Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, November 19, 1897, Sonntags-Blatt., Image 16

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    f -’:IZ -:
i Iscuivehtieides siiiiippi
Sauetainpier. ,
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WILL- e Riuil dich
ich iiit, ins-Unser
eniolil en sitzen
Oh ; schen mache un
sage, sontmteimsz
gehts nach den
"t Dag zurick Owends bei den We
veiieu Jch hen nit so ecksita ge
hen’s schon bei dass Sopper genoh
Die Lizzie wag mei Altie is hoi
O ich arig gut, wann ich dovon so
It neinzeh, zwanzig Stick getichuhi
kais-L Well, sellen Owend do hen
Msusfzeh esse gekonnt un do den
then ich gedenkt, mit dich is ebbes
Ætien Jch hen mein Meind usfi
J wem mußt un ich fm aach mit
Oieleh zu den Wedesweiler gange
sie zu täckele· Sell bot mich im
gut gedahn Der Wedeåwciler hot
tslas derzu, for daß ich mich en
U nemme sollt. Wisse Ze, die
i
editedaitiocmcr ,-———
met muß immer
ich kann Jhne
z. wie mer dciieme duht. Jch war e
li- un war nit in de beste Jiihmor.
ehtd Paennkehks gemacht un die
dann brauch ich gar nicks mehr
Mweg zu mich gedenkt, halt an
schi, daß in den Kehg ebbes ge
HIich e wenig Meddesin, das- meint
s die Battel uff de Tebbel gestellt
klihnkieperich eckspeckte, daß mer sich
en Jingethut voll nemme duht un
seh Cent derfov bezahlt. Sell is
genug, wann mer for Fonn Witziie
kke duht, wann awwer en Fellee den
Isss for Mepdifm drinke dicht, dann
L er e gut Diel mehr ben. Jch hen
; for den Riesen das Glas ganz
zefillt un mii ein Zug ausgedrunkr.
ZtWedesweiler hot mich tiohs ge
scht un sagt: »Duhst du intende
Gen Schlapppehl voll Witztie nach·
zeh Ceni zu bezahle? Wann ich«
Joch e halwes Dosend Kostiemeesch
; dann könnt ich in drei Woche mei
I klohsr. odder e Mohrgeknsch
«"e.« Sehn Se, sell hot mich inäd
schi. Jch hen kee Wort mehr ge
Lun hen e halwe Dahler uss die
Or geschmisse un sin autseit. Jch den
VII gleich in’s Bett gelegt, awwer for
skge Zeit het! ich nit fchlofe geionni.
»ich hot mich der Wedesweiler mäd
",achi! Well, ich fm feinellie einge
ofe un do hen ich en fonnige Dviem
Tit Jch ben gedriemt, ich hätt mit
,Wedesweiler e schreckliche Feii ge
i Un ich wär nie nii mein in ieirv
is gange Ich warn so geichkedrt
ich uffgewehkt sin Jchi in reiie
in die Kitfchen gangis un heiie
tig Brandie wo ich immer ikijnoiq
Ngenomme Awwet ich hen dek
stecke nii los wer’n geiönnt. Jcii
ådie Lizzie nicks gesagt, bitabik die
it mich doch widdet alleng for
ithmi. Jch hen gedenkt, du besser
K emol zu den Wedesweilm Wab
Hieiche kee Feindschaft mit Niemand
zu heu, am allerwenigsie awmee mit
Saluhnliepen Wie ich in sein
es sin komme, do hot mich der We
Deilet gar nit angeguckt Ich hen
Z e Bierche geordert un was denke
was et gesagt bot? Er hätt nor
sv an Sehl for Männer mit Senz,
wer nit for Olfe und Ri1:—oiehcher,
Jslli in en Ocksestall gehn un mei
Ists nemme, awwer nit in en die
te Saluhn Da, do hen mer fch
spi. Mein Deiem is e Fäckt ge
Ide. Jch sin off Kohrs reiieweg
iben Saluhn enaus un hen die
It zu geichliimmi, daß drei Fenster
im gefchmäschi sin gange. Wie ich
. Ißn komme, do hen ich e noht an
«Schuwiak geschtiwwe un der Kur-«
hot se gleich hintrage gemißt. Jn
Rot do hen ich geschritvive: »Mister
Des-weilen Sie sin recht gewese, daß
e Rinsviehch sin, bitahs ich weiß
kexhst gut genug, dafß ich eens ge
e sin, for Daß ich schon so langl
xe Jhrn tosse setkendbendige Sz
1 stieiwentet hen. Sie sin awwer
elwe Zeit aach e Kameel von eme
nviech gewese. sonst hätte Se mei
idifchen nit in mei Meind gelahlt,
bie ich hätt« noch länger mei Geld
Jhne gespend. Jetz is die Such ge
,lt. Wisse Se was Se mich duhn
Ie? leid könne Se mich duhn Mit
kAchtung riespecktsuhlie Philipp
eetampsen« Jch denke, sell war e
Lwomi an de Wedesweilee, konisch
F Well, wie der Karlie widder ze
kvmme is, do hot er gesagt, der
get Wedesweiler hätt ihn arig
im getriet. Wie er die Not gelese!
