Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, July 16, 1897, Sonntags-Blatt., Image 7

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    Sonntags -’ cPlatt.
Beilagä dss «,",-A»iize"ig?r«i«cjis«7.·H-Eibtb
Grund Jstand, Nebr» den Ni. Juli 1897.
No. 45, Jahrgang 17.
« etarauazzxeimmggkschichte
»,«serhad Bey war ein zufriedener
.mm. Er hatte eine gefüllte Gar
.- be, feine Laclstiefel saßen vor
. ii lich, die Knopfe seiner rothbraunen
acczhandschnhe rissen nicht ab, auch
ie Visitentarten,,--Fi1h.ut U· i, til
0 Hort l·«);(;stl«:11«-.«-Unnul
oussonk I’-1(li.i« waren hübsch ge
· rochen, ein zierlicher Spaairstock lag in
iner Hand, der Frühlingshimmel
ute über Konstantinopel und den
ten Landlyiiusern des Bogporuss.
, erhad Beh fuhr Inii der Tunnelbahn
nach Galata, eilte leichtsijszia durch das
Gedränge der tausend Menschen aus
Morgen- und Adendkand, die auf dem
orschen Holzpflaster der neuenBriicke
Ver das gotdene Horn stolpertcn, und
rgendwo würde er Bekannte an einer
fdungsbriicte sehen, dort wiirde er
hl aussteigen, frühftiicken, die jun
«en Damen der Franken bewundern,
« selbst gesehen, bewundert werden.
Der Dainpfer ist leer. Die vielen
Franken, die an den Ufern des Vog
« pokus wohnen, fahren frühmorgens in
. die Stadt und kehren erst am Nach
. mittaae zurück Hier und dort ein Tou
"« rist mit rothern Buch in der Hand, ei
» nige Beamte der Botschaftskanzleien
mit dem Postsöcten, eine junge deutsche
. Clavierlehrerin, die ihre Stunden in
J Bebei zu geben hatte, das war das
Reisepublicum unter dem Sonnendache
« der ersten Classe. Die andern Reisen
den waren fiir Ferhad Bed, Sohn Sr.
Excellenz Achmed Jussuf Paschas nicht
vorhanden. Ti: heitern, aumnthiaen
Landschaftsbilder des Bosporug zie
hen am Damifer vorüber, große Sec
schiffe vierruderiae Kaiig nnd nnae
« fiiae TUiahonen mit Waaren und Frii h
ten beladen, beleben die Fläche Heu
«, lend nnd schwarze Rauchwollenfcbleier
über die Landschaft werfend, lrenzen
sich die Dunende von Raddampfern des
Bosporus. Fern-ad Ben lnnnte das al
les schon; er schlief ein. Im schnellen
Traum erschienen ilim seine Seinen
is Jn, et hatte Sorgen, li- til-: (l·- Hun;
, ’ mesllomsss. Marnot, die coletteSiins «
qerin der Coneorhia in Pera, der er;
schon manchen Nin-r nnd manclsesztslrnp ;
band gewidmet. erschien ibrn in Ve: 9
gleitnna irrer Herein Eltern est-J derv
Picardie. sfr izibrte sie alle in eixss vor
nehmes Speiselmik man bringthlsnrns «
pnaner und Triiffelpaitetem er trinkt
; fleiftig, um die Anwesenheit der braven «
» ( Picardem »Un- ·-i ins-n-, Zu vergessen -
—- plötslirb Rauschen seiden-er tiirli- ;
fchet Frauennxiintel --——, seine Mutter !
steht vor ihm. CTine Bonilxe Vlatkt -«— die !
alte Tiiklin tvettert ob der Nichtach- s
jung des Ramasnn, des Fastenirionats. i
in dem die Glänbiqen nur Imiichenlim
tergang und Aufs-kann der Sonne essen J
. dürfen, und jaqt die Gesellschaft hin-f
aus: die Vicarden, Vater und Mutter, ;
f bleiben tiefaelriinlt in lebhaftem Wort- i
wechsel mit der alten Tiirtendnme zu- !
riicl, Ferbnd Ben erqreist lächelnd den !
