Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, March 12, 1897, Sonntags-Blatt., Image 9

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    «z
W
begann im Weite-richtenden hwlblout
feinen Lieblingitvalzer aus »Miretlle«
zu fingen: O Magali. Geliebte!
Die süßen Träume ließen auf sich
warten. Konrad fühlte dM Schle Noch
fern. Er warf sich auf den Sessel vor
dem Schreibiifch, entnoer einem ver
lchlvssmen Fsch eine thtvgtaplne
Molitta’s die ihm Egon nach langem
Bitten abgetrenn, und betrachtet-e sie
mit starren, trüben Blicken.
Fast fiinf Monate waren verflossen,
seit er jenen letzten Brief an Melittn
Nicolai geschrieben und Cgon ihm ils-z
ten Bescheidmijndlichiuiisietkeilt han«
sie erkenne feine Freundschaft mit
Dank an, fühle sich aber außer Stande,
ihn jetzt zu empfangen und nehme
ihm fein Ehrenwort ab, weder weit-er
an sie zu schreiben noch eine Benennung
zu versuchen bis sie ihm selbst die Ers
laubniß dazu ertsheilen werde. So ge
rechtfertigt dieses Verlang-en in ihrer
Lage sein mochte, fuhlte sich Konrad
dadurch doch tief verletzt; wenn auch
nicht ein Wink-ersehen so hatte er zum
Mindesten auf einige freundliche Zeilen
von ilyter eigenen Hand bestimmt reib
nen zu dürfen geglaubt.
Er ging nach Berlin. irr-inn- ilun
Egon, sals der frühzeitig-: Winter des
Hochgebitges ein weitere-S Nachforfcheu
nach der noch immer nicht gefundenen
Leiche unmöglich dachte-, folgte. Es
bildete sich, durch die Verhältnisse be
günstigt, rasch ein engerer Verkehr
zwischen den beiden Männern aus« die
einander früher, wenns nicht feindlich,
so doch mit lühler Antipadlyie gegen
über-gestanden hatten. Als Verwalter
des Maine-ais und vorausfichtlicher
Erbe genoß Egon nunmehr eins bedeu
tendes Einkommen und einen unum
schränlten List-edit lebte feinen früheren
Gewohnheiten gemäß als reicher
Grundfeigneur und riß auch den neus
gewonnenen Freund mit in den Stru
del der großstädtischen Leb-weit inn
svfl
So sehr dies Konrad anfängkich im
tiefsten Herzen widerstrebte war er
doch zu schwach. den stündlich an ihn
herantretean Verlockungen dauernd
auszuweicherh Sein lchlkobtes Natu
rell verlangte nach Zerstreuung, sein
tin-befriedigen Leidenfchast nach Veräu
bung, und so warf er sich, einem ber
zwerfeljen Schwimmer gleich, welcher
fordr. daß er ohne Hilfe bog tetkenbe
Ufer doch nicht erreiche. mitten in die
Brandrmg des Welsstadttreibens. Die
Erinnerung an Lichtern-tu trug nur
dazu bei, diesen Taumel zu verstörtem
er gehst-: eben zu jenen Naturen, de,
nen nichts unserträglickxer ist, als das
reirevolle Grübeln über verlorenes
Glück, über eägene Schuld und die Uns
gunst bes· Schicksals, welche nach im:
mer neuen Vorwörwen suchen, sich die
Marter ernster Einkehr in sich seibfi
und entschiedener Umkehr auf dem ir
renben Pfade zu erspare-»n
Wohl kamen auch ilnn stille-Isari
den ernster Selbstsbetrnchtnng —- sc
wie seht —-—-, in denen er siegseine Wan
ielmsiithigleit bitter vormarf izsze
Pläne fiir eine geregelte Zukunft faßte,
doch mit der im Sturm der Leiden
sclnst überschnell ausgegebenen H:i
math, mit seinem gebrochenen Work
hatte er auch jeden Halt in sich selbst
verloren Bereits nach lürzesier Frist
wurde ilnn die Einsamkeit, in welcher
jeder Selundmschlng ji«-en immer
schmerzlichen Erinnerungcn und Vor
tviirfe brachte, wie ein Menetelel ins sein
Herz brannte, zur qualvollsten Pein,
und dann fiel es den klugen Sophis
men und der in das Gewand heiterer
Lebensanschauung gehiillten Verfüh
tung Egon’5 meist nicht schwer, ihn
wieder in den Kreis rauschender Zer
streuungen zu locken. die ihm wenig
sten-'s aus Stunden ten Zaubertmnl
des Vergessens boten.
