Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, October 29, 1897, Sonntags-Blatt., Image 14

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schicht mit dem»
Kante und dick
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muss kshne sage-i
« "- wo wie getschehntscht. Die
- Ist for ihn nit mehr etfisteL De I
hot er nit mehr angeguckt ;
» Ihkt well, sell bot er ganz ge- I
- Awtver alle Okvend do hot et
de Spuhn aus die Händ ge
. hot et aach schon sei Schnut
I tun fort war ek. Off Kohts
Owend bei das Mehdche ge
Er sagt immer. er deht not
knde baß das Stulpnose nit for
.jch sahe dem. Jch hen ihn(
ragt. ob dann das Piehochei
widbcr gesund wär. Do sagt
wär schon lang zerick widder
, un met könnt an ihr Bein
»mu- mehr sehn. So en vervoll
wiswa Der Widesweiler bot
gesagt, baß emol uff, der Kar- I
xd dich uff en schöne Tag das
ise heirathe, enihau werd se froh
F wenn sie e Tschebns hof, ihm
« for en diesente zu tschehnsche·
J nach der Name Sauerampfer
- Immer von vie neunchne is. Jch s
" sage, ich hen aach schon e paarmol
o e Passibilliteh gedenkt un ben
zu die Lizzie, was mei Altie is,
»in-wer geiabki. Awwer die Liz
gt: »O, gett ant, der Karlie is jo
» als wie e Kind un selles Mehdche
" seine sitvwezeh Jol1r, das denkt nit
o ebbes.« —- ,,Well,« hen ich ge
«wie ich so alt war wie der Kur
» o lieu ich He Gorls schon arm-; gut
, sche.« — ,,Jes,« sagt do die Lizzie,
wisse, was Du for en leichtsinni
,Yruder warscht, awwer Gott sei
-« .der Karlir. der schlägt in mei
is- und der is ahlreit do sin ich nit e
w. essrehd. « Ablrecht, hen ich zu
« aedenkt. wann die Madamm sät
«- ii is. dann geb ich aach nicks drum.
— sin wann un dann als emol alle
bei den Wedesweiler garne un
ihvk mich der Wehe-Zweiter asiaah
We chtcht mit den Karlie Im d? s
tulpnose Mehdche wär ablreckt die I
schrie ihr Mo wär schon in e seornit- «
v Stolze actoese un hätt Stoff cui-Z -
for die junge Lsit Te ltäitz
set an Vebtnents sen wolle« for »
,««. Riesen, daß wann die Such aus en s
J - «m ging, odder wann der juroe
ansbäcke deht. daß se dann nit -
das kzsornitscher hänge blciwe de tit
Fornitsckrermann hot sie awwer
Gutts nit hawtve wolle losse tm do I
kpi se gesogh well, bot se qe sagt, er s
stät nit de einziqe Schinkel an dass
Unhf un sie deht dann in s Jnstnhlss
iwnt Haus gehe, do konnt se einiae- i
Men. Wie mich der Wedesweiler selli
TUTTI-bit bot do den ich doch teinderj
Esset-liess oesiehlt Komm ich nor dann-«
Fell Feller will ich entol die Hei rachs
Me aus die Vohns kloppe. So en
Fäisemblichtet Lausbub von eme Kalb
7Iwwer do kann mer sehe, was- mer an
ie Kinner for en Bennesitt bot. De
ers-hie un de zwaate Rieder hot er ge
sähst, dann is er in de dritte Rieder
Inn-me awwer nach sechs Woche do
III-u sen widder in de zwaate gedabn
»Dann is er in de dritte kommen un do
Ist se’ n so ut geg liche daß se’ n gleich
sich for e Find Ohr länger do behalte herr.
Mit knapper Noth is er dann in de
zwte Rieder komme, do hot er awwer
»Mit viel gelemt. Well, ich hen in den
HMS die Tietscher sor geblehmt, bi
,die bot selbst nicks gewißt. Sell
sen ich erscht später ausgefunne Denke
»Sie nor ernol an, die hot Futter mit
»Im harte Fau gespellti Bei so e Tiet
sei-er do kann osf Kohrs so en Bub
its lerne. Well, er hot’s awwer so
bei die Tietscher gegliche, daß er aoch
U de n Rieder noch e Johv länger gei
.« . e is. Well dann war er verzch
s alt un do hen se n nit mehr in
- Schul hen wolle. Jch hen en dann
Ä Mut e Dosend Schäpps gedahn,
We er bot aach do nicks gelernt un
Ober uss den Weg nit sei Lewe hot
« könne do hen ich en suppobrte
Wißt Ich hen ihm purtinier jeden
Icg sei Wichs gewwe un sei Ma, will
vdie bot ern Spendgeld gewwe. Jetzt
möcht ich nor wisse, wie so en Bub, wo
in die Schul nicks gelernt hof, ebbet sei
sollt, Mäsches ze mache. Wei Gutnesz,
« Wie will dann so en Felleri e Frau un
se halwes Dotzend Kinnekcher sup
pohtte? Well, ich hen dem Deiwel nit
getrost un sin zu Stulpnoses qange.
