Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Dec. 17, 1897)
satt smteivkvriet des Vnitipp Sank: nmpfer. . Offistn ist s « smss fressplueOQ i Hm -:k Ki ds, Herr Reduktio nars Wen icy hen ere, un win forc Lati. Ich sage Ihne, die Fellersch biete ei nigeg. Eckfpenies for Echuhs un Staitins un Sul)tcher mache sie wei do könnt mer en Millionät fei. Es päßt hardlie e Woch, mitaus, gkaß die Lizzie, was mei Altie is, mich zagt daß der Karlie widder Schutt-s raucht und der Johnny Stacking und baß de Rest von die Gang nicks am zLeib bot wie Räcks und daß es e stchehm wär, mit en an die Siritt zu J sehns- Off Kohrs muß ich do immer ksIint mei Packetbuch herhalte Jch fm kafchuhr unnek die Ziriumftenzes, do zjimmis nit lang, befor daß ich· mich Ipch nit en Nickel werth Schnuff mehr Mafe kann Wisse Se, wann s Erlä Hasses for Sache sin, wo die Buwe hen Rüsse, well, do is keen Juhs zu kicke, . wwer wann s nor damit gedahn wär. JJDo is alle Aageblicie e Pahktie in die «Uehbethutt, wo se inweited sin. Do muß of Kohrs e Present gekaaft wein. Dann is alle Aageblick een von dieKibs fein Botzdeh un dann kimmt die ganze INng zu uns ins Haus-. Schuht ge isng nimmt das auch immer Geld un Es wer muß es bezahle? Jch, der gute ; anfellige Philipp! Jch hen aach zu die j- Lizzie gesproche, daß selles Bißnes ge s stappt müßt wer’n, sonst könnte mir noch uf unsere alte Däg bette gehn, oddet mit die Ziehharmonika an die Stritts Muhsick mache, for daß mer unser Lewe mache könne. Die Lizzie hot for so Sache gar taan Scnz nit. «Sehf Du nor e wenig,« hot se gesagt, zdann werte schon beide Ende miete.« Dobei hot se off Kohrs widder uf mei paar Dreppcher Bier gestichelt »We gemeinet könne die Buwe wie die Picts ermn laafe,« fagt se noch, »do wisse cc sk f Ei r l is L IT nach die Leit, oatz du ihr Butter dist. Mei Frends wisse gut genug, daß ich uit den Weg sin, awwer off Rohr-L wann der Vatter Dag un Nacht in den Saiuhn hockt, do kann mer nicks bes seres eckspeckte.« Galle, fo ebbes kann mich mähd mache! Es is die alte Sto tie, alles was ich duhn, sell ig rong un was die Lizzie duht. sell is allrecht. Was hen ich duhn könne, ich hen die Lizzie Geld gewtoe, for jedem Von die Buwe e neies Suhtche un neie Siackins Un neie Schuhs zu kriege un do hen ich widder e paar Däg Rest gehabt Ich . muß sage, wie die Fellersch in ihrn neie Stoff in das Ruhm gemarfchirt sin komme, do hen ich doch teinder praud gefiehlt. Wei, die hen gegudt, wie die rehgeller Duhts un ich hen bei mich im Stille gewunnert, wie’s mög lich is, daß ich so feine Kids kriege un tehfe hen könne. Wie ich jetzt grad ge denkt ben, daß ich jetzt emol allein ge lasse deht wem, do hen die Fellersch mit ihre Ma gestatt, mich zu battere, daß ich emol mit se uff die Fehr gehe sollt. Es war e rehaeller Scherriteh Fehiz wo for de Bennefit von die arme Leit uffgemacht is worde. Jch hen ge » kickt, awwer die Lizzie hot ihrn Meind uffgemacht gehabt, daß hinganae wern sollt un off Kohrs sm mer dann aach hingange. Bifor daß mer in die Haal ««sin gange, do hen ich mich die Buwe emol vorgenomme. »Das sag’ ich Eich, gespend werd nicks un wann mich eener for Pennies odder for Kenndie bat tert, dann gehn ich streht heim un Jhr kriegt e Lickin, wie Jhr se in Eier Lewe noch nit kriegt habt un dont ju fergett it.