Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, April 02, 1897, Sonntags-Blatt., Image 10

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    4— .
Glåhwükmchem
Eine Geschichte aus vier Berliner
Wände-L
Im Ernst vosn Wildenbkuch
Rinier den Brieer dis: im Lxufe der
seit an Heidenfdmnm Hm Dichter
in Verbin, gelangt waren und über die
et, wenn Verhaner zu hoch anschon
Im Zeit zu Zeit mit der läutmtden
Flamme des Kasmätfeuseks ngng,
befand sich einm, »den er nicht ver
Mit yet-tm weil der Brief ihn ge:
rührt hastig hls er ihn enwfing
Reinlich kalligxaphisch war vie
Presse aus den Umschlag gemalt ges
wesen, einem jener enkfie lichem stets
durch tauberste Hands « ausgezeich
Ietm Briefe ähnläd in den-en um ein
Autogtaph gebettelt wird; ziemlich
Icißmsuckhig hatte Der Wage-r ihn
deshalb geöffnet
Eisn Bitt-gesuc; euskizielt das Schrei
bensdsnm freilich auch; aber nicht um
ein Ante-NOT -
»Ein atmet-, abter Volksschullehter
var es, aus einem entkogenm Orte im
WITH, der sich an den- Dichter
lockt-Mk und rlynss um hie Uebetsmdunsg
eine-s seiner Werke bat.
Lmvge hätte er mir sich- getiwrpft —
so ungefähr äußerte sich der Verfasser
des Briefes- — Denn ser hätte ja wohl
die Dreistigkseit seines Ansinnms em
pfwntenx asber es hätte ihm keine
Ruhe gelassen, umd endlich hätte er
sich ein Herz gefaßt. Jn. der Verkassens
bett, im der er lebt, hätte er Wal
in den Zeitungen den Name-n Heiden
Damms gelesen, smm sei-am Drinnen
Und sein-en Erzählungen. Mamhmal
wäwn auch Stellen daraus in der
Zeitung wiedergegeben gen-ean MED
immer wäre ihm dann gewesen« als
wem fu« weiter Ferne eim Glocke an
geschlagen widde und sei-n Verkangiery
Im diesen Werken ein«-es wexvigstens
einmal ten-neu zu lerne, wäre gewach:
sen tmd gewachsen dort Tag zu Tage.
sen-als fn’s Theater zu kommen, um
eins der Stücke zu sehen, dazu hätte er
ja keine Aussicht-; eins Pier Bücher zu
kaufm, dazu wäre r zu arm, Imd so
mit, weil er gehört hätte, daß Heiden
stsmm ein Mensch wäre, der sich der
Arm-M annehme, bät er ihn, wenn et
ein zerlesmes, bei Seite gelong
Exemplar von einem sei-net Werke
übrig hätte, möchte er es sihm schenken
Æ Busch, so versprach er, solle tin
feinem Haufe und isn seirver Familie
gehalten wer-den wie ein Heiligthum
er wüvde es den Seinigen- vorlesen,
und wmn er stürbe — und er wärt
schon alt und gebrechlich —- wijrske er
es den Sein-Essen als thrucrstes Ver
mächtnsiß k,··m-terlassen.
sr At. P,,Ik.
»Hu-» u u: Hsiuuiu .g «s«.iuc »Hu-(
from-m tmmlg diese Ze: len celescn
Das große Format Des Brief«-song
die Saus-erwir, mit der die alte F ."
die Buchstaben gemakt harte, die Pein
Iichkeii mir Der »Die Sätze Und Peri o
den geireckfselt waren, alles hatie ihn
das Herzklopfen nachfüsblm lassen, mij
dem sich der Bittsteller an daf- große
Werk gemacht hatte, ihm dem fernen
Unbekannte n Mann-, sein Anliegen
vorzutragen Er hatte es sich ausge
mali, wie sich nun Abend-s- in ide:
dürftigen Stube dahintm im Spuk
lvaäi Gier alte Schalmeisiier mit Frau
M Kindern um sen viereckigen Tilch,
Im die trübe, brennende Petri-Lemn
lampe versammeln wie er zu Lesen
Wir würde, wie sich große stau
knde Augen auf den Mund des Va
ters richteten und wie dann eine Stille
sinkt-ten würde, ein tiefes-, hinkt-setz
mdöchtiges Schweigen
We ihn was angemuthet hatte, die
ses Schweigen wie es ihn-· agchetmeb
hatte, süß, traupich und beinahe heilig,
W et es mit Tom Lärm verglich.
