Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, July 16, 1897, Sonntags-Blatt., Image 8

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    Unzeiger und Herold.
J. P. Wind-les, Herausgehen
Grund Island, Nebr.
gsL
Laudwtrthschastlicheä
Wunde Schultern der
P f e r d e.
Es ist ein Mitleid erregender An
blick, wenn manPferde, besonders jun
ge Pferde mit oft großen Wunden un
ter dem Kummet siebt, und wie die
Thiere in der Hitze trotz der Wunden
zu harter Arbeit vor den Mähmaschi
nen verwendet werden. Man kommt
da leicht zu dem Schluß, daß der Be
sitzer eines solchen bedauernswerthen
Pferdes ein herzloserMenfch sein muß.
Das ist jedoch nicht immer der Fall.
Damit soll ein solcher Mann nun nicht
entschuldigt werden; aber Thatsache ist
es, daß Unwissenheit und Gleichgültig
keit in der Behandlung der Pferde oft
die ersten Ursachen sind und später
zwingt die Noth den Besiner, ein sob
ches Thier trotz Mitaefübl zur Arbeit
verwenden zu müssen. Es begegnete
da Jemand einem Bekannten, der ein
Pferd mit sehr wunden Schultern vor
dem Wagen hatte; derMann war nicht
grausam, aber unverständig und ge
antwer Als er gefragt wurde, wa
rum er ein Tbier mit solchen großen
Wunden zur Arbeit verwende, antwor
tete er: Daß er das Thier aebrauche; er
habe übrigens Alles gethan, um die
Mund-n In beibr- imd mirs hab-i ans
das Fett, mit dem er Wunden und
Kummet eingeschmiert hatte; das Pol
ster des Kummets lag aber gerade aus
der wunden Stelle sest an. Als er nun
daraus aufmerksam gemacht wurde,
daß das Kummet gerade die wunde
Stelle fortwährend reibe, entgegnete
er, daß dasselbe sehr weich sei und den
Druck aus die Wunde bedeutend ver
mindere und weniger empfindlich ma
che. Es war ihm nicht eingefallen, daß
das so aelegte Polster den Druck aus
die Stelle thatsächlich vermehrte. Jn
zehn Minuten lag ein gutes Polster
genau über und unter, aber keines aus
er wunden Stelle und er erhielt sol
gende Anweisungen über das Behan
deln wunder Schultern:
Zunächst handelt es sich um ein gu
tes Polster; dasselbe braucht nicht sehr
dick Zu sein, gewöhnlich ist es in der
Dicke von z Zoll besser, als wenn es
stärker ist; es muß aber breit sein und
dars nie mit Watte oder Wolle, die in
kurzer Zeit harte Klumpen bilden, s on
dern muß mit Heu oder Stroh, die nie
Klumpen bilden und die Elasticität
nicht verlieren, gestopft sein. Ein Heu
polster sedert das Kummet nach vorne,
sobald das Sieben aushörtund tüblt
somit die Schulter. Will man kein
Polster tausen, so macht man am leich
testen ein solches aus einem alten Ho
senbein, welches in das Kummet ge
schlagen und dort an Ort und Stelle
ges-alten wird. Damit wäre dieHaupt
sache erledigt. Man bringe als Salbe
nie Fett aus durchscheuerte Stellen·
Dasselbe erweicht die Haut und ver
mebrt die Wahrscheinlichkeit dasz auch
diese durchscheuert wird, und macht
ferner, wenn dasFleisch bloß gelegt ist,
dies mürber und emvfindlicher. Das
beste Vorbeugungsmittel aegen Durch
scheuerungen ist nächst gut passenden
Rummets starkes Salawasseh mit dem
die Schultern ieden Abend zu waschen
sind. Mit dessen Gebrauch ist vierWo
chen vor Beginn der schweren Arbeit
anzusannen Das beste Vorbei-www
mittel bleibt immer ein outpassendes
Geschirr. Geschirre sollten nie ge
kauft werden, wenn das Thier nicht
zum Anpassen zur Stelle ist. Dies be
zieht sich aus alle Theile des Geschir
res, vornehmlich aber aus das Kum
mei. Die Schultern der Pferde lind
ebenso verschieden gestaltet wie dieNa
sen der Menschen und braucht ein
Kummet das einem Pferde pas-i des
halb noch lanae nicht anderen Pferden
von gleicher Größe zu passen. Ehe
man ein Kummet kauft, drücke man
sorgsiiltis aus ieden Tbeil seinerOber
flächek befinden sich barte Klumpen im
Polster oder ist dasselbe an einigen
Stellen härter als an anderen. so ist
das Kummet nicht ant. Sehr viele
Kummets sind schlecht qevolftert, die
eine Seite bzirter als die andere und
an manchen Plätzen lofer als an an
dern. Solch Kummet wird nie Jemand
befriediaem der auf das Wnkslbefinden
und die Mitbarkeit feines Wert-es die
nötbiae Rücksicht verwendet
Ueber das Düngen.
