Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, September 10, 1897, Sonntags-Blatt., Image 10

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    Anzciger nnd Herold.
J. P. Wind-lis, Herausgeber
Grund Island. Nebr.
L
..-I..
Landwtttbswstltchesy
Berdorbeneszutter.
Futter, welches durch ist-rechtes Auf
bewabten oder durch Regen vor dem
Einbringen gelitten hat, vollerSchmuß
und Staub ist, beim Umschiitteln auf
stäubt und einen unangenehm dum
pfigen Geruch verbreitet, kann in ver
schiedener Weise der Gesundheit unse
rer Hausthiere schädlich werden. Es
ist deshalb überall dort, wo die Wirth
schast es erlaubt, entschieden davon al
zurathern solch’ verdorbenes Futter zu
benutzen, höchstens nur noch als Ein
streu zu vertrenden. Da aber die
Sporen oder Keime der Pilze, die das
Verderben herbeiführen, das Gefähr
liche zu sein scheinen, so kann man das
utter, wenn die Umstände verlangen,
ß es doch verfüttert werden muß,
dasselbe durch tüchtiges Schütteln und
Klopfen und gehöriges Lüften erheb
lich gedeihlicher und weniger gesiihrlich
machen. Dies führt man bei besallenem
Rauhsutter wie Maisstengel. nament
lich aber bei dumpfig riechendem, stau
bigem Heu am einsachsten dadurch aus,
daß man nach Abschlagen und Schüt
teln einige Zeit vor der Verwendung
mit schwachem Salzwasser besprengt.
Grünsutter, das nicht mehr ganz tadel
los ist« kann man in einer einfachen
Erdgrube —- Silo —- einsäumen, d. h.
fest eintreten und dann gut bedecken
und das Einfließen des Regenwassers
abhalten; Knollensriichte, wie Rüben
und Runkeln kann man, wenn ange
sault, durch Kochen noch als Futter
verwendbar machen.
Verschimmelte oder dumpfige Kör
ner sollten nur dann als Futter ver
werthet werden, wenn sie vorher durch
Abbriihen mit heißem Wasser vom
Schimmel befreit und dann gelüstet
und getrocknet sind. Wo es sich um ge
ringere Mengen handelt, kann Körner
sutter durch Rösten wieder gedeihlich
gemacht werden; es genügt dazu jeder
Backofen. Außerdem ist Salz in je
dem Falle nicht allein als Würze son
dern auch zur Steigerung der Gebetb
lichkeit beizugeben. Schließlich seien
noch die Wachholderbeeren erwähnt; es
wäre wünschenswertb, daß dieser
Strauch aus den Wäldern unseres al
ten Vaterlandes einen Platz in dem
Gebüsch bei jedem Farmhause fände;
denn die aromatischen Beeren
sind ein außerordentliches Mit
tel, die Freßlust der Thiere und die
Gedeihlichkeit alles Futters, besonders
aber solches von zweifelhafter Beschaf
fenheit zu erhöhen. Dieselben werden
gestoßen und davon etwa ein Theelös
sel voll täglich an größere Thiere ge
geben.
Verwerfen der Kühe.
Da die meisten Thiere ohne irgend
welche Vorzeichen verwerfen, so ist
man fast ausschließlich auf Vorbeu
gungsmittel angewiesen.
Unvorsrchtiger Futterwechsel, reich
liches Füttern von start bleibenden,
wässerigenStoffen, welche leicht Durch
fall erzeugen, Erlältungen, Zugluft,
bereifte Weiden, scharfe Arzneien,
Stöße, Sprünge, grobe Behandlung
überhaupt müssen zu einer Zeit, wo
die Seuche in einer Gegend oder Heerde
lxrrscht, besonders vermieden werden«
Wöchentlich mehrmalige Verabrei
chung von Eisen — d. i. 1 Löffel ge
pulverter grüner Vitriol — mit einer
hand voll Kochsalz ist sehr zu empfeh
len. Sind die Thiere bereits auf dem
Stalle und bat eine Kuh verlalbt, so
muß alle Streu aus dem Stalle ent
fernt und auf dem Felde verbrannt
werden. Aller Dung und alle Jauche
muß ebenfalls gründlich entfernt wer
den und wird der Stallboden nun mit
; starker, heißer Holzaschenlauge über
ji gossen und daraus alles holzwert mit
Kalk, dein auf dem Eimer etwa ein
»J, halber Theelöffel voll Carbolsäure zu
kä- seht ist, angestrichen. Ueber den-.
gunghaufen draußen streut man reich
lich un löschten Kalt oder noch besser,
übergi t ihn mit Schwefelsäure —- 3
Pint roher Schwefelsäure auf 100
Pint Wasser. — Auch alle Stallge
täthe müssen mit Carbolwasser oder
Uschenlauge gereinigt werden. .
