Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, October 08, 1897, Sonntags-Blatt., Image 12

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    Habssurger gemeint-.
Die Familiengeschichte keines eure
piiischen Fürstenhauses hat während
des Iehthahtzehnies der «0hr0nique
Mehle-usw« so reichen Stoff gelie
fert wie die der Habsburger. Wieder
holt haben Angehörige dieses Hauses
Verbindungen geschlossen, welche für
die Vertreter des »Gottesgnaden
Wams-« ein Greuel waren; um verbo
tener Liebe Willen ist habsburgifches
Blut geflossen und jeyt weiß Frau
Farna wieder don der Schließung eines
Ehebiindnisses zwischen dem voraus
sichtlichen Thronfolger und einem ge
wöhnlichen Bürgermädchen zu erzäh
len. Der Erz - Herzog Franz Fett-i
nand. Sohn des verstorbenen Erzher
zogs Karl Ludwig und Neffe des Kai
sers Franz Josef, soll sich mit Fräu
lein Hußmann, der Schwester des
Aachener - Tuchhändlers Hußmann,
die er im Hause des Kanonentönigs
Krupp in Essen kennen lernte. heimlich
vermählt Und dadurch fein Recht auf
die Thronfolge verfcherzt haben.
l
Kaiser Franz Josef. i
Wie behauptet wird, fand die Ehe
schließung in aller Heimlichteit in ei
ner wenig besuchten Kapelle Londons
statt, worauf das Paar eine Hochzeits
Ieife nach Algier unternahm, um un
ter Myrthen- und Olivenbäumen die
Flitterwochen zu verleben. Von Wien
aus ist diese Nachricht bereits demen
tirt und die Behauptung aufgestellt
worden, daß Fel. Hußmann von einem
Schwindler dupirt worden ist; anderer
seits fehlt es nicht an Versicherungen,
daß die romantische Eheschließung
zwischen dem Erzherzog Franz Indi
nand und dem Bürgermädchen wirklich
stattgefunden hat. Dadurch würde die
Anwartschaft aus den österreichischen
Kaiserthron aus feinen Bruder den
Erzherzog Otto übergehen.
Nach dem gewaltsamen Tode des
Kronprinzen Rudolf, des einzigenSoh
nes Kaiser Franz Joseph’s, ging nach
der Thronsolgeordnung der österrei
chisch - ungarischen Monarchie die An
wartschaft auf die Thronfolge aus den
ältesten Bruder des Kaisers, den Erz
herzog Karl Ludwig, über. Er war der !
präsumtive Thronerbe, führte jedochs
- als solcher keinen besonderen Titel, das
dem Herkommen gemäß nur dem zuri
Erbfolge berufenen Sohn des Kaisers
der Titel Kronprinz gebührt. Es wurde
dein Erzherzog Karl Ludwia die Ab
sicht zugeschrieben, daß er bei eintre-,
tendem Thronwechsel aus seine An-?
sprüche zu Gunsten seines ältestenSoh
nes, des Erzherzogs Franz Ferdinand
d’Este, Verzicht leisten würde.
Ob er diese Absicht aehabt hat oder
nicht, mag dahingeftellt bleiben, ist auch
gegenstandslos, denn er wurde voml
Tode abberufen und damit ging der!
Anspruch aus die Thronfolge von selbst
aus den Erzherzog Franz Ferdinand
über. Am 18. December 1868 geboren
galt auch dieser nicht als ein wün
Erzherzog Franz Judi
nand
schenswerther Thronsolger, da er an
der Schwindsucht leidet und sein ge
schwächter Gesundheitszustand ihm so
gar verbot, die Repräsentationspslich
ten zu übernehmen Unvermählt lebte
er seit längerer Zeit in stiller Zurückge
zogenheit auf seinem Schloß Konn
pischt in Böhmen. Sein Bruder Otto
Franz Joseph ist am 21. April 1863
als Sohn des Erzherzogs Karl Lud
wig aus dessen zweiter Ehe mit der
verstorbenen Prinzessin Maria Annw
ciata geboren. Er ist ein schneidiger
Soldat und mit der Prinzessin Maria
osepha von Sachsen vermählt, welcher
he die Erzherzoge Karl und Max ent
sprossen.
