Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, August 27, 1897, Sonntags-Blatt., Image 10

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Unzeiger nnd Herold.
J. PH Bist-lei, Here-steten
Grund Island, Nein-.
W
sssttthqufMcheso
Idfallen junger Früchte
von den Obstbiiumen.
Diese namentlich in trockenen Som
mern oder nach längerer Dürre häufig
beobachtete, unangenebme Erscheinung
ist die Folge davon, daß die Wurzeln
nicht genügend Feuchtigieit aufnehmen -
können. Bei einem einzelnen Baum ift
es wohl möglich, soviel Wasser herbei
zuschaffen, daß das Erdreich die er
forderliche Feuchtigkeit enthält, jedoch
den ausgedörrten Boden eines Obst
gartens in beständiger Feuchtigteit zu
erhalten, ift unmöglich; Sonne und
Wind verzehren hier täglich so viel
als her-angefahren wird. Das fol
gende Verfahren ist bedeutend mühe
loser und erreicht seinen Zweck doch
vollkommen. Man macht an dem
Rande der Fläche, die der Baum mit
seinen Zweigen überragt, mehrere Lö
cher in die Erde am Abend nach Son
nenuntergang und füllt diese mit Waf
ser. Man kann die Löcher mehrere
Male den ersten Abend füllen. Die
Löcher mögen etwa 10 —- 12 Zoll tief
gemacht werden. Jst das Wasser ziem
lich in den Boden eingedrungen, so
werden dieselben wieder mit der aus
geworfenen Erde gefüllt. Es schadet
auch nicht, wenn dieselben während der
Nacht offen bleiben; doch das Auffül
len muß am »Er-« Morfcn gesch
ben, damit die Sonne dieselben nicht
austrocknet. Diese Art des Bewaf
serns wird in trockener Zeit wöchent
lich mehrmals vorgenommen; doch
sollten die Löcher jedes Mal an einer
anderen Stelle gemacht werden. So
bald auf diese Weise den Bäumen ge
nügend Feuchtigkeit zugeführt ist,wird
das Abfallen der jungen Früchte auf
Hören.
Das Naßfiittern dev
P f e r d e.
Nichts ist für die Pferde so schädlich,
als die verbreitete Unsitte des Naß
sutters. Jn Gegenden, besonders in
den südlichen Staaten, wo Maismehl
und geschrotenes Futter häufig gesitt
tert, ist das Naßfiittern weit verbreitet
und die Gründe, die dafür angeführt
werden« sind oft seltsamer Natur-. Die
einen meinen, den Thieren schmecke das
nasse Futter besser, die anderen füh
ren die Zeitersparniß an, weil ein
Pferd mit einer nassen Mahlzeit eher
fertig wird, als mit einer trockenen; in
den meisten Fällen abev denkt man sich
bei dem Anriihren einer Schlempe für
das Pferd gar nichts und gibt das ge
schrotene Futter dem Pferde naß, weil
es immer so gemacht wurde. Richtig
ist indesz nur, daß die Thiere weniger
Zeit brauchen, eine nasse Nahrung zu
sich zu nehmen, als sie bei einev trocke
nen gebrauchen. Darin liegt aber ge
tade der Hauptnachtheil des Naßfüt
terns. Wenn das Futter trocken ge
reicht wird, muß es langsam gelaut
und im Maule umgewendet werden«
um es gehörig mit Speichel zu befeuch
ten. Jst das Futter aber schon feucht,
so fällt diese Aufgabe für das Pferd
sovt und das Futter kommt, ohne mit
Speichel vermischt zu sein, in den Ma
gen. Dieser kann mit dem nicht ange
speichelten Futter wenig anfangen, es
ist für ihn unverdaulich und geht auch
zum größten Theile unverdaut ab.
Durch vielfache Versuche ift festgestellt
worden, daß die Pferde von trockenem
Futter sechs bis acht Mal mehr ver
dauen, als von nasses-n Futter. Die
Pferde, welche naß gefüttert werden,
sehen meist sehr wohlgenährt aus, aber
sie sind durch die äbermäßige Wasser
ausnahme aufgeschwernmt. Sie schwi
Cen und ermatten sehr leicht und smd
deshalb zu schweren, anstrengenden
Arbeiten wenig zu gebrauchen. Auch
treten Magenschwäche und Kolit sehr
häufig als eine Folge des Naßfütterns
auf. Sebv in's Gewicht fällt ferner
die Futterverschwendung, die beim
Naßsüttern stattfindet; denn es ist
klar, daß alles Futter, welches unver
daut abgeht, nichts zur Ernährung
nnd Kräftigung des Pferdes beiträgt,
daß es vielmehr dem Thiere vollkom
men nutlot gewesen ist, während es
dem Besitzer doch Geld kostet. Es kann
daher das Raßfiittern aus keinem
Grunde empfohlen werden.