Arm der schönen flsltnraot nnd zieht sich j
als Diplonmt aust- der Schlian indch
die Mutter und die Vicarden sich mit z
dem Kellner wessen der Rechnung, 4k
Lire 85 Vinster Gold weiter senten. Z
i
Unten auf der Straer ist Mai-rot vers -
schwanden. nnd an seinem Arme sieht
er Hafisesb. sein-e Siissnesten die does
Mutter Vorwürfe wiederholt Beide·
neben m Merrier und Go» dem präch
tigen Modenoeschiist Dort entnimmt
man die berrlirben Sack-en auf Rech
nung iiis Amt l·I·-i««isllisns·es nibt das
Gelanfte sofort zurück nnd streicht
verqniigt die Summe ein« die Merrier
nd Co. bereitwillin ihren guten Kun
en auszahlen Ende gut, alles gut,
murmelt Ferlsad Vey und reibt sich et
wacksend die Augen·
Sein kleiner Morgentrnnm bntte
viel Wirklichkeit enthalten- Alle feine
Voraus slklcll Dem OV Im Dcinck UT
celleni Pliilslieb ein. Wie schaffen tnir
die Viearden ab? Die v«,’(lreunde Fertmdg
hatten ibn schon oft mit dieser Freun
schast qehänselit es nmr m dnmn
Marqot war wirklich ein Enael: alle-J
nahm sie. von jedermann: nicht— ais-s
sie zurück. niemandem. Und die Picene
den mit ibrein Durste und ils-ten diii
sobliaen Schuf-en « sie waren wirtlirsi «
I
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sebk störend und eine ernste Sorqe fiir :
Ferhad Ben. —- Und seine Mutter!
Nicht nur dem Vater,SeinerExcelle-1z,
hielt sie ihre Predi gien wegen der Ve
Ziebnnaen zu einer blonden, schlank-n
Enaländerin nnd der Rechnunqen fiir
Kleider, Stiefeletten Strümpfe nnd
Corsetg——die aute Mutter muss-te nicht,
daß ibre eigenen Kinder das Geld sür
T· diese schönen Tinae einsteckten, die
" Seine Excellenx als iiir seine enaliiche
Freundin aelieieet wähnte-» auch dem
Sohne war sie disk wahre Nachenöttim
die nur durch Zärtlichkeit nnd aut sie
spielte Bessernimscnsnödie versöhnt
werden konnte. Ja· die Mutter war
« auch ein Gegenstand ernst-er Soraex sie
war beinahe so störend· wie die Pirat
den. —- Und HasiseM Sie arollte, wenn
er der Mutter Tdränen entlocktr. Frei
lich war sie seine Gefährtin bei denFis
nanzoverattonen mtt Merrier und Co.,
aber sie weigerte sich beharrlich, den
vockennarbigen Asig Ven, til-I tsc- Inn
Excscsilesncsn Rat-hist Omssr Poch-h
xn heirathen. Sie war taub siir alle
Griindet der Vater Asts Vens hätte
Ferhad Vers eine Stelle als Botschafts
rath in Paris verschaffen können: wie
’ reizend würden dannFerbad nnd Hast
seb aanz n in fis-man sich in Niua un
terhalten können u. s. w. Hasiseb liebte
einen Franken. Da dieser Franle aber
nicht Notsebaster war, so fand Ferhad
Ben diese Verirrung empörend und
tadelte sehr ernst seine anmuthige
Schwester Das versöhnte dann immer
den Sohn mit der Mutter und trug
ihm einige Goldlire ein. Das war
zwar nett von Hasiseh, aber Sorge be
reitete auch see.
Der Vater, Seine Excellenz Achmed
Jussuf Pascha, war wenigstens ein
guter Mensch. Den hohen Posten, den
er im Palast bekleidete, füllte er mit
Wiirde aus. Er verdammte hart das
nihilistische Treiben der Atmenier, be
klagte in Frankentreisen mit Thränen
im Auge das Loos der unglücklich-en
verirrten Kinder Armeniens —- und
die armen Teufel thaten ihm wirklich
leid, hatte er doch seine beiden Sarass,
die immer bereit waren, ihm Geld zu
40 Procent Zinsen vorzustreckem und
seine drei armenischen Diener, Aghop,
Gharatet und Kirkar, großniiithig
vom Tode errettet und tnonatelang bei
sich verbargen gehalten-, er arbeitete
mit Eifer an einer sinancillen und po
litischen Wiedergeburt der Türkei, und
was er schrieb und vorlegte, war so gut
und verständig, daß seine Durchfüh
rung aanz ausgeschlossen war. So
hatte er vorgeschlagen, die höhern Be
amten mögen auf die Hälfte ihrer Ein
künfte verzichten, um die hungerndem
darbencien Samein zu bezahlen. Jn
dem hohen Rath war man entzückt von
dieser Jdeez soaav sonst schweigsame
Pascbags hielten Reden zu Gunsten des
Ltorsctilaq5. Er wurde also mit
Ziitnmeneinheit angenommen und mit
Stinrmeneinheit —- vergessen, ,,mender
altnnda« — unter das Sitzpolster —
gelegt, too er sich rnit andern Reform
vorschlägen und Reformbeschliissen
ganz wohl befindet. Dann grüszten
sich die Groszen des-Reichs lächelnd und
man ging toiirdevoll auseinander-, um
sich aus andere Reformen vorzuberei
ten. Mit einem Worte, Seine Excel
tenz war eine Stütze des Thrones und
der Gesellschaft, toie man ihrer in die
sen sctnoeren Zeiten bedurfte. Allah
ist«-eitle ihm ewige-S Leben! Der gute
Ruf Sr. Excellenz hatte zur Folge,
daß ziemlich regelmäßig die 300 türki
schen Pfund Ilionatsgehalt einliefen.