Das sensationellfte Capitel in der
Zarniliengeschichte der Habsburger hat
unstreitig der am SO. Januar 1889 er
folgte Tod des Kronprinzen Rudolf,
der entweder von eigener oder vonMör
drehend fiel, zum Abschluß gebracht.
Um 21. August 1858 geboren, war
Kronpriz Rudolf mit der belgischen
KönigstochterStesanie vermählt. Diese
Ehe war höchst unglücklich und die
Kronprinzessin Stesante soll ihren
Mserlichen Schwiegervater wiederholt
— um seine Zustimmun zu einer Tren
« jung gebeten haben, sgreilich vergebens.
«-sst«onprlnz Rudolf selbst war angeblich ;
einer Ebescheidung nicht abhold, da er;
er sa, Baronin Betcera in
i
morganatischer Ehe zu vermählens
wünschte. Jn Meherling trug sich die
Katastrophe zu, welche in dem gewalt
samen Tode Beides rulrninirte. Von
dem düstern Geheimniß ist der Schleier
noch nicht geliiftet worden und wird
dasselbe in allen Einzelheiten der Welt
wohl auch nie bekannt werden. Genug,
Kronprinz Rudolf und Baronin Bet
cera wurden als Leichen gesunden. Ue
ber ihren Tod gehen die Versionen aus
einander. Während die Einen behaup
ten, die Dame habe aus ihren Geliebten
den tödtlichen Schuß abgeseuert und
dann Gift genommen, heißt es aus der
anderen Seite, Kronprinz Rudolf
habe selbst zum Revolver gegriffen,
nachdem sich seine Geliebte den Tod ge
geben. Die Lippen der Wis
senden, welche mit den Detailz
der düstern Doppeltragödie bekannt
sind, bleiben aus Befehl des Kaisers
Franz Josef verschlossen und die Welt
kann sich daher »nur in Vermuthungen
über den Hergang ergehen.
Nicht so erschütternd wie diese Tra
gödie, aber doch im höchsten Grade ro
mantisch ist das Schicksal eines ande
ren Habsburgers, des Erzherzogs Jo
hann, der seine Titel schließlich ablegte
und sich Johann Orth nannte. Nachdem
dieser sich bei dem Kaiser Franz Josef
durch seine scharfe Verurtheilung vieler
Mißstände mißliebig gemacht hatte,
wurde er vom Hofe verbannt. Erzher
iog Johann war aber nicht der Mann.
zu Kreuze zu kriechen, sondern löste alle
Verbindungen mit dem stolzen Kaiser
hause. indem er den büraerlichrn Na
men Johann Orih annahm und sich
mit der Künstlerin Emilie Stubel ver
mählte. Aus einem eigenen Schiffe un
tc:1:al«,rn dag- Paar eine Weltreise, von
welcher es nicht zurückkehrte Dass-Schiff
mit allen lebenden Wesen an Bord soll
Erzherzog Otto.
aus der Fahrt von Balparaiso nach?
Buenos Anres untergegangen sein
Weniger romantisch, aber doch recht
pitant ist die Liebes- und Heirath-Ege
schichte des Erzherzogs Heinrich, des
jüngsten Sohnes des verstorbenen Erz
herzogs Rainer, welcher sich in Graz
in eine hübsche Choristin Namens
Hofmann verliebte und sich mit dieser
vermählte, trotzdem Kaiser Franz Joses
ihm die Eingebung dieser Ehe aus das
Entschiedenste untersagte. Der verliebte
Erzherzog setzte sich mit leichtem Sinne
über dieses Verbot hinweg und machte
die sesche Sängerin zu seiner Gemah
lin, um bald daraus seines militäri
schen Rangez entsetzt und verbannt zu
werden. Nach Verlauf mehrerer Jahre
ließ sich der Kaiser bewegen, den Erz- .
herzog wieder zu Gnaden auszuneh-?
men·
Tag deutsche Lehrers-ein
Nach langjährigen Arbeiten hat rin»
Werk, dem sicher aus allen deutschen
Gauen die vollste Sympathie entgegen
gebracht wird, seine Vollendung gesun- «
den: im schönen Schreiberhau inSchle
sien hat die seierliche Eröffnung des
deutschen Lehrerhetrns stattgefunden.
Die Anregung, den minder bemittel
ten deutschen Lehrern eine Stätte der
Erholung, geistiger und körperlicher
Erfrischung nach schwerer Berufsw
beit zu schaffen, ging von dem haupt
lehrer Winkler in Schreiberhau aus,
—- - I I .