der jedem senverWnke, so oft eines er
fchim, aus dem tosen-den Bei-tin ent
mdröhntd Wie er ewspntden
bit-, daß in solcher U wng erst
Ist- unter solchen Bethä issew Oder
Dichter zu dem eigentlich wurde, was
et sein sollte. was et sich ersehn-.
III-a Freunde sein-es Bollez zu seinem
Mer, seinem Erstistri
Ohne lang zu zögern, Wie er »Ri
unn Nimmst-gekost- was er von
festen Sachm gern-de zur Hand hatte;
skl war es nicht gewesen«-, kins Diana-,
fauler sich entsank-m mit-eins its-neu
EIN-ag; er hatte MÆin
W
Jm Laufe dieser Jahre M Hei-!
denstamm sich verheimthet und iin sei
inrm Hause war wieder einmal tas
periodisch wiidetkehvende Ereigniß
eingetreten: Frau Matgateiha Hei
denstamtn brauchie ein neues Dienst-i
mädchenx
Sie tatte biser n cht vielGlück auf
diesem Gebiete gehabt; ganze Schwi;r-:
me von der Wanydervogsel -,Ari des
Drenssmadchen nennt, waren be
reits im Haqu Heide.stamm einge-:
fallen um nach länger-ern oder kür- .
zerem Verweile-n wiss-txt d-avongesflo
nen. Jetzt beschloß Frau Margaretxda -
ld":. - Sache mit größter Vorsicht anzu
»Es-affen. Nicht an das anåx thun-gä
Bureau, wie bisher sondern an das
Arie-Haus wollte sie sich wmdm;s
vielleicht, daß ihr Von dort ein-ask
Brauchbares zugeführt wurde.
Frtih arm Vormittag mach-te sie sich
auf den Weg; bald nach Mittag lehrtes
site heim zufrieden mit ilykem Tage- !
kwert Was sie suchte, haite sie gefun-!
I
I
i
Gen Em Mädchm war ihr empfohlen
word-m »auch ganz Morden von
Verlink Nicht Werlin geboten, nicht
in Beran aufgavachsen, noch in kei
nem Drean in Bean gewesen »
Heidenstæmm der am Schreibtisch
saß, als sei-ne Frau zutiickkcihrte hörte
,niit halbem Ohr zu. wie fve ihm von
der Schwelle desZ minan her Bericht
erstattet-.
Dre Sache Mketeisme ttm nur mä
ßig; wen-n seine Frau zufrieden war,
Fso war er es auch; aus dem Vortrage,
der ihm ikber die löblichen Eigenschaf
ten des neuenMädchenS gehalten wur
de, glaubte er etwas von »Spreewakd«
’zu hören von »gute: Leute Kind«,
sckber et verband keine weiter-Irr (««I,I:ni
«ken damit und versank tr-E::er Z.: seine
Arbeit.
! Am nächsten Tage sollt-e di e neue
Hausgenossm erscheinen, Und pünckti
lich am nächsten Tage kam sie an.
i »Viel-eh wie gestern, ertönte um die
iMittsagsstunde »die Schwelle an Hei
ldienstmnms Zimmer unter Schritten
i »Hier ist die Anna gekommen-«
, Frau Matgaretha war es, diedm
«Gatkten bedeutete aufzuhle und
»den Aniömmling zu begrüßen
; Er richtete das Haupt auf; ein
mittelgroßes, blasses-, beinahe bleich
siichkiges Mädchen stand vor ihm.
