Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, December 31, 1897, Page 2, Image 2

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    Der neue weg.
Die Frauen glaub
ten im Allgemeinen,
daß -Frauen - Lei
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chung« von Aerzten
behandelt werden
könnten. Aus Furcht
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wie en, daß neun Zehntel der von
Mensttuattonsz - Beschwerden her
rührenden Fälle der Behandlung
eines Arztes nicht bedürfen. Der
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kann von der Frau in ihrem el e
nen Hause gebraucht werdenund e
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cum-Leiden«-unregelmäßiger
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mutter,WeißflußundLebenswechsel
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settesss Rath in Fällen« welche besonde
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In zur ein aueaezetchnetes Praparat
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gigartens Fabrikant
und Händles in
Rauch- und Kam-Tabak
Cigarrempttzm und Raubesplltensilte
überhaupt.
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O. D. Cigarren die beste Isc-Cigarte.
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aus Marmor und Gkanit,
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Bereit-J
». » .t des-iet- Todten Asche mußt dn streiten!
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k Die deutsche Flotte-I
Etwas-c mein Bott, nnt nenen Sinnenl
Blick in des Schläft-Its goldnes Buch,
Lied ans den Sternen dir den Spruch:
Du sollst die Welt gewinnen! .
Erim-ichs mein Voll, detß deine Töchter fplnttenl .
Wir brauchen wieder einmal dentsched Almen J
Zn dentschem Segen-ich i
Hinweg dir feine Knechtdgederdn .
Zervrich der Heimatl) Schtteckendans, 1
« ieh mutltln in die Welt hinan-, l
Da sie dein eigen werdet .
Dis bist der Hirt der großen Völkerheerde,
Du bist dasi große .Hos«ittlttigsvislk der Erde,
Drum wiri den Anker onst
War Hellas einft von bessrer-i Stamme i
An- da? Von helft-ein Stamme Rom?
Daß Hei-mann, dein gepries«ner Ohm,
Mein Volk, dich nicht verdamme:
Hin-ins in’o Meer mit Kreuz nnd Oriflammel
Sei ntiindig nnd entlanfe deiner Ammel
Wie feinem Quell dein Strom!
Wohl ift sie dein, die schönste Flotte,
Die te ein sterblich Aug« entzückt:
Der Münster Schlsse, wie geschmückt i
Hast du sie deinem Gotte!
Du lächelst ob der Feinde ichwachetn Spotte,
Wenn sie auf ichwanlem Brett, die freche Rotte,
Die Frucht der Erde pflückt.
Auch diese Frucht follft dttoerftegem
Wenn erst das Salz dein Ruder acht,
Und all die Sterne, die sich jetzt
Stol libean Haupt dir wiegen
Gleich Echmncken Sklaven dit zu Füßen liegen;
So zwischen zweien Himmeln Rimsingen-—
Died Ziel ist dir gesetztl
O blick hinaus iu’d Schrankenlosel
Bestiirnit dein Herz nicht dode Lust.
Wenn, wie an einer Mädchendrusi
Die aufgeblähte Rose,
Die Sonne zittert in des Meeres Schooße?
Und tauschen nicht der Tiefe tausend Mooie
Dir zu: Da mußt, du mußtl ?
Gleicht nicht das heil'ge Meer dein weiten
Friedhof der Welt, vornher hin
T is Wogen Decken von Rubin
’««td ariine Hügel breiten?
- --!·«2«:t«:s;t nicht ans deiner Haqu Zeiten
,-i...«., deutsche Helden drin?
I Wiegt sich nicht ans iriftull’nem Stuhle
s Hin Meer der Nereiden Schnur,
Die sich ihr Schicksal Jahr unt Jahr
Abspinnt von goldner Spule?
Lvckt sie dich nicht, der Becher nicht von Thule,
Das wilde Meer, der Freiheit hohe Schule,
Lockt dich nicht die Gefaer
Das Meer wird uns vorn Herzen spülen
Den letzten Rost der Tyrannei,
Sein Hauch die Ketten wehn entzwei
Und unsere Wunden kühlen.
O laßt den Sturm in euren Locken wühlen,
Utn srei wie Sturm nnd Wetter euch zu fühlen;
Das Meer-, das Meer macht freit
)
E Kühn, wie der Adier kommt geflogen,
E Nimmt der Gedanke dort den Lauf,
l Kühn blickt der Mann zum Mann binaui,
E Den Rücken nngebogeir.