Wie tief foll Dünaer unteraebracht
werden? Um diese Frage genüqend
beantworten zu können. sind pielfache
Versuche angestellt worden; es wurden
Stallduna und künstliche Düngemit
tel, wie Thomasmebl Und Kainit ver
wendet. Diese Düngemittel wurden
über die Oberfläche des Ackerlandes
ausgebreitet und mit der Hatte ganz
flach untergebracht. Die Erfahrung
zeigte, daß ganz flach untergeharlter
Dünger viel schneller wirlt als unter
graben. Bei einem anderen Versu
reichte für ein Stück Land mitKohl
der vorhandene Dünger nicht aus. Die
Pflanzen wurden ausgesent und erst
nach acht Tagen wurde der Dung mit
der Date leicht einaebracht um die
Pflanzen. Die auf diese Weise ge
Music-c Pflanzen entwickelten sich be
deutend rasches, kräftiaer nnd lieferten
such schöne-re Köpfe als solche, wo der
site-get tief eingebracht war. Diese
des-Wangen sahen Anlaß dazu. tm
folgenden Jahre den Dünger theilweise
unterzugraben nnd tbeilweise mit der
harte flach unterzubringen Auch die
ses Mal lieferten alle Gemiise hshere
Erträge aus dem Lande mit etngeharki
tem Dünger. Es scheint, als ob bei zu
tiefer Unterbrinaung der Zutritt der
Lust Zu gering ist, um den Dünger
schnell zu zersetzen.
Behandlung der W agen
räden
Wenn ein neuer Wagen angeschafft
werden muß, so ist das immer eine
ziemliche große Geldauslage; trotzdem
wird auf die Erhaltung der Wagen
wie der übrigen Farmgeräthe meistens
sehr wenig Acht gegeben. Wie schnell
sind doch die Räder außer Ordnung
und müssen zum Wagenmacher und
Schmied. Die Ausgaben kommen abet
gewöhnlich mehrere Male im Jahre
Jahre und machen sich dadurch recht
unangenehm bemerllich. Es gibt aber
ein einfaches Mittel, mit wenig Kosten
und Mühe verknüpft. das jedoch die
Räder in gutem Zustande erhält und
große Auslagen und manche Unan
nehmlichteiten erspart.
Ein Blechlaften von schmaler —- et
was breiter wie der Reisen des Rades
—- aber länglicher Form, dessen Boden
oval und nöthigensalls an den schma
len Enden mit Füßen versehen ist,
wird unter ein sich srei bewegendes
Rad gestellt, so daß der Reisen des
Rades beinahe den Boden des Blechka
stens streift. Hieran wird warm ge
machtes Oel, am besten und billigsten
rohes Petroleum eingegossen und dann
das Rad recht langsam umgedicht. Die
Aussaugung des Oeles geht bei länger
gebrauchten Rädern derartig schnell
hnss finifesv Paß TOFO sie-old FJsl ern-Cras
füllt werden muß und soll so lange ge
dreht werden, bis das Oel im Blech
lasten nicht mehr abnimmt. Alsdann
ist das Holzwert vollständig gesättigt,
oder mit anderen Worten, sämmtliche
Poren im holze sind mit Oel gefüllt.
Der Vortheil dieses Zustandes des
Rades ist in die Augen springend; das
Kapitel iiber labme Räder, gerissene
Felgen und Raben ist bekanntlich un
erschöpflich. Die Grundursache dieser
Schaden ist wohl lediglich im Wasser
zu suchen, welches ein Wagenrad vom
ersten Tage seines Gebrauches an auf
nimmt und mit Leichtigkeit ausnehmen
kann. Sehen wir ein neues Wagen
rad an, wie bald blättert die Farbe ab
und nun liegt das bloße Holz den Ein
wirkungen des Wasses offen und selbst
das beste Rad hat an den Fugen der
; Felgen und am Einsatz der Speichen
Stellen genug, wo das Wasser ein
s dringen kann; die Poren des Holzes
xsiillen sich damit, die Sonne trocknet
oder vielmehr dampft dasselbe wieder
heraus, das Rad wird leck; in Wirt
lichteit aber sind die Wasserbehiilter im
Holze leer geworden und verticinern
sich. Das ist der Vorgang im heißen
Sommerwetter.
Schlimmer aber ist derselbe noch im
Winter. Das Holz ist dann ebenfalls
mit Wasser gestillt; sobald nun der
Frost start genug ist, gefriert dasselbe,
es bilden sich in den kleinen Rissen
Eisschichten, welche durch ihr-Ausdeh
nung das Holz auseinander sprengen
und Felgen und Nabe haben nun die
bekannten Risse, welche die Dauer-haf
tigteit des Rades natürlich sehr beein
trächtigen.