Dennoch verweilte sein Blick aus ih
rem Gesicht; in sdens Augen des Mäd
chen-s war ein besonderer Ausdruck,
etwas wie eine Klage, eiwasSichsmache
tendes, beinahe Sehnende-s- Und in
dem er den Blick zu ishr erhob, ging
eine fliegende Rötde über ihre Wan
gen« nnd es kam ihm vor, als richte
ten sich ihre Augen auf ihn mir einem
so sektsamen Gemisch von Empfindun
gen, wie er es kaum je in Menschen
augen gesehen hatte, schüchtern, bei
I
are anglloou staune-TO und ROD- tx
r chan, so im feine Züge geb-Inm,
sz er Unter der Eisdeimlichckeit Te;
låckei izntvilltiibrlich lädzkln mai-Je
Er streckte ihr Tie Hand tin. ,,A«.".-".:.
heißen Sie?"
»Am-Ja bejszt sie.« erwiderte Frau
«Marg:reth fijr die Gefrcgte, die in
ihrer Verlegenkeit keine-Antwort find.
Mit zögert-»Der Bewegung war sie sei
nem Gruße entgegengetommkru er
fühlte esne ziemlich große, durch Ar
beit hart gewordene Hand in der fei
nigerg
s »Na, hoffentlich gefällt eE Jlxnen
bei uns, und wir mer«-den gute Freund-c
Jeder-den« sagteer mit gutmüthigem
TKopfrrickm Er drückte ihr die Hand,
Fdabei fühlte et, wie die Hand des
IMäsdchens aufzuckte, beinahe hyfterisch,
jfo daß et eine Empfindung bekam,
Hals hielte er einen Vogel gefangen,’
der mit den Flügeln schlug. :
»Ja — danke —« erwiderte stexs
dann trat sie zurück. Ihre Stimth
hatte einen dünnen, gebtochenetrmang.’
Frau Margaretha nahm sie mit sich
hisnckus, um sie in »die Obliegenheiten
ihre neuen Thätigleist einzuweihen
Jm Verlauf sdes Nachmittags als
HIJWW den Zettel ausfüllte,
worin er der Ppljzeisdey Eintritt des
neuen Mädchens anmeldete, erfuhr et
ihren Vaters-namen, umd indem et ihn
erfuhr, ftuste er; haytte er den Namen«
nicht setz-n irgendwo used irgend-dann
einmal im Lebens gehört? Aber er
konnte sich nicht erinnern; so vizle
Namen warm ja cm ihm vorüberge
DAM
Und am nächsten Morgen, als er
artig-Mat- toat untd sich in sdfse wr
deren Räum- der Wthmmsg begeben
II
O
U
c
ä
has-www. St blieb
Mustebsiemduseitem
used-awa- Meceim Ists-.
schen gesehen zu halben, der so starr
trampfatsltg in wachen- Tramn ver
suntm war. DecStiaubweteL den sie
in den- Hiindzns gehalten hats-K war ihr
betasbgeglisttem ihr Mund stand halb
geöffnet, ihre Augen basieren, wie von
einem Magnetcn gefesselt, an einer
Reilce des Bücher-Repositoriwms. Was
war es denn, wonach sie blickte? Er
kannte seine Bücher und die Art, in
der sie ausgestellt waren « aus den-r
Brette standen in langer Reihe seine
eigenen Werte.
War es denkbar ——? Er fühlte ei
ne Llnrrani·lung, laut auszulachen-;
sdzbei machte er eine Bewegung; d te
Traum-Drin wandte sich unt. ein
Schreck Der an Entsetzen grenzte.
durchzuckte ihre Glieder; nrit einem
Griff war der Staubwedel vom Bo
den aufgerafft, und gesenkten haup
tes, das Gesicht in Glutb getaucht,
schoß sie an ihm vorüber, zur Thür
hinaus
Frau Margaretba, die einige Zeit
Taran zum Frühstück erschien, das
bieGatien gemeinsam einnahmen zeig
te sich ern bischen unzufrieden Ter
Starr-b war in den vorderen Zimmern
schlecht ausgewischt worden.
»Gieich arn ersten Morgen unauf
mertsam' — sie gab zu verstehen. daß
ibr das nicht gefiel. Heidenstamtn
fühlte, wie sich die Lachlujt wieder in
ihm regte; et stark-d im Begriff zu er
zählen, was er vorhin mit angesehen
hatte — und indem er den- Mund auf
tbat, schluckte er plötzlich Alles wieder
hinunter und sagte nichts. Warum
eigentlich-Z Er versuchte, sich Rechn
schaft dariilber zu geben und wurde sich
selbst nicht recht klar. Aber, indem
;er von seinem Erlebniß zu ,Frzählen
bat-te anfangen wollen« war rbm der
Blick eingefallen, mit dem ihn das
lMädchen gestreift hatte, als sie sich
umwandte und an- isbm vorüberschoß.
