Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, August 27, 1897, Sonntags-Blatt., Image 15

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    Ereylocti Mode
i
» Roman von Josei Tmtmnnm
(7. Fortsetzung)
»Genug davont« fuhr Godsrey auf.
Er nahm hut und Stock und schritt,
von seinen Hunden begleitet, in den
Pakt hinaus. Mit Behagen athmete
er die Wohlgeriiche ein. mit denen die
blühenden Rosenhecken die Luft er
füllten, und bog in die Allee ein, die
durch den Pakt bis Zu der Eingangs
pforte führte. Mit raschen Schritten.
eilte er leidenschaftlich erregt dahin.
Doch plötzlich blieb der Besitzer von
Greylock Woodk stehen und lauschte;
eine hunde waren ihm voraus die
llee hinabgelaufen; jetzt fingen sie
wüthend an zu hellen. Er rief sie zu
rück, allein der Lärm dauerte fort.
Dem Hundegetläff nacheilend entdeckte
er die Ursache: zwei fremde Eindring
linge, die mitten in der Allee, nicht
weit von der Eingangspforte standen.
Es war ein Dame in Trauer-Mi
dern, die ein kleines Mädchen an der
hand hielt; sie schien die Hunde nicht
zu fürchten; die Kleine aber hatte ihr
Hütchen abgenommen, mit dem sie den
Hunden auf die Schnauze schlug.
»Fort. ihr bösen Hunde!« rief sie, in
dem sie mit ihren Fäßchen auf den
Kiesboden stampfte.
»Bravo Ethel!" sagte die Dame mit
leiser, heiterer Stimme. »Das ift ein
guter Anfang; Du wirst Deine Rechte
stets unerschrocken zu vertheidigen
wissen."
Godfrey Greylock tam mit unwir
scher Miene herbei. Der Anblick frem
der Personen auf seinem Besiythum
erfüllte ihn mit Unmuth. »Ruhig!«
rief er, indem er den bellenden Hunden
mit dem Stock drohte; dann verbeugte
er sich steif vor der Dame und sagte:
»Ich hoffe, die Thiere haben Sie nicht
zu sehr erschreckt, Madame; darf ich
fragen, was Sie hierher führt?«
Sie hintte einen Schritt vorwärts-;
sie war lahm, ihre kleine Gestalt hatte
ein fehr zartes, fast mädchenhastes
Aussehen, ihr Gesicht, von dem sie den
Trauerilor zurückgeschoben hatte, war
bleich und ungemein hübsch, wenn auch
schon etwas verblijht. »Mein Töch
terchen und ich,«ertviderte sie mit sanfs
ter trauriger Stimme, ,,wiinschen den
Besitzer dieses Anwesens, Herrn GIV
frey Greyloct, zu sehen.«
QJL sc
. — -Z- c-ll«kt «
ow VIII O- ISI Ul s
Sie beugte sich über das Kind, des
sen von goldenen Locken umwallies
Gesicht ungemein lieblich aussah, setzte
ihm das Häkchen, mit dem es die Hun
de abgewehtt hatte, auf, und band es
fest. »Ethel,« flüsterle sie mit zärtlich
-stem mütterlichem Tone, »sage dem
Herrn, wer Du bist.«
Die kleine feenhafte Gestalt trat vor
Godftey Greylock hin und machte eine
teizende Verbeugung. »Ich bin Deine
Enlelin Ethel,« sprach sie in kindli
chem Tone, »meines armen Papas
Töchterchen, und diese Dame ist meine
Mamm«
Die Kleine hatte ihre Leition gut
einstudirt.
Godsreh stand einen Augenblick wie
versteinert da; dann wandte er sich
wüthend zu der Dame und fragte:
»Was soll das bedeuten? Wer hat
Jhrem Kinde gelehrt, mich auf diese
Weise anzureden?«
Sie bliclte ihm sest und ruhig in die
Augen und antwortete mit sanfter,
aber entschlossener Stimme: »Ich —
seine Mutter —-—— die Wittwe Jhres
Sohnes Robert Greylock.«
Das also war die Ballettänzerin —
jenes Weib, das seinen Sohn in den
Tod getrieben hatte! Er fuhr einen
Schritt zurück, blickte mit starremEnt
setzen aus sie und das liebliche Kind,
das erschrocken an der Seite seiner
Mutter Schutz suchte.
»Und Sie haben die Dreistigleit,
sich hier sehen zu lassen —- mir in’5
Gesicht zu blicken—mir, Robert Gren
locks Batet?k« fuhr er sie an. Dann
setzte er mit zorniger Geberde hinzu:
«Entsernen Sie sich sofort mit Ihrem
Kindes
Jris wich nicht von der Stelle, son
dern breitete ihre Arme schützend über
die zitternde Kleine aus und wandte
sich aufs Neue zu dem zornigen
Manne.