«« Se hen mich aach geprammist, daß se sich behehfe wollte un dann sin mer innfeit. Jch heim for mich un die arise Gäng zwaa Dahler un e halb ezahle gemißt. Jn die HahL do ware Stands, wo alle- Sorte Stoff verkauft is worde. Well do sin ich gleich ge päßt, bikahs die Lizzie kriegt immer so iesig Nohscheng zu kaufe, wann sc eb bes sieht. was se gleicht. Dan sin mer an e Tent oder wie mersch ruft gekom me, do trat e Sein dran, das hot ge sagt: »Deitsches Dorf«. Ich hen emol enei geguckt un was wem Se denke, do ware jo doch die gutguckigsie Baute mädele drinn, wo Bier gefehrft ben. Ich hen die Lizzie e zwaa Dahlerbild gewwe un sagt, se sollt sich mit dieKids e wenig Form mache, ich mißt emol Je mand sehe. Die ware froh un ich aach. Bikahs ich sin reiteweg in das deitsche Dorf un hen mich e Schtuhner Bier bei ems von die Mädele geordert. Jch hen mit das Mädele Form gemacht un mer hatte e gute Zeit. Uff eemol, wer kommt erein? der Wedesweilert No, wie ich mich awtvek do gefteit ben! Oss Kohts den mer do awwee gestatt, die Mädele bissi zu halte. Das Bier che bot den Wedesweiler seins gebotte, es war importities Bier von Münche, un es hot aach schweres Geld gekost. Mir hen uns schnell eiwehnted gemacht un wie die Mehdercher ausgefunne den, daß ich der Mister Sauerampfet wär, do heu se all bei uns gesosse un fonnige Stoties von mich verzehlt wolle Ich hen den Weg awwet nii gefiele bitahs ich hen doch Bier drinte gemißt Wie noch die ganze Kraut bei uns war, do hör ich uss ce mol en Kräsch antseit. un e ariges Neus. deuteln-e Mohment kömmt In Liz- in das Teni un start, mich ,- ichsodlde, dick-cis ich deht do bei die » M nnd hätt e gute Zeit un sie W it die Lidds bittere. W M W MA I .Wag die Matt-: M« sagt die Lizzie, »der Katlie is an e Bänähne Piel ge steppt un is ausgeschiippt un is in e Schohkehs gefalle. Er hoi alles ge ) schmäfcht un du werscht so ebaut ferzig ’ Dahlek Ecksrennses hen. Biseids deß ; bot sich der Karlie an Kändie immer- ; Jsgesse un is so sick in fein Stammeck,; ; daß et’s nit mehr stende kann. Selli is, was die Mättet is. Un dann war ; das zwaa Dabler Bild, wo du mich ! gewwe bost, e Kaunterfiti un no gutt, J wann ich nit die Missus Wedesweiler gemiet hätt, dann wär ich noch in beefe Tkuwel komme. Sell hot met all det for« wann mer dich allein läßt.« Die Gehrls hen geschnickert un ich hen mei Bills mit Schecks bezahlt. Die Feer hot mich so ebaut sechzig Dahler gekost, mitaus die Dakterbill for den Karlie. Jch un der Wedesweilet mit gehe aw- i wer doch noch emol hin, mitaus die! Altie, « J Womit ich verbleitve i Ihm Ihm iiewek I Philipp Sauetampfeti Hohes Alter-. s i i Jn Balu lebt ein Mann, Nikolasz Jwanowitsch Jwanow, der 117 Jahres 10 Monate alt ist. Er wurde als Sohn s eines türtischen Vaters und einer griechi- ! schen Mutter 1780 in Konstantinovels geboren, trat mit 17 Jahren in diei türkische Kavallerie ein, wurde langsam j befördert, brachte es aber 1828 doch bist zum Kommandeur eines Kavalier-sey Regiments. Jn demselben Jahres wurde er im Kampfe gegen die Russenj bei Karg gefangen genommen und nach ; Tiflis gebracht. Hier wurde er Christ s und trat in die russische Armee eins Er nahm dann am Krimlriege und am I russisch-tiiriischen Kriege 1877—78 Theil, erhielt endlich, lu« Jahre alt,( 1880 seinen Abschied mit einer Pension s von 35 Rubel und lebt bei seinemj tiljjährigen Sohne. Jwanoiv war wahrend seines langen Lebens fiinsmal verheirathet, hatte mehrere Sohne, En kel und UrenteL Sein Aussehen ist ganzmunter, aber er geht langsam, sich auf einen Stock stützend. Haar und Bart sind ihm vollstandig ergraut, er hört auch gegenwärtig etwas- schwer. Tag Gedächtnis hat sich in Bezug aus vergangene Dinge vorzüglich erhalten, weniger gut erinnert er sich an Nahet liegende5. Wird er in der Rede unter brochen, so verliert er sofort den Faden der Unterhaltung. Er schreibt frei johne Brille und hosst noch so an « ,,15 bis ZU Jahrchen« zu leben. Gern erzählt Jwanow von seinen Erlebnissen, gedenkt Sutoaroros und Stobelefsg. ( sein hohes Alter ist um so bemerteng- s werther, alk- er in der Jugend durchauss tein musterhaftes Leben geführt hats