do hätt er ihn en Kick mit sein
Teswntsuß widder sei Hinuetfront i
TU, daß et aus die Dobc an die;
tt gestoge wär. Bei Galle toags
Ich awwer do so mäd gesiehlt!»
an eme arme unschuldige Kinds
siewwezehn Johr läßt der Sehn
sei Wuth aus, awwer dich wolle:
Mset Ich hen gleich en Karpen
mdekt im hen ihm an e Fenz acht
-:E« fickeke losse miv sin zu en
einent komme un de neckste Morgen
s n geprammist zu starre. Sel
Iwend sin ich schon um acht Uhr
IMt gange Ich muß sage ich
Fit Ra . geCari gut geschlvse Es
ag gewese sein, do
nss emol e Geile-pp un e Ge
. , . Thal benichgedenlt, dosin
- Istpcntetsch schon Der We
det werd schöne Nase mache,
- nie-weichem- net-i Ich den
« zisiei unbei sein-echt me sin
Ists-kniest Dort hen ich
ganz kehksull die Schehd geeehst un
enaus gepiept. Awwet was wern
Se denke? Sell war gar nit mein
Kaki-entity es wave fremde Männer
un der Wehe-zweiter hat derbei gestanne
un hat die Deiteckschens gen-we Un
neme Se cmoksl an, en Fenz hot der
Lump bilde geloßt, die bis an das
Ruhs von mei Haus gerietfcht bot!
No, no, sell biet awtvex doch einiges!
Sell nenn ich Gahl hawwe. Was war
zu duhn? Nattings un sell war all.
Wie die Lizzie die Fenz gesehn hat« da
bot se gegkeint. »Ich wollt, ich wätn
dohi,« hot se gesagt, du hast mich noch
nicks wie Trubel gemacht, ich bleiwe nii
in das Haus, kein Dag mehr, ig gehn
nach die alte Konitie, do kannst du so
viel Montiebißnes mache, wies du
willst, sot all was ich drum geb.«
Well, ich hen seen Wort sage getönnt,
un do hen ich stillgeschwiege. Awwer
mit den Feller von Wedestveiler wer’n
ich iewen. Jch weiß schon was ich
"ouhn, ich mache in mei Haus en Sa
luhn usf un speule sei ganzes Bißnes,
das is was ich dahe. Heit werd noch
e Leisenz erausgenomine un ich sin
schuhr, daß ich en bessere Saluhnkiepet
mache, wie der Lump. Sehn Se das
hoi mev von seine Freinifek Mich hat
et e Rinsviech geruse un ich will en
vtuhse mache, daß ich eens bin,
Womit ich Vetbleiwe
Jhne Jhrn liewet
Philipp Sauerampser.
ff
j
Karte emd warme Sommer-.
Die periodische Wiederkehr talter
und warmer Sommer bildete den Ge
genstand einer interessanten Studie von
Dr. J. Maurer in Zürich. Das Su
chen nach längeren oder kürzeren Perio
den der Witterung ift sehr alt, ja es
reicht bis in die graue Vorzeit hinauf,
indessen hat man praktisch daraus ei
nen greifbaren Nutzen biH jetzt nicht zu
ziehen vermocht. Trotzdem besitzt das
Problem auch heute noch feinen alten
Reiz, und grade die Witterungöge
schichte der beiden letzten Jahrhunderte,
während deren regelmäßige und genaue
Beobachtungen angeftellt wurden. deu
tet darauf hin, daß an der Existenz
langjähriger Perioden im Auftreten
ungewöhnlicher Witterungserscheinuw
gen kaum zu zweifeln ist. Die großar
tigen Wärme - Excesse z. B» welche auf
wefteuropäischem Gebiete in den be
rühmten warmen Sommern von 1751,
1775, 1781, 1826, 1834, 1846, 1857,
III-J und zuletzt 1868 sehr fühlbar be
kannt geworden sind, nehmen ebenso
irie die berüchtigten talten Sommer
um 1735 — 40, 1765——75, 1784—87,
1812—s-16, 1836 bis 1845 und 1886-—
TI1 inxiner wieder das Jnteresse des
.«.«3eteorologen wie die allgemeine Auf
inertfamteit in Anspruch. Jn neuester
Zeit sind verschiedene wissenschaftliche
tlnierfuchungen über etwaige Perioden
Der Witterung angestellt worden; di:
am meisten bekannten und umfassend
sten Arbeiten in dieser Richtung hat
Professor Brückner veröffentlicht Sei
.-.e:s. Lirgebnissen zufolge wechseln auf
der ganzen Erde, soweit Beobachttugen