Und so sonderbar war der Blick gewe
sen, ja —- so sonderbar —- er mußte
daran denken, indem er stumm in sei
ne Tasse lächelte
Wenn er ver-rieth, was er gesehen
hatte, dann würde die Folge davon
wahrscheinlich gewesen fein, daß statt
der Anna die Köchin mit dem Abstan
»den in seinem Zimmer betraui worden
wäre; dann würde er sie nie wieder
Hvor dem Bücher- Regal Haben steloen
isehen — und wahrhaftig — sdas wür
jde ihm leid gewesen fein.
f Also wohl gar ein Geheimniß mit
sseinem eigenen Dienstmädchen? Es
zlam wirklich daran hinaus, denn
nachdem er das erste Mal geschwiegen,
tomte er am zweiten oder dritten
Tage doch erst recht nicht sprechen.
Namentlich, weil er der Köchin da
durch zumSiege verholfen haben wür
de; denn die Köchin, das hatte er
Jbakd heraus — — war dem neue-n Mäd
chen aufsing Sie bewohnte ein und
;dasselbe Zimmer mit ihr, und schon
’nach wenigen Tagen beschwerte jie sich
Jbei der Hausfrau daß sie jetzt immer
»so spät zum Einschlasen käme, weil
Wie Anna immer de: Abends so lange
Haufsitzen bliebe an ihrem Tisch und
immerfort Briefe schreibe
i »Vriefe schrieb see? An wen denn?«
F »An ihren Bräutigam«
E »An ihren Bräutigam? Jst see denn
schon verlobst?"
t-,!!s1«s « k -, -
,,.«u., HUUW . mit-s Lu- lWl cD
wohl Zauptfächlich, was den Groll der
Köchin erweckte Sie selbst war nach
gerare eine voll ausgereifte Jungfrau
geworden und noch immer unt-erlebt
---— und solch ein junges Ding, »solch
ein Rücken«, harte richtig schon seinen
Bräutigam
»Aber wie gesagt, wenn ske nach des
Tages Arbeit undMühe schlafen woll
te, daß dann das arme Miit-schen im
mer wie ein Leuchtkäfer an ihrem
Tisch säße und-sie amEinschlafen hin
Oderte —- nein — alles was recht ist —
abee das könnte sie sich nicht gefallen
lassen«
Und da Frau Margareiha es nicht
gern mit der Köchin verdarb, so mußt-e
ein Ausweg gefunden werden· Die
Wohnung wat geräumig und enthielt
noch ein leeres Zimmer; da ils-nein
wurde Anna qmetierL
Die Freude mit der sie die Anord
nung mtgegennahm war so offen
kundig, daß Frau Margareiha sich ei
nes Lächeln nicht erwehren kenn-te
»Nun werden Sie migestört Wiese
schreiben können, nicht wahr-P
J Das Mädchens senkte die Augen«
»Ist es beim wicht- dwß Sie schon
verlcht smd?« -
s Ein leises Kopfmcken befiiiiigte, daß
les so war.
Wem-m see dann davon nichts ge
fcgt hätt-?
Ach-—siewäeen scheust-langem
loR. schon von stäherer Miste
Mpwchmz Ober es W Mott
zkkine Apssicht dcß sie sich Wks
ikonnten —- er wäre seide- Cis-thaten
nnd hatte noch lerne rlchti; Stellung
— und darum —- hätte sre lieber von
der ganzen Sache nicht gesprochen ,
Halb lachend. halb ärgerlich erzählte
Frau Margarettka am nächsten Tage
ihrem Mann die Geschichte Das Let
te-Haus war ja gut und schön s-— den«
noch wollte es Ihr fraglich scheinen. ob
man sich die Mädchen von dort holen
sollte. Sie lernten so viel, worüber
si: die simplrn Aufgaben verl«ernrens;
zumal wenns sie aus einer sogenannten
» »ebilrrten" Familie herkäme-L
Hohe-Islaan wurde aufmerksam.