Verschwenoung en ver Ue
f l ü g e l z u ch t.
Verschwendung kann aus direkte und
indirette Weise geschehen. Uebersüt
tern wir die Thiere, so verschwenden
wir nicht nur Futter, sondern vermin
dern auch die Legethätigieit der Hen
nen und machen sie zu Krankheiten ge
neigt. Andererseits würde eine zu
knappe Fütterung auch Verschwendung
sein, denn durch solche Nährweise wer
den die Thiere ebenfalls verschiedenen
Krankheiten ausgesetzt, die Eins-ro
tnrktisn natürlich ebenfalls verringert;
und die abgema erten Thiere wieder s
ansznsiittern, to et mehr, als hätte «
man das Zurückgeheu verhüten Auch
durch zu reichliche oder zn tnappe Be
messung des Ratt-net für eine Anzahl »
km Verschwendung stattfin- s
den; besuan aber durch lehterr. denn i
dade weiden siirnrlich Krankheiten ,
TM seiest-. A bei Derstellungj
Reserseineann tin knapp mit1
den- Rams III der Unzahl dreschen
Solche Mserei verursacht Un
I—
ruhe und Kämpfe und gar manches Ei
wird infolge dessen zerbrochen; zerbro
chene Eier sind aber die Ursache der
leidigen Untugend des Eiersressens.«
Ruhe und ein bebaglicheg Nest sindwysi
etliißlich zum Wohlbefinden der Hen
nen.
Der- Wertb des Hitbnerdungez ist
. allgemein bekannt und sollte desbalbs
I beachtet werden; nichts treibt die Ge- «
müsepflanzen schneller als Hühner
dung. Die größte Verschwendung
aber besteht in dem Halten werthloser
Thiere. Wie bei unsern anderen Haus
thieren sind auch hier die theuersten
tn der Regel die billtgsten. Großen
Verlust erleidet man dadurch, dasz
man die Hennen zu spät brüten läßt;
auch dadurch wird Futter verschwen
det, wenn man alte Hennen hält, die
ihre beste Legezeit längst hinter sich ba
ben. Auch halte man nicht zu viele
Hähne und errichte die Stallungen
nicht an ungesunden oder unpassenden
Plätzen. Der Hühnekstaa muß im
Sommer besonders rein, im Winter
Lonnig sein und warm gehalten wer
en.
Herbstsaat der Gräser.
Jst die Fviihjahrsaussaat des ro
then Klees aus irgend einem Grunde
mißlungen, so sollte man fiir diesen
empfindlichen Ausfall dadurch Ersatz
suchen, daß man im Herbst das Feld
noch einmal besäet. Dieses Nachsäen
geschieht bei Vielen nicht in dem
Maße, wie es geschehen sollte; man be
fürchtet, daß die Herbstsaat nur selten
gelingt; in unsern Mittelstaaten je
doch, wenn rechtzeitig dorgenc::m::t,
ist sie fast stets erfolgreich und der-Vor
theil ein außerordentlichen Durch
Nachsaat wird das Ueberwuchern des
Unkrautes verhindert und die bloßen
Stellen mit werthvollen Futtergräsern
gefüllt. Wenn aber das Nachsäcn
nicht sehr früh, noch im August bei
günstiger Witterung ausgeführt wer
den iann, so ist davon abzurathen, da
sonst nur ein kleiner Theil des Sa
mens keimt und aufgeht.
Für unsere übrigen Kulturgräser
ist in allen Gegenden, wo der Herbst
feuchte Witterung bringt, ohne von
frühen Fröften gefolgt zu werden, sehr
zu empfehlen. Während der feuchten,
kühlenHerbsttage entwickeln sich in dem
feuchten Boden-die Wurzeln dev Grä
ser außerordentlich schnell und damit
die Pflanzen selbst und erhalten da
durch vor irn Frühjahr gesäten Grä
sern meistens einen solchen Vorsprung
daß sie auf einigermaßen kräftigem
Lande schon sviih eine Heuernte geben;
siiet man dagegen im Frühjahr unter
Hafer, so fällt diese Ernte fort. Unter
günstigen Witterung-?- - Verhältnissen
und auf reichem Lande kann es wohl
vorkommen, daß die Herbstsaat sich
sehr stark noch vor dem Eintritt des
Winters entwickelt; man sollte solches
Feld in keinem Falle beweiden lassen;
auf dem feuchten, weichen Boden
würde das Vieh sehr viele der jungen,
zart bewurzelten Pflanzen zerstören;
viel besser ist es, wenn das Feld ge
mäht wird, so, daß die oberen Enden
der Goiiser nur abgeschnitten werden.