Sobald eine Kuh zu verkalben be
ginnt, muß sie von den andern Thieren
Englich abgesondert, in einen andern
tall gebracht werden. Jst das Ber
salben schon erfolgt, so muß der
Stand sofort gründlich gereinigt und
besinficirt werden; Carbolwasser, etwa
Pint Carbol auf einen Eimer Wasser
ann dazu verwendet werden· Eine
Ibsonderung der betreffenden Kuh hat
M beim Weidegang zu eschehen und
festen am besten alle ochtragenden
sübe von den übrigen fort nnd beson
ders gehalten und beobachtet werden.
. .sei sämmtlichen hochtriichtigen Kühen
» fib die Geschlechtstheile und ihre Um
" bring, —- After, hinterschenlel und
» uz —- wöchentlich wenigstens
bis vier Mal mit schwachem Cat
, vasser —»— 1 Tbeeliiffel voll Earbol
sit Gall-me Wasser vermischt-—- zu
-»·. s . Nach jedem Beriverfen, das
" « der de vorkommt, müssen die
- « chl cheile innen und außen bei
M tragenden-Mira mit diesem Cat
- i-« . aereinigt werden. Natürlich
Uefel Daschen bei dem betreffenden
. s besonders gründlich auszufüh
In England giebt man den
« Rüben 2 bis s Mal wöchent
lich jedes Mal 10 Tropfen Carl-ol
siinte in’s Kleicnsausem Auch das
Eingehen von Eisen und Kochsalz, wie
oben anaegeben, sollte 3 bis 4 Mal
wöchentlich geschehen.
Alle diese Arbeit ist darauf berech
net, den Ansteckungöstosß durch welchen
das Yetkalben von» einer Hub zur an
dern ubertragen wird, zu todten. Denn
es ist über allen Zweifel erwiesen, daß
das Verfall-en eine ansteckende Krani
heit ist, die von einem Thiere aus eine
ganze Heerde, ja aus die Thiere einer
ganzen Gegend übergehen kann, wenn
nicht die nöthigen Vorsichtsknaßregeln
angewendet werden, mn derselben Ein
halt zu thun.
Bereitung feiner Butter.
Gewöhnlich wird der abgenommene
Nahm zu warm gehalten. Natürlich
ist es nicht immer so leicht auf der
Farm, Eis und die nöthigen Bottich
tungen zu haben; doch, wer gute But
ter machen —- und nur solche bezahlt
sich — und hohe Preise erhalten will,
sollte Borrichtungen —- wenigstens
einen Apparat —— besitzen, um in hei
ßem Wetter Milch und Nahm gehörig
abzutiihlen. Jn recht warmem Wetter
sollte der Rahm an zwei Stunden im
Milchtiihler oder im Quellhause stehen,
damit er völlig durchgeliihlt in’s But
tersaß kommt. Zieht man vor, sauren
Ruhm zu verduttern, so muß derselbe
vorher an einen wärmern Platz ge
bracht werden und sobald er »reif« ist,
wird er wieder zum Abtühlen hinge
stellt. Auch während des Butterns
halte man eine niedrige Temperatur
bei. man »buttere ialt«'; man erhält
dadurch unbedingt eine feinere und bes
sere Butter. Das Butterfaß soll sich
so schnell drehen, daß spätestens in 35
bis 40 Minuten die Butter fertig ist
und das Buttern soll geschehen, daß
die Butter in kleinen Körnern im But
terfaß schwimmt. Wenn Wasser dazu
benutzt wird, die Butter herauszuneh
men, so soll dasselbe"tlar, rein und
möglichst frisch und möglichst kühl sein.
Man schöpft die Butter heraus und
gießt das Wasser daraus; doch darf es
nicht zum Butterlneten verwendet wer
den. Das Ausarbeiten der Buttermilch
hat sodann mit den händen oder mit
dem Buttertneter Zu geschehen und
zwar so sorgfältig und vollständig wie
möglich. Nachdem die Butter gewa
schen und mit möglichst trocknem und
feinem Salze tüchtig verarbeitet ist.
wird sie dann so fest, daß sie durch
lnetet werden kann. Bei warmem
Wetter diirfte die Butter in den ge
wöhnlichen Milchschränten wohl iaum
fest genug werden; sie muß deshalb,
hat man lein Eis, wieder in den Ab
tühler oder in’s Quellhaus gestellt
werden. Die Butter muß fest sein«
bevor sie in den »Tub« zur Berpaclung
tommtz die Butter sollte nie verpackt
werden« wenn sie nicht die gehörige
Festigleit hat. Wenn es schwierig sein
sollte, die Butter gut durchzuarbeiten
oder das ausgeschiedene Salzwasfer
nicht klar sein sollte, so ist es rathsam,
sie zwei- oder dreimal durchzuinetem
indem man sie jedesmal vorher gründ
lich abtiihlt. Bon großer Wichtigkeit
ist es sodann, daß das Fäßchen, in
dem die Butter verschictt werden soll,
vorher gründlich gereinigt und das
Holz voll Wasser gezogen ist, damit die
Butter keinen Holzgeschmack annimmt.