Wo Oel ist, kann bekanntlich kein
Wasser sein. Sättigt man daher das
neue Rad schon, sobald die erste Farbe
abgeant ist, mit Oel, dann bat man
dem ärgsten Zerstörer des Holze-T dem
Wasser, den Eintritt versperrt. Nicht
außer Acht zu lassen ist bei der Ver
wendung von rohem Petroleum, wel
ches wegen seiner Billigkeit schon den
Vorzug verdient, daß dasselbe nicht am
offenen Feuer und in ossencn Gefäßen
erwärmt werden dars. Ebenso diirsen
nur gut gereinigte und ganz trockene
Räder bei warmer Witterung geölt
werden. Diese Arbeit sollte jährlich
einmal vorgenommen werden. Es
muß .no«ch bervorgehoben werden, daß
oas Holz org zum Eiern durmtrantt
werden muß und daß ein Zusatz von
Harz in manchen Fällen vortbeilbaft
ist. Anstriche mit Theer, dicken Oelfar
ben und dergleichen haben sich lange
nicht so aut bewährt als obiges Ver
fahren. Wenn man bedenkt, welche be
deutende Auslagen der Farmer oft im
Laufe eines Jahres für Aus-besserm
gen der Räder an Wagen und Maschi
nen hat, so ift es sicherlich ein beherzi
genswertber Rath. Oelt jedes Jabr
vor der Ernte in einer weniger arbeits
reichen Zeit alle Räder ein, damit Wa
genmacher- und Schmiederechnungen
nicht zu groß werden.
AAA
Das Regeeheee im Bürger-trink
Von einzelnen Farbigen, die sich in
unserem Bürger-krieg mehr oder weni
ger bekannt machten, hat das allge
meine Publitum häufig erfahren; wie
viele Farbige aber i m G a n z e n, in
der einen oder anderen Eigenschaft, an
diesem Krieg theilgenomrnen haben,
davon wissen selbst viele unserer Ve
teranen nichtsBestirnmtes, und manche
dieser dürften noch heute fehr über
rascht fein, wenn sie hören, welche ver
blüffende Auskunft die Arten unseres
Kriegsdepartements darüber bieten.
Damach nahmen im Ganzen nicht
weniger als 178595 Farbige und frü
here Sklaven während der Rebellions
seit als Soldaten bei der Unions-Ar
mee Dienste und leisteten theils im
Lager-s und Festungzdtenst, theils auf
dem Schlachtfeld Tüchtiaes. Also ein
größeres Seer, als irn jüngsten Kries
zwilchen der Türkei und Griechenland
—-k;--—-—
diese beiden Länder zusammen in un
mittelbarer Aktion gehabt haben! Es
ist interessant, die Geschichte dieser
Neger - Kriegsdienfte ein wenig zu
verfolgen. » .
Die erste Anwerbung von Regern
sand im Juni 1862 durch General
Hunter im Departement des Südens
statt. Das Krieasdevartement batte
reine Ermachngung hierzu gegeben,
und es handelte sich einfach um ein
Notbsalls - Ausgebot. General Hun
ter brauchte Leute; er konnte, wo er
war, keine weißen Relruten bekommen,
dagegen war er von einer Menge taug
licher Farbigen umgeben, die nichts
weiter zu thun hatten und meistens be
gierig waren, Soldatendienste zu lei
ten.
Erst nach einiger Zeit wurde man
im Norden aus die diesbezüglichen
Thatsachen aufmerksam, und Hunters
»eigenmächtiges Vorgehen« rief ziem
liche Aufregung hervor· Jm Congrcß
brachte der Abg. Wycklisf von Hien
tuckn eine Resolution ein, worin der
Kriegsseiretär um eine Erklärung er
sucht wurde. Die Resolution wurde
von der Regierung an General Hunter
selbst gesandt. und derselbe etstattete
einen selir ausführlichen sachlichen Be
richt, der wiederum demCongreß über
mittelt und vom Norden im Allgemei
nen als völlig genügende Rechtferti
gung seines Vorgehens angesehen
wurde. Wyckliss aber war nicht so
leicht zu beruhigen; er ries eine stür
inische Scene un Abgeordnetenhaus
hervor, indem er einen heftigen per
sönlichen Angriss aus General Hunter
machte und die Aufnahme Farbiget in
den Heeresdienst für die schnödeste Be
Beleidigung jedes weißen Soldaten in
der Armee erklärte. Trotzdem ermäch
tigte der Congreß damals den Präsi
oenren umwin, Personen merkant
scher Abstammung« in Dienst zu neb
rnen, fügte jedoch hinzu, daß selbige
lediglich zu Arbeitsleistungen im La
ger und in den Forts verwendet wer
den und nicht die Erlaubniß erhalten
sollten, Waffen zu tragen.
