Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, January 21, 1898, Sonntags-Blatt., Image 15

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    Die U ins suppqu
Novelle von LuiseGlask
Um die Zeit des großen Krieges tvar
die kleine Saphir Mädchen fiir Alles
itn Hause meiner Eltern. Sie war
nicht besonders- tlein und ihre Vorgän
un gleichen Namens tvar nicht ve
onvers groß gewesen —-- aber die erste
Sophie, die Väterin meiner Kinder
jahre, war die Sopyie tut’ exogen, jede
andere mußte unbedingt »l1emer« aus
fallen.
Die erst: Sophi-, »meine So:l)ic.«
wie ich zu sagen pflegte, hatte gebei
tathet. Jch begriff durchaus nicht«
tote sie die Geseuictxast einei- Mannes
der meinen verziehen konnte und war
unt erstenmal in den zehn Jahren un
jetet Bekanntschaft unzufrieden mit
he. Sonst hielt ich bei being-lichem
Zwiespalt stets stumm, aber leiden
chastlich zu ihr, denn tneine Soptsie
weinte, .venn sie anderer Meinung war
als meine Mutter, nnd da diese in sol
chen Fällen weder zu weinen noch auf
geregt u sein pflegte, war naturlich
meine Si-—opl)ie der bemitleidengioekthe
Theil.
Auch sont schien mir, wurde nicht
enugende iiclsicht aus sie genommen.
Sättn Beispiel mochte sie keinen Reis
e en, da aber Reis und Nindfleisch ein
Lieblingsgericht meines Vaters war,
behaupteteMama, es könne nicht durch
aus vermieden werden. Dann hantir
te meine Sophie mit stillem Groll in
ihrer Küche, sie verdarb nichts an un
erem Essen, behüte; ich meinte aber
.ni Gericht ihr Mißvergniigen abzu
schmeelen, und das machte auch mich
unempfindlich gegen die Vorzüge des
nalyrhasten Elefanten- und Chinesen
kutteriT zumal ich an Reif-tagen in der
eten Furcht lebte, meine Sophie töri
ne ver ungern.
MeineSophie verhunaerte nicht, son
dern uerlobte sich; durchaus staut-kege
iniiß und ihren-Jahren --ntsprecheiid mit
einem gesetzten Wittiiann Sie sind
beide gut dabei tief-Ihren, obgleich So
pbie durch die Verlobuna zunächst nicht
chösier wurde, wie dass sonst liebenden
räutcn geschehen soll. -——· So ianae
sie in unsere-n Dienste stand, war sie
eine ,,Marche«, das lieiszt sie trug Al
tenbitrqer Bauerntracht. wag ihr sehr
ut stand. Aber als Straßenirieisters
raut wurde sie ein Stadtische und
»kleidete sich uin.« Die »tlin(ietledde«
ist allezeit ein mertmiirdiaei Anblick,
jeder Altenburger weiß das-. Viel Haar
pflegte sie nicht zu haben, denn das
harte engariliegende titspftch scheuen
sachte aber sicher den »Schuan des
Weibes-« zu Todes und laufen lernen
- muß die Umaelledde auch eilt, dieweil
sie zum erstenmal im Leben einen lan
gen Rock trägt.
Mein-: Saphir wurre mir durch die
se Masterade ein wenig fremd, etie sie
noch das Haus fiir immer verliesi nn)
iet. wandte meine Theilnahme der tlei:
nen Sopbie zu. die freilich »Meine«
durctiaus nietkt erreichte.
Eine Marthe war sie natiirlich auch,z
aber das richtige Bauerndeutsch ging,
ih: in Augenblicken ter Enikörungi
durchaus nicht so glatt und eigenartig
von der Same und weni sie sich auch
als ein freundlicher,arbeitsanserDienst:I
bote erwies, so viel Goldtörner trug iie
nicht mit sich durch’5 Leben wie meines
Sol-hie deren in dem aroben Quarz«
ihrer eigenartigen Umgangssormen mit
sich heriimfiihrte. l
Natürlich blieb meine Sovhie un
« serem Hause treu, freundete sich mit der!
Mein-en an und übernahm die Oberlei-j
tung unserer großen Wöschen und
Bierteljahrreineinacheii. s
Jch erkundigte mich dann immert
sehr eindringlich, od es bei uns nicht
viel schöner sei als bei dem Straßen-·
meister. i
»Du! Sag malt Aber ehrlich!«
Dann machte Meine ein so nachdenk
lich Gesicht, als sollte sie dem Abt von:
St. Gallen die tnifflichen Kaiserfragent
beantworten, stauchte die Wäsche mitt
erhöhter Kraft in’i3 Seifentoasser uno
sagte endlich: »Na ja, gut marsch,l
adder derMensch muß’s nich immer gut;
hammx wenn er aus «n Kinnerschuhms
is, soll er sich plagen. Nu kann ichs
doch emol orntlich scharwerte un da
her-seien un weil’s e so ungefähr in
der Bibel steht, tvo auch steht heirathen
spät-' gut -—-«
Jch war vibelfelt genug, sofort mit
dem zweiten Theil des Spkuaiez auf
tvarten zu können, aber da ließ Meine
das Stauchen sein, strich sich deni
Schauen von den Händen, itemmte sie»
mit ver historisch gewordenen Wasch-«
weibergebärde in die Seiten und sagte:«
»Nee3 Da hat er sich nii doch vergal-:i
lpppirt, indem er vergessen hatte, war-«
vorne im Buch stand von Adamen, dem!