»Ich sehe«, sagte sie mit mildem,
kummervollem Tone, »Sie haben alle
möglichen schlimmen Dinge über mich
vernommen; meine Feinde haben Ihr
Herz gegen mich aufgestachelt; Sie
schreiben mir die aanze Ursache an dem
unglücklizlxn Ende des armen Robert
ZU-«
,,Jawohl!« suhe der Gebieter von
Grehlock Woods auf, »Sie haben mei
nen Sohn in’ö Unglück estiirzt-——Sie
haben seinen Namen entder haben ihn
zum Selbstmord getrieben.«
Iris seuszte ties und sagte dann:
»Wie grausam Sie sind! Es ist wohl
natürlich, daß Sie allen den Ver
leumdungen Glauben schenken, die
liber mich ausgestreut wurden; doch
hören Sie mich nun an, ich bin ent
schlossen, mich vor Jhnen zu rechtferti
gen.«
Sie trat einen Schritt näher; aus
ihrem bleichen Gesicht sprachen Muth
und Entschlossenheit, als sie begann:
»Ihr Sohn heirathete mich aus Liebe;
ich war eine arme Ballettiinzerin, die
Tochter eines unbemittelten Tanzleh
rerö, und stand daher, Jhren Be ris
sen nach, aus der sozialen Stufen eiter
weit unter ihm. · Es war nicht meine
Schuld, daß er sich in mich verliebte.
Die Noth zwang mich, auch nach unse
rer Berbeiratbuna aui der Bitt-ne m
—
bleiben; ich tanzte-Am meinen Mann
. zu ernähren! Sie fühlen sich sichtlich
» unangenehm berührt davon, es ist in
jdessen wahr. Sie hatten ihm jegliche
; Unterstützung entzogen, und es wollte
Hhm nicht gelingen, dauernde Beschäf
; tigung zu finden. Er verstand sich auf
Hieine Arbeit, denn Sie hatten ihn zu
; einem Gentleman erzogen. Er war
seifersüchtig und mürrisch; wir hatten
. manchen heftigen Wortwechsel —- ich
’ gestehe es mit blutendem Herzen ein
nichts destoweniger liebten wir einan
3 der. Glauben Sie mir, mein Gatte
l war mir theurer als mein eigenes Le
i ben!«
i ,,Jawohl, jawohl," antwortete er
s mit einem Blick des tiefsten Abscheus;
Hbesonders nach der kleinen Affaire
! mit Mr. Kenhon.«
Jris erröthete unwillkürlich; sie
faßte sich aber rasch und wars ihren
hübschen Kopf mit der Miene beleidig
tet Unschuld zurück. »Ich erlanbe mir
nur eine Frage,'« saate sie kühn; ,,hat
Robert, hat mein theurer Gatte mich
je Jhnen gegenüber der Untreue be
schuldigt?«
,,Nein.«
si- - es »- e- » »O ,
»Muculu lule cclljkll VII VIII El
flüsterungen Anderer Gehör und ber
dammen mich ohne Bewei ei Bei
Gott! Sie thun der Wittwe Jhres «
Sohnes, der Mutter seines Kindes
Unrecht! Arthur Kenhon bewunderte
mich, ich brauche es nicht zu leugnen,
allein nur aus brüderliche Weise. Es
war mein Jugendinund. Jch bin
nicht mit ihm durchgebrannt; das ist
eine insame Lüge, die von meinen
Feinden verbreitet wurde, deren ich lei
der viele hatte. Jch hatte mich mit
Robert entzweit; ich nahm mein Kind
und floh aus der Stadt mit der Ab
sicht, ihn nie wiederzusehen. Daß
Kenhon zu der gleichen Zeit die Stadt
verließ, war ein zufälliges Zusammen
treffen der Umstände, das ich erst lan
e Zeit später erfuhr. Jch schwöre es
hnen hier auf meinen Knieen!«
Sie ließ sich tragisch vor Godfreh
Greylock nieder und fuhr unter
Schluchzen sort: »Ich bin schändlich
verleumdet und getränkt worden —
nie habe ich dem Namen Greylock Un
ehre gemacht; ich war zwar unglücklich,
aber nie schlecht. Oh, Sir, wollen Sie
mir nicht glauben?«
,,Madame, dies sieht ganz wie eine
gut einstudirte Scene in einem Schau
spiel aus,« sagte Greylock mit verächt
lichem Tone; »Sie haben Jhre Sache
recht gut gemacht. Doch fahren Sie
fort. Renhon war also nicht Jhr Lieb
haber? Sie flohen in der Nacht, in
der mein Sohn Selbstmord beging, al
lein aus der Stadt?«
,,Allein,« wiederholie sie ruhig und
mit bestimmtem Tone.