und bei der Belagerung von Sebastoss pol am Kopfe verwundet wurde. Au- ; szerdem hat er sich iiberhoben, die Fuße i sind ihm gebrochen und drei Rippen fehlen —- so erzählt wenigstens er selbst von sich. Mr Alte ist auch der kaiser lichen Familie sehr wohl bekannt. So erhielt er einmal vom Kaiser lWU Ru bel zum Besuch der heiligen Stätten in Jerusalem. Fast jedes Jahr kommt er nach Peter-Sburg; so war er auch dieses Jahr im April dort, wurde dem Kaiser vorgestellt und erhielt aus dem taiserlichen Kabinett 200 Rubel zum Besuch eines Beides-. Er brachte daraus den Sommer im Bad Pjatigorst tim Kaukasus-Ha uno war den Kurgasten als ,,Dschaduschta« (Groszvaterchen) sehr wohl bekannt. Ein fchweizeeifcher Brauch. i i Jm Kanton Appenzell - Außerrooen4 wird von einem LandsweibeL der bei der jedes Jahr stattfindenden, oft zweitausendiöpfigen, im Freien tagen den Landesqemeinde - Versammlung alle Abstimmungen und Wahlen aus zurufen und zu leiten hat, in erster Li nie eine sehr kräftige Stimme verlangt. Damit die Landesgemeinde selbst ur theilen tann, müssen die Bewerber um diese Stelle ihr Gesucb der Landesge meinde mündlich vortragen. Die Rede des vor einiger Zeit neugewählten LandesweibeL Emil Tobler, lautet:« »Herr Landammann, geehrte Herren, getreue, liebe Mitlandsleute und Bun i des-genossen! Jch wage, vor der ver sammelten Landsgemeinde mich als Aspirant um das Amt eines Lands i weibels Eurer Gunst zu empfehlen ) Mein Name ist Emil Tobler, bürger t lich, von Lutzenberg, auferzogen in Wald und wohnhast in Walzenhausm Da ich hier in Trogen die Realschul bildung genossen und nachher den Be ruf eines Schriftsetzers getrieben habe, dars ich mir schmeicheln, in sämmtli chen schriftlichen Arbeiten wohlbewan-" dert zu sein, und alle Funktionen, die einem Landesweibel das Jahr hin durch übertragen werden, zur besten Zufriedenheit der Vorgesetzten versehen zu können, und dasz meine Stimme sdie Kraft und Bolltönigieit besitzt, um eine würdige Landesgemeinde - Ber iammiung zu beherrschen, um in jedes Plähchen hinaus vernommen zu wer den, und ob ich den Muth in mir fühle, eine io ehrwürdige und so zahlreiche Versammlung anzureden, davon, liebe Mitbiirger, könnt Jhr Euch jett selbst überzeugen Sollte meine Stimme: noch zu schwach befunden werden, fu« hat-es Aerzte genug in unserm Länd-« chen, um sie turiren zu sonnen, und Omein Patriotismus aeht so weit, daß ich ieine anderen, als nur avpenzelli-: sche Pillen schlucken werde. Jndem ichl mich Eurem Wohlwollen empfehle, bieibe ich dem Wahlsvruche getreu Miit frisch Wie-up tth Maul auf undl — Theatergeluiitiiiew Von Mfred Friedmanm Der Besuch des Theaters, das Ge spräch über das neueste Stück und den jüngsten Dichter gehört zum modernen Bildunasleben, wie sie wohl zur Zeit des Sopholles und des Aristophanes dazu gehört haben mögen. Einige in teressante Daten liefert die französische Theatergeschichte, besonders zur Zeit, als der Schauspielerstand noch zu den mißachteten zählte. Mademoiselle de Castilly, von altem Adel trat in die kö niglickse Academie als öffentliche Sän-» gerin ein. Ludwig XIV. verlieh dem Abbe-« Perrin, dem ersten Director, Pa tentbriefe, in denen es heißt: »Wir wollen und es gefällt uns, daß allex Edelleute und Edelfräulein in den Vor-; stellungen unserer königlichen Academie» singen dürfen, ohne daß sie deshalb als dem Adelstande nin mehr angehörigs betrachtet werden könnten, ohne ihrer Rechte, Vorrechte und Privilegien ver lustig zu gehen.