das Alleinsein nicht am war. Un wag
en Wittmann mit Rinnern is, erichF
recht nich; un wenn eine das nich ein-;
steht un dem Wittmann nicht beispringt
nachher is es eine alte Tantr. Un met-i
ne Truhe war auch gefüllt un es fehltej
an nichts, un es war Zeit, was du nichs
verstehst, von wegen daß du noch mich«l
, emal tumfirt bist.«
I.
i
Das war ich noch nicht, und das
mußte mich trösten, kenn ich verstand
Meine diesmal allerdings nur unvoll
ständig, und daß vie Kleine stammt
aber eindringlich dazu mit dem Kopfe
niste, hielt ich iiir Lieveoienerei gegen
vie Frau Straßenmeiiterin.
Bei ver zweiten Wäsche schon mußte
ich staunend sehen, wie sehr die Ehe
unseren tantigen Evelltein est-zuschw
Ien benann
«Run Sophie,« fragte Mutter, die
ihr etwas Gutes ai.thnn wollte, «was
soll bei-te aetacht werden«
Meine aber antwortete mit einer.mirI
deuchte spartanischen Heldenbastigkeik
«Reis und,Rindsleisch.«
«Sophie!« rief ich entsetzt.
Rubin erklärte sie: »Na weswegen.
denn nich? Das macht wenia Tredel,!
was von wegen der Wäsche gerade recht,
is. un billiq is es auch, nn’5 Geld hat-,
so tvie so Beene, mr braucht's nich zu!
verurschelnx Hiebaus bot was-, Fraß-I
aus adder bot sei Lebtage nischt —«
ich ioch itz alle Wochen enial Reis, dak
wird mersch aewöisne." I
Starr blickte ich meine Sovbie an»
Alle Wachen Reis essen, scharwcrlenk
und innnscrn —- oas also war’s, was
Meine in ihrer Eise einaetanscht hatte
gegen das Behagen unserer Küche uan-v
meiner Gesellschriit —- wann ainaen
ihr denn nun endlich die Augen aus!
Aber als hatte in· dikie umarmt-nir
ten Gesantxn errathen antwortete sie
meiner stummen Speien-sitt »Was mei
Itlcann is, der saatz Gimfe hanun is
ant, enne aute Frau hamrn is- besser.«
Und die kleine Sovliie niate dazu«
abermals lräftia mit dem Kopfe.
War es Meiner Beispiel und Rede
ooer hatte die Kleine diese Ansichten;
schon früher gehabt, sie nützte ihre»
strien Sonntage reichlich zum Suchen»
nach dem Rechten aus-, ohne zunächst
etwas zu finden· Die Kleine hatte ein
hübsches Gesicht und trua hellseioene
Kanten nm’5 Sonntaaglovituch des
halb machte sie Ansprüche und war siirz
Aparte. I
Ehe sie den Aparten gesunden hatte,
lam der aroße Krieg; das war eine
ichlechte Zeit, um nach einem Freiatz
mann zn suchen. Die »was vorstellten,"
waren allescnnnt draußen in Franc
reich.
Noch asber hatte der Krieg sein Endel
nicht erreicht als mit der Kleinen eine
merlliche Veränderuna voraina Sie
sah vor sich hin mit einemAuSdruck. den
derschönernde Poeten träumerisch ge
nannt haben würden, nüchterne Erden
iinder aber döiia fanden: sie veraait.
was irgendwie sich vergessen ließ: sie
hatte, wenn sie erst einmal aus irgendl
welchem Grunde dem Banne des dau
les entwichen war, niemals gewußt,i
welche Zeit es sei —— zu srijh lam sie
aber sicher nicht wieder: ihre stach-s
lenntnisse hatte sie so weit eingebußt,
daß selbst bei Bratwurst und Marias-z
seln ein llnglüclgsall möglich wurde· J
Etwelche Fraae nach ihrem Seelen
nndiiörderzustand beantwortete sie mit
einem Erröthen und der Versicherung,
ihr wäre nichts, nur die Welt wiir’ ver
dreht. und ’r- tönt alles vom zirieae E
Da weiter nichts von der Kleinen zu
erfahren war, ihr geistigerzstltstand aber
sich eher derböserte als verbesserte, wur
de ich eines Tages adaeschielt. die Frau
Straßenmeisterin zu meinen Eltern zu
bescheiden.