Das Lehrerheim.
und der Gedanke fand schnell zahlrei-;
che Gönner und Freunde; er sand vor«
allem auch die thatkräftige Unterstütz
ung des Kultusministets Dr. Bosse
und des MinisterialdirektorsDL Aug-;
ler. Beide Herren waren auch am· Ein
weihungstag persönlich erschienen, und
mit ihnen zahlreiche Vertreter der gan
zen deutschen Lehrerschast, die Vor-s
stände des deutschen, des preußischen.
des schlesischeu Lehrer-dereins.
Ein Meisters-ihrer
»
qs O- . .
. —
nach ver Vorstellung des kleinen Pepis
HinmmtischsØefetfchtm
(Sächsitch.)
Ja, verehrte Freinde, Neid un’ Miß
gunst sein der Fluch, der sich den way
ren Ginstler an de Färschen heftet!
Da weeß ich ä Liedchen dervon zu
singen. .
Ee Mal gastirte ich in Bärne, ’S
war in meiner Glanzrolle, als Richard
der Dridde, von Schätsbiehrn. Jm
fimften Acte liege ich Sie da in mein
" elt auf ä Feldbedde un’ gann geen
chlaf finden, weil de Geister von alle
de Ferschden un’ Edelleite, die ’ch uns
de Ecke gebracht habe, eegal bei mir
voriewerziehn· Während-dem ich nu’
sp auf mein Bedde rumwiehde, erdeent
draußen eene Schlachtfanfarr. Mei
Heer tritt in Schlachtordnung an, ich
fahre in de Heehe «.n’ störme naus in’s
Freie un’ so weiter. Na, das wertt ja
nu’ sehre scheene wenn’s klappil Aber
weil die verfluchten Gerle von Drom
bedersch merschdeadeels geene ordent
liche Fansare blasen geen, nahm ich an
dän Dag mein Gunden vorsicht’ger
weise noch ä mal grindlich her un’
seif’n ooch noch selwer enne Fansare
vor! Der Gerl meent noch, nu’ wißi’
er’sch, nu’ geent’ er Abends seine Sache
- schon machen, un’ ich verlasse mich also
: ooch auf das ehrliche Gesichte von den
TSpitzbubem un’ de Vorstellung fängi
an.
Alles ging samos, ’s Bubligum war
reene wegl vor Begeisterung. Solche
Triumse habt-' ’ch noch nie im Liibcn
gefeiert! D’r dicke Bergemeesier war
gans aus’n Heischen un’ schrie un’
brambelte mit sein’ Plattsießen, daß
U-.- —
d’t Gall von de Decke fiel. Nu’ gam
d’t große Momang: de Geister sein
ähm dotiewergezogen, ich liege techelnd
un’ mit verdreht-en Oogen aus mein
Feldbedde un’ laute auf de Fanfare.
Vätnse, was etdeent da auf eemal ! ?
Gott Sttambach: »Gu—der Mond -—- »
du geh-eh—ehst so sti—il——le . . . .««
J Bubligum raste vor Vergntegen ! ;
Ich aber, in d’k Wuth springe aus«
renne in de Gulise un’ haue den ahlcn «
Doffel von Drombedet de Drombtdex
aus’n Maule, daß ee baar Backzähnel
dabei sleeten gingen! Hatte so ä liebzk
Gollege, so ä elender Neidhammel, mir j
den Schabernack ahngedahn un’ den
Dromdedet mit ä Fimsneigkoschen
stickchen bestochenl Natürlich war das
Stiel damit ze Ende un« mein Gastspiel
in Bärne ooch. Jwethaupt die Heim
dicke von d’n Gollegen!« — k-—
Jm Schminken hadde ich Sie enneE
ganz besondere Fortschr. Da brauchte
ich hernachens gar nich’ mehr in n’
Spiegel ze sehn Das ging Alles
nach’n Gefiehle: Den Zeegefinger un'
den Middelfinger ’nein in ’n Schminks -
dopp, ä Dobbelstrich de Mundwiniel
-’nunter, ä baar Siriche um de Oogen«
un’s Garackberbild war fert’g, mocht’s
nu’ ii Geenig, ä Beesetvicht, ä Reiher
oder sonst was sein. Jn’n Finstern
gonni’ch so änne Maske fert’g bringen.
