Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, March 26, 1897, Sonntags-Blatt., Image 9

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    « Das Diese-link
Roman von ganz v. Spiellikrg
(Fortsetzung.)
Fünftes Kapitel.
An einem Fenster seines Arbeits-»
ztmmetg im kaiserliche-n Palaste zui
Pol-to Fenajo stand Naspolecsn undl
blickte sinnend auf das blaue Meer
hinaus-, über den Hase-n hinweg, in
dem einsde italienische Schiffe, Idie den
Besteht mit Livotno und Genug un
terhielten, vor Aus-let lagsn —- hinweg
iibet die ziemlich bete-hie Marien-« auf
der soc-Nu eine Kompagnie s eine-c Gm
des unter Trommelschlag von der
Uebung zurückkam. Als die Truppe,
der sechste Theil ungefähr der ganzen
Streit-macht sdes tleinen·R1eiche-ä, sich
näherte, riß der Kaiser die Ballonthür
auf und trat hinaus· Die alten Bete
ranen der Truppe schienen nichts An
deres erwartet zu haben-, schon von
Weitem richteten sich ihr-.- Augen auf
den Bello-n, und als sder Kaiser
draußen erschien, wurden ihre Tritte,
) nsoch ehe das Knmmandrs erscholl, un
willkürlich feitir Und ft:asse:. Un den
Klang der Trentmel mischten sich die
frisch-en Töne der Hörner, mild dann,
als die Kompagnie Dicht unsrer im
Fenstern des Palastes weht-zog ek
scholl aus zwei-inneren Stimmen ein
lautes, l)r-.111sen:ses5»Vive l«E.-npe:eur!«
in bog die Geifer der Straße mit ein
stimmten. Te: Kaiser nickte befriedigt
sei-Ren Getreuer 2,.: End gräßte die Of
sizierc mit eistcsk leichten gnädige.
Handlæwepxrnw erst a : Die Jene-re
himter xer Nächsten Z!r;s,e:7.bkegtma
verschwand, Dersckwatm artckti dszs fast
besten- Läctefv auf feinen OT«
i Hagern Mit
einem leis-en Aufs izszett traf er its sein
Zimmer :J«;riick, ist-If Die Tbiik Hinter
sich Mid nsksm sehe keck-Ist Stellzirxsc
wieder ein :
feinen Ildleniknkrr Dir-: -»"- ··::«s -iEd"
..... . .- .
ilrchikntskem krellt
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L- e: »—en non-Irr m..z
c« «
Das Meer lag ruhig, nis: Denn ihn-:
wnnet lksuchteten r-Ee weißen Welle-«
tärnme irn Schein der Sonne auf, uttdj
regelmäßig tlang,wie ein tfiefes Bitt-erns- «
hole-n des Blei-items Die Brondung
herüber, die sich schämnend an den
Borgebirgen Zu beiden Seiten dei- Ha-!
sons- bmch. Nur zwei Segelfaldr,;I"-.1ge.!
waren auf-der weiten Fläche, Tsie des-s
Kwisets Blick umspansnte, sichtbar: das
eine gehörte inm. er tara-sie es wohl an
der schlasnten Bonatt, so groß auch die
tmnentde Entfernung wert-. Es war
sei-ne Brigg ,,l’Jn-consstanr« mit der
neuen Flagge von Elbe, wxslche die drei
laiserlichen Bienen und drei sinnt-emin
fnrbene Streifen trug. Das zweite
Fahrzeug war die englische Frcgatte
der ,,Zephnr«, die zur Bewachung unsd
Beobachtnncz Gan nnausgesetzt vor
tet Insel tret-»ste. Langsatn näherte
sich Odis Bring dem Hafen; eg- mochte
wohl noch eine Stunde ver-geben« elre
sie esinlausen konnte, denn der Wind
war ungünstig.