« — Alle diese Entbeh rungen drohten nämlich dem Fräulein von Castilly seitens ihrer Sippe. Nach dem Tode der berühmten Freundin des Marschalls von cachen der vergifteten Adrienne Lecouvreur, erstand Mllr. Pcllisfier deren ganze Habe, Garderobe und Diamanten, für 120,000 Franken. Sie war ihrerseits die Freundin des steinreichen Herrn Duliz. Ohne das Talent ihrer Vor gängerin zu haben, erschien sie all abendlich in einer deren Rollen, mit ei nem kostbaren Kleide und Brillanten geschmückt. Ganz Paris lief hin, um die Rohen und die Steine zu bewundern Aber als die Schaustücke alle gezeigt waren, reclamirte Mr. Duliz das Ganze· behaupten-d er bade alles nur leihweife hergegeben. Die Schöne wei gerte sich, und Duliz bestach einen ge wissen Joinville, den er versprechen ließ, die Schaufpielerin mit Vitriol zu begießen. Die Sache wurde ruchbar, und elf-e das Vorhaben zur Ausführung inm, wurde Joinville gerädcrt. Heute würde man ein beabsichtigtes Entftel len auch des schönsten Gesichtes minder streng bestrafen. - o- . o-. .- - Ocluwllgl UND Ockllllml lIl ch Ok tannte Sovbie Arnolud, deren Stimme in der Kirche des Val-de-Grace von der Herzogin von Modena entdeckt worden war. Sie wurde von dem Grafen von Lanraquais bevorzugt mir dem sie vier Jahre in Freundschaft lebte. Seiner müde geworden, ließ sie eines- Tagts di iiarosse mit den Pferden bespannem die sie von ihm erhalten, fällt-: sie bis oben mit Geschenken und — zwei Kind-ern von ihm an, —- und »Vorwärts, Kui scheel rief sie lachend an der Schwelle ihres Hauses und blieb da, bis das Ge fährt verschwunden war. Der Sänger De Cbassos genoß den Ruf so vi-:!er Tenöre, ein schönerMann zu sein. Er war daber der Liebling der Frauen. Eine Französin und eine Po lin fochten 1.728 seintwegen ein regel rechtes Duell miteinander aus. Die Erstere, verwundet, wurde in ein Klo ster und die Siegerin höflich über die Grenze gebracht. De Chassfs war so »e rührt iiber diesen Voraana daß er, aus Furcht, noch mehr Unglück über die armen Frauen zu bringen, eine Zeit lang gar nicht mehr ausging. Er war aber der Oper sehr nothwendig nnd so tam der Herzog von Richetieu selbst ins Namen des Königs Zu ihm, mit den-. Befehl der Comödie ein Ende zu ma chen. »Sagen Sie Seiner Majestiit'«, ant wortete der Sänger, es sei der Vorse hung Schuld und nicht die meinige, wenn ich der liebenswürdigste derMen schen bin!'« »Lerne von mir, Bursche, daß Du erst der Dritte sein kannst; ich komme gleich nach dem König!« sagte der Her zog, indem er sich zurückzog Ein ebenso gefährlicher Held war Cocherau. Als er eines Abends eine ge fiihlvolle Stelle sang, rief die Tochter des «Regent«, Louise Adelaide d’Or lesans ganz laut: »Ach, Du lieber Co cherau!« — Drei Tage später trat sie in die Abtei von Chelles ein« deren Oberin sie später wurde. Die verliebten Damen des hauses Ortes-ans mußten damals in’s Kloster, heute werden sie von den Vätern verstoßen, wenn sie in Jtatiei. Liebesabenteuer erleben. Es ist schade, daß man noch keine «Monographie des Sousfleurs geschrie-. ben hat. Der Svuffleur ist —- nach dem ; Dichter — vielleicht doch das wichtigste Jnventarstiick eines woblbestallten Theaters. Als man inLuneville die »Melanide« von La Ehausssse spielte verließ der Sei-anspielen der den Darviain gab, sein Gedächtniß vollständig, und zwar gerade, als er eine lanqe und heiße Lic beserllärung zu machen hatte. Dir Soussleur war genöthiat, die ganze Stelle mit lauter Stimme herzusagen. Als er geendet, drehte sich Daroiain ohne Zögern zu der Dame und sprach im Tone seiner Rolle, aus den Kasten deutend: »Mein Fräulein wie dieser Herr soeben die Ehre gehabt hat, Sie zu versichern . .. ich liebe Sie.««« Das Publslum applaudirte dem Darsteller, wie noch nie. Ein Anderer sprach zum Soufsleur hinunter: »Einen Augenblick, bitte, nur einen Moment stille: heute Morgen hab' ich es noch so gut gewußt!