Diese endlosen Kämpr riet-en ihn
geistig wie körperlich auf. Daneben
schwand der Rest seinet- Vermiigenå in
bedenklicher Weisedahin Wenn er Geld
aus dem Schreibtische nahm, so konnte
er bereits nicht mehr, seinen Aussen-des
stand nachzuzählm So ließ er lich
halt- und willenlos, ein Wracl seines
eiitstsjgen Selbst, ohne Anker und
Steuer-, aus der Flnih eines unt-hätt
eien Gerirxleebens, dass ilnn doch keinen
wahren Genan bot, dah-inireiben, alle
Hoffnung ans Melitm setzend.
Ein-en verlorenen Mann hatte er sich
einst Elsam gegenüber genannt, ietzt
fehlte nur noch eines Haares Breite
und er war sann verloren.
Claral Lichtenaul
Welche schmerzlich bewegte Gedan
kensluth diese Namen in ihm empor
wallen ließen! Er hatte seine Nach
richt mehr von dm Seinigen erhalten
und verlangte auch nicht darnach. Ein
Todter wollte, mußte er siir sie sein!
Daß sie seiner oft gedachten, daß sie
ihm gern verzeihen wills-ven- mw be
sonders Gara, dieses sanfte, edle herz,
— vI 1
—
tvußte er wohl; doch das Band war fürs
immer zerfchnitten Besser im selbst(
herawfbeschworenen Sturm unterzu
gehen, denn als schiffbriichig in den
»Haer zurückzukehren d: n er als Treu
s loser verlassen!
Dritte-f- Capsitei.
Es hatte während der Morgensturw
den geschneit und die Berliner tonnien
sich einen Tag, vielleicht auch nur einen
halben, des ihnen so spärlich zugemesse
next Verziniigens der Schlittenfghrt
irencxr. An der Einmiindung der Kö
nsiggrätzcr Straße in die Charlotten
burger Chaussee stand eine kleine
Gruppe von Damen und Herren, welche
lebhaft das Projekt einer Schlittenpar
tie besprachen Ihre Toilette, Von fei
nem Schnee überftiiubt wie der einige
Schri tte zurückstehende, mit Schlitt
schnhsiicken überladene Diener —- er
trug die Nicolai’sche Livre —- verrie
then, daß sie soeben auf den gefrorenen
Wasserläufen des Thiergartenls einein
ähnlichen Sport gehuldigt.
Also in genau zwei Stunden Ren
dezvous auf dem Pariser Platz, be
stimmte Egon als gewählter Ver-gnä
gungskornmissiir endgiltig.
Jch bitte mich zu entschuldigen. sagte
Konrad, dessen Miene sehr wenig von
einem genossenen Vergnügen verrith
Sgpristi, weshalb denn schon wie
der? — Unmöglich, Sie kommen niitk
— Wir-d nicht angenommen! rief es
durcheinander, und Fräulein Ada, die
neben ihm start-d, flüsterte bittend: Ich
hatte mich fo sehr darguf gefreut: stillt
Ihnen das Opfer einiger Stunden in
unserer Gesellschaft wirklich so schwer-?
Sie zerstören mir ja mein ganzes
Progmmm, fügte Eg on ärgerlich inn
zu Die Paar-e paßten so hübsch; nun
bleibt eine Dorne übrig; ich hatte ih
nen Fräwiein Martowi cz zugecheilc
Bedaure —- es wäre das erste Mal
daß ich eine Dame in eine-m andern
als meinem eigenen Schlitten innre-.
erwiderte Buchrodi. die Lippen zusi an1
nienspressend, nnd nun ggr in einer
Droschtei
Wie oft soll ich Ihnen den-n sagen,
daß binnen einer halben Stunde meine
Trabetstute mit dem Rennschlitten vor
szrer Thiir steht? Sie fänden in ganz
Berlin kein schöneres Gespann
Mag sei-n, aber . . . .
