Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, September 24, 1897, Sonntags-Blatt., Image 10

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    :queiger und Herold.
is. P. Wind-W Hcksusgcber.
« Grund Island, Nebr.
sankwtethschaftltches.
Rostbesalles Stroh.
z Vielfache Beobachtungen haben be
« Diesen, daß vom Rost befallenesStroh
:—· g Krankheiten veranlaßt, und
besonders für junge Thiere und
de oder säugende Mütter die
ahr am größten ist. Es sind Fälle
L· hinunt, — vor zwei Jahren beson
THiets im nördlichen Theile von Penn
sylvanien — in denen Jungvieh nach
Genuß rostbefallenen Strohes er
dankte und solche junge Thiere, die
sogen, von der Lähme befallen
zur-dem viele tragende Stuten ver
porferh dagegen verzehrten es ältere,
zischtträchtige Thiere ohne Nachtheil.
such in andern Gegenden hat man
T- erfen trächtiger Mutterthiere be
izsachtet Man suchte nach der Ursache
. und her, bis man sie endlich im
spftbefallenen Haferftroh fand, welches
Uel verfüttert wurde, da die Heuernte
"- der Gegend sehr knapp ausgefallen
»Ist. Es ift ja leider die Regel, daß
s f unsern westlichen Formen, das
- isngvieh den Winter über ausschließ
« am »Strohftack« sich ernähren
» Da liegt doch die Möglichkeit
« seht nahe, daß bei dem alleinigen Ge
, -- ssß des meist stark befallenen Strohes
- Thiere entweder nicht gedeihen oder
" trank werden. Wohl wird durch
« d- und noch mehr durch die
Dufchmaschine viel Rost von dem
Stroh abgeschlagen, —- die Mäher und
- cher bezeugen das ja in ihrem
— — ssehen, wenn sie bei den betreffen
· « Arbeiten in Rostwolten eingehiillt
s«s-d von einer rothbraunen Staub
--t bedeckt sind — aber es bleibt
i» s erhin noch genug Rost im Stroh,
". - den Thieren schädlich zu werden.
- « onders sei deshalb darauf auf
« tfam gemacht, den Pferden keine
- edroschenenGarben zu geben,wie es
- « l zur Zeit der Haferernte, wenn
Mr Hafer und Mais knapp ist, ge
( seht. Auch lasse man, schon aus
H parsamkeitsriiclsichten, das Vieh im
Wter nicht ungehindert an den
Iskrohhaufen gehen; jeder weiß, wie
Eisel Futter auf diese Weise von den
Wenn in den Schmutz getreten und
perschwendet wird. Zwei Reihen
Pfähle kreuzweis und schräge in die
scrde getrieben lassen bald eine Futter-,
sur-se in der Nähe des Strohhaufens
Wellen; hierdurch wird viel Futter
erspart. Aber vor allem hat man Ge
legenheit, die Schädlichkeit des rost
xctanken Strohes zu beseitigen, indem
. jedesmal einige Hände voll Salz
« Mr dasselbe streut; es werden hier
« die schädlichen Einwirkungen
z Restes bedeutend abgeschwächt und
Pan läuft nicht Gefahr, daß die Thiere
M Strohhaufen verkümmern oder gar
- Tit-senden
«
Aepfelals Kuhsutter.
C Die Gelehrten beweisen uns, daß
Iepsel zum größten Theile Wasser
jud sehr wenig Nährwerth besitzen;
whdem bestreitet kein Arzt die aus
Tsezeichneten Wirkungen des Obstge
Insses auf den menschlichen Körper.
II muß doch wohl etwas in diesem
T«Obstwasser« sein, was die Analyse
Des Chemikers noch nicht entdeckt hat.
Natürlich ist damit nicht gesagt, daß
es von Vortheil ist, wenn ein Mensch
P ausschließlich von Obst ernähren
olltez hin und wieder ein gutes Beei
steat oder dergleichen, Brot u. s. w. ge
hören auch dazu.
» Gerade so verhält es sich mit dem
Ietfiittern von Obst an Milchtühe.