»Wer waren denn sdie Eltern?«
Die Eltern waren beiæ todt; sder
Vater war Volksschullehrer gewesen;
irgendwo bat-inten, in einem tlefnen
Ort im Spreetvald.
«Vollsschu1lehrer im Spreewald —
so —— so — so.«
Jn ihrem eigenen Zimmer ask-er saß
nun die Anna, wie in einem Petersk,
und schrieb an ihrem Briefe. denn es
war nur halb richtig, was die Köchin
gesagt harte, nicht Briefe waren es.
die sie schrieb, sondern nur ern Brief,
ein einziger, großer, langer Brief an
den Bräutigam ein so lcmget Brit-f,
Laß sie seit mehreren Abend-m darüber
saß und noch immer nicha fertig da
mi: geworden war. —
Lieder Otto!
Ach Gott« Otto, was ich Dir zu ers
zählen dabei Aiso, wie ich in Das
Lein-Haus gekommen bin, zu mein-er
Ausbildimg, wie Du weißt« nament
lich im praktischen Gebiet, das habe
ich Dir in meinem letzten Briefe ges
-schrieben«, wnd sdas weißt Du ja- Aber
tnrn stell’ Dir dor, Otto. was mir da
neulich passirt ist; nämlich ganz
plöhlich hat mich die Vorstaderin ru
sen lassen, und es war eine Dame ge
kommen, die ein Dienstmädchen enga
given wollte. Eine wirklich feine Da
me, und recht freundlich und hübsch.
nnd man kann gradezn sagenvomehm
Und so sagte ich Idensn auch gleich ja,
und daraus, wie ich nach dem Namen
frage, so ist es eine FrauHeidenstamm
Und wie ich den Namen höre, so wird
mir doch —— und wie die Dame hinaus
ist« sag’ ich zu der Vorsteher-im »Ach
Gott«« sage ich, »Frau- Vorsteherin——«
Und so lächelt sdte Vorsieberin und
sagt: »Ja — haben Sie von dem
Namen auch schon gehöri?" Und sc
sage ich: «Jst es denn seine Franc-«
Daraus sagt fre: »Ja, wenn Sie den
meinen der die schönenStiicke schwibi,
usnd die Erzählungen und Gedichtc,
jden Dichter-, dessen Frau ist es eben
gewesen« Und mm sielk Dir doch nur
tvor, Otto — erinnerst Du denn noch,
I wie vor vielen Jahren einmalBater ein
iBuch geschickt bekommen hat« aus Ber
z lin, von kdein Herrin Heidenstamm?
Ein Theaterstiick ist es gabesen Und
iwie Vater es uns borgelesen hat2J
mAbend einen Akt immer. Und Du
Jbast ja dabei sein dürfen, weil Vater
immer gesaat hat« Du warst sein bester
- Schüler, und Vielleicht auch, weil Aa
k ier schon damals gemerkt hat« daß wir
« uns gut waren Du und ich, und gern
wollte, daß etwas daraus würde Und
swie das schön war -—« erinnerst Du
denn noch, Otto? Vcsn einem engli
Lschen Prinzen ging es in dem-Stück, in
ganz alter Zeit, der nach Frankreich
i kam nnd eine Prinzessm lieb gewann
Und nachher aber wurde wichts da
Haus« und sie mußten Abschied neh
i,men und er mußte zurück wber das
sMeer. Und dann aber, me Vater
»Das gelesen hat, erinnerst Du denn
Inodx wie wir geweint haben, Okto?
sDnm es war doch zu traurig. Uni
swie wir »dann- noch ganz lange zusam
: men auf- und abgegangen sind, am
sGrabem unter den Weiden. Und wie
Iwir uns gesagt haben, baß es so mit
uns nicht kommen solle, und wie wir
uns geküßt haben —- es ist eigentlich
den Abend zum erstenmal gewesen,
baß wir uns geküßt haben-, und ver
sprochen haben wir umä —- ach Gott,
Otto, erinnerstDu an alles denn noch?