Das mochte sich auch Nawlecin sa
gst, dtsr das Fahrzeug augenscheinlich
sehnsüchtig erwartete. Er verließ den
Beobachtungsposten, ·schritt zu sein-ern
Schreibtsisch und schellte. Unmittelbar
daraus tmt Santini. sein Leib-dienen
ein und blieb neben der Tskyür stehen«
»Man soll mich sofort benachrichti
am, wenn der »l’Jnconstant« sich an
schickt, Anker zu werfen! Du wirst dem
Oberhasmnrschall. Gisneral Butsu-IT
mittheilem daß er mich nebst den obe
ren Hofbeamten zur Lan-dt:n-s«gsbrücke
begieitet.«
»Hu Beseht, Sire.'«
»Wir ist denn zur Andäesnz vorge
magst
L— kd...-!-» LU’»- s...L
»LUCUUU"I-T UT Ocl«l1(1, Zisc· LLUU
barm- wattel noch ein Ficpitän Dulot
im Vorzimmer, oem Eure Lo.s«iajestä:-Die
Ehre des Empfange-? zugesagt halten«
Der Kaiser net-hin einige Schrift
stücle aus ten grünen Mappem Die vor
ihm auf dem Schreibtisch lagen. und
legte sie bei Se"i-je, als ob et sie unmit
telbar zur Hand haben ivollrr. »Sei-.
Madame de Ver-riet einire:m!« befahl
et dem-n liikz.
Mem bieli im Palast des Pech-inn
len fix-Ema auf Etilei:e, und wen-ei der
Kaiser sich auch bisweilen persönlich
über jede Förmlichkeit hinwegseyte, so
duldete er doch nie, daß sie von- Anste
ren verleyl wurde. Jm Gegentlzeil —
get-We ietzt wurden die äußeren bös-i
schm Formen miipeinlichfter Genauig
leil beobachtet So trat auch Madame
de Ver-sitt nicht sofort ein. sondern es
that-en sich zur-sehst vie Flägelkiyüren
mu, und eisn Offizierdes Palastes mel
tMe sie, ganz, wie einst in den Takte
rien, förmlich an. Danns schlossen sich
die Thüren noch einmal, und liebt erst,
als sie sich zum zweiim Male öffnet-ex
erschien Frau de Partien WZ M
—
Schtvarz gekleidet, und verbeugte sich
tief vor sdcsm Kaiser, dder sie, sich mit
Oer Rechten leicht auvf die Platte fein-es
Schreibtisches stützend, huldvoll be
grüßte.
»Sie sind gestern von Jhrsrn klei
nsen Ausfluge nach Toulon zurückge
kehrt, Madame? Jch las Jhsren Namen
m dem heutigen Bericht des Hafenim
speltors und erwartete Sie. Was
bringen Sie für Nachrichten?«
»Ich wst ins Paris, Sire.«
»Ah! Sie wagen sehr viel, Ma
deme!«
»Alles für meinen kaiserliche-! Herrn
und für Franckrei-ch!"
»Ich bin begierig zu hören.«
»Sire, man braucht snticht scharfsich
tig zu sein, um in Paris zu sehen, daß
die bourboreische Herrschaft bereits jetzt
sich verhaßt zu machm beginnt Jch
sprach mit Chaboulons,ich besuchte Du
WkJ sch hasbe General Lefebre mild Ge
neral Bette-n gesehen — Alle urtheilen
gleichmäßig, daß, ehe ein- Jahr vergan
gen-, die Herrschaft der Bvursboens ein-e
Unmöglichkeit sein wird. Die Bevor
zugung des alten. legitimistischen
Adels, die Branrmarhmg Carnot’s
und des Malers David als Königs
mörder, haben die Gemüther erschüt
tert; die Besitzer der Güter, welch-e vor
der großen Revolutiosn in »dem Besitz
des Abels warm, fürchte-m daß man
sie ihn-en, die sie doch baar bezahlten,
ohne Entschädigung wieder abnimmtz
das Heer ist unzufrieden-, das man
ihm disk äußeren Zeichen seine-er Siege,
die Adler Irre-d die Medasillm zu irae-en
verbietet, die zahlreichen Dis-Essen mxf
Halbiold knurrt-n bereits laut.«
»Gu? —— sefjr aut! Es ist, ais cis
diese Votirkmnm mit Blick-ZU ge
schlagen wären! Sie hab-en Trick-te ce
lernt in der Verliere-ung --—— Indus-,
tschi-P
T l
Is, s, r --
»du- yuw unt neun-W, i,i:r san-c
nähere Zusammenstellung einiger
wichtigen Notizen über die geheimen
Verbindungins im Heere zu machen
iibier welche ich vom General Lefebre
Auskunft erhielt, und überreiche sie
Eurer Majestät. Die- Namen Der lei
ten-der Persönlichkeiten sind in der ge
wöhnlächen Chkfferschrift eingefügt
General Lefebrebatmich ersucht, Eiirer
Maieftiit die irntertlzänigfte Bitte zu
Faßt-n zu legen, den- treuen Soldaten
bald ein Zeichen, fortdauernde Huld
geben zu wollen«
Napoleon nahm aus den Händen
der Dame ein kleines Schriftitiick ent
gegen, durchblätterte es flüchtig user-d er
legte es aus seinen Arbeitstischx »Ich
danke Ihnen, Madame! Hoffentlich
sist die Zeit nicht fern, tro ich meinem
Dante noch anderen, bessere-n Amt-form
als mit Worten geben kann; Vorläu
fig aber —- und das gilt auch für ten
General Labere — müssen wir uns
aller Belundsungen unserer Meinung
enthalten. Die Gährung ist noch nicht
weit genug vor-geschritten und wir
werden zu scharf beobachtet Die
Stunde ist noch nicht da — aber sie
wir-d toran!« I
»O, Sire, die Stunde sammt qanz
sicherlich —- sie wird, sie muß losm
men!« rief Madame de Vernier begn
slert. ,
Napoleon lächelte: es freute ihn im
mer, wenn man an feinen Stern ge
glaubt. »Ich habe noch etwas Anbe
res mit Ihnen zu besprechen meine
Liebe,« sagte er taten. »Ich muß ein
neues schweres Opfer von Jihrer s o oft
erprobten Treue verlangen Sie ah
nen, Madame, welches?« .