Na, ermal mache ich fer’n Franz Moor
zerrechde, ’s war de heechste Zeit, De
Lampen waren noch nich’ alle ange
steckt, das machte aber nischt, ich
gonni’s ja in Danielm Also ’nein mit
dem Finger in’n Schminidobb, de
Striche gemacht 1:n’ ’naus auf de
«
M-s -
Biehne! Gott Sirumbach, ich denke
doch, d’k Deifel is los: bei’n Bubligum
ä Gebrille, als müßte ’s Dheader ze
sammbrechem Jch gucke mich um, was
denn de Heidergeid so erregt — awe:,
da is nischt zu seh-us uns das Ge
brille un’ Gelächter dauert fort.
Schließlich mußt «’ch den Vorhang fal
len lassen.
Ich rufe meine Leite zefamw —
Fec- allgemeine Heidetgeidl Aus
» eemat hätt m’r Eener ’n Spiegel vor
’ un’ dadraus guckte m’r ä Gesichte wie
don ii Siedsee - Jnselaner entgegen « —
gohlschwarz dödowittt Hatte mir
Eener d’n Schmintdobb weggenommen
un’ heemlich ä Dobb mit Stiebelwichse
dervor hingesetzt, was ich in d’rRahschc
nich’ bemertt hatte
Wenn ’ch ’n Geh von Berlichingen
gab, da war ’s Hausallemal ausna
gooft! Meine Auffassung d’r Roll.
war ’ne ganz realistische, wie sich’s fe:
so ennen ableu, handiesten Ridder ge
geheerd, der de Alles gleich gorz un«
gleene schlägt mit seiner eisernen Faust.
Diese Faust hats ’ch m’r selbst gov
strnird un’ mit ii Riemen ahn de Hand
Stfchnallt Den greeßten Essect machte
immer de Scene, wo ’ch vor Gericht
stehe un’ mit d’r eisernen Rechten de
-Disch-Ecle ’runter baue. Damit Iie
. nu’ gleich ’nunterf"cillt ’un nicht etwa
hängen bleibt, war se erscht abgesägt
un’ i it ii baar Stiftchen wieder befe
stigt, so daß se bei’n erschden Schlage
abgeh’n müsste. Bisher war Alles in
mer gut abgeloosen, un’ US Publian
i hatte eegal meine Grastleistuna be
’ wundert. Wie ich aber eenes Abends
- wieder vor meine Richter trete un’ mit
wucht’gen Schlage aus de Dischecke los
baue, bleibt die feste sitzen, von meiner
eisernen Hand blaht aber d’r Riemen,
mei’ Gunstwert stillt auf de Biebne u:1’
meine richt’ae Hand gornmt Je Bor
schein. Um’s Unglick nu’ vollständ’·q
qv..
ze machen, stürzt oech noch de end-ge
gengefetzte Ecke von’n Difche, auf die
’ch gar nich’ losgeschlagen hadde, auf
de erde. D’r Mich wär Se nämlich
vergehrd aufgestellt worden! Radien
lich wieder so ä Freindschaftsstickchen
von Ei geiräntten Gollegem ver m’t de
Lorbeerbläddet aus mein’ Ginstlm
granze pfljcken wollte.
Dr erschte Stern unter meinen Ber
sonale war ä Freilein Eifrosiehne Bis-Is
pig, de iendemendale Liebhaberin
Mehrschdendehls ver-wandte ich se in
Zauberstickchen als Fee, weil se wett
lich ä« bitdhibsches Frauenzimmer-then
war. Desierwegen hatte se ooch wo
m’t hingamen gleich änne Masse Ver
ehrer. Am vollsten war ä junger Re
ferendcr in se verschossm Der gasn
sogar zu se hindek de Gulissen, was
eegenttich strenge oerboden war. Eenms
gab’n !n·r wieder ·a· Zaubetslick un«
Freilein Bippig saß oben iebek v’n1
Evisitten in a Wolkenwagem um spi-«
tet in S ,lußdablol) aus die Biehne
«r.imter ze fahren. Nadierlich war :
mei· Referendat wieder bei se, un’, da .