vorliegen, kühle und warme Perioden
miteinander, ja, diefe Schwankungen
der Temperatur find fo gut wie in al
len Ländern der Erde gemeinsam, alle
erleben nahe gleichzeitig Kälte- und
gleichzeitig Wärmeverioden. Die Jahre
1860—-65 bezw. 1865—70 bezeichnen
di-: eigentlichen Hauptcentren der letz
ten großen Wärmeperiode, während die
Zeit von 1886—1891 als ein besonde
res Kältecentrum namentlich für den
füdlichen Theil des westlichen Mittel
europa hervorsticht. Die Frage, wie sich
die-einzelnen oäahreszeiten zn den von
ProfessorBriickner gefundenenSchwam
tungen der Temperatur in langen Pe
rioden verhalten, ist aussührlicher von
Dr. Maurer untersucht worden, wobei
er sich auf handschriftliche Aufzeich
nungen aus früheren Jahrhunderten,
vorzugsweise aber auf Professor Hell
manns Arbeiten über die warmen
Sommer und milden Winter zu Berlin
seit 1720 stützt. Als wesentliche-, Er
gebniß dieser Untersuchungen bezeichnet
er Folgendes: Die auf Grundlage der
langjährigen, bis 1720 zurückreichen
den Berliner Temperaturreihe ausge
führte Untersuchung zeigt unzweideu
tig, daß im Verlauf der vieljährigen
Schwankungen der Temperatur die
großen Wärmeperioden neben den war
men und sehr warmen Sommern auch
» die mildesten Winter aufweisen. Jn
den Kälteperioden treten dagegen neben
i den kühlen und sehr kühlen Sommern
? auch die meisten sehr strengen Winter
auf. Die kalten Winter im Allgemeinen
sind sowohl auf die Kälte- als aus die
Wärmeperioden der Klimaschwanlun
gen nahe gleichmäßig vertheilt. Da
kaum ein Zweifel darüber bestehen
kann, daß diese oieljährigen Tempera
turschwankungen (deren Professor
Brückner vom Jahre 1000 an nicht we
niger als 25 nachgewiesen hat) sich auch
in Zukunft in ganz ähnlicher Weise
wiederholen werden, so ist wohl der
Schluß gestattet, daß die nächste, vor
aus-sichtlich um die Wende des Jahr
hunderts beginnende Wärmeperiode sich
neben vereinzelten. sehr milden Win
tern, namentlich durch die Wiederkehr
einer Reihe warmer und sehr waren-er
Sommer im westlichen "Mitteleuroda
bemerkbar machen wird.
-.-—
— Er kennt sich aus-.
Junger Ehemann (stolz): »Ich habe es
mir zur Norm gemacht, meiner Frau
Alles zu sagen, was mir begegnet.«
Alter Praktikuö: »Das will noch gar
nichts beißen! Pech sage meiner Frau
fngk Dinge, die niemals vornehm
rnen sind« « «
sie schöne Latr-.
Von Wilhelm Georg.
Die schnarrendeStimme des Schaff
ners: »Umsteigen siir den Eourierzug
nach Köln Frankfurt!« schreckte mich
aus meinen Gedanken aus. Jch be-·
trat den Perron und ging — da mich
nur noch wenige Minuten vom Ein
tressen des Courierzuges trennten.
langsam auf und ab. Am Ende des
Bahnsteigs siel mit plötzlich eine statt
liche blonde Dame auf. Jch habe eine
Schwäche für Blond und diese Er
scheinung —- iippig, ein mattes Lächeln
aus den feingetchnittenen Lippen, in
der Haltung jeder Zoll einer Königin
würdig, sesselten mein Interesse. Jetzt
war ich in ihrer unmittelbaren Nähe
angelangt und lonnte sie, ohne aufzu
sallen, genauer betrachten. Nichts
Pruntendes, Pomphaftes, aber in
Kleidung und Haltung etwas Gebie
genes. Eben schritt sie an mir vorüber.
Jch sah ihr nach. Jm gleichen Mo
ment aber schon trafen sich unsere
Blicke. Wie mir schien, hatte auch ich
bei ihr ein gewisses Interesse geweckt.
Das aber nun aus ihren Lippen sicht
bar werdende Lächeln, das ihren rosi
gen Wangen zwei allerliebste Griibchen
gab, und diese seltsamen Augen« so
sphinxhaft schimmernd fragend, ließen
mich den Kopf gleich wieder wenden.
