Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, July 30, 1897, Sonntags-Blatt., Image 10

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    Anzeiger und Herold. l
I. P. Windeln-, Herausgeber
Grund Island, Nebr.
s- —«——-——-..——-.—. —..»
studwkcthsqestllcheso
Vssllntetpfliigendeslklea
» Wenn der erste Schnitt eine reichliche
gucrnte ergeben hat, bestimmt ders
rmer, der seinem Lande gut ist und l
an die Zukunft den-it, den Nachwuchs!
sum Unterpfliigen. Wann ist nun der
geeignetste Zeitpunkt für das Unter
pflitgenszt Es kann nach allen Erfah
rungen keinem Zweifel unterliegen, daß
das Unterpfliigen des Klees für Grün
diingung so spät wie nur irgend mög- s
lich gesche en sollte. Eine zweite Frage .
ist aber, soll die Arbeit im Herbste oder !
erst im kommenden Frühjahre geschesi
heu. Die meisten Erfahrungen scheinen I
darauf hinzuweisen, daß erst im Früh- .
jahr der Klee untergepflügt werden !
sollte. Die Gründe dafür sind folgen
de: Die Pflanzenmasse über dem Boden ;
wird von dem Frost getödtet, fällt her
ab, bildet mit Stengeln und Blättern
eine Schutzdecke fiir die Ackererde und
macht dieselbe außerdem mürbe und
gar; das bloße Land, wenn das Un
terpfliigen im Herbst geschah, liegt da
gegen der Sonne und dem Winde
reisgegeben und viele Pflanzennähr
sosfe gehen auf diese Weise verloren.
Andererseits wird nun aber geltend ge- .
macht, ob nicht im Winter bei abwech- ;
selndem Thau und Frosttvetter, wenn s
also die aus der Oberfläche lagernde ’
todte Pflanzenmasse naturgemäß sich
setzt, dadurch so viele Pslanzennähr- T
ofse verloren gehen, daß die übrigen .
ortheile des Frühjahrspfliigens auf- ;
gehoben werden. Es ist ferner der Be- ;
achtung werth, daß das Unterbringen :
«der Stoppeln im Herbst der Vermeh- «
tnng schädlicher Insekten wirksamen i
Einhalt thut. So überwintern ja be- J
kanntlich die Getreidewanze—Chinch- «
bug —- und die Hessenfliege besonders ;
gerne in den Stoppelw Beim späten Z
mpsliigen im Frühjahr aber, —— und
dieses späte Pflügen ist ja meistens die E
Regel, — da das Kleeseld ja gewöhn- J
lich mit Mais bestellt werden soll und (
das Eint-ringen des Hafers oder son- ;
Bigen Sommergetreides alle Zeit in .
nfpruch nimmt, dann sind diese Jn- «
ekten schon lange an der Arbeit, haben ,
hreEier gelegt und sich auf umliegende ,
Felder verbreitet. Das Herstunterpflü- s
In des Klees ist also ein Hauptbe- .
"rupfnngsmittel dieser Feinde unsers «
Getreides. Außerdem drängt die Zeit ;
- im Spätherbst nicht, es ist dann keine
solche treibende Arbeit zu verrichten
und so ergiebt sich gerade dann genü- :
nde Zeit fiir das Unterpfliigen. Die
er Punkt ist nicht zu iibersehen; denn «
m Frühjahr stürmt ohnedies genug
Arbeit aus den Farmer ein, die Ar
beitszeit ist dann überreichlich besetzt,
durch Einbringen des Sommergetrei
des, die Folge davon ist, daß das Ue
berpsfliigen des Klees und die Befiel
lung des Maisfeldes nicht rechtzeitig;
geschieht Z
Wenn also das Unterpsliigen des
Klees im Frühjahr vielerseits befür
tvortet wird, so liegen auf den meisten
Formen die Verhältnisse doch wohl so, -
daß das Herbftpfliigen den Vorzug ;
verdient i
i
Warum sind Pferde wider
s p e n st i g. E
Jn vielen Fällen wird Widerspen- ;
gskeit durch fehlerhafte, ungeeignet-:
ichtung hervorgerufen. Ein Fallen ·
weiches an liebreiche und richtige Be
handlung gewöhnt ist, macht selten
beim ersten Anlehren und Abrtchten
viel Schwierigkeiten skn neroöses
oder feuriges Fällen oder Pferd erfor
Dert eine besonders sorgfältige Be
handlung Je mehr Muth und Feuer es
besitzt. um so werthvoller wird das
Thier sein, wenn es in der richtigen
Weise angelehrt wird. Grausame Be- ,
handlung und brutale Gewalt sollten -
nie angewendet werden. Ein Pferd ;
kann an einem Gegenstande, vor dem
es scheut vorbeigepeitscht und gezwun- .
werden; dies sollte aber nie gesche
zeu. Es ist viel gescheuter und mensch- z
icher. es am Zügel zu nehmen und ;
is an dem Gegenstande vorbeizufiihq
rn, in dem man dem Thiere sanft zu- j
prichL Es wird dies bald verstehen «
trrd sich nicht fürchten; das Thier muß I
awfindem daß Du sein Freund bist.
