Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, April 02, 1897, Sonntags-Blatt., Image 8

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    DITZ Dukigeflint.n
Roman non Hans a. Sjiirlbkrg.
(Fortfekung.)
Madam-: de chier hatte dem jun
gen Offizier einige Zimmer des klei
nen Hauses, das sise sich in Port-o Fer
srajo gemietsheh eknsgekäsumt mo) ist-n an
eilm Tafelgezogem Sie führte auf
Elba ein still-es, einförmige-J Leben,
wie die meist-on französischen Vogtes-der
Rapoleon’s. Nur wann Oder Kaiser, kek
ismmser noch eine-n gewissen Aufwand
Hehre oder doch seiner Stellung für
msspwcksenlo hielt, Feste ga1b,mt·faltecke
sich m Poktv Ferrajo eine Art vons- Ge
felligkeit. Dem-n und komm war Em
pfeng ism Palaste, sdasrms mild warm ein
ils-Eimer Ausflwg in die Berge, Alles msist
großer Sparsamkeit eisugetfchjeh die
seltsam mit sdesms Luxus cantrasiirte,
den der kaiserliche Hof ehe-dem in Paris
oder St. Cloud ewifasliisk Christi-: Na
pobeon häelt mät seinen Mitteln sorg
sam Hör-as. Es fmlv noch die Anwei
fxmqsm Mr feil-ven- Hofmmschall aufbe
wahrt aus demn- beworgioht, daß ein
Ballfssi für zweihundert Petfonem
»das et. gab, nicht ükber füwfbaaxsmd
Jst-knien kosteni durfte. »Auf Geer
nxs wird man-, « so schließt etwas dieser
Schriftstückr. »wegen- det Seht-vierh
keit es zu beschssffm, san-z verzichten
müssen«
Mo I L- S--. gcspcl L- I-- .- EI
GOUW Mc cwushOlUc UIL LLDUCII all
biimoerin des gestürzt-m Weltweian
schets war überaus bescheiden einsac
richtei. aber die geistreiche liebenswür
biqe Frau und die Schänbeit und
Anmut-h ihrer Tochter ließen diese
schli cbte Häuslicbleit dem Offizier, der
zwei Jahr-: hindurch-s- unster den
dräckenxdsten Verhältnissen das harte
Brod der Gefangenschaft gegessen hat
te, wie ein Eben erscheinen.
Wie einst ins Kur-i von Stetten’s
Brust, so lebte auch in Dnlot’s Ein-«
pfinloen bald ein heißer-es Gefühl ansp
Leise zuerst, schnell aber immer leben-«
diaer erwachsend, ergriff ihn eine un
widerstehliche Leidenschaft fiir das
schone Mädchen, das wie eine Schwe
ster mit ihm verkehrte. Werm- ste Arm
in Arm durch die Olivenbaine längs
der felsigen Küste lwsttvansdelten vier-;
auf schwantern Boot, nur von einem
der seekuntdigen Fischer begleitet, bin- .
überfahren nach der brauch-harten Qui
genmseL die zu dem kleinen Reich Na-)
poleon s gehörte, baan war ilnn oft,1
als osb er Louison nicht erst seit wen-i-;
gen Tagen ten-ne, nein! als ob eine
verborgen-e Leiiomschasst, wie lange schon
in ils-m gelebt, plötzlich zu hellen Flam
meirt ausgelodert set. Und wenn skse ihn
dann mit zärtlicher Fürsorge zur Vor- :
sicht mahnte, wenn sie voll innsiger, sich»
in ibresn ausdruckgvollen Augen so er
greifend witerspiegelnsder Theilnabme
wen Erzählungen von seinen Abenteu
ern im Samt-reiche von seinen Leidens
in der Kriegsgefangenschast lau-schie,
dann quoll es ihm oist so heiß in seinem
Herer empor-, als müsse er ihr zu.