’s oben ä bischen dunkel war, saßen
die beeden verliebten Leitchen in zärt
licher Umatmung im Wollenwagen un’
ab un’ zu beette m’t so ä Gereisch, mass
wie a· Guß glang. Jch gonnte äbm
nischt dergegen sagen, weil de Bippig’n
meine beste Zuggtast un’ der Referen
dat Abonnende war un’ noch dem-i
ieber ennen atoszen Wechsel versieng
Jber all de Zärdlichgeed vergaßen de
beeden aber 's Stichwort-, un’ nu’ gani
de Gadasteofe: D’t Wollenwagen raste
’nunter aus de Biehne, d’t Referendar
gvnnte nich’ schnell genug mit seinen
langen Beenen von d’rBiebne weggega
men, blieb asn eener Wolle hängen un’
stärzde der Länge nach bin! Na, das
war nu’ was fer’sch Bubligum! Bei
der zweeten Ausfiehrung von dän Stiel
brillte Alles: »Resetendar, der Rese
tendat hetaus!« bis ich vvtitat un’
erglärte, daß der leider zu erscheinen
diesmal verhindert sei.
W -,»W-« ; —
Mei’ bester männlicher Ginstler war
Gennig. Wenn der ’n Margih Bosa
gab, da war’n de Weibsen ganz des
Deifelåx Da war balde ges-hatten
. mehr, daß se nich auf de Viehne ge
hubbd un’ Geenigen um den Hals ge
fallen wär’n. Geenig war nich alleene
? a· großer Ginstler, nee ooch ä scheener
Geri. Aber ——- aber er hadde ö großes
; liebebedärftiges Herze un’ macht-e al
Llerlee Fisemadenden, die ’n Uhnan
) nehmlichgeeden einbrachden. Ee Mal
; macht ’r eener hibfchen jungen Flec
1 schersfrau de Gour. ’s war Sie ä als
y bedietlicheö, nettes Frauchem un’ fer
I Geenigen war de·Liebe mit ihr außer
hpem sehke eiutkägtich. denn sk schiebt-v
I manche Worscht un’ manches Schink-.n
I been mit derheeme. Aber d’r Fleefcher
« mußte nachgerade Lande gerochen
hemm, denn ’r sagde eenes scheenens
Dages ze seiner Frau: ,,Weesztde, Bau
linichem inon ums-Ich verkeesen un’ ;
Fettschweineigovfens 'S wetd’ woth
sehte späte wät’n, ehe ich wieder der-»
heeme bin, denn de Wege sein allen-eile
schlecht von den vielen Regen.« —— Na,
sei gutes Baulinichen war« greizver
gniegd nn’ holte sich ooch gleich ihren
Geenig. Nu’ saßen denn de Beeden
zesamm aus’n Sopha un’ Geenig lieb
eigelie mit eeneni Doge nach der biß
schen jungen Frau, die ahn sein«n
Halse hing, un’ mit ’n andern nach d’:
scheenen Wotscht, die aus’n Disme
stand. Mit ee Mal steht d’e Fleescher
meester in d’r Diebrel Geenig un' de
junge Frau Meesterr sein starr vor
Schrecken! Mei’ guder Fleeschetmeester
aber hat doch in d’r Rabsche seine
Peitsche aus’m Wagen stecken lassen,
ooch sein Stock nicb bei d’r Hand, aber
er weesz sich ze helfen: Wubb springt
’r in ’n Laden, reißt eene lange, harte
Scroelatworscht runter un’ bearbeidet
mein’n Geenig dadermit, daß es nur
so änne Akt hatte un’ Geenig’n seine
Nase beinah selbst wie eine Servelat
worscht aussah.