Die Thiere in obstreichen Jahren in
Den Garten zu treiben, damit sie sich
Esset das Fallobst aussuchen, ist durch
W deriverflich Hat man nicht Zeit,
Die Aepsel auszusuchen und zu zerk
runer oder wo Cider gemacht wird,
M der Obstmiihle zu zermahlen, so
He man die Schweine in den Obst
ttenz diese allein sind dann am
Ä, lase, das Obst zu verwerthen.
k· Man darf den Milchkühen die zer
" s- sten Aepsel nicht allein füttern,
dern mit Schrot oder Kleie und
heu. Aepsel erzeugen bei der
seinen Vorrath dünner Milch von
ig Fettgehalt und deshalb muß
Getreide- und Heufütterung be
sders mit Maisschrot nachgeholfen
- ,um eine reiche Milch und viel
- zu erzeugen. Rohe oder ge
te Aepsel sind ein ausgezeichnete-s
futter und besonders wirken ge
·-j Aepsel mit Weizentleie günstig
den Milchertrag. Eine Handvoll
msatnen dazu gemischt giebt eine
’ , reiche Milch und eine besonders
tschmeckende Butter Selbstver
dlich darf man Kühen welche nicht
Nijzkepsel ewöhnt sind, nicht größere
s - anders saurer Früchte ge
·»·« die Thiere können dadurch leicht
« bekommen. Man fange mit we
Aepfeln und Maisschrot an.
emeinen fressen ja die Kühe
Etsepseh süße lieber als saure,
set Obacht iebt, wird bald ler
J, in welcher enge er diese Nah
den Thieren mit Vortheil reichen
.-»
inseioeeth der Asche.
« who pro-senden des
unsern Famern
V erMenqemeistene
billig zur Verfügung; aver infolge un
genügender Kenntniß ihres Dünge
werthes unterbleibt die Verwendung
derselben ost. Jm Osten und Süden
unseres Landes wird der Asche als
Qung vielmehr Beachtung geschenkt.
Nicht genug, daß man dort in holzrei
chen Gegenden alle Asche sorgfältig
sammelt. es werden noch jährlich viele
Tonnen davon aus Canada einge
führt
Der Düngewerth der Ascharien
schwankt außerordentlich, je nach dem
Holz und den Stoffen, denen sie ent
stammen. Die werthvollsien Aschen
sind die unausgelaugten Holzaschen.
Sie enthalten neben einer großen
Menge Kalt und Magnesia noch 6 —
10 Prozent Kali und 2 — 5 Prozent
Phosporsiiure, nnd zwar isi Asche von
Laubholz etwas werthvoller als solche
von Nadelholz und Asche von Ge
strüpp, jüngeren Zweigen und kleines
ren Aesten enthält mehr Düngestoffe
als die von Stammholz. Wo also un
ausgelaugte Holzasche billig zu haben
ist, wird man sie mit Vortheil zur
Düngung benützen können; vor allem
aber sollte man die aus der eignen
Farm gewonnene Asche nicht versam
men lassen. Am vortheilhastesten wird
Asche mit trockner Erde vermischt und
dann aus’s Land gestreut. Holzasche
ist ein besonders guter Dünger für
Weinreben und Obstdäumr. Der Dün
gewerth der Holzasche besteht in ihrem
reichen Kaligehalt Aber auch Holz
asche, die mit Wasser ausgelaugt wur
de hat noch ziemlich viel Dungwerth ;
denn dieselbe enthält noch die ganze
Phosphorsäure der ursprünglichen
Asche und eine geringe Menge Kali.
Solche Asche, die zum Seifelochens
verwendet wurde mit Kalt und Chlor- s
kalt — Lye ——, darf nicht direkt als
Dünger verwendet werden, weil fiel
durch die Beimischungen den Pflanzen I
leicht schädlich wird; diese Seifensieder- s
asche muß mit Erde und andernDung- l
stossen vermischt längere Zeit liegen. i
Einen weit geringern Düngewerth als
Holzaschen haben solche von Weich«
und Hartkohlen. Diese Steinkohlen
aschen enthalten auch wohl Kalt, ths
und Magnesia aber nur sehr Unbedeu
tende Mengen von Kalt und Phas
vhorsäurr. Wegen ihres Gehaltes an
Pslanzennährstofsen werden sie daher
kaum verwendet werden; dagegen tön
nen sie unter Umständen in schweren,
feuchten Bodenarten durch ihre physi
kalische Wirkung viele und große Vor
thelle bieten, indem sie zur Lockerung,
Erwärmung und Austrocknung des
Bodens vor allem schwerer Lehm- und
Thonböden, beitragen.
Pflanzen der Obstbäume.