Füßen stürzen Aber Dulot war eins
M ar» der Un der schweren Schule des
Leisten-E- gelernt hatte, sich zu heb-err
schek.. Mannen-ask kämpfte er mit sei-i
nen Empfind-ringen Die große Aus-I
gab-e die er vor sich liegen hatte, der die
näckszen Monate seine Lebens aus- j
schl:·--:-1·glich geweiht sein eilten mußte
erst erledigt werden, che seine eigenen
Wünsche tin- Betsraicht kommen weinten
Und Louist
sTer junge Ofsizier, dessen mannig
fache wechsekwde Erlebnisse sie interes
sirten, dessen ritterlich frisches Wesen
sie annuttlyettz wäre ihrem Versen viel
leickr nicht gleichgultig geb-W,we1m
nicht bie Sorge um sichrer-gern nächste
Bukstt sie völlig beschäftigt hätt
thre Abreise von Eber stand bevor, die
erste längere Trmnmrg von der gelieb
test Mutter. Sie sahe-hie Zieh-Ist vor
sich, vor der sie zugleich erschaeldevte
unlv die doch einen geheimnisvollen
Reiz aus sie aMtex eine Zukmät
voll Glanz und Schirm-sen voller Ver
gntigen mrd voll wechsekvoller Begeb
nisse, aber auch voll schwerer Verant
wortung und voller Sorg-il
Schnell vergingen He kurzen Tage
bis zu dem sür die Æveise Westen
Termin. Ums. OltwerM
W WW WIÆ »Ist-»
sein-en Wie hieße
Men- søllte wo Inst sitt-Ste- Mei
Inxwen Mit-. st
— B wär litt Ihn WM
Die M waren noch ganz Its-, m
l I
ihren Uebmtgen aus. Das weite blaue
Meer sag ruhig wie einBimcenfee, mcm
spürte kaum die leife Branxstmg am
felfigen Ufer. Glänzend stieg ism Osten
die Sonne ikber der schtmmerndm
Wasserle auf unsd vergoldete die
zackigen BergzipfeL die über der Jnfel
emporragken.
z »Wir werden eirxe fchrxelle unsd ru
ihige Fahrt haben, Stgnorirka!« mein-he
zdet Kapitägk der Febukkr. ·
T Lsouispn hörte die Werke gar nicht.
iSie hin-g am Halse Nrer Mutter une
jvergoß heiße Thränen —- so schwer
Hatte sie sich die Whichiedsstunvr doch
nicht gedacht wie sie nun wirklich war.
Fde die Mutter mischte ikm Zähren
Irr-it denen Ihres Kindes, utrd immer
)
Zwist-er bat sie, wie oft in den bestem ·
-Wochm: Vergiß mich nicht« tIre nicht
,auf, mich zu sieben!«
Der Kapitän wohn-te Auf dem Deck
der Feiukke und am Quai waren die
Matrofesn schon beschäftigt die Tau-e
zu lösen; der Hafen-: Haus-manns
Nupoleom hielt isn seine-n Liliputteich
auf scharfe Posizei — bat-re die Pia
pierc der Mmsfchaft und Im eiwzigsen
Monden fchomgeptüft und für richtig
bestrndesm Da kam eilend-en Schrittes
aus der Stsakck Dulot, einen- Strauß
dufterber Heckenrosen in der Linken
Hand.
Sein Gesicht glühte vor Erregwg
utw Feenwe, daß er noch zur rechten
Zeit ern-traf. Fräulein Louifosm Äck
srieg twch einmal srn aller Frühe in die
Berge, wm Ihnen einen frischen Blü
thenstrauß zu pflücken.'« sagte et mit
welkten-den Auges-. »Nehmet Sie itm
asks ein-en AHchkvsgmß von mir
freundlich an.'«
4
l
O
j Louison drückte das ertöikssch Sirt- i
sitz iu- kik disk-senden Heide-Diamant
LDcmk besten Dank» stimme sk
I»Wie lieb und gut von Ihnen, sich
mein-er Lieblingsblnmen zu erinnern,
die ich nur allzu sehr vermissen wende«
Sie schwieg einen kurzen Augenblick,
um dann herzlich hinzuweisen-: »Auch
IMM, Kapiisän, wünsche ich von gan
;zet Seebe Glück — unfv die Ersticng
Lallee Ihr-er Wünsche!«
i »Allet?!« et fptach’s mit so merks
Zwiitdig warmer Betonung. daß sich ihr
IEttöishen zu heller Glut-h steigerte.