Die alte Lehdie bot mich zuerfcht ge
Eckelt Se bot mich in de Parler ge
Ichlaaft un ich hen mich uff en iesie
s Ischehr hocke gemißi Dann hot se ihr
? Mter geiahlt. Wie die komme iJ
, do is se mich um de Hals gefalle un
TM mich Po aeiahlt. »Oho,« hen ich
agi, »so sahe fm mer noch nit. Der
klie is nicht siwwezeh »un—e halb
- · aU un wann der mich een Wort
" M heiraihe rede hebt, wei ich debt en
'Me! Vo« bät se e scheppes Maul ge
sisscht un Mi, wann ich iicke wollt,
W dehie Mit ihtm Koklie horch
«, We un ihn ennihqu heirathe
J» M seI sen-emi, do is es vorleiiig
s soc mi- Koetie un Sie« —hen ich.u
II M Mdie gesagt — »Sie de te
— bese- Ilme Ihr Mehdche lerne,
, Im Mut wende duht und en
,.«teWkochedubt smpet
mehbie Sie wisse am End selbst nit,
wie das gemacht werd, Sie isollte
eschehmd sei, so e Kind, was noch nit
alleins esse kann, schon die Buwe noch
laufe zu lossr. Soviel sag ich Ihne,
aus die Geschicht werd nicks, wann
ich’s helfe kann.« Die hen awwer do
Fehses hingemacht, als wann se en
Kacktutsch verschluckt hätte. Die Mii
sus Stulpnos hot e Fehnting Spell
kriegt un die Mehrie hot gehallert wie
alles. Wie se widdet dorch mit ware,
do hen ich »Gubei un nicks for ungut"»
gesagt un sin heim. Der Karlie war!
heim un ich hen mich en emol in mei
Leibrerie genomme. Jch hen alle Win
detsch und Dohts zugemacht un auch
die Bleinds un Schottetsch. Dann hen
ich den Fellev awwek doch so verdam
matscht, daß mich mei Atms gepein
leist ware. »Willst Du heirathe?« hen
ich gefrogi. »No, Pa,« hoi er gesagt,
»in mei ganzes Lewe nit, och! stapp,
du duhsi mich jo lille, ich will schubk
nit heirathe. no Pa, ich will schuf-r
nit.« Do hen ich gestava »So wie
du noch emol zu das Mehdche gehst,
odder noch emol an’s Heirathe denke
duhst, dann kriegst du die nämliche
Licking,« hen ich gesagt. Der Karlie
bot mich geprammist, daß er jetzt leen
Jubs mehr for- ’s Siulvnose hätt, et
debi liewet mit die Kidds an dieStriit
Marbel spielt oddet Keits mache. Bis
jetzt is der Karlie noch nii geheikaih.
Schn Se, den Weg rehs ich mei Lin
net.