Sappho « sagte Vater zu ihr, als
ich sie gleich mitbrachte, »was ist mit
Deiner Nachfolaerin log? Hat sieZahns
oder Seelenschmerzen hat sie einen
lSchaß im Feld, oder Lieheggedanlen
»mit einem vom Landlturm?"
I Meine Sophie legte den Kopf schief
»was allemal aeschah wenn Vater ins
feierlichen Augenblicken die ariechische
Anrede aebrauchte, denn sie wurde sich
Enicht llar darüber. ol) das bochdeutich
dder Ue war. Und mit ichiefaeleatem
Fion antwortete sie: »Na eben, sie is
je ganz dummiihrig sie geht mit ’nem
Gesanaenen. was auch noch ’n Fran
Hase is.«
Wirllich. die kleine Sovhie aina mit
einem lrieasgesangenen Franzosen,
deren damals in meiner mitteldeut
schen Vaterstadt genug umherliesen
iDie Altenburger Marche hatte es dein
!,,Parleivous- monsieur« angethan. Jhn
konnte nur derf .auber des Fremdseins
— das Adarte der ganzen Geschichte
idertliiri haben, fiir nüchterne Menschen
war nichts Erfreuliches an ihm zu fe
hen.1tlein, schwarz, ungewaschen, ein
junverstiindlich Kauderwelsch redend,
Hatte-ei .te er durch s Leben. »
»Oui« fragt- ich meinesovhie, nach
dem mir endlich aealiicit war. den
merlwiirdigen Menschen einmal zu be
obachten, als er die Kleine nach hause
Ebrachtr. «Zappeln alle Franzosen so?"
»Wei; mersch denn?« sagte Meine.
i .Nicht?« » «
,.Nee, von wegen biet, lrieaen nver
doch nur den Schruz ber, was sich ge
lund un beenheil bat fangen lassen un
der da. das ig ooch noch e Schneider.«
. Daß Sophie’5 Gefangener ein
ISchneider war, gehörte zu dein Unbe
greiflichstem rons der aroße Krieg mir
iiiber den Lebenswea schickte. Ja. frei-«
llich, wenn die Franzosen mit den aus-«
jGrimrnJZ Märchen fnitsmn als Helden
xbelannlen Schneidern aeaen uns zu
sFelde zogen, dann verdienten sie das
kSchliinmsie --— lauter Berirand de
EBorns Und Ranmondg von Touloule
zhäiien sie gegen uns anspielen miissen
i« ich fand die ganze Sache einfach
-ruppig und tünimerte mich nicht mehr.
Iurn die Liebes-geschickte der Kleinen. ——-—«
i Der Friede lam; die Gesangenenj
konnten heinuiehen. Der Jubel. der«
ldaö ganze Land durchbrauste und auch«
bei uns zu einem vollen Chor an
ichwoll, ließ mich den Schneider vol
flends bemessen. Die kleine Sovliie aber
Idee-km wide Amm, wävkenv alle nchz
freuten und dann wurde iie vlöiilich
wieder veriniiat
Bei Gelesaenheii der nächsten großen
Wäsche sagte Meine: e.Er is ja dage
blieben, un bei en hiesigen Meister in
Arbeit zerreterk Nu iaa mir eini. was
an dein Kerl is: nich nach bauie tu
! Er schpeleliri ie wohl auf der
Kleinen ihre Schpaaribaletich un ihre
lBenannt-ein«
Ganz klar schien mir derfsrau Siru
I
szenrneisterin Rede nicht« aber die El-;
tern waren offenbar gleicher Meinung,
denn ich hörte Mutter zur Kleinen sa
gen: »Sovhie, Du mußt ihn nicht hier
zurückbehalten; wenn was aus Euch
werden soll, so holt er Dich auch nach
Hause. Ich rat-he Dir, redet er wieder-»
einmal vom Reisen, so laß ihn ziehn»
sonst hast Du später bei dem aerinasteni
Mißgeschick, was Euch trifft, die Vor
wiirfe.«
Hatte diese Rede aefruchtet, oderi
war schließlich doch das Heimweh über.
das Scimeiderlein aetommen, einiqu
Wochen später reiste er afb. in der Küche;
gab’s abermals iotbe Anan und acht,
Tage lang sclzte die Kleine unsere
Suppen mit Abschiedthriinen
Daraus beruhigte sie sich sachte, kam
in’s alte Fahrwasser und ginq an freien
Sonntaaen mit Straßenmeisterg zu ei
nem gemösiiaten Vergnügen
Aber das Schicksal hatte der kleinen
Sophie den Franzosen zum Manne be
stimmt. Wieder einmal zur aroßenWä
sche erschien Meine als Abaesandter in
Mutters Allerheiliastem
»Er is ie nu widder da. un sei Hab
chen un Bübchen bat er mitaebrachL
was nich viei is; un in Sesiens Dorf
wär Einer nothaen. der die Wammsen
ausslickte un da woll’n se zusamme hin
ziehe Un Sesfe will’cn enne Schneider
mcschine tausen, was hellschen viel
Geld kost, un se hamm sich nu richt’g
versprochen.«
»Warum saai sie mir denn das nicht
selber?« fraate Mutter.