,.Si-te, let-n Opfer kann mir zu groß
fein, wen-n es Jbrem Dienste gilr!«
Aus den Worten der Dame spvach erkr
liche Ueberzsisugung, aber in ihren Au
gen malte sich eine geheime Anast, die
dem scharfen Blicke des Kaisers-, des
großcn Menschenlenners, nicht ent
DIIA .
Napoleon schritt einin THE-sie im
Zimmer auf und ab. Dann blieb er
dicht vor Madame be Vernier sieben,
und es schier-, als wolle isr sie met sei
nen Augen förmlich bannen. »Es-: muß
sein!« sagte er, usrisd seine Stimme
klang wie Stab-L »Wir brauchen eine
Verirnute Person ,die vden Fuchs Liber
wach2, ohne das-, er es anni. Ich weis-«
wag ich ihnen zumuihe, Madame, aber
unsere persönlichen Interessen müssen
wir vim Wohi des-— Ganzen immerd
nen. Jch habe Bericht-e bekommen, die
mich geradezu zwingen, Ihn-en dgs
Opfer aufzuerlegen: Ihre Tcschtzr
muß Anfang des nächst-en Monats rei
en.«
s Frau de Vernsier beugte das Haupt
wie unstet einem schweren Schlage:
»Sire, haben Sie Erbarmen mit einer
armen Frau, der Sie was- Lichi ihres
Lebens, die einaige Frewde ihres Aliters
nehmen-i« bat sie.
Der Kaiser schüiiekte den- Kopf.
»Ich habe es mir hin imsd her überleng
them-e Freundin aber ich habe keinen
Ausweg gefunden Fast zwanFig Jah
rehabe ich sie befchüst, Sie und Lan-;
son, aber jeft muß ich mein- Entgelii
— —
einfordern. Wir haben jetzt Mitte
September —- in den erstcin Tagen des
Oktober wird Jhte Tochter Elba ver
lassen! Ich gebe Ihnen also noch vie-r
zehn Tage Zeitsk
,,S-ire!"