Je weniger die Peitsche benutzt wird
sefto besser, sie sollte mehr gefürchtet
B efiihlt werden. Ein gut angeleer
ferd bedarf selten des Antriebes
sit der Peitsche; wird es nun aber T
ach geschlagen, so ist'das nicht nur ’
löst-, ,sondern wird das Pferd auch
penstig oder ga: bösartig ma
mvergangenenFriihjahre kaufte
nNachbar eine dreijährige Stute;
lde war im Wa en gegangen aber
tgehalten und ehr mager Nach
sie einen oder zwei Monate auf der «
W zugebracht hatte, gut herausge- i
TM und ausgeruht war scheute sie ;
sin jedem vorbeifahrenden Wagen Je I
Y- uke Besitzes sie peitscht-, desto bö- i
Je wurde sie bis es zuletzt geradezu z
iMiich wurde, sich ihr zu nähern. ;
v wendete mein Nachbar das ent- ’
s este Verfahren an, redete ihr «
zu und liebkofte fie; seitdem bat «
«M dem Pferde keinen Aerger mehr ?
Sie hatte schließlich mehr .
M den Peitf nhieben als vor
I Ihrer-den agen. j
« - « Lasten und zu lange fort
FAM- ohne Ruhepausen er- -
Widerspmstkteii. Ein
—
Pferd, das me in den Stall kommt,
wird nicht leicht widerspenstig: aber
selbst ein an den Stall aewöbntes wird
es nur« wenn es aemißbraucht wird.
Widerspenstigteit mag bis zu einem ge
wissen Grade erblich sein; richtige
Pflege und Behandlung werden sie aber
meistens überwinden Häufig wird sie
auch durch schlecbtsiszende Kummete
und wunde Schultern erzeugt. Nach
lässige, verständnißlose und rohe
Fuhrleute sind für widerspenstige
Pferde verantwortlicher als alle anderen
Sachen zusammengenommen Ein
Mann von jähzornigem, ausbrausem
dem Temperament ist unfähig und im
Allgemeinen auch erfolglos in der Be
handlung von Pferden. Es kommt gar
nicht so selten vor, daß die Pferde vor
dem Wagen mehr Klugheit und Ver
stand beweisen als der Fuhrmann auf
dem Wagen. Wenn die Leute nur be
wogen werden lönnten, die goldne Re
gel über sanfte und gute Behandlung
etwas öfter und die Peitsche etwas we
Landwirthschastliches 2
niger bei ihren Pferden anzuwenden,
so würde es viel weniger widerspenstige
Pferde geben. Pferde sind von Natur
selten widerspenstig oder bösartig,
werden es aber leicht bei fortgesetzter
schlechter Behandlung. Das Pferd muß
wissen, daß Du sein Herr bist; dazu
ist aber nicht nöthig, alle paar Tage
das Thier zu schlagen, wie viele zu
glauben scheinen und es leider thun.
Topspflanzen bei Sonnen
h i tz e.
Bei Hitze klagen viele Bl!tm:::lick
habet, daß ihrePslanzen unter denSon
nenstrahlen auf dem Jensterbrette oder
der Veranda Noth leiden und häufig
absterben trotz der besten Pflege und
reichlichen Begießensz um ja keinen
Wassermangel eintreten zu lassen, wer
den auch stets die Untersätze voll Was
ser gehalten. Die Ursache des Abster
bens der Pflanzen ist natürlich die
Sonnenhitze, die die Topfwände der
artig erhitzt, daß die daranstoßenden
Wurzeln thatsächlich verbrannt werden
und das um so mehr, wenn die Pflan
zen während des Tages begossen wer
den. Abhiilse ist also leicht dadurch zu
schaffen, daß man die Auszenwände der
Töpfe vor der Sonnengluth schützt. Bei
einer längeren Reihe Topfpflanzen ge
schieht dies durch ein langes passendes
Brett, welches man gegen die TöpseI
stellt oder aber durch einzelne lleinei
Bretter, die man an die Töpfe stellt-I
Die Breite der Bretter muß die volle I
Tovfhöhe erreichen; kann man zwischen I
Brett und Topfwand noch eine Schicht ;
Moos legen um so besser. Das dieSon- I
nenstrahlen aussaugende Moos mil
dert die Hitze ganz bedeutend und da
es die Wärme während der Nacht nurs
ganz allmälig wieder abgiebt, so re
gulirt es die Bodentemperatnr der
Pflanzen, was ja für dasGedeihen der- I
selben sehr nützlich ist. Des besseren I
Aussehens wegen können die cchut3
breiter und Brettchen mit grünerFarbe I
angestrichen werden.