Der »Tub« sollte mindestens 24 Stun
den mit Wasser gefiillt stehen, welches
mehrere Male erneuert wird und dann
gründlich mit Salz ausgescheuert und
abgerieben werden«
Rechtzeitiges Obstpfliicken.
Eine Sache, die den Anfängern in
der Obstzucht selten gelingen will, ist
das rechtzeitige Pflücken des Obstes ;
besonders gilt dies von den Birnen.
Werden sie einige Tage zu früh ge
pflückt, so schmecken sie nicht gut, ge
schieht es einige Tage zu spat, so ver
lieren sie erst recht an Wohlgeschmack.
Um das Obst und besonders wieder
die Birnen zur rechten Zeit pflücken
zu können, muß man zunächst wissen,
wann die Sorte reift. Die Reifezeit
ist nie die Pflückzeit. Das Obst er
reicht am Baume nicht. seine höchste
Vollkommenheit, erst auf dem Lager
erlangt es iöstlichen Wohlgeschmack und
Saftigleit. Auch Sommerbirnen müs
sen mindestens zwei bis drei Tage la
gern, nachdem sie gepflückt worden sind.
Sämmtliche Sommerbirnen zeigen
uns auf eine sehr einfache und deutliche
Weise an, wann sie gepflückt sein
wollen. Sobald die erste reife Birne
vom Baume fällt, ist die rechte Zeit.
Die wurmigen Birnen, die nothreif
sind, zählen hierbei natürlich nicht rnit
Angestochene Früchte, die völlig ausge
bildetund genießbar sind, fallen schon
acht Tage vor der Reife ab. Aber auch
die unverletzten Früchte reifen nicht
gleichmäßig und wenn die erste Frucht
fällt, so ist die Mehrzahl der übrigen
gerade recht zum Pflückem
Wer Zeit hat, wirdübrigenö nicht
sämmtlicheFrüchte auf einmal pflücken,
sondern zunächst etwa nur ein Drittel,
und selbstverständlich nur die voll;
komme-isten und reifsten. Diev übrigen
bilden sich in einigen Tagen noch sehr
gut aut.
Natürlich wird alles Qbe und so
auch die Birnen am Baume reif, wenn
ei lange gnug hängen bleibt. Nimmt
man die irnen besonders nicht eini e
Tage vor der Reife ab, sondern läßt te
bis ur Bollreife hängen, so werden sie
mei s etwas größer, umsangreicher,
aber auch grobfleischig, saftloö, von
Ia zu Tag schlechter, bis sie schließlich
ais-b viel besser schmecken wie eine
Rii
Spätherbxltpirnem die im November
ins-d De eßbat werden« sind ge
Wanfangt October« ie nach der
Gegend, vom ö. bis 15 October vom
Bsuxk zu nehnsten; t Ginfig bät-:
Hekb wen set ern t o
lend i-« lüezeNt hmd ist höher be
fonderg auf d kese zu ach chken hierhetg e
höti die vorzügliche MMitne Clem
ma oDie eigentlichen Winletbirnen läßt
man so lange hängen, als sie vor Frost
sicher sind. Wenn sorgsam gepflückt,!
sollten Bienen, wenn die Ernte nicht zu !
groß war, jede einzelne wie Orangen!
in feines Papier gewickelt und in einj
Faß gelegt werden« So verpackt und
an einem kühlen, frostfkeien Orte auf
bewahrt, halten sie sich lange und et
langen einen besonders feinen Ge«
schmack.
Jst ver Drachen-who
Zu den interessantesten Höhlenbils
dungen gehort die sogenannte Drachen
höhle aus der Insel Majorka, uin de
ren Erforschung sich E. A. Martel s
Verdienste erworben hat. Wöhrendj
diese im tertiären Kaltsteine gelegenej
unterirdische Grotte bisher nur bis zu -
einer Tiefe von 800 Meter bekannt
incr, ist es Martel nach seineni jetzt der
Pariser Atadernie der Wissenschaften
erstaiteten Berichte gelungen, 2 Kilo
ineter weit in das Innere vorzudrin
den. Dabei wurde ein See von 177
Meter Länge, 30—40 Meter Breite
und 4-—9 Meter Tiefe entdeckt. einer?