Und num stell’ Dir vor, eben bei »dem
Man-n sollte ich mm in Dienst kom
men! Und-am nachstmTagbin ich
auch wirklich hingekommen Und wie
ich hereime bin, tba hat er
grade an seinem Tisch gesessen, tin-d
da bat eine Menge Pagixr darauf ge
kgen, ma- ich has-· gleich aesehekx maß
Fr schon wieder was schrieb. Und wie
Ich ihn sv hab- sidm schm- ist mit
doch geworden — ach Gott« Otto, ich
kanns Dir gar nicht beschreiben —
ebrsiitchtiig geradezu —- mw dann
aberhajetmäaiiemu ehmnnbso
Mkchhatetau ehsn mit-so
gatdie hatwhoteemirsgebmww
hat gesagt: »Na, hoff-klitsch Hüllt es
W be! M« W et MAY »und
wir weiom gute Inn-we werben-K
Ach Gott, Otto, M« Dirdoch nur
vor! Uisotoieetdas gesagt bat M
tmich an der M « hat, — ais
W III in die e sinken- sollte, so
W
ist mirbochgewefm UMI wie ein
Traum ist mir gewesen. daß- ich gar
rijwhi mehr weiß, wie ich zu wem Zink
mier hinaus-gekommen bin. Unsd wie
ein Traum, so ist mir seitdem, daß ich
muri in dem Haufe bin, immerfort.
Und eins eigenes Zimmer habe ich, und
die Frau ist auch gis-: zu mir, und so
schön ist es in dem Haus, und jeden
Morgen staube ich in dem Zimmer von
dem Herrn obs imd auf sein-ein
Schreibtisch, unsd immer muß ich Dabei
»den-ten: »Wenn das Vater wüßte!«
Und in dem vBirnen-er von dem Hei-m
fxtbtsn ganz große Bücher-Schränie.
und i:: einem vrn den- Schräniezi ist
eine ganze Reihe-, urjv das sind laueer
Bücher, die der Herr geschrieben- hat;
stell’ Dir vor, Okto, alle er selbst.
Und Das Stück, das er damals Ba
tern geschickt hat. das ist auch darun
ter; ich habe es gleich ausgefunden
Wber daneben noch eine ganze Menge
anderem Ja, Otto. ich kann nicht ans
ders, und ob ich schon« einGesiihl habe.
als wäre es eigmtlich nicht recht, ich
kam mir nicht helfensz ich muß. Und
das sage ich aber bloß Dir, Otto, und
Das mußt es keinem weiter sagen.
Aber ich kamt Dir ja gar nicht be
schreiben. wie mir ist, und ich — und
wen-n ich dächte, daß ich hier ein-mal
wieder weg käme uns-d idie Bücher nicht
geleer hätte —. daruyx siehst Du.
Uno; rann es W anders sein« —
Womit der Brief seriisg wurde und
wann er adging« .ist nicht festzustellen
gewesen. Ein-e Wahrnehmung aber,
dieHeidenstamm an einem der nächsten
Tage machte, war, daß in dem Büs
chwRegaL aus dem bewußtm Brett,
ein Buch ans idem Kopfe stand. Ein
nntriigliches Zeichen, daß Frau-en
häkide sich met dm Bisse-km zu schaf
fen gemacht hatten. Und als er näher
zulach, bemettte er, das die Bü
cher, die sich fiie gewötznliich anein
anlder preßten, heuk lockerer standen
—- usnld eichig — da war eine Lücke
und eins von seinen Werken war nicht
-da. Er sagte kein Wort-; auch zu sei
ner Frau, als er beim Frühstück mi:
ihr zusannnentam ver-rieth er von sei
ner Eintdeckung nichts Nun- als die
iAwna den Theetessel aus den Feith
z stückstisch setzte, hob er ein wenig den
IBtick —- und indemer es that, wußte
.er Bescheid. Wieeme Annesiinderin
isah das Madchm aug; e- Augm hakt
vae üwa gnmktx es schien ihm
beinth’, als zitterten die Hände Und
daneben-, während die Angst sie quälte,
war in dem Mmtgen ein so ab
zsichtliches Zögern in jeder Hand-reich
sung eine solche Langsamkeit, dasß man
i ihr animertte wie schweres ihr wurde,
Entnanszugehen, als wenn sie das Ver
ilwngen siihltse nur ein wenig noch, ein
iganz klein« wenig noch im Zimmer zu
Z«blaiben, in idem Zimmer, wo —- er
Zwar! Heidenstamm mußte wieder in
die Tasse sei-en um einLächeln zu— ver
stecken. Die Geschichte wurde ja ims
»n1er besser. Als er jedoch wieder aus
blickte, verging ihm -dasLächeln-s-iibe1
j den Kopf von Frau Margarethe bin
ytveg, die sich ins die Zeitung veeiiest
hatte· lam von dem Mädchen ein Blick
« herübergeslatterstwls Wenn sich etwas
.vor ihm niederwüer mit beachenden
Ell-niem, mit ausgeht-enden Armen,
Istammelnkoen Lippen —- etwas detar
tiges war in dem Blick, etwas Selbst
vergessenes, Selbst-vermeins, Hinge
tgebenesx
«·--- so « is -o-»-·
Ullcllcuklllch Hallka ch IXMUUU
in das Gesicht und er mußt-e sich ab
wen-Ten-.