I
i
c
I
Körperpflege der Hauz
t hie r e.
Daß besonders in den heißen Som
mertagen eine entsprechende Hautpflege
auf die Gesundheit also auch auf die
Leistungsfähigkeit unserer Hausthiere
hat, ist allgemein bekannt, wird trotz- ;
dem aber wenig außer etwa bei Ufer- .
den angewendet. Besonders lohnend er- !
weist sich die Hautpflege in den heißen
Sommermonaten, wenn die Fliegen
den Kühen fo zusetzen, daß sie oft über
die Hälfte im Milchertrage nachlassen. l
Durch Putzen, Striegeln und Bürsien !
des Milchviehes wird die Thätigleitl
!
l
l
l
der Haut angeregt. Jm Sommer aber
follte noch mehr geschehen, man sollte
die Thiere mit einem Schutzmittel ge
gen Fliegen oersehen. Wenn ein Far
mer in den lühlen Monaten 10 Gallo- .
nen Milch täglich zur Butterfabrits
fährt, in den heißen Monaten aberx
nur 5 —- 6 täglich hinbringen kann, so I
wird die Arbeit und Zeit und Ausga
ben für Material mit 4 Gallonen Milch
gut bezahlt. Als Schutzmittel erweist
sich das Theettvasser am billiaften und
wirksamsten. Man stelle zur Bereitung
desselben Gastheer in einem Gefäße
auf und fülle dasselbe zur Hälfte mit
Theer und zur Hälfte mit Wasser.
Nach ein- bis zweiwöchentlichem Ste
hen hat das Wasser einen ftarkenTheer
gruch angenommen. Mit einem
chwamme oder Lappen bestreicht man
nun das Thier mit diesem Theerwas
fer. Das Bestreichen geht fehr schnell,
in einer halben Stunde kann man zehn
Thiere beftreichen; alle zwei Tage iftl
der Geruch des Theerwassers verflüch
tigt und muß das Thier von neuem
bestrichen werden
Gastheer ist sehr billig; wenn meh
rere Farmer sich vereinigen und laufen
ein ganzes Faß, fo kommt ihnen die
Gallone Gastheer —- nicht Holztheer—
etwa 5 Cents mit einer Geldauslage
von 50 Cents also und ein wenig Ar
beit kann man den Thieren die gewal
tigen Plagen durch Fliegen fern hal
ten und erleidet keinen Verlust am
Milchertrage.
—-.
—- Jm Ebernburger Walde
kam der Reifende H. Müller der Kai
ferslauter Porzellanfabrik auf tragi
fche Weise um’g Leben. Er war tut-,
feinem Gefchäftscollegem dem Rissen
den Schreuers, im Begriff auf die
Jagd zu gehen. Auf dem Wege stol
verte Schrei-ers und kam fo unglücklich
zu Fall, daß sich sein Gewehr entlud.
Der Schuß ging dem Müller durck
den Hals und hatte dessen alsbaldigen
Tod zur Folge. Schmutz der die
Jagd als Gaft mitzumachen beabsich
tiaie wurde esse-em. l
—
Deutsche Vermean tu Entm.
—
Die deutschen Osfiztere in Wusung
bei Schanghai haben bereits Gelegen
heit gehabt, die Probe aus die Manns
zucht der ihnen zur Ausbildung über
wiesenen Truppen zu machen. Es
meuterten drei Regimenter des chinesi
schen Generals Ban , die in drei La
gern bei den chinesis en Forts Se-Tsi
Lin untergebracht waren, etwa 10 Li
von der Garnison der »deutschen
Truppen« entfernt —- ,,Troupei alle
mandes« nennt sie der »Mefsa er de
Chine«, der die Interessen der Fran
zosen in China vertritt und dem wir
folgende Schilderung entnehmen. Ge
neral Bang hatte im Auftra e des
Kaisers vom Vicetönig den Besehl er
halten, seine eigenen Truppen zu ent
lassen und nur diejenigen unter der
Fahne zu behalten, welche den deut
schen Offizieren zur Ausbildung über
wiesen waren. Jeder Entlassene sollte
noch auf drei Monate Sold bekommen.
Das hatte unter ihnen lebhaftes Miß
vergniigen hervorgerufen. Sie ver
langten noch für 7 Monate Sold,
manche auch für Sz, und da ihnen der
nicht bewilligt wurde, ließen sie sich von
einigen Wenigen zur Meuterei hin
reißenxbernächtigten sich ihrer Officie
re und richteten im Lager große Ver
wüstungen an. General Bang verstän
digte sofort Baron Reisenstein von
den Vorgängen und bat um scine et
waige Hilfe, die auch zugesagt wurde.