rer größten unterirdischen Seen, die
man bisher kennt. Tas Mertroürdigste
:Ti d:r Trachenhohle ist ihrZusarnrnen
Hang mit dem Meere, dessen Wasser
durch zwei Oeffnungen in die höle
Zugang hat. Die eine davon ist dies
Taubengrotte, deren Eingang 40 Me-;
ter breit und 10 Meter hoch ist; nachj
dein Innern zu verengt sie sieh derart, «
daß sie dein Menschen ein Bordringen
in die Höhle unmöglich machi« nur das
Meerwasser findet hier bei hohem
Stande Zutritt in das Jnnere Alle
Theile der Höhle, die init dein Meer in s
Verbindung stehen, sind mit tleineni
Seen und Tümpeln von stehendeni
Wasser bedeckt. Obgleich keine Spur
von einein unterirdischen Fluß entdeckt
wurde, so muß doch siiszes Wasser vom
Lande her Zutritt haben, da der große
See nur sehr schwach salzig ist und zu
etwa Dreioiertel aus Süßtoasser und
nur zu Einviertel aus Meerwasser be
steht. Jst bei einein heftigen Sturme
besonders viel Meerwasser in die
Höhle gedrängt worden, so fließt es
nach dern Sturme durch die vorhande
nen Spalten wieder nach- dein Meere
hinaus-, nachdem es den größten Theil
seines Satzes in der Höhle zurückgelas
sen hat. Dieser Charakter der Dra
chenhöhle als einer »Meeresgrotte" H
macht sie zu einein einzigartigen Na- s
turgebilde für ganz Europa. Da die s
Erforschung aus Veranlassung des s
Erzherzogs Louis Salvator von Oe-s
sterreich stattfand, tauste Martet den
großen unterirdischen See nach dein
bekannten Lustschlosse der österreichi- «
schen Kaiserin in Jstrien ani Adriati- I
schen Meere Lago Mirainar. Die
Höhle ist auch nicht ganz unbevötlertz
Martel fand darin eine Anzahl blinder
iJnsetterh dagegen blieb die Suche nach
Fischen in den Seen ohne Erfolg
—- ----- f - ---- —
Jnseeten als Kavelseindr.
Dasz selbst die in den Tiefen der
Meere tiegenden Kabel Beschadigungen
durch Thiere ausgesetzt sind, ist eine
bekannte Thatsache. Namentlich sind
es gewisse Yruschelthiere, z. B. der
« Schissgboyrwurm ('l’(-i-ul»), der sich
an die leabelschutzdrtihte gern ansetzt
und, wo irgend die Dräer nicht seit
aiieinder liegen oder sonst ein geeigne
ter Angrissspuntt zum Eint-ringen in
das Innere des ztabelg vorhanden ist,
sich in die Guttapercha einbohrt und
Dadurch das Kabel unbrauchbar macht.
Auch in derJnseltenwelt haben die un
terseeischen Telegraphen - Leitungen,
wie ein aus Tonlin berichteter Fall
lehrt, ihre Feinde. Hier waren es
Termiten, welche durch Auszehrung
des Jsolationsrnaterials ein Rahel in
verhaltnißmäßig turzer Zeit untaug
lich gemacht haben. Das von Haiphong
auggehendellntcrseetabel zeigte-Strom- s
verluste, die sich nach und nach so stei- s
gerten, daß seine Auswechslung erfol- s
gen mußte. Das Rahel enthielt drei(
aus je sieben Kupferdrähten bestehende J
Leitungen, trelche abwechselnd durchs
Legen von Gutiapercha und Chatter-»
ton umschlossen waren. Diese drei
Leitungen waren mit drei tanninhalti
gen, die Zwischenräume aussüllenden
Eisen verflochten und außerdem von
tanninhaltigen Jute- und Baumwol
lenbändern umwunden. Zum Schutze
gegen äußere Beschädigungen war es
von einer Bleiröhre umgeben. Die
Fehlerstellen wurden in der Stadt Ha
iphong gesunden, tvo das Kabel sast
seiner ganzen Länge nach wegen des
nur wenig den Meereöspiegel überra
gende, schlammtgen, stets feuchten und
etwas salzhaltigen Bodens in Cement
« eingehettet war. Bei der Untersuchung
des aucgeschnittenen Iehlerstückes san-»oÅ
den sich im Innern des Kabeli Bohr-·
gänge und an mehreren Stellen , die
Köpfe der Termitetn Ob diese, um in
das Nabel zu gelangen, erst die Blei
röhre durchbohrt haben, konnte nicht
festgestellt werden; vermuthlich haben
sie e von den Bleiröhren besteiten
Enden pur zufaai must- san-u
der Bleirilhre all ntrittstoeg benuht,
um zunächst innerhalb der Inte- und
Baumwollenhtllle vorzudrin . Von
da aus verzehrten sie die L sen und
Gutta rcha - Ueberzltge und ver
schnisi en nur die nackten Metalle
Kupfer nnd Met.
serkwürdtse Fremd
Un aaninnifchsv Gestirn-·
Wckst dem Flvvdwws time-II
ssholxspresnxsfebfi eNn em-« » «nd·"
der" Mi« bekanntlich nicht und an
beschrün ten Nichtern, welche der-artige
Geseye als willkommene Handhaben
zur Drangsalirung Anderödenkender
benagen, ist elider kein Mangel.