Von dieser Ermächtigung, ohne be
sondere Rücksicht auf das letztere
Amendement, machte General Jirn
Lane von Kansas Gebrauch. welcher
mit der Rettutirung von Freiwilligen
betraut worden war. Er ward ein
ganzes Regiment freier Farbigen in
Kansas an; viele dieser waren entlau
fene Sklaven aus Missouri und Kan
sas, manche aber auch hatten sich ihre
Freiheit erkauft, und andere waren
von Abolitionisten befreit worden«
Lange genug weigerte sich das Kriegs
devurtement als solches, »Jim Laufs
Niggers« osficielle anzuerkennen, als-er
Lane wußte, daß er die Sympathie
des Präsidenten Linroln sowie des Sc
kretärå Stanton für sich hatte. Dir
betreffenden Farbigen zeichneten sich
zum Theil in wichtigen Treffen durch
Muth aus.
Uebrigens wurde die Anwerbung
von Negern fiir wirklichen Milliar
dienst durch eine besondere Armee
Verordnung verboten, — aber merk
würdigerweise wußte tein Mensch et
was von dieser Verordnung, und der
betreffende Paragraph wurde erst
mehrere Jahre später, als die Verord
nungen revidirt wurden, glücklich »ent
deckt«.
Um dieselbe Zeit ungefähr begann
General Butter, welcher das Com
mando in New Orleans führte, die
freien Farbigen in seinem Departe
ment zu Compagnien,Bataillonen und
Regimentern zu organisiren; sriiher
waren dieselben von den Confiiderir
ten - Behörden in Louisiana als
Staatsmiliz organisirt worden. But
ler erfiattete dem Kriegsdepartement
Meldung von seinem Vorgehen, und
das Departement beschräntte sich da
rauf, den Empfang der Inschrift zu
bescheinigen. Präsident Lincoln mun
terte im Privatgespriich mehr als ein
mal zur Anwerbung von Farbigen
auf, vermied es jedoch sorgsam, die
Existenz dieserspTruypen amtlich anzu
kllcllllccl, OUY fjukwh Im UUICUL eine
öffentliche Stimmung gegen die Aner
kennung der Neger überhaupt zu er
wecken. Zum großen Verdruß des
Präsidenten, des Kriegsfelretärs und
des General-Z Builer selbst, weigerte
sich General Godfrey WeitzeL welchem
von Builer das Eommando über eine
Neger - Brigade zugewiesen worden
war, das-selbe zu übernehmen, und
hängte hierdurch die Sache zeitweilig
an die große Glocke. Zwei Jahre
später freilich betrachtete es General
Weitzel als eine Ehre, ein ganzes Ar
meecorps Farbiger zu befehligen. Ge
neral Rufus Saxon war der erste Of
ficier, welcher amtliche Ermächtigung
durch den Kriegsselreiär zur Anmer
bung von Regern erhielt, aber speciell
zur Ablösung von Weißen in nicht be
drohte Garnisvnen. Saxon aber ver
wendete diese Farbigen mit großem
Erfolg auch zu Fouragirungs-Zwecken
in Feindesland.
Obwohl die Consöderirten den
Unionisten in der militärischen Be
nutzung von Farbigen zuvorgekommen
waren, äußerte-n sie nicht geringe Ent
riistung, als dieses Beispiel nachge
ahmt wurde.
— Vom Kasernenhosr. —
Feldwebel (zutn Rettutem der aus
rutscht): »Da trarnpelt das heupferd
schon zwanjig Jahre auf der Erde
’rum und we ß doch noch nicht, daß sie
t u n d ist l«
—Aaözeichnung. rennt-:
»Dein Vater ist wohl recht olz aus
Dis-Z« Student: »So stolz, da er
seinen chönsten und größten sen
nach m spcduaelk genannt hast«
—
Jugvmäutche.
