Die U ins suppqu Novelle von LuiseGlask Um die Zeit des großen Krieges tvar die kleine Saphir Mädchen fiir Alles itn Hause meiner Eltern. Sie war nicht besonders- tlein und ihre Vorgän un gleichen Namens tvar nicht ve onvers groß gewesen —-- aber die erste Sophie, die Väterin meiner Kinder jahre, war die Sopyie tut’ exogen, jede andere mußte unbedingt »l1emer« aus fallen. Die erst: Sophi-, »meine So:l)ic.« wie ich zu sagen pflegte, hatte gebei tathet. Jch begriff durchaus nicht« tote sie die Geseuictxast einei- Mannes der meinen verziehen konnte und war unt erstenmal in den zehn Jahren un jetet Bekanntschaft unzufrieden mit he. Sonst hielt ich bei being-lichem Zwiespalt stets stumm, aber leiden chastlich zu ihr, denn tneine Soptsie weinte, .venn sie anderer Meinung war als meine Mutter, nnd da diese in sol chen Fällen weder zu weinen noch auf geregt u sein pflegte, war naturlich meine Si-—opl)ie der bemitleidengioekthe Theil. Auch sont schien mir, wurde nicht enugende iiclsicht aus sie genommen. Sättn Beispiel mochte sie keinen Reis e en, da aber Reis und Nindfleisch ein Lieblingsgericht meines Vaters war, behaupteteMama, es könne nicht durch aus vermieden werden. Dann hantir te meine Sophie mit stillem Groll in ihrer Küche, sie verdarb nichts an un erem Essen, behüte; ich meinte aber .ni Gericht ihr Mißvergniigen abzu schmeelen, und das machte auch mich unempfindlich gegen die Vorzüge des nalyrhasten Elefanten- und Chinesen kutteriT zumal ich an Reif-tagen in der eten Furcht lebte, meine Sophie töri ne ver ungern. MeineSophie verhunaerte nicht, son dern uerlobte sich; durchaus staut-kege iniiß und ihren-Jahren --ntsprecheiid mit einem gesetzten Wittiiann Sie sind beide gut dabei tief-Ihren, obgleich So pbie durch die Verlobuna zunächst nicht chösier wurde, wie dass sonst liebenden räutcn geschehen soll. -——· So ianae sie in unsere-n Dienste stand, war sie eine ,,Marche«, das lieiszt sie trug Al tenbitrqer Bauerntracht. wag ihr sehr ut stand. Aber als Straßenirieisters raut wurde sie ein Stadtische und »kleidete sich uin.« Die »tlin(ietledde« ist allezeit ein mertmiirdiaei Anblick, jeder Altenburger weiß das-. Viel Haar pflegte sie nicht zu haben, denn das harte engariliegende titspftch scheuen sachte aber sicher den »Schuan des Weibes-« zu Todes und laufen lernen - muß die Umaelledde auch eilt, dieweil sie zum erstenmal im Leben einen lan gen Rock trägt. Mein-: Saphir wurre mir durch die se Masterade ein wenig fremd, etie sie noch das Haus fiir immer verliesi nn) iet. wandte meine Theilnahme der tlei: nen Sopbie zu. die freilich »Meine« durctiaus nietkt erreichte. Eine Marthe war sie natiirlich auch,z aber das richtige Bauerndeutsch ging, ih: in Augenblicken ter Enikörungi durchaus nicht so glatt und eigenartig von der Same und weni sie sich auch als ein freundlicher,arbeitsanserDienst:I bote erwies, so viel Goldtörner trug iie nicht mit sich durch’5 Leben wie meines Sol-hie deren in dem aroben Quarz« ihrer eigenartigen Umgangssormen mit sich heriimfiihrte. l Natürlich blieb meine Sovhie un « serem Hause treu, freundete sich mit der! Mein-en an und übernahm die Oberlei-j tung unserer großen Wöschen und Bierteljahrreineinacheii. s Jch erkundigte mich dann immert sehr eindringlich, od es bei uns nicht viel schöner sei als bei dem Straßen-· meister. i »Du! Sag malt Aber ehrlich!