Große Diebe erfreuen sich der Freiheit;
arme Sünder aben, welche mit purita
nischen Gesetzen in Conslict gekommen
sind, müssen ji« Gefängniß wandern.
Ein Liedchen davon kann der Adventi
sienprediger W. H. Armstrong in West
Washington, Pa» singen, der von ei
nem weisen Friedensrichter auf sechs
Tage in’s Gefängniß gesteckt wurde,
weil er das unerhörte Verbrechen be
gangen hatte, an einem Sonntag eine
Bibel mit mehreren anderen Büchern
über die Straße getragen zu haben.
Daß eine Verurtbeilung aus solch’ ei
nem Grunde stattgehabt haben sollte,
mag Vielen unglaublich erscheinen, ist
aber leider eine Thaisache und was die
Sache noch ver-schlimmem ilt der Um
stand, daß gegen das Urtheil keine
Appellation zulässig war. Folgendes
ist der Thatbestand in dieser must
assoka
Vor Kurzem beschloß der lädt-enti
stenvrediger Armftrong in West Wash
ington seine Wohnung zu wechseln und
diesen Entschluß führte er an einem
der letzten Sonntage aus, indem er
mehrere Bücher (darunter die Bibe0,
unter einem und ein kleines Tischchen
unter dem anderen Arm eine kurze
Strecke über die nächste Straße trug.
Armstrong's Frevelthat war von
Pharisäeraugen erspäht worden und
schon an demselben Abend wurde er
von dem a b g e s e s; t en Polizisten
Samuel J.J Wise dem Conftabler J.
W. Swihart denuncirt. Am nächsten
Morgen eilte der Letztere zu dem Frie
densrichter Preston Bert? vor dem er
gegen Armstrong die lage erhob,
durch Bewertstelligung seines Umga
ges den Sabbath entbeiligt zu haben.
Ohne Verzug erließ der weise Richter
gegen den Frevler einen Haftsbefehl
und ohne besonderes Ceremoniell er
folgte des Verhafteten Verurtheilung.
Ueber den Fall selbst hat der Friedens
richteo Berry folgende Darlegung ge
geben:
Jrn Jahre 1730, also vor mehr als
150 Jahren, hat die Legislatur dieses
Staates ein Gesetz an enommen, das
einem Jeden das Umziehen am ersten
Tage der Woche, der als Tag des
Herrn d. h. Sabbath, gemeinhinSonns
tag genannt, bekannt ist, verbietet.
Das Gesetz erwähnt diese Adventiften
ausdrücklich und war auf sie gemünzt.
Sie sagen, daß der Sonntag nicht der
Sabbath ist, sondern der Samstag.
allein die Constitution und die Statu
ten und die Staatsgesetze sagen, daß
der erste Tag der Woche, als der Tag
des Herrn betannt und gemeinhin
Sonntag genannt, der Sabbath ist.
Das ist über 150 Jahre Geses gewesen
und ist es heute noch. Dieser Arm
stvcing nun begann am Sabbafh mit
dem Umzug seiner Haushaltungseffec
ten. Die Bürgers führten bei dem Con
stabler Swibart Beschwerde und dieser
erstattete Anzeige. Jn der Verhand
lung beschworen Samuel J. Wisc,
Frau Allen, Frau Hand und Frau
Davis, daß sie geieven harren, Mk «
seineHauLhaltungsefsecten sortschaffte,
und das war genügend. Amstrong
selbst berief sich auf seine Unbescholten
beit, doch hatte diese mit dem vorlie
genden Fall nichts zu thun. Er ver
glich mich mit Pontius Pilatus und
sagte, ich wäre wie jene Männer, die
Christus um seines Glaubens Willen
verfolgt und gekreuzigt hätten. Jch
aber fand ihn schuldig und lonnte un
ter dem Gesetz auch gar nicht anders,
worauf ich ihn zu einev Geldbuße von
84 verurtheilte; da er nicht zahlte,
sandte ich ihn auf sechs Tage in’s Ge
fängniß. Das war der kürzeste Straf
termin, den ich über ihn verhangen
konnte. Jch wollte nicht hart mit ihm
verfahren, aber Gesetz ist Gesetz und
diese Leute haben es zu achten, wie
iedeo Andere. Er verlangte einen
Proceß vor Geschworenen, doch lonnte
er unter dem Gesetz nicht einen solchen
erhalten; et iann auch nicht appelli
ren, denn mein Urtheil ist endgiltig.