»Und in allen diesen Jahren sind
Sie nie mit diesem Menschen zusam
men gekommen?«
»Nur einmal, und das war in einem
Hospital in New Orleans, wo er am
gelben Fieber starb. Jch hatte ein En
gagement an einem dortigen Theater,
er ließ mich zu sich rufen;·ich ging zu
ihm, und er sagte mir fiir ewig Lebe
wohl. Bald darauf verschied er.«
Das Weib zu Greylock s Füßen war
schlau genug, um zu bemerken, daß
ihre Erzählung doch nicht ohne Ein
drnd auf ihn geblieben war und daß
trotz seiner eisigen Miene ein Kampf In
seinem Innern vor sich ging. »Helf-en
Sie mir aufstehen,« sagte sie, »ich bin
ein Krüppel.«
Godfrey fah wohl ein, daß Jris sich
nicht ohne Hilfe von der Erde erheben
ionnie; er reichte ihr daher, obgleich
mit Widerstreben, die Hand, worauf
er einen Schritt zurücktrat und sagte:
»Ich schenke Jbren Versicherungen
zwar leinen Glauben, aber sagen Sie
mir, was Sie nach Greylock Woods
führt«
Iris zog das lleine Mädchen dichter
an ihre Seite und begann stammelnd:
»Vor einigen Wrchen schrieb ich an
Mis; Pamela Grenlock —«
»Ich habe Jhre Briese gelesen.«
»Dann wisIen Sie also, in welch’
entsetzlicher Lage ich mich befinde; se
hen Sie mich an, ich kann nie wieder
tanzen, ich kann nie wieder Geld zu
meinem und meines Kindes Unterhalt
erwerben.« Die Thränen liefen über
ibre Wangen nieder, sie rang verzweif
lungsvoll die Hände. »Wenn ich nnr
meine Kunst noch ausüben könnte, so
würde ich Niemanden belästigen; un
ter den obwaltendenVerhältnissen mufz
ich leider Beistand haben, oder mit
meinem Kinde die öffentliche Mild
thätigleit in Anspruch nehmen. Jch
kam hierher-, um Ihnen dies zu sagen.
Blicken Sie Jhre Enkelin, Robert’"5
Kind, an —- was soll aus der Kleinen
werden?«
Mr. Greylock schwieg
; »Wir sind heimathlos-, olme Freun
de und Mittel,« fuhr Iris fort; »für
mich selbst verlange ich nichts —- ich
? kann betteln oder ans der Straße ster
j ben; aber mein armes, unschuldiges
; Kind -—— ich bitte, ich flehe Sie an, las
j seniSie es nicht mein Schicksal thei
. len.«
s Das Kind, dem diese Intent- gan,
! blickte verwundert mit seinen Veilchen
iaugen auf die blühenden Rosenheeken
zu beiden Seiten der Allen-, auf die
sent so friedlichen Hunde, die mit aus
gestreckten Zungen auf dein Rasen la
gen, auf die rosafarbenen Blüthen, die
von den Kastanienbiinrnen fielen, und
endlich auf den finsteren Mann, tn
dessen Händen sein Schicksal lag, und
der in diesem Augenblicke über seine
Zukunft entscheiden sollte.
Mr. Greyldck wars ««rts einen Blick
, der sie erbeben ina te. »Ich sage
Ihnen nochmals, Madame, daß ich
N
hnen nicht glaube, ich verabscheue
ie. Wenn Sie allein hier vor mir
ständen, so würde ich Ihre Gegenwart
keinen Augenblick dulden, ich würde
kein Wort von Ihnen anhören Auch
dieses Kind ift mir verhaßt, da es Ih
nen gehört und mir eine lebendige Er
innerun an die unverzeihliche Hand
lungswerse meines Sohnes ift. Ich
erkläre Jhnen hier, Madame, daß mein
Testament gemacht und daß das Kind
nicht darin bedacht ist. Es wird nie
einen Dollar von meinem Vermögen
erhalten; wenn Sie sich in dieser Hin
sicht etwa Hoffnung machten, so lassen
Sie diese für immer fahren; ein Ver
wandter in England ift mein Erbe.«
Das hübsche Gesicht der Tänzerin
wurde noch bleicher, als es vorhin ge
wesen war. Wie hart war doch dieser
Mann; ihre Schönheit, die sie so oft
bei Männern allmächtig gefunden hat
te, ließ sie hier völlig im Stich. Ro
bert Greylocks Vater hatte weder Be
wunderung noch Mitleid, nur bitteren
Haß und Groll für sie. »Sie mißbra
ten meine Absichten gänzlich,« antwor
tete sie, »meine Hoffnungen streben
nicht dahin, Ethel zu Jhrer Erbin zu
machen, sondern nur, sie vor Hunger
und Elend zu schützen«
»Ich muß Zeit haben, um über die
Sache nachzudenken,« sagte Mr. Gren
locl kurz; ,,wie weit sind Sie gereist,
um diese Unterredung mit mir zu su
chen?«
»Ich tam mit dem Morgenzuge von
New York; ich nahm am Bahnhof ei
nen Wagen, der mich hierher brachte;
er wartet draußen vor der Eingangs
Pforte.«
M . As.k», C,It, k!-C !s»» »,·,·s, s
Uc( Clslklllc Wbsc Ists-, ILJUI sclluksiklo
Er wandte seine kalten Blicke von ihr
ab; konnte er aber das zarte Gesicht
chen mit den großen blauen Augen —
Robert’s Augen waren blau gewesen
—- und den goldenen Locken gänzlich
unbeachtet lassen? ,,Jn der Stadt
dort,« sagte er endlich, ,,werden Sie ei
nen Gasthof, »Pooles Inn« genannt,
finden; begeben Sie sich mit Jhrem
Kinde dorthin, Madame, und bleiben
Sie dort bis morgen um dieseStunde;
dann kommen Sie wieder hierher; wir
können dann weiter über die Sache
sprechen.«
Er wandte sich um und schritt di-.