Aber die Nicokai’schen Pferde sollten
Ihnen doch nicht fremde Lein und blei
ben, fiel Egon mit seiner Beziehung
ein, welche nur fpe beide nasse-REM. Ckr
unterhielt jetzt eine-n- tltintn, aber aus
gesucht edeln und eleganten Stall, mit
dem ex zu prnnten liebte. Sein At
gument schlug Konrads letzte Bedenten
nieder; sie waren wohl auch nicht seht
ernsthaft gewesen. Er such-te ja, wenn
auch mit einem gewissen inneren W:- ,
derstreben. lebhaft-e Zerstreuung Unbf
vielleicht noch mehr lockte ikm die alte
Lust am Sport, das Verlangen, wie
der einmal dies-Zügel eines edeln Pfer
desj zu führen. !
Tie Gesellschaft trennt e sich. Trei: «
lsin tlda hatte Konradö Arm genosn
men, als halte sie es stir selbst- erstand ?
tiefs, das; er sie bi- an ishre im a5—11"«’
schen Viertel biet ejene Wohnimsa Range
Während sie in ihreranin Ithigen Lgeisezs
Plauberte, schritt er fast sinxnn mxdk
scheinbar ohne jede Aufntsertsns Intei t ne: j
den ihr hin. Letzteres, wie gest-At, n«.r ,
anscheinend; so auffällig, fast nn«t)ös
lich tülyl er ihr gegenüber blieb, harte
er sie doch gern sprechen, empfand sogar
eine anfricht«ige. freilich nicht das Maß
wnnschloser Freundschaft übersteigende
Zuneigrtng zu ihr, welche er nur ver
barg, um die unetsiillbaren Hoffnun
gen, die sie hegt-e, nicht noch mehr zn
bestärkt-m Als enthusiastischer Theater
sreund verehrte er überdies in ishr die
große Künstlerim unterhielt such gern
mit ihr ikber ihre Rollen, nnd schon
mehr als einmal hatte er scherzend ne
änszett, er werde nächstens ebenfalls
unter die Literaten gehen ins-d eint-its
iitr sie ein Dranm schreiben Siie nat
ten sogar miteinander Pläne zu einen-.
solchen besprochen, und in- seinem
Swreibtisch lagen einige Bogen mit
einer flüchtig hinaemorienen Ost-Mosi
tät-n, nnsertigen Tiaquen U. dergl
Am Eingana :n die M :.e tmstr . ze
mußten beide stehen bleic:r1,r.i ein m
gleicher Zeit esinbiegenner tsekxsdastIL
eher Schlitten für einen Llunetststiit die
Passirat hemmte. Ein Mein-er Wind
lzrjz schlug dem 5.;:ts:t):r :-..«-«. Psy
manitel zsntiicl nnd Fennrsd erblickte
darunte: die wohlbekannte grünsilberne
Nicolasi’sche Livrsee Ein zweiter Blick
nach dem Fand des Schlitten ——--- und
wie von einem Geist berührt tanmelte
er mit einem halberstickten Schrei zu
rück; trotz der Pelzvermmnmung unt
deö dich-ten Schleiers erkannte er Me
litta. Sich gewaltsam von dem Arme
AND die ihre bei seinem Wanlen be
sorgt fester gest-txt- -lvöttißmd, sprang
et aus den Schwamm
—l
Auch Melittsa hatt-e ihn erkannt —
et sah es ans dem heftigen Zusriickbeugen
des Kopfes, ein flüchtig-er Blick streifte
ihn, dann wandte sie sich ab —- pfeil
fchncll, wie ein« Phantom, glitt ihr Ge
iährt dahin. Wie betäubt starrt-e er
ihr nach. Erst als Ada seine Hand er
greifensd ihn wieder auf den Bürger
fteig zog, kehrte sein klares Bewußtsein
zurück.