Er mußte- beiahlen oder in’s Gesäng
nisz wandern. Als er in’s Gefängniß
geführt wurde, sagte er. zu mir: »Ich
gehe in’s Gefängniß um Christi Wil
len, worauf ich erwiderte: Und ich
schicke Sie dahin um Christi Willen!
So geschehen im Jahre des heilö
1897. Und verdient Angesichts einer
solchen Berurtheilung unser Jahrhun
dert das Epitheton »aufgelliir-t«?
EinendrolligenAusgang
nahm ein Rencontre, das mehrere Fa
milienangehörige des Auditors W. D.
- C. Spite von Pierce County, Or»
jüngst auf Dead Man’s Island mit ei
3 nem Bären hatten. Die Leute pflück
ten Schwarzbeeren, all Meister Pey
aus dein Unterholz hervorbrach und
auf ein Mädchen locging Jn demsel
ben Augenblick kam herr Spile, einen
mit eisernen Reisen versehenen Eimer
in der Hand haltend, herbei und um die
Ansmertsamkeit der Be ie von deni
Madchen abzulenkem stie er einen lau
ten Schrei aus. Jn Ermangelung ei
ner anderen Waffe schlug Herr Spile
mit dem Eimer nach dem Kopfe desBiis
ren und traf diesen so glücklich, daß
Meister Peti»mit seinem dicken Schädel
in dein Gefa stecken blieb. Ehe das
Thier sich reien konnte, wurde es
todt geschossen.
Def---Uksommt«.
Auf der Werft der »Colun:bia Jron
Worbksxsrust Point bei Baltimore
out ver-«- twuauf eines Schweine
fahrzeuges des unterseeischen Ton-ede
bootes »Plunger« stattgefunden. Das
Fahrzeug ist insofern ein Schwester
schiss des »Plunger«, als es eine ähn
liche Bauatt hat, nämlich die eines- Fi
sches, aber bedeutend kürzer ist« Jn
feiner Bestimmung ist dieses Fahrzeug
jedoch graut-verschieden von dem
»Plunger'«, Letzterer ist zum Zerstören,
Erfterez zum Rettcn gebaut. Seine
hauptaufgabe ist die, werthvolle La
dungen untergegangener Schiffes zu
bergen.
Das Fahrzeug, welches den Namen ;
»Argonaut« bekommen hat, ist rigarxs
renförmig gebaut und hat eine Län e !
von 36 Fuß und einen Durchmesser!
von 9 uß. Es ist aus Stahl gebaut s
und fet genug, dem stärksten Wasser
druck Widerstand zu leisten. Der »Ar- s
gonaut« ist irr vier Abtheilnngen einen-s
theilt. Jm hinteren Theile befindet s
sich die Maschinerie, bestehend aus s
Dampfmaschinen, eleltrifcken Maschi-»
nen und Luftvumpem Dann lotnmtx
ein 12 Fuß langer Raum für die Be- ;
mannung Die beiden vorderen Räu- I
me, welche durch extra starle Stahl-I
vanzer geschützt sind, dienen als Luft- ;
räume, in welche so lange Luft hin- !
eingepumvt wird, bis sie einen DruckJ
von vielen Tausend Pfund auf den
Quadraton ausübt. Jm vordersten
Lustraume befindet sich der Eingang
und zwar unten. Will der Taucher,
wenn das Boot sich »auf dem Meeres
grunde befindet, dasselbe verlassen, so
entfernt er eine runde Platte von etwa
2 Fuß Durchmesser und steigt hinaus-.
Der Druck der Luft ist dem des Was
sers gleich und verhindert das Ein
dringen des Wassers. Das Fahrzeug
tann sich auf zweierlei Weise fortbewe
gm durch eine Schraube, wie andere
amvfer, und vermittelst Räder auf
dem Meeresgrunde. Ganz vorne sind
nämlich zwei Räder von der Größe ge
wöhnlicher Eifenbahnwaggon - Räder
angebracht. Als Trieblraft wird, wie
bei dem »Plunger«, bei der Fahrt auf
demWasser Dampf oder auf dem Mee
resgrunde Elektrirität verwandt. Ga
folin wird als Feuerung gebraucht.