Baron Reisenstein hielt seine Mann
Isglsttzn in Bereitschaft; jeder Mann
erhielt fünf scharfe Patronen und jede
Batterie ZOGranaten und Kartätschem
Weitere Munition sollte in Bambus
lörben mitgefiihrt werden« Als nun
die Meuterer Miene machten, nach dem
Hauptquartier zu marschiren, um sich
des Generals Bang zu bemächtigen,
bat er Baron Reitzenstein dringend um
Hilfe. Dieser ließ sofort seine Trup
pen alarmiren. und in weniger als ei
ner halben Stunde hatte die Cavallc
rie schon die Spitze übernommen und
die Jnfanterie war in Marsch. »Ties
muß als im hohen Grade befriedigend
betrachtet werden, wenn man bedenkt,
daß es 2500 Mann waren, die sich in
Marsch fetzten.'«. Gleich bei der ersten
Nachricht von den Unruhen hatte Ba
ron Reigenstein Herrn Quafiowsli
mit der T. und s. Compagnie und sechs
Meldereitern abgeschiclt, um den in der
Nähe liegenden Munitionsschuppen
Der Chinesen zu besetzen. Die Eos-alle
riespitze des Hauptrupps hatte nach ei:
ner Stunde bereits zwei Lager der chi
nesischen Truppen erreicht, die noch vor
Ainr-Lin lagen. Sie waren noch
ruhig Damit sie aber nicht etwa im
Riicken der »deutschen Truppen« sich
empörten, ließ Baron Reitzenftein
Herrn von Bodenhausen dort mit zwei
. P«l--.(.
LTUilipungcu zuzuei, um nc ne »Iqu
zu halten. Als Graf lTanhauß - Co
rnorn mit seiner Cavallerie von Se
Tsi-Lin anlangte, hatte der General
Bang schon so ziemlich den Kopf der
loren. Die Lager der drei aufstandi
schen Regirnenter lagen etwas hinter
den Forts. Jmmep mit der Samue
rie als Spitze riidte Baron Reisenstein
Unverziiglich vor. Als er die ersten bei
den Lager erreicht hatte, ließ er die
erste Compagnie schwärmen und da
hinter seine anderen Trupven gefechtgs
mäßig aufmarschiren. Er forderte
nunmehr die Meuterer auf, ihrn die
Waffen und Munition auszulieferm
was aber verweigert wurde. Da ließ
er vor den Lagerausgängen die Ge
schütze ahprotzen und Herr von Mauer-.
dors erhielt den Befehl, mit der Z. und
4. Compagnie einzudringen. Es to
seete nicht viel Mühe, die Rebellen zu
entwasfnen, da sie wohl Flinten und
Kugeln in Menge, aber tein Pulver
hatten. Sie mußten ihre eigenen Waf
fen nach Se-Tsi-Lin tragen. Major
von Reigenstein ließ nun zwei Com
pagnien unter Herrn von Nauendorf
Forts besehen, während herr von Bo
denhausen mit seiner Compagnie den
Sicherheits- und Wachtdienst während
der Nacht übernahm. Die Einzelheiten
dieses Ereignisse-L so unwesentlich sie
an sich erscheinen, zeigen doch, daß die
Befürchtungen fremder Officiere, daß
die chinesischen Truvven ihre militäri
sehe Erziehung sofort verleugnen wür
den, wenn sie sie gegen ihre eigenen
Landeleute geltend machen sollten,
durch die Vorkommnisse hinfällig ge
worden send. Die Leute gehorchten
ohne das geringste Widerstreben. Am
nächsten Tage sprach General Bang
den deutschen Officieren seinen Dank
aus. Sie trafen ihn in einem Saal,
an dessen einer Wand aus einem Ge
siell eine Sammlung von Flaschen
stand, so daß der Raum auf der Seite
ganz den Eindruck eines Schnape!a
dens machte. ,,Schlitz oder Spaten
bräu. was Sie wünschen,« hieß eg;
aber der General war dafiir, daß vor
dem Frühstück Sherry oder Rheinwein
betömmlicher sei. Der Rheinwein
war vorzüglich Beim Essen wurde
nur Champagner gereicht. Nach Auf
hebung der Tafel zahlte der General
irn Freien seinen Soldaten den ihnen
bewilligten Sold aus« Aber sie sahen
gar nicht danach hin, was sie bekamen,
sondern steckten das kleine Partei in die
Tasche. »Als die Löhnung beendet
war, ermahnte der General Alle, sich
ruhig zu verhalten. Die Soldaten
salutirten und schrieen Hurenh· Sie
wurden glei » austchunten nach ihrer
Heimath ver chafst. Daraus hielt der
General iibep »die Rädelsfiihree der
Menterei ein Stand ericht ad. Ein
Tisch wurde herbeige racht und mit ei
nem zerfetzten Stint Tuch bedeckt, ein
Tintensaß mit einein Gefäß site rothe
und einem fiir schwarze Tinte darauf
gesest nebst Federn und einer Zinnvase
mit rothen Papierftreifem Schließ
lich wurden noch kleine Lappen ge
bracht, vie voll von feinen einer Strick
nadel ähnlichen Nadeln staten. Mit
ihnen sollten die Ohren der Rebellen
durchstochen werden. Die Meuteter
warfen sich vor dem General auf die
Knie. Jhre Namen wurden verlefen, er
brummte ein paar Worte; den Meutr
rern wurden nur die Ohren abgeschnit
ten oder durchstochen. Aber da kamen
die heran,tvelche fürsz MonatSold er
langt hatten; es half ihnen nichts, daß
die chinesischen Officiere für sie baten,
der General ließ sich nicht erweichen.