« Dieser Anecdoten sind einfach Le gion. Zur Zeit Kotzebue’s und Jssland’s, die ja auch die Epoche Goethe’s und Schiller’s gewesen« war man noch reicht so anspruchsvoll in Bezug aus denWitz, wie in unserer äsenden und zersetzenden heute. · rgendwo in einer Provinzialstadi , ein Iletuei LUMM »Der Hause — ! Kram und das Mädchen dazu« außer ? ordentlich, mehr als Jssland’s »Jager«, denen es als Nachspiel diente. Den zweiten Ta war das Wetter sehr schlecht, einige Schauspieler meldeten sich als verschnupft, und man zeigte die »Jäaer« ohne das Nachspiel an. Das Städtchen bestürmte den Director, der aber meinte, die Jäger seien an und für sich schon sehr lang, und wenn das Nachspiel noch dazu käme, würde es sehr spät werden. Da sagte ein wackerer Rathsherr der Stadt: »Ei, so laßt doch lieber einen Alt der Jäger weg!« Und so geschab’s. Jn Cassel wurde ein aus dem Fran zösischen übersetztes, gereimtes Sing spiel »Orpheus und Eurydile'« aufge führt. An Eurydile’s Grabe prangte das Landgräflich Hessen - Casselsche Wappen! Jn einem Trauerspiel »Lanassa« gab’s am Ende ein Scharmiitzel zwi schen europiiischen und indischen Völ kern. Die Statiften wurden vonSchnei dern und Bäckergesellen des Ortes dar gestellt. Das Gemetzel war fürchterlich, und fast die ganze Armee blieb aus dem Platze. Die Todten lagen wie gesäet, treuzweis übereinander, ein seifter Bäcker über einen Schneider gestrecktder seine Last so mächtig fühlte, daß er ihn brüderlich bat, ein wenig herunter zu kutschen, er könne es nicht aushalten. Der Bäcker blieb unerbittlich. Der Schneider suchte sich Luft zu schaffen, doch der Osficier rief ihm zu: »Kerl, willst Du still liegen, Du bist ja ermor det!« Da sagte der Leichnam, so laut wie der eben dellamirende Held: »Hoch geehrter Herr, da liegen noch genug Todte!" und ging ab. Ein anderer deutscher Schauspieler stellte in einer Tragödie einen Verstor benen auf einem Paradebette vor. Un glücllicherweise befand er sich unter ei nem Kronleuchter mit sieben Wachs-ter ;en, der im Winde schwankte und sein Gesicht mit siedenden Tropfen befäete. Er hielt diese Pein einige Minuten lang standhaft aus-, suchte sich durch al lerlei wunderliche Geberden zu helfen und flehte dann, erst leise, dann laut und nachdrücklich, die Umstehenden um Beistand an. Keiner aber erhörte ihn. Da stand er auf, putzte die Wachsta zen und legte sich wieder nieder, zu nicht geringem Vergnügen aller Zu schauerz In Frankfurt vetam einmal Juno im Todtengewölbe einen starken Schnupfenansall und brach in ein hef tiges Riesen aus, gerade als Romeo, sie für todt haltend, das Gift zu sich nahm. Einem Johannes demTäufer«, des sen abgeschlagener Kopf, durch ein Loch des Tisches gesteckt, reinlich ans einer Zinnschiissel lag, streute ein freundli cher College Pfeffer aus den Tellerrand, und es erging ihm wie Julia. « Ein jüdischer Geschäftsmann in Frankfurt versäumte kein neues Stück. Ein Spaßvogel. von damals glaubte sich sehr klug, indem er ihn bänselte daß er außer an den Coursrn vom morgiaen Tage noch an etwas Anderen Jntcresse finde. Der Jude antwortete : »Es macht mir Vergnügen, gleich zu er rathen wo Sie hinauswollenlWird das Mensch umgebracht, so ist’s eine Tra gödie-, und lriegt das Mensch einen Mann, so ist’s eine Comödie!« Als in London noch Männer die Frauenrollen spi-:lten, mußte Karl ll. einst lange warten und ließ seine Unge duld merken. DerDirector entschuldigte sich damit: »Die Königin sei noch nicht rasiri." Wiederum in Frankfurt spielte ein Herr Robert den Don Juan, nach Be endigung des Stückes wurde er geru fen. Er erschien aber nicht, sondern ließ statt seiner einen Mikspieler austreten um dem Publikum den Beweis zu ge ben« daß es doch nicht mächtig genug sei, Jemanden aus der hölle zu erlösen. Der berühmte Karttaturist Hoaarth wünschte sehr, das Bildniß