»Wie in West Newton, so in allen
Neu - England - Staaten,« pflegen
die blaunasigen Yanteei zu sagen, und
wenn, was wohl nicht bezweifelt wer
den kann, dieses Dictum auf Wahr
heit beruht, dann ist es um die Ent
haltfainteit der professionellen Probi
bitionisten fehr schlecht bestellt. Dag
harmlose Bier gilt in den Augen der
Letzteren bekanntlich fiir des Teufels
eigenste Erfindung, allein sich durch
den Genuß von allerlei Droguen einen
glorreichen Rausch zu verschaffen,
verstößt nicht gegen den Moralcodex
der Yantees. Jn dem genannten Orte
Rewton, wo Schantwirthe auf der
Proscriptionsliste stehen und teine Li
censen verabfolgt werden, haben die
Behörden jüngst die Entdeckung ge
macht, daß die Stadtverwaltung die
Kosten für ungezählte Jngwerräusche
hat bezahlen müssen, und nun ift der
Verlauf von ,,Ginger Ale« wieder ein
mal streng verboten worden. Dieses
Getränt gehörte freilich ohnehin sch-n
zu den verbotenen Artikelrh die Z
Procent Altohol enthalten, allein bei
dem beiannten start entwickelten Appe
tit der Yaniees fiir einen stärlenden
Tropfen, dachte, Niemand an die
Durchführung des Verbots, bis der
Armenaufseher Samuel Whitney feine
überraschende Entdeckung machte. Jn
West Netvton besteht die Gepflogenheit,
den Ortsarrnen ohne Subsiftenzmittel
Anweiiungen auf Lebensmittel im Be
trage von 82 zu geben. Die Empfän
ger können irgend welche Artikel aus
wählen und geben ihre Anweisung dein
Grocer in Zahlung, der auf Grund sei
ner fpecificirten Rechnungen allenonat
lich vom Arnienfonds bezahlt wird.
Null lllM Dem Uclllcllclllck qulllcy
eine Rechnung in die Hände, der zu
folge eine Almosenempsängerin sich an
zwei aufeinander folgenden Tagen eine
lasche Jngwer geleistet hat. Auf Be
ragen versuchte die Frau ihren unge
wöhnlichen Jngtverbedars mit Krank
heit zu entschuldigen, und als diese
Entschuldigung nicht zog. rief sie in
ärgerlichemTone: »Der dumme Gro
cer hätte die beiden Flaschen auch nicht
auf die Rechnung zu setzen brauchen!«
Diese Bemerkung führte zu einer wei
teren Untersuchung, und nun wurde
constatirt, daß die gesälligen Händler
den Almosenetnpsängern oft Jngwer
verabfolgten und dafiir »Bohnen und
Speck« auf die Rechnung schrieben.
Welchen Umfang dieser Unfug ange
nommen hat, erhellt wohl aus dem
Umstande, daß ganz lleine Geschäfte
wöchentlich 5 bis 6 Kisten Jngwer ab
zusetzen pflegten. Dieser Unfug soll
jetzt aufhören, denn in West Newton
darf von nun an dieses edle Getränt
nicht mehr feil gehalten werden.
Jngwersiifsel sind viel schlimmer al.-":s
Schnapssäuser. Um das nöthige
Quantum Altohol inms zu bekom
men, müssen sie eine bedeutende Menge
Jngwer eansumiren, und wenn der
Altohol endlich feine Wirtung äußert,
dann brennt das Jnnere des Säufers
wie Feuer. Aus diesem Grunde ver
dient das genannte Gesöff mit mehr
Fug und Recht als Whisiy den Namen
,,Feuertvasser". Da der meiste Jngwer
volle 6 Procent Altohol enthält, fo hat
ein Gill davon dieselbe Wirkung, wie
ein Pint Whisty. Jm Uebrigen gibt
es weniger männliche als weibliche
Jngtvertrinter, da die Letzteren es siir
tefpectabler halten, fich ein Glas Jng
wer austischen zu lassen, als einen
Schnaps zu verlangen.
Piteatrm
Als eine zweite Robinson i Jnsel ist
die kleine Insel Piteairn in dem Ina
motu - Archipel in dem östlichen Stil
len Ocean betanni.- Jm Jahre 1788
wurde «di»eses»einsame Eiland von der
,-«ss.-tt L
---l:
Mclllcllslykll Yluuuswuse »u- ensu
schen Schiffes »Bounty« bevöltert, die,
nachdem sie ihren Capitän ausgesetzt
hatten· mit sechs Männern und zwölf
Frauen von Tahiti auf dieser unbe
wohnten Jnsel landeten. Später wur
den die Nachkommen dieser Mischehen
aus europäischenMännern und austra
lischen Frauen durch die englische Re
gierung 1830 nach Tahiti und, als
sie Gelegenheit gefunden hatten, noch
mals in ihre einsame heimath zurück
zufliehen, nach der Norsolt - Jnsel ge
bracht; auch von dieser Jnsel in der
Nähe des australischen Continents ge
lang es jedoch einem Theile, wiederum
nach Pitcairn zurückzukehren Seit
langen Jahrzehnten hat man von die
ser merkwürdigen Jnsel und ihrer Be
völkerung feine Nachricht gehabt. Neu
lich lam ein englisches Schiff auf dem
Wege von Antosagasta in Chile nach
Sndnen in das Bereich der oInsel und
wurde dort von einer Windstille auf
gehalten. Die Bewohner von Piteairn
kamen zu dem Schiffe herüber und
brachten Erzeugnisse ihres Landes, be
sonders herrliche Bananen und Ana
na3, als Geschenke an Bord. Der
englische Caritän schildert den Men
schenschlag als ungewöhnlich liebens
würdige und wohlgebildete Leute«
Merkwürdig ist, daß das Verhältniss
der Geschlechter immer noch dasselbe
ist, wie es bei den einstigen Einwoh
nern bei der Entdeckung der Jnsel im
Jahre 1767 gefunden wurde und in
welchem die Frauen bedeutend liber
wiegen. Gegenwärtig wird die Insel,
die U Quadratrneile Fläche esitzt,
von 40 Männern und 80 Frauen he
wohnt.