»Sie traut sich nich, sie is zu anmuth
noll.«·
Die aemiikbvolle Kleine wurde ber
angerufen und bestätiate erröthend an
PentSchürzenbändern zuvfend alle-Zisc
i Ia c.
»Er hat’s nich ausaehaltem er is
mehr als aut: un dort bamm sen ver
salberh weil ersch mit enner Deutschen
hat« un iebel hamm fes en aenonrrn,das;
er nich aleich nach heeme is, wie er
konnte. un nu is er als widder da un
Iwill deutsch wern.«
I Daß der kleine, schwarze, ungema
sckene lttuillannie Lecoeur. dessen Na
men die Kleine sich in Gillo nun-dac
Irecht machte jemals deutsch werden
triirde, war weder zu erwarten, noch
Izu verlanan Aber eine tüchtiae, beut-I
fche Frau hatte er sich ergattert; die
Verlobuna wurde anerkannt. allabend-T
lich saß der Briiiitiaani in unserer
Küche und ließ sichs schmecken, abge
sehen von den Taaem wo ie beide ver
schwanden um im Dorfe einzuneiethemE
um Ansitattuna einzukaufem um das
Anfaebvt zu bestellen, oder sonst etwas
sehr Wielitiaes, Unumaiinaiiches zu be
foraen. Meiner Sovhie Brautzeit war
weit weniaer anareisend fiir Haushalt
·und Hausfrau rewesen
i Llni leisten Sonntaa vor der Hoch
Ezeit kam die Kleine unaewiilinlich zeitia
Zoom Spazieraana nach Hause; schon
svor der Thiir bantirte sie mit dem Ta
Ischentucii verschwand dann in ilire
Kammer und hin nicht wieder Xutaae
E An: andern Moraen erschien sie mit
verschwollenem Gesicht, fJate, sie habe
Hahnfcliinerieih besorgte ihre Ueschafte,
niurnielte aber dabei ohne Unterbre
chunq vor sich hin, wovon ich einiaemal
zu verstehen glaubte: .,Un ich nehm eni
nich; nee, nu nehm ich er. nich.«
I Um Feierabend kam Meine. trollte
actadesweas in die Küche, wurde aber
von der Mutter in’s Wobniimrner ac
rufen. l
l ,,9Sophie, was ist mit dem Franzosen
os.«
»Ni! eben! ietzt war er bei uns-, aanz
veshauen un verdattert —- so’nSchafs
tovp, saat mei Mann, so’n. cianz armer
ner cchafstovv un Windburd. Er
hat ihrer verdient: adder nu hat er sie
un nu i-.- es noch aut, denn was Eenek
säät, wenn er e was im Kovve hat,
is nich aani fer vull zu nehmen, wos
de Herrn ufen Amte ooch schon sagen.«
I »So-?- Lsr hat ihrer? Weshalb hat
see ihrer denn gekriegt?« fragte Mutter
tlächelnd
t »Nu verdient. " antwortete Meine.
sEhe aber der Verlauf des Sonntaa
nachenittaas fiir uns Unbetlkeiliqte or
dentlich klar wurde, mußten beide So
vhies eine Viertelstunde lang, die eine
mit Thriinen. die andere mit weisen
Anmerkunan in Mutters Stube Be
richt erstatten.
s
i
l
i
Die tleine Sohliie und ihr Franzos
swaren zusammen in einen Vorstadt
garten aepilaert und hatten die Erlaub
niß, bei Hitze, Musik und bildender
Unterhaltuna in diesem Garten zu
siyen, aebiihrlich abaetrunlen. Sie we
nia er viel, sie still, wie sich’. für ein
Frauenzimmer. insbesondere aber sur
eine Marthe schickt, er von lstlag zu
Glas redseliaer und zapplicher wer
dend.
Es konnte nicht schien dazumal. sdasi
EKrieaSthaten den Stoff zur allgemei
nen Unterhaltuna lieferten. das machte
den Gillo erst recht heifi nnd der Durst
wuchs mit der HitzeAlg endlich die-Mu-—
sit die Wacht am Rhein spielte und
alles. was im Garten saß und trank,
und wag vor'kn Garten am Raun lehn
te und horchte, seutia mitsang, da
packte ihn der Kollet. Kaum war vers
letzte Ton verhallt, so sprang er aus»
den Stuhl ind sina nun seinerseits zul
singen an: eins der französischen Lie-?