»Wer-zehn Tage — nicht eine Stun
de länger. Es muß sein!« Napoleon
hat-te bisher gasnsz als Kaiser gespro
ch:n, jetzt schlug er einen wärmeren
Ton an, der ikym gleich vortrefflich zu
Gebote stand: »Glauben Sie mir, es
stillt mir selbst nicht leicht, mein-e Liebe,
idsies Opfer Fu its-klangen Nur sdie
Nothwentigteit zwingt mich! Und ich
will nicht ein-mal besehlen — ich bitte
Sie, willigen Sie ein! Und dann —
Lonison kommt in eine glänzende- Po
sition, und klug wie sie ist, wird sie sich
darin zu behaupten wissen. Sei-en Sie
nicht egoistisch- Madame, stellen Sie
sich nicht dem Glück des Kindes in tm
Weg." - -
»Dein Gkiick,Si-re, dem Giiict?«
»Nun ja: dem Gliicki Ein junges
Mädchen muß hinaus in die W:ilt,
wenn es sein Glück machen soll, gerade
so gut wie ein junger Mann. Also ich
bitte, Madame —«
i »Eure Majeftät haben zu bissehlen!«
»Ich danke Ihnen, Madam-e, auch
dies soll Ihnen unvergessen sein!«
Napoleon reich-te der armm Frau, in
zdersen Augen idie Tbränen zitterten, die
Hand. »Und nun geben Sie und be
’r;iten Sie das Kind vor. Für die er
forderliche Ausstattunq soll Jlrnen
Berirand zehntausend Franken anwei
sen. Doch bei dem Gelde fällt mir ein
—— waren Sie nicht mit dem Bicomte
Labourd:-Marcard verwande
Madame Te Vernsker blickke etwa-Z
erstaunt auf: »Gewiß. Zier. Ich
satte bereits di-: ChrI, Eurer Elstaieität
m meiden, Laß mein thfer im
Fett-mir des-:- voriaen Jahres fiel· Eure
Mnjeitiit wrdcn sich vielleickt ersin
Fern, das-. ich durch einen jungen Preu
fxifckien kakekeiz einen Herrn von
Etette:i, ds-: Nachricht seineås Todxzä er
bielt.« ’
s»L-nanrr,:ina, icn kam pag veran
sen, Madame-! Monsieur sde Stettin
—- dersksllse foizicn rer Sie dann in
Paris aufs-innen foll:e, aber nicht mehr
animi- dI Sie Ekkibouion berekts ab
aehait Latie. um Sie nach re cki«eitiq
ke! Verkaszmq durch Den glenden
Sckilkkckkr Tallnrand Zu enizieben.«'
»Es rselbe, Sire!«
»Mansierir be Steiten -—— irb habe
zden wackercn jun-sen Mann ia auch
skenrien gelernt Abs-r was ich sagen
’woillte« —- der Kaiser nahm nor-. der
LFischhreikniscbplatte ein umfsx:ngreiche5
Schrifiiiiick und durchbl äiierie es
sfliichti a — »was ich sag-In weilst-:
tat anen Labourd-Macard nie von
einem Auftrag gesprochen, drn er in
Rußland ausführen solli e, dessen Aus
führuna er aber nicht volle kren
konnt-e?«
«Jawohl, Eure Majestäi: es han
delte sich um rie Bergiing iverihvoller
Kriegsb:u!e.«
Napoleon nieste So ist est Ma
card-chbou.rd hat sonst Niemand in
vvie Angelegenheit eingeweiht?«
,,S-ovie1 ich weiß. nein! Er hat auc
rnir nur unbestimmte Andeustungen ge
macht, es lag gar nicht in der Art mei
nes Verters, sich üsber Dinge auszu
sprechen, deren Brwashrung ihan dienst
lich anvertraut war. Jindessan weiß ich
doch, daß er mich sbeaufiragte, mich im
Ministerium nach Dem Verbleib eines
Kameraden zu- ertunsdigm welcher
Mitwisser des mit jener Kriegsbeute
verknüpften Geheimnisses war —- eines
Monsieur Dulot, Sire!«
»Ganz rich:tiig!·« Der Kaiser schellte
,,Lasse sten Kapiiän Dulot eintreten!«
besashsl er Swtini.
)
Es war noch ein junger Mann r r
aleich Daran in kerzengrader site-U
militiirischer Haltung in die Thjjr
trat, sein Mann, dem mam auf den er
sten Blick ansah, Ebaß »er schwere Leid-en
durchgemacht hatte. Sein Gesicht wa:
tief-« a-efurch-t, die mit begeistertem Ape
drud aus den Kaiser gerichteten dunk
len Augen lagen tief in den Hösbbm der
Körper erschien fast überschle fin Her
Uniform Der Gardelamciers —- einer
Tkuppez die nun schon seit ElJicsnzteik
aufgehört hatte zu existirem
Der Kaiser musterte ihn mit scizar
fem Blick. »Sie komme-n Direh aug
Nußlanv, mein Braver2« sagt. c:
va1.n, mit-er an den Offizier beratan
Wid. s
»Ja Befehl, Eure Majestäik Ja«
wurde bis zum Friedensschkusq in
Kiew gefangen gehalten. Auf Der
Rückreise ersushr ich in Warschau, daß»
main Kaiserlicher Herr sich zur Zeit in
Elba aufhalte, vermied es daher, nach
Paris zu gehen, schlug viekmehr den.
nächsten Weg mach Livorno ein, um:
mich sbesi Eurer Majsstät zu Wüten.