Womit ich verbleiwe
Ihm ihm liewet
Philipp Sauerampfet
Aber-granste tu Fürstenhäufcrm
Daß mehr oder weniger jedes-Schloß
seinen Fainiliensput besitzt, ist allge
mein bekannt, und die verschieden-u
grauen Männchen und weißen Damen,
Mönche und Zwerge kennt jedes Kind
der betreffenden Utesidenzen Aber
auch bei den einzelnen Prinzen und
Prinzessinnen ist der Averglaube oft
tief cingewurzelt. Ex-Konig Milan
unternimmt nichts am Freitag, setzt
beim Roulettenie auf roth und lehrt
um, wenn er einem alten Weibe be
gegnet. Seine Gemahlin trägt nie
mehr Perlen, da sie ihr Thränen be
deuteten. Der Kaiserin Eugenie soll
noch, als sie im Glanz ihrer Schönheit
die vielbeneidete Kaiserin Frankreichs
war, eine Zigeunerin den Untergang
ihres Hauses prophezeit haben, wie Eh
rer Vorgängerin Jofephine auf der
Jnsel Martinique als Kind geweissagt
war. Die Königin von England löizt
sich häufig Karten legen und soll seh-r
zufrieden sein, daß ihr 1911 als To
desiahr prophezeit wurde. Der Her
zogin von Connaught, der Tochter der
Prinzessin Friedrich Karl von Pren
ßen, ging die Prophezeiung, am
Patrickstag würde ihr eine zweite
Tochter geboren, in Erfüllung ( die am «
17. März 1886 gebotene Prinzessin
heißt deshalb Patricia). Auch Prin
zessin Heinrich von Battenberg erlebte,
was ihr geweissagt wurde: »Der, den
Du liebst, wird nie der Deine, er stirbt
in fremdem Land, wie bald darnach
der, dem Du Dich vermählft.« Br
tanntlich starb Prinz Lulu Napoleon,
der ihre Jugendneigung besaß, sowie
ihr Gemahl Prinz Heinrich von Bat
tenberg jung in Afrika. Der Montag
gilt der englischen Königssamilie als
Unglück-stag, so daß bei aller Leiden
schaft fiir das Spiel der Prinz von
Wales nie am Montag pointirt. Sein «
Schwiegersohn, Prinz Carl von Dane
mart, ist Spiritist, heißt deshalb
»Prinz Hamlet« und behauptet, ebenso
wie seine Schwester, Prinzessin Lonise
von Schaumburg-Lippe, Geister Zu
sehen. Prinzessin Clementine von
. Belgien will durch einen Traum, der
; sie als Verdammte in der Hölle zeigte,
; vor der Verbindung mit dem Kron
s prinzen von Italien gewarnt worden
! sein« Daß man den Tod einiger Gros
) herzoginnen von Oldenburg bei den
) Geburten ihrer Söhne, respective bald
I danach oder den Tod der Neugebore
nen dem Fluch zuschreibt, der einer
alten Sage nach iiber das Schloß ans
gesprochen sein soll, ist bekannt und soll
den Neubau des Elisabeth-Anna-Pa
lais im Gefolge gehabt haben, in dem
vor Kurzem nun auch glücklich ein
Thronfolger geboren wurde, der sich,
ebenso wie feine junge Mutter, des
besten Wohlseins erfreut. Anderer
seits find sehr viele —- oder richtiger
die allermeisten —- Prophezeiunaen
sticht in Erfüllung gegangen, sehr zum
Schmerze abergläubischer Seelen.
--——--—.-.-—--—
Splitter.
—- D a s Unglück manches Mannes
hat seine Ursache darin, daß er —
Glück hatte.
—- Det Arme ists der Statist auf
der Bühne des Lebens.
—
—— M a n ch e r sagt lieber fünfmal
fPardonC ebe er einmal »Verzeihung'«
agi. -
—- D e r Phlegmatiler weiß Glück
und Unglück am richtigsten zu würdi
gen; keines m beiden bringt ihn au
ßet Fassungs ,- .
—- Die Welt ist nur das, was-«
wir in sie bineinlegem dem Glücklichen
ist sie ein Paradies, dem Unglücklichen
ein JammeeibaL
—- D e t schlaueste Abvotat kann bei
W in die Schule gehen wenn es
mn die uJettheitoigung eines Man
nes handelt
Irr Irremirkt
Von Heinrich Weis
Eine lustige Gesellschaft Berliner
Herren war es, die sich in einem Wa
genabtheil zweiter Klasse des Schnell
zuges, der von Nordhausen kommend
nach Halle fuhr, befand· Es waren
alles biedere Handwerksmeister die
einen Ausflug nach der Rothenburg
und dem Kyfshäuser unternahmen.
»Allo, Kinder, wenn wir jetzt nach
Roßla tornmen," meinte der dicke
Schläclxtermeister Kunisch, »iehren wir
erst mal im .,Kaiser Barbarosia« ein
und dann gehen wir rüber nachKelbra,
um dort in der »Sonne« ein träftiges
Mittagbrod einzunehmen und ein gu
tes Fläschchen Wein dazu zu trinken·«
»Braoo, Kunisch, so wird’s ge
macht," rief der spindeldiirre Büchsen
macher Kleeberg. »Erst essen und
trinken wir ordentlich, und dann ma
chen wir den biederen Kleinstädtern
mal ein paar echte Berliner Witze dor.«'
»Na und ob,« mischte sich Fritze Ku
lasch, der seines Zeichens Bäcker war,
hinein. »Wir wollen die ollen Spieß
büraer mal ordentlich anulten, denn
die sind ja doch das ganze Jahr nich
im Stande, einen ordentlichen Witz
odev Ult in die Welt zu setzen.«
Durch ein lautes »Bravo« gaben die
iibriqen drei Herren, welche Mitglieder
des Rauchclubs »Pf·cilzereinlage« wa
ren und sich der Partie angeschlossen
hatten, ihren Sens dazu.