Sie wurden hinausgefühttz ihnen
wurden vor versammeltem Kriegsvolt
der Kopf abgeschlagen. «
Johanntstag bei Pueblos.
Bei der Feier unseres »Glorreichen
Bierten« geht es stellenweise, wie män
niglich bekannt, noch immer ziemtich
toll her; aber selbst die ärgsten Aus
tritte dieser Art, welche bei uns heute
noch vorkommen, müssen Einem, der
die Johannisseier in einer gewissen
Gegend New Mexieos einmal gesehen
und gehört hat, ziemlich zahm vorkom
men.
Der Schauplatz dieser Feier ist
Pueblo os St. Joha, an der Mündung
des Chamaslusses, eines der größten
und gedeihlichsten Dötser der halbcivi
lisirten Pueblos, bei derenFesten christ
liche und altheidnische Bräuche manch
man lunterbunt durcheinander laufen
(wie es auch bei Weihnachts- und Pas
sionsfeften von Jndianern in New
Mexico und Arizona vorlommt.) Lie
heutige Jahannistag - Feier daselbst,
welche bereits der Geschichte angehört,
wird von einem Beobachter u. A. sol
gendermaszen geschildert:
Mit Sonnen - Ausgang begann eine
furchtbare Füsilade von alten Armee
Musteten und Revolvern, nebst dem
Schlagen kupsernerPaulen und Trom
meln und jenem greulichen, marldurch
dringenden Geheul, wie es nur ein
gesunder Jndianer ausstoßen kann.
Das wiederholte sich während des gan
zen Tages noch häufig. Nachdem der
erste Ausbruch vorüber war, tam das
religiöse Element an die Reihe; in der
lleinen katholischen Kirche, in der es
aussieht, wie es blos in einer siidwest
lich-In Jndianertirche aussehen kann,
icierten drei besuchende Priester und
der ortsansiissige «Padre« das Hoch
amt; die Jndianer tauerten auf dein
nackten Boden, von Sitzen ist hier
liberhaupt leine Rede. Nach der Messe
fand eineProcessron der »24 weißgellei
deten Jungfrauen« statt, unter denen
gar manche runzelige alte Squato Lar,
unter allgemeinster Betheiligstitg.
Wunderlich nehmen sich Banner mit
lateinischen Jnschristen aus-. und un
befchreiblich war die i;’irocessis:«:is
Musik.
Unmittelbar nach Erledigung des
religiösen Ceremoniells gingen wid
Tänze von Sauaws und Buchs, schno
dez Glucksspiel und grausam Stdn-ts
vergnijgungen los. Unter letzteren ifi
namentlich das Hahn - Wettken.:en be
inerlenswerth. das sich mit jedem
Sriergefecht oder Gladiakcrenlsir.:Vf
messen kann. Es wird ein Loch in um
Boden gemacht, und darin eu: lebendi
ger Hahn bis zum Kopf und einem
Theil des Halses begraben. Mkndp
stens hundert Yards davon fallen die
Berittenen Postv, und aus das Signal
sprengen Alle in siirchterlicher Hast
nach der Stätte hin; sie retten die wil
desten Bronchos, und das Terrain ist
höchst ungünstig. Der Glückliche, wel
cher zuerst die Stelle erreicht, den Hahn
aus dein Loche reißt und ins-der da
vonsprengt, wird Von allen Anderen
rasend verfolgt, so lange es Mensch
und Broncho aushalten lönnem Da
bei gibt es viele gebrochene Beine und
sonstige Unglückssiille, sogar Todte
können aus dem Platz bleiben, und Ter
unglückliche Hahn wird oft ganz in
Fetzen gerissen.