Ver, wie sie zu Anfang des Krieges
Mode gewesen sein mochten. da demJ
aaklischen hahn der rathe Kam-n noch
stolz und starr stand. (
Weit kam der Gillo nicht« Zunächst
verstand ihn zwar keiner und die Nach
bqu guckten und lachten; als solch'
unangebtachtes Gelächter aber denj
Sän er reizte, dies und das nach sei
ner schwachen Kraft zu verdeutschen
und die Konzertgästc merkten, daß fein
Kanderweljch auf eine Berhöhnung
Vismarcks und des deutschen Kaisers
hinanslief, da flog das Schneidern-in
schnell vom Stuhl und was ihm unten
geschah, war nicht sanft. - .
»Was mein Mann is·, sprach die
Frau Straßenmeisterin, als dasHisto-;
rische der Begebenheit endlich so weit
tlargestellt worden war »der sagt:
wenn einer Schlumperl iedchen singt aus
was HeiP ges, dann sind ihm solche am
dienlichsten — wenn er ihrer aber hat,
denn muß einer Gelegenheit hab’n,
seine Bess rung zu zeigen, und weils
der Gillo doch nu mal n Franzos is,
wovor er nischt kann, un was die Seffe
gewußt hat da must se nu ehm fort-!
eneene passen daß er sich keinen nich
antrintt, adder zu sunst gen Schperenz-«
chen hat se iei Recht indem Dumm
heit noch nie nich e Scheidungsgrund
gewesen is.«
Die Kleine fah das eigentlich ganz
gern ein —- wag hätte sie denn ohne
Schneider mit der neuen Schneider
maschine anfangen sollen, und Gall
laume Lecoeur wurde wieder zu Gna
den angenommen und benahm sich bis
zur Hochzeit still und munter-lich
»Der Huchzg war nobel«, berichtete
Meine, die mit san mt ihrem Straßen
ineifter geholfen hatte, derKleinen Hei
mathsdorf »was Staatziöse5« zu zei
gen. »Un der Gillo blieb nüchtern bis-«
zuletzt; wag inei Mann ig, der sagt:
er war noch e bißchen verteilt.«
Einige Monate später hatte Meine
wieder mal draußen nach dem Rechten
gesehen usid erstattete uns Bericht.
»Es geht en gut; er hat-Arbeit, uns
sie rg vergnügt und schanzt de ganzeni
Tag alleweng rum; un se kriegen je
nu als en kleenen Franzosen, was mir«
peinlich wäre; un auch, was die im
Dorfe sin, die machen s’ch su ehre Ge
danken —- wenn der nu mit parliere
anfängt un versteht en keiner?« T
Der kleine Franzose kam aber doch
auf die Welt, mochte das Dorf sich auch
sorgen, und Gillo schrieb eine feine
Anzeige. l
Meine wurde abgeschickt mit eineri
Wochensupve, sie kam mit dem Bescheid
zurück, alles gehe gut und eg sei »auch
so ein Kind.« .
Dann hörten wir eine Weile nichts-«
Von Herrn und Frau Lecoeur; es wars
ein harter Winter, wo niemand unnö-.
thige Landbartien unternahm. Wahr-T
scheinlich dachte nur ich in dieser Reit«
an die kleine Sophie und ihre beidenl
Franzosen, und auch mein Denken war
von eigennütziger Art, denn ich wartete
auf meinen ersten Gevatterbrcef. «
Meine hatte mich vorbereitet und
hinzugefügt: ich iniisse ihn annehmen,!
lbon wegen weils ein Junge sei; denn,’
wenn der erste Pathe eines Mädchen-«
ein Junge sei, kriege sie ganz sicher
Jeinen Mann, sei eZ dagegen ein Mäd
lchen, müsse sie ohne Gnaden und
jweisns Anträge regnen sollte, eine aite
Jungfer werden, es käme dann alle
irnal im letzten Augenblick noch wass;
drein.
’ Bei einem kleinen Franzosen Gerat-l
ter stehen, schien mir freilich aufregen
der als alle Heirathganträge der Welt
und ich dachte, sowie ich den bunten
Rock eines Briefträgers erblickte: jetzt
kommt er. s
Statt des Gevatterbriefs aber kam
eines Tages der Schneider Gillo sel
ber. Er sah nicht zum besten aus —
abgemagert und verwildert. der Rock
fleckig Und die Hofe auggefranzt. Das
Bündel, das er trug, ließ er nicht aus
der Hand, als seien unermeßliche
Schütze drin; ihm mochte eg so schei
nen, denn es war das Letzte, wag er
überhaupt noch besaß.
Nach und nach kam seine traurige
Geschichte zu Tage. Die kleine Sophie
war in ihrem Arbeitseifer zu früh wie
kder hinausgelaufem hatte sich eine Er
käitung und in deren Verlan den Tod
geholt, das zarte Kindchem dem nun
die Mutterpflege mangelte, war ihr
gefolgt, und dem armen Vater war
gauH roßem Kummer großer Durstj
ierwargsen Sobald er aber ein gewis-!
ler Ueberrnaß getrunken hatte, sang er.
? eine französischen SchlunipevLiedcheni
tund dann fielen die Bursche des Doer
lüber ihn her.