Die Stimme des Matrmses slatng hell :
und seine energischen- Augen bbitzten vor
Freude, Idem Kaiser in s- Angesicht
schen zu dürfen
Napolevn hatte die Arme iisber der
Brust getreuzt —- -eine Stellung, die
er liebte, wen-n er nsachsanim »Ah,
Dtilott Jetzt weiß ich entolläch, wio wir
uns schon gesehen: an der Beresvnta
wars und Sie retteten durch ein-e
kiihine Attacke mit dem Rest Jhrer
JSchwadrosn den Artilleriiepart tes
Ifiitnften Korpst Jch sagte Jhnen da
mals das Kreuiz zu — ja mein Braver,
’J«-lf-r Kaiser hat zur Zeit texine Kreuze
zu vsergeben.«
»Ein anerkennenldes Wort, Sire
auk Jhrem Mein-de macht mich glück
licher, als alle Ghrenzeichen der Weltt«
Mit einem raschen Schritt trat der
Kaiser aus den Offizier zu und wollte
ihm die Rechte reichen, der Ofsizier
aber hob mit einem wehmüthigen Lä
tns seine Hand: der Asermel deckte
knapp das verstiinmnelte Gelenk.
,,Kurz hinter Wilna schoß mir ein
Kosat durch die rechte Hand, Sire —
der gänzlich-e Mangel an Pflege that
das Uebrige, « sagte er.
»So reichen Sie mir die Linie
mein Braer Bin ich auch nicht mehr
der Kaiser der Franzosen, so war
ich doch Jhr Krisegsllyerr, als Sie für
das Vaterland bluteten. Nehmen Sie
meinen unid Frankreichs Dankt«
an »den Amgen vLes Offiziers schim
merte es feucht. »Eure Majestät wer
den stets und immer-dar mein Kaiser-,
mein erhabener und verehrter Kriegs
herr bleiben. Und ebenso wie ich.
denken hunderttausend-e Veterarie1:,
die nur aus Eurer Majestät Ruf kar
ren —«
Der Kaiser Unterbrach die begei
.sterten Worte: »Still! Ehren wir die
Verträge, de ich freiwillig geschle
sen habet In Die Zukunft kann Jti e
man-d bl:cten, jeist aber bin ich nur
»der Sonverän von Eltlsia und will
iiråchtg weiter sein! Sprechen wir Den
etwas Anderen, mein Vraveri Sie
Raben mir hier« —— er deutete auf ein
Echr itstiicl, das auf se nein Schrei
iscke laa einen m-:ri!riirk: qen VII-I
rächt Hing strick-t, Kapitäm szlor III-:
iren -ic- :,in se; Ost geschrieben-I«
»Ich ieknte mit der linken Dr» d
IIckr-"l-»i. iriiirend ich .n rer rusn iiscke en
Ren-am nasnschaft mar, Sire JE?
« ;
lrsi Hnd te ni a: ßer mir den Jznfjgü Dre
ITZIIH Dei in«
Er bitte die letzt-en Worte mit einem i
Blick auf Madam: de Vernier gesagt,l
den Napoleon sofort Verstand
»Er-retten- Sie unbesorgt, T-ulot,
Madame ist meine Vertraute — wir
brauchen keinerlei Gebeimniß vor ihr
zu haben. Doch ich will Madam-e
selbst i·nform«:rs:!n: der Bravesist hier
mit Ihrem Vetter Labourd - Macar"d»
zusammen bei der Bergung meiner
Kriegstasse und werthvoller Beute zu
gegen gemessen. Er unter-breitet mir
nun den Vorschlag, ihn zur Hebung
der Schätze, die aus russischenr Grund
nndBoden vergraben sind zu entsenden
sEs handelt sich um Millicnen, und ich
:gestel)e, daß das Projekt mir verlocken-d
Herscheinh denn Gokd ist ein mächtiger
Hebel fin alle Pläne und Entwurf-e
Das undankbare Frankreich hat sich
bisher mach nicht einmal brmiißigt be
funden, mir die vereinbarte Rente zu
zahlen, wir«d«s auch vielleicht selbst in
