wenig Schärfe verrieth Wie herber Trotz guckte es flüchtig um der Gefragten ausdrucksvollen Mund, darauf entgegnete sie völlig ruhi ,,I(gitviß, Du hast Recht, Mama, fiir meine Bedürfnisse brauche ich aller dings nicht viel. Dagegen lasse ich den Ueberschuß meiner Einlunfte dem lie ben alten Turnau zu Gute kommen Esss giebt darin noch so manches zu ver-« be ern. . ,.":·.«.; —— Du meinn wohl, ich tonnte Dir den Besitz teftamentarifch verma chen; fiir Fred ist ja genügend ge orgt. Brillant ausgedacht. Eine solche « par - xamkeit ist so übel nicht!« spöttelte die chöne Frau. » »Mama, welche Jdeel Daran dachte ’ meine Seele noch nicht!« rief Gertrud dunkelroth im Gesicht Und fügte mit » kaum zurückzudrängender Heftigkeit - hinzu: »Ich habe nur des theuren Va ters yaugyalterifchen Sinn qeerbt und I bin nicht im Stande, das Geld, welches man im Schweiße redlicher Arbeit er rang, fiir allerhand Flittergram zu ver eudenl« ,,- ante bestens fiir diese weise Lehre! Chaeun a fon gont, mein Kind,« ver setzte Frau Christa und warf den blon den Kopf zurück. »Ich meinte damit nur Friedrich, Mama. Was Du thust, würde ich mir nicht erlauben, zu bequtachten,« klang es gepreßt znr Antwort Das junge Mädchen war jäh erblaßt und drückte ihre Finger trampfhaft in die Seiten-« polstek eines Fanteni15. »So!« Wie eine fchrille Dissonanz « tönte dieses kurze Wort von Frau ’ Wenkhards Lippen. ! Sie war emporgesprimaen nnd lief H mehrere Male im Zimmer auf nnd ab. - Gertrud gewahrte deutlich, daß die Mutter einer leidenschaftlichen Erre gung Herr zu werden kbemüht war und etwas lwie Schmerz und Angst in ihren Zügen kämpfte. Sofort regte sich ihr gutes herz« Mochte diese immerhin Hunderte,,ja Tausende für ihre tostsspieligen Passio nen nnd Bedürfnisse verbrauchen, schließlich war es ja doch ihr ei enes Geld, wag sie verausgabtei Un der Vater, der liebe, nachsichtige Vater, hatte die schöne Frau so namenlos ver w'öhnt. , Jmmer noch ernst, doch in herzlicher Weise trat Gertrud an sdie Aufgeregte heran und sagte Veschwichtigen«d: »Wenn Du Dich noch vierzehn Tage gedulden könntest, Mama, so will ich mit Ginel Riicksprache darüber nehmen und ihn fragen, ob es möglich wäre, fün bis sechstausend Mart für Dich fliis ig zu machen. Es thut mir leid, wenn eine sataleGeldangelegenheit Dir Sorgen bereitete.« - Die Anaeredete war stehen geblieben, legte ihre winzige Hand, welche von Steinen blitzte, auf der Tochter Arm und erwiderte seufzend: »Ach, Gerta, Jhr müßt mich nun einmal ver-brauchen, wie ich bin. That mir nur die einzige Liebe und laßt mich ungehindert meinen Weg gehen; kriti sirt und beobachtet werden ist mir in den Tod verhaßt.« , Ohne Entgegnung hatte Gertruh das Gemach verlassen. aber noch immer stand die schöne Frau mit der tief in die Stirn reichenden Wittwenthaube, einer Bildsäule ähnlich, inmitten ihres reizenden, von allen erdenklichen Kost barkeiten strotzenden Boudoirs. 5tlllein gleichgiltig, fast verächtlich, streiften ihre milden, erloschenen Blicke jetzt darüber hin, während es in zit ternden Wehelsauten über ihre Lippen klang: ,,Soll denn dieses Ringen mit einer dämonischen Gewalt niemals aufhö ren? Meine Lebens-kräft, meine Ehre und Frauenwürde setze ich dabei ein! Vergebens. Fort und fort schleppt eine Sklavenkette an meinem Fuß. Giebt es wirklich kein Mittel, mich zu be freien? Nein—keines! Nur im Verges sen —— im trügerischen Vergessen finde ich Ruhe!