Man läßt dieses Abgernähte auf dem
Felde liegen; es dient denPflanzen als
Schutzdecke während des Winters. Jm
Frühjahr wird dann das Feld mit
dem Pferderechen abgerecht und das
Zusammengetechte auf den Dungplatz
gefahren, damit es nicht später in’s
Heu kommt. Bei diesem »Mit-pen«
der Grasselder im hevbst achte man
aber auf zweierlei, nicht zu lurz mä
hen und nicht zu spät; die Pflanzen
müssen vor Eintritt des Winters noch
genügend Zeit haben, sich zu erholen
und sich stärker zu bestockenz geschieht
das Mähen rechtzeitig und in der rech
ten Weise, so verbessert es den Stand
der Gräser ganz bedeutend.
Gemiisebeete nach dem Ab
ernten.
Jn vielen Gemiifegärten läßt man
die Beete nach dem Abernten der Ge
müse liegen, wie sie sind, gräbt sie erst
im Herbst oder im Frühjahr um. Das
Umgraben kann wohl fiio einige Zeit
verschoben werden, doch die Beete lie
gen und stehen zu lassen wie sie sind,
bringt stets Nachtheil, weil die auf ih
nen sich befindlichen Unlräuter sich
mächtig zu entwickeln beginnen, sobald
die Gemüfe abgeerntet sind, und hier
durchdas Unkraut Luft und Licht er
halten hat. Daß dadurch das Land
nicht bereichert wird, ist selbstverständ
lich; das Unlvaut zehrt bedeutend an
der Bodenkraft und außerdem können
sie Samen reifen. Man lasse daher
abgeerntete Gemüsebeete nicht einfach
liegen, sondern gehe recht bald an das
Entfernen des Unkrauiesx was ausge
zogen werden kann, wird mit den
Wurzeln herausgezogen und entweder
auf den Dung geworfen odev verfüt
tert. Manche Unlrautpflanzen konn
ten schon mit dem Gemüse ihren Sa
men reifen; dieser isi abgefallen und
liegt nun auf dem Lande, auf Gelegen
heit zum Reimen wartend. Man gebe
demselben diese Gelegenheit, indem
man das Land leicht mit Hacke oder
Spaten umarbeitet. Dieser Unkraut
samen wird nun aufgeben und bald
sind die Beete grün, als ob sie frisch
von Menschenhand besiiet wären. Beim
späteren Umgvaben des Gartenlandes
im herbste wird dieses Unkraut alles
zerstört und ist so für das nächste Jahr
aus dem Wege geräumt. Solche Un
lrautpflanzen, die mehrere Jahre aus
dauern und deren Wurzeln im Lande
wähnend des Winters lebendig blei
ben, vertilge man gründlich; man lasse
besonders von Wurzeln so wenig wie
lich in der Erde. Nur einige
Ja re das Gartenland derartig tm
Herbst bearbeitet und man wird bald
nich-r mehr über zu vielllnhaut zu kla
« gen haben. Später-es tieka Umgraben
; des Gartenlandes sollte nie im herbst
f versäume werden; demk dieses Graben
oder Pflügen im Herbst ist«-so gut wie
eine schwache Düngung und ermöglicht
außerdem im Frühjahr eine frühzeiti
gere Bearbeitung.
AAA O
sssdcs OM III-«
Nachdem wiederholt abenteuscrliche
Berichte über ein angebliches »adam
loses Eden«« ein nur von Frauensper
sonen bewohntes liebliches Eiland in
der Südsee, durch die Presse gegangen
sind und sogar einer Anzahl jungen
Männer völlig den Kopf verdreht
haben, und nachdem ein anderes adain
loses Eden, nämlich eine geplante Co
lonie männerhassender Frauenzimmer
im Osten unseres Landes, seinerzeit
gebührende Beachtung gefunden hat«
mag den Lesern auch einmal ein c o a
lo s e s Eden, d. b. in diesem Fall eine
Colonie srauenhassender Mannsbilder,
flüchtig borgestellt werden.
Aus abgelegenem Eiland in Loui
sianna ist dieses eigenthümliche Edin
zu finden. Wenn man von der Halb
mondstadt aus sich südwiirts wendet
und die Barrrtaria-Bai hinab führt«
welche bekanntlich durch den Freibeuter
Lafitte besonders berühmt geworden
ist, geräth man schließlich in ein großes
Negwert von Laien. Baydns Zeen
und Lagunen, und diese Gewässer sind
da und dort mit allerliebsien tleinen
Eilanden besät, deren weiße Muschel
Userbiinie fast senkrecht aus dem Was
ser aussteigen, und die noch einen
üppigen jungfräulichen —
Pardon, das Wort möchte in dieser
Gegend anstößig sein, es ließe sich
übrigens zur Noth »jungmiinnlichen«
datür sagen —- Pflanzen- und Baum
wuchs haben. Zum großen Theil wer
den diese Jnselchen von Fischersleuten
bewohnt; aber aus einem derselben
haust ausschließlich die Hagestolze
Bruderschast. Sie hat es wenigstens
verstanden, sich ein besonders reizenIes
Fleckchen Natur auszuwiihlen, das den
geographischen Namen St. Malo
führt. Kein Plappern von Kindern,
keine slötende oder treischende Frauen
stimme dringt jemals hierher, leise
murmeln Wasser und Wald, und es
läßt sich hier so recht ein träumerisches
Leben der Vergessenheit führen.