« Dann machte Meine ein so nachdenk lich Gesicht, als sollte sie dem Abt von: St. Gallen die tnifflichen Kaiserfragent beantworten, stauchte die Wäsche mitt erhöhter Kraft in’i3 Seifentoasser uno sagte endlich: »Na ja, gut marsch,l adder derMensch muß’s nich immer gut; hammx wenn er aus «n Kinnerschuhms is, soll er sich plagen. Nu kann ichs doch emol orntlich scharwerte un da her-seien un weil’s e so ungefähr in der Bibel steht, tvo auch steht heirathen spät-' gut -—-« Jch war vibelfelt genug, sofort mit dem zweiten Theil des Spkuaiez auf tvarten zu können, aber da ließ Meine das Stauchen sein, strich sich deni Schauen von den Händen, itemmte sie» mit ver historisch gewordenen Wasch-« weibergebärde in die Seiten und sagte:« »Nee3 Da hat er sich nii doch vergal-:i lpppirt, indem er vergessen hatte, war-« vorne im Buch stand von Adamen, dem! das Alleinsein nicht am war. Un wag en Wittmann mit Rinnern is, erichF recht nich; un wenn eine das nich ein-; steht un dem Wittmann nicht beispringt nachher is es eine alte Tantr. Un met-i ne Truhe war auch gefüllt un es fehltej an nichts, un es war Zeit, was du nichs verstehst, von wegen daß du noch mich«l , emal tumfirt bist.« I. i Das war ich noch nicht, und das mußte mich trösten, kenn ich verstand Meine diesmal allerdings nur unvoll ständig, und daß vie Kleine stammt aber eindringlich dazu mit dem Kopfe niste, hielt ich iiir Lieveoienerei gegen vie Frau Straßenmeiiterin. Bei ver zweiten Wäsche schon mußte ich staunend sehen, wie sehr die Ehe unseren tantigen Evelltein est-zuschw Ien benann «Run Sophie,« fragte Mutter, die ihr etwas Gutes ai.thnn wollte, «was soll bei-te aetacht werden« Meine aber antwortete mit einer.mirI deuchte spartanischen Heldenbastigkeik «Reis und,Rindsleisch.« «Sophie!« rief ich entsetzt. Rubin erklärte sie: »Na weswegen. denn nich? Das macht wenia Tredel,! was von wegen der Wäsche gerade recht, is. un billiq is es auch, nn’5 Geld hat-, so tvie so Beene, mr braucht's nich zu! verurschelnx Hiebaus bot was-, Fraß-I aus adder bot sei Lebtage nischt —« ich ioch itz alle Wochen enial Reis, dak wird mersch aewöisne." I Starr blickte ich meine Sovbie an» Alle Wachen Reis essen, scharwcrlenk und innnscrn —- oas also war’s, was Meine in ihrer Eise einaetanscht hatte gegen das Behagen unserer Küche uan-v meiner Gesellschriit —- wann ainaen ihr denn nun endlich die Augen aus! Aber als hatte in· dikie umarmt-nir ten Gesantxn errathen antwortete sie meiner stummen Speien-sitt »Was mei Itlcann is, der saatz Gimfe hanun is ant, enne aute Frau hamrn is- besser.« Und die kleine Sovliie niate dazu« abermals lräftia mit dem Kopfe. War es Meiner Beispiel und Rede ooer hatte die Kleine diese Ansichten; schon früher gehabt, sie nützte ihre» strien Sonntage reichlich zum Suchen» nach dem Rechten aus-, ohne zunächst etwas zu finden· Die Kleine hatte ein hübsches Gesicht und trua hellseioene Kanten nm’5 Sonntaaglovituch des halb machte sie Ansprüche und war siirz Aparte. I Ehe sie den Aparten gesunden hatte, lam der aroße Krieg; das war eine ichlechte Zeit, um nach einem Freiatz mann zn suchen. Die »was vorstellten," waren allescnnnt draußen in Franc reich. Noch asber hatte der Krieg sein Endel nicht erreicht als mit der Kleinen eine merlliche Veränderuna voraina Sie sah vor sich hin mit einemAuSdruck. den derschönernde Poeten träumerisch ge nannt haben würden, nüchterne Erden iinder aber döiia fanden: sie veraait. was irgendwie sich vergessen ließ: sie hatte, wenn sie erst einmal aus irgendl welchem Grunde dem Banne des dau les entwichen war, niemals gewußt,i welche Zeit es sei —— zu srijh lam sie aber sicher nicht wieder: ihre stach-s lenntnisse hatte sie so weit eingebußt, daß selbst bei Bratwurst und Marias-z seln ein llnglüclgsall möglich wurde· J Etwelche Fraae nach ihrem Seelen nndiiörderzustand beantwortete sie mit einem Erröthen und der Versicherung, ihr wäre nichts, nur die Welt wiir’ ver dreht. und ’r- tönt alles vom zirieae E Da weiter nichts von der Kleinen zu erfahren war, ihr geistigerzstltstand aber sich eher derböserte als verbesserte, wur de ich eines Tages adaeschielt. die Frau Straßenmeisterin zu meinen