Allee hinaus, seiner Van zu.
»Adieu, Grosipapa!« rief ihm des
Kindes zartes Stimmchen nacht
Er nahm ieineNoiiz davon, sondern
schritt, ohne sich umzuwenden, von sei
- nen Hunden begleitet, finster und miß
; muthig seines Weges weiter.
Jris blickte dem harten Manne mit
zusammengepreszten Zähnen Und sun
kelnden Augen nach. »Welch’ ein
Manni« murmelte sie vor sich hin; »ein
schwer zu besiegender Feind; wisse in
dessen, Du Mensch mit dem steinernen
Herzen, daß ich hart mit Dir um Ro
bert’S Erbe zu kämpfen entschlossen
bin!« Dann nahm sie das Kind bei
der Hand und hinkte die Allee hinab.
Draußen vor der Pforte wartete der
Wagen, der sie vom Bahnhof von J
Blackpott hierher gebracht hatte; in
; ihm saß Hannah ungeduldig und er
wartungsvoll. »Nun, Madame, wir
ging es?!« rief sie, sobald sie ihrer Ge
bieterin ansichtig wurde.
»Er hat sein Testament gemacht
und das Kind enterbt,« sagte Jrig
trocken.
»Testamente sind leicht abzuändern,
Madame; oft werden sie ganz und gar
zerstört."
»Seht wahr, Hannah! — Jch soll
in einem Gasthof in der Stadt warten,
bis er sich die Sache überlegt hat.
Morgen will er wieder mit mir redeii.«
»Da ist schon ein Punkt gewonnen.
Und wie hat sich das Mädchen benom
men?«
»Wie ein Engel; ohne sie hätte er
mich gar nicht angehört.«
Hannah half ihrer Herrin in den
Wagen steigen und nahm die kleine
Ethel sodann auf den Schooß.
Jahren Sie nach Pooles Gasthof!«
ries Iris deni Rosselenker zu, und im
nächsten Augenblick befand sie sich aus
dem Weg nach Blactport.
11. C a p i t e l.
Das alte Städtchen hatte sich in den
letzten sechs Jahren sehr wenig verän
dert; es war entschieden tein Ort des
Fortschrittes-. Nur ein neues Hotel,
weiß angestrichen, mit grünen Jalou
sien, das einige Sommergäste barg,
war aus einer Anhöhe am Ende des
Strandes errichtet worden.
Die schädige Miethglntsche, in der
Jris Und deren Begleiterinnen saße1,
rasselte an diesem Gebäude vorüber,
bog in die Hauptstraße ein und machte
vor Pooles Jnn Halt. Augenschein
lich war dieser alte Gasthof nicht ge
sonnen, sich von seinem neuen Rivalen
aus der Anhöhe aus-stechen zu lassen.
Seine nicht mit Teppichen belegten
Fußböden waren an diesem Junitage
so weiß wie der Schaum der Wellen,
die sich am Strande brachen. Das
Schäntzimmer und die Hauptgänge
glänzten vor Sanderteit. Gerüche,
die wohl den größtenFeinschmecker ent
iictt hätten, drangen aus der Küche,
in welcher jeder Topf, jede Schüssel,
jeder Kessel spiegelblank gescheuert
waren. Namentlich in Bezug aus Kü
che Und Tisch vermochte das neue Ho
tel nicht mit dem alten zu concurriren,
denn Mercy Poole war eine Hauswir
thin von den vielseitigsten Talenten
nnd wußte Gerichte zu bereiten, die ei
nen französischen Koch eifersiichtig ge
macht hätten. Als Mes. Jris Greylock
mit ihrer Dienerin und dem Kinde das
Haus betraten, erblickte sie einenMann
mit gerdtheter Nase und wässeri en
Armen, der. auf einen Stock gelegnt
—
Und laut puftend, den Hausflur herab
auf sie zukam; es war der alte Jte
Poe-le »Sind Sie der Herr dieses
Hauses?« fragte Jris.