Und das ist es genau, was diese
Bruderschast der Enttäuschten will.
Es ist kaum ein einziger ganz freiwil
liger Hagestolz darunter, ja Manche
sind sogar ,,Strohwittwer.« Sie
haben mehr oder weniger ihre Erfah
rungen mit dem Ewig - Weiblichen
gemacht, und ihrer Ansicht nach sind sie
dabei überaus schlecht gefahren. was
natürlich ausschließlich die Schuld des
anderen Theiles war! Wie dem auch
sei, sie haben auf immer genug davon
Es sind Männer aller Altersstusen
und Gesellschaftsschichten darunter.
Bisher haben sie das Gütergemein
schasts - System ersolgreich durchge
führt. Brauchen sie doch auch in die
sem kleinen Paradies sehr wenig.
Fisch und Wild sind überreichlich vor
handen, und schon die geringste land
wirthschastlichen Bemühungen sind
äußerst dankbar. Die rohgesügten
Hütten dieser Weiberhasser dienen nur
zum Essen und Schlafen; nur ganz
Wenige haben Bücher in die liebliche
Wildniß mitgenommen und vertiefen
sich ab und zu noch darin. Man br
hauptet, es bestehe aus der Insel das
Geseß, daß, wenn je eine Frauensper
son ihren Fuß aus das Eiland setze,
sie unnachsichtig sterben müsse, wie
weiland die Fremden in Tauris und
anderwärts; ein e Evastochter soll
aber doch einmal in Verkleidung sich
auf die Insel geschmuggelt, aber nach
Befriedigung ihrer Neugier sehr schnell
Reißaus genommen haben. Genaues
hat sich niemals hierüber ermitteln las
sen; doch ist es sehr unwahrscheinlich,
daß besagtes,.Gesetz«jemals guts-durch
sührung gekommen ist. Spöttelnde
Zungen zischeln sogar davon, daß hin
und wieder einer dieser Eolonisten
untreu geworden sei und einen Rück
sall in die Welt der lgemischten Ge
schlechter bekommen ha ; aber ver
geblich würde der wißbegieri e i
tungsmensch bei diesen Co oni en
Austunst hierüber zu erlangen trach
ten.
Sammelgefäß für vege
tabilische A bfällr. Jeder, der
in seiner Hätgsiichteit eifrige Blumen
cultut betreibt, sollte es nicht unterlas
sen, sich einen großen, irdenenTopf an
zuschaffen, in dem er alle möglichen
Pflanzenreste sam:kselt, denn es ist in
der That schade, wenn vegetabilische
Abfälle (wie-welteBlätter, Zweigtbeile,
abgeschnittene Blumen), die doch noch
düngende Kräfte enthalten, einfach
weggeworfen werden. Jst der Topf, den
man in einem lustigen quppen auf
bewahrt, voll, so bedeckt man leiman
halt mit einer Schicht guter Erde und
und läßt ihn so lange stehen, bis auch
die Pflanzenrefte zu Erde geworden
sind. Der auf diese Weile erzielte Bo
den ist besser als die beste Gartenerde
und bringt die Pflanzen zur üppigsten
Entfaltung
Johanniibeeren ein
m a ch en. Man nimmt auf 1 Pfund
Beeren ? bis 1 Pfund Zucker, legt die
Beeren chichtenweise »in fein Gefäß,
streut Zucker darüber und läßt sie über
Nacht stehen Anderen Tags werben
sie ebne Wasserznsas solange gekocht,
Wste Schaum mehr absehen,
dann in Gläser gefüllt und diese gut
SUCH-Ist —
Der König der Taschen-sehn
nd in tot-it Er b eine UnZeit, in»
dersPatiser mit wg MRU
sen tief-Wenige NMM
ihre Den eiligst gzukniipftem Denn
Steh der elegante Bonvivant mit dem«
uftreien eines vollendeten Geselle
mans, war der König der Taschendiei
be, der Großmeister unter den Lang-«
singern. Paris, seit jeher ein Eldorado
der Taschendiebe, war auch Fred’s er
aiebigstes Operationöfeld »ewesen. hier
feierten seine flinlen hände die »wich
sien·« Triumphe —- in den Ta chen der
Turs- und Theaterhabitu6s, er ver
ließ er am Morgen fein Lager ohne ei
nen rothen Heller in der Tasche und
konnte sich schon Abends mit ganzen
Stößen von Banlnoten an den Spiel
tisch sehen.