Eltern zu bescheiden. Sappho « sagte Vater zu ihr, als ich sie gleich mitbrachte, »was ist mit Deiner Nachfolaerin log? Hat sieZahns oder Seelenschmerzen hat sie einen lSchaß im Feld, oder Lieheggedanlen »mit einem vom Landlturm?" I Meine Sophie legte den Kopf schief »was allemal aeschah wenn Vater ins feierlichen Augenblicken die ariechische Anrede aebrauchte, denn sie wurde sich Enicht llar darüber. ol) das bochdeutich dder Ue war. Und mit ichiefaeleatem Fion antwortete sie: »Na eben, sie is je ganz dummiihrig sie geht mit ’nem Gesanaenen. was auch noch ’n Fran Hase is.« Wirllich. die kleine Sovhie aina mit einem lrieasgesangenen Franzosen, deren damals in meiner mitteldeut schen Vaterstadt genug umherliesen iDie Altenburger Marche hatte es dein !,,Parleivous- monsieur« angethan. Jhn konnte nur derf .auber des Fremdseins — das Adarte der ganzen Geschichte idertliiri haben, fiir nüchterne Menschen war nichts Erfreuliches an ihm zu fe hen.1tlein, schwarz, ungewaschen, ein junverstiindlich Kauderwelsch redend, Hatte-ei .te er durch s Leben. » »Oui« fragt- ich meinesovhie, nach dem mir endlich aealiicit war. den merlwiirdigen Menschen einmal zu be obachten, als er die Kleine nach hause Ebrachtr. «Zappeln alle Franzosen so?" »Wei; mersch denn?« sagte Meine. i .Nicht?« » « ,.Nee, von wegen biet, lrieaen nver doch nur den Schruz ber, was sich ge lund un beenheil bat fangen lassen un der da. das ig ooch noch e Schneider.« . Daß Sophie’5 Gefangener ein ISchneider war, gehörte zu dein Unbe greiflichstem rons der aroße Krieg mir iiiber den Lebenswea schickte. Ja. frei-« llich, wenn die Franzosen mit den aus-« jGrimrnJZ Märchen fnitsmn als Helden xbelannlen Schneidern aeaen uns zu sFelde zogen, dann verdienten sie das kSchliinmsie --— lauter Berirand de EBorns Und Ranmondg von Touloule zhäiien sie gegen uns anspielen miissen i« ich fand die ganze Sache einfach -ruppig und tünimerte mich nicht mehr. Iurn die Liebes-geschickte der Kleinen. ——-—« i Der Friede lam; die Gesangenenj konnten heinuiehen. Der Jubel. der« ldaö ganze Land durchbrauste und auch« bei uns zu einem vollen Chor an ichwoll, ließ mich den Schneider vol flends bemessen. Die kleine Sovliie aber Idee-km wide Amm, wävkenv alle nchz freuten und dann wurde iie vlöiilich wieder veriniiat Bei Gelesaenheii der nächsten großen Wäsche sagte Meine: e.Er is ja dage blieben, un bei en hiesigen Meister in Arbeit zerreterk Nu iaa mir eini. was an dein Kerl is: nich nach bauie tu ! Er schpeleliri ie wohl auf der Kleinen ihre Schpaaribaletich un ihre lBenannt-ein« Ganz klar schien mir derfsrau Siru I szenrneisterin Rede nicht« aber die El-; tern waren offenbar gleicher Meinung, denn ich hörte Mutter zur Kleinen sa gen: »Sovhie, Du mußt ihn nicht hier zurückbehalten; wenn was aus Euch werden soll, so holt er Dich auch nach Hause. Ich rat-he Dir, redet er wieder-» einmal vom Reisen, so laß ihn ziehn» sonst hast Du später bei dem aerinasteni Mißgeschick, was Euch trifft, die Vor wiirfe.« Hatte diese Rede aefruchtet, oderi war schließlich doch das Heimweh über. das Scimeiderlein aetommen, einiqu Wochen später reiste er afb. in der Küche; gab’s abermals iotbe Anan und acht, Tage lang sclzte die Kleine unsere Suppen mit Abschiedthriinen Daraus beruhigte sie sich sachte, kam in’s alte Fahrwasser und ginq an freien Sonntaaen mit Straßenmeisterg zu ei nem gemösiiaten Vergnügen Aber das Schicksal hatte der kleinen Sophie den Franzosen zum Manne be stimmt. Wieder einmal zur aroßenWä sche erschien Meine als Abaesandter in Mutters Allerheiliastem »Er is ie nu widder da. un sei Hab chen un Bübchen bat er mitaebrachL was nich viei is; un in Sesiens Dorf wär Einer nothaen. der die Wammsen ausslickte un da woll’n se zusamme hin ziehe Un Sesfe will’cn enne Schneider mcschine tausen, was hellschen viel Geld kost, un se hamm sich nu richt’g versprochen.