Jn einer Ecke des Abtheils saß noch
ein Herr in einem griiinen Jägerrock
und einem sedergeschmiickten Hut aus
dem Kopfe, der nicht zu den Ausfliig
lern gehörte, dieser wandte sich mit
einem verschmitzten Lächeln der Gesell
schaft zu, lüstete höflichst seinen Hut
und sagte: »Sie verzeihen, meine Her
ren, aber ich hörte soeben, wie geäußert
wur«de,s dasz die Provinzialen keine
Witze machen tönnten.«
»Stimmt, können sie auch nicht. Die
Provinzler importiren blos Berliner
Witze und lassen sich vonBerlinern an
ulten,« brummte Fritze Kulafch dem
Fremden entgegen.
»Na. na,'« entgegnete dieser spöttisch
lächelnd, ,,fehen Sie sich nur vor, daß
die Provinzler Sie nicht anulken.«
»Hoho!« — »Unrnöalich!« — »Un
sinn!'« —- ,.Wir sind nicht so dumm!"
und ähnliche Rufe schwirrten plötzlich
durch die Luft, aber zu einer weiteren
Auseinandersetzung kam es nicht, denn
in demselben Augenblick hielt der Zun.
Die Schasfner riefen: »Nof3la'· und
Hals iiber Kopf stiirrnten die sechs
Herren aus dem Zuge heraus. Lang
sam folgte ihnen der Herr im grünen
Jägerrock, und während jene im küh
len Flur des »Kaiser Barbarossa« ver
schwanden, um sich zum ferneren Weg
durch ein Glas Bier zu störten, schritt
dieser die Straße entlang, die nach
Kelbra führte. Ein lustiges Liedchen
pseifend, schritt er rüstig vorwärts und
raftete nicht eher, bis er in Keler war
und in das gemüthliche Gastzimmer
der »Sonne« trat. Hier ließ er sich
ein Glas Bier bringe-n, rief dann nach
dem Wirth, und als der kleine dicke
Herr vor ihm stand, begann er ruhig:
»Hören Sie mal, mein lieber Wirth,
mein Name ist Wiechmann, ich bin Je
renarzt und ich befinde mich unter
wegs zur geheimen Ueberwachung von
sechs Jrren, denen erlaubt worden ist«
eine Reise zu unternehmen, und die in
aller Kürze hier eintreffen werden«
»Hier bei mirs-"' Der- Wirth machte
ein recht bedenkliches und ängstliches
Gesicht.
»Seien Sie nur gänzlich unbesorgt,
Herr Wirth, sie sind ganz ungefährlich
und nur ein wenig großsprecherisch
Sie werden hierher-kommen, sich seine
Weine und zum Essen das beste, das
Jhre Küche auszuweisen hat, bestellen.
Und nun horchen Sie, bitte, recht ge
nau auf. Sie setzen den Leuten keinen
- Wein vor, denn den diirsen sie nicht
; trinken, sondern Sie nehmen nur leere
Flaschen mit dem bezüglichen Etiauett
und füllen sie mit reinem klaren Was
ser; das sehen dann die Irren als
Wein an. Und als Essen setzen Sie
jedem nur einen Teller Mehlsuppe
nebst einem Stück Brod vor; die wer
den dann schon denken, sie haben Ha
sen- oder Gänsebraten oder was sie sich
sonst bestellt haben. —- haben Sie mich
verstanden, here Wirths«
»Seht wohl, here Dator-! Wasser
—- Mehlsuppet Aber die Sache ist
doch ungefährlich?«
»Gewiß, gewiß. Sie können sich auf
mein Wort verlassen, ich bin ja auch
hier, fetze mich dort in’s Nebenzimmer
und beobachte, ohne selbst gesehen zu
werden, die ganze Gesellschaft Jm
Uebrigen haben Sie ja auch ein paar
lsiandfeste Hausknechte. — So, und
nun bringen Sie mir eine FlascheWein
und cin gutes Mittagbr·od dort hin
ein-"
Jm nächsten Augenblick wußte es
das ganze HauöpersonaL daß sechs
Jrre im Anzuge seien, und neugierig
stand ein jeder am Fenster und sah
die Straße hinab. Richtig, da kamen
,auch sechs Mann im Gänsemarich da
her, hatten jeder den Spazierstock mit
daran gehängiem but geschultert und
lchlenierien mit der« linken Hand im
Stolz-Fig und his- Nun waren sie
von dem Gaiihohv Damen dutch den
shauzfluriin die Schanistube und sa
-ben sich vawundekk inn. Denn die
war leer, und keine Menschenseele drin.