Jahre hindurch ging er unter den
Augen der ahnungslosen Pariser Poli
zei seinem edlen« Gaunerwerl nach —
bis schließlich auch ihn sein Schicksal in
Gestalt eines Deteltives ereilte und in’s
Gefängniß brachte. Nun bat Fred in ei
ner elenden Stelunle sein Gaunerda
sein ausgelebt. Fred, der König derTa
fchendiebe, ist todt . . .
Woher kam Frev, wie hieß er mit
seinem wahrenNarneni Man hat tss : ie
erfahren. Er tauchte zum ersten Mal in
den achtziger Jahren in Paris auf.
Schon wenige Zeit nach feinerLandung
in der französischen Großf tadt war
Fred eine der bekanntesten Figuren des
Sattelrauenes der Pariser Rennpliitze
Er genoß den Ruf, ein großartiger
Pferdekenner zu sein« und was seinAn
sehen besonders hob, war die Thatsache,
daß man Fred 100, ja 500 Louis dor
mit der Ronchalance eines blasirten
Millionärs auf ein Pferd setzen fab.
Da wurde er denn gar bald der gesuch
teste Rathgeber fiir Leute, die das-Glück
durch die Nasenlänge eines Pferdes su
corrigiren hofften, und die ewig gelb
bediirftige n Halbwelldamen scheuten
sich nicht, Fred für ein verläßliches
,,tn)·-m« Crit-) auf osfenem Turfplaß
abzuliissen und seine Generosität zu
rühmen. Denn acnerös war Fred——wie
ein König mit dem Geld seiner Unter
thanen. Waren ihm doch die reichslen
Taschen unterthan, und er hatte eine
Art zu geben, die wirklich sehr gencrös
aussah.
Ulcgcllllcfz volllcqmcö cillslccicll Wclk
in der That der Hauptzug in Fred'5
Erscheinung und das beste Hilfsmittel
für seine taschengesährliche Thätigteit.
Von schlanke-H distinguirterGestalt, mit
dunklem Teint, schwarzen Augen nnd
schwarzem, feinfrisirtern Schnurrbart,
machte er in Haltung undBewraung ei
nen höchst gentlemanartigen Eindruck.
Er kleidete sich nach der letzten Mode,
und nie fehlte die frische Uardenia in
seinem Finopflochz die Hände steckten
immer in tadellosen, reklarauenhanw
schuhen. Die Handschuhe verließen
ihn nie, auch nicht, wenn er die Taschen
seiner Mitmenschen visitirte. Fred le
sasz nämlich die Geschicklichkeit eines
Prestiedigitateurs5 die perlgrauen
Handschuhe lsinderten ilm nicht im Ge
ringsten an seinen Operationen, im Ge
gentheiL sie halfen den Verdacht von
ihrn ablenien. Denn wer wird einen
Herrn in periarauen Handschuh für
einen Taschendieb halten? . . .
Fred loairte während seines Pariser
Aufenthalteå in einern kleinen Hotel der
Nue de Rome unweit des großen Bahn
hofes St. - Lazare. hier holte er sich
regelmäßig »zum Frühstück« ein Paar
Brieftaschen ans den Ueberziehern
frischangeiornmener Passagiere, bestieg
dann ruhig seine Equipage, die vor dem
Bahnhos wartete, und fuhr auf Bor
rnittagsvifiten aus. Denn der König
der Taschendiebe« besaß aar feine Be
ianntschaften m der Pariser Lebewelt,
die freilich von seinem wahren Beruf
keine Ahnung hatte. Nachmittags war
Fred unter den Ersten auf dem Turs zu
sehen. Hier setzte er seine settestenGriffe
in Seene Und verließ selten den Renn
platz, ohne einige Unbekannte um ihre
gefüllten Portefeuilles erleichtert zu ha
ben. Abends zählte er zu den Habitufss
der eleganten Caså - Chantantö und
Theater. Die Nacht schloß entweder i«.n
Circle oder. in lustiger Damen - Gesell
schaft beim Champagner ab. Kurz, der
König der Tafchendiebe führte ein
wahrhaft iiinigliches Lebenser
grgrnrn . . . .
1eurem ana; sur den rnmnirrenen
Taschendieb schlägt einmal die Stunde
des Detectivs« und diesem Schicksale
entging der Lebernann Fred nicht. Der
erste Verdacht wurde gegen ihn in den
Tagen der Weltausstellung von 1889
laut. Einer der reichsten Londoner
Jockeys. Starr, war zur Theilnahme
an einem Rennen inParis einaeiroiscn.