« Frau Chrisias schlanker Körper schüttelte sich wie in einem Krampse. Dann stürmte sie in ihr sanstoßendes Schlafgemach, dessen Thüre sie rasch verschloß. I 7. K a b i t e l. Im Alt-Stein« Schlosse waren die Hochzeitsvorfbereitungen im vollsten Gange. An verschiedenen Stellen des cusgedehnten Partes, insbesondere dort, wo nach dem Festprogranim der Brantzug den Weg durch den Garten nach der etwa fiinf Minuten entfernten Kirche nehm-en sollte, hatte rnan hohe Ehrenpforten errichtet, nndGuirlanden aus Eichenlaub nnd Tannengriin um wandeu die schlankenSäulen des Por tats. Diener und Gartenburschen liefen geschäftig mit blühenden Topfgewäch sen und knnstooll arrangirten Blumen vasen tieppan, den Gesellschafts-räumen zu, und Vom Souterrain quoll bereits ein leckerer Geruch von frischgebackenem Kuchen und Bratenduft bis in den herbstlicheu Garten hinaus-. Ueberall zeigte sich regeZTreiben und ungetrübte Fröhlichkeit Dabei strahlte die Septembersonne gar heiter Vom Himmel nieder, was die Feststinnnung noch merklich erhöhte-. LunMurgcn waren schon verschiedene ansmärtige Gaste angelangt, Ver wandte der Brandeiifels, deren Kom inen bescndcre Freude erregte. Der Abend war fiir eine große Soiree bestimmt, wozu mehr als hun dert Einladungen an Nachbarn und Bekannte ergangen waren; denn aus Rücksicht fiir die Trauer der Familie Weukhard durfte kein Ball stattfinden. Bereitwilligst hatte Jedermann zuge sagt, das schöne Fest feiern zu helfen. Vorzuglich aber sahen die jungen Schwestern der Braut: Ruth, Emmi und Adda, Lorles Ehrentage in kindli chem Vergnügen entgegen und hatten bereits verschiedene Polterabendscherze ausgesonnen Jn Begleitung Von Fräulein Dies war Erstere am Morgen im Ponti wagen nach Bärfellde hinein efahren, um noch einige nöthige Gegenstände zu beigegng « «’«D:eijze1ngen vom frischen Herbst trnnde lebhaft geröthet, die großen schiefergrauen Augen von Uebermuth nnd Lebensfreude blitzend, so trat die sechzehnjährigeRuth in ihrer etwas un gestümen Art bei der Mutter ein. Graf und Gräfin Brandenfels saßen vor einem runden Tische und machten die Tafelordnung für das morgige Hochzeitsmahl. Die Eintretende ge wahrte jedoch nicht, daß noch mehrere Personen anwesend waren, welche hin ter einer Portiere halb versteckt im tie fen, nach dem Parke gehenden Erker saßen. ,,Denke nur, Matti, wir haben heut ein Abenteuer, ein richtiges Abenteuer erlebt! Es war wirklich zu spaßig!« rief der reizende Backfisch nnd warf den Kon mit dem langen, blonden Zopr keck in den Nacken. ,,7’frtinlein Dietz Ist ganz begeistert nnd bat entschieden eine Errbernng gemacht Ich versichere Dich, Mutti. der Mensch ist aber auch ihm-W »Wer denn? Von wem sprichst DI eigentlich. Kind?« fragte die GrF· halb verweisend, mit unruhiger- , « tenblick nach dem Erker hinli« Unterbrechung schien ibs angenehm zu sein; sin» nxit einem Bleististe »Nun, bon ? Fremden, dem , lans v. Urk ( Monaten ge s« «