« »Warum saai sie mir denn das nicht selber?« fraate Mutter. »Sie traut sich nich, sie is zu anmuth noll.«· Die aemiikbvolle Kleine wurde ber angerufen und bestätiate erröthend an PentSchürzenbändern zuvfend alle-Zisc i Ia c. »Er hat’s nich ausaehaltem er is mehr als aut: un dort bamm sen ver salberh weil ersch mit enner Deutschen hat« un iebel hamm fes en aenonrrn,das; er nich aleich nach heeme is, wie er konnte. un nu is er als widder da un Iwill deutsch wern.« I Daß der kleine, schwarze, ungema sckene lttuillannie Lecoeur. dessen Na men die Kleine sich in Gillo nun-dac Irecht machte jemals deutsch werden triirde, war weder zu erwarten, noch Izu verlanan Aber eine tüchtiae, beut-I fche Frau hatte er sich ergattert; die Verlobuna wurde anerkannt. allabend-T lich saß der Briiiitiaani in unserer Küche und ließ sichs schmecken, abge sehen von den Taaem wo ie beide ver schwanden um im Dorfe einzuneiethemE um Ansitattuna einzukaufem um das Anfaebvt zu bestellen, oder sonst etwas sehr Wielitiaes, Unumaiinaiiches zu be foraen. Meiner Sovhie Brautzeit war weit weniaer anareisend fiir Haushalt ·und Hausfrau rewesen i Llni leisten Sonntaa vor der Hoch Ezeit kam die Kleine unaewiilinlich zeitia Zoom Spazieraana nach Hause; schon svor der Thiir bantirte sie mit dem Ta Ischentucii verschwand dann in ilire Kammer und hin nicht wieder Xutaae E An: andern Moraen erschien sie mit verschwollenem Gesicht, fJate, sie habe Hahnfcliinerieih besorgte ihre Ueschafte, niurnielte aber dabei ohne Unterbre chunq vor sich hin, wovon ich einiaemal zu verstehen glaubte: .,Un ich nehm eni nich; nee, nu nehm ich er. nich.« I Um Feierabend kam Meine. trollte actadesweas in die Küche, wurde aber von der Mutter in’s Wobniimrner ac rufen. l l ,,9Sophie, was ist mit dem Franzosen os.« »Ni! eben! ietzt war er bei uns-, aanz veshauen un verdattert —- so’nSchafs tovp, saat mei Mann, so’n. cianz armer ner cchafstovv un Windburd. Er hat ihrer verdient: adder nu hat er sie un nu i-.- es noch aut, denn was Eenek säät, wenn er e was im Kovve hat, is nich aani fer vull zu nehmen, wos de Herrn ufen Amte ooch schon sagen.« I »So-?- Lsr hat ihrer? Weshalb hat see ihrer denn gekriegt?« fragte Mutter tlächelnd t »Nu verdient. " antwortete Meine. sEhe aber der Verlauf des Sonntaa nachenittaas fiir uns Unbetlkeiliqte or dentlich klar wurde, mußten beide So vhies eine Viertelstunde lang, die eine mit Thriinen. die andere mit weisen Anmerkunan in Mutters Stube Be richt erstatten. s i l i Die tleine Sohliie und ihr Franzos swaren zusammen in einen Vorstadt garten aepilaert und hatten die Erlaub niß, bei Hitze, Musik und bildender Unterhaltuna in diesem Garten zu siyen, aebiihrlich abaetrunlen. Sie we nia er viel, sie still, wie sich’. für ein Frauenzimmer. insbesondere aber sur eine Marthe schickt, er von lstlag zu Glas redseliaer und zapplicher wer dend. Es konnte nicht schien dazumal. sdasi EKrieaSthaten den Stoff zur allgemei nen Unterhaltuna lieferten. das machte den Gillo erst recht heifi nnd der Durst wuchs mit der HitzeAlg endlich die-Mu-— sit die Wacht am Rhein spielte und alles. was im Garten saß und trank, und wag vor'kn Garten am Raun lehn te und horchte, seutia mitsang, da packte ihn der Kollet. Kaum war vers letzte Ton verhallt, so sprang er aus» den Stuhl ind sina nun seinerseits zul singen an: eins der französischen Lie-? Ver, wie sie zu Anfang des Krieges Mode gewesen sein mochten. da demJ aaklischen hahn der rathe Kam-n noch stolz und starr stand. ( Weit kam der Gillo nicht« Zunächst verstand ihn zwar keiner und die Nach bqu guckten und lachten; als solch' unangebtachtes Gelächter aber denj Sän er reizte, dies