des Ro mandichters Fielding zu besitzen, um es an die Spiße der nächsten Ausgabe von dessen Werken zu setzen. Da dieser aber gestorben war, ohne sich je malen zu lassen, war Hogarth in großer Verle genheit. Sein Freund, der große Gar rick, erfuhr es, und weil er sehr ver traut mit Fielding gelebt und also Hi seiner noch wohl erinnern konnte, so trat er eines Tages zu Hogarth ins Zim mer in einer so großen Aehnlichkeit von quelding s Gesichtsziigen im eige nen Aulis daß der Maler srch darüber entseßte und beinahe in Ohnmacht ge fallen wäre. · Als er sich erholt hatte, copirte er Garricks Physiognomie und ließ das Bild stechen. Es ist dasselbe, das der englischen Ausgabe von Fiel ding’s Werken voransteht und ihm voll tornrnen gleicht. Die veostge Sachetti-. ; Da Hausherrnbua von’ Selcherhauz, i Der hat heut’ sei' Gaudee: ; Der lauft allweil aus d’ Gassen Maus Und kugelt si’ in’n Schnee. A’ Herr, der geht vorbei und ruft: »Gehst ’raus, Du Baa, Du dummat Wia leicht vatühlst Di’ und wirst trank, Dann muaß da Dotter tumma!« Dees hört die Mutter Selchetim Will si’s net g’fallen Essen, Drum steckt f' ’n Kopf beim Fenster Maus Und protzig schreit f’ in d’ Gassen: ,,J’ zaht’ dem Dotter alle Jahr' Zwahundert Gulden fix — Mei» Bua därf traut sein, wie er " - wücl — Sau S’ still und reden S’ nist« Haus im Gltiiteo Von Karl Eugen Schmtdt. Jn einem australischen MinerssCamv traf ich den Mann, von dem ich erzäh len will. Hans hatte sich schon zehn oder zwöls Jahre aus den australischen Goldfeldern herumgetrieben, als ich ihn tennen lernte, und hatte nie mehr als ein paar hundert Pfund Sterling zusammen bringen tönnen, die er dann nach lob lichern Tiggerbrauch sofort verjubelt hatte. Auf dem etwa sieben englische Meilen von der Stadt tiroydon gelege nen International Rifs hatte er mit einemalten Tanem der als früherer Seemann den Spinnamen ,,Stibper« snhrte, mit dein aus gleichen Gründen »Admiral« genannten Schweden Jact Netson und dem Schreiber dieser Zeilen einen sogenannten »l)l»ck·cluim« ab gesteckt, worin wir in einer Tiefe Von zwanzig bis dreißig Fuß aus die gold haltige Quarzichicht zu treffen l)ofiten. Wir gruben also einen Schacht an der oberen Grenze unseres Lande-Z und liessen uns die Sache viel Milbe Zeit, HWerlzeuae und Tonamit tasten, denn der Boden bestand aus eiienlxarteni, blauem Granit, worin jeder Zoll ge sprengt werden mußte. lind so arbei teten wir denn mit wechselndcr Oeffnung sast ein Jahr sehr geduldig, stets ge jniartig, als arme Teufel einzuschlaien « und als iteinreiche Leute auszumachen. Hans war der iaulste Mensch, den ich in meinem Leben getroffen habe. tsr war zu faul zum Kochen undzu ; faul, um sieh zu waschen. Zum liilurt JfÜk Ihn sickerte im Schacht beständig J Wasser durch die Steinwande, und aui diese Art wurde er ein Bischen ge waichen; andernfalls hatte sich wohl eine harte Kruste wie eine Austernschale aus seinem Fiorper gebildet. Im Schacht bohrten wir gewöhnlich in jeder Schicht drei oder mer Locheiy ehe wir sprengten. Ein Mann blieb unten, steckte die Trinaniittiatronen in die Bohrlocher nnd beseitigte die bren nenden Lunlen unter den Zundichnurem und nienn er damit fertig war, zogen nur ihn mit der großtmoglichen lite schivindzgkeit heraus, Zu Anfang halte auch Hans ein raar Mal die Arbeit de-:« Leidens und Hunden-J besorgt, aber spater liesxen wir esJ nicht mehr zu. weil er Dabei mit solcher Langiamteit ver fahr, das-. die erste Ziindschnnr schon sitt-ate, ehe er die Lunte an vier letzten angebracht hatte, nnd gewöhnlich ging der erste Ich-ist log, ehe wir ihn oben hatten, so das; die tosen-sprengten Steine ’ aussteigen nnd ihn zu verletzen drohten. sich glaube, er war zu soul, nm sich zn » snrchten. Fast ein