Storr brachte eine Handtasche mit, in
der sich blos seine Wäsche und die
Jockenjaele befanden. Noch am Tage
seiner Antunst fand Starr, als er sein
Hotelzirnmer betrat, urn lich sür’s Ren
nen umzulleiden, seine Handtasche voll
ständig aeplündert. Sosort nannten
Einaeweihte, denen Fred schon lange
verdächtia war, den samosenGentlernan
als-s den Urheber des Diebstahls. Fred
belarn von dem nur allzu gerechtfertig
ten Verdacht Wind — war er
doch thatsächlich der Plünde
rer von Storr’s· Handtasche
gewesen, in der er viele Banluoten ver
muthet hatte —- und siehe de! noch ehe
das Rennen benann. erhielt Storr von
..unbetannter Hand« Wäsche nnd Jacke
in’z Hotel zurückgestelltt Die Polizei
wagte nicht, gean den verdächtigen Le
bemann einzuschreiten —- sie war wie
der einmal zu spät gekommen, um sich
greifbare Beweise gegen Fred zu ver
schaffen. " «
Erst etniae Wochen später fiel der
Könia der Taschendiebe der Polizei '
die blinde. Das seicht-b auf dem Ue
H
plass M Wennes bei Paris. Fred
Wahl-mit einem Griff einen Officier,
diskg jede einen hohen Gewinn beim
a » Wirt hatte. Er glaubte
wie immer-«unbemertt; eine Dame
hatte jedoch den Griff beobachtet und
blickte dem Gauner fest in’s Gesicht.
Fred, der sich ertap t sieht, greift blitz
fchnellsin seine Ta ehe, biickt sich rasch
sind stritt-auf·densvon ihm bestoblenen
Officin mit den Worten zu: »Mein
Herr, Sie haben soeben dieses Geld
paelet verloren.« Der Offici r ftammelt
Worte des Dankes, die Beobachterin
fchliigt jedoch Lärm, Fred wird um
ringt — nnd wandert unter den festen
Händen zweier Detectivs zum Commis
siir. Dieses sein erstes Pariser Mißge
schick trug ihm zwei Jahre »schattigen
Aufenthalts« im Gefängniß von Ma
zas ein.
Damit schloß Frei-? Pariser Car
riere. Er tauchte später in Nizza,
MonteCarlo und anderen fashionablen
Kur- nnd Vergnügungsokten auf, ove
rirte nach wie oor in den Taschet rei-:
cher Leute, wurde jedoch mehrmals er
wischt und in’s Gefängniß gesteckt.
Fred verließ endlich Frankreichs »un
sicheren« Boden und ließ sich in London
nieder. Hier soll er einmal beim Derbn
in Evsom niemand Geringerem als
dem Prinzen von Wales die Brieftasche
aus der Tasche gezogen haben. Ob
Wahrheit oder Dichtung —- »enug, die
ses verwegene Gaunerftiick wird ihm
nachgesagt —- gar nicht so unpassend
fiir den »Kötiig« derTaschendiebe. Auch
an den verstorbenen Baron fsirsch soll
sich Fred einmal auf dem englischen
anf herangedrängt haben. Der Ba
ron aber, der ihn vom Pariser Renn
platz her erkannte, flüsterte ihm lachend
zu: »Mein lieber Fred, Sie kommen zu
spät, ich habe soeben meinen ganzen
Geldoorrath aus den »Favorit« verlo
ren Zer larn als Letzter an. Suchen Sie
mich ein anderes Mal aus —- aber vor
Beginn des Rennens.« —,,.-«tll riglit!«
erwiderte Fred, liiftete elegant den Hut
und verlor sich in der Menge auf Nim
merwiederseben.
sNun bat Fred in einer Londoner
Spelunle geendet —- ein trauriqesEnke
für den König der Taschendiebe.
»Vierter Juli-« iee Aste-entsend.
Bei uns ist die Feier des glarreichen
Unabhängigkeits- Tages für diesmal
längst wieder vorbei tobgleich noch
nicht alle ibre Nachwehen!) aber bei
unseren mexieanischen Nachbarn
lommt sie erst im Friibherdst. Jhr
»Vierter Juli« fällt nämlich auf den
16 September.
Die Art, wie die Mericaner diesen
ihren größten Tag als Nation feiern,
bietet auch sür uns manches Interes
sante und könnte viele Amerilaner.
welche etwa glauben sollten, dasz sie in
der Lebhastigleit der Aeuszerung patri
otischer Gesiible von keinem anderen
Voll übertroffen oder erreicht wurden.