! Noch schwebt der Geist des Schöpfers aus den
I Wogen
j Und in den Furchen, die Columb gesogen,
?- Geht Deutschlands Zukunft ani.
Wie dich die Lande anerkennen
Soll auch dnd Meer dein Teilen fein
Dad alle Zunnen benedein
Und einen Purpur nenne-L
Er soll nicht mehr um Krämerichnltern bren
nen-—
Wer will den Purpur von dem änisertrennenP
Ergreif ihn, et ist dein.
Ergreif ihn nnd mit ihm das Steuer
Der Welt-geschichte, fass en teckt
ler Schiff ist morsch, idr Echiss ist leck,
Sei du der Weit Erneuert
Du bifi des Herrn Erwädlter und Getreuer;
O itzt-ich wann lodern wieder deutsche Feuer
Von jenes Schifer Decke
Hör-, Deutschland, bäte deine Bat-dem
Dir bliin manch’ lustig Weilen-enter
Erbaue ielbit die Sseqler dir,
Der Freiheit beste Garben,
Mit eignen Flaggen, eigenen Kotardenz
Weil-' nicht der Sklave jenes Ledparden
Und feiner schnöden Gier-!
Wen bitt’rer Armuth Noth erfaßte,
Und wer verbannt die See durchwallt,
Da heiße Sehnsucht nicht zu bald
Die ekle ilun belaste:
Dein sei’6 beitn Schwanken einst der deutschen
Mnfte
Als ob er träumend noch zu Hause raste
Jm kühlen Eichenwnld.
Es wird geicheh’n, sobald die Stunde
Erkennt-Or Einst-it er nnd schlägt,
Ein Fürst den deutschen Purpur trägt
Und Einer-i Herrschermnnde
Ein Volk vom Po geborchet bis zum Sande;
Wenn keine Krämer-wankte mehr, wie Pfunde,
Europas Schicksal wüst. -
Schon schaut mein Gleis dar nie Oe ute,
Mein Herz wird segelglei geichwe t,
— Schon iß die Flotte anfqe lit,
Die tntser Voll erbaute;
Schon sein« ich seyn, ein deutscher Arsenanth
An einen- Mnft und kämpfe- nilt der Laute
ils-'s goldne Blieb der Welt
Unter der Mast-tin
Eine Jaschingsniizr, von TR. If)
Der Hm Stimmuan phil. Paul
Jliittgen saß behaglich in seiner Sopha
erke, hielt die Zeitung in der Hand,
nahm von Zeit zu Zeit einen Schluck
aus der vor ihm stehenden staffeetasie
und tauchte dazu eine gute Eigotke,
wie er dies jeden Tag noch Tisch zu
thun pflegte. Es stand wohl heute
nicht allzuviel Jnteressantes in dem
Matte, denn er fallete es zusammen
und überblickte dabei auf den beiden
letzten Seiten die Anzeigen.
»Nichts als Vergnügnngsonzeigem
wohin man siehi,« brummte er, »Kat
neval nnd kein Ende, heute holten ein
halb Dutzend Vereine- ihre närrische-i
Sisnngen ab, morgen gibt es ebenso
viele Maslemälle, ich begceise wirkiich
nicht wie die Leute dazu noch immer
Lust nnd Geld haben!«
»Ich begeeise es sehe wohl, lieber
Isoan sagte seine ihm gegenüber
siyende, etnfig fttickende kleine Frau,
.oll’ diese Lende plagen sich Thron-,
jahrein, vom Morgen bio, zum bend,
die Männer in den subtilen, den long
Flotte-sus- t segenwättis das
»Ach-IS
oit mächtig on m begeistert viel
fach ou umflicht-It Osan Die dtniiche
Zeitauf- abe- rtcto Beim-, so m
W WWMKÆMW TM
« m
» sind-s s Mitin
J
weiligen Vureauch hinter ’m Ladentisch
—die Frauen mit den Kindern, mit
Staufen, Flickem Rachen und ano
lsaltungsiorgem da bat man wirklich
Sehnsucht, sich einmal auszuspannen
und im übermiitbigen Treiben alle
Sorgen zu vergessend«
Ganz erregt hatte Frau Traudchen
gesprochen, und ibr Mann sah sie
ebenso erstaunt an
»Aber-, liebes Kind, Du redest dem
tollen Treiben ja sehr nachdriicklich dasl
Wort, gerade so, als ob Du es siir
selbstftverstiindlich hielteit !« s
»Das thue ich auch, Pani. Dul
weißt ja, wie ee dem Bogen geht«
wenn er immer straff gespannt ist, und!
es liegt hier in der Natur der Men
schen, sie miissen sich bin und wieder(
einmal griindlich auotoben, nachher
arbeiten sie auch um so lieber wieder.