Die Zeit des Aussehens der Obst
bäume hängt von tlimatischen und
Bodenverhältnissen ab und so werden 2
bald im Herbst bald im Frühjahr die
Obstbäume gepflanzt. Da die Bo
denfeuchtigteit eine wichtige Rolle beim
Anwachsen des Baumes spielt, so ist
leicht einzusehen, daß in leichtem
. Sand-, in Kalt- und zertlüftetem
Felsboden die Herbstpslanzung den
Vorzug verdient, während die Früh
jahrspslanzung für schwere Lehm- und
Thonböden, sowie sür rauhe und kalte
Gegenden und enge und feuchte Thä
ler zu empfehlen ist. Die Pslanzung
von Steinobstbäumen, wie Kirschen,
Pflaumen und Pfirsiche. gedeiht im
Herbst besser als im Frühjahr, da bei
trockner Witterung im Frühjahr deren
Anwachsen sehr erschwert ist; aus start
kalkhaftigem Boden ist sie unbedingt
erforderlich Die Herbstpslanzung soll
vorgenommen werden, sobald das
Laub zu fallen beginnt und damit an
gezeigt wird, daß der Baum sich nun »
zu einer Ruhezeit vorbereitet hat; denn T
nur im ruhenden Zustande ist auf ei- »
nen sichern Erfolg der Pflanzung zu
hoffen, sie wird also je nach der Ge
gend etwa Mitte Oktober beginnen
und muß eingestellt werden, sobald an-«
haltend kalter Regen oder Schneesall
den Boden soweit abgetiihlt hat, daß
keine neue Wurzelbildung mehr statt
finden kann. Die Frühjahrsvflans
zung ist vorzunehmen, sobald der Bo
den von der Sonne genügend erwärmt
und soweit abgetrocknet ist, daß die
Erde trümelt und leicht zerfällt, mit
hin sich leicht zwischen die Wurzeln
bringen läßt; je nach den Witterungö
verhältan kann sie in den mittleren
und nördlichen Staaten mit dem Mo
nat März beginnen.
A
G urkensalat einzumas
chen. Man nehme halbgewachsene
Gurlen, welche noch keine Kerne ha
ben, schäle und hoble sie und hänge sie
über Nacht, in ein Tuch gebunden, auf.
Dann trockne man sie etwas ab, lege
sie in einen Steintopf, mit Gewürz
nach Belieben, gieße guten Weinessig
darüber und obenan eine Schicht
Olivenöi.
Mittel gegen wundes
Zahnfleisch. Man gießt in etn
Glas lautvarmes Wasser einen Thu
löffel voll Myrrhentinttur und spült
— sich damit anfangs dreimal des Tages
den Mund aus« Dies lindert sowohl
Schmerzen des Zahnes, wie des Zahn
z fleisches. Bei anhaltendem Gebrauch
am Morgen wird der Schmerz nie
wiederkehren.
Um alle Bienenstöcke muß
Sand gefireut werden und ist Gras
und Unkraut zu entfernen. Bienen,
welche vor sen Stöcken auf die Erde
fallen, können sich von dem trocknen
Sand viel leichter wieder in die höhe
arheitem als »von feuchtem«Grafe.
Forese-eure m see petitesses-The
" . rast-.
Die Heilserumsrage schientroh der
gewaitigen Bewegung, in die sie die ge
sammte Aerztetvelt versetzt hatte, schon
seit längerer Zeit feine sicheren, zwei
ellosen Fortschritte in der Behand
lung menschlicher Krankheiten mehr zu
machen, als sie durch eine Reihe in
teressanter Versuche, die im Winter
1895 begannen, in ein neues Stadium
gerückt wurde. Ein in Gedern in
Oberhessen ansässiger Landarzt, Herr
Dr. Weis-besten hatte, wie sich dald
zeigte, in erfolgreicher Weise eine von
den Wegen Behring’s abweichende
Bahn eingeschlagen.
Das Prinzip Behring’5 besteht be
kanntlich darin, Thieren eine aus sie
übertragbate menschlicheKrantheit ein
zuimpsen, das Thier wieder genesen zu
lassen, und diesen Vorgang unter stei
gender Jmpfdosis des Krasntheitsgisies
mehrmals zu wiederholen. Alsdann
haben sich, wie die Wissenschaft an
nimmt, in den; Blute des Versuchs-thie
res eine solche Menge antitoxischer, d.
h. als Gegengifte und Schutzstosse wir
tender Substanzen gebildet, die in dem
Blutwasfer, dem »Serum«, gelöst sind,
daß schon die Einspritzung geringer
Mengen dieses Serums genügt, um die
wichtigsten Heilvorgänge beim Men
schen zu bewirken.
,
Es ist klar, daß man bei dieser Me
thode von vornherein aus die Behand
lung der meisten Jnfectionsirankheiten
verzichten muß. Eine größere Zahl
menschlicher Jnfectionskrantheiten
kommt bei Thieren nicht vor,
kann man ihnen auch nicht
künstlich einimpsen, bei anderen
kennt man bis jetzt nicht einmal die
krankmachende Ursache. Man hat aber
ferner auch gar nicht für möglich ge
halten, daß die Menge der nach einma
ligem Ueberstehen einer Krankheit beim
Menschen im Blut gebildeten Anti
toxine so groß sei, daß eine kleine Dosts
solchen Serunis zur Heilung eines an
dern Kranken genügen sollte.