Jch machte Kehrt und, ihr in gewisser
Entfernung folgend, hörte ich noch,wie
sie den Stationsbeamten in englischer
Sprache nach der Anlunft des Zuges
in Köln fragte. Da waren denn
meine vorhin aufgetauchten Fragen
auf einmal gelöst, also: eine reisende
wir-Unl- lach-.
Eben fuhr der Zug in den Bahnhos
ein. Jm Menschengewühl sah ich ih
ren blonden Kopf noch einmal auf
tauchen. Dann stieg ich ein.
Während der Weiterfahrt konnte ich
es mir im »Harmonitazuge« nicht ver
sagen, doch nach ihr auszufchauen. Jch
schritt deshalb langsam gemessen, die
Jnsassen der einzelnen Coupes deut
lich musternd. den schmalen Gang ent
lang. Schon nach wenigen Schritten,
gleich vorn in einem Abtheil I. Klasse:
meine lach-. Ob sich eine gewisse
steudige Ueberraschung in meinen Zit
gen ausdrückte, oder was sonst die Ur
sache gewesen sein mag, genug, ein von
einem oerführerischen Lächeln begleite
tes Neigen des Kopfes veranlaßte
mich. höflich meinen Hut zu lüften· Jch
fühlte, wie sich das anfänglich rein
äußerliche Interesse in mir sestigte,
schritt aber weiter den schmalen Gang
entlang. Die durchfahrene Landschaft
bot mancherlei abwechselunggreiche
Bilder. Jch stellte mich deshalb mehr
der Mitte zu an die Fenster und sah
hinaus auf das angrenzende Gelände
Unterdessen sauste der Zug weiter.
Eine vom Kellner gebrachte Tasse
Kassee theilte mit der vorliegenden
Rheinlandschaft abwechselnd meine
Aufmerksamkeit
Plötzlich störte mich ein laut gespro
chenes Kraftwort einer fremden-— Jspra
che, das ich aber nicht verstand Ein
derlegenes »Pardon, mein Fräulein!«
meinerseits-. Jm nächsten Moment
aber schon stellt sich mit dem liebens
würdigsten und versöhnendsten Lächeln
der Welt meine Engländerin neben
mich ans Fenster. «
Ein paar hundert Meter mochten
wir weiter gefahren sein, da wendete
sie sich hastig mit einer englischen Fra
ge an mich. Zu meinem Aerger ver
stand ich auch diesmal nicht recht, und
mein fragender Blick veranlaßte sie
denn auch zur weiteren Frage: »Im
you set-»als isnglint12« -—-- Das begriff
ich, und mit einem etwas ängstlichen:
»so-g lu(l«i·!« machte ich ihr, so gut es
» gehen wollte, in wohlgesetzten Worten
tlar, daß ich leidlich englisch spräche.
; Das erfreute sie offenbar sehr, denn
? nunmehr begann sie allen Ernste5,mich
einer regelrechten Conversation zu
würdigen. Wie ich bald merkte, war
sie auch des Deutschen ziemlich mächtig.
Aber ein Paar von mir in die engli
sche Unterhaltung eingeflochtene deut
; sche Worte, die sie offenbar nicht ver
J stand, veranlaßten von Zeit zu Zeit
J ihre Frage: »Ums- do you cull til-it
J in s«nglinti?« Zu beidenseitigem Gau
« dium versuchte ich dann regelrecht, ihr
das englisch zu vertlausuliren.
Anfangs drehte sich unsere Unter
haltung um nichtssagende Dinge,
Bewunderung der Rheinlandschast,
Betrachtung des beiderseitigen Reise
ziels u. s. to.
Wie ich ihrem Gespräch entnahm,
entstammte sie einer reichen altengli
schen Pairsfamilie. Sie reiste der in
Wiesbaden zur Kur weilenden Mutter
nach herbst und Winter wollte sie mit
derselben in San Remo verleben Und
wie sie das Alles zu erzählen verstand:
So angenehm plaudernd. so frei von
alledem was sonst mit einer eckigen
reisenden Engländerin meistens ver
iniipft ist. Und dies bestrickende Lä
cheln erst!
Unser beiderseitige-s Interesse stieg
sichtbar von Minute zu Minute.
Dann plötzlich, ganz unvermittelt,
fragte sie mich, ob ich Künstler sei.
Meine autweichende Antwort schien sie
nicht zu befriedigen Erst das Geständ
ntß gelegentlicher Verseschreiberei ver
söhntesie wieder. -
Jn anregendster Unterhaltung er
reichten wir so Röm
Jn ihren Blicken glaubte ich etwas
wie Bedauern über die schon nahende
Trennung zu lesen, als ich ausstieg.
Noch eint »He-nimm j()ut·nos·v, lind-P
meinerseits und ein weiches: »Um-)
sit-such sit-L« dann trennte uns das
»
Menschengewoge, und ich verließ mit
dem mich abholenden Freunde den
Bahnbos.