und das nach sei ner schwachen Kraft zu verdeutschen und die Konzertgästc merkten, daß fein Kanderweljch auf eine Berhöhnung Vismarcks und des deutschen Kaisers hinanslief, da flog das Schneidern-in schnell vom Stuhl und was ihm unten geschah, war nicht sanft. - . »Was mein Mann is·, sprach die Frau Straßenmeisterin, als dasHisto-; rische der Begebenheit endlich so weit tlargestellt worden war »der sagt: wenn einer Schlumperl iedchen singt aus was HeiP ges, dann sind ihm solche am dienlichsten — wenn er ihrer aber hat, denn muß einer Gelegenheit hab’n, seine Bess rung zu zeigen, und weils der Gillo doch nu mal n Franzos is, wovor er nischt kann, un was die Seffe gewußt hat da must se nu ehm fort-! eneene passen daß er sich keinen nich antrintt, adder zu sunst gen Schperenz-« chen hat se iei Recht indem Dumm heit noch nie nich e Scheidungsgrund gewesen is.« Die Kleine fah das eigentlich ganz gern ein —- wag hätte sie denn ohne Schneider mit der neuen Schneider maschine anfangen sollen, und Gall laume Lecoeur wurde wieder zu Gna den angenommen und benahm sich bis zur Hochzeit still und munter-lich »Der Huchzg war nobel«, berichtete Meine, die mit san mt ihrem Straßen ineifter geholfen hatte, derKleinen Hei mathsdorf »was Staatziöse5« zu zei gen. »Un der Gillo blieb nüchtern bis-« zuletzt; wag inei Mann ig, der sagt: er war noch e bißchen verteilt.« Einige Monate später hatte Meine wieder mal draußen nach dem Rechten gesehen usid erstattete uns Bericht. »Es geht en gut; er hat-Arbeit, uns sie rg vergnügt und schanzt de ganzeni Tag alleweng rum; un se kriegen je nu als en kleenen Franzosen, was mir« peinlich wäre; un auch, was die im Dorfe sin, die machen s’ch su ehre Ge danken —- wenn der nu mit parliere anfängt un versteht en keiner?« T Der kleine Franzose kam aber doch auf die Welt, mochte das Dorf sich auch sorgen, und Gillo schrieb eine feine Anzeige. l Meine wurde abgeschickt mit eineri Wochensupve, sie kam mit dem Bescheid zurück, alles gehe gut und eg sei »auch so ein Kind.« . Dann hörten wir eine Weile nichts-« Von Herrn und Frau Lecoeur; es wars ein harter Winter, wo niemand unnö-. thige Landbartien unternahm. Wahr-T scheinlich dachte nur ich in dieser Reit« an die kleine Sophie und ihre beidenl Franzosen, und auch mein Denken war von eigennütziger Art, denn ich wartete auf meinen ersten Gevatterbrcef. « Meine hatte mich vorbereitet und hinzugefügt: ich iniisse ihn annehmen,! lbon wegen weils ein Junge sei; denn,’ wenn der erste Pathe eines Mädchen-« ein Junge sei, kriege sie ganz sicher Jeinen Mann, sei eZ dagegen ein Mäd lchen, müsse sie ohne Gnaden und jweisns Anträge regnen sollte, eine aite Jungfer werden, es käme dann alle irnal im letzten Augenblick noch wass; drein. ’ Bei einem kleinen Franzosen Gerat-l ter stehen, schien mir freilich aufregen der als alle Heirathganträge der Welt und ich dachte, sowie ich den bunten Rock eines Briefträgers erblickte: jetzt kommt er. s Statt des Gevatterbriefs aber kam eines Tages der Schneider Gillo sel ber. Er sah nicht zum besten aus — abgemagert und verwildert. der Rock fleckig Und die Hofe auggefranzt. Das Bündel, das er trug, ließ er nicht aus der Hand, als seien unermeßliche Schütze drin; ihm mochte eg so schei nen, denn es war das Letzte, wag er überhaupt noch besaß. Nach und nach kam seine traurige Geschichte zu Tage. Die kleine Sophie war in ihrem Arbeitseifer zu früh wie kder hinausgelaufem hatte sich eine Er käitung und in deren Verlan den Tod geholt, das zarte Kindchem dem nun die Mutterpflege mangelte, war ihr gefolgt, und dem armen Vater war gauH roßem Kummer großer Durstj ierwargsen Sobald er aber ein gewis-! ler Ueberrnaß getrunken hatte, sang er. ? eine französischen SchlunipevLiedcheni tund dann fielen