wohl noch sehr übel-raschem Die
Mexicaner sind ein ganz »colossal«
patriotischeö Voll, und noch viel allge
meiner und gründlicher, als bei uns,
machen alle Kreise bei einem solchen
Fest mit; das mexiranische Unabhän
gigkeits - Fest ist keineswegs ein vor
zugsweises Kindersest geworden, wie
man es von unserem glorreichen Vier
ten mit mehr oder weniger Recht gesagt
hat« —- oder, wenn man will, das
ganze mexiranische Volt wird zu Kin
dein
Am Abend vor oem grogen Lag oc
ainnts der wilde Jubel schon ganz ge
hörig, und iiberall sind die größten
Versammlungsplätze von Bürgern
aller Altersstusen und beider Geschlech
ter vollgedrängt, welche patriotische
Declamationen. Reden und Gesänge
anhören. Mitunter nehmen die-Schul
tinder hervorragenden Antheil an
diesem Programm; ost aber spielen
die einslußreichsten Geschästsleute und
Literaten die Hauptrolle und geben
ihre eigenen gereimten und ungereim
ten Geistesproducte zum Besten. an
Vielen Fällen wird die mexicanische
Unabhängigkeitg - Erklärung verlesen,
ein Abschnitt derselben klingt ziemlich
sonderbar, wenigstens wenn ihn ein
Mitglied der liberalen Partei vorliest;
denn er erklärt, das; die einzige in
Mexico zulässige Religion diejenige
der römischen, katholischen, apostolis·
schen, christlichen sein sollte.
Mit Mitternacht aber beginnt die
Hauptseierz denn dies- soll genau die
Stunde sein, in welcher der patrioti
sche Priester und Märtyrer Miguel
Hidalgo (er wurde von den Spaniern
erschosfen und enthauptet) zum ersten
Mal den Rus der mexiranischen Unab
bängigteit erhob, im Jahre 1810. Zu
dieser Stunde wird überall die Natio
nalhymne mit unbeschreiblicher Begri
sterung gesungen, während die Natio
nalslaggen stürmisch geschwentt wer
den; der Chor diMr hymne, begleitet
von triegerischer usit, übt auch aus
den Fremden eine höchst packende Wir
tung. Nachdem durch dieses Lied
Alles in einen förmlichen Rausch ver
setzt ist, tritt der Gouverneur —— wenn
ein solcher da ist —- an den Rand der
Tribiine, und ebenfalls die Flagge
energtsch schwingend, läßt er nach ein
ander Mexico, die Unabbän igteit und
die Freiheit hochleben. Aue jeden der
drei Ausruse erschallt vom ganzen
Balle donnernd das Echo «Biva!«
Dann bört man die Kanonen donnern
und alle Glocken läuten, und eine
Stunde lang spielen Musittapellen
unausgesest in den uptstraßem
Nur ganz kurze ube gönnt man
sich nach diesen nächtlichen Festltchleiss
ten, —- dann eht der Jan erst rest
e und den-e wieder bis spät in d l
q
Nacht hinein! Jn den Feuermer C
zeigt sich eine mindestens ebenso große
; Erfinderischkeit, wie.bei uns, die Pro- s
« cessionen bieten ein bunteres Bild, und
von dem Lärm können auch dem Ame- I
tikaner, welcher an starken Tabak in
dieser Hinsicht gewöhnt ist, noch lange « j
die Ohren gellenl Nur verbrennen ’.· ,
sich nicht häufig, wie bei unserem sou- "
veränen Volke, kleine und große Kin- ·
l der die Finger.
, me Saus Davi- ams.
s Beide Parteien in unserm großen
j Bürgertrieg hatten nicht wenige be
s sonders heldenhafte Charaktere aufzu
z weisen. Die nachfolgenden Zeilen mö
j gen einem der südlichen Heroen gelten,
i welcher nicht der Vergessenheit anheim
j zufallen verdient. Er ist nicht in einer
heißen Schlacht gefallen, aber er erlitt ; l
einen Tod, zu welchem in gewisser Be- l
sieh-eng mehr-Muth gehört, als zu Er
sterem: einzeln starb er einen schimpf
lichen Henkerstod, den er noch im letz
tenAugenblict von sich hätte abwenden
können. Uebrigens halte er sich auch
ohnedies als Soldat einen Namen ge
macht. «
Eines der besten Meisterstücke der
Bildhauertunst im Parthenon auf der
jetzigen Centennial - Ausfiellung zu
Nashville, Tenn» ist die Büste vor
Sam Davis, welchem neuerdings esYkzs
ehemaliger Gefährte im »Beteran'« ei- ec-:
Art literarisch-es Denkmal setzt. E .