Der größte Wasser-bevölkern
Ohne Zweifel wird das größte
liinftliche Wasser - ksiei tvoir der weit
dasjenige werden, tun-Les in. Auftrag
der Vundesregierung für Wyoming
angelegt werden soll, und wofür ein
greises natürliches Becken im Herzen
der Rscky Mountainz nithr sehr weit
von L«aramie, Wyo» benutzt werden
mer-.
Tuses Reservoi: wird nicht weniger,
als tu Meilen long und 2 Meilen breit
sein« bei einer Maximal - Tiefe von
Its-i Fuß, und die R grenzt-cis - Inne
mzure berechnen, dxfz es thw Mil
lionen Eubicfuß Wasser halten nette!
Li Mauern dieses ungeheuren Dieser
rnm sind schon von Natur ans- sehr
r.·:itimmen, ohne eine einfåge Bruch
stelle, und der Boden ist vdllig nn
durchdringlich für Wasser. Es wird
aber fünf bis sechs Jahre in Anfprnclf
nehmen, dieses Becken wirklich zu fül
len! Der Big Niver und der lleine La
ramie sollen zu diesem Zweck angezopfr
werden.
Jn diesem Riesenbehälter lanan
genug oufgespeichext werden, um das
ganze östliche Wyoming und das west
liche Nehrasla in den trockenen Jahres
zeiten mit Wasser zu versehen.
Auf der Umatilla - Re
fervation in Oregon wurden unweit
von Deadman hill xechs Menschen
schädel nnd die Ue erbleidsel eines
»Prairiefchoonerz« gefunden. Wahr
scheinlich sind dort vor Jahren Aus
wanderer von Jndianern überfallen
nnd niederaerneneli worden.
—
denkst-nehme yesiedeetmseih
Das Officiercorps unserer Bundes
arrnee ist gerade nicht von dem Geist
besonders entwickelter Kameradschafti
lichteit beseelt, wie durch zahlreiche
Vorkommnisse, welche die Oeffentlich
teit in unliebsamer Weise beschäftig
ten, dar-gethan worden ist. Anderer
seits herrscht in demselben eine rühren
de Uebereinstimmung verwandter See
len, wenn es sich um die Förderung ge
wisser Interessen auf Kosten der
Steuerzahler handelt. Davon hat die
Serie merlwiirsdiger Beförderungen,
die mit der soeben erfolgtenErnennung
des Col. Merriam zum Brigadier-Ge»1
neral ihren Abschluß erreicht hat« eine
in die Augen fallende Probe gegeben.
Diese Beförderungen waren die Ergeb
nisse eines vorher abgetarteten Spieles,
um gewissen Officieren Titel und
Pensionen zu sichern, die sie in dem
gewöhnlichen Verlauf der Dinge nie
erlangt hätten. Das Spiel nahm mit
dem Rücktritt des Major - Generals
Ruger, den im verflossenen April die
gesetzliche Altersgrenze erreichte, und
der im Mai aus dem gleichen Grunde
erfolgten Pensionirung des Brigadier
Generals Wheaton seinen Anfang.
Unter normalen Verhältnissen hätte
die Pensionirung dieseo Officiere Pa
canzen fiir die Beförderung eines Bri
gadier - Generals sowie zweier Colo
nels geschaffen. Nach der Ancienitöt
wäre die Beförderung des Gen. Broote
sowie des Col. W. R. Shaffer und
Col. H. C· Merriam in Ordnung ge
wesen. Diese drei Officiere sind auch
befördert worden, allein erst nachdem
inzwischen, dem getroffenen Ueberein
kommen gemäß, eine Anzahl jüngere
Officiere, welche andernfalls nie zu ei
nem höheren Range und zu einer grö
ßeren Pension gelangt wären, beför
dert und pensionin waren. Um dies
zu ermöglichen wurde der Senior Bri
gadier Broote vorläufig in der Beför
derung übergangen und an seiner
Stelle der z w ei te Brigadieo General
Wheaton zum Major-General beför
dert. Am 8. Mai erreichte dieser die
gesetzliche Altersgrenze und es erfolgte
seine Pensionirung, worauf der v i e r
te Brigadier General Forsnth beför
dert wurde, mit dem geheimen Einver-s
ständniß, daf; er alsbald um seines
Pensionirung nachsuchen würde. Als-Z
der Zeitpunkt dazu gekommen war,k
that dies der wackere General und nun ;
erhielt der fünfte Brigadier Blisi’
den Doppelitern als MajoriGeneraLg
nm, dem von vornherein arrangirtenZ
Programm gemäß, alsbald pensionirtz
zu werden« Erst dann erfolgte dies
Beförderung deg- Gen. Broole, der erfts
im Jahre 1902 die gesetzliche Alten-«
arenze erreicht, und es war also eine?