ji«-i lkiun d aus den Tag waren indes
fen nicht zu viel siir das gastlicheHaus,
in dein mehrere Generationen türki
sch-cr, arabischer und christlicher Die-'
ner ledten, wo Se. Excellenz täglich
nnd nächtlich zahlreiche Türken und
Franken zu Gaste hatte. Dann schu
sen die Armenicr Rath; wie gut, daß
man nicht alle umgebracht hatte! Jn
Bezug auf die Frauen hatte Se. Ex
cellenz strenge Grundsätze Nur die
lingländerinnen galten in seinen Au
gen »Mein Sohn!« pflegte er zu Fer
lxad Bet) zu sa gen, »ich rathe Dir aus
richtig, nur eine Engländenin zu hei
rathen! Die verstehen Haus und Le
ben mit iIlnm tth und Freude zu um
geben, würdig und sein zu repräsenti
ren; tie haben die englischen Saucen
erfunden und die elegantesten und ge
riegensten Moden. Sie erziehen die
liinder zu anständigen, triistigenMen
schen, sie sind die Perlen unter den
Frauen! Bist Du einmal mit einer
tfngländerin verheirathet, so steht Dir
die Welt offen, so kannst Du Deine
Carriere beginnen Du bist schon 96
G e-- —sa OWLc--tt4L-L
«’UULL Ulls VLUI OCUIII DUIIGI Ullth HG
nirg, Tu bist ein hübscher Junge, also,
yerhadl -—— die Engländerin!«
Ferlmd hatte seine Frauenstudien in
Pera begannen, sogar ein erträgliches
Tinaeltangel-Englisch gelernt, in Pa-«
rig hatte er das fortgesetzt; er hatte
viele Engländerinnen « kennen gelernt.
Sie sangen und tanzten den Sei-pen
tintan3, tranlcn gern, auch, wenn der
t-? anspagner nicht «Extra Drin« war,
unr- aucii seine Geschente nahmen sie
gern. Sie hatten den Vorzug, keine
Piccarden zu Eltern und Briidern zu
lzalxenz meistens hatten sie überhaupt
tcine Eltern gehabt. Nunmehr aut
vorbereitet, hatte li- tils il« san Ist
«--.«ll·-msi« versucht, die englischen Jtrieise
des Poe-poran zu erobern. Sein Va
ter war ihm behülslich. Ueber einige
,,Garden Parties« in Therapia und
Vüiiitdere hatte man es noch nicht ge
bracht; gut Ding will Weile, und sein
Vater war als englandsreundlicher,
einstußrseicher Politiler in englischen
Kreisen so angesehen daß es an end
lichenr Erfolg nicht fehlen tonnte be
sonders seitdem Ferhad Bey nur eng
lische Stoffe trust- Fußball spielen er
lernt und Unterricht im Boxen genom
men hatte. Die jungen englischen Da
men waren zwar kühl und förmlich,
indessen so iänat jede tiefe Leidenschaft
an. Alles war also auf dem be
sten Wege.
Der Dampser ist in Therapia ange
kommen. Ferhad Bey steigt aus, ohne
besondern Grund, er that ja fast alles
ohne besondere Grunde Hier ist der
Sommerpalast der englischen Bote
schaft; ihm unbewußt wirkt dieserUm
stand auf ihn. Kaum hat er den Fuß
auf die Landungsbrürte gesetzt, so ge
wahrit er, wie von rechts her, von Bü
jütdere, einige Herren und Damen in
schnellem Trabe sich nähern. Er hat
sie erkannt. Diese Herren und Damen
sind in der englischen Botschaft zu
Hause, oft hat er gehört, wie man ihre
schönen Pferde und ihre Reitkunst
rühmte. Soll ev die Reiter und Reite
rinnen hier zu«Fus3 begrüßen? Nim
mermehr; schnell hinein in den retten
den Thorweg des Gasthon Petala.