Er hielt an, um die Frage in Erwä
gung zu ziehen, blickte die Fragerin
nachdenklich an und schüttelte dann
seinen benebelten Kopf. »Ach nein!
Mercy ist Herr im Hause; ich habe
ausgespielt, Madame,« antwortete er
endlich; ,,sie hat jetzt dieherrschaft über
Alles, ausgenommen meinen Grog.
Der Henker hole mich, wenn ich den
aufgebe! Mercy ist ein braves Mäd
chen, allein sie hat denKopf voll Ideen;
es ist nichts anzufangen mit Weibern,
die mit Ideen vollgepfropft sind.
Wünschen Sie Mercy zu sehen?«
»Ja, ich bitte darum.«
Jie Poole klopfte nun mehrmals
mit dem Stock auf den blankgescheuer
ten Fußboden. Auf dieses Signal
öffnete sich eine Thitr am Ende des
Hausflures, und Mercy Poole er
schien in all« ihrer zigeunerhaftcn
Schönheit, mit hoch» erhobenem Kopf,
um den sich die Flechten ihres raben
schwarzen Haares wieSchlangen wan
den, während die Aermel ihres Kleides
über ihren prächtigen broncefarbencn
Armen aufgerollt waren. »Was ist’s?«
fragte sie kurz.
Iris erklärte ihr in kurzen Worten,
daß sie für sich selbst, ihr Kind und
ihre Dienerin bis zum folgenden Tage
ein Quartier wünsche. »Wir sind von
Herrn Godfrey Grehlock von Grehlock
Woods hierher geschickt worden,« sagte
sie, ,,haben Sie die Güte, uns passende
Zimmer anzuweisen.«
Jte Poole stützte sich aus seinen
Stock, als wollte er sich zum Kampfe
mit einer Jdee rüsten; übermäßige
Bekanntschaft mit der Rumflasche hat
te den alten Gastwirth so schwach im
Kopf gemacht. ,,Grehlock von Grehlock
Woods?« sagte er. »Ja, ja, er ist vom
Ausland zurückgekehrt; Sie sind wohl
eine Verwandte der Familie?«
»Ich bin Robert Greylocls Wittwe,«
antwortete Jris.
Jte fnerre sie mit dummen Blicken
an und sagte dann: »Die Wittwe des
armen, jungen Boh, der sich vor sechs
Jahren in den Salzgruben jenseit der
Marschen erschoß? Meiner Treu!
Und das kleine Mädchen hier ist wohl
seine Tochter?«
»Dieses kleine Mädchen ist Robert
Grehlocks Tochter,« erwiderte Iris mit
Würde.
Jtes wässerige Augen blickten mit
Verwunderung aus die Gäste. »Wie
kommt es aber, daß der alte Herr Sie
hierher schickt, anstatt Sie bei sich in
der Villa zu behalten? Er ist wohl
noch immer sehr unwirschZ He, Mer
.cy! Gib Bobs Wittwe das Beste, was »
das Haus zu liefern vermag, dag beste
Zimmer-, die besten Speisen, von Al
lem das Beste!«
Mercy wars einen raschen, forschen
den Blick aus die hübsche, lahme Frau
in Wittwentlcidern, aus das Kind an
ihrer Seite und auf Hannah John
son.
,,Folgen Sie mir!« sagte sie dann
kurz und führte ihre Gäste die Treppe »
hinauf nach einem reinlichen und sau
beren Frontzimmer, das mit einem
altmodischen Himmelbett, einer mes
singbeschlagenenstommode, einem mas
siven, runden Tisch und verschiedenen
Rohrstiihlen möblirt war· Neben die
sem Zimmer befand sich ein zweites,
kleineres. Ueberall herrschte die größ
te Reinlichkeit; nirgends war ein
Stäubchen zu erblicken. Die frische
Seebrise und die milde Junifonne ka
men zu den offenen Fenstern herein.
Vom nahen Strande her ließ sich das
Murmeln der Wellen deutlich verneh
men.
,,Schiclen Sie uns das Essen sobald
wie möglich herauf,« sagte Jris, indem
sie aus einen Stuhl saan »ich bin ganz
erschöpft und hungrig; liefern Sie uns
das Beste, wie der lomische Alte drun
ten sagte. Auch ein Glas guten Wei
nes wäre mir erwünscht.«
Mercy stand auf der Schwelle des
Zimmersx ihr dunkler Kon berührte
fast die Spitze der Thür; sie nickte be
jahend und wandte sich um; plötzlich
aber wie von einer unwiderstehlichen
Eingebung angetrieben, lehrte sie zu
rück, stürzte auf die kleine Ethel und
bedeckte das Kind mit wilden, leiden
schastlichen Küssen.