s
I
«»——Einer Frau, die sich
Junge-e macht, sieht man das Alter an.
W
Eine Use-tue ohne steter-ve.
Zu den schwierigsten und wichtigsten
Aufgaben, welche die Oberleitung der
engl schen Mariae im Kriegsfall stets
zu erfüllen gehabt hat und auch noch m
Zukunft zu erfiillen haben wird, ge
hört unzweifelhaft die, eine an Zahl
und Kriegstiichtigkeit allen Anforde
rungen entsprechende Reserve fi.ir ihre
Schiffe zu beschaffen. Jn England
besteht bekanntlich weder zuLande noch
zu Wasser die miliiiirischeDiensipslichL
Wohl sind oft von berufener Seite
Stimmen laut geworden, welche die öf
fentliche Meinung davon zu überzeu
gen suchten, daß wenigstens dieDienst
Pflicht für die Marine zur Aufrechter
haltung der Machtsiellung des Reiches .
unumgcingkich nöthig sei, aber das
englische Volk hat bisher in seiner gro- -
ßen Mehrheit von einem solchen Zwan- ;
ge nichts wissen wollen. Jn früheren
Zeiten nahm man theils zu dem ebensos
einfachen, wie gesetzwidrigen Mittel .
des Preßganges seine Zuflucht, oder,
man suchte durch Versprechungen ho-;
hen Soldes Seeleute von den Handels- .
schiffen aus die Kriegsschiffe zu locken. «
Der Preßgang kann natürlich nicht
mehr in Frage kommen, da eine so:
willkürliche Maßregel der Auffassung
unserer Zeit von der persönlichen Frei- .
heit allzu sehr Hohn sprechen würdezz
und die Lockspeise eines hohen Kriegs- z
soldes wäre nicht allein für den -
Staatssäckel eine sehr kostspieligeMaß
regel, sondern sie würde auch Viele
heranziehen, denen jede Gelegenheit
zur Fahnenflucht willkommen wäre.j
Um ihre Reserven im Falle eines Krie
ges vollzählig machen zu können, muß j
sich die englische Marineverwaltung «
also allein auf die Baterlandsliebe der I
Bemannung der Handelsslotte verlas- ;
sen, aber auch in dieser Hinsicht hat
man sich in Großbritannien arger Be- ;
tlemmungen nicht erwehren können, ?
seitdem es bekannt geworden ist, daß;
die aus englischen Schiffen fahrenden ;
Seeleute zum großen Theil Auslönder i
sind, von denen man natürlich nicht er- «
wartet, daß sie freiwillig unter der ;
englischen Kriegsslagge, wie unter der s
Handelsslagge dienen.
Eingehend mit dieser Frage beschäf
tigt sich der Eontre - Admiral Penros: J
Fingerald in seiner Lebensbeschrei
bung des Vice - Admirals Sir George
Trvon, der als Oberbefehlshaber der
englischen Mittelmeerslotte bei einem .
Manöver unweit der syrischen Küste
seinen und seines Flaggschisfes »Bis- ;
toria« Untergang dadurch verschuldete, «
daf; er sein Geschwader eine Bewegung
ausführen ließ, bei der die ,,Victvria" «
von dem »Cainverdown« in denGrund
gebohrt werden mußte. Bevor der sonst ;
so ver-dienstliche Seeossizier der Ober- I
beiebl der Mittelmeerslotte übernahm, T
führte er den Vorsitz eines Untersu
chungsausichusfes, der von der oder-T
sten Marinebehörde eingesetzt war, um j
alle mit der Reserve zusammenhängen- ,
den Fragen aenau zu prüfen. i
Jn den Zeiten der Segelschifssahrt
konnte ein Seemann bald in einenSee- -
soldaten verwandelt werden, denn auch
auf den Kriegsschissen war damals
die Handhabung der Segel doch die
Hauptsache und die Bedienung der Ge
schiitze lain erst in zweiter Reihe in Be
tracht. Heutzutage aber, da der Dampf
in der Kriegsrwrine allein herrscht,
und der Dienst aus den Kriegsschissen
fiir den Ernstsall eine mehr als ober
sliichliche Einiibung verlangt, muß
England wenigstens siir das erste Be
dürfniß des Krieges eine Anzahl ge
schulter Reserven siir seine Flotte zur
Verfügung haben. Zu diesem Zwecke
allein werden deshalb Schulschisse und
Batterien unterhalten, aus denen stei
willige Reserven, die man mit verhält
niszmiißig hohem Sold und anderen
Bortheilen anlockt, »eine Yebungszeit
L..—-I.,« , L .,,
a
uur.ujucuuyclk uuv Istuycl Its Its geeig
net zur sofortigen Verwendung im
Kriegsdienst hervorgehen können.