Dort könnte er eigentlich frühsttickenx
Summer Palace mit seinen Pinien ist
freilich vornehmer, aber ans dem Wege
donthin würden die Reiterinnen ihn
einholen. Also Hotel Petala. Ferhad
Bev hat aber noch einen zweiten Ent
schluß gefaßt: er muß ein Pferd ha
ben. ein zweites für den Reittnecht, er
man -—- ja gewis-« das ist’s — er muß
in Theravia wohnen, ..Son Excellence
rnon pere« muß alles einrichten —- wo
zu hat man denn sonst die Väter! Auf
der Terrasfe des Gasthoer früststiictt
man sehr angenehm. Man überblickt
den blauen Bospvrus, dessen Wellen,
von den beständig kommenden und ge
henden Dankt-fern aufgewühlt, an die
Stufen der Steintreppen schlagen.
Flinte Kaits nähern sich; es sind wie
derEnaländer, deren kräftige Arme die
niedrigen, schlanken Fahr zeuge durch
den Bosvoris treiben, und fogari Da
men rudern mit. Unter den breiten
Strohhüten lachen ihre zarten, längli
chcn tssjesichtey die Männer aber mit
nackten Armen Und sonnaebräuntenGei
; fietfstem nnd Nacken arbeiten fast wie
T die crxnenkifchcn .siaitdsct;i5, die man
; neulich leid-er Gottes, erschlaaen hat.
Ferlkad Ber, sieht den heiteren Zug vor
iibergleiten, ganz in der Nähe; man
achtet seiner nicht; er gibt sich ein wür
diges Uns-schen — ernst, nachdenklich,
in Gedanken Versunken, in Gedanken
siir das Wohl des Vaterlaildes. Er hat
auch den dritten Entschluß gefaßt.
»Bor- Er cellenee« muß ihm ein Kaik
iziusen Wie denlt sich denn der« Vater
dag, eineEngliindcrin zu erobern, ohne
Sommerhauo in Biijiikdere oder The
rapici, ohne Pferde, Diener, ohne Kait
nnd ohne sonngebriiunten Nacken! Es
war doch gut, den Dampser bestiegen
zu haben·
Ferhcid Beh wählt zur Rücksahrt
den directen Damper der eilig ohne
die Zeit seines Zickzackbruderg denBos
pokus durchfährt und an der neuen
Brücke iiber das goldene Horn anlegt.
Eis blieb noch Zeit genug, bis zum Be
ginn der Vorstellung in der Concordia
den Gatten des ,,Piccolo Compo« zu
besuchen. Dort kann ev sich ausruhem
ein Nargileh und einen Kasfee nehmen.
Dort wird er Freunde treffen, dann
kann e: noch den Ring laufen, von dem
ihm Margot neulich gesprochen hat,
und pünktlich wird er an dem gewohn
ten Platze sein, sobald der Vorhang
der Eoncordia auseinandergehL —— —
Ferhad Beh tehrte spät in der Nacht
in den väterlichen Fional nach Stam
bnl zurück. Als er leise den Eorridor
des- Nebenhanses betrat, dessen untere
Ränrne er selbst und dessen ersstenStoel
seine Schwestern bewohnen, hörte er
verschiedene Thüren sich .öffnen nnd
schließen. Die weibliche Polizei des
Hnuses, bei weitem zuverlässiger als
die männliche, war auf ihrem Posten
Wase machte es ihm? Er hatte den
., « rin. —— A mt. -----
NEUPI UUU, JJLLILHUH PHSUH Haus«-,
Concordia Tonwellen, Champagner,
Ponmde uni die Haut zu braunen,
tiaits und Sonnnerhiiuser in Tlicra
pia. Gegen Morgen wird er unsanst
geweckt. Sein Vater in eigener Per
son steht vor ihm. »Ferhad!« ruft er
ihn an, ,,wach aus« höre, was ich Dir
zu sagen habet« Ev reibt sich die Plus
gen, ce- tst tein Traum; Seine"(sxcels
lcnz sielit vor ihm. »Nun also, iils
höre, was gibt eS?« »Man ist gekom
men, uns einen Heirathsantrag zu»
machen. Hier ist der Contract: Du er-t
hältst moncitlich 30 Pfund, ich gebeDirI
auch 20; außerdem erhältst Du eins
steinernes Haus in Stainbul und ei
nen Posten im ,,Conseil de la Sublirne
Parte« mit 25 Pfund monatlich, zu
thun hast Du nichts-. Willst Du?« —
»Und eine Frau erhalte ich doch auch?