Ade-c er faßie sichschwell mid fuhr ruhi
lget fort: »Was meine AWW
kWiinfche wubetriffi, so kcmm ich den
IDamen mittheilem daß sich Morgen
z in W des- Liieutenanis Gelliet
ebenfalls Port-) Ferrajo versoffe. Seine
.Majefiät haben etwiich Willigt —
sich gehe mch Rußlmst -
» «Signorina!« riäsiktSchiffeh »ich
bit-tie, an Bord zu kommen Es ist
hohe Zeit, wenn wir Lidmno zu gutes
sSmwdse erreichen wollen!«
i Noch ein-mal umarmten sieh Mutter sk
unsd Tochter. Noch ein-mal durfte DA- k
lot feine Lippen asuf spie zarte Handi
des jungen Mädchens drücken »kages- Z
sen Sie mich nicht ganz!« bat auch et,
nnd Louifon neigte bebst das schöne «
Haupt. Sie sagiie nichts, asber er ;
glaubte. in ihre-n Augen etwas zu le-;
sen, dass ihm wiesvas Versprach-n, späte T
Bitte ziu erfüllen, erschien. ;
»Lebewoshk—Lebewoiyl, mein Kind! ;
Dente an Dei-ne Mutterl« ;
»Aus Wiedersekens!« rief Dsuloi hin
über, als He Felukke sich vom Qusai j
löste. . I
Und Lunis-m die muf dem Verdeckt
stand, winskve mit idem flattert-wen
Suche, und, von Thränen Ehe-w erstickt
ggzjsz Ruf zmück: »Auf Wieder
Sechstes Kapitet
Was proleon’s Schwert isn zwei
Jahrzehnsten nkit Blut und Eser von
Gurospcks Staatewgebietm auM-»
dergerissen umsd wach seinem Eigentvil- «
len wieder zusamsmengeschth hatte,
sollt-e auf Dem Wie-net Cowgreß aufs
Neue in ein-e iden fregwicheni Fürsten
des alton Regismes genehme k
Ist-tacht wer-dem Dies Kwifets Wille
und Frankreichs siegreiche Dem hat
ten die Lamidkatte M List-theils
grünidbich veräan wen-n rmm vom
äußersten Ostens Europa absch. war
kaium ein Staat im under-W M
seines Gebietes geblieben. Mc Reiche
hatt-e er zerstört, neu-e aufgerichtet, wie
der zerrissen, und noch einmal zusam- ;
man-gefügt Jtaktm war din König
reich geworden umher dem kühnen Rei
terführer Murgt, Tom Schwaget ides
Gewaktigenz in Söpcmim hatten-Liede
Dem M langem nie zum vö ·gen
Midas-b cylng Weg M den«
W, um i- « eines
M aufzqu Defin
rseich war feiner «i·ta Wchm Mita
gsu W werdet-. N Muse
wurden fienzäsifche Departements. In
Drutschlwdwn Amte-m das mor- ,
schs Elt- M zerstört hackte au- den«
P— r
Hessenlandse und Theilen Preußen und
spannt-vers ein neues Kön tgreieh West
falen geschaffen, das er feinem Bruder
Jena-me rein König ,,Morgem wieder
lustig!«, anvertraut-L Aus hundert
Stücken, die ehe-dem unter geistlicher
oder weltiicher Herrschaft gestanden,
hatte er den »Rheinbund« geformt;
deutschen Kurjiirften hxtte er zum
Dank für etaebene Vasallendienste
Königskronen auf die Häupter gesetzt-,
die abten eledem so kraftvollen Hans-se
stödte Bremen, Hamburg und Lüsbeck
waren fmnzösifche Provinzstädte ge
worfen, und währen-I Preußen der
Hälfte seines Besitzstansdes beraubt
wurde, schuf Napcleon ein neu-es Poten
und meinte sich damit in den tapferm
Polmiiibnsen ein-e Armee treuer Bun
desgenossen zu erwerben
Und nun galt es, die Lan·dlarte, wie
sie der Kaiser genwdekh wieder umzu
forrnen, alle Rechte, Vorrechte mnd Un
rechte wiederherzustellen, neu geschaf
fene zu beseitigen, verfallenen Privile
gien neuen- Odem einzuhauchem jun
gen Privilegien wie es ter Vol-Mc
unkd das-; tegitimistische Pein-zip er
heischte, feste Giltigieit um Ansehen zu
verleiht-m Völker und Fürsten zu ver
söhnen den opfermuthigen Müssen
pfern am großen Befroiwngswerk ihre
wohlerworbenen Ansprüche zu gewähr
leeiten ihnen den Dank Europas dar
zubringen, übertriebene Forderungen
zurückzuweifen oder einzuschränken
kurz, eine Riesennufgabe zu her-IM
get-.