Zukunft nicht thun! — Ich zweier
nur an der Ausführbarkeit Ihrer Ab
sicht, mein braver Dulct. Sie find,
nachdem der Vsitomte Labourd-Ma
card im Vorigen Februar gefallen ist«
der letzte Ueberlebende drei den Män
nern-, denen mein-e Schätze anvertraut
waren, und Sie werden, wenn ich Jhre
Demkschrist recht verstanden habe, we
sentlich aus die Erinnerung act-gewie
sen sein.«
Ueber das offene Antlitz des Offi
ziers war ein trüber Schatten geflogen,
als er aus dem Munde des Kaisers die
Kunde von dem Tode seines- Kamera
den vernahm. Als idansn Napaleon
aber geendigt hat-te und ihn erwar
tungsvoll ansaih, tnöpsste er mit der
link-en Hand die obersten Knrkrsse seines
Wassenirocks auf uwd zeig eine kleines
vergilbtes Papier hervor
-
»Ju- :,-uu«r wem Minimum-» sit-gis
ek, »das-, ich in dem tapferm Labourlisl
Mucatd einen Mitheifcr gesunkpr
hätte· Aber ich bin auch allein nskdyti
ganz aus mein übrigens vosrzijglicksess
Gedächtmiß angewiesen. Wie ich (7::-’
m Mute-stät schon zu berichtm Id
Ehre hatt-e, setzten wir Drei, »die rrn
der Eåtorte noch üibrig waren, als wir
dis: Rissen- vergrusbon, ein Protokoll
auf. Das eine Exemplar erhielt der
Limtenant des Gatdes, der zwei Tage
später, von einem A«nfall von Jrrsmn
befallm, das Papier vor meinen Au
en in das- Feue·r warf usnd such, ehe ich
Ihn hindern konnte, erschoß. Das
zweite behielt dser Psitomte Lasboutsb
Manto Was aus diesem Protokoll
gsetvotwm ist, vermag ich nicht« anzu
geben, wemn Mach-ob nicht viel
leicht — ?«
Frau Ive Vernier zudte die Achseln.
»Es ist mir eine Vermuthunz die ich
J
kaum zu äußern wag-e. Jch erinnere
msich nämlich, daß mein Vetter klagte,
er sei in Deutschl-and beraubt worden.
Es ist nicht unsmögkich, daß ihm dabei
das Protockoll entwand-et wurde, denn
er maß jenem Vorfall simrner hohe und
ernste Bedeutung bei. Untier lsden Pa
pieren, ldie bei die-m Todten gefunden
wurden-, besansd sich dagegen keine
Sehr-ist von Bedeutung Sie wurden
mir von einem preußischen- Offizier
iisberg-eben, dessen Ehrenheaftigkeit gänz
lich aussch«!«ießt, »daß er etwas von dem
Nachlaß meines Vetters fiir sich behielt.
Auch in der Pariser Wohnung des Vi
iomte befand sich kein-. s christlicher
Nachlaß von irgend welchem Werth!«
Dulsot neigte sinnend den Kopf.
,,Jmmerhin wäre es .mtir wohl er
wünscht, Madame, wensn ich den Na
men des Preußen erfahren könnte, umsd
vielleicht auch den Ort, wo die Beratu
bung des Vicomte in — Deutschland
stattfand. ·
,,Ma-’rsame wird Ihnen beides mit
theilen!« unterbrach ihn sder Kaiser
etwas ungeduldig ,,Wo befindet sich
nun das dritte Protokoll?«
»Hier isn meiner Hand, Sire, soweit
es erhalten ist!«
Dulot überreichte dem Kaiser das
Blatt, welches er aus seiner Brusttasche
gezogen hatte, und Napoleon las mit
lauter Stirn-me vor: «
»Protokoll iiber die am 13. Dezem
ber 1812 vollzogene Bsergunsg der
Kriegslasse mit noch 482,000 Franken
in Gold und der auf Befehl seiner Ma
jestät des Kaisers aus Moskau mitge
fiidrten Kirchenrijsen.