Kenn’ ich sie?« — ,,Foeilich kennst Du
sie· Die kleine Fatimel), Tochter von
Mustnpha Ali Pascha, ein braves
Mädchen.« —- ,,Ach die! ja, als Kinder
haben win uns gekannt. Das ist alles
gut, ein steinernes Haus und monatlich
75 Pfund, aber, lieber Vater, muß es
denn gleich sein, und wo bleibt meine
Engländerin?«——»Es muß gleich sein!
Fatirneh, die Tochter vonMustapha Ali
Pascha, liegt seit zwei Stunden im
Starrteamps. Ein anderer will sie
heirathen, und erklärt iie: nur dich,
odeo sterben, und fiel in Ohnmachis
So hat man uns gleich den Contralt
geschickt und erwartet deine Antwort. «
—- ,,Nun in Gottes Namen, ja. Bis
morgen wird es wohl Zeit haben! Und
meine Engländerin?« ,,Lieber Junge,
das ist ailes noch zu machen.« —- »Ah
so«, lächelte Ferhad, »ich will es so
machen, wie.du!« — Seine Excellenz
und sein Herr Sohn, Klemm-(- du
Umrisse-il (1(- li-. Anblimp P(n-t(-,
lachten herzlich. Dann wendete
sich Ferhad Bey zur Wand und
schlief weiter. Seine Exrellenz
aber gernhte, an das Thor ihres Ha
remlits zu klopfen, um der dort die
Lösung dev Frage erwartenden Dame
des Hauses die Mittheilung zu ma
chen,daf1, alles- erledigt sei. »Allal)
sei gelobt!« erwiderte sdie würdiae
?J2at!rone. »Unser Kind wird glücklich
ern « —
Ferhad Bey ift Gemahl von Fan
meh Hanum, er ist auch («c)11.snill-s-i
ile ln sublimo Forli-, wohnt in einem
steinernen Haufe und hat 75 Pfund,
nach menschlichem Erimessen gesicherter
Einkünfte lsmäi j»1(, zu thun hat er
nichts. Wenn er dann und wann auf
der Pforte erscheint, so weiß ihm nie
mand zu sagen, wo sich seine Kunst-ei
befindet. Dann acht er beruhigt wie
der von dannen, um den Empfang des
Gehalts zu bescheinigten Aus dem el
terlichen Hause hat er die strengen
Grundsätze seines Vaters in der
Frauenfrage mitgenommen; er- liebt
die Englanderinnen und wird seinem
Erftgeborenen einschiirfen, nur eine
Engländerin Zu heirathen.
Ob auch Hatimeh glücklich ist, wi!
sen wir nickt Hoffen wir es. Izu-:
Roman hat ja so schön angefangen —
und Allah ist allmiichtig.
Feind-liche Brüder-.
Der griechische General Konstantin
Smolensti hat einen Bruder, ders
jüngst noch Firiegsminister war; mit;
diesem Bruder aber ist er spinnefeind,E
und das ist auch der Grund, weshale
Konstantin seinen eigentlichen Faun-i
liennamen Smolenitz abgeändert hat.t
Der Bruder Smolenits besitzt einen er- E
grauenden Schnurrbart, dem er Mit;
schwarzer Wichfe den jugendlichenk
Glanz zu erhalten sucht. Bruders
Smolensti fand das geckenhaft undj
unsoldatisch und höhnte darüber. Alsz
nun Smolenitz Kriegsminister war,j
fand endlich Stnolengki Gelegenheit,s"
seinen feindlichen Bruder wegen seiner
Schnurrbarteitelkeit direct zu verspot
ten, ohne daß dieser etwas darum an
haben konnte. Smolenski, der damals
Oberst eines Artillerie - Regiments
war, verfaßte einen schönen, dienstli
chen und in allen Formen peinlich ge
nauen Bericht an Se. Excellenz den
Herrn Kriegsminister Smolenitzz da
rin sagte er, wie er mit wahren Be
dauern bemerkt habe, daß in seinem
Regiment mehrere ältere Officiere ihre
ergrauenden Schnurrhärte wie alte
Geden särbten. Eine solche Gepflogen
heit, wenn schon nicht durch ausdrück
liche Heeresverordnungen untersagt,
fcheine ihm jedoch des Soldaten nicht
würdig und mit einem strengen mili
tärischen Geist unvereinbar zu sein« Er
wolle daher nicht versäumen, pflicht
schuldigst die Aufmerksamkeit des
Herrn Kriegsministers auf diesen Toi
lettenunfug zu lenken, und erwarte
dessen diesbezügliche Anordnungen.