Wohl sind in Großbritnnnien oft
Zweifel geäußert, ob diese Reserven
ohne Zögern dem Ruf der Noth Folge
leisten würden, aber der Untersu
chungsausschuß unter dem Vor-sitz Sir
Trnons tam, nachdem er die in ihren
Reihen herrschende Stimmung und
Gesinnung geprüft hatte, doch zu der
Ueberzeugung, daß solche Zweifel un
gerechtfertigt seien und daß England
auf die Loyalitiit dieser Männer beim
Ausbruch eines Krieges rechnen tönne.
Eine sehr wichtiqe Rolle bei den
Beratliungen des Untersuchungs-aus
ichusses bildete die Frage der Reserven
fiir die Maschinenräume, deren Bedie
nungsmannschast auf einem modernen ;
Kriegsschisse doch mindestens von der- ;
selben Bedeutung ist, wie die Bemau- —
nung der Geschiitzr. In Hinsicht guf ;
diese »Ieuerleute« aber scheint der «
Ausschuß zu keinem erfreulichen Ur
theil gelangt zu sein. Er konnte sich J
nicht verhehlen, daß gerade die Tüch- -
tigsten unter den Maschinisten der «
Handelsslotte sehr wenig Neigung zei- «
gen, sich der Marine - Reserve mit der .
Verpflichtung anzuschließen, fiir einen
bestimmten Sold im Kriegssall ihre
Dienste zur Verfügung zu stellen. Sie
ziehen es vor, »il)re Zeit abzuwarten«, ;
d. h. sie rechnen mit Sicherheit auf hi;
heren Sold ohne vorhergegangene Ver
pflichtung, indem sie sich sagen, dcß
die Marineverwaltung im Atlnenbiick
eines dringenden Bedürfnisse-i ihre
Lohnbedingungen annehmen musi. I
»Das ist vielleicht nicht sehr pstrios ;
tisch,« bemerkt resignirt Bice - Admts s
eal Fitzgerald, »aber von ihrem eige
nen Gesichtspunkt aus doch sehr !7::g.« »
vffs
—- Wer zu hoffnungen be-«
rechtigt, ist zu Thaten verpflichtet.
— .
sm- Gefamhte m BRAUNs-»
Kann unser heuti es Geschlecht.
noch zurückversetzen n eine sein in
der man durch Aneinanderreiben von ·
Holzstiicken oder durch Stahl, Stein i
und Zunder Feuer zu gewinnen suchte? .
Weiß man außerhalb der chemischen
Fachireise noch etwas von de: Disbers
einer’schen Wasserstoff - Zündrnaschinr
oder von den Tunthölzern, deren s
Köpfe aus einem Gemenge von chin
saurem Kali, Guinmi oder Zucker und
Zinnober bestanden, und die sich durch
Eintauchen in mitSchwcfelsäure durchs »
iriintiansbest entzündeten? Wir dür- ·
sen wohl iiihn behaupten, daß die Er
innerung an diese Dinge vollständi .
verschwunden ist. Und doch sind ers
einige Jahrzehnte dahingeschwunden,
seit die ersten Phosphorziindhölzer
auftauchten, die dann die Gestaltung"
der Feuergewinnung wie sie heute ist,
im Gefolge hatten. Ein Rückblick aus
diese für unser ganzes sociales Leben
so unendlich wichtig gewordene Ent- ·
deduna muß einerseits anziehend und
unterhaltend, anderseits aber auch
ebenso lehrreich erscheinen. Gewiß ist ·
es nur Wenigen betanni, daß das
Staatsgefängniß Hohenasperg in
Württemberg, aus dem der Dichter
Schubart zehn Jahre lang als Opfer
despotischer Willkür geschmachtet hu «
(1777——1787), der Ausgangö
der Erfindung ist, durch welche
düstere Festung zur Lichtspenderin
die ganze Menschheit geworden
Jm Jahre 1832 hatte das große noli-— g
iischk Votrsfest zu Hambach in ver-«
Psalz stattgefunden. und einer der«
Theilnehrner an dieser Demonstraiion,»'s«
denn-»in Friedrich Kammeter aus i
N
s-«
Ludwi»sburg, wurde, wie viele Art-(
dere, zu Festungshast verurtheilt und, «
wie einst der unglückliche Schubart, als«
Gesangener aus den Hohenasperg ges s
bracht. Jm Gegensatz zu seinem ge- ,
waltthätigen, herzlosen Vorgänger, .