Wer ahnte jedoch damals-, als fsch
dte Fürsten uncd Diplomatm von gaan
Eutopa an der schönen blauen Dom-u
ein Stelldichrin gaben Laß der großei
Eowgteß sich ·m einer Fülle von- Ein- s
zelaufgaben, m Jntriguen und Eifer
süchteleien fast ganz erschöpfen würde! I
Daß gerade Frankreichs, des soeben!
unter blutigen Opfern wiedergewoefe )
nequaajeT von dem gewaan Tal- !
leyeand vermtneJnter ssen Ruhe-api
atriheil alles Wmnes efnheimsens
wurden, daß der Staat dagegen detz
am meisten für Die Zerttüemnerungs
der napoleonischen Macht gethan, daß
Preußen am wenigsten Gewinn füri
seine ungeheuren Opfer hohen- sollte!
Wer cont- daß die Recht-e des dem-«
schen Volks, das Gut usnsd Blut fürs
seene angesidmmten Fürsten vergassem «
so gsut wie gar smchit beachtet werden
wurden! «
Aus allen Theilen des Ersvtilxsils la- I
mim sie Egger-ist. Ende September
und in den ersten Ocktoverwochm 1814,z
kåe hohen- Herren, vie kluge-n oder fschs
klug dünkenven PoMtikn, »die Fürst-III
und Großen, jeder mit einem gewal-!
tigen Poriefruille voller Wünsche und-F
mit hübsch gerundeter Gol-vbörse,«
w:k,T,1-:rijste: zu eänem langen Aufent-,
halt in Dem gaftfreien Wien der sen-— »
rizxen Pl;äalenstav:, von Ter Schiller
gesagt kaue: »Im-mer ist«-z Sonnmxz,,
immer dreht am Her sich ver Sväeß!";
Und rkkjt Ten Fürsten und holen Her
ren kan« ein unisnslkcher Troß von-«
levjumnrm unI Kammerkerrm von.
Tskmekn urd Köchen und Keller-strei-l
ster:«, von schönen Frauen und Mäd-.
eben, von Abenteuer-ern und Abmteuesj
I.:u«.k:1! Wie die Planeten um dies
Sonne, so drehte-n sich die kleinere-us
Fürftlichkeitm mn vie Rai-set undi
Königet um den- gastfreien Kaisers
Franz, Ten Zaum der mit seiner schö
nen lraftvollen Erscheinung uwd ver
Liebenswükdägkeit seines Wesens alle
Herzen bezausberte und bezaubern
wollte, um den immer bescheidenen
König Friodtüch Wilhelm den Dritten
von Preußen. Da waren die Könige
von Bayern, von Würth usw
von Dänesmarh der Großherzog von
Baden, der Kurfürst von Mon, die
Herzöge von Braunschweig von Wei
mar, von Sachfm-Covurg; lva warm
vie Fürsten usan Evbprinzeu von
Mecklmbustg, von Reuß, von Ruhe-IX
von Schwumburg, von bessert-hom
burg, von Nemviev, von Sahn-Lyt
burg, von RassawWeillnwg —- da war
eudvåch neben dem Kaiserme von
Oesierreich umd Rußlmv »den Groß
herzogs-rinnt von Wetmqr und Oden
burg, ein-e stolze Schaar schöner
Frausntgesialrm aus den ältesten Ge
schlechte-m gcmz Wö« schlank ges
wachfene Nordlmwtöchkt vom- den ’
Wchm und lvänischen Inseln, Um
kelävgige Post-men, grazsiöse Franzö
fmnen, blonve deutsche Frauen; va «
wetteifevten die Gew- der rei-!