Ich selber bin manchmal den Kinder
spettalel, das ewige Rachen und Flielen
so leid, ich könnte mir nichts Schönerett
denken, als auch noch einmal wieder
einen Maskenball mitzumachen, so
schrecklich alt bin ich doch noch nicht.«
So etwas hatte der Herr Oberlelsrer
doch nicht zu hören erwartet, ganz
sprachlos sah er seine strickende iieine
Frau an.
»Du, sreilich,« fuhr sie sort, .Du
bist ein Ratt-deutscher mit liiblem Blut
und großer Rude, Dir ist der Karneval
nicht von Jugend an in Fleisch und
Blut übergegangen wie mir, die ich
Rheinliinderin bin, Gott sei Dant,
Rheinländerin!—Warum aber sollen
wir nicht auch einmal einen Masken
ball mitmachen, wie so viele Deiner
Kollegen, und uns mal wieder so recht
nach Herzenslust amiisirenP Ich hatte
sriiher immer gehofft, ich hätte mebr
Einiiuß auf Dich gehabt und Dich
auch etwas lebenslustig gemacht, aber;
Du bist und bleibst immer derselbe?
ruhi ic, lichte, vernünftige-«
»inngweilige Philister-, nicht umer
Schatz, das wollten Du sagen -«· i
Z.ein, das eigentlich nicht, « lachtee
,die kleine Frau etwas veriegen,io1
; etwas Aelinliches allerdings, aber nichts
ganz so schlimm-—aber wenn Du ea«
selber sagst-nun, Du mußt Dich ja
selbst am besten kennen !«
Jbr Mannlaijite. »Selbsterienntnisz
ist bekanntlich eine ebenso schone als
seltene Tugend, ich konnte mich also
nur freuen, mit Teiner liebenswür
digen Hilfe dazu gelangt zu sein« Aber
nun sage doch ’tnal selber, was singe
solch’ ein ,langtoeiliger Philister’ wobl
aus einem Mastenballe an, Traudchen,
der bleibt lieber zu Hause, zieht ben
Schlafrock an und stopft sich eine lange
Pseiie.«
»Ach. liebster Mann, thue es mit
doch ein einziges Mal zu Gefallen,
nur ein einziges Mal !«——Das Strick
zeng flog aus den Tisch, nnd die lleine
Frau ihrem Eheherrn urn den Hals.
.«3achte. iachte,«« wehrte er sie ab,
»Du zerknitterst mir meinen Kragen,
kotum’, setz« Dich ’nial vernünftig her
tu mir, wir wollen und einigen, ein
Vorschlag zur Güte-Jeder lotntnt dem
Anderen aus halbem Wege entgegen,
Du gibst den Gedanken an einen Mas
kenball aus, ich d7gegen verspreche Dir-,
an einem, meinetwegen auch an beiden
Fastnacht-nagen mit Tit irgend wohin
zu gehen, wo wir das Faichingetreiben
recht nach Herzenslust genießen können,
zum Beispiel in's Karlshans, «was
meinst Du dazu, ist das nicht ein
schöner Meint-«
»Nun 1a.« sagte Frau Trandchen
etwas langsam, »wenn es denn gewiß
gar nicht anders geht, dann muß ich
wohl damit zufrieden sein, aber eins
wirst Du doch wohl noch thun, mir
etwas Geld zu einem recht hübschen
neuen Mithnenmantel schenken, rnein
alter-, aus meiner Mädchenzeit her, ist
nicht mehr schön, den mag ich nicht
mehr anziehen«
»Ein ,Mohnenmantel,’« sing ihr
Mann, »was in aller Welt ist denn das
siit ein Dilig?«
»Nichts weiter, als dasjenige, was
stir die Herren ein Dommeln-ein
weiter faltiger Mantel mit einer Ka
puze, in den man sich ganz und gae ein
hüllen, nnd also unkenntlich machen
arm-« « .