hatte der damalige Commandant derJ
Vergseste sehr menschenfreundliche Ge- «
sinnungen und suchte das Schicksal der
Sträslinge möglichst zu erleichtern. i
Nachdem Kammerer ihm mitgetheilt,s
daß er sich früher mit Chemie beschäf- I
tigt, gestattete der Commandant, daß
der Gefangene sich in seiner Zelle eins
lleines Laboratorium einrichtete, und
dieser verfolgte nun seine schon friiher
gesaszte Idee, die damaligen Feuerziim Z
der zu verbessern. Er lam im Jahre
1833 aus den Gedanken den leicht-l
entzündlichen Phosphor als Grund-is
material zu verwenden, und nach eini- i
gen Versuchen gelang ihm die richtige.«i
Zusammensetzung; er erzielte eine I
Masse, die sich nach dem Trocknen .
leicht entzündete. Wer begreift wohl
jetzt die sreudige Erregung, weiche das
erste an der Wand seiner Zelle entzün
dete Holz in dem gesan en Entdeck er
lzervorrusen mußte! Edie sollte alle]
Welt sich freuen, ein so billiges, siche- ·
res und leicht transportables Feuer
zeug zu erhalten! Doch der Undant der :
Welt und vor Allem seiner eigenen Va- s
terlandcsgenossen hat auch diesen Er
finder schwer getroffen. Patentschutz
existirte damals in Deutschland noch
nicht, großes Capital stand Kammerer
nicht zur Verfügung; trotzdem arbeitete ,
er, nachdem er in seine Vaterstadt zu
rückgelehrt war, und obschon bald i
Concurreuten austauchten, rüstig wei
ter, bis ein hattet Schlag alle seine
Hoffnungen vernichtete. Jm Jahre
18«55 wurden die Reibziindhölzer in
fast allen deutschen Staaten verboterH
Die damalige Verordnung einer han
noverschen Provinzialbehiirde erinnert «
unwillkürlich an die tomischen Erlasse, ,.
womit die ersten Eisenbahnen bekämpft
und verurtheilt wurden Sie lautet
folgendermaßen: »Da die neuerdingss
in Gibt-mel- aplnmmmpn Neid-Und-«
werlzeuge sich als seuergesährlich er- z
wiesen haben, so wird mit Genehmi- z;
gung königlichen Ministerii des Jn- "
nern hiermit versügt: der Vertrieb vers
sogenannten Reibziinder, des Reib
schwammes und aller Zündwerlzeuge,
die sich durch Reihen an einer rauhen
Fläche entiiindem wird beiVermeidung
der Confiscation und einer Geldstrafe
von Fr-—10 Thalern untersagt. Die
jenigen, welche sich bisher mit dem «
Vertrieb dieser Gegenstände besaßten,
haben bei gleicher Strafe ihren etwai- «
gen Vorrath binnen einer borzuschrels .
benden Frist aus dem Königreich zus.
schaffen, und dasz solches geschehen, J
nachzuroeisem Die Obrigkeiten haben !
die wider diese Bestimmungen dor
lommenden Uebertretungen zu unter
suchen und vorschriftsmäßig zu be- «
strafen.« —- Nun benutzten fremde
Speculanten die Gelegenheit, die deut
sche Erfindung auszudeuten, und erst
nachdem alle übrigen Staaten die Fa
brikation sreigaben, mußte diese auch
in Deutschland zugelassen werden.
Kammerer starb gebrochen im Jrreni
hause seiner Vaterstadt Ludwigsburg .
im Jahre 1857. Die Behauptung die
im vorigen Jahre in einigen Blättern
erschien, der Ungar Jrinyi sei als Er
finder der Zündhölzchen anzusehen, ist
entschieden zurückzuweisem die Priori
tiit Kammerers ist über allen Zweifel
erhaben. Nur langsam hat eine Vers «
besseruna der Kammerer’schen Erfin
dung stattgefunden, die wir in ihrer
Entwickelung hier nicht verfolgen wol
len. A A 1
—- Jn der Ortschast Ejoma
hat der vermögende Bürger Michael
Hainburg aus Verzweiflung darüber,
daß die hochfluih seine ganze habe
veänichtetzekhxsinedsfräu und sein drei
jii riges er ro elt und dann
selbst erhängt. sich