Es ist nun das Verdienst Weis
becker’s, durch seine Besuche zuerst ei
nen neuen Weg eingeschlagen und be
wiesen zu haben, daß menschlichesBlut
serum eine zweifellose und zwar bedeu
tende Heilkraft fiir den Menschen be
sitzt, indem er die verschiedensten Jn
sectionskrankheiten mit Blutserum, das
von reconvalescenten Menschen durch
mäßigen, unschädlichen Aderlaß ge
wonnen war, behandelte. Seine erste
Veröffentlichung, die sich zunächst aus
Behandlung von Masern beschränkte,
erschien im Juni 1896 in der von Ge
heimrath v. Lenden herausgegebenen
Zeitschrift fiir klinische Medizin. Wie
aussichtsvoll der eingeschlagene neue
Weg war, zeigte sich bald. Schon neun
Monate sparen im März d. Js» war
Weisbecker in der Lage, in derselben
Zeitschrift neue Veröffentlichungen zu
bringen, wonach er in schneller Reihen
folge Thphus, Scharlach und Lungen
entziindung nach seiner Methode mit
großem, zum Theil in Erstaunen setzen
detn Erfolg behandelt hatte. Inwieweit
diese mit exaktester Klarheit von Weis
becker beschriebenen Versuche und Er
gebnisse ganz neue Gesichtspunkte für
die gesammte Heilserumfrage, ja fiir
das Zustandekommen natürlicher Hei
lung überhaupt gewinnen lassen, muß
natürlich der Diskussion in der wis
senschaftlichen Fachpresse überlassen
bleiben. Weisbecker selber hat sich ein
Eingehen auf die Erklärung der beob
achteten Erscheinungen noch vorbehal
ten. Aber seine Arbeiten zeigen schon in
der Anordnung der dar-gestellten Beob
achtungen eine selbstständige, von aller
oöshertgen Weise abweichende Me
t ode.
Die Einwirkung seiner specifischen
Heilsera untersucht Weigbecler nach drei
Jesichtspunttem indem er "1. die Wir
tung auf das Fieber, 2. auf die anato
mischen Veränderungen und Z. auf das
Allgemeinbefinden beobachtet. Jtn Ge
gensatz zu Fieber und örtlichen Verän
derungen lann sich nach der Ein
spritzung des Serurns das Allgemein
befinden des Kranken erheblich günstig
gestalten, und dieses Moment wird
nachdrücklich von Weis-better betont und
hervorgehoben.
Während die medicinische Fachpresse
den wichtigen Versuchen Weisbeeker’s
Anfangs nicht die gebührende Beach
tung zu schenken schien, hat sich erfreu
licherweise gezeigt, daß die Klinit des
Herrn Geheimeraths v. Leyden in Ber
lin die durch Weisbecker gegebene An
regung bald aufgriff. Die Ergebnisse
» dieser in Berlin unternommenen Ar
» beiten liegen jetzt in einem in der Ber
liner klinischen Wochenschrift erschiene
! nen Aufsatz von Huber und Blumen
thal vor und bestätigen in allen we
; sentlichen Punkten die don Weisbecker
s bisher veröffentlichten Resultate. Daß
auch für die Nachprüfung der Weis
becler’schen Versuche die von ihm einge
schlagene Methode der Beobachtung ei
nen wesentlichen Fortschritt bedeutet,
erkennen die Verfasser des aus der
, Lehden’schen Klinik hervorgegangenen
I Auffatzes ohne Weiteres an, indem sie
s auch in ihrer Arbeit Weisbeckess ;
thode der Krankenbeobachtung accep «
! ren. Nun, nachdem Weisbecker’s grund
legenden Arbeiten die in Deutschland
nothwendige autoritative Bestätigung
I der Ergebnisse zu Theil geworden,
due-lieu auch’weitere wissenschaftliche
Krese in gleicher Richtung Versuche
anstellen und die Diskussion fördern.
Wie mitgetheilt wird, hat here Dr.
Weisbecker feit seiner letzten Veröffent
lichung in gemeinsamer Arbeit mit fet
nein ebenfalls in Gedern praktizieens
den Cosegeth demKreisafftstenzart Dr
—
Walger, noch eine erheblicheFiIlle neuen
Materials zu sammeln vermocht. Die
genannten Festen verfügen über eine
bedeutende ahl neuer Beobachtungen,
namentlich über Behandlung von Lun
genentzünbung und Dipbthetie, deren
Ergebnisse zu geeigneter Zeit der Be
urtheilung der Fachlreise vorgelegt
werben sollen und weitere Fortschritte
auf dem sür dieMenschlseit so wichtigen
Gebiete der heillunst zu versprechen
scheinen.