ehe-( Wilchen Wien mä den
Damm ver tobten Grame Me-«
MM an Wakhmg, usw
Ue Töchter der KMchm Primi
vei mit den« Wes-M Frauen der
Nasen aus M Domsktzogdhüsl
mea- - ·
Infe- fie Ank, Wams-: wie Frauen
MAMMM NUM- ernsten
Unterhanvlmgens ort- '- gewinnen,
sich Wust-! Allzu lange Mte vie«
W
IKriegsfnrsie ibre blutig-e Schrecken-Z
ges ins über Guts-m geschwungen W
athmete man endlich auf, wie von ei
nem Banne erlöst, untd gab sich den
ysrrtbrn Stunden, di e sich hier m Wien,
der ewig lustigen Stadt dastrbes en, mit
Eganzer Seele ttinl »Der Cangreß ver
g iigt sich!" das war das Schlacht
i,trort dem Alle baldigtern Neben der
Hofburg thaten sich die stolzen präch
tigen Paläste der österreichischen Gro
szen auf, Ter Fürstenbergs, der ZIchys
der Esterhazys, der Labiowitz sder
Kinskys und Palsys! Und inebew die
Esen wieder entfaltet-m die unermeßisich
reich-en Fürsten der Wien-er Börse, die
Häuser der Esset-T Ver-dras, der
Arn-sichs und Geymüllers eine fast
oriisnitalische Pracht!
. Nicht lange und man setzte in Rück
sicht aus ren überlasngsamen Fortgang
aller Geschäfte dem Wort »Der Con
greß vergnügt sich« msist Recht den
spo Jstenden Rasch-saß hE nwzu »Der Con- «
greß.tanzt, aber er kommt nicht von
der Stelle!«
Es war ein« Leben in Glanz, Pracht,
llerspigkeit wnkd Genuß, das- man an
Oder Donau zur Zeit des Coengresses,
tdes gewabtigen, noch nie dir-gewesenen
Zusammenströmens von Geist Schön
heit, Ruhm und Gold führte. —
Kasiser Franz hatte sein-e Gäste zur
großen Redoute nach- der Hokburg ge
laden. Gegen zwölftausend Gäste ein
ten sich in den vom Schimmer unzäh
biger Kronleuchter erglänzen-den Räu
men, ins den Pmncksälem deren Wände
mit Spiegeln bekleidet waren, in den
wundervollen trophiiengeschsmiickten J
Hallen- und in sder langgestreckt-en
Flucht kleinerer, mit den erksensten
Meisterwerken der aniiien und moder- ;
nen Kunst ansgestatteten Satans. Die »
Corridore rrnd Gänge waren sür iden»
einen Abend in Alleen von Myrthens
und Palmen Wandebt, zu. derenx
Schmuck die berühmten Gärten wnj
Schön-braten und Larenlburg geplün-.
dert wurden; der sogenannte kleine
Redoutensaai glich einem Lorbeerbain.
Aber aller Glanz wurde übertroffen
von der Ansschmiickung des eigensi
chen Tanzsaales. Rein Raum der
mächtigen Hofburg wäre für die un
geheure Zahl der Geladenen ausrei
chend gewesen« man hatte daher die
riesengroße Reitbahn sin- einen Tanz
saal verwandekt. Die Wände wur
den mit weißen- Stossen ausgeschla
gen, über welche sich blaue Seide und
Ssikbergaze spannte; von ider Decke
hing-n kostbare orienialische Teppich-,
eine Kriegsbeute aus demTiirtensfeM
zügem herab; an den breiten Eingän
gen stiegen aus dustenden Blume«
gruppen dochragesnde Waffenttsophiien
empor, und über Alles ergoß sich von
zahllosen Wandleuclztern und Kronens
herab das sanfte Licht von zwanzig
tausend Wachskerzen I
»Hm rcencn znaunke wogt Die wes
sellsckmft durddeimskdec Auf Den Ein- «
Izdnnpgtsmen war bemerl:, daß Nie-- F
wand Schwarz anlegen dürer Selble
die bescikeidenste Aus-schmücktan einer-«
Rot-e mst Eiter-Ists sollte verpiint se.i.1,;
die Farben der Jugend, der Hoffnung I
der Liebe allein waren gest-arm- »
Buntschillernsd over im schneeigen j
Weiß erschienen die Damen, strahlend .