«Und dastie soll ich Dir Geld geben?
Nein, Ihr Frauen seid schrecklich, Geld
und nochmals Geld, soll ich es ans
dem Aennel schüttean
»Aber Du hast es doch, lieber Mann.
und so viel ist ed doch auch nicht, ein
paar Mart rotieden genügen-« »
»Ich habe sei-»ei, wie llug Du bist,
da weißt Du ja mehr als ich felbet, ich
weiß non nicht-I, ich habe g’rad’ so viel,
wie ich brauche-, und wie Du brauchst,
und dise stinderx aber natürlich nur sitt
nothwendig-e Sachen und keinen Pfen
nig mehr-—adieu, Schad, ich gehe jetzt,
es wird mir ganz unbehaglich bei Dir,
wenn Du von Geld anfangst, Du weißt
doch-, in Geldlache hört betanntlich die
Gemüthlichteit a c, und darum will ich
lieber gehenl«
»Du hast noch zehn Minuten Zeit,
Paul, es ist ietzt erst-«
Nein, meineliebe Frau, im Gegen
thesl, wenn Du anfängft, von Geld zu
reden, dann ilt es immer die höchste
Zeit, daß ich gehe-—addio!«
Fort war er, und Frau Traudchen
iah ihm mit ziemlich gemifchten Gefüh
len nach.
»So lind die Männer alle,« se zte
lie, »wenn wir Frauen niemal« en
Pfennig file unsere Tailette adeeftir
unser Vergnügen gebrauchten, ja, dann
wären wir sicher das Ideal dies
tten der Schspfnng, aber fv!—
mer den Daumen auf dem Parte
monnaie7 das Davahaltnnssgeld geben
sie ja noch zur Noth, aber wenn es
Cur-aussehen find, denn find sie nie
s-—
——-t
- wähnten Wintergarten saßen in einem
»der Lust, daß man kaum sein eigen
zu haben, und man nmß sich das via
chen Geld rnit Bitten, mit List, ost
auch mit Lierger erliimpsen; und rnit
nnter bin ich es leid. Aber warte nur«
lieber Mann, ich habe eine Idee, nnd
wenn die sich aussiihren läßt, dann-«
Und Frau Trandchen sah wieder ganz
gieiriistet aus, nahm ihr Strickzeug vom
isch und ging zu ihren beiden Buben,
die im Wohniimnier herumtollten und
ihre eintretende Mama mit Jubel
geschrei begrüßten.
Der Karneval war herangekommen,
und in der alten rheinischen Stadt
wogte es Straße aus, Straße ab von
allen möglichen und nmndglichen Ge
stalten. Jeder sang oder lachte, unbe
kümmert um den Anderen, ganze
Reihen von Mädchen und Burscheni
hatten sich an den Hunden gefaßt und;
sprangen im Takt nach irgend eine-«
beliebten Melodie die Straße entlang.
Der Himmel hatte Einsehen mit dem
lustigen Völkchen, es war llared, kaltes
Frostwetter, und der Schnee störte die
Freude nicht, er erhöhte sie im Gegen--v
theil noch mehr. «
Im Karls-hause wogte eine bunte
Menge durch die geschmiickten Säle
und den mit Glas iiberdeckten Winter
garten, an selbstständiged Gehen war
kaum noch zu denken, man wurde nur
noch geschoben und mußte mit, wohin
die Anderen gingen. sn dem eben er
gliicklich eroberten Eckchen zwischen
allerlei immer-grünem Strauchwerie
Herr Dr. Niittgen nnd seine kleine
Frau und ließen die bunte, laleidoslopi
artig wechselnde Menge an sich vor
überziehen. Das lachte und schwatzte,
es war ein Brausen und Schwirren in
Wort verstand. Fortwiihrend und un
aufhaltsam drängte es sich vorüber,
seden Augenblick neue Gestalten, ed
nahm kein Ende, es war, als sei diese,
lebendige Menschenfluth unerschöpflich. E
Dies Alles von seinem sicheren Platze«
aus anzusehen, machte dem Ober-lehret
Spaß, ader er ließ es sich nicht so mer
ten, das wäre ja Wasser aus die Miihle
feiner Frau gewesen, nnd wer weiß,
was sie dann im nächsten Jahre von
ihm verlangt haben würde-. Jn Ve
tress des Mantels war er glücklich
Sieger geblieben, ihren alten wallte
sie nicht mehr anziehen, einen neuen
hatte er grundsätzlich nicht gestistet,
ergo saß sie ganz bescheiden und ehrbar
in ihrem dunkelgrünen Tuchtostiim
neben ihrem-Mann und spähte aus
mertsarn in das Gewühl, ab sie nicht
ein bekanntes Gesicht entdecken könne.