Robert Greylocks Kind! Einen Au
genblick schien ihr Herz brechen zu
wollen; sie bebte und zitterte an allen
Gliedern. Der Anblick der goldenen
Locken und der Veilchenaugen zauberte
ihr das Bild ihres blonden Geliebten
wieder vor die Seele. »Ich habe mich
lange darnach gesehnt, sein Kind zu sc
hen,« sagte Mercv heiser; »ich habe
auch gewünscht, die Frau zu sehen, die
er heirathete; es freut mich, daß Sie
hierher kamen.« (
»Ah!« sagte Iris-; »Sie haben also
meinen Mann gekannt?«
Mercv schob das Kind von sich und
wars der Mutter einen wüthenden, ei
sersiichtigen Blick zu· .«’ta, lange ehe
er Ihr Gesicht erblickte; er war mein
Geliebter, ehe er der Ibrige war.«
«Wirtlich? Jch hörte ihn nie von
Ihnen sprechen. Hannah, nimm die
sen schrectlichen Hut und Schleier weg;
der Trauerflor macht mich schaudern.
Ethel, lehne Dich nicht an Mamas
lahmes Knie; es thut mir weh, Kind.«
Mercy Poole erfaßte die Thiir
lrampshast; ihre schwarzen Augen
glühten in dämonischem Feuer-. »Er
gehörte mir an, ehe Sie ihn mir
raubten,« fuhr sie fort; »ich glaube es
Jhnen wohl, daß Robert Jhnen nie
von seiner alten Flamme erzählte; sr
kam in der Nacht, in der er ermordet
wurde, nach diesem Hause, er nahm in
W
dem Speisezimmer unten sein Abend
brod ein und wir sprachen noch einige
letzte Worte mit einander-keine zärt
lichen, das können Sie mir glauben!
Erinnern Sie sich jener Nacht, Mrs.
Greylock?«
Jris fuhr aus und stieß einen Schrei
aus. »Der Nacht seines Selbstmor
des, meinen Sie —— mein Mann starb
durch seine eigene Hand!«
,,Wirklich?« erwidert: Mercy höh
nisch. »Ich sagte Godsrey Greylock
schon vor sechs Jahren meine Ansicht
darüber. Jhr Mann wurde ermordet
—- ja, es ist ein häßliches Wort; kein
Wunder, daß Sie zittern und beben;
er starb nicht durch seine eigene Hand,
sondern durch die Hand eines Ande
ren, draußen bei den alten Salzgruben
von Blackport.«
Jris vermochte keine Antwort zu
finden.
»Es ist so wahr, wie ern Gott im
Himmel ist!« fuhr Merey aufgeregt
fort. »Oh, ich war hundertmal in
meinen Träumen Zeuge der entsetzli
chen That, ich sah ihn in der dunklen
Nacht dahin wandern, vernahm die
Fußtritte, die ihn verfolgten, ich er
blickte den Feind, der ihn meuchlings
niederschoß. Warum stellten Sie, sein
Weib, für das er so viel opferte, keine
Nachforschungen über das Geheimniß
seines Todes an? Warum machten
Sie seinen Mörder nicht ausfindig?
Das hätte vor sechs Jahren sehr leicht
geschehen können; jetzt aber — o gro
ßer Gott! jetzt ist es zu spät!«
Jris erhob sich bleich und zitternd.
»Sie sind wahnsinnig!« rief sie; »ich
glaube kein Wort davon. Robert hatte
keinen Feind, und keinem Menschen
kam es je zuvor in den Sinn, zu- be
haupten, daß sein Tod auf andere
Weise als durch seine eigene Hand er
folgte.«
,,Oh gewiß!« entgegnete Merch mit
bitterem Lachen. »Die-s war die leich
teste Erklärung, die man fiir die Sache
zu finden wußte. Jh wußte von An
fang an besser, wie es sich mit Roberts
traurigem Ende verhielt, und Sie
wußten es ebenfalls; mögen Sie es
noch so leugnen. Sie hätten die Hand
auf den Mörder legen können, ohne
lange nach ihm zu suchen.« Merch’s
dunkles Gesicht nahm in diesem Au
genblick einen wilden drohenden Aus
druck an; sie fuhr fort: »Hier stehen
wir Zwei uns von Angesicht zu Ange
sicht gegeniiber. Jch bin das Weib,
das ihn liebte — Sie sind die. die cr
liebte. Das schwarze Geheimnifz sei
nes Todes liegt zwischen uns.«
»Was meinen Sie damit?« keuchte
Jris hervor; ,,wahrhaftig Sie sind
wahnsinnig!«
»Was ich meine, ist dies,« entgegne
te Merch Poole mit furchbarem Nach
druck; ihre Hünengestalt erhob sich zu
ihrer vollen Höhe, während ihre flam
mendenBlicke vernichtend auf die mäh
chenhafte Figur in Wittwentleidern
fielen. »Als Jhr Gatte im Dunkel
der kalten Nacht bei den Salzgruben
durch Mörderhand fiel, wo waren Sie
da, Sie falsches, unwiirdiges Wein
Jst Jhnen sein Geist nirgends begeg
net, als Sie mit jenem Elenden bei
Nacht und Nebel die Flucht ergriffen?«
Mercys Worte fielen wie Donner
ieile auf Jris nieder.