Vatanz fiir vier Beförderungen ausge
nutzt worden. f
Tie Befdrderungcn von Colonelsi
waren ebenfalls-«- in recht ausgiebiger
B eise arranairt und erfolaten diesel
ben auch xlanmäß ig. Auf der Llneien
nitätgliste an höchster Stelle stand Col· »
Zhaifer und ihm zunächst tam Erle
Merrianr, es hätte mithin nur die Be-T
fördcrung dieser beiden erfolgen Hin-H
nen, wenn die Herren das Avancement ?
nicht anders diriairt hätten. Zuerst:
wurde, ardnungsgemäß, Col. Shaffer;
befördert, aber, dein Uebereinlominenz
gemäs-» Col. Merriarn übergangen, um I
nach einander die Beförderung voni
Col. Wade, Col. Mizner und Col
Graham eintreten zu lassen. General;
Mizner ließ sich alsbald pensioniren j
itnd an feiner Stelle wurde Col. Millsx
zum Brigadier - General befördert.
Don-ruf trat letzterer zurück, um dem
Col. Carlton Platz zu machen, und
endlich nahm dieser seinen Abschied,
um die Beförderung des Col. Merriam
eintreten zu lassen. Durch das hübsch
abgeiartete Spiel war mithin die Be
förderung von sieben anstatt zwei Co
lonels ermöglicht worden. Dieser »Ge
neralschub« hatte natürlich weitere Va
canzen und Beförderungen in den un
teren Nangstufen im Gefolge.
Texas und Hawaii.
Der Vorschlag, die Nepublik Ha
waii durch eine gewöhnliche Congreß
acte anstatt eines Vertrages den Ver
einigten Staaten anzugliedern, ruft
die Erinnerung an eine interessante
Epoche in der Geschichte unseres Lan
des wach·
Am 2. December 1844 nahm die
letzte Session des 28. Congresses ihren
Anfang und in seiner Botschaft sprach
Präsident Tyler damals nach einem
Ueberhlick über die Verhältnisse in der
Republit Texas es als seine Ueberzeu
gung aus, dasz das amerikanische Volt
die sofortige und unverzügliche An
nexion von Texas verlangte. ,«Frei
und unabhängig, verlangt die R—epub
lik Tean in unfere Union aufgenom
men zu werden. Die Frage, ob sie
ausgenommen werden soll oder nicht,
unterliegt unserer alleinigen Entschei
dung«, hieß es unter Anderem in der
Botschaft und nach kurzen Debatten
stimmte der Cangreß dem Plane des
Präsidenten Tyler, die Aufnahme von
Teva betreffend, zu. Am 29. Janu
ar 1845 erklärte das Repräsentanten
haus mit einer Majorität von 128 ge
gen 98 Stimmen, daß es der Aufnah
me von Texas als Staat in die tjnion
zuftimmte und am 27 Februar dessel
ben Jahres nahm der Senat mit 28
gegen 25 Stimmen diese Resolution
mit unbedeutenden Verändert-vom art,
indem er zugleich 8100,000 zur Ne o
tiirung der endailtigen Cesfionsbed n
ewigen bewilligte; diese sollte, nach
Ermessen des Präsidenten. entwe
der durch Vertrag oder durch Artikel,
die dem Congresz vorzulegen wären,
geschehen. Schon am I. Mer erhielt
diese Resolution die Unterschrift des
Präsidenten. Kaum war dies gesche
hen und die endgiltigen Annexionsbp
dingungen noch nicht einmal festge
stellt, als der mexilanische Gesandte in
Washington seine Passe verlangte und
abreiste. Wie bekannt, lam es zwischen
den Vereinigten Staaten und Mexito
zum Kriege, welcher einen für unzs
glüclichen Verlauf nahm.
Etwas vom Feuer-tod.
—
Beiden vielen Brandtatastrophen,
welche auch in neuester Zeit hier und
in anderen Theilen der Welt vorge
kommen sind, erscheint es ordentlich
tröstlich, zu lesen, was eine Fach-3eit
schrift über den Tod durch Verbren
nung zu sagen hat. Mögen denn die
Hauptstellen der betreffenden Auslasii
sungen hiermit einem weiteren Publi
tum zugänglich gemacht werden:
Man geht sehr fehl, wenn man auf
Grund sensationeller (und vomStands
puntt der Ueberlebenden ja auch wohl
zutreffender) Berichte glaubt, daß Die
jenigen, welche bei Bräuden umiom
men, stets körperlichen Schmerz litten.