Awer als Ginstler war er groß un’
brachte m’r viel ein« Un’ doch mußt
’ch ’n wegschickenl Un’ das gam so :
Jch hadde damals mei Gartinichen,
meine dridde Frau, geheiratbei. S
war Sie ä eenziges Frauenzimmer-them
wie ä Borschdorfer Aebblichen so srii.h
un roth. Nadirlich war bald mei Gee
nig wie d’eDeisel hinder de arme See-le ;
hinder mein Gartinichen her. Jch baszdej
nu’ aus wie ä .Hesdelrnachet, gonntes
aber lanqe nischt weise triegen. SoJ
ina ii ganses Weilichen. Endlich
upnoeysx N- xx
addrabbirt’ ’ch ’n mit ihr. Nu hadke
Geenig bei mir eene sehr hohe Gage,
Wchentlich vier Thaler - eegentlich
a Sindengeldl tsee paar Dage nach
meiner Entdeckung war Gagedag. Mei
Geenig goninit zu mir aus«-Z Biro un«
stellt sich so recht unschuldig vor mich
hin. Jch zahle ihm de Gage auf’u
Disch, aber anstatt vier Dhaler blos-,
dreie, un’ das in lauter Zweeneigro
schenstictchen. Warte, dachte ’ch, nnst
de mir ä Boffen gespielt, spiel ich Or
ooch ernen! »Herr Director,« sagt da
Geenig in enner MaraihBosaSteL
lang, »ich mus; mich sehr wundern, dass
Sie mich in dieser schnöden Münze
auszahlen! Uebrigens fehlt ein Tlmssp
let daran!« Härnse, nu’ war Sie;
awer meine Geduld beinahe erschepr.?
Jch mußte mich mit Miehe zesamms
nehmen, am liebsten hätt ’ch 'n zer-z
meeschelt. ;
»Geenig.« sagt ’ch, »ich habe dorch’;·-«
Schlisselloch geguckt, wie Sie mit meins
Garlinichen allerlee Faren gemacht ha- s
ben, wie Se fehre zärdlich mit fe ge-l
worden sein, wie Se mein Garlinichen
umarmt un« gegißt haben! Das Alles
habe ich dorch’s«Schlisselloch gesehn !
Daderfor ziehe ich Se heite eenen Dies-— I
ler ab. Bassirt m’rsch noch ii Mal,i
gost’s zwee un’s dridde Mal wär’n- Sei
zum Deifel gejagt-. Verftehn Se
mich?!« ’S dauerde ooch nich lange,
da mußt ’ch ’n zwee Dhaler abziehn un’
endlich fortjagen.
Geenig’n sein Nachfolger war ä ge
wisser honigmann. Er hadde änne zu
große Gehle un’ alle algoholische Fäs
siggeeden rutschden bei ihm nur so nun
ter. Manchmal konnt’r gaum grade aus
der Biebne stehn un« daderbei bassirten
denn allerlee Unzudräglichgeeden, wie
m’r gleich seh'n wär’n. Er war oosh
Sänger. So sang ’r den Gasber in’u
Freischitz. War Geenig nu’ zu zärdlich
mit mein Gartinichen gewäs’n, so war;
Honigmann su grob geaen se, ja grade
zu gift’g un’ unverschämt Un das
fiehrte endlich zum selben Resultat, wie
bei Geeniqen —- ich mußt'n entlassen.
Ee Mal, als in’r ’n Freischitz gab’n,
sitzt Sie so s ahler Bauernrungs mit
seiner Ahlen unten im Bargeti. ’s war
de lehte Vorstellung in d’r Siisonsp so
Anfang Juni, de Hei-Erndte hatte
schon angefang’n.
Nu· hatt’ch m’r enne wunderscheene
Donnermaschine gonstruird, US war
reene, als ob m’r wirklichen Donner
heute. Jn de Wolsschluchtscene lasse
ich also meine Donnermalchine arbei
ten-. Mit ee Mal schreit d’r ahle
Bauerndossel mit in’S Stiel: »Mutter-,
Mutter, unser Heil ’tt gommt LZ Ge
widder!«
Wie d’r Deifel aus d’r EIN-subb
dabatödose hubbd’r in de beei- ieber
alle Menschen weg, Haus gtna’s. seine
Ahle binderher. Das war «ii’ einel
arer Steeruna, awer 's sollte noch
schlimmer Commen.
Mein honiamann aieszt ruft-s seine
Freikugeln un’ macht allen Zaubersput
mu, mik, daß sk wieder ii mai txva
hin und her wackeltr. Aber als be
—
wilde Sau lebet de Blehne gekannt
gomml un’ das Feier ihr Maul un’
Rissel herausspkiehl, springt honias
mann auf ee Mal in de Hebe, macht
-x.
m d’r wilden Sau enne tiefe Verbeu
gung, zieht ’n Hut ab bis auf de Erde
«un-’ sagt so laut, daß es alle Leite im
Busch-anerkannt beeren genn’: »Es
fcheenen guden Abend doch, meine ver
ehrdeste Frau Director BibbetlingenL
Wo woll’n S’n heiie Abend noch isI
späte hin? Wenn Se sich nur nich am
Ende in d’t feichden Nachtluft verzins
len un’ ii Schnubben bolen2« » Na,
den Teebs genn’ Sie sich vorsteller..