Da ite sich aus einmal eine Gestalt
aus ern Menschenichwarm, und eine
lachende Stimme ries: »Guten Abend,
Traudchen, guten Abend, Herr Dotter-,
ist es wirtlich wahr, sieht man Euch
vernünftige Leute auch einmal hier
unter atl’ den Narren?«
»Sie haben Recht, Frau Schmitz,«
sagte der Tugenden-, »aber meine
Frau ist Schuld daran, sie weilte durch
aus-«
»Nun, warum sollte sie auch nicht,
gelt Traudchen, wie manches Mal sind
wir sriiher zusammen hier herum ge
spielt, und ev war doch immer schön l«
»Ach ja. stathchen,« rief ihre Freun
din, »weißt Du was, ich gehe einmal
mit Dir rund durch die Sitte, ich habe
es so lange nicht mehr gethan,« und
ausstehend lehnte sie ihren Stuhl gegen
den Tisch und tagte: »Bitte. Paul,
verwahre mir meinen Plan, in einer
halben Stunde bin ich wieder hier.«
Und ehe ihr Eheherr noch seine Zu
stimmung gedentannte, hatte der Men
schenstrom schon seine Frau und deren
Begleiter verschlungen und mit sich
fortgerissen.
.Ach, stäthrlien,« rief Traudrhen,
»wir gut, daß Du latnit, ich hatte schon
immer aus eine Gelegenheit gewartet,
utn fortzukommen, ich habe nämlich
eine ganz prachtvolle Idee,« und nun
sprach sie eisrig aus ihre Freundin ein,
die ihr mit deisälligem Lachen zu
stimmte. Als sie an der Gnrderobe vor
beätamem retteten sie sich hinein und
K its-then- sagte 3 «
»Du brauchst Tit keinen Mantel znk
leihen, lonnn, nimm den tneinigen,
sieh, ich habe hier noch einen zweiten
hängen, weil ich anch Jetnanbern die
Wahrheit sagen wollte, ich lann aber
to lange warten, nitnm Du ihn nur
zuerst.« Und fo sprechend, nahm sie
aus den Händen ber Garderobenfrau
einen bunten Mantel, hellblaner
Grund, mit riesigen, feurigen Mohn
bluinen darauf, htillte die zierliche Ge
stalt Frau Traudchena hinein, die aus
ihrer Tasche eine schwarze Hallnnaele
hervorzog und vor dem Gesicht be
festi te, die Kapuze wurde liber den
Kop gezogen, und Rathe rief, sie aus
die Schulter schlagend: »So, nun geh,
kein Mensch lann Dich erlennen, nnd
mache Deine Sache gut, in einer halben
Stunde treffen wir nnjtoieder hier-«
—Unb abermals ließen lich bie Bei
ben, diesmal aber einzeln, von dem
Menschenaewiihl ausnehmen und fort
treiben.
Doktor Nllttgen war etwas angehal
ten allein sitzen geblieben; baß seine
Frau ihn so schnell verlassen hatte, ehe
er noch überhaupt biLErlanbniß dazu
gegeben, hielt er sitt« ·nen Eingriff
in seine Rechte- nun, offentlich lam
sie wenigstens bald wieder. Er setzte
sich bequem zurecht, that einen langen
« aaub seinem Glase und betrachtete
fes weiter bie vorbeidrilngenden Ge
stalten. Da blieb eine derselben, eine
Dame, Mnlich vor seinem Tisch stehen
nnd klopfte llnt mit dem Fächer aus den
sem; eine Maske verhüllte das Ge
sicht- tmb ein llblatser Mantel mit
Jretl then Iro nfMohnblnmen baran
uns ihre Gestalt.
t—
.Guten Abend, Doltor Niittgen,
wie geht’s, wie steht’e,« ries sie ihrn
zu in senen hohen, schnellen Fistels
tönen, in denen am Karneval so gern
die Wahrheit gesagt wird, und die ein
Erkennen der Stimme sast unmöglich
machen.