in dem Schmuck vcn Juwelen; die ;
Herren in seidenen, frkrhigenDomisnoT
unter denen die Uniformcn mit ils-ten
silbernen und goldenen Schnüren u.nd«"s
den« Umonst-besessen Orden leuchtend
hervorschirnmerten·
Ein leises erwartungsvolles Rau
schen ging durch die Menge, ein Flü
stern und Murmeln-, bald ganz ver
schwimmensd bald stärker anschtveb
lend, bis-der Stab des Oberhoß und
hausmarschass, der in kurzen- Zwi
schen-räumen dreimal auf ldew Boden
klopfte, das Nahen der höchsten herr
schasien ankündigte Unter Bonn-n
iiritt der obersten hofchargen schritten
sie paarweise in den Sanss; der Kaiser
Alexander rnsii der Kaiserin von
Desterreiclx der Kaiser Franz mit ver
Kaiserin von Ihrßlarrd, der König von
Preußen miii der Königin von Bayern
—- gefoslgt von einem erwlosen Zuge
von Wien, Durchlauchten und
Fürsrlichleiiem —- Unier den Klän
gen der Mit-sit durchzogen sie dreimal
den RiesensaaL mn dann von einer
Estrade derab einem das Fest einlei
tenden H«inderballst, das von reizen
den kleinen Mädchen unsd Knaben sim
bunten Kostiim der vmeäanischen
W Mk nannte, zagt-schonen
Als die W Mike aber be
endet« Wn sich die Monats-en
von ihren Damen nnd mischeen sich
unlekdieMengr.ldieftchjest in vollen
Zügen M Ltssi M Ist-its W.
M "« « M Wiss-den- Basses-.
die fangs der Seitean des unge
heuren Rai-net angebracht waren, an
denen- Hunderde von reichgalomärien
Diener-n tin-ausgesetzt die erlesensten
Dele wrjd die edelsten Weine
der altsberiihmten taiserlichen Kelle
reien darbotem lehnten zwei preiißische
Ofsizirrez der Eine in der Uniform
der Gardesulanem der Andere in dem
schmucken Wassonrock dir schlesischen
Dragomr nnd schaut-en mit unverhah
leneni Staunen aus die berauschende
Prachtenstsalimig
«Also erst seit gestern sind Sie hist
Stetteni Hätt S Jtnrii auch nitmnsr
vergeben wenn Sie schon länger in
diesem Sodom wären urt) mich nicht
ausgesucht hätten! Wo sind Sie denn
abgestiegen? Im Goldencn Lamm
rsdkr irri König von Portuga.l?« I
Kusrt von Stettin lachte. »Lieberl
Gras, zu einem längeren Aufenthaltl
in diesen Gasthösen dürften wohl we
der die bescheidenen Tagegelder auss
ieichen, die Unsereinrr erhält, noch die
lnappe Zulage, die meines Vaters
Sohn von Hause belominsi. Aber
zum Glück bin ich nicht aus den Ge
halt angewiesen. Fürst Haidenberg
hast mich für die Dauer des K ongresses
eingeladen sein Gast zu sein. "
»Ah!« sagte der zweite Offizien der
Rittmeister Greis Hof-enthal, ein jun
ger, reicher, schlrsischer Cavakier, der
sich auf Urlaub in Wien- -besan-d. —
»Ah! Ich grad-Are, Stett-til Wie
zum Geier toimnen Sie ten-n zu dieser
besonderen Auszeichnung?«
»Nichts einsacher denn dieses, thea
etster Frensrst Der Fürst-Staats
tanzler ist ein alter Freund meines
Vaters-, und letzterer gab mir, als ich
nach Wien als zweiter Adjirtaxtit Sei s
ner Majestät komnnrntdirst wurde, wasl
ich meinem Gönner Gneisenau ver-I
danke, ein Empfehlungsschteiben an
den Färstrn mit. Jch hatte dasselbe
gestern bei meiner Meldung tauml
iiberre .,cht als ich auch- schon die Ein
ladung Hardenbergs erh :.elt Ader
nim, ras Hoheitihal bitte orientiren
Sie mich ein wenig! Ich kenne 1a von
all« ten hier tonmigebensdan Persönlich- :
teilen nur sehr wenige-" s
,,Ot·iet.s-tiren? Lieber Sietten, das
ist einfach unmögkich! Jch kann höch
stens aus s Gerathewohl die eine oder
andere interessant-e Figur heraMUSgrei
sen und Jhnen namhaft machen. Sie
allenfalls auch hier itin dont vorstellen
Das Weitere muß idann ihrer eigenen
Gewairdheit iiberlassen bl eiben!"
»Bin s auch so ganz zufrieden! —
Wenn man nur erst einigen festen
Grund und Boden unter den Füßen
hat, hilst man sich schon selbst weiter.