Smolenski wartet natürlich heute noch,
aber seinen Zweck hat er erreicht. Bru
der Smolenitz hat hat sich so schwarz
geärgert wie sein gefärbter Schnur
Inn-I
»
B l i n d e r L ii r m. Wirinmt
»F:Irr Toctor, sichert Sie schnell aus,
dIis Hausv brenni!« Student: »Um
Liciteswilleik liaben Sie mich aber cr
«s«·i-,:ettt, ich hab schon gedacht, mein
Schneider ist da!«
--—G rammatische Schwie
rigkeit. Schwiegermutter: Also
ich bin bestimmt dafür, wir müssen
daiJ so machen, das andere müssen wir
ändern, meint meine Tochter, und
dann müßten wir auch —« Schwie
gersohn (erregt): »Schwiegermama,
sind wir wir oder Jhr oder Sie oder
ich(.-«
—- Ein Millionär macht
T e st a m e n t: »Ich hinterlasse mei
ner Frau 810,000 jährliche-Z Einkom
men.« — »Schön«, sagte der Notar;
»und wenn sie sich wieder verheira
then-« —- 820,000.« —- ,,Wie soe« —
»Oh, nicht fiir sie, sondern für ihren
zukiinftigen Mann. Der wird sie gewiß
redlich verdient haben.«
— Gut gemeint. Herr (der ei
ner Dame durch den Dienstmann über
bringen ließ): »Hat Sie die Dame
nicht ausgefragt, wer Jhnen das Bon
quet gegeben?« —- Dienstmann: »Hm
. . . ja . . . sie meinte, ob es nicht ein
Herr mit einem langen, dummen Ge
sicht gewesen wäret« — Herr: »Das
haben Sie doch verneint?!« —- Dienst
inann: »Natürlich . . . ich werd’ Sie
doch nicht verrathen!«
sie gelvc »weil-e
Humoreske von Robert Mifeh
»Ja,« sagte der Gerichtsprattikant,
»daß meine Frau meine Frau gewor
den ist, das verdanke ist einer We ftel
Ja, ja, einer gelben Sommerweftet
Und das kam so:
Jch lebte als Referendar in Mün
chen — es sind jetzt gerade zwei Som
mer her. Eines schönen Juniznorgens
machte ich, als ein Sonn- nnd ein
Feiertag aufeinander folgten, einen
Ausflug in die Berge, Als ich am
zweiten Tag hungr .- uurftig lei
den Enterrottacher Lea sserfällen kirr
nuskomme, begegne ich da ganz zu
fällig einer Münchener Familie. Sie
bestand aus Vater, Mutter und einer
erwachsenen Tochter und einem Sohne«
der Student war. Wir kommen in’s
Gespräch, und da die Herrschaften auch
nach Tegernsee und München zurück
wollten, so schloß ich mich ihnen aus
eine Aufforderung des Alten an.
Plötzlich bezieht sich der Himmel
schwarz, während kurz vorher noch kein
Wölkchen zu sehen war. Es fängt an
Bindfaden zu regnen, und wir hatten
allesamint keine Regenschirme bei uns,
nur die Damen ihre kleinen Sonnen
knicker. Da kam ich auf eine ingeniöse
Idee. Jch hatte einen Gummimantel
bei mir zum Schutz gegen Staub und
Regen, der Alle einen wasserdichten
Lodenhavelock. Wir knüpften die bei
den Mäntel zusammen, befestigten
dann an den zwei Ecken vorne nnd in
der Mitte hinten unsere Stöcke; und
nun trugen wir drei Männer das
Ganze als ein Großes Regendach, als
eine Art von Prozessionsbaldachin
über den Häuptern der beiden Damen.
Auch uns- Männern schätzte der impro
viiirte Him.:1el noch ein wenia; der
Student hatte außerdem seinen Ueber
sicher nir beide lvickelten uns in die
Regenmiintel der Damen, und so mar
schirten wir lachend und vergnügt bis
nach Rotiach zum Gasthau5. Die Da
mm mai-m mittlirb nicht ein bis-eben
naß geworden, und wir ließen unsere
Röcke, die doch etwas abbekornmen hat
ten, in der Küche trocknen und zogen
derweilen die Joppen unseres Wirthes
an
Darüber waren wir natürlich hung
rig und durstig geworden und aszen
und tranken uns nach Herzenslust satt.