»heda, Wirthlchafi!« tiefen sechs
laute Stimmen und nun endlich kam
der Kellnen versengte sich tief und
»st« »Ah, da find ja die Herrschaf
ten!« «
Om, da sind wik,« meinte der dicke
'B,
garnich- æbet Herrschaften sind wi;
nicht, sondern sidelesetlinee Jun ens,
die mal das ganze Kysshsänserge itge
aus den Kopf stellen wollen. Nu mal
heraus mit det"Sptache, was gibi’j zu
essen und zu trinken?«
»Aha. nun geht’s schon los,« dachte
der Mann mit der weißen SewieiieÅ
»O, ais Getränk kann ich den Herrenl
) ganz besonders einen aus ezeichneten
! »Riideshcimer Berg« empse len, unsere
; Specialiiiit, siit welche wir (biek
» machte der Kellnet eine Geste nach dem
Hofe zu) eine eigene Quelle haben.
Und von Speisen ist Entenbtaten,
Hasenbraten, Gänsebtaien und Fikt
btaten vortäthig.«
»Na,« meinte Ftiy Knlasch ohne
langes Ueberlegen, »da bringen Sie
man sechs Pullen Rübesheimer het,
wollen mal sehen, wie das Zeug
schmeckt, und dann können Sie mit
Gänscbkaten mitbringen.«
»Und mit Hasenbtaten,« sagte-Ku
nisch.
»Ich esse Entenbtnten,« rief Kike
berg.
»Und wir wollen Filetbrnten ha
ben," bestellte einstimmig der Rauch
club »Pf«cilzereinlage'·. ·
Der Kellner verschwand und die
Gesellschaft placirte sich um den run
den Tisch. Es war alles seltsam still
im Hause, nur manchmal öffnete sich
behutsam auf Handbreite die Thitr
und ein Gesicht schaute neugierig her
ein, um dann schnell wiedev zu ver
schwinden, und draußen vor den Fen
stern schritten zwei mustulöse, hemds
särmelige Hausknechte unentwegt auf
und ab und schielten von der Seite in
die Stube hinein. «
»Höre, Kunisch,« begann nun Ku
lasch, »das scheint mir ja hier eine ganz
putzige Kneipe zu sein. Keine Men
schenseele läßt sich sehen, nur manch
mal iommt ein Kopf, der jedesmal
eine andere Grimasse zieht, durch die
Thürspalte gefahren und stiert uns an,
als wenn wir ausgeputzte Psingstoch
sen oder sonstige Wunderthiere wären,
und die beiden Kerle da draußen ge
berden sich gerade so, als ob wir
Staatsverbrecher wären.«
Hier wurde Kulasch unterbrochen,
denn der Kellner larn eben zurück,setzte
sechs bereits entlorlte Flaschen »Rü
desheimer« aus den Tisch und war
flugs wieder zur Thitr hinaus.
»Na. denn wollen wir man inzwi
schen mal den Wein prohiren,« meinte
jetzt Kleeberg schenkte sein Glas voll,
hielt das Getränk, verwundert mit
dem Kon schüttelnd, gegen das Licht,
roch daran, nahm bedächtig einen
Schluck, setzte dann das Glas blitze
schnell derh auf den Tisch, daß der Jn
halt umherspritzte und fuhr los:
»Himmeldonnerwetter, das ist ja
Wasser!«
»Wasser?« Die anderen fünf her
ren machten lange Gesichter und sahen
sich gegenseitig zweiselnd an, um dann
ebenfalls den Wein zu kosten und so
fort loszubrechem »Wirilich pures
Wasserk« —- »Da schlag’ der Teufel
zwischen!« ·s—- »Die Kerle sind hier
wohl verriickt!«
Mitten hinein in diesen Tumult von
Stimmen kam der Kellner, gefolgt
vom Wirth, und jeder setzte drei Teller
voll dampfender Mehlsuppc aus den
Tisch.
»Hören Sie mal,'« begann soeben
der wie ein Truthahn erboste dicke Ku
nisch zum Wirth gewandt, welcher zö
gernd stehen blieb, während der- Kell
ner schnell wieder verschwand, ,,ist
denn das Wein oder —« doch als er
die Mehlsuppe sah, unterbrach er sich
und rief: »Und was soll denn das
sein? mein hochverehrter Herr Wir-th?«
»Das bestellte Essen, meine Herren«
·»Das bestellte Essen? — Herr, ich
habe doch hasenbraten bestellt!« brüllte
«Kunisch weiter, indeß sein rundesVoll
mondsgesicht puterroth wurde.