Mir war etwas seltsam zu Muth.
Was für einen wundersamen Reiz
diese englischen Frauen haben, wenig
stens die Ladies. Und ich Glücklicher,
ich Narr. . .
O II I
Der Abend findet mich im Freun
dedtteise bei hellem Bechertlang Trotz
dem mischt sich in all meine Ansgelas
senheit etwas beimwehartige Stim
mung. Jch weiß selbst nicht, woher es
kommt. Nur als ich mich schlafen lege,
steht ein lieber blonder Kopf lange vor
meinen Augen
Friib am andern Morgen weckt mich
das »Dollab mein Junge!« des Freun
des. Der Tag soll aus dem bei Kö
nigswinter gelegenen Landgute dessel
ben verlebt werden. Gegen 8 Uhr sind
wir aus dem Centralbabnbos. Wir
wollen bis Godesberg fahren, den
»Dritten im Bunde« mitlootsen nnd
dann den gegenüberliegenden Drachen
fels besteigen. Schon beim Kassee
habe ich Hans das Erlebniß mit »mei
ner Engländerin« beichten müssen.
Und'nun, aus dem Babnhos« an einem
Fenster 1. Klasse des gegenüberstehen
den Zuges: meine hatt-. Das Fenster
meines Coupes berunterreißend, läßt
mir der gellende Locomotivenpsisf noch
gerade Zeit zu einem freudigen: »geme!
nim-«itig«. Jch sehe ein Verbindlich
teitslächelm ein leichtes Winken mit
der Hand, dann trennt Uns der auf
steigende Dampf.
Mein Freund Hans hat offenbar
weniger Sympathiem fiir reisende
Englanderinnen. Mein wiederholt
hervortretender ,,Enthusiasmus« —
wie er es nennt wäre ja zum Da
vonlaufen. Jch hingegen finde es fehr
natürlich. daß ein junger Mann von
einigen zwanzig Lenzen und mit einer
schönheitsdurstigen Seele sowie einem
leicht entzündbaren Herzen ausgestat
tet, auch einmal in eine blonde Tochter
Albions verliebt fein kann, zumal
wenn diese hübsch und geistreich ist«
Auf dem Drachenfels finden wir
eine fröbliche Tafelrunde. Die Gläser
mit Drachenblut klingen aneinander.
Der weißbehaarte Barde aber singt ein
schlichte-: Lied zur Mandoline. Hans
lädt auf meine Veranlassung den Al
ten zu einem Glafe ein, und der Grau
bart vlaudert gern von feiner erlebniß
reichen Vergangenheit Namen wie
Karl Schutz, Gottfried Kintei. Ferdii
nand Freiligrath beleben unfer Gr
spräch Ein Stürn.er und ein Drän
ger bat er mit fiir »ichtvarz-roth-aold"
getämpft und auch gelitten. Mit
Schutz hat er Riniel aus Spandau
geholt und den goldenen Traum deut
scher Jugend zu Grabe gehen fehen.
Es bemächtigt sich uns- Aller ein eige
nes Gefühl. Da — — an einem etwas
entfernten Tische meine one-list
i:«t·i-. Diesmal in Gesellfchaft. Jn
ein eifrigeg Gespräch mit einem zu
ihrer Rechten sitenden herrn vertieft,
bemerkt sie mich nicht« Jch ftofze Hans
mit den bedeutungsvollen Worten:
»Du, meine Engländerin!« heftig an.
Der ift nicht zu stören. Jch bin em
pört, über diese Gleichgiltigteit. End
lich wendet er fich utn und fragt, als
ob es sich darum handele, in seiner
richterlichen Praxis einem armen Sün
der die Künste augzuhorchen, das
einzige Wort: »Wo?« Jch gebe ihm
die Richtung an. »Am erften —- zwei-«
ten —- dritten »s— — fünften Tische die
Blonde?"
Jch bejahe.
Ein Gelächter, in dem eine Welt voll
Hohn, Sariasmus, und der Himmel
weiß, was noch zum Ausdruck kommt,
ift seine Antwort.
Jch bin sprachva
Hans hat sich mit seinem Stuhl her
umgedreht und fchaut mit diefem un
ausstehlichen Lachen auf dem ganzen
Gesicht hinunter auf Honnef
Dann dreht er sich um.
«Alfo, das ist Deine Englanderin,
mein Junge?"
Wie höhnisch nur die-Z »Deine«
» klingt.
s »Ja, und wag iotl’5?« bringe ich
« gereizt hervor.
chHanS lacht noch lauter und überle
Jener. «Die gastirt allabendlich von
sieben bis zwölf im Cafechantant.