Warst-ein«
Die Waldbrönde Amerilas, na
mentlich die Canadas, hat Robert
Bell zum Gegenstand einer wissen
schaftlichen Untersuchung gemacht,
und seine Beobachtung, deren Ergeb
nisse im »Scottish Geograpbiral Ma
gazine« veröffentlicht, enthalten man
ches bisher noch nicht Bekannte. Jn
Sibirien, Amerika und besonders in
Canada werden alljährlich große
Waldgebiete durch Brände vernichtet,
als deren Ursache man gewöhnlich
menschliche Fahrlässigleit betrachtet;
nach Bell’s Erfahrungen habe jedoch
menschliche Unachtsamteit oder Absicht
viel weniger daran schuld, als Blitz
schläge. Die Verwüstungen, die ein
einmal entstandenes Feuer zu trockener
Jahreszeit in einem Wald anrichtet,
sind ungeheuer. Jn dem gewaltigen
Waldgebiet, das sich 6000 Kilometer
lang und 1009 Kilometer breit zwi
schen Belle - Jsle und Alaska erstreckt,
verbreiten sich die Brände so lange, bis
sie an einer natürlichen Schranke, z.
B. einem Fluß oder See ein unüber
steigbares Hinterniß finden. Ueberall,
wo eine Erhöhung einen Ausblick über
ein größeres Waldgebiet gewährt,
zeichnen sich die zuletzt abgebrannten
Flächen durch ihr zarteres und lebhaf
teres Grün aus. Jede Wuchsform ist
dort vertreten, von dem kleinsten
Busch, der eben erst nach einem Brande
I wieder ausschlägt, bis zu dem fernen
Wald, der schon 60——80 Jahre alt ist.
Ein Waldbrand verbreitet sich mit der
Schnelligkeit eines galoppirenden
Pferdes; das diirre Holz und das
trockene Laub aus der Erde brennen
wie Zunder und bie Flammen lecken
; bis zu 60 Meter empor. Die Wälder
. dort sind stark mit harzigen Baumar
I ten durchseßt, welche leicht und wie Fa
T cteln brennen. Ein von Bell beobach
teter Brand verbreitete sich in zehn
Stunden iiber 240 Kilometer, das
macht also 24 Kilometer in der Stun-:
de. Brandstötten von solchem Um
fange bleiben ein ganzes Jahrhundert
lang kenntlich. Die Thierwelt eines
abgebrannten Waldes geht natürlich
mit zu Grunde; Alles läuft freilich
nach Kräften, um dem Verderben zu
entgehen, aber nur die, welche imWas
ser leben oder sich gerade in seiner
Nähe befinden, wie Biber, Moschus
ratten, Fischottern haben Aussicht,dem
Feinde zu entschlüpfen. Die Vögel er
sticken meist. denn bei der Schnellig
keit, mit der sich ein großer Waldbrand
ausbreitet, giebt es auch für sie lein
Entrinnen mehr. Nach feinem Wald
brande bleiben nur die geschwärzten
Stämme der größten Bäume noch ei
nige Jahre neuen. Im sjruynng da
rauf zeigen sich zuerst Himbeeren und
auch einige Pflanzen, deren Same,
weil er durch irgend etwas geschützt
wurde, das Feuer aushielt; auch Wur
zeln, welche nicht vernichtet wurden,
schlagen ein wenig wieder aus-. Nach
fünfzehn bis zwanzig Jahren ist der
Boden mit Pappeln, Weiden, Buchen
bestanden, und unter ihrem Schutze
entwickelt sich der Nachwuchs von jun
gen Nodelhölzern. Nach fünfzig Jah
ren haben die Nadelhölzer den Laub
wald schon überholt, nach 100 Jahren
verschwindet letzterer mehr und mehr,
und die Nadelhölzer sind wieder Her
ren im Walde, wie sie es vor dem
Brande gewesen waren. Nach Bell’s
Schätzung besteht z der Waldgegend
Canadas ausBeständen unter 50 Jah
ren, ein Drittel ist 50 bis 100 Jahre
alt und nur ein weiteres Drittel von
Bäumen hat schon länger als 100
Jahre gelebt. Es sind das Bäume,
denen das Feuer nicht recht etwas an
haben tonnte, wie die Danks-Riesen
Dieser sonderbare Baum braucht ge
wissermaßen das Feuer, um sich ver
mehren zu iömän. Die Hitze sprengt
die Zapsen auseinander, welche sonst
immer geschlossen bleiben würden, ihre
Samen werden dadurch in Freiheit
gesetzt und lönnen sich ansamen. Ohne
Waldbrände tönnte dieser Baum sich
gar nicht verbreiten. Auch schon in
vorgeschichtlichen Zeiten wütheten
Waldbrände in Canada, wie die ver- »
tohlten Holztriimmer beweisen, diet
dort in manchen Erdschichten noch la- ;
gern. .