I Das ging in unbermeidlichem Wech
sel eine Zeitlang so fort, bis es Gillol
satt bekam. Er verkaufte die Schnei-.
idermasching die· von den Ersparnisseni
der kleinen Sophie angeschafft worden
war, bezahlte seine Wirthshausschub
den, packte das Wenige, was ihm blieb,v
zusammen und kam zu ung —- fo weitl
hätte das »groao noch kereikt«.
Aber Gillo wollte weiter, wollte nach;
Frankreich zurück, »die kalte Deutsch-l
land mit der swere Winter das tod
"makt«, war ihn-. bekleidet und wir rede-l
’ten ihm nicht dagegen-. l
j «Bauen wir oem fliehenden Feindl
goldne Briicten«, sagte Vater und gab
fibm Reiseaeld und Weazehrnng bis
nach Haus Dennoch wanderten wir«
uns eigentlich, daß er nicht eineHTages
wiederkam, mit dem Bescheid, für sei
nen Durst sei der Hehrpfennig zu tleini
sgetvesem offenbar war er geradewegs
sund nüchtern in das wärmere Frank
Iteich geflohen.
Um die tleine Sophie that es uns
;leid. ich weinte sogar wegen des aus
zländischen Pathchens ein paar Thra
nen.
T Meine aber sprach bei der nächsten
Wäsche: »Was mei Mann ig, der sagt,
gewissermaßen is die Madanie Lecoeur
auch noch eins von dem großen Krieg
sein Opfern und die muß ni’ r hoch
.halten « Weshalb wir um Johanni
hinausgin en und ihr einen mächtigen
iKranz au s Grab legten: Meine mit
sihren Stiestindern und ich.
Das große cons.
BonMichelThivarZ.
Mager, trocken, klein, zusammenge
schrumpft wie ein Apfel, den man den
Winter iiber aufbewahrt gehörte vers
Vater Landen zl jenen alten Geizhal- .
sen, von denen man behauptet,f1e wär-i
den ein Mittel sinnen, sogar ein rohes
Ei in vier Theile zu zerschneidein i
Seit dem Tode feiner Frau hatte er
den Acker-bin aufgegeben und lebte al
lein als Rentner in einem kleinen Hauses
am äußersten Ende des Dorfes.
Wenn ich faase ,,allein«. so ist das eine
Redensart, denn er hatte seine alte
Magd Brigitte bei sich. Doch die ar-s
me Person zählte kaum mit! Ein bis
chen mehr als der Hund, und ein bis
chen weniger als der Esel, der vierzig
Thaler gekostet hatte! t
Jm Alter von vierzehn Jahren wir
sie bei Landen als Knlmnao eingetre-«
ten, und war dort immer verblieben,
das heißt sie war an das Regime des
Hauses gewöhnt und daz- geizige Ge
bashren ihres Herrn erschien ihr sehr na
türlich! Uebrigens war sie etwas ein
fältig, ergehen wie ein Pudel und be
wunderte gsanz aufrichtig ihren Herr-»
der ihren guten Willen und ihre Tüch
tigkeit gehörig ausbeutete, ohne sich da
rüber Skrupel zu machen.
Eines Tages, als der Bager Landm,
um sich eine Maurerreclmung zu erspa
ren, selbst feine Gartenmauer in der
Nähe des Sumpfes augbesserte, machte
er eine falsche Bewegung und fiel in’H
Wasser.
Er zappelte einige Augenblicke uni
her und schrie aus Leibesträften um
Hilfe. Niemand hörte sein Geschrei.
Endlich verschwand er nach msiishseligen
Anstrengunan, sich zu retten, zum letz
ten Male, als Brigitte erschien.
Aus die Gefahr hin, selbst zu ertrin
ten, warf sich das muthige Mädchen
ins Wasser, und es gelang ihr, ihren
Herrn an’s Ufer zu bringen. Der Alte
war ohnmijchtig. Sie nahm ihn tvie
ein Packet unter den Arm, legte ihn ins
Bett, rieb ihn unsd brach-te ihn schließ
lich ins Leben zurück.
»Du hast mich aus dem Wasser ne
Segen, das werde ich Dir nie vergessen,
Brigitte, mein Tbehterchen, hörst Du
wohl! Ich werde Dlir ein Geschenk ma
chen!«
Ttyatsiichlich rief er noch an demsel
ben Abend nat-, langem Roaern Bri
gitte, mg aus seiner Tasche eine lange
Lederbörse nnd entnahm derselben mit
der Grimasse eines Tltenschen dem ein
Zahn gezogen wird, ein Fprancstiick
,,D.1! Briaitie. hast Du Dein lite
lschenk! Ich gebe Dir das auszer Dei-·
nem Gehalt, hijrst Du wohl. auszerDeis
stiem Gehalt! Verschwende es nicht!«
Jm Verhältniss in dem erwiesenen
Dienst hatte die Belohnung gerade
’nicht-J Veranschendes daher siigte der
Vater Landm. nm seiner Gabe mehr
·Werth zu verleihen, hinzu: »Das ist
iaerade der Preis fiir ein Lotteriebilletx
tan Dir eins und Du kannst 100,000
sFrancs gewinnen.«
i Ss war das erste Mal in seinem Le
.ben, dafi der Vater Landrh sich zu einer
solchen Freigebigkeit hinreifsen ließ.