Da Ich, um meine knappe nasse Fu scho
nen, nichts- gefrühstijckt hatte, so aß icy
noch mehr wie die Anderen. Na wies
so kommt: wir wurden zuletzt 0furcht
bar vergnügt: ich macht e der Tochter
den Hof, und zum Schluß ließen wir
Wein bringen, um das Mahl würdig
zu beschließen Jch wußte bereits-, daß
der Alte Fabrikant sei, daß die Toch
ter »Gret« hieß und der Sohn Franz
Student war, aber die Namen meiner
liebenswürdigen Gefährten kannte ich
nicht.
Als ich mich darstellen wollte, hatte
der Alte gesagt: »Ach, lassen Sie doch
die zzsarenI Das ist ja das Schönste
an eine Reisebekanntscl,aft, daß man
vergnügt sein kann, ohne alle Tonse
cznenzen und ohne spätere Enttäu
schung.«
Mir schien es, als ob er schon einmal
mit einer solchen Bekanntschaft schlechte
Erfahrungen gemacht hätte. Oder
war es, weil er bemerkte, daß mir das
reizende Töchterchen — (hier lächelte
die Frau Praktikant) gewaltig in die
Augen stacht Jch zerbrach mir nicht
weiter den Kopf und hielt mich streng
in den mir gezogenen Grenzen. Der
Nachn itta ag war schon ziemlich weit
vorgerückt, und wir mußten bald an
I-». Of. Leu-.- J. s.».k»-. -:.-». L» hä«
W. ..«,»«.»., »W»«. «,.., gmg «
Leucht um mein getrockneth Jacket
wieder anzuziehen und meine Zeche zu
Ingleichen Aber-—- o weh! — Jch
hatte bei dem vergnügten Zusammen
sein, angeregt durch den Hunger und
Durst meiner neuen Bekanntschaft,
meine knappen Reisemittel weit über
schritten-. Wenn ich das Eisenbahn
billet noch bezahlen wollte — nnd ich
mußte heute zurück, da ich morgen wie
der Dienst hatte —— so reichte mein
Geld kaum für die halbe Zeche. Jch
nannte der Wirthin meinen Stand,
meinen Namen und meine Adresse, aab
ihr meine Karte und versprach den Rest
des Geldes sofort von München aus
zu schicken. Sie aber machte ein ,n1is3
trauisches Gesicht Und sagte schroff:
»Dann lassen-Z mir thre Uhr zum
Pfand hier i tenn’ Ihnen ja gar
net!«
Pech! Jch hatte dies nützliche Jn
ftrument versetzen müssen, um während
der Feiertage nicht ganz blank zu sein.
Ich hätte meine Uhr zu Haus anges
sen, gab ich ihr zur Antwort.
Jetzt wurde sie vollends rnifztrauisch
mufterte mich von Kopf bis Fuß und
machte mir endlich den Vorschlag, mei
net-. Mantel alg Fauftpsand zurückzu
lasfen Auch dag mußte ich ablehnen;
denn die Abwesenheit dieses Mantels
der als Regendaeh ein auffälliger Ge
genstand geworden, wäre sogleich be
merkt worden. Da kam mir plötzlich
eine geniale Idee:
»Ich lasse meine Weste hier! Wenn
—————-——
ich rnetn Jacket zutnovir. merkt-Z kein
Mensch!«
Da es draußen wieder sehr heiß ge
worden, würde mich das auch nicht
weiter geniren. Die Weste schien der
Wirthin indessen nicht zu genügen; sie
verlangte auch noch meinen Hut, und
ich hatte Mühe, ihr klar zu machen,
daß dies ein unmögliches Verlangen
fei, das mich vor aller Welt an den
Pranger stellte. Schließlich einigten
wir uns auf die Weste, und gleich dar
auf kehrte ich ohne diesen nützlichen
Gegenstand mit zugeknöpftem Jacket
zur Gesellschaft zurück.
Es war merkwllrdig, wie sich von
diesem Moment an die Aufmerksamkeit
der Anwesenden auf dies letztere Klei
dringåstiick concentrirte. Die Hitze,
der Wein und der Kaffee hatten ihnen
alle warm gemacht: der Student saß
sogar mit aufgeinöpfter Weste da, und
nun trat ich ein, bis oben zugeknöpft,
wie ein Egiimo in seiner Felljacke.
Alle zwei Minuten sagte Einer oder
Eine: »Aber so machen Sie sich’s doch
beque1n!« .. . Sie müssen ja ersticken!«
oder: »Ich begreife nicht, wie Sie das
aushalten können ich Vergehe vor
Hitze!« »Aber seien Sie doch nicht so
eigensinnig!« meinte die Mama.