JOa tritt sie als Englanderin auf. Sie
ist aber aus Köln und war früher
Beriöuserin in einem handschuhgeg
schäit-«
Nur einmal in meinem Leben war
rnir gleich elend zu Muthe: Damals,
als ich auf verbotenen Wegen meine
erste Cigarre getaucht hatte!
O O I
Ein bestrickenberDuft von Patchouli
und aufdringlichem Jockendust.
Weiter vorn, nach bekn Vorhang der
luxuriös ausgestatteten Bühne zu, der
prickelnde Rauch start parsumirter
Cigaretten. An weißen Marmortischen
elegante junge Herren der Lebeweli.
Aus den zahlreichen Ampeln fließt ein
weiches schimmerndes Licht in den gan
zen Raum. s
hin und wieder ein silbernes leuch ;
tendes Lachen, sonst herrscht meistens;
der Flüsterton einersintimeren Unter
haltun . Nur der schlürfende Schritt
der rackten Kellner, das Klireen der
Wein- und Settgtöser störs von Zeit
zu Zeit die eigene Still-.
Jetzt wird es lebhaften
Eine leichtfiiszige Tonsiille durch
schwirrt das Lokal. Es ists- die bekannte
Melodie eines englischen Chansons.
Man wendet sich der Bühne zu. lächelt
sich oerständntßvoll an und einzelne
;—.
der Damen folgen, den Oberkökpet
rhythmisch hin- und hetwiegend, den
ptickeln den und pikanten Klängen der
Musik
Von dem Händetlatschen ver Bühne
Häher siyendet Herren begrüßt, et
scheint gleich darauf im eleganien
Spitzenlleidchen eine eleganie blonde
Schöne
Mit einer toietten Bewegung kassi
sie das Kleidchen zusammen und dann
beginnt sie ihr Evas-let
»Hans wir wollen gehen« , sage ich
meine Cognac austtiniend.
»Nami. « und ein fragendet Blick «
aber wir gehen.
Draußen fühlt das seine Flockenge
wirbel des Winterabenvg meine heiße
Stirn.
Hans lacht.
—-——J--.- - .- —
wilde Blumen.
—
» Von M· u« Escheii.
Seit einigen Wochen weilte hans
Waldeck zu Haus« Er- hatte sich sehr
verändert in den drei Jahren, als er
zum letzten Mal, bei der Beerdigung
seines Vaters, hier gewesen war, unt
statt, wie es alle Waldeds vor ihm ge
than, das Familiengiitchen zu bewirth
schaften. wieder in die Hauptstadt zu
rückzugehcn War er sonst in den
Fersien zu Haus gewesen, hatte er flink
nnd slott Hand angelegt, wo es Noth
that auf dein Hose, für Jeden ein
freundliches Wort gehabt oder fröhlich,
die Flinte auf dei- Schulter, den Wald
abgestreift Heuer ging er Jedem aus
dem Wege, ruhelos trieb er sich herum,
nur ein kleines Siizzenbuch unter dein
Arme, das aber immer gleich unbe
rührt blieb. Er war trank, verdrieß
lich, nervös; er wünschte nur noch ei
nes: ungeschcren in bleiben.
Bis jetzt, so schien es, hatte ihm das
Ungeschorensein wenig eingebracht. —
Mismuthig lässig schritt der hübschc
junge Mensch eben über die Höhe am
Walde entlang. Er. bog uni eine Ecke,
und mit einein Mal flog es doch wie
ein heller Schein über seine finsteren
Züge
Weithin, bis hinunter zu dein Fluß
und demselben entlang, dehnte sich
schimmernde-.- Wiesengrund, duftend
mit dem ersten Schnitt. Inmitten der
fallenden Haline stand ein mächtiges
Fuhrwert, thurnihoch beladen mit sei-l
schem Gras, davor- ein stattliches Vier
gespann, ringsum tumnielten sich flei-!