Wie vom Fieberfrost geschüttelt,
sank die junge Wittwe auf ihrenStuhl
zurück. »Sie entsetzliche Kreatur!«
rief sie endlich aus; ,,wie können Sie
es wagen, in Gegenwart meines Kin
des solche Dinge zu mir zu reden? Es
ist mir jetzt klar, daß Godfrey Grehloei
mich nur deshalb hierher schickte, da
mit ich hier gedehmiithigt und beleidigt
würde. Die Leute von Blackport schei
nen keinen Fetzen von meinem gutem
Rufe übrig gelassen zu haben. Han
nah! Weise diesem Drachen die Thiir
und sorge dafür, daß ich nicht wieder
von dem Weibe belästigt werde.«
,,Jhre Dienerin braucht sich nicht zu
bemühen,« sagte Merch mit verächtli
chem Lächeln; »ich hege durchaus nicht
den Wunsch, Sie wiederzusehen, Mrs.
Grehlocl. Vergessen Sie indessen nicht,
was ich Jhnen sagte; vergessen Sie
auch nicht, was ich Jhnen jetzt sage,
ehe ich Sie verlasse: Früher oder spä
ter werden die alten Salzgruben ihr
schreckliches Geheimniß enthiillen, und
dann wird Robert Grehlocks Tod ge
rächt werden!«
Mit diesen Worten entfernte sich
Mercy und machte geräuschlos die
Thiir" hinter sieh zu.
»Mein Gott!« rief Hannah John
son, »was ist das für ein Weib; ihre
Worte machen einem das Blut in den
Adern gefrieren!«
Jris sah aus, als ob sie einer Ohn
macht nahe wäre. ,,Achte nicht auf ihr
wahnsinnig-es Geschivätz, Hannah! Wo
ist mein Riechfläschchen? Der arme
Robert! Wie konnte er sich in eine
solche Kreatur verlieben? Er war sehr
wantelmiithig in seinen Neigungen,
nichts destoweniger betete er niich an.
Ob wir wohl von einer solchen Person
ein anständiges Essen bekommen wer
den?« «
Bald daran erschien ein sauber ge
kleidetes Mädchen mit der Mahlzeit,
die sich als vorzüglich erwies. Ein
Glas Wein belebte Iris wieder.
Hannah nahm sich der kleinen Ethcl
an und sorgte für deren Bedürfnisse
Wegen des Puddings entstand ein
Streit zwischen den Beiden; das Kind
ftrampelte und hämmerte mit seinen
kleinen Fäusten auf Hannali los, so
daß es endlich vom Tisch entfernt wer
den mußte.
»Was für ein Temperament sie
hatt« rief Jris,.die Ethel mit Auf
merksamkeit beobachtete. »Welch’ ein
Eigensinn! Es wird telne leichte
ie;
Aufgabe fein, fie in Schach zu halte
wenn sie erft größer wird. Geh’ m
ihr aus, Hunnen Achte indessen d·
rauf, daß ihr zarter Teint nicht g
fchädigt wird. Die Schönheit ist ei.
Macht; ein fonnverbranntes Ger
und Sommerfprossen könnten aI
meine Hoffnungen zu Schanden m.
chen.«
,,Seien Sie unbefort, Madame; u-,
fer Liebling wird nie ein verbrannt
Gesicht noch Sommerfproffen bekor
men,« antwortete Hannah, indem «’
Ethel den Hut aufsetzte und mit f;
WAGNE- -
Die Aufwärterin kam jetzt herU
um abzudeklem
Nachdem dies geschehen, befand si
Iris allein. An der Wand hing e
alter Spiegel mit vergoldetem Ra
men; ein zufälliger Blick Dahin mach
sie schaudern. »Wie alt und welk i
schon ausschei« murmelte sie vor si
hin; »wenn man seine fünfundzwa
zig Jahre hinter sich hat, ist es ni(
mehr der Mühe werth, zu leben. Kei
Frau kann ohne gute Nahrung, ge
Kleider, Sorgenfreiheit, Seelenr
ihre Schönheit bewahren. Wir är
und grämen uns ein wenig und d
smd unsere Reize. Die Armuth istv .