»Und so ganz allein hier, wo ist
denn Deine Frau? Zu Hause natur
licli, sa, die arme Frau, die nimmst
Du nicht mit, wenn Du Dich amiiiiren
; willst, die muß daheim die Kinder ver
j wahren nnd Strümpfe stopfen.«
« .Aber erlauben Sie, bitte,« rief der
Herr Oderlehrer und wollte sagen,
seine Frau sei mit ihtn hier, arniisire
sich gerade so gut oder schlecht wie er,
aber die Masle ließ ihn nicht zu Worte
kommen.
.Weißt Du, was Du bist? Ein
Hausthranm Du solltest Deiner sun
gen Frau etwas Vergnügen gönnen,
und statt dessen machst Du sie mit der
Zeit gerade so langweilig und so phi
listerhast, wie Du selber bist! Warst
Du etwa in diesem Winter schon ein
mal mit ihr im Theater? Oder im
Konzert? Oder sonst , irgendwo an
einem Orte, wo sie sich aniiisiren
konnte? lind wie sorgst Du fiir ihre
Toilette, in dent griinen Tuchtostiim
geht sie nun schon den zweiten Winter,
und ihr Hut, das ist auch schon lange
her, seit der einmal neu war. Nein,
Paul Niittgen, Du rnußt Dich ändern,
ich tneine es gut mit Dir und mit
Deiner Frau, halte nicht immer so fest
Deinen Geldbeutel zu, macht Euch 'rnal
ein Vergnügen, laute Deiner Frau ein
paar neue Kleider, einmal lebt Ihr
doch nur, warum sich denn dies lurze
Leben unndthig grau und trübe machen.
Alle Bekannten sprechen darüber, wie
gedriiett Deine Frau oft aussieht, und
wie simpel und einfach Du sie gehen
läßt, nur Tu siehst es nicht« Aber
heute wollte ich Dir ’mal die Augen
öffnen, ehe es zu spat ist. Adieu, Paul
Nitttgen, bessere Dich, bessere Dich!"
lind sort war sie, ebenso plötzlich,
wie sie vorher ror ihm ansgetaucht war,
und der Herr Oberlehrer hatte nicht
ein einziger- Wort aus all’ die Vor
rviirse erwidern sonnen. Das war nun
die gepriesene Mastensreiheit, daß man
sich von solcher fremden, unverschämten
Person mußte alles Mögliche sagen las
sen. Er war im Stillen tviithend,
erstens aus die Maske in dem blauen
Mantel rnit den Mohnblmrren, zwei
tens aus sich, daß ersieh dae Alles so
ruhig hatte sagen·lassen.
l
i
l
Woher die Person das doch nur Alles
so genau wußte, es war sast Allee
wahr-, weder int Theater, noch im Zion
zert war er in diesem Winter rnit sei
ner Frau gewesen, Trandchen hatte ihn
einige Male darum gebeten, da hatte
er allerlei Vortuiinde gehabt, ihren
Wunsch anzuschlagen, aber sie hätte ja
nur noch einmal wieder bitten idnnenl
Und das grüne Tuchiostnrn, ee war
allerdings im zweiten Jahre, daß seine
Frau es trug, aber es war ihtu noch
immer ganz gut vorgekommen-nnd
der Hut-daß die Weiber auch immer
wieder neue Moden haben! Wo blieb
doch nur seine Frau !--daß sie ihn auch
so lange allein ließ, es war ganz unver
zeihlich.—fiiedriickt sollte sie an seiner
Seite aussehen? Er sann nach, ja, alt
Miidchen war sie sehr lustig und ane
gelaisen gewesen, er hatte es sich int
Stille-n immer als sein Verdienst ange
rechnet, dass sie in den snns Jahren
ihrer Eise so nett ruhig nnd vernünftig
geworden mar, und das nannten nun
die Leute geariictil Er wollte ietzt im
Stilien aber «nial seine Frau beobach
ten; int Grunde seines Herzens hatte
er sie doch sei-r lieb, unglücklich sollte
sie sich an keiner Seite fühlen, da
wollte er liegst-—
»Liebster Monm- ilang eine srohe
Stimme-an sein Ohr, »du bin ich wie