Und von nun an- ward ein merk
würdig-es Leben zwifchen den drei
Wchm
Jeden Morgen, sobaldheidensianim
tsein Arbeiisziinmet heimi, galt sein
erster Blick W Bücher- al. War
sein Pubciimn bei der Sa Jetzi
war es schon so weit gckmm;i, daß
es ihm beinah faial gewesen wäre,
wenn sie in ihrem Eifer nachgelassen
zhätie Aber er brauchte sich nicht zu
sorgen, seien waiiimn war eifrig unid
dabei. Das Buch, kdas gestern gefehki
hatte, hell-P stand es wieder da, imd
das nebenan befindkiche war aus der
Reihe heraus.
den Abend, wen-n et aus seinem
lafzimmer ging, iain et an der
Thür vor-über, hinter der das Mäd
chen wohnte Jni oberen Theile kdei
Thürjfiiilung war eine Gsasscheibe,
imd immer, so oft er vorüberging,
kflimmerte durch die Glasscheibe von
«iwne·n das Licht. Mitte-machst war
weistens schon darbei —- fkf intee
Mississier las-in sei-en
kaiehattedieIiöchinsie genas-sie's
Eis-m- Waiek. AM—
WWMWMMICT
Uebutlvshdewctz swmde
M Witwe-das
l Ein Wäfei —- Eime
nennt man das ja wohl auch —- ein
Geschöpf, das in der Summe-tacht
umher-fliegt und einen-s Schein von sich
nicht, arg hätte es aine Flamme e
sagten, die aus Nym Lervorstr
Kurzlebigr Geschöpfe, die ihre Lebe E
ttast rasch verausgabesn und denSom
mer nicht übt-Warum Natürlich —
denn wer Feuer einsaugt, muß daran
verbrennen .-.
Solche Gedaan han TAFEL-en
stamm, wenn er am Taqe :«e::«. Mäd
chen begegnete und ihr Gesiar immer
blasser ihre Augen immer hist-er wer
den saln
Wäre er bloß csiiel qetv—esert. se liatie ·
csr sich über seinen Erfolg freuen tön- s»
nen, denn der Erfokg war tschzreisi
lich da; so bät-te er lachen- können, .