die Bursche des Doer lüber ihn her. I Das ging in unbermeidlichem Wech sel eine Zeitlang so fort, bis es Gillol satt bekam. Er verkaufte die Schnei-. idermasching die· von den Ersparnisseni der kleinen Sophie angeschafft worden war, bezahlte seine Wirthshausschub den, packte das Wenige, was ihm blieb,v zusammen und kam zu ung —- fo weitl hätte das »groao noch kereikt«. Aber Gillo wollte weiter, wollte nach; Frankreich zurück, »die kalte Deutsch-l land mit der swere Winter das tod "makt«, war ihn-. bekleidet und wir rede-l ’ten ihm nicht dagegen-. l j «Bauen wir oem fliehenden Feindl goldne Briicten«, sagte Vater und gab fibm Reiseaeld und Weazehrnng bis nach Haus Dennoch wanderten wir« uns eigentlich, daß er nicht eineHTages wiederkam, mit dem Bescheid, für sei nen Durst sei der Hehrpfennig zu tleini sgetvesem offenbar war er geradewegs sund nüchtern in das wärmere Frank Iteich geflohen. Um die tleine Sophie that es uns ;leid. ich weinte sogar wegen des aus zländischen Pathchens ein paar Thra nen. T Meine aber sprach bei der nächsten Wäsche: »Was mei Mann ig, der sagt, gewissermaßen is die Madanie Lecoeur auch noch eins von dem großen Krieg sein Opfern und die muß ni’ r hoch .halten « Weshalb wir um Johanni hinausgin en und ihr einen mächtigen iKranz au s Grab legten: Meine mit sihren Stiestindern und ich. Das große cons. BonMichelThivarZ. Mager, trocken, klein, zusammenge schrumpft wie ein Apfel, den man den Winter iiber aufbewahrt gehörte vers Vater Landen zl jenen alten Geizhal- . sen, von denen man behauptet,f1e wär-i den ein Mittel sinnen, sogar ein rohes Ei in vier Theile zu zerschneidein i Seit dem Tode feiner Frau hatte er den Acker-bin aufgegeben und lebte al lein als Rentner in einem kleinen Hauses am äußersten Ende des Dorfes. Wenn ich faase ,,allein«. so ist das eine Redensart, denn er hatte seine alte Magd Brigitte bei sich. Doch die ar-s me Person zählte kaum mit! Ein bis chen mehr als der Hund, und ein bis chen weniger als der Esel, der vierzig Thaler gekostet hatte! t Jm Alter von vierzehn Jahren wir sie bei Landen als Knlmnao eingetre-« ten, und war dort immer verblieben, das heißt sie war an das Regime des Hauses gewöhnt und daz- geizige Ge bashren ihres Herrn erschien ihr sehr na türlich! Uebrigens war sie etwas ein fältig, ergehen wie ein Pudel und be wunderte gsanz aufrichtig ihren Herr-» der ihren guten Willen und ihre Tüch tigkeit gehörig ausbeutete, ohne sich da rüber Skrupel zu machen. Eines Tages, als der Bager Landm, um sich eine Maurerreclmung zu erspa ren, selbst feine Gartenmauer in der Nähe des Sumpfes augbesserte, machte er eine falsche Bewegung und fiel in’H Wasser. Er zappelte einige Augenblicke uni her und schrie aus Leibesträften um Hilfe. Niemand hörte sein Geschrei. Endlich verschwand er nach msiishseligen Anstrengunan, sich zu retten, zum letz ten Male, als Brigitte erschien. Aus die Gefahr hin, selbst zu ertrin ten, warf sich das muthige Mädchen ins Wasser, und es gelang ihr, ihren Herrn an’s Ufer zu bringen. Der Alte war ohnmijchtig. Sie nahm ihn tvie ein Packet unter den Arm, legte ihn ins Bett, rieb ihn unsd brach-te ihn schließ lich ins Leben zurück. »Du hast mich aus dem Wasser ne Segen, das werde ich Dir nie vergessen, Brigitte, mein Tbehterchen, hörst Du wohl! Ich werde Dlir ein Geschenk ma chen!« Ttyatsiichlich rief er noch an demsel ben Abend nat-, langem Roaern Bri gitte, mg aus seiner Tasche eine lange Lederbörse nnd entnahm derselben mit der Grimasse eines Tltenschen dem ein Zahn gezogen wird, ein Fprancstiick ,,D.1! Briaitie. hast Du Dein lite lschenk! Ich gebe Dir das auszer Dei-· nem Gehalt, hijrst Du wohl. auszerDeis stiem Gehalt! Verschwende es nicht!