. erzählt über die letzten Tage von Sa
Davis u. A.:
Es war im November 1868. GeLz
» neral Bragg brauchte einige Leute«
welche das Land gut lannten, um in
; das mittlere Tennessee zu gehen und,
f alle mögliche Auskunft über die Be-«
wegungen der Bundestruppen zu er- ««
langen. Wir sollten unsere Berichte s«
» mittels einer Marter-Linie an Gene-)
ral Bragg in Missionarh Ridge gelan
gen lassen. Es wurde uns erklärt, daß «
der Auftrag höchst gefährlich sei, unds
jedenfalls nur wenige von uns zurück-«
kehren würden. Jn der That warenz
nach zehn Tagen nur wenige von unsiz
noch im Feld! Doch hatten wir eine-«
Menge Information gesammelt, Je-)
der auf eigene Hand. Ich machte aus v
Furcht, gefangen zu werden, gar teine
schriftlichen Aufzeichnungen Jn der
Nacht vom Freitag, den 1l). November, -.
sollten wir einzeln wieder nach de. -
Süden ausbrechen.
Aber spät Nachmittags muri-:
wir vom 7. Kansas Caoallerie-Lllegs-"
ment, den »Kanfas Jah-Ha27.ssler(2«, ge- .
fangen genommen und nach Pulast. «
ist«-s Verließ gebracht. Bei Davis wa. ’
ren sehr werthvolle Papiere und Kar «
ten gesunden worden« und Genera’ «
Todge, vor welchen er gebracht wurde z
zweifelte nicht, das-, er einer der michs ;
J tigsien und gesährlichsten Späher de
» Feindes war. Ueber DaviH’ Verhalten
hat General Dodge selber mir erst
tiirzlich mitgetheilt:
»Ich nahm ihn in mein Privat
bureau und setzte ihm feierlich auseii ,
ander, daß die schwersten Anschuldig : «
gungen der Spionage gegen ihn vo- IF
lägen, daß er die genaueste und volls- HJ
ständigste Information iiber meini
Armee gesammelt habe, und daß i- sskp
wissen möcht-. von wem er sie erbaltet T
Auf das E2..oringlichste stellte ich ihr-s
vor, daß er ein junger Mann sei, nagt-Hm
daß ck wohl that-, sich uak zu machet;«e.; .
in welch( furchtbarer Situation er sitz tx
. Is
Hi
Ietzt befande. Avet er ammorreix zs
»Ich weiß, daf; ich zu sterben habe ;
werde, aber leine Macht der Erde tan A » «
mich dazu bringen, einen Kamera: :
preiszugeben. Sie thun Jhre Ple
als Soldat, und ich die meine. Geb
Sie sich weiter teine Mühe!«
Alle meine Macht bot ich auf, i » , .
umzuftimmen und sein Leben zu ret Z
ten. Mein Interesse für seine Pers-’ z-« .
war faft ein ebenso startes, wie m« YJE
dienstliches Interesse es fein mußk zss -
denn ich hegte die größte Bewunderu:
’ und Sympathie für ihn, die sich im »st» I
mehr steigerte, je unerschittteclichet» THE
blieb. Er dankte mir für meine Thei ,«:-.’««
nahme; ich aber lonntevweiter nicht »H-,
thun, als ein Kriegsgericht einzuhktzspff L-;f;.- «
sen. Niemals habe ich mit größ.
Bedauern einen Kriegsfeind in L .
Tod gehen sehen. Und ich nicht allein «L" «
Davis wurde zum Galgentode bei-·
urtheilt, und am 27. November muri ·
das Urtheil vollstreckt. Aber nvs »
; wurde das Aeußerfte ausgcboten, ils «
. zu einem Belenntniß zu bewegen. Me« .- —
» theilte ihm die neuesten Kriean « «le !
’ richten mit, dasz feine Armee zu M; I « ··
» sionary Ridge geschlagen worden f J« "
und die Dinge fo stünden, daß fei
J Aufopferung keinen Zweck mehr hät ,« «
j Aber nichts konnte ihn auch nur eii
; Augenblick wankend machen. Endl s
; brach man nach dem Galgengericht al
I Unmittelbar am Galgen gab es nc ««
s einen Austritt, der allen unionistisch
und conföderirten Augenzeugen unt-ei h
i
Js
i geßlich bleiben wird. Der Stabscafxf
Ttiin Ehickafaw tam plötzlich ang s
sprengt und befchwor im Namen ve-.
General Dodge den Delinquenten 7
Angesicht desTodeö, das rettende Wo- «
zu sprechen. Mit fefter und laut «
; Stimme entgegnete Sam Den-is
»Wenn ich tausend Leben hätte, isI
; würde sie alle verlieren, ehe ich mein
jFreunde verriethe!« Dann tief
dem Provoft-Marfchall zu: »Ich l
bereit!« und im nächsten Augean ·
ging das Fallbrett nieder
So starb einer der heldenhajtefte
und nobelften Charaktete aus der siikfz
.lichen Seite. Eine Anzahl hervort;
ngnde Confödetirten haben eine Bew-.
Egung ftlr ein Monument zu seinen Eh
ren in Gang gebracht, das sich it i ’
;die Richtstiitte erheben soll q
.
l
i