Die Erinnerung daran verfolgte ihn
lange Zeit. Er interessirte sich fiir
das Schicksal seines Francstiiels und
, so manches Mal sraate er die Magd, ob
sie sich schon ihr Loos getauft hätte.
»Noch nicht. betr« erwiderte sie unver
ändert. Schließlich aber. um diesen
Fragen ein Ende zu machen, die mit
der Reaelmäßiateit eines Chronome
ters austraten. entschloß sie sich, die
Neugier des guten Mannes Zu befriedi
gen. »Ja, ja, Herr, ich hab mir eins
actauftl«
»Ach! welche Nummer denn·t«
..Nummer :34!«
»Das ist aut. das ist aut!« sagte der
Alte und merkte sich diese Nummer
ganz genau; ,,verliere sie nur nicht!«
Landen hatte sich beinahe über seine
Verschtoenduna aetröstet. als er eines
Taaes beim Dorsbarbier. den er von
Zeit zu Zeit aufsuchte. um umsonst die
»He-innig zu lesen, in eine furchtbare
sitlusreguna aerieth.
· Die Zeituna enthielt die Liste der
ILotterie, und an der Spitze standen die
JWorte, die wie Flammenzeichen vor der
achlendeten Brille des Alten funkelten:
I»Die Nummer 34 aewinnt das große
i Loos von 100.000 Franc-IN
s Er ließ die Zeitung fallen, undeut
jsernte sich verdutzt mit großen Sätzen
in der Richtuna nach seinem Hause.
s Vkiaitte hatte das beschert-me Früh
Jstiick ihres Herr-n bereit gestellt, Nüsse
1und Käse-. Der Alte setzte sieh zu Ti
sche, aber er konnte nichts essen. die
IAusreauna schnürte ihm die Kehle zu,
; die Bissen wollten nicht hinunter.
] Aber was haben Sie denn, Herr?«
jsragte ihn Brigitte unruhig «
..Nichts!«
»Sie sinb doch nicht krank Z«
»Nichts "hab’ ich. saa ich Dir!« trie
— derholte er zornig. «
. Einige Taae lang beobachtete er Bri
igitte heimlich. Wußte sie, daß sie hun
derttausend Franks gewonnen hatte?
«Aber nein. die Mach. die von der Be
tohachtuna, deren Gegenstand sie war,
keine Ahnuan hatte. aina ruhig ihren
täglichen Beschäftiaunaen nach und
zeigte wie sonst ihre fröhliche Laune. »
Der Vater Landrv saf; auf glühen-1
den Fiohlem Eines Tages endlich wag
te er sie zitternd zu fragen: »Na,·»
nichts Neues-. Brigitte-. mein Töchter-«
chen?« 1
»Nichts Neues-, Herr. nur das eine
Hukm hat den Viper- I
Sie wußte also nichts. doch ihr die.
gute Neuiakeit mitzutheilen das gingl
dem Vater Landen iiber seine Kräfte.
Es erschien ihm unaeheuerlich, daß ein
Andetet von diesem wunderbaren Ge
winn vtositiren sollte. von diesen 100
,
000 Francö. die von feinem »Funk
stiick, seinem Gelde. seinem schönes
Gelde« hervoraebracht worden waren.
Endlich hatte er’s aesundeni
Zunächst befahl erBriaitte, einHM
und zwar das allerfetteste, zu schlach
ten, und ein antes Stück Speck in den
Ofen zu schieben. Während der Zeit
holte er aus dem Keller eine alte Fla
sche Wein, die hinter Reisiaholz ver
steckt aeleaen hatte. Endlich aab er der
Maad das nöthiae Geld. um Kassee,
Zucker und Branntwein zu kaufen.
Brigitte staate sich. ob ihr Herr ver
riickt aeworden wäre.
»Was maa ihm denn nur in den
Sinn gekommen sein,«dachte sie hei sich.
Noch mehr verwunderte sie sich, als
der Alte sie zwei Gedecle auflegen ließ
und sie ihm aeaenüber am Tische Plah
nehmen mußte.
»O. Herr . .. nie . . . nie werde ich
waaen . . .«
,,Set3 Dich, saae ich Dir. dummes
Dsina!«
Briaitie konnte sich von ihrer Ver
wunderuna nicht erholen: als der Kas
fee aufgetraan war, sasate der Alte zu
ihr ohne jede Einleituna:
»Die Sache ist nämlich die, Brigitte,
mein Kind. hörst Du wohl: ich will
mich verheirathen!«
»Ja, Herr.« stimmte sie hei, »Sie
sind ia noch in dem Alter. Ich sage
das nicht, um Ihnen zu schmeicheln .