« Jm Verhältniss in dem erwiesenen Dienst hatte die Belohnung gerade ’nicht-J Veranschendes daher siigte der Vater Landm. nm seiner Gabe mehr ·Werth zu verleihen, hinzu: »Das ist iaerade der Preis fiir ein Lotteriebilletx tan Dir eins und Du kannst 100,000 sFrancs gewinnen.« i Ss war das erste Mal in seinem Le .ben, dafi der Vater Landrh sich zu einer solchen Freigebigkeit hinreifsen ließ. Die Erinnerung daran verfolgte ihn lange Zeit. Er interessirte sich fiir das Schicksal seines Francstiiels und , so manches Mal sraate er die Magd, ob sie sich schon ihr Loos getauft hätte. »Noch nicht. betr« erwiderte sie unver ändert. Schließlich aber. um diesen Fragen ein Ende zu machen, die mit der Reaelmäßiateit eines Chronome ters austraten. entschloß sie sich, die Neugier des guten Mannes Zu befriedi gen. »Ja, ja, Herr, ich hab mir eins actauftl« »Ach! welche Nummer denn·t« ..Nummer :34!« »Das ist aut. das ist aut!« sagte der Alte und merkte sich diese Nummer ganz genau; ,,verliere sie nur nicht!« Landen hatte sich beinahe über seine Verschtoenduna aetröstet. als er eines Taaes beim Dorsbarbier. den er von Zeit zu Zeit aufsuchte. um umsonst die »He-innig zu lesen, in eine furchtbare sitlusreguna aerieth. · Die Zeituna enthielt die Liste der ILotterie, und an der Spitze standen die JWorte, die wie Flammenzeichen vor der achlendeten Brille des Alten funkelten: I»Die Nummer 34 aewinnt das große i Loos von 100.000 Franc-IN s Er ließ die Zeitung fallen, undeut jsernte sich verdutzt mit großen Sätzen in der Richtuna nach seinem Hause. s Vkiaitte hatte das beschert-me Früh Jstiick ihres Herr-n bereit gestellt, Nüsse 1und Käse-. Der Alte setzte sieh zu Ti sche, aber er konnte nichts essen. die IAusreauna schnürte ihm die Kehle zu, ; die Bissen wollten nicht hinunter. ] Aber was haben Sie denn, Herr?« jsragte ihn Brigitte unruhig « ..Nichts!« »Sie sinb doch nicht krank Z« »Nichts "hab’ ich. saa ich Dir!« trie — derholte er zornig. « . Einige Taae lang beobachtete er Bri igitte heimlich. Wußte sie, daß sie hun derttausend Franks gewonnen hatte? «Aber nein. die Mach. die von der Be tohachtuna, deren Gegenstand sie war, keine Ahnuan hatte. aina ruhig ihren täglichen Beschäftiaunaen nach und zeigte wie sonst ihre fröhliche Laune. » Der Vater Landrv saf; auf glühen-1 den Fiohlem Eines Tages endlich wag te er sie zitternd zu fragen: »Na,·» nichts Neues-. Brigitte-. mein Töchter-« chen?« 1 »Nichts Neues-, Herr. nur das eine Hukm hat den Viper- I Sie wußte also nichts. doch ihr die. gute Neuiakeit mitzutheilen das gingl dem Vater Landen iiber seine Kräfte. Es erschien ihm unaeheuerlich, daß ein Andetet von diesem wunderbaren Ge winn vtositiren sollte. von diesen 100 , 000 Francö. die von feinem »Funk stiick, seinem Gelde. seinem schönes Gelde« hervoraebracht worden waren. Endlich hatte er’s aesundeni Zunächst befahl erBriaitte, einHM und zwar das allerfetteste, zu schlach ten, und ein antes Stück Speck in den Ofen zu schieben. Während der Zeit holte er aus dem Keller eine alte Fla sche Wein, die hinter Reisiaholz ver steckt aeleaen hatte. Endlich aab er der Maad das nöthiae Geld. um Kassee, Zucker und Branntwein zu kaufen. Brigitte staate sich. ob ihr Herr ver riickt aeworden wäre. »Was maa ihm denn nur in den Sinn gekommen sein,«dachte sie hei sich. Noch mehr verwunderte sie sich, als der Alte sie zwei Gedecle auflegen ließ und sie ihm aeaenüber am Tische Plah nehmen mußte. »O. Herr . .. nie . . . nie werde ich waaen . . .« ,,Set3 Dich, saae ich Dir. dummes Dsina!« Briaitie konnte sich von ihrer Ver wunderuna nicht erholen: als der Kas fee aufgetraan war, sasate der Alte zu ihr ohne jede Einleituna: »Die Sache ist nämlich die, Brigitte, mein Kind. hörst Du wohl: ich will mich verheirathen!« »Ja, Herr.