Ider, diit Du auch nicht disse, daß ich so
lange dlied, ich konnte beim besten
Willen nicht schneller durch das Ge
wiilzl iommen.« lind no:h halb außer
All-ein setzte sie sich wieder auf ihren
Platz und druckte ihm unter dem Tisch
heimlich die Hand. »Aber Du siehst so
ernst aus, so mißgestinnnt, ist Dir
etwas passirl?« srug sie schalihast
lächelnd
.Ach, nichts von Belang, es ist nur
gut, daß Du wieder da bist, Trank-them
ich hatte ordentlich Sehnsucht nach Dirl
Und dann iani auch eine Maske zu mir
und sagte mir in den schönsten Fisteis
tönen allerlei wenig angenehme
Dinges
»Ha! sie Dir ,dic Wal)1«t)eit’ gesagt,
innntest Du tie? Das interessitt mich
ja sein l« :
»Nein, ich kennte sie nicht, wie
lnnn man auch Jemand in diesen ver-J
eiidten bunten TUianteln erkennen, noch;
dazu tnit einer Maske vor dem Gesicht»
Wat- sie mit sagte, nim, etwas Waltresi
war wohl datan, aber Alles durchN
Vetgtoßeeungeglao gesehen.«
»Na, Schan, tröste Dich nur,·« sagte
die lleine Frau, während iie sich zu
tiicklehnte, und ein lustiges Wchein
iiber ihr Gesicht huschte, was ihr Ehe
ltekr indeß nicht vettierlte, »ich binj
nun wieder bei Dic, und wenn nun
noch einmal toiedet Jemand kommt,
ich kann auch ,die Wahrheit’ sagen,
wenn es darauf antontmt.«
»Ach, Du Traudchen, das sannst Du
gar nicht, dazu ist Deine Stimme viel
zu sanft und welch«
Wieder lachte Frau Traudchen heim
iich. »Was Du doch siie eine guteMeis
nung von mit hast, soll ich 'tnal,
Bank-«
»Um Gottes wilten nicht,« er hielt
Fich beide Ohren zu, »ich txt-be gerade
enttg von der Som- Tt nie lieber
einen Wein ans und tai untnoch
Haufe sehen es ist Zeit dazu-«
—O —
s
WO-- - — —-Q-· I
Und ganz gehorsam that die lleinex
Frau nach seinem Willen.
Als sie eine Stunde später im Bette
lag und die warme Decke bis an ihr
Nilgchen hochiog, da sagte sie zu lich im
.Stilten: ..So, die Saat ist nun aues
!gestreut, nun will ich einmal Osehem
ob sie auch Früchte bringtiO Ihr
iiiigen Männer, so viel habt
Jhr studirt und gelernt, nnd wir
iFrauen überlisten Euch doch. « Und
Frau Traudchen iicherte vergniigt und
Isteckte den Kopf unter die Bettdecke,
I damit Er nichts mersen sollte
f Es war ungesiihr vierzehn Tage spö
Iter an einein Sonntagnachmittog, die
iSonne schien so hell und ilar, oio
tniißte ed bald Frühling werden, da
I schlug Doktor Niittgen seiner Frau vor,
einen Spaziergang zu machen, wozu sie
gern bereit war. Nach wenigen Minu
- ten schon trat sie six nnd fertig in sein
Zimmer, und tvrihrend er sich noch eine
sCigarre zurecht machte, stand sie vor
ihm hell beleuchtet von der voll herein
scheinenden Sonne, nnd lnöpste ihre
Handschuhe iu.1
»Liebeo itind,« sagte da aus einmal
ihr Mann in ihr, »hast Du nichts An
deres anzuziehen, dies Kieid-hm—-ith ,
weiß nicht, es ist mir nochnie ausge-v :
sollen, hm, lim—aber wo Du jetzt sj «:
im Lichte stehst, da kommt es mir vor » -
als ob eo doch ein wenig verschosse
und obgetragen tväre.« - -
»Nein, Paul,« sagte Frau Traub
chen und bog das Gesicht ties iiber den
widerspenstigen Handschuhtnopf- und
vielleicht kam es davon, daß ihr eine
leichte Rathe aus die Stirn trat-» Du .·
weißt, es ist mein einziges Ausgehcs
ileid siir den Winter, was ich habe;
schon vor einigen Monaten bot ich
Dich-« .