»Und ich Entenbraten!«
»Ich Gänsebraten!"
»Wir Filethraten!«
»Ah-r, meine lieben Herren, das ist
doch Cntenbraten und das Filethraten
und das Hasenbraten und das Gänse
braten! Sehen Sie denn das nicht?«
" Geistreich sahen die Gesichter der
. Herren in diesem Augenblicke erade
s nicht aus, und sprachlos, wie er tarrt,
iftierten sie den Wirth an. Nur der
i dickeKuniseh war wiithend ausgesprun
gen, schlug mit der eballten Faust auf
den Tisch, daß die laschen und Glä
ser aneinander klirrten und die Teller
einen Hovsa machten und rief: »herr!1
Was soll das heißen? Sind Sie ver- ;
rückt oder sind wir es? Sie werden;
uns doch nicht einreden wollen. daß:
diese Mehlsuppe keine Mehlsuppe ist?;
lSierollen uns wohl zum Narren ha- -
M «
Der Wirib war ängstlich zurückge
wichen, hatte durch’s Fenster ein Zei
chen gegeben, und nun traten auch
schon die beiden Hausknechte durch die
Thür, stellten sich breitspurig hin und
streifelten ganz gemiichlich die Denn-s
iitmel über die musiulöten Arme.
»So, meine Herren, nun verhalten
Sie sich hübsch ruhig und essen Sie
Ihre Sappe, wenn's auch Mehliuvpe
ist, denn sonst rufe ich Jhren Arzt und
dann werben Sie eben wieder einge
sperrt·«
Nun wurde es der Gesellschaft aber
doch zu bunt, sie dvangen auf den
Wirth ein und brachen, durcheinander
chteienv los: »Was, Arzt?« — »Ein
verren?« —- «Jlt denn Alles verrückt
hier«-»
»Ruhe, meine herren, Ruhe,« tief
ver aus dem Nebenzimmer plötzlich
eintvetende Mann mit der grünen
Stoppe.
Der Wirth wandte sich ihm schnell
mit den Worten en: »Es ist nut. daß
.
I
! Sie kommen, herr Doktor, denn Jbre
s Bertiietten sind doch nicht so ganz un
schuldig, wie Sie meinten.'«
»Einen Augenblick, meine Herren,
ich werde Sie gleich austliiren.'« Und
dann erzählte et den ihn verdutzt An
sehenden, wie er vom Zuge aus direkt
biet hergegangen sei und welches Ab
iotnrnen ei mit dem Wirth getroffen
habe. »Sehen Sie," schloß er, ,,nun
sind Sie doch von einem Provinzialen
angeultt worden. Denn ich bin bier
Ln der Aue geboren und lebe auch
ier.«
»Ein-as derb war der Witz, mein
lieber Her—r,« meinte Kunisch, »aber er
war gut und weil er gut war, mehmen
wir ihn als urgemiithliche Berliner
auch nicht übel, sondern es freut ung,
daß wir einen solchen Spaßvogel ten
nen gelernt haben, seien Sie, bitte,
unser Gast, und Sie, Herr Wirth, Sie
besorgen uns wobl nun schleunigst all
die hübschen Sachen, die wir uns be
stellt haben und den Rübesbeimer und
auch ein paar Pullen Seit bringen Sie
auf meine Rechnung heran.«
So wurde es auch gemacht, und als
dann die Pfropfen tnallten, galt das
erste schäumende Glas dem »Ist-ren
arzt'«.
-.-——--—-.
ngeltlirzt
Von H. Witte.
Was hatte ihn hinaufgetrieben in
die Berge, wo die Wildwasser brausen
und ver Sturm um die Tannen des
Hochwaldes sauft?
« erner weiter trug ihn sein Fuß,
inmer höher llomrn er hinauf, vor
riber an dem Kirchlein »Man
Schnee auf dem spitzigen Berge«,
dem »Puhn« entgegen, der eine Kappe
finsterer Wollen trug. Das kleine
Gasthaus am Puhnwege, das war sei-r
Ziel, wohin es ihn trieb. Endlich hatte
er das große Kreuz erreicht an der
Wegscheide, hundert Schritte weiter
stand das kleine Heili enbild, die
»schwarze Maria«, Sche streifte fein
Blick das Heiligenbild. Wo war sie,
mit der er so oft hier oben gestanden,
das Töchterlein des Gastwirths drü
ben am dunkeln Puhnwege, wo war
seine Bergblume, die blande Maria?