Mit dem Instinkt eifersiichtiger
Liebe hatte die Schauspielerin errathem
baß zwischen ihm und der vorüberfah
rerwen Dame besondere Beziehungen
obwalten 1nsußten, die bei ihr weit we
niger, ais bei ihm, freusndfchoftiichser
Natur ziu fein schienen, und ihre sog-u
sagen berufsmäßige Vertrautsheit mit
Herzenstonflsitten und Liebesintriguden
kieß sie darin den- Schlüssel zu sein-m
It so räthseihaftesn Gebaiyren vermu
Er selbst dachte gar nicht daran,
welch-m Eindruck der sonderbare Auf
tritt auf seine Begleiter-in gemacht ha
ben müsse. Eilig drängte er jetzt vor
wärts Und nahm sich kaum Zeit, Asda
an der Thür ihre-s Hauses flüchtig Le
bewsohl zu sagen. Er wollte Egon
aufweisen-, wni von ihm Auskunft über
Melistta zu erlangen, Und ließ schon
nach den ersten bund-set Schritten- die-»
sen Gedanke-n ebenso rasch wieder sal
len, als er ihn gefaßt hatte. Eins plötz
liche-? Mißtrasuen wurde in ihm rege,
die Befürchtung sich abermals durch?
seine Uebereilung zu schaden. Nach
kurzem Uebetlegenx trat er in ein nahes
Restamant, um in- einem besonderm
Zimmer zu speisen oder, richtiger ge
sagt-, in den aufgetragenenGerichtsen zii
stochckn, ohne sie zu berühren.
Weder ibm noch Ade-i war es aufge
sollens, daß bereits in der Wilhelm
sivaße ein Covalletie - Ofsizier Ohne-,
nach-dem er sie scharf fsixOEPL in- einiger
Entfernung gefolgt wen-. Jetzt ließ
sich im Nebenzimmer SporengerasseL
Säbelllireen nnd eine tiefes rauhe
Stimme hören, welche Koner alles
Blut zu Herzen trieb. Noch ehe er
einein Entschluß fassen- konnte, wusrde
die Thijr ausgerissen, auf deren
Schwellevder Kellner mit lläglich hoch
gezogenm Schultern unio emporgehobe
nen Händen panstomimisch andeuten zu
wollen schien, daß er den Eingang bis
ausk- iiußerste verthsiskoskgt habe und tief
entrüstet mir »der stärkeren Gewalt
weiche. Eine lräfiige Hand schob ihn
beiseite und bereintmt Graf Alteneggs
stämmsige Gestalt l
Jetzt eilte Fkontad aiifivringend mit
auchsirerlien Händ-txt cui ihn zu, doch
der Graf blieb unbzwcsglird ari- der
Thiir stehen beste Hände-: fest ais-s der-.
Säbelgriff gelegt.
Enimry rief Firnrad schmerzlich Einst
Dz: ie?ns-·.: (.Zi·us7» lesjst Werk ritt-fix- für
mich?
· L doch antwortete der Graf, indein
er langsam sein-en rechten Handschrift
auszutnöpfen liegen-L will Tit etwas
sagen, waL mit schon iiingst jin Herzen
brennt wie gliibendes Feuer. Wekfzk
Du noch, ixdss ich zu Dir spxxxsjk
Abend tmch Deiner Verlobung? i
lkr wird nie cui- mtsiirem chäckstnisx
schwinden dieser Tan, murmelt-: Its-:
k:d. Er besitng lich iingziiici :;1«:«.II;:«
Leben-K Z
Deins nur-? lachte let list. f raxjs
wäre de r Mühe werth, erst ein Wort
darüber zu sprechen, geh! Handelt sich
sym- nsischi um Dich, hast-J ja so gewollt,
spreche von andern-, die Dir wie Eltern
wart-n unsd die Du schmählich betroqu
hast, von einem Mädchen, tuLJ Die
vertraute und das Du treulos verlas
sen, beschimpft, elend gemacht hast.
Hätten sie einin Sohn und Bruder, er
müßte Dir nachgejagt fein bis ans
Ende der Welt, um Dich zu züchtigen
Wollte es auch thun, durfte leider
nicht. Es giebt aber noch eine Gerech
tigkeit, ich sehe es jetzt kcullich, dir Du
mir an dem einzig-en Tage, den- ich in
Berlin bin-, in die Hände läufst. Hast
mich wohl gar nicht lensnsen wollen auf
cr Eli-asze, ist das böse Gewissen, ja-:
wohl, lia: Dich schon gefaßt.