Frost, der sie frühzeitig tödtet.
ßer Gott! Wird der schreckliche
Mann zu Grehlock Woods mir he
oder nicht? Wird das Kind im S
de sein, ihn zu erweichen? Jch
indessen den Muth nicht verlieren-—
muß dieses Spiel gewinnen oder
beni«
Iris ekgiug sich nicht gern in stip
Betrachtungen. Jhr vergangenes .
ben zauberte ihr zu viele unangene
Geister vorAugen; sie begann im -
mer umher zu gehen; ihr Gehre
nöthigte sie indessen bald, dieser B
gung zu entsagen, scharfe Schm
schoss en durch ihre Glieder: sie sank-«
den nächsten Stuhl und brach in TH
nen aus. "
»Oh, meine hübschen, kleinen F
die zahllose Bewunderer einst zu ,
sen bereit waren!« schluchzte sie. ’
meine Tage des Luxus, meine N
des Triumphes-! Noch vor zwei «
ren war ich reich, schön, von F
umworben, glücklich. Und jetzt?
bin ich? Ein elender Krüppel, .
Geld und Freunde und genöthigtz
nen hochmüthigen alt-en Mann, ;
mich haßt und verachtet, um Hilfegs
zuflehen. Fromme Leute würden c
Zweifel meine Heimsuchung für -
gerechte Strafe des Himmels hal
ich halte sie für ungerecht, gran
; schrecklich!«
J Nach etwa einer Stunde kehrte s
nah mit dem Kinde vom Strand
: rück. »Ich sah, wie jener Drachet
; einem Weibe durch das Fenster
I Schänkzimmers dem Kinde nach
te,« sagte sie zu Jrisz Jeder Geci
, der Stadt aaffte in sein hübschesl
sichtchen.« (
Mercn Poole ließ sich nicht meh«
ihren Gästen blicken, die vortreff
Mahl:;eiten, die dem alten Gcf
Berühmtheit verschafft hatten, wir
ihnen von einer Kellnerin aebracht
erschien, so oft sie es wünschten. t
Die Nacht kam heran. Ethel wZ
zu Bett gebracht-. Jrig selbst vermr
nicht zu schlummern; sie warf
wälzte sich in dem weichen Federl
Don einer Seite zur anderen; sie se-,
und stöhnte die ganze Nacht hind
und dankte dem Himmel, als sich
östliche Horizont endlich rotl;e1e.
bald die Kleine auf war, rief sie sit
sich und umarmte sie. ,,.K«iisse T
Mama!« sagte sie; »Du mußt is
Dein Aeußerstes fiir mich thun, K
Hannah, hast Du die Miethsku
bestellt, die uns nach Grehlock Wi
bringen soll?«
»Ja, Madame.«
»Wo ist unsere freundliche Wirt
aus der die Natur jedenfalls e
Mann zu machen beabsichtigte?
konnte sie die ganze Nacht nicht
meinen Gedanken Verbannen.«
»Ich habe sie, Gott sei Dank, 1
gesehen; mir schauderte bei dem bl
Gedanken an ihre durchbohresxx
Blicke.« «
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rassel vor dem Gasthof vernehmen
Jris blickte hinaus-, in der Et
t11ng, die Miethskutsche zu sehen,
aber nicht wenig erstaunt, als sie e»
präschtigen Landauer, von ein ««s
Bollblutpferden gezogen, vor
Hause gewahrte. Auf dem Bocke.
ein farbiger Kutscher in Livree.
Jn demselben Augenblick kan
Kellnerin die Treppe hernusgelai
»Die Equipage von Greylock Wooi «
eben angekommen, um Mis. Gre
und das Kind abzuholen,« sagte s
Der Alte hatte seine eigene Equi
qeschieltz das war sicherlich eine
Vorbedeuiunq.
Die Nöihe kehrte wieder in das
sche Gesicht der jungen Wittwe zu
ihre Augen leuchteten hell anf: .,l"h’
Hannah!« rief sie, »sein- Deinen
auf und wirf Deinen Shnwl um;
mußt mit mir kommen; Heide das.
an, damit es so lieblich wie mt
misiiehi: ans Etlzel beruht all’ i
Ho-sfnung·«
Gortyetzung folgi.)
- ---
— Von der Schmiere. ,,
Director, sind Sie denn auch wi
für die Ausführung des angelü
ten, schwierigen Stückes vorberei «
—- ,,Gewisz! Habe beveits die set
tigsten Rollen gestrichen!«
——Jn der Verliebthe s
»Aber wie konnten Sie den Grezi —
küssen, Anna ?« —- »Gnädige ths
bin noch nie ’nen Grenadiet qekiti