Er sehnte sich nach ihr wie nach et
wasNeinem, Schönem. Harmonischem;
sie erschien ihm wie ein Sonntag seiner
Jugend, und er hatte doch ihrer so
lange nicht gedacht. Er hatte sie ver
lassen, wie eben ein Mann ein Mädchen
verläßt, er wußte selbst nicht recht,
warum· Und dann hatte er nicht wei
ter an sie gedacht, bis vor Kurzem, al:
er las, daß in den Bergdörfern days
Hochwasser drohte. Da hatte sie ihm
plötzlich vor der Seele gestanden, mit
großen, angstvollen Augen hatte sie ihn
angesehen, als wollte sie lagen :
»Komm, hilf mir, laß mich nicht ver
derben.« Da war es wieder in ihm
ausgelebt mit einem Male »J- lanq
Vergessene, und allgewaltig mass-, er
trieb ihn hinauf ohne Besinnen.
Wenige Schritte noch, dann hatte er
das Haus am Bahn erreicht. Aber die
er suchte, fand er nicht, andere, fremde
Gesichter sahen ihn an, und eine fremde
Stimme sprach:
»Himmel, ein Stadtherr, und bei
dem Wetter-"
»Seid Jhr jetzt der Wirth am
Bahn?« »Ja. Herr! Aber was treibt
Sie nur herauf, wo wir selber schon
riisten zur Flucht vor dem Wasser?«
»Aber fiir die Nacht kann ich doch
Untertunft haben?«
»Wo denken Sie hin, Herr, das ist
unmöglich! Wir alle müssen noch heute
fort —- jede Stunde lann uns Tode-;
gefahr bringen«
Er starrte den Sprecher an, und
plötzlich ganz abspringend, fragte er:
»Wo ist denn der frühere Wirth, der
alte Hauses-"
» ie lannten ihn ? Wo der ift ?
Mein Gott« der ist lange todt; er fing
an zu trinken, .as Kummer, wissen
Sie, um sein Mädel, und starb am
Schlag.«
«Sein Mädel, die Marie, was ists
rnit ihr?«
»Mein Gott, tannten Sie sie denn?
Ja, hübsch war sie freilich, und eine
Liebschaft hatte sie mit einem Stadtt
schen —- die dumme Dirne! Na, uno
als er sie dann sitzen ließ, da war sie
ganz von Sinnen; stundenlang tniete
sie vor der schwarzen Maria und drit
ben am großen Kreuz, bis sie eines
Tages dem Alten ertliirte, sie ginge in
die Stadt. Sie dachte vielleicht, den
feinen Herrn wieder zu finden. No,
das war nun nicht der Fall, aber es
fanden sich Andere, die sie trösteten,
und so ist sie verdorben. Einmal war
sie hier, als der Alte todt war, da war
sie ein finsteres, trotziges Ding, das
teinem ein freundlich Wort gab. Es
mag ihr wohl elend zu Muihe gewesen
sein. Bist Du fertig, Elsbeth?« wandte
der Wirth sich an seine Frau.
»Gut, na dann wollen wir gehen in
Gottes Namen.«
»Ich tann nicht mitgeben, Leute«
laßt mir Obdach in diesem Haus über
I Nacht, ich folge Euch morgen.«
»Das lann Jhr Tod sein, Herr ;
aber wir haben nicht Zeit mehr zum
Reden; wenn Sie’s nicht anders wol
len, leben Sie wohl — die Heiligen
mögen Sie beschützen«
Er war allein; wie gelähmt waren
ihm Sinne und Glieder. Eines nur
dachte er immetzm »Sie ist verdorben,
elend zu Schanden geworden --«
Als et erwachte, sah graues Licht
durch die kleinen Scheiben. Er stand
auf und öffnete die Thiiy mechanisch
fast. und da schoß ei ihm entgegen,
weisser. sbrtthender, Zischender Schaum
—- das Wasser. Entsett fuhr er su
« eück und eilte müsse-Zu — ia da war
es auch, die ganze ergstraße war
schon davon bedeckt, niedrig und klein
war es noch — und doch lagen an
Steine, Geröll und zerschlagenes ast
j auf dem Weg, das es mit sich MICHAE
führthattr. Der Sturm rüttelte an
dem Haus und riß ihm die Thür aus
der Hand, daß die Angeln brachen; ein
neuer Windstoß —- und losgertssen
führte das Wasser sie fort. Hinunter
konnte er nicht mehr, das sah er mit
lähmendem Entsetzen, aber hinauf
dachte er sich zu retten, hinüber-nach
rechts, da führte eine Brücke über den
Wölfelsfall auf die feste Fahrstraszez
wenn die Brücke noch hielt, wenn er —
die Straße erreichte —- vielleicht, daß
er dem Verderben noch entging.