Ja, »ich bereue und schäme mich bes
sen nicht. wiirde vielleicht jetzt wie-der
so handeln. Daß ich Elma an niichi
soffeim war meine schwerste Schuld-J s
nicht meine Flucht Doch dwslg
ql lanbte ich darin die Ret tunx nei
selbst nfiff en und mgleich ihr Gli iif .
lES war mein he: ligsler Vorsatz den
ich mir meinem Heriblut wabr -;:: mi
ä)nsirei.s:.e?;.21n.l-:s! »Wir
mir selbst als ein eczier Litkarm Li:
bisehe
Der Baron sich da unten den Halg
brach und Du nichts Esiligeres zu thun
hatt-est. als Dich der Wittwe zu prä
sentirean noch ehe der Mem-n- begraben
war, höhnte der Graf. Hölle Dir, auf
Ehre, nicht soviel Vorsicht zugetraut —
wolliest wohl einen- andern- nsicht erst
tm vie gute Partie denken lassen oder
gar dem armen Niroliai vollends den
Hals umdrehen, falls noch ein bischen
Leben in seinen zerbrochen-en Knochen
war?
Erbleichend preßt-e Konrad dise Lip
pen zusammen-.
Damit beschimpfst Du mich nicht«
sondern mir Dich selsbsst Und Deine ein
sfige Freundschaft, Altencegg. Und
hegst Du: wirklich diesen schändlichem
Ver-dacht, was »ich noch bezweifle, so
" weiß Iich doch, daß Clam anders, besser
von mir denkt. Sprich mir von ihr,
wie -—- wie es iksr geht-, kurz gesagt.
Frag sie doch selber, wenn Du soviel»
zMuth upsd llnscbuldbewußisein basi!
J— Wird Deine Eitelkeit nickt wenig;
ktzeln, wenn ich Dir sa ge, daß sie wie
eine Blume ist die Du ohne Wasser in
den glüh-enden Sonnenbrcmd stellst I
Kannst stolz sein aus den Ruhm daßl
ei« Mädchen —-— ohne gleichen auf der
ganzen Welt — um Dich sterben wird
Deine Heldenthat vielleicht schon näch «
stes Jahr aus ihrem Grabsteins· 7jssen
sein wird (
Ummoz schrie Konrad gellensd auf«
nimm dieses Wort zurück, sag’ mir,;
daß es nicht Wahrheit ist, Du michs
damit nur erschrecken und strafen woll- i
test! Ich beschwöre Dich bei allein,,
was Dir heilig ist, bei dem Naran
Ckaras, bei Gottes Barmherzigkeit beij
Deiner Ehre, sage mir die Wahrheitss
Ich habe sie gesprochen —- bei mei-;
ner Ehre und bei allern, was Du willst, E
sagte der Gras bestimmt-. Z
Wie Von einem Dolchstoß in’s Herz;
getroffen, brach Koner zusammen I
Das habe ich nicht geahnt, das nich-t,
stöhnte er inv unsäglicher Qual. Ich
hoffte, sie würde mich verstehen, Trost
sisnsden — durch Dich
-Jch? — komme- nicht mehr in Be
tracht, les-net mehr, stehst so fest wies
Evangelium-. ? hat eben- nicht jeder.
ein so bequemes Herz, das heut-e dieses
und morgen jenes lieben kann!
Jst es Dir noch nicht genug der
Schuld, die Du aus mich geladen? rief
Konrad im- jäihkk bitterer Aufwallung.
Kannst Du mich, mich alle-in erbar
mungsos ohne ein-en Funken Mitleid
verdammen? —— Freilich, was versteht
Ihr, die the nicht kaslt unsd nicht warm i
seid, vosni einser Leidenschaft, die alle
Sinne gefangen nimmt, die tausend
mal stärker ist als Ihr selbst, die Ench»
wie ein Sturm aus-Eurer Bahn- s chlnr- !
der-ts- Trage ich allein die Schugld daß -
mir We Nattnr dieses heiße, wilde Herz;
gab, Fkarnmen in mir anfachts, welches
weder ich noch eine andere erst-Ecken!