« stimmte sie hei, »Sie sind ia noch in dem Alter. Ich sage das nicht, um Ihnen zu schmeicheln . Wenn Sie auch ’n bischen alt sind, Sie haben sich aut konservirt!« . »Na, da das Deine Ansicht ist, so werden wir uns-. wenn Du willst, beide verheirathen . . .« Jetzt wäre Briaitte beinahe hinten iiber aefallen. nach dem gebackenen Huhm dem aefalzenen steck und dem gewürzten Wein war sie von Seiten ih res Herrn auf alle Excentritätcn gefaßt gewesen, darauf aber doch nicht! »Sie scherzen. Herr . . . »Durchaus nicht« versetite der alte Bauer und aab Erklärunan. Er fin ae an, alt zu werden. Lär hätte keine Kinder, keine eFamilie und wollte nicht allein sterben. wie ern Hund . . .« · Das Aufaebof wurde verkündet, die Hochzeit fand statt. Das Paar erfdrim unter dem ju belnd-en und böbniicben Beifall des aanzen Dorfes in der Kiriie Nach der Cereruonie beeilte sich der ,,junae« Gatte, seine Frau nacb Haufe zu brinaen, und saate, nachdem er kaum einaetreten wur: .,Briaitte, mein Töchterchen, wo hast Du denn Deine Nummer biiiaeleat?« Dabei rieb er sich mit veraniiatet Miene die Minde. »Was denn für eine Nummer I« ver setzte fie. »Na. Dein Letterieloo-5!« »Was denn für ’n Lotterieloos?·' »Na, Du weißt doch.« rief Landry 11naedsuldia. »das Loos für die Sons, die ich Dir aeichentt babe.«« Die iunae Frau brach in blödes La chen aus. »Ach. die 20 Sous,'« meinte fie. »Hö ren Sie. Herr-. man aewinnt nicht oft «in solcher Lostterie . . und da es im letzten Winter so furchtbar kalt war-, so . . . .« »Na?« fraate Landen. die Gesichts farbe wechselnd. «,Na!« vollendete Briaitte, »ich habe fein Loos aenommen, sondern Habe mir fiir die 20 Sorte ein Paar warme Filz schubie aekauft!« .... Lieutmam Baue. Die St. Pauler Volks Ztg. schreibt: Unser Morgenblatt »Globe«, welches seit Monaten bemüht ist, die jetzige Po lizeiverwaltung in den Augen der Bür ger herabzusetzen, bleibt in dem Bemü hen nicht stehen. Das ist nun aller dings das Geschäft des ,,Globe«, ob gleich man mit demDichster sagen kann: »Du treibst ein trauriges Handwerk, bei dem Du unmöglich selig werden kanns ,« und man braucht sich darüber nicht zu wundern, aber der Panegyri tue-, den die Zeitung heute aus Freude darüber anstimmt, daß Polizeilieute nant Bahe zu einer Entschädigungs strase von 588250 verurtheilt wurde, wird wohl in den Herzen der wenig sten Bürger ein Echo erwecken. Lieu tenant Bahe hat einen Jrrthurn began gen, das ist richtig, aber doch nicht in der Absicht, irgend einen Bürger zu schädigen. Er hat im Gegentheil die Bürger, als es sich um einen großen Andrang zu einer Straßenmagkerade handelte, vor Spitzbuben schiitzen wol len, und hat dabei einen Mißgriff ge macht. Das Passirt bei derartigen Ge legenheiten in allen großen Stadien, und so unangenehm ec- siir die Bethei ligten ist, geben sie sich doch mit einer Ehrenertlärung und Apologie immer zufrieden. Jedenfalls wiirde es wohl den Wenigsten einfallen, sich an die Gerichte zu wenden und ein Ehren ipflaster in Gestalt von Geld zu ver klangen, zumal, wenn sie wissen, daß der Bellagte dabei sein durch harte Arbeit verdientes Getd einbüßt Eine Ehre, die durch aus solche Weise er worbenes Geld hergestellt wird, muß sehr fadenscheinig sein und ist ziemlich weit von der wirklichen Mannes-ehre «entsernt. Die Hauptsrage aber ist die ob, wenn unsere um Schutz der Bür er angestellten Zolizisten wissen, daß Zie, wenn sie einen im Gedränge leicht verzeihlichen dcrrithum machen, ailler ihrer Ersparnisse beraubt werden, nicht Ilieber zehn Spitzbnben laufen lassen, ehe sie einen beim Kragen packen. Wir sollten denken, daß eine solche Politik eine Stadt bald zum Eldorado aller Langsinger und Hochstapler machen müßte. —— Gesellschaftsreaei. Bezeichne in Dankengesellschast ein weibliches We sen nie blos .als schön, sondern füge Weis »auch« hinzu.