»Ich weiß, ich weiß, damals war
aber noch ganz gut, ed ninsz sich seitdem-. «
ganz ausfallend schnell verschlechter «
hohem-aber gehe doch gleich morgei
aus, und kouse Dir ein neues, aber
recht geschmackvoll und hübsch, hörst
Dut«
Ganz stumm vor Ueberraschung fiel
die kleine Frau ihrern Mann um den
Hals und liißte ihn herzhast ab, und
während sie dann einen Augendli
ihren Flon an seiner Schulter ruhen
ließ, zog ein fo fchelntifchee, befriedig .
tess Lächeln iiber ihr Gesicht, daß »de
gute Herr Oderlehrer wohl sehr stut«
geworden wäre, hatte er ed gesehe
von Spaziergängern belebte Promezx
nade. Merkwürdig, ed war, als ses1
dein Hcrcn Lberlchrer pldhlich ei E ·7:
Schleier von den Augen gefallen, in
iritischent Blick rnusterte er die Toile
ten der vorbeipafsirenden Damen uns
stellte Vergleiche an. Auf einmalsi
zu seiner Fi«an' wendend, sagte er«
»Und einen neuen Hut mußt Du an
halten, sieh einmal den an, welchen di
blonde Dante dort tragt, der würde Di
sicher auch gut stehen, solch’ einen such
Dir doch morgen auch gleich mit ane. »
».lber, liebster Mann, « frng Frai
Traudchen, »was ist Dir denn, «J
kenne ich Dich ja gar nicht, Du fühl
Dich doch ganz woth ";T« ·
«Tunnnee Zeug,« brummte er
seinen Vort, »ich will nur, Du soll
Dich auch ein diechen hübsch und MI- »
anziehen, weißt Du, sonst meinen d·«
Leute ain Ende noch, ich sei schu
daran.« .»
Dankbar druckte Frau Traudchen d H
Arin ihicd Mannes fest an fich. Da
Welt. Jn ihrem Innern aber ju ist« -
sie: »Hurrah, der Sieg ift gen-on ,- »
die Augen sind ihm geöffnet wordkf»
die- Saat ist aufgegangen und fiingt i. -
Früchte zu tragen Es ift doch ein w
rer Segen, wenn dem lieben Cheruan
mitunter einmal gründlich, die Wo
derer es besorgt, ci, dann muß man ,
eben selber thun, wenn anrli ,nnt
der Madte. « « .
. Ein ganz gut-lauern
Ausfliigler streiten darüber, ob
Vollmond ztz erwarten sei oder m·«z2«i"·
Einer derHerren Untetbrichi die Stk IF
Lenden mit den Worten: »Da lcmt
ein Baucmburich, fragen wir dass-it
denn Landleute wissen hierin tmer
Reinheit-P Er wendet sich ein«-« .
Kommenden mit der Frage: »M .
Bester, tännet Ihr uns nicht sagen,
mir heute Vollmond hohem-« Verdu
schaut ihn der Bursche an und m i
dann zögernd: «Woaß net-bin "
von do !·«
Ein schlaues ;
Lehrer (c1sln"kend): »Jetzt män
wir also bei dem Satze: ,Als er übe« «
dic Brücke ging, brach sie zusammen
Isidor, in welcher Zeit stehtdec Satz J.
—Jiido:: »du der Vergange «
Zen- 1«etner!«—x«ehrer: » se »
" ic wiirdest Du ihn in der Gegenwä. z
sagen, das heißt wenn Du jetzt hinübe z
gehen wolltest.« —- Jiidor (ve««
ichmitzt lächelnd): »Aber, Hen- Lehre «
wie kann ich gehn über der Brück«
wenn iie is schon get-kochen zusammen ·
Großmütliiz . v »
»Herr Direktor-, ich möchte um-, «
lage bitten!«-«s3ulage!—Nun, · »
netwegeu Sie allen von heut
jedenAbend 100 Mark mehr hebe-II
— »Herr Direktor! Sie irren st
wohl?«——«Nein, neiinl Von heute -. ;
dürfen Sie indet werten Szenen "
inm: ,Jch habe eben 800 Max-II u
den,' sagen: Ich habe eben 800
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