Jn vielen Fällen drängt ohne Zweifel
heftiger Schrecken eine Weile alles An
dere im Bewußtsein des Opfers zu
rück; aber in noch viel mehr Fällen
spielt das Bewußtsein überhaupt keine
Rolle, und die Lebensthätigteit hört
schmerzlos und ohne Kampf auf. Bei
großen Feuersbrünsten werden stets
Gase erzeugt, welche eine sehr ähnliche
Wirkung haben, wie Chlvroform oder
sonstige Betäubungsmittei. Besonders
tvifst dies zu, wenn ein Feuer längere
Zeit geglimmt hat, der Zutritt von
Luft anfänglich nicht genügend war,
um ein vollständiges Verbrennen zu
erzeugen, und jenes tödtliche Gas, das
Kohlen-Oxyd, dieOpfer in den tiefsten,
unwiderruflichen Schlaf versenkt hat,
ehe die Flammen sie wirklich erreichen.
Auch von Denjenigen, deren ver
iohlteLeichname man hinterher in Hal
tungen gefunden hat, welche auf hef
tige Bemühungen, sich zu retten, hin
weisen —— es ist dies bei Weitem die
.Jtindcrheit der Fälle — braucht man
nicht zu glauben, daß dieselben noth
wendigerweise lebendig verbrannt
seien. Auch die vorkommenden Schre
cken-Ez- und Angst-Zustände sind ge
wöhnlich nur von turzer Dauer, und
es ist bewiesen, dasz auch nachdem das
Bewußtsein schon völlig entflohen ist,
das trampfhafte Ringen und Zucken
des Körper-S noch eine Weile fortdau
ern inmi.
Bei allen Arten von Erstickungstod
gilt dies, und daher beweist selbst der
verzerrte Zustand von Leichen in die
sen Fällen noch gar nichts bezüglich ei
nes wirklichen Schmerzes. Wenn es
manchmal schreckliche Augenblicke gibt,
so tann man sich, wie gesagt, darauf
verlassen, daß dieselben gewöhnlich nuo
vorübergehenden Charakters sind, und
von den langsamen Qualen eines Les
bcndig-—Rösteng gar teine Rede sein
kann. Das Ersticten bei Feuersbrün
sren hängt nicht blos von stohlensäure
Vergiftung ab, sondern mehr noch vom
Absperren des Athmeng überhaupt
durch die stictigen Dünste, wodurch die
Lungen einfach nicht mehr ihre nöthi
gen Zusuhr von Sauerstofs erhalten.
Aber schon das Kohlengas allein tann
zu einer baldigen Tödtung, nach völli
gem Verlust des Bewußtseins, genü
aen.
Fortschritt elektrischen Heizhetriebs.
Während viel von den Umwälzun
gen die Rede ist« welche die electrische
Heizung aus manchen Gebieten, z. B.
im Küchenwesen, allgemein hervor
bringen lönnte, haben die Meisten tei
ne Vorstellung davon, in welchem Ma
ße sich diese Setz-Methode bereits die
Welt erobert hat.
Jn den letzten achtzehn Monaten sind
in unserem Lande allein 14,000 elec
trische Waggon - Heizapparate ange
schafft worden· Geschäftsbücher-Fa
brikanten, Stärkemacher und Klavier
Fabriien benutzen vielfach electrische
Hitze. Große Kleiderhiiuser verrichten
ihre Arbeit in gewissen Abtheilungen
mit electrisch geheizten Plätteisen; sol
che Eisen sind auch an Staats-AND
in Michigan, Indiana, Wisconsin,
Illinois-, New York, Massachusetts-U
Maine und Maryland geliefert wori
den. Eine Anzahl unserer größten Ho
tels sowie Oeeandampser benutzt theil
weise eleetrisch geheizte Speisenbereis
tungs - Apparate. Solcher Beispiele
liesz sich noch eine Reihe ansiihren.
Uebrigens hat schon in ziemlich viele
Privalhäuser die electrische Heizung
aus immer Eingang gefunden; mit deo
Zeit werden wir darüber auch statisti
sche Zusammenstellungen erhalten«
-
—- Der berühmte Maler
Puvis de Chavannes in Paris wurde
in seiner letzten Krankheit von seiner
langjährigen Freundin, der Fürstin
von Cataeuzene in hingebende-: Weise
gepflegt, und die Folge davon ist die
Verlobung des alten Paarec, welches
zusammen 130 Jahre zählt. Schon
im Jahre 1878 gab der Maler seinem
betannten Bild, der «Wittwe«, die
Züge der Fürstin. Puvis de Ihrr-an
nes verläßt sein seit 50 Jahren be
wohntes Atelier der Place Pigalle und
wird mit seiner Gattin sich in der Ave
nue de Villierö niederlassen, wo die
meisten vornehmen Maler wohnen.