Nachdem die drei Ensdsesunterzeich
neten in eingehen-der unid gewissenhafter
Beratbusng zu der Ueberzeugung gekom
men sind, daß zur Zeit eksn Weiter-l
transport der ihrem Schutz anvertrau
ten Wertbgegensränsde unmöglich ist, da
alle Hilfsmittel erschöpft sind-, hab-en
sie beschlossen, die Kriegskasse, welche
zur Zeit noch 422000 Franken in
Gold enthält. sowie die in zwei eiser
nen Kisten enthaltenen, aus Moskau
starrirnenden Fiirchenrijsem zu vergra
ben. Die ists-N-Isntisrzesichneten öffne
sm Ho Trick-, » EAHJTJ r..4 »am
».. -.- .».»—..», »s-»» Vupuuks Ists uun
Tode des Reiegszahlmieisterå Vertshoilet
der Lientenant des Gurt-es führte, und
überzeugten sich von dem unverletzt-In
Bestand des Inhalts. Außer der ge
nannten- Summe Goldes ergab sieh bei
der Revision, daß »die zwei Kisten ent
Rette-m
Ein starkes Goloblech, im Regiter
bezeichnet als das Bild der thierischen
Mutter Gottes, geschmückt mit gegen
hwnderst Edelsteinen-, unter denen beson
ders acht große Die-math, kreisför
mig um den Strahlenkranz der Haup
tesössfnnng angeordnet durch Schön
heit auffielm
Ein starkes Goldblech, nach dem
Verzeichnis ein Bild des heiligen Mi
chael, geschmückt mit gegen fünfzigs
werthvollen Rubinen und Smarag
den«
Ein dünneres Goldblech, im Ver
zeichnis-; genannt der heilige Christo
phorns, aus-gezeichnet durch einige
schöne Emailplatten und eine Anzahl
treuzförmig user-geordneter sBrillant-en.
Ein schweres Goldtreuz, reich mit
Di—am-anten, Rubinen und Saphiren
besetzt.
Ein schmales Goldvlech, im Ver
zeichniß aufgeführt als die Rijse der
Mutter Gottes von Ksasan, fast ganz
bedeckt mit meist noch tin-geschliffenen
Juwelen.
Sechs kleinere Rijsen, alle reich mit
Edelsteinen geschmückt, und drei min
der werthvolle, aber auch jnwelenbesetzte
Frreuze
Eine Lapusslazuslxiplatte von außer
ordentlicher Schönheit und einen Al
iartelch in Gold.
Nach der dem Register beigefügten
Abschätzsung von Monsieur Gravin
und Monsieur Bertholset soll ker umge
säshre Werth der gesammten Gegen
stände acht Million-en ein«-d sechsntal
hunderttausend Franken betragen
Das genau-e Register rosnnde in die
größere-, mit dem taiserlichen Wappen
geschmith:-e Kiste gelegt, um bei der
Hebunx des Schatzes als Anhalt die
Alle Dcm Listen sinld von iii den
G tcsesunterzeichneten, kei einem
Schlosse der Polocki’sche-n Familie ver
graben worden, welche-L auf den Fior
ten den Namen Gorkschin füler Für
den Fall, tdaß Keiner Von uns selbst
bei Eber Hebung des Schaäsez anwesend
fein- tönint-e, daß es uns abzzr wenig
sten-S möglich ist, ein-ed dieser Proto
kolle in französische Hände gelangen zu
lassen, folgt hier die genaue Angabe
der Stätte, an welcher die Viekgung
stetisand
Vom Mi-tt:elpo.:tal des bei unserer
Anwesenheit gänzlich von allen Be
wohnern verlassenm Schlosses-, in dem
in den letzten Wochen auch der Brand
gewütnet zu halben schien, führt eine
breit-: Allee westwärts; dieser Weg
wird 1450 Schritt vom Porlal von
stzwzantzoaa non-is ist-; iuønsalk mang
getreuzt, und rosenn man diesen letzt
genannten Weg nach Süden zyu drei
hundert Schritte verfolgt, so gelangä
man an eiknse tseiine H«ostz)briicke, Winter
der unmittelbar eins dicht-es Birken-ges
hölz beginnt. Der Bestand dieses Gr
htölzes sist niedrig, gerade. fünfzig
Schritte rechts von der Brücke aber —"
Der Kaiser hatte sichtbar taan
Höchste interessirt gelesen, jetzt brach se
plötzlich ab: »Das Schriftstiück ist ljikt
ziu Ende, Dukotcck Usnd die Fort
setzung?« — er wies asuf ldsen unterdes
Ranid des Papiers, der scharf, aber
unarade abgeschnitten schien-s — »der
Rest selh.lt?«
,,Leider, Sire. Jch habe das Pro
tokoll wie eins Heiling gehütet, aber
»das Unglück »das mich selbst so hart
heim-suchte ihsat auch Idas Dein-mark
nicht verschont. Als ich mist noch etwa
tausend Gefährten svon Wilma nach
dem inneren Rusßloasnsd trtainsporiirt
wurde, Plüniderte uns die Begslseitios
lonne völlig ans. Wiese-erholt war das
Schriftstück, das ich aus der Brust trug.
den Feind-en entgangen schließlich satt
es kroch eim Kosack. Er entriß es mir
wntd sing, wüthemd darüber, idaß es
sein ganzer Fund s ein s olle, an, es mit
seinem Messer zu zerschneisden Verge
bens bat ich, mir dochidas Papier, das
für Niemand von Werth sei, zu lassen.