konnte-, daß Diejenigen verderben müs
sen, die sich diesen Flmmmien entgegen
warian Leiden sie allein? Verzehrt«
nich-i auch mich diese wahnsinnig-:4
Glut-ki? Meinst DU, es sei mit le«"clft;
geworden, zu thun, was ich that, oder»
ich wäre net-r meinem freien Willens
ni.xt einer inneren Gewalt, gegen dies
ich olmmächjiawar, aefolatZ Fiannits
TM ec- begreisen, daß ich wußte, ich-v
acthe in mein Verderben nnd daß ichs
Dennoch ging? Nessu, Du beareifstz
es nicht, Jbr alle nkchi. denen das Bluts
so träg in Eurem ehrbaren Philister-i
grfiilsl das »Damit-inne und Kreuzia3«;
rkxit iiber den, der Eure alltäglichen
itijchtemcn Bahnen nicht iraridclni
kann weil ihm Gott ein astbcrejs katisI
Dsinden in’5 Herz lxatel ,,.iereu·,1,iae!«l
rupft Euer ivcsshlaesittctex Verstand nnd
Eure Liiiastiscbe Asstorah und Ihr sebj
nicht einmal. cb nicht der Unaliicklichei
sich schon selbst an’5 Kreuz geschlagen!;
NUM, irciiziaet - es- gilt mir nein«
alrich! «
Erschöpft von diesem leidenschaftli:-E
ehe-n Ausbrnch sank Konrad in die
Kissen Des Sophas zurück Der Grafi
stieß, wie um sich Muth zu machesH
heftig mit biet Säbelschride gegen den
Vatquetboben dann sagte er lanqis
sam: Habe mer auf meinen Verstand;
und meine Moral Um e etwas eingebild
det, das weißtT Habe Dich auch
jeßt nicht nanz verstande Eis-sitt nichts, i
kann mir schon bestimmte Du Tasi
meinst! Flammen, Leid:nfcimät, imi
widerstokilicher Drang, höhnt Gewalt
—— es klingt und blendet, und doch·
findks nur its-etc Worte, bsokxlcr Schall,·
und wag daruntrr steckt, möchte ich;
nicht auf mich nehmen nnx alle Schätze
der Weit- chi, Der nüchterne dunn«:,
Enimo Attencgsp Ich inne T .1, daß es
keine stärker-: Gewalt niebt als- dien;
Willen Dies Eisinmicz daß ein ehrlicher:
Mann tret-:- issandelt wie es ilnn feinei
Ehre befktjiz it b d s. cr das auch si cis
kann, wenn er esk elikxi r r etirli cb will ’
sitt cis-er wrist Is: kic «»-. Enimt Dzi;
Ehre n: ·:ci) hören, nnd keztalb v rlorst
Du sie, wurdest zum Verräther an
einem Mädchen dem wir beidez zusamii
men nicht werth find die Schnhriemen
aufzulösen Das zweite, was ich D r
sagen muß! Und das stTi tte ist
Daß Du Dich mit mir schiießm
willst etgänzie Konrad ruhig.
Vor seinem Blicke schlug Altenkgg
die Augen nieder. Ein schwerer Seuf
zer ließ seine bvesite Gestalt erzittem
Jst’s nicht entseylich, daß es dahin
l— J
kommen muß mit uns beiden? Hätt’J
es vordem nie gegla·u:bt, eher an den
Weltuntevgang, aus Ehre. Du weißt
es Als mir Dein Onkel schrieb, war
mir, als sei mein Bruder gestorben,
sprach er weich und heiser, als presse
ihm eine gewaltige Faust die Kehle zu-?
samtnen. Viel schlimmer noch, viel
schlimmer! Warst mir ja the-net ge
wesen als ein Bruder, einen Todten
kasnn man noch lieben, achten, beir au
ern,Du——Du....
Jch war dieser Liebe unid Achtung
nicht mehr würdig, ganz recht; Und
weiter?
Hättest Du offen zu mir gesprochen,
es hätte noch alles gut werden können.
Hätte Dir wohl gesagt, wie man liebe-n
mußt Kenne die Liebe auch, i«-·:«.«.«.: ich
freilich nicht so schön darüber setz-kratzen «
iasnn, aber »ich hätte mich lieber lebendig
in Stücke hauen lassen, etkye ich mich
durch meine Liebe zu einem Unrecht
verführen ließ -—-- und wäre es wahre
Liebe bei Dir gewesen —— wohin gingst
Du Arm in Arm mit ein-en Dame-,
einer Schsa-uspielerin, wie ich hörte?
Einer Dame, sagte Konrad mitI
scharfer Betonung. Bitte, nienagire
D sich Du sprichst in der That von einer
Denn-z die « aber wozu noch eine"
lange Erklärung diDe Dir wahrjcheiw
lich nicht glaubst unod die auss seiten
Fall zwecklos ist? Komm zu Ende,
Altenegg, komm zu Ende; Du hast
schon vor einer halben Stunde den
Handschush ausgezogen den Du mir
ins Angesicht schlesudern willst! Jsch
warte daraus!