Jahr war ich mit meinem tiseichrten im International lsamp ge ’ wesen, als mich itleichaste znr Abreise nach oer Hafenstadt Normanton zwan gen, wo ich mehrere Monate blieb· llin meine-:- Antheilg im lslaitn nicht ver lnst g zn gehen, muszte ich einen Lohn arbeiter anstellen Meine titeichaite im Hasen zogen sich in dge Lange, nnd ich hatte schon drei ooer vier Monate nichts mehr von den Bewohnern des-Z International lsamp gehört, als eines Tages-, während ich in der Oansthiir stand, ein elegant ne: tieideter Fremdling ans mich zuschritn tiis war Hans-. Aber wie hatte sich der Mensch ver ; ändert? Sein sonst von wirrem Bart i umgehenes Gesicht war glatt rasirt nnd nur ein stunkrhastes Schnurrhartchen übrig gebliebcn: oie langen, strnppigen Haare waren ebenfalls verschwunden; Hut, Hosen, Hcmd nnd Schuhe waren snntelnagelnen, die letzteren sogar lilants gewichst; es fehlte sein Knopf, nnd er trug sogar eine Halt-binde. Jch war starr vor Staunen. »He? Was sagst Du dazu? Jch bin’s wirklich! Hans vom Internatio nal! Feiner Kerl, was?« So fragte er und wollte sich ausschütten vor Lachen über mein oerbliissteb Gesicht Und dann siihrte ich ihn hinein in meine Klause, holte die Whisthstasche vom Brett, stellte zwei Glaser ans den Tisch und ersnhr nach nnd nach die Ge schichte von Hansens Metamorphose. tser erzählte mir zunächst. baß er seinen Antlxeil an unserm lslaim vertaust habe nnd setzt mit seinen rund 4000 Pfund Sterling nach Hause zu reisen gedenke, um dort von seinen Renten zu leben. »Viertausend Pfund! Tu bist wohl verriiclt!« rief ich aus. »Im Gegentheil,« versicherte Hans, »ieit Jahren bin ich niir nicht so ver niinitig vorgelrnnnem Tie Sache ist lurz nnd bunoig so: Vor drei Wochen sind ioir ini Schacht auf Quarz ge stoßen, und flugs verbreitete sich in der ganzen Gegan das Geriicht, wir hätten das goldhaltige Riii getroffen Wir fanden jedoch in dein Luarz tein Gold. Da uns aber Jedermann beglück wiinschte, hielten wir es nicht iiir no tliig, diesen Umstand zu ermahne-n, nnd ich ging gleich am nächsten Tage in die Stadt, wo nur sofort eine Menge Kauf gebote gemacht wurden, eins immer besser alg das anderes Denn dcnte Dir nur, wenn wir da ioirtlich das Risf ge funden hatten! Nothschild, Bauder bilt und der Herzog von Westniinster hätten sich können begraben lassen! Leider war es nicht das Nisf, nnd drei Tage spater wußte es die ganze Stadt. Zum Glück hatte ich zur rechten Zeit losgeschlagem Ta schau her.« Und er breitete vor meinen Augen eine Banlquittung über 3800 Lstrl. und eine Handvoll Bank-toten aus. Ich aber kaufte mir Haar und Bart und ries: , »O ich Pechvogelt So eine Chanee mußte ich versäumen! —- Ach Gott, ist da gar nicht« mehr zu machen?« »Nicht das Geringste,« erwiderte Hans, »der Block-Claini ist heute we niger werth als vor sechs Monaten.« Acht Tage später schiffte sich Hans nach feiner Oeimatbeim und ich habe ihn nicht wiedergesehen. Schwefrt und pyogphon Berliner Stkzre von Ludwig Jacobowski. Immer, wenn Einer ein Streich bölzchen anzündet, das einen schwärz lich - rothen Phosphortopf hat, erin nere ich mich an die kleine Lotte. Weit draußen wohnte sie in der Reichenber gerstraszr. Heute wollte ich ihr auf lauern. Heute hatte ich Zeit. Mein Fuß schritt langsamer, je mehr ich mich der Schwartz’schen Zündhölzs chenfabril näherte. Hoffentlich tam sie ohne ihren Vater herausgetrippelt. Der schaute mit seinem grauen Kaiser bart grimmig aus und trug die Ver dienftmedaillen für 1864, 1866 und 1870 Tag für Tag mit gleicher Würde auf der gehobenen Brust. Und zur Seite lief Tag für Tag seine Tochter, ängstlich und verschüchtert, denn ihr Vater war gleichzeitig Werlfiihrer in der Schwartz’schen Fabrik, also ihr Vorgesetzter. Ob sie mich heute wieder anschauen würde? Ah . . . . Da ist sie Und allein! Jch lasse sie mit dem Schwarm der fchivaßenden Mädchen mitwandern. Drüben an der Ecke ist großes Ab schiednehinen. ,,Also morgen in Grünau,« ruft eine lange Blonde der Kleinen zu, und nun biegt sie allein um die Ecke. Jch war in meinem Leben nicht f schüchtern gewesen. Ehe fünf Minu ten vergangen, plauderten wir zusame men. Nach einer Viertelstunde nannte ich sie Fri. Lotte und beim Abschied sagte ich: ,,«Lllso morgen, Lotte, sechs Ulsr in Grünau, Gesellschaftshaus.