Der »Argonaut« taucht unter und
kommt wieder zum Vorschein in der
selben Weise wie der ,·Plunaer". Jn
der Spitze des Fahrzeuges ist ein
Scheinwerser angebracht, derAlles auf
dem Meeresgrunde in weiter Entfer
nung erkennen läßt. Das Boot ist auch
mit Hebemaschinen versehen zur Ber
gung von Frachtgiiterm Die Deman
nung besteht aus dem Cavitän, dem
Jngenieur und vier Tauchern. Das
Fahrzeug soll 8 Knoten in der Stunde
fahren, d· h. auf dem Wasser. Zur
Aufnahme der zu beraenden Ladung
der untergegangenen Schiffe werden
cigarrenförmige Barken gebaut, in de
ren Enden sich Luftlamknern befinden
mit romvrimirter Lust. Der mittlere
Theil der Barlen ist mit Lulen verse
hen, die offen gelassen werden« Die
Barken werden dann neben dem auf
dem Meeresgrunde liegenden Schiffe
gesenkt und mit den Weribiachen an
gefüllt. Der Taucher schließt darauf
die Lulen, öffnet mebrere Ventile und
die Luft treibt das Wasser aus den
Räumen. Es wird erwartet, daß die
Laftiäbne dann langsam wieder an die
Oberfläche steigen.
Der Erfinder dieses sonderbaren
Fahrzeuges, welches dem Meeresgott
seine Beute entreißen soll, ist ein-Bal
timorer, herr Simon Laie.
Schlangen-alle und Gitt.
Eine werthvolle Bestätigung der
Schutzwirtungen der Gallc, aut die
Pros. R. Koch bekanntlich seine Im
psungen gegen Rinderpest begründete,
lieferte jüngtt Brot« Thomas Fraser in
einem Vortrag vor der Gesellschaft der
Aerzte zu Edinburg. Auf Grund von
Versuchen hat er gesunden, daß die
Galle der Giftschlangen ein Gegengist
gegen das Schlangengift enthält« Bei
seinen Versuchen benutzte er Gift und
Galle der Brillenschlange, Putfotter,
Klapperschlange und der ungisiigen
Gras-schlange. Wurde nun eine tödt
liche Menge Schlangengist mit einer
bestimmten Menge Galle gemischt und,
nachdem die Mischung etwa 10 Minu
ten in Ruhe gelassen war, einem Ver
suchsthier unter die Haut gespritzt, so
lam es mit dem Leben davon, sobald
die Mischung hinreichend viel Galle
enthalten hatte.. Die Galle der Gitt
schlangen ist daher im Stande, mit
dem Schlangengift gemengt, ihm seine
tödtliche Wirkung zu rauben. Diese
Schutztrast wohnt auch der Galle der
ungistigen Schlange inne, wenn auch
in geringerem Maße. Das Werth
vollste an Fraser’s Versuchen ist nun,
daß auch die Galle der Gistschlangen
allein, d. h. wenn sie ungemischt mit
Schlangenaift eingesprin wird, die
giftigen Wirkungen lurzs vorher einge
sprititen Schlangengistes aufzuheben
vermag. Thiere, denen eine tödtliche
Menge Schlangen ift unter die lhaut
gespeist war und ie schon leichte An
zeichen der beginnenden Bergistung
zeigten, wurden, als ihnen dann eine
entsprechende MengeGistschlangengalle
einverleibt war, nach 24Stunden,wenn
auch zunächst noch eine Verstärkung der
Vergiftungserscheinungen eintrat, wie
der munter. Nach diesen Ergebnissen
musz die Gistschlangen alle in der
That als ein Gegengif egen das
Schlangengist gelten. Dieer wissen
schaftlichen Feststellun en gegenüber
hat ei ein besonderes nieresse, daß
Zingeborene Asrilas schon längst gegen
Schlangenbisse die Gatle der Mit-.
schlange in Verbindung mit anderen
Mitteln verwenden. Alle ihre verschie
denen Mittel gegen Schlangenbiß ent
halten, wie Professor Fraser durch Un
tersuchungen nachweisen konnte, Gatte,
manche waren auch noch rnit gepulvers
ten Schlangentheilen versetzt. Und
jeder eingeborene Schlangendoctor hält
die Galle für den wichtigsten Bestand
theil seines heilmittels.· Durch Beob
achtung und Erfahrung hat hier der
Naturmensch wieder einmal eher als
die Wissenschaft das Richtige getroffen,
und es wäre interessant, zu ermitteln,
ob nicht ähnliche Vorstellungen von
der Wirkung der Galle sich bei anderen
Völkern finden.
444
äte Opfer u- Iehren-es.
Die Fee-ine- biczfclette«, diese mo
oerneThrannin des Jahrhundertenbes,
sicut an ihre Unterthanen oft For
derungen, denen nicht Alle gewachsen
sind; sie verlangt eine Characterstarte,
oie nicht Jedem gegeben ist. Der
iieuesie Pariser Sraoirlatsch dreht sich
um einen Hugo des Fahrrades«, einen
Uahrradlehrer, der seinen Hogiingen
vak- Einhatten des Gleichgeioichig in
der Weise beibsachte, daß er, dieo gilt
natürlich nur von den Damen, deren
Herz hoher pochen machte. Victor
Sorde, to heißt der Unwiderstehliche,
der mit dem Apollo des Belvedere auch
nicht die geringste Aehnlichkeit hat, war
bis vor einem Jahre »Professor« im
Wuchs-Sport in denChamps-Elhfizes.