Man Vserspsottete mich nur. Jch schwur,
es sei mein Testament, aber die Koste
ten wollten sich halbtodt über die Jsdct
sites Gefangenen lachen, ein Testament
zu machen Schließlich, als ich die
Völligse Versnichtung des Protokolls
schon vor Augen sah, kam eiinv alt-er
Kosakenkorvoral hinzu· Der Mann
schien antmiitbia, wie so manche dieser
rcsssien Naturkindser es sind. Esr ließ
sich, als er mein Flehen hörte, Idas Pa
pier reichen, setzte sein-e mächtige Horn
brille ans und that, als ob er tden Jn
balt lese. Jch zitterte vor Angst, daß
er ihn verstehen könne, aber glücklicher
weise verstand er aleich Eben Uebrigen
die Kunst Ides Buchstabirens ebensowe
nia, wie vikranzkösisctx Trotzidem reicht-e
er mir nach einige-r Zeit das Doktrin-ens
sisuäuu LUIU ’cl.lIULUc UHIL UJITIIZUILUYTL
Würde, es sei wirklich mein Testament.
und man solle es mir lassen, es enthal
te nichts Staatsgefährliches Dabei
blieb es dem auch, Sire, und was diise
fehlenden Sätze betrifft, fo getraue ich
mich, wenn Eure Majsestät mich nur
mit den erforderlichen Missttebn auswü
sten wollen, unbedingt die Schätze zre
heben «
Napoleon überlegte. »Ich wende
Ihnen isn einigen Tag-en Nachricht uni
mesine Entscheidung zukommen lasse-m
Kapitänl Wo sintd Sie abgestiegen?·
»Im Gasthof-e »Aquilla nier-a«, Sire.
Aber ich gedenke mir bald sein anderes
Quartier zu nehmen, dein-n die Kosten
des Aufenthalts im Gast-Esaus überstei
gen meine bseschseildesnen Mi-ttel.«
»Dem wird abzuthelfen seini. Darf
ich vorläufig dein wacker-en jung-ers
Ossizier Ihrer liebenswürtdsssigen Gast
freundschast empfehlen, Madsamie?«
Frau de Vernier wollte einige Worte
te r Zustimmung äußern, als Santini
eintrat nnd meldete, ldaß die Brig-z
»Jnconstant« sich anschicke, vor Anker
zu gehen. Der Kaiser stürzte, den
Ausdruck hoher Erregsusng im Antlitz-.
an dass Fenster unsd schaute mit leuch
tenden Aug-en nach dem Hafen hisnriWM
Ahnen Sie, wen ich erwarte, Mada
1n-«e?« sagte er dann sich utmrr«endensd.
und seine Stimme bebte leicht. »Meine
Mutter! Die treu-e verehrte ; rau —
sie wollte Ineine Berbannsu na theilen
wie sise mein Glück getheilt hat!«
Unid ohne eine Entaegnssung abzu
warten, verließ er, Madam-e de Ver
nsiser und Dnlot noch einmal zuinsicksend,.
das Zimmer . ..
Als Beide eini- Viertel stu de später
am Quai entlang schritten, be aeansetrm
sie dem iekierlichsten Puae, in dem tote
Kaiser feineMntter Lätitia· die einzixae
Frau, kke auf den eifemhartenManm je
ein-en Einfluß befesscs«1, nach seinem
Palaste fiishrte Mutter und Solm
ainaen neben-einander l,er im stoan
Schweigen, während- thg Volk inbelit
und von der .Hafenskatter:e Saluiss
frbijsse erklangen. cksr wie-d er ganz der
Kaiser ---si«l«,r schönes Ant « tz ichisetn wie
aus etein aemeißeli MS s- braucht-en
die Leut: zu sehen, was-« iri de m Herzen
Bei-Ver vorgina7
CFottfetzung folgt.l
Bedenklichse Enischul
digung.
»Sie habe-m gestern meinen Vortrag
durch lautes Sprechen gestör!!«
»Um-möglich ! «
»Ich hasbe es aber selbst gekyört!«
»Wir-flich? . . Das-un muß ich is
Schlafe gesprochen haben!«