ff
Mangel tm Maunbzucht
Verschiedene schwere Fälle von Un
botmäßigleit an Bord des Panzerschis
fes ,,Royal Sovereign« gelangten
kürzlich in Paris-month zur lrieggge
richtlichen Aburiheilun . Ein Ma
trose wurde zu einem ahre Zwangs
arbeit verurtheilt, weil er versucht hal
le, den Capitän zu schlagen; ein
Schiffs-junge wurde zu drei Monaten
Gesän niß verurtheilt, weil er nach
dem ommandanten geschlagen hatte;
Beide wurden aus der Marine ausge
stoßen. Dieses Erlenntniß gewinnt
eine eigene Bedeutung, wenn man nach
den Gründen forscht. Englische Zei
tungen lassen darüber Manches durch
vlicken. was die ustände in der engli
schen Mariae un ihre Mannszuchi in
—
einem teinestve s günstigen Lichte er
scheinen läßt. or einigen Tagen ver
ließ das Schlachtschifs »Empreß of
Jndia« Plymouth, um als Ersaß für
den .Rodnen" nach demMittelmeer zu
gehen. ·Da stellte sich denn heraus-— daß
der «Rodneiz«, der Vertreter einer gan
zen Schissstlasse, die nach dem Vot
bild des ,,Admiral« gebaut ist« sich als
ganz untiichtig, hauptsächlich infolge
seines niedrigen Bords, erwiesen hat.
Die ,,Morning Post« sagt, das bedeu
te. daß er höchstens noch als Macht
schiff verwendbar wäre, und doch hät
ten die Schiffe dieser Klasse noch vor
sechs bis sieben Jahren zu den macht
vollsten gezählt. Der »Trafalgar«
von der Mittelmeerflotte solle durch
den »Royal Sovereign« ersetzt werden,
um diesen als Ersatz für den »Jnfle
xible« verwenden zu können, der das
Wachtschiff des ersten englischen Ha
sens, Pottsmouth, ist. Dieser sei miit
seiner ungenünenben Panzerung und
seinen alten Vorladergeschiitzen nicht
im Stande, es mit einem modernen
Schlachtschiff aufzunehmen. Von dem
eben genannten »Royal Sovereign«
weiß die »Daily Mail« eine Geschichte
zu erzählen, die freilich etwas start
übertrieben klingt. Als der Panzer
von den Uebunaen des Canalgeschwa
ders nach Portland zurückgekehrt sei,
habe das Gefühl der Unzuftiedenheit
langsam aber sicher unter den Mann
schaften des ganzen Schiffs Fortschrit
te gemacht. Zwischen dem Quartet
dekt und den Mannschaften sei das
Einverständnisz vollständig geschwun
den. Als einmal Boote mit besserem
Brod zum Verlauf an die Schiffe her
angefahren wären, sei allein an den
,,Noyal Sovereign" die Annäherung
nicht erlaubt worden. Die Mannschaf
ten seien hierdurch, namentlich durch
die Abweisung eines ganz nahe ge
langten Bootes, so erregt worden, daß
verschiedene in das Wasser gesprungen
wären, und das Boot zurückgeschleppt
hätten. Daraus habe man die gesamm
te Brotladung durch die Stückpforten
in den Panzer geworfen. Die dabei
Betheiligten seien allerdings sofort be
straft worden, »weil sie dasSchiss ohne
Erlaubniß verlassen hatten.'« Als der
Panzer nach Portsmouth gekommen
sci, habe sich die- siage nicht gebessert
Verschiedene Tage seien vorübergegan
gen, ohne baß der Commandant den
gewöhnlichen Urlaub ertheilt hätte.