Unter seinen zahlreichen Schülerinnen
zeichnete er besonders Eine aus, die
Tochter sehr vermögender Bürgers
leute, die ihre etwas überspannten
Jdeen aus dein Pensionat bewahrt
hatte. Das jun e Mädchen ließ sich
von dem «Prose or« bethören und
schwor ihm ewige Liebe. Ein romanti
sches Heirathsprojert wurde ausge
dacht, allein die Eltern des Mädchens
larnen noch rechtzeitig hinter die Tän
delei nnd Broe«s Liebe vermochte den
Verloclungen etlicher tausend Francs
scheine nicht zu widerstehen. Er hatte
also das Geld ohne das Mädchen. Mit
dein Eapital etablirie er sich als »Pri
vatprofessor für die vornehme Welt«
und kam so zu einerMadame de Mont
ferrat, Gattin eines hervorragenden
Ariftoiraten und Mutter mehrerer
Kinder. Frau v. Montferrat lernte
Radfahren und Victor lieben. Ja die
Liebe quictor war eine fo unbezwing
liche, daß sie Gatten und Kinder ver
ließ und mit einem anständigen Zehr
pfennig aus der Kasse ihres Gemahls
dem Geliebten nach Belgien folgte, wo
sie eben einen Honignionat verlebt hat.
Jetzt ist das Pärchen wieder in Paris:
Frau b. Montferrat hat einige Ab
machungen bei dem Notar zu treffen,
der mit der Regelung der Geldfrage
betraut ist, und wird demnächst in Be
gleitung ihres Viktor nach Amerika
abreisen. Die Er-Fi.irstin v. Chimah
lann darauf stolz sein« dafz sie wenig
stens in einer Beziehung die Mode ac
rxiacht krat, die der Entführung von
Latini-Don Jiians durch Damen der
vornehmen Welt. Das ist die Revanche
des freien Amerika iiher Paris, das
bisher in allen Dingen den Ton ange
geben hat. Es Versteht sich wohl von
selbst. daß Frau v. Montferrat eine
blendendeSchönheit und überaus kreist
reiche Dame ist, indeß der Don Juan
vom Fahrrade weder durch feine statt
liche Erscheinung noch durch seine
Nilduna alänzi. Wozu wäre auch die
Liebe blind?
W—
Hebrätsche Alteethüiuee in der Keim
le Fuße des Berges Mithradat, in
der Nähe von Feodossia, befindet sich
eine bereits 13 Jahrhunderte alte he
briiische Synagogr. Jn den letzten
Jahren der herrschaft der Chane wur
de sie zerstört und mit Sand und
Schutt verschüttet· Nach der Vereini
Jung der Keim mit Ruleand befahl die
Kaiserin Katharina, die Synagoge zu
restauriren, und im August 1788 wur
de in derselben nach langer Zeit wieder
ein hebräischer Gottesdienft abgehal
ten. Das Gewölbe der Synagoge wird
durch vier Säulen gestützt, deren zwei
aus Marmor und zwei aus Granit be
stehen. Früher waren alle vier Säu
len marmorn, doch in den 40er Jahren
brachte der Karaim Abraharn Fiel-)
wiisch zwei Marmorsäulen, alte Hand
schriften der Toea und eine Anzahl an
derer alter Pergamente nach St. Pe
tersburg, wo dieselben der öffentlichen
Bibliothet übergeben wurden. An ei
ner der Säulen der Synagoge ist eine
viereckige Tafel mit einer auf das Al
ter der Synagoge hinweisenden Jn
schrist angebracht. Diese Inschrift
lautet: ,,Durch Menschenweisheit ist
dieses haus errichtet worden. Der
Messias wird kommen und dein Volt
sammeln, JöraeL im Jahre 678« (d.
h. im Jahre 918 der christlichen Zeit
. rechnung). Ueber dem Altare befindet
sieh eine Inschrift, welche daraus hin
weist, daß-.dieThtir zum Allerheiligsten
.vor 602 Jahren hergestellt worden ist.
Jm hofe der Synagoge ist ein zu Wa
schungen bestimmter Brunnen vorhan
den, auf dessen Wänden folgende Jn
fcheift zu lesen ist »Der erleuchtete, all
gemein geaehtete und weise Rabbi Meir
Afchkenas, die Zier und der Stolz Js
raeli, ist im Jahre 389 (d. h. 628) im
Deren verschieden. Die The-Einen der
Nachkommen Abrahams, Jsaaks und
Jakobs beneizen seine Asche.« DieSy
nagoge ist so klein« daß sie kaum für
50 Beter Plah bietet. Die jtidischen
Einwohner von Feodossia wollen sie
durch einen Anbau vergrößerte.