Nadierlich gab’ch meinen Honiaknann
noch denselben Abend fein’ LoIfbaß.
Mit Pnlver nnd Blei
Das Schreckgespenst des -ZEiTJ:-uz,
der gefürchtete ,,Y(-ilow J;u-k", trat
sich in verschiedenen Städten am Golf
von Mexico gezeigt und in den Staa
ten Mississippi, Alabama, Lonziiana
nnd Tean zu der Etadlirung dir ti
gorosesten Ouarantiine - Maßregeln
geführt. Mit drei oder vier Ausnah
men hat jede Stadt, jeder Flecken und
jede Ansiedlung in den genannten
Staaten Schutzmaßregeln gegen die
Einschleppung der gefürchteten Zssuche
getroffen und aller Verkehr mit un
inficirten Städten New Orkan-T Mo
bile, Biloxi,Scranton, OceanSpringå,
Edwards, Perkinson sowie Vase-wou
la hat aufgehört Ohne Ansehen der
Person wird Jedermann, der ale ci
nem der genannten Plätze kommt. an
der Grenze von Tean angehaltm nnd
zurückgewiesen Jeder Weg wird von
Bewaffneten bewacht und ein Verm H,
diese mit Pulver und Blei .-«a--»c«cai«)te
Quarantöne zu brechen, würde fiir den
Betreffenden sichern Tod im Gefolge
haben. Jn Tean wird nicht einmal
das Durchreisen vonPersonen, die aus
den insirirten Orten kommen, o,eitnt
Quarantäne - III-kein
tet. während man in Alabama und
Mississippi dies- erlaubt; allein auch in
diesen Staaten darf Niemand einen
Eisenbahnzug aus einer Zwischenin
tion verlassen. Ueberall befinden sich
die Bewohner auf Wache, um die pe
fiirchtete Seuche fernzuhalten und rlkue
Erbarmen wird Jeder über den Esau
fen geschossen, der die Deiriartatioii5
linie zu überschreiten wagt. Die Stadt
Natchez hat um ihre Grenzen einen
Cordon gezogen, den ausser den »Nat
chez Eltifletz'« 500 Bewaffnete :iloen
und den Niemand passiren darf. We
der politischer noch gesellschaftlicher
Einfluß ist start genug, um diesen
Cardon zu durchbrechen, ja seit Stab
liruna der Quarantöne hat man tdrt
nicht einmal das Abladen von Fracht
aus den Eifenbahnzitgen und Dampf
booten gestattet. Halten die Brot-Mo
nen vor, so bleibt Natchez der Aussen
toelt verschlossen, bis entweder mit dem
Eintritt von Frost die Ansteckungzgp
fahr schwindet oder das Erlöschen der
Seuche selbst conftatirt ist. Ocean
Springö wird in gleicher Weise auf
das Strengfte bewacht und Niemand
hinein- oder hinaus elasfen. Jn Bi
lori ist es womögliå noch schlim:ner,
denn während die anze Stadt gegen
die Außenwelt abgesperrt ist« hat man
am Orte selbst über den inficirtenTheil
noch eine besondere Quarantäne ver
hängt und dort sind die Kranken und
Berdächtiaen untergebracht. Bis jetzt
bat diese Quarantäne mit Pulver nnd
Blei nirgendwo verhängnißballe Fol
gen nach sich gezogen, nur in Natchez
wurde-von den Wächtern aus Leute«
welche die Demartationslinie z-; til-er
schreiten versuchten, ·;efe:i:rt, doch
scheint Niemand den Kugekn zum Op
fer gefallen zu sein.
—s-——.-- —
Jn Verlegenheit.
Schutz-neuem »Hier in dieser Stra
ße ist das Fuhren verboten, -—— steigen
Sie sofort ab!«
Rat-fahren »Ich heiße Meyer, Herr
Schutzmann und wohne Zuspranaß
No. 277. Schicken Sie mir meinet
wegen ein Strafmandat — aber bla
miten Sie mich nicht »- ich kann nicht
aufsteigen, ich kann nicht absteigen —
ich kann nur faheen!«
O·