Beginne-n wir! Wer ist zum Beispiel
der alte greise Herr in sder österreichi
schen Feltnk .-rschalls Unisorm, der von
ein-Im ganzen Kreis schonet Frauen
umlwgeri wird?« ?
»Das ist der achtzigjähriige Fürst
de Ligne, ein Veteran aus dem sieben
jähirigen Kriege, Kommandeuir des
T-hetesienorden3, Ritter vom goldenen
Vließ u. s. w., nebenbei ein vielgelese
net Schriftsteller und e:n bosbafter
Witzbold. Man nennt den Alten hier
seit Jahren den »Qberl.os-Wit3erzeus
ger,« und er hat das Recht, Dinge un
gestraft zu liknin und zu sagen, die je
Tem anderen Menschen unbedingt den
Hals brechen tvürden.«
»Und der hochgsewachse;«e Herr dort
neben dem Fürsten?«
»Ist der Fürst Anton Radziwill.
Sie müßten ihm eigentlich tennenk
Stett-en, denn er ist unserem Hofe nahe
verwandt: seine Gemahl-in ist tiie
Prisnizessin Luise von Peeuszent« f
»Ein-e aussallend schöne Frau, mit
der er soeben sprich-U s
»Die Fürstin Brugatiom lieber
Stetitenl Aber wen-n- Sie unstet den
schönen Frauengestaltens des ngkess
ses Umschau halten wollen, so wenden
See Jhre Augen einmal nach dort
hin.« —- Et wies nach einer anderm
Gruppe, die sich um eine mit lüssigee
Grase in- etnien Sessel zurüMhtcte
Dante gebildet hatte. —- ,,Haben Stie
se etwas Vollmdetetes an weiblicher
Schönheit geschenk-m
Stettense schönheitsfwhes Auge
war entzückt Ja, das war in der
That »das schönste Weil-, das er je ge
schart-il Schlant und doch von stau
Vicher Fülle die Gestalt, ein« zart ge
rundetes seines Antlitz in dem jede
einzelne Linie wie in- Marmoe ge- »
methelt erschien; über den volle-n Na
ckesn eine Fluth dusntler Locken; das
tletne Köpfchen- zierlich aus ten wei
ßen Schultern therauswachsend, voll
Annruth leicht zur Seite geneigt, als .
lausche es«den« Klängen- det Musik, die
soeben ebne Quadrtlce anstinnntez vie
großen, Wdelfjiwigsn Augen« vgl
flammender LMchCst- der'M1md
eisn wenig geöffnet, so daß aus den
rosigen Lippen- die Zähnchen heraus
schisnnnettem die an mattet Weiße mit
Idem mündet-Men- Persenhaksband
wettetsettem das sich Ils- doppelter
ReiZ um den hats schlang!
«,, st es mögle« stieß Ststten wie
W i
bezaubert hervor-, »Mein- es sso etwas
aus Erden? Wahrhaftig, wenn Beil«
nus selbst noch ein-mal svrnnI lit)tl)(-n-«fR
Olymp kerabsteigen wollte, sie könnte
irxicht Anderes thin, als die Gestal«
dieser Frau annedmsenl Wer ist sie?«
.Die Gräsisns Potoctai Sie ten-neu
doch die Lebensgeschichte Idee merkwür
digen Frau? Nein? .·«r, sie ist zu
lang und zu wechsele JS daß sich see
Ihnen- bier erzählen könnte —-- gen-DA,
daß das schöne Weib nacheinander tür
kischeStlavin, Geliebte eine-s französi
schen Gesandten-, Gattin eines raisi
schen Generals- nsnd endlich dtie vielbes
neidete Gmiablin eksksrs der rekchsien
und vielleicht des reichstesn polrxischen .
Grundbesitzers war, als dessen Ættme
sre sich jetzt eine hoch-angesehene Stel
lirng in der Gesellschaft erobert hast.