Wenn Sie auch ’n bischen alt sind, Sie
haben sich aut konservirt!« .
»Na, da das Deine Ansicht ist, so
werden wir uns-. wenn Du willst, beide
verheirathen . . .«
Jetzt wäre Briaitte beinahe hinten
iiber aefallen. nach dem gebackenen
Huhm dem aefalzenen steck und dem
gewürzten Wein war sie von Seiten ih
res Herrn auf alle Excentritätcn gefaßt
gewesen, darauf aber doch nicht!
»Sie scherzen. Herr . . .
»Durchaus nicht« versetite der alte
Bauer und aab Erklärunan. Er fin
ae an, alt zu werden. Lär hätte keine
Kinder, keine eFamilie und wollte nicht
allein sterben. wie ern Hund . . .«
· Das Aufaebof wurde verkündet, die
Hochzeit fand statt.
Das Paar erfdrim unter dem ju
belnd-en und böbniicben Beifall des
aanzen Dorfes in der Kiriie
Nach der Cereruonie beeilte sich der
,,junae« Gatte, seine Frau nacb Haufe
zu brinaen, und saate, nachdem er
kaum einaetreten wur:
.,Briaitte, mein Töchterchen, wo hast
Du denn Deine Nummer biiiaeleat?«
Dabei rieb er sich mit veraniiatet
Miene die Minde.
»Was denn für eine Nummer I« ver
setzte fie.
»Na. Dein Letterieloo-5!«
»Was denn für ’n Lotterieloos?·'
»Na, Du weißt doch.« rief Landry
11naedsuldia. »das Loos für die
Sons, die ich Dir aeichentt babe.««
Die iunae Frau brach in blödes La
chen aus.
»Ach. die 20 Sous,'« meinte fie. »Hö
ren Sie. Herr-. man aewinnt nicht oft
«in solcher Lostterie . . und da es im
letzten Winter so furchtbar kalt war-,
so . . . .«
»Na?« fraate Landen. die Gesichts
farbe wechselnd.
«,Na!« vollendete Briaitte, »ich habe
fein Loos aenommen, sondern Habe mir
fiir die 20 Sorte ein Paar warme Filz
schubie aekauft!« ....
Lieutmam Baue.
Die St. Pauler Volks Ztg. schreibt:
Unser Morgenblatt »Globe«, welches
seit Monaten bemüht ist, die jetzige Po
lizeiverwaltung in den Augen der Bür
ger herabzusetzen, bleibt in dem Bemü
hen nicht stehen. Das ist nun aller
dings das Geschäft des ,,Globe«, ob
gleich man mit demDichster sagen kann:
»Du treibst ein trauriges Handwerk,
bei dem Du unmöglich selig werden
kanns ,« und man braucht sich darüber
nicht zu wundern, aber der Panegyri
tue-, den die Zeitung heute aus Freude
darüber anstimmt, daß Polizeilieute
nant Bahe zu einer Entschädigungs
strase von 588250 verurtheilt wurde,
wird wohl in den Herzen der wenig
sten Bürger ein Echo erwecken. Lieu
tenant Bahe hat einen Jrrthurn began
gen, das ist richtig, aber doch nicht in
der Absicht, irgend einen Bürger zu
schädigen. Er hat im Gegentheil die
Bürger, als es sich um einen großen
Andrang zu einer Straßenmagkerade
handelte, vor Spitzbuben schiitzen wol
len, und hat dabei einen Mißgriff ge
macht. Das Passirt bei derartigen Ge
legenheiten in allen großen Stadien,
und so unangenehm ec- siir die Bethei
ligten ist, geben sie sich doch mit einer
Ehrenertlärung und Apologie immer
zufrieden. Jedenfalls wiirde es wohl
den Wenigsten einfallen, sich an die
Gerichte zu wenden und ein Ehren
ipflaster in Gestalt von Geld zu ver
klangen, zumal, wenn sie wissen, daß
der Bellagte dabei sein durch harte
Arbeit verdientes Getd einbüßt Eine
Ehre, die durch aus solche Weise er
worbenes Geld hergestellt wird, muß
sehr fadenscheinig sein und ist ziemlich
weit von der wirklichen Mannes-ehre
«entsernt. Die Hauptsrage aber ist die
ob, wenn unsere um Schutz der Bür
er angestellten Zolizisten wissen, daß
Zie, wenn sie einen im Gedränge leicht
verzeihlichen dcrrithum machen, ailler
ihrer Ersparnisse beraubt werden, nicht
Ilieber zehn Spitzbnben laufen lassen,
ehe sie einen beim Kragen packen. Wir
sollten denken, daß eine solche Politik
eine Stadt bald zum Eldorado aller
Langsinger und Hochstapler machen
müßte.
—— Gesellschaftsreaei. Bezeichne in
Dankengesellschast ein weibliches We
sen nie blos .als schön, sondern füge
Weis »auch« hinzu.