«Nacl)her auf dem See werden Sie sich
erkälten!« —- Wir wollten nämlich per
Schiff zur Station fahren.
Zuletzt ließ der Papa zur Feier des
Tages noch eine Erdbeerbowle brauen,
und man ließ den ,,frostigen Referen
dar« leben, und die hübsche Tochter
lachte mich aus. Mir war bei alledem
sehr unbehaglich zu Muthe.
Plötzlich —- ich denke, ich soll vor
Schreck in die Erde sinken — kommt
das unglückliche Weib zur Thür her
ein, meine Weste wie eine erbeutete
Trophäe in der Hand, und sagt mit
harmlos lächelnder Miene, während sie
mir dies unentbehrliche Kleidungsstück
überreicht:
»Hier haben’s Jhre Weste zurück . . .
mein Mann hat g’sagt, Sie würden
mir Ihre Zech’ auch so bezahlen!«
Da lag sie nun Vor aller Augen, die
jetzt meine auffällige »Zugeknöpftheit«
Verstanden, in ein Unauslöschliches Ge
lächter aus-, in das ich endlich .,«iolens
nolens-« mit einstimmie Natürlich
erzählte ich jetzt offen die ganze Ge
schichte, und der Papa machte mir Vor
wiirse, dass ich mich ihm nicht sriiher
anvertraut Und da er natürlich iiir
mich auslegte, so mußte er mir seinen
Namen nnd seine Wohnung nennen,
und ich brachte ihm zwei Tage später
dass Geld selbst zuriitr. Da wir Ge
fallen an einander fanden, mußte ich
wieder Und immer wieder kommen, bis
ich ihm sein Töchterehen wegnahm.
Und daran war nur die gelbe Weste
schuld.
weidet-zwang in Bretgaricm
Am 26. September dieses Jahres
tritt in Bulgarien ein Gesetz in Kraft,
das-, wasBeschränkung der persönlichen
Freiheit betrifft, nicht seines Gleichen
haben diirfie. Alle Beamte und Diener
der Staats-, Stadt- oder Kreisämter
müssen während der Ausübung ihres
Dienstes, sowie auch die Abgeordneten
(«!-, wenn sie in der Sobranje sitzen,
Kleider und Schuhe tragen, die im
Lande Versertiqt und aus im Lande er
zeugten Stoffen hergestellt sind Alle
diese Ssjiaterialien müssen bestimmte
Zeichen, Ellinrken, Anfsehriften u. s. w.
tragen aeniiisx dem Markenschutzgesetze,
nnd alle Filiritantem Schneider und
Samster iniiisen sich solche Marken
wählen und dorten-en lassen, die dann
umkvfmn Thi- Miso-Ich
irerden auf den Enden der Stoffe und
Leder abgedruckt, die außerdem noch
mit einer besondern Mombe von den
Liezirixilirtsijrden auf Kosten der Besitzer
vers-eben werden« Auch die fertigenKlei
der und Schuhe werden die betreffende
Mart-: tragen Die Zolrämter werden
kein nuEIiindischeI Erzeugnisi oder fer
tige Kleider und Schutze einlassen, wel
dse die Marke oder das Zeichenn eines
reimisctken Industriellen oder Gewerbe
ireibenden tragen. Die Beamten find
verpflichtet beim Kaufen oder Bestel
len von Kleidern und Schuhen sich mit
einer Rechnung Zu versehen, die ihnen
rilsJ Beweis vor ihr-en Vorgesetzten die
nen soll: ausserdem aber werden sie
verpflichtet, jedesmal, wo sie in neuen
Fileidern erscheinen, dies dein Chef des
betreffenden Amtes initzutbeilen, der
die Kleider selbst zu untersuchen bat.
Im Uebertretungsfalle werden den
BeamtenGelM sowie Dienstfirafen auf
erlegt.
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——ModerneAnzeige. Des
Alleinradelns müde, suche ich eine flotte
klicidlerin als Lebensgefährtin. Gefl.
-Os',erten unter »Lebeusfahrt« an die
Exped. d. Bl. erbeten.
—- N e u t r a l. Sepp: »Na, HiesL
für wen hast Du denn eigentlich Partei
genommen bei der Raufcrei am vergan
genen Kirchweihfesttk Für 'n Roßbauer
oder für den Scharsenberger?« —
Hiesl: »O, i’ war neutral, i’ habl von
beide Partei’n Schläg' ’kriegt!« .
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