jdenn komisch war es sa wirklich, wie
ier als stumme-r Vertrautet seines eige
fnen Dienstmädchen-T- einibrrginig die
Verzweifqu seiner armen Frau, sdie
Laus Dein Mädchen gar nicht mehr
sklua wurde, gewissermaßen als Grad
srnesser sein-es dichterischen Erfolges be
nahend
Aber es war ihm nicht zmn Lcchss
zu Muthe. Wenn er das Mädchen an
Isich vorüber-haschen sah, gesenkten
Hauptes, offen-bar bestrebt, ilxn nicht
anzusehn, und doch außer Eva-alw
Iilxn nicht anzusehen, wenn er gewahr-th- ; ;
wie ihre Brust sich schwellend hob um
den Seufzer zurückzuhalten der den
Inoch über ibreLidden stieg nnd beinahe
zum Stöhnen wurde dann sülxit er
daß hier etwas Ernstliaftez vor» ;g,
ietwas ganz Ernstlkafies, dan Abiir an
Thiir mit ilnn ein brennender Wsch
wohnte. Er hatte ja wohl manchmal
sin Ader Gesellschaft von Frauenlivpen
isckfsmeichelkaste Worte iider senteWerke
;aab.ört, dir Worte waren manchmal
tsebr asistreich und die Lippen, von de
inen sie kamen, sehr schön gewesen —
inxie and-ts- tvar dass-, was itm hier
Jenraegmtam Kam erstenmal im Le
Eben empfand er die elementare Ge
walt, mit derer sich die Seele des
zVoltrs äußert. Da giebt es kein Ab
smessen und Wägen, kein haldes Aner- "T
stennen und halbes Beweise-m sondern -
nur unaetheilte Zuwendung oder Ab
i--.«-....- uz t- -k- .- F.—e.
users-»ule Ort-A txt-It MU« »L( statt-c
zwischen rein Werke Und der Persön
lichkerf, die das Wert hervorgebracht
hat; so wie oasz Werk, so nimm es
den Menschen auf, der dahinter steht« »
wenn es dke Dichtung liebt, so liebt es
den Dichter zugleich —- und dieses
Mädchen, Dieses Kisnd aus dem Volk,
darüber war kem Zwersel mehr für
ZHeidenssiamm hatte sich rn seinrnWm
Eten die Liebe zu ihm in S Herz getrun
len.
Was sollte data-. zä« werden? Ein
;ijann war er schleßlich auch-, das
ZBlut n seinen Adern nicht kalter als
Seele des Volkes unterscheidet nicht ;
Ebei anderen, vielleich? sogar roch etwaS
Ewörmer Und niins die axeichgijlti.ge
»Nimm sx ie en zu sollen, die der tau
zmekr Ipe Leuchtkäfer Inn-flatterte nun
Tat lt bleiben zu sollen, während er sah, «
wie sich der heiße Stempel der Leiden
zschaft tieer und tiefer in Dieses We
kbes Seele urd Leiib driickve, während
er fühlte wie sie danach verlangte,
jsich in seine Atmosphäre zu stürzen;
sallabendlich an ihrer Thiir vorüber
geshen zu sollen und zu wissen, maß da «
Zdrinnsenks emanso war ein Weib, des
sen Seele wie vom Strom-e erfaßt, zu
jinn hinüberschwanim dessen Arme
nicht die Kraft mehr gehabt haben ,
its-indem sich schm zu verschlwßsn, W
let du Thäir geöffnet hätte, wen-n er« »
gekommen waret -
Und dann aber wenn er so ge
than, so die änt-liche hmgebung friß
braucht, die keusche Seelenflamme Iisn
sinnliche Glntth verwandelt und ent
würdigt, seine Dichtung zurWlevisn
gemacht hätt-, das arme Geschöpf zu
erjagen—nein, nein, män! Und es gab
aussprang, den Hut aufsetzte Ihn-v
htmauslief,« Um draußen aus Oder Stra
ße zu überlegen, was endlich aus der
tollen Geschichte werden sollte. .
Und währen-d es so tm ihm stürmlef
und wogte, sahes n Frau Margare-.L
tha nicht viel besser aus; nur daß In
ihr kein Stürmen und Wogensondern
eine lalveVerzweifluna herrschte. Eine
Verzweiflung über das Mädchen das
überhaupt gar sein Dienstmädchen
war, das wie eine Träumer beim-if
wie eine Nachtwandleein umherging
und ehre Obliegenheiten erfüllte, als
gingen- sie sie eigentlich gar-nachts an«
Aus sanften Damals-ungee- wann
met-Fische Scheltworte geworden-, und
den waren drohen-de An
dacht-users von dannäckstger Entlas
sung gefolgt —- alles Nagel-lich nnd
ones-Inst Wie tm Traum ging das
W umkr, wie im Treu-u
Msrallesmäam was diesm
nende Wan- Ifr vorwavß Iris ei
nem Ausdruck im W. ali- wäte sie
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