« Sie war ganz verdutzt, aber sie wagte init ihren sechzehn Jahren nicht »nein« zu sagen, und dann fühlte ich, hatte sie eine starke Bewunderung fiir meine »»gebildete« Sprache. Jch war etwas T »Feine5« fiir fie, und gutmüthig I gnädig sog ich ihre naive Bewunde ; rnng ein. Sog . . . sog. » Merkwürdig. Daß ich es jetzt erst merkte· Wenn ich ganz nahe vor ihr ! stand, spürte ich einen starken Geruch ! von Schwesel und Phosphor. Der ; nuszte aus ihren Kleidern kommen, T sann ich nach, als ich wieder allein I war; die hingen den ganzen Tag in » der Streichholzsahrit und Aber z hiibsche Augen hatte sie, ganz schwarz, unterbrach ich plötzlich die häßliche J Erinnerung an den schauderhasten Ge i ruch der ewig qualinenden Phosphors i Ründhölzen j Wie piinltlich sie war! Genau sechs ; Uhr sas3 sie im tleinen schwiilen Tanz j iaal des Grünauer Gesellschaftshauses. ; Ganz roth vor Freude läuft sie mir entgegen, und als ich ihr die Hand i reiche, schaut sie sich um, ob auch ihre « lange, hlonde Freundin es ja bemerke. i Jn ihrem marinehlauen Kleidchen rnit s dem Chemisette - Einsatz und der ; schmalen, schwarzen Dirne-muten ichleise sah sie hiibjch und lecl aus. Wenn sie blos nicht so viel Fliederi Parsiim an sich verschwendet hätte! »Nicht wahr, wir tanzen heute auch. Jch tanze nämlich schrecklich gern.« « Jch winlte lachend und wir begin ; nen einen Walzer. Mit wahrer Jn ; hrunst wiegt sich ihr junger Mädchens-. lörper in meinem Arm und ich fühle, auch ihre Seele tanzt mit. »Tralala tralala wie siiß . . . wie süß . . .« singen jetzt ihre Lip pen mit. Jch beuge mich ein wenig herab, um ihr zu sagen, daß sie ein Stimmchen habe, zart wie ein Vögelchen. Da halte ich plötzlich inne. Aus ihrem Haar stieg wieder jener beißende, häß liche Geruch aus Schwesel und Phosphor stärler und immer stär ter, je mehr sie warm wird, und er niichtert, gereizt, wüthend führe ich sie an ihren Platz. Sie hat nichts ge merlt. Von weitem sehe ich noch, wie sie ein Flacon hervorzieht und das Tascheniuch und ihre Bluse mit Par siim begieszt. Die Kleine weiß es also. Jch frage sie briiöt danach, und ängst lich gesteht sie mir ein: »Ja, das riecht schändlich«. Aber der Vater sei da Werlsiihrer. Sie müsse dorthin gehen, denn in anderen Fahriten werden die Mädchen verdorben, sagte Vater,« und ich dars nicht wo anders hin, »sagt Vater« und . .. und Im mer tanzen die Herren nur einmal mit ihr . .. Und dann nicht wieder . . . Sie machte traurige Augen. So bezwang ich mich und tanzte eine Kreuzpolla mit ihr. Aber rnehr hel denmuth besaß ich nicht. Aus jeder Falte der Taille . . . aus dem Raicheln der Röcke überall fühlte ich den schrecklichen Geruch aussteigen. Jch schlich mich hinaus. Monatelang vermied ich es, sie zu treffen. Eines Sonntags begegne ich in einem Tanzlotal ihrer langen Freundin. Jch frage, wie es der tlei nen Lotte geht. Da hörte ich, sie sei ihrem Vater durchgebrannt und fei ietzt in Schöneberg in einer Seifen und Parfiirnfabrit. »Ein guter Einfall!« ialtulirte ich, »sozufagen Radilaltur!« -—.--——— —- Monolog eines Ehe rn a n n s. «——— »Ich weiß nicht« je län cr ich meine Frau betrachte, desto sser gefällt mit untere Köchint«