Von dem Flaggschiss aus sei angesragt
worden. wann der Urlaub beginnen
solle. Die allen Mattoscn sichtbare
Antwort habe auf »Morgen« gelautet,
sie sei von allen Mannschaften mit
Hurrah begrüßt worden. Am nächsten
Abend hätten jedoch von den Beur
laubten 50 geschli. Der Commanbant
habe nunmehr jedem Unterofsizier die
Weisung ertheilt, jeden Fall des Unse
horsams zu melden. Die Arresize en
sollen nach der Schilderung der »Dailh
Mail« voll sein, die Leute siißen in Ei
sen das Deck entlang, von dem Depot
sei ein weiterer Vorrath Eisen erbeten
worden. Verschiedene jüngere Makro
sen hätten sogar thätliche Angrifie ge
gen die Ossiziere versucht, seien jedoch
von den Seesoldaten und Unterosiizie
ren stets gehindert worden. Dasz es
schließlich doch dazu gekommen ist,
zeigt der Eingangs mitgetheilte Ur
theilsspruch
!
Meine »Cocktail«-stoman3e. i
l
Woher der dochgepriesene amerikani
sche »Eo(ltail« und sein Name stam- J
men, darüber sind sich die Gelehrten l
und Laien auch noch lange nicht einig. «
Neuerdingg macht eine Erklärung,
welche den Ursprung zu einem medici- s
nischen stempelt, die Runde durch die
Presse. Darnach behandelten Aerzte (
alter Zeit gewisse Halstrantheiten mit !
einem angenehmen alroholischen Naß, i
das mit der Spitze einer langen Feder !
aus einer Hahnenschwanz eingeführt I
wurde. Erst nur zum Ausgurgeln be
stimmt, soll aus dem Hahnenschwanz
Präparat weiterhin ein Getränt gegen
Appetitlosigteit geworden sein.
Das tlingt einfach und mag Vielen
genügen; aber poesieooller isi eine Ue
berlieferung der Neritaner darüber.
Darnach wurde der erste »Cocktail«
aus dem mexitanischen Nationalge
tränk Pulque (vom Safte der Agave)
bereitet. Ein Edermann der Tolteten
war der Entdeeter der tösilichen Mi
schung und sandte durch die Hand sei
ner Tochter eine Probe davon dem Kö
nig. Dieser trank davon, —— war es
ein geheimer Liebestrant? Jedenfalls
verliebte er sich gleichzeitig in das Ge
tränt und die Maid und heirathete
Letztere, welche Xochitl hieß. Und als
in späterer Zeit die amerikanischen
Truppen unter General Scott nach
Mexico lamen, brachten sie den Cultus
dieses Nasses nach den Ver. Staaten
zurück und vertauderwälschten den
aztelischen Namen Xochitl englisch
in »Cocktail«. Wem bei dieser Ernä
rung der Stoff besser schmeck, der mag
sich für dieselbe entscheiden.
—- Der »Lehre: Stiasny
aus Staletz ist vorn Clsertogel im«
Salzlarnmergut 500 Fuß hoch abge
stiirzt und blieb in einem Baume bän
gen. Seine Hilferuse wurden gehört
und die Feuerwehr in Unterach machte
bis 1 UhrNachtS vergebliche Rettungs
versuche; um 3 Uhr Morgens wurde
die Arbeit wieder ausgenommen und
erst um 9 Uhr Vormittags tonnte der
Berungliickte aus der gefährlicher-Lage
befreit werden. Er erlitt einen dop
pelten Beinbruch und Verletzungen an
Kon und hand; doch find dieselben
nicht lebenigefithrlich.
—
Interv- Geigen-h
Nach dem Sprüchtoort »Meine Ge
schenke erhalten die Freundschaft« war
der Präsident Faure bei seinem Besu
che in Petersburg der Ueberbringer
überaus kostbarer Geschenke· Aus der
Nationalmanusactur vonSevres starrt
rnen zwei vrächtige Vasen mit herrli
chen Decorirungen von Frau Avoil,
die anfänglich für die Weltaugstellnng
von 1900 vorbehalten waren. Weiter
sind zwei Thee- und Aafseeservices zu
erwähnen, deren Herstellung sehr mü
hevoll gewesen ist, sodann zwei Exem
plare der Katharina li. des Bildhau
ers Delove in Biscuit. Ein anderes
Exemplar dieses Kunstwerkes ist dem
rusfischen Botschafter in Paris, Ba
ron von Mohrenheim, verehrt worden
Außerdem sind Tafelaussätze, Jagd
stiicke und andere Gegenstände von ge
ringerem Umfange, die in schöne, spe
ciell fiir die Reise des Präsidenten der
Nepublit hergestellte Etuig verpaat
wurden, nach Petersburg gewandert.
Mit ganz besonderer Sorgfalt sind die
beiden Büsten des Kaisers Nicolaus
und seiner Gemahlin nach den Origi
nalen des russischen Bildhauers Ra
stowsty hergestellt worden. Alle dies-:
Gegenstände sind vorher photographirt
worden. Die hervorragendste der Ga
ben ist aber das dekorative Motiv, das
von Felix Faure für das Grabmal des
Kaisers Alexander’s lll. bestellt wor
den ist. Es ist kein Kranz, sondern
ein in seinstem Golde nach der Natur
copirter Olivenzweig Die kleinsten
Adern der Blätter sind mit unver
gleichlicher Zartheit wiedergegeben.