szige Menschen, hallte fröhlich Senseng
und Stiniiiierillana. Und da. gleich;
in nächster Nat,:, bewegte sich eine;
jugendliche Madchengestalt, Förstersj
Liefel, mit riihriaem Arm· ;
Wie die herausgewachsen ist! «s
,,·Tag Liesel!« ruit er überrascht denij
Mädchen zu. »Wie geht’s denn Dir?«j
Auch Liesel uiai heriiber, und da ge-;
rade Vesperpause ist, tritt sie etwas-;
schämig, halb über die plötzliche Er- s
scheinung ihres Jugendgespielen, hale
daß er sie heim Heiten ertappt hat,j
ieran· Die schlanke Gestalt in dem:
gelürzten Rock, dir die wohlgeforimten
Füße sehen läßt, dein tnapden Mieder
mit dem schneeig darüber bauschenden
Hemd- die glühenden Wangen, die
glänzendenAugen, der blühende Mund,
umschattet von dem weißen Tuch, das
sie zum Schutz gegen die Sonne aus«
den Kopf getnotet trägt. Das ist ein
Vorwurf, wie ihm noch keiner vor die
Augen getommen ist. Das musz ein
Bild geben, sit meint der junge Mensch,
über das sie staunen sollten, alle, die
an seinem Talente zweifeln, weil, ein
zig, sie ihm die Künstlertarriere miß
gönnen; ——s- ein Wert, das sie gewinnen
muß, die nur einein Künstler, d. h. eiO
neni Manne, gelrönt mit Ruhm und
Ehre ihre hand reichen will, nicht ei
nein Bauernjungen. So hat sie ge
sagt, hat man ihm erzählt: Er weiß,
daß dem sd ist, denn er tennt sie. Er
hat sich wüthend darüber geärgert, ge
! gräint, ist ausgetniffen zuletzt, aber er
liebt sie doch und darum --—— - —
Unwillliirlich mackt seine Hand eine
Bewegung nach dem Stizzenbuch unter
seinem Arm.
»Willst mir sitzen, Liesel?« kommt
es über seine Lippen. »Ich will Dich
malen, schön und groß.«
Liesel hat keinen rechten Begriff,
was das bedeuten soll, aber gegenüber
dem dringenden Wort, dein heischenden
Blick aus den Augen des einstigen Ge
spielen, der schon dein Kinde das A
undB seines Lebens war, nickt sie
widerstandslos und ist gern bereit, ihni
den Weg zur Ehre und Ruhm, seinem
Glücke zu ebnen.
«le anderen Morgen stellt sich Liesel
auf der Wiese am Waldessauin ein s
Hans Waldecl schtvärmt natürlich fiir
Freilicht Und Liesel ist ein Pracht
modell. Unerniiidlich tann sie ta sitzen
im Sonnenschein, einen Strauß von
rothem Mvhn und gelbem Klee in den
Händen, während er behaglich unter
seinem Malekschirrn die Farben mischt.
Liesel hat nicht viel gelernt; sie weiß
absolut nichts von der Welt und tei
nerlei Kunst. wie man hier sorttornmt.
Sie versteht nicht einmal eine Unter
haltung zu führen oder gar an sich zu
reißen, was heute das jüngste Möbel
schon fertig brin t. Aber sie hat eine
gar reizende et aufzumevten bei
allem, wag er ihr nahe bringt. Schnell
und warm sprudelt es dann über ihre
Lippen, was sich in ihrer Seele regt,
undressirt, rückt-augle immer eigen
artig, zuweilen allerdings auch unüber
legt. Hin und wieder dabei schaut sie
ihn an, instinttiv, ob sie vielleicht etwas
gesagt hat, day thöricht ist, das er an
ders haben möchte.
Merkwürdig, und auch das wirkt
nur erfeifchend, erquickend, ermunteend
aus den jungen Menschen ei:«, tro.1 .
er so verwöhnt im Ums-arg .n.:
Frauen ist, im Banne einer Fsau min,
die ein selten vollendeteg Erman
unserer Ueherlultnt sehr chic, seh: »kle
gant, alle Künste dev Gesellschan alle
Vortheile der Bildung in sich vereinigt,
dafür aber auch leinen Widerspruch
duldet, unbedingte Anerkennung, rück
sichtslose Geltung der eigenen Persön
lichkeit verlangt. Mertroiir i noch
mehr, jetzt erst, meint Hans Haldech
ginge ihm eigentlich das Hevz siir die
Schönheit der Welt erst recht aus. Und
so erzählt er seinen- Gegenüber alles
Mögliche von seinem Leben, seinem
Streben; ja er besprichts hier sogar mit
der Lieiel vielmehr noch als er mit
jener andern bespoochen hat. Und ok
die dann nun lächelt, schweigt, nickt
oder auch mal keine anz togische Ant
wort giebt: immer iihlt er sich ver
standen, gehoben in sich selbst und an
geregt zu neuem fröhlichen Thun.