Mühsam war er hinauf gekommen
aber wild und donnernd raste der Fall
in die Tiefe, und die Reste «der Brücke
hingen an einer Seite des Felsens zer
schmettert herab. Hier war teine Ret
tung möglich, aber da unten, einige
hundert Meter tiefer war ein zweites
Brücklein über die wilde Klamm ge
schlagen, das war noch nicht fortge
rissen, er erkannte es genau, das kleine
Stück bergab würde er noch kommen,
und er haftete die Straße zurück, stür
zend fast, oft ausgleitend, bis an die
Knie schon im Wasser watend.
Da war die Klamm erreicht, noch
hing der hölzerne Steg an dem Fels.
Schon wollte er den Fuß auf die
Brücke setzen, da zwang ihn ein mächti
ger Windstoß, stille zu stehen; das
Haupt einer alten Tanne neben ihm
neigte sich. Krachend zersplitterte der
gewaltige Stamm, schlug auf das
Brücklein auf und stürzte mit diesem
hinab in die tochende Hölle da unten.
Er war niedergestürzt von der Gewalt
der Erschütterung. Krampfhaft griff
seine Hand in der Todesangst nach
einem Halt in all’ dem hinunterdrän
genden Chaos und faßte ein schlüpfri
ges, nasses Holz. Er wollte sich daran
erheben und halten, aber es bewegte
sich mit ihm, drängte mit ihm zur
Tiefe. Sein entsetztes Auge erkannte
das kahle, dunkle Etwas, es wdr das
Kreuz, das große Kreuz, das am Wege
gestanden am Puhnberge, das Sturm
und Wasser los-gerissen hatten von der
Stelle, wo es seit 5Jukenschengedenteir
gestanden hatte, und das nun mit ihm
hinabgeführt wurde in’s Verderben.
Ueber ihn brauste der sprühend
Schaum. er fand keinen Halt mehr,
über ihm, unter ihm, alles eine iatte,
todtbringende Fluth. Da —--— ein nei
lender Aufschrei hallte durch die Fel
sen. Tausend Kobolde lachten auf in
der Tiefe und empfingen in weih
fprühenden Staubwids ln das Kreuz
mit seiner Last, das zerschmettert in die
Felsentlamm binunterstürzte Und
hinunter in’s Thal stürzte das Hoch
wasser. unabsehbares Elend und Ver
derben mit ssch dringend über die
Thöler und über die zitternden Men
schenherzem
Eine schau-etliche Banne.
Von Letar Klein.
Herr Bliemchen eht für sich allein
Durch grünen Igald beim Frühlings
schein,
Da packen zwei Räuber ihn plötzlich!
Entfetzlichs
Der eine schreit: »Dein Geld her gieb,
Wenn irgend Dir Dein Leben liebl«
D’rauf ziehen gar die Strolche
Die Dolche!
Herr Bliemchen aber lächelnd spricht:
»Weeß Knebbchen, Geld hab’ ich Sie
nicht.
Drum kann ich noch nifcht geben,
Nu eben!
Doch wenn’s den Herrn gedient ist
grad
Mit einem kleinen Dauericat,
Dann machen wir ’n gemiithlich
Und friedlich!«
D’rauf fetzen sie zum Scaie sich,
Herr Blieinchen mogelt fürchtet-lich.
Die Andern werden leider
Stets Schneider.
Und eine Stunde weiter war
Ganz aus-geraubt das Räuberpaar,
Da hinan sie die Köpfe,
Die Tröpfc.
Der Eine fchreiit »Sie sind, ich mein's,
Mehr- Gauner noch als unferein5!«
Das Weite drauf fie suchen,
Mit Fluchen!
Herr Blienichen ruft noch hinterher
»Fallt an nur keine Söchfer mehr,
Die sind Euch, Jhr merlt’s schnelle.
Zu helle!«
Druckfehler.
— Er- lebte mit seinen Grunznacp
batn in voller Harmonie.
——«- lAus einem NachtufJ Es wird
lange dauern, bis die Welt-— wieder
einen solch groben Künstler sieht .....
—- Kaum graute dek Tag, als der
junge Student sich in's Gebocge ver
» lieste.
—- Der Unterofsiciev noiirte sich die
; oft lebt komischen Damen der Rettu
i ten.
? — ...Nach reiflicher Uebeklegung
l beschloß der Sohn des Schornstein
fegeri, in die Rußstapfen seines Va
ters zu treten.
—- . . . . Mit übermenschlichet An
strengung gelang es Amalie endlich,
den verunglücklen jungen Mann aus
dein Wasser in ziehen — Adolf tun .
geleitet.