Hütens Sie sich. Stetten, Saphir Po
tocka ist noch jedem Manne gefährlich,
obwohl sie längst an der Grenze der
Jahre steht, von denen andere Frau-en
sage-m sie gefallen- mir nicht. An ih
rer wunderbaren Schönheit ist die Zeir
spurlos wriibergegangen, als ob sie
sich scheute, ein Wert zxr zerstören, das
seines Gleichen nicht aus idem Erben- ·
rund hat« «
»Nimm Sie mich vorstellen- Grafs«
»Mit Vergnügen, bester Stettenl
Aber noch einmal: lassen Sse sich
warnen! Die schöne Frau hat kein
Herz, sagen die Einen; und die An
deren sagen: Sorsixsie Potocka habe zu
viel Herz ———— ich lasse -da·hingestell—t,
was gefährlicher ist« Aber wenn Sie
durchaus wollen: stürzen wir uns it
den Strudel!«
Die beiden Osfiziere schritten gera
deswogs aus kie Gräsin Potocka zu
und hatten ihr Ziel fast erreicht, als
Stetten plötzlich stehen biieb und, nach
einer jungen Dame hinüberstarrentd,
die am Arm eines älteren, äußerst to
teti getleideten, aber ausfallen-d hin
tendcn Herrn von der Esttade der
Färstlichtesiten aus quer durch den
Tanzranm schnitt, mitallen äußeren
Zeichen höchster Erregieng hervorskfeß:
»Da, da, HohenthalZ Rennen Sie diese
Dame —— ist das nticht Masktmoiselle
Lmkifon de Ver-vier Z«
.-’Oc- K
Der Graf war ebenfalls stehe-n ge
blieben-. »Meine-n Sie die junge
Dame in hellrosa Moire antiqueZ Das
schöne jung-e Mädchen am Arm Tal
leyrand’s? Und wer, sag-ten Sie, sagte
»das sein?«
»Louison de VernierS Aber, was
frage ich —— selbswerstöndkich ist sie est
Entschuldigen Sie, lieber Graf, aber
ich mus-, sehen, mich der liebenswür
digsten aller Paaiserinnen zu nähern
—- ich muß sie sprechens«
»Die arme Soridie Poioscka » wie
schnell doch Ihr Interesse für wie schö
ne Frau verraafcht i«st!" lachte der
Graf. »Aber, mit Verlaub zu sagen,
Stetten, augenblicklich befinden Sie
sich roch arg auf dein Holzweget die
Dame, dies-je soeben Louison de Ver
nier nannten, ternc ich; e-; ist die
Nichte Tailenrand’5, Ftoniiesse Sa
viannsPerigord.«
,,.i"lomteffe Savkann : PerigordF
wiederholte Flur! mechanisch· »Aber
das- ist ja unmöglch, Graf! Jch ten-ne
die Dame genau— ich lag in dem
Hause ihrer Mutter in Paris im
Quartier! Um wahrhaft-Ha jetzt erin
nere ich mich auch, daß Madame de
Verwier damals bereits Beziehungen
zu Talleyrand hatte, freilich ganz an
derer Art, als sie sich lxsier zu offenba
ren scheinen! Dochidas wir-d sich Alles
aufllären, sobald ich Louison gespro
chen habe. Lassen Sie uns sie aus
sucheru ich brenne vor Ungeduld, die
alte Bekanntschaft zu erneuern.«
»Gem, Stettent Indessen, nehmen
MS mir nicht übel, hier täuschen sich
Jshre vortrefflichen Augen dvchl Ich
witrde Ihn-m nicht widersprechen,
weim- ich nicht bereits zchmnal in
Wien mit Talleyrcmid und seiner rei
senden Richte- der einzigen Dame hier.
die mit der Gröfin Potocha an Schön
heit rivapisiken kann, Weinwagen-ef
fen wäre. Es ist eine Romtesse Sa
vigny-Perigord. verlassen Sie sich
darauf. Daß sie nicht identisch mit
der Dame, die Sie meinen, sein kamt,
geht auch-daraus hervor, daß sie, wiie
ich hörte, erst kurz vor dem Beginn '
des Kongresses das Kloster verlassen
Paå in dem der Onkel sie erziehen
te .
Kur-i v. Stetten schütttelte iden Kopf.
Er lonnie sich nicht täuschen-. Gieich
darauf standen sie vor dem gerieben
iten standest-innre Europas. , «
Gortsesung May
—- «.—..- . -. W
AucheineBittr.
Köchin izur Tochter des has-sey
« . . . Das Verhältnis mit meinem
Schcs will ich auflösen-, er ist untreu
. . . geht-T gniisges Fräulein san-s
io gut und sehen-s mir einen sauste
ben Brief auft«