Die Tage fliegen hin; nur noch
wenige Striche und die ,,Wilden Blu
men,« so soll sein Bild heißen, seine
wilde Blume, fo nennt er die Liesel
längst. ist fertig. Es war ein ganz
hübsches Bild; aber, wie Schuppen
fällt es ihm von den Augen gegenüber
der« vollendeten Natur seines Modelles
—— es ist wieder tein Meisterwerk, wie
es fein muß, um die Welt mit Ruhm
zu erfüllen, oder einen tüchtigen Men
schen in seinem Berufe zu befriedigen,
—- ob sie nicht doch recht haben. die, so
ihm solche Meisterschaft abgesprochen,
wie er meinte, nur ausNeid, und — —
Dennoch, drei mal merkwürdig,
diese Erstenntnisz bringt ihn diesmal
gar nicht zur Verzweiflung, wie er
hätte erwarten müssen. Ach nein, im
Moment kann er gar nicht anders. als
mit Wonne fühlen, wie die Luft, die
Luft der heimathlichen Berge um seine
Schläfe spielt. Seine Brust weitet sich
in diesem Gottegodem damit weicht
aus seinem Herzen alle-, was es be
kümmert hat, die ganze lange lehte
Zeit. Jrnmer von neuem lauscht er
dein Sang der- Mäher, wie er zu ihnen
herauftlingt, empfindet er die Poesie
der Arbeit, der einfachen Arbeit auf
der heimathlichenScholle; immer aufs
neue auch, nur intensiver noch, sieht er
von seinem Wert hinüber nach dein
Original, und wie man einem klaren
Bergsee schaut auf den Gesund, der
Liefel in das Herz.
Und plötzlich legt er den Pinsel fort,
schiebt den Mahlstuhl zur Seite.
»Liesel,« sagt er, tiiiet neben dem
leiädchen nieder aiif deni Gras und
scttlingt seinen Arm um ihre Schul
terri·
Liesel wird roth wie der rotheMohn
iii ihrer Hand und birgt widerstands
lo: ihr Köpfchen an seiner Brust.
,,Liefel, meine Liefel!« Nun tiifzt
er die dunklen Augen, die heißen Wan:
gen, den rothen Mund. »Du meine
einzige wilde Blume Dul«
Bei dem Wort zuckt die Liesel zu
sammen. Sie hat recht schnell und
recht viel gelernt in den Tagen, da r
ilr hier gegeriiversaß, und immer nos
schnell impulsio spriidelt sie es heran-,
wag ihr das Köpfchen ireuzt. »Ok)
ja - so eine Blume!« - -- Dann indem
sie teidiiiiithig auf die rothen und gel
den Blüthen isi ihrem Schoosze zeigt:
»Hast recht, so eine Blume bin ich nur.
« Ja, ja sie schauen ganz gut aus«
draußen im Feld, aber« Und leid
iniithigers noch tlingt es in herzzerrei
szender Demuth: ,,Bin halt auch nur
hier an meinem Platz. Wirst mich
bald nimmer mögen, du ein so feiner
und geschickter Mann mich, ein so arm
einfältig Ding!'«
»Liefel,« will er rufen· Ueberraschi,
wie manchmal ob der imvulfiven Kin
derart, die mit ihrer Kinderweisheit
das Rechte trifft, hält er ein. --— Und
in dem Augenblicke zieht es noch ein
mal an ihm vorüber, all die Fatalität
der letzten Zeit: Wie thöricht fiir den
Sohn seiner einfachen Eltern das Le
ben als ein vornehmer Mann, fiir das
die Mittel und auch ----- sein Wesen
nicht reichen wollen! Wie thövicht,
wie thöricht, ein Talent, das wohl deni
landwirthschaftlichen Eleven manche
» Freude gegeben und manchen Freund
; erworben hat, hinausschrauben zu wol
; len auf eine Höhe, fiir die es nicht
s langt, einzig doch nur. weil ihn seines
’ Professors Tochter in ihre Kreise lan
riren will —-—-- seines Professors Tochter
ihn liebt. -—— nein, er schüttelt den
Kopf, die, eine kluge, tiihle Rechenmei
fterin, ihn am Gängelbande hielt, wie
er sich jetzt eingefieht·-s- fiir einen etwai
I gen Fall der Noth.
Noch einmal wie Schuppen fallt es
von feinen Augen: »Liesel,« ruft er,
»Du bist klüger-, als wir alle sind, weil
Du besser bist. Von Dir habe ich ge
lernt, wag ich draußen im Getriebe
vergessen. Ja, an seinem Plane nur
gedeiht auch der- Mensch fein Glück
bleibt überall das gleiche: ein heim.
eine Arbeit und ein Herz; alles andere
—- ist Trödel und Tand. Schau biei
mein letztes Bild-, von heute an halte
ich dich.« Und indem er sie um
schlingt, jauchzt er es hinaus: ,,Kinder
unserer Scholle, wollen wir aus der
Scholle der Väter schaffen und glticks
lich seini«
—-sss— - - .- s- »—----———
—Weiter Weg. »Sie waren in
einem ahte zweimal In Egypten herr
Prose or?«—-—-»Wohl oder übel! Das
erste Mal hatte ich natürlich meinen
Schirm dort stehen lassen.«
—— Zweideutige Antwort.
Wittwe: »Mein armer Mann statly
gleich nachdem wir geheiratbet hatten!«
--Herr: »So, da hat er nicht lange ge
litten."
I