Ein Band ist in phantastischen Win
dungen um den Zweig gerollt und
schlingt sich durch die Blätter und
Früchte hindurch; am Ende desselben
sind zwei goldene Medaillen ange
bracht, eine mit dem Wappen Nuß
lands und dem Datum des Todes Ale
xander’s lll., sowie dem des Besuches
seines Grabes durch den Präsidenten
der Republit -- Octodrss 1894 —
Aout 1897 —- auf der Rückseite, die
andere »von dem Medaillenschneider
Roty hergestellte. mit dem Bilde der
dehelmten sranzdsischen Repudlit und
mit der Inschrift »l«(:s pro-wideer t de
in lifspuiiliquis krimmises ü in mä
moir(p(1’.-Uisxan(1m lll.« auf der
Rückseite Aus dem Goldbande, das
die beiden Medaillen zusammenhält,
ist die lateinische Inschrift eingeschnü
ten: »In pries- conccsptn kirmnt inm
pas-" Dieses Bruntstiick ruht in ei
nem mit weißem Sammet ausgeschla
genen Ebenholziösferchem Eine große
Goldplatte schmückt den Deckel. Sie
stellt den Namens-Zug des verstorbenen
Kaisers mit drei Kronen dar: der
taiserlichen, der Eichen- und der Lor
beertrone, die durch eine Palme und
einen Olivenielch zusammengehalten
werden« Das die Krone umschlingende
Band trägt den Wahlspruch: »blam
ultimo c()(-lo.«
cuer durch Atem-allem
Der Radfahrer Murif, welcher von
Adelaide aus quer durch den ganzen
auftralifchen Continent bis nach Port
Darwin gefahren ist, ist auf dem See
wege dieser Tage wieder an feinem
Ausgangspunkte eingetroffen. Den
Personen, welche sich zu seinem Em
pfange eingefunden hatten, hat der
Heimgelehrte u. A. erzählt, daß ihn
bei der einsamen Fahrt durch die Wü
sten der Gedanke, er werde möglicher
weise unterwegs verdurften, bisweilen
so gequält habe, daß er von wahrer
Todesangst befallen worden sei. Er
habe alsdann zu seiner Maschine wie
zu einein lebenden Wesen gesprochen
und dies, verbunden mit dem Ton der
Glocke, die er, um in der troftlosen
Einöde, welche ihn ringsum umgab,
doch wenigstens einen Laut zu hören,
fortwährend ertönen ließ. habe seine
Gedanken wieder allgemach froher ge
stimmt. Murif hat beinahe drei Tage
zurückgelegt, ohne etwas Anderes zu
genießen, als eine FleischtafeL an wel
cher er von Zeit zu Zeit sog. Doch be
hauptet er, sich dabei ganz wohl befun
den zu haben. Von Alice Springs ab
fuhr er nur noch in Untertleidern, fo
genannten Pyjamas. Machte er Nachts
iiber halt, fo sah er sich der Mostitos
und Ameisen wegen genöthigt, einLoch
in die Erde zu graben, in welches er
sich hineinlegte, worauf er sich mitAus
nahme des Kopfes, den er mit seinem
Phjamas verhüllte, mit Sand bedeckte.
Die verhältnismäßig gefährlichste
Strecke, die er zu passiren hatte, war
der »Teufels - Boden«, nämlich ein
Boden, der zahlloseRisse undSpriinge,
die sich nach allen Richtungen hin ver
lieren, aufweist. Diese Risse, welche
oftmals eine Breite von 4 bis 5 Zoll
befaßen, waren eine beständige Gefahr
fiir das Fahrt-ad. Die letzten 215 eng
lische Meilen von Katharine bis Port
Darwin hat Murif in 32 Stunden
zurückgelegt, eine bemerkenswerihe Lei
sinng, wenn man sich insbesondere die
Beschaffenheit derGegend, durch weiche
der Weg des tiihnen Radfahrerg
führte, vergegenwärtigt. Murif hat
deshalb nach seiner Ankunft in Pal
merston einen Preis von 200 Pfund
Sterling für denjenigen unter den
dortigen Radfahrern ausgesetzt, wel
cher als erster auf der gleichen Strecke
seine, Murif's, Leistung in den Schat
ten stellen werde.
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! Seit100 Jahren schon ist
i der »Die-the Löwe«, ein Wirthshaus in
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