Hier ist er! schrie Alten-aga, dessen
Wirth durch die Ginwiirse Konrad-s
aufs Neue gereizt word-en war, unid
WATf seinen Handschulh vor vie Füße
des Gegners, sowie eine Karte auf den
« :
Konrad Verbequ sich.
Binnen zweiStunideni wird sich mein
Sekundant in Ihrem Hotel einfinden,
Herr Graf.
Krachend schloß sich die Tshiir zwi
sen dsetns geschieden-en Freunden
Konrad- schellte dem Keil-nier, besathl
die Rechnung und eine Dsroschke und
fuhr zu Egom »der, eben im Begriff,
den Pelz einzuziehen, ihn mit unwilli
gem Erstaunen empfing.
SepristiL was thun Sie denn hier?
Es ist die höchste Zeit, daß wir for-t
komsrnen Ich habe Ihnen doch meinen
Traber geschickt, Sie sollten längst bei
Fräulein Markoswlicz sein.
..iir winkt eine anwere Partie,
der es sich aller Wahrscheinkskchkoit nach
mehr um ein-m Leichenwagesn als um
Rennschlitten handelt, erwiderte Kon
rin mit einem finssterenLächelu und be
richtet-e in wenigen Worten, baß er zu
fällig den Grafen Altenegig getroffen
und ein-In Streit mit ihm gehabt hast,
der nur die Siihne durch die Waffen
Anlasse-. Um jede Oeffentlikchkesjr Jn
Vermeiden, müsse er Egesn bitten, ihm
zu sekundiren.
Der Baron fluchte mehr, ulsz dies
frnst sein-e Gewohnheit war. Erst als
Konrad nnnz zufällig erwähnte, daß
iin Der Graf mit Fräuiein L-.)tnrioch3
Hefe-hien, leuchtet-e ein flüchtig-er Bksiij er
szriedinuxtg in sesnen Aussen «
ks"P-Jriktrt:i er seinen Kutscher fortge
scli.ckj, um sub und Konrad zu rni
Isc
bei
».-nL«r-ix:en, bist er diesem eine CZ
.rctte an nnd sagte mit nnsckxeinxsnto
freundschaftlicfsem Vorwurf: Ein-böser
OanweL mein Lieber! Ließ es sich denn
reicht vermeiden? Wenn Sie dem Gras
fen ctkn gutes Wort gegeben hätt-en —
er war ja stets Ihr «alter rno«!
Er war es; rechnete Sie nich-i aus
eine etwaige gütige Verständigung
Sie ist unmöglich.
·.
F
I
Qui ’
I
l
s
I
«
-
i
Das begreife ich; ein-e heftigen
Feindschaft als zwischen ehemaligen
Freund-»Im den schärfsten, erbittsrtsten
Haß geb-irrt immer die Liebe. Was
wollen Sie, Säbel, Degen, Pistolen?
Pistol-eh wscsnn möallich.91lles an
dsere überlasse ich Ihn-en. gsch ehe auf
die schärfste Forderung und eine falsche
erwa te ich nur, ein.
Hist- bxii karer (?9j-31Va,n-dic«,·eit würd-e
ich die Klinge danieden-. Damxkt reicht
Jskien der Graf niicht das Wasser,
während er neun Mal unter zekm das
As au«— M Hatte schTiIßL Zis: srisEss
lich eben-solid
Wcim ich will, sag-te Konrad mit
einem cigmtfxiimlicbsen Ausdruck doch
so leise, Tas; ihn kcr anders ruscht Ver
sOTYIL
TI! Li..-«cissk:.d,17:xl:c::1 noch
ein gej- Nöx giae besprochen bcreits in
der Thur, um in das Hotel Altenegg S
zu fahren, als ihm Konrad, welcher ihn
hier erwarten wollte, nsoch csimnsasl zu
riickriirs
Jch habe Mielitsisa gesehen.
UnmöaslsichZ tsief Egon, mit einem
leichten Erblassens, das aus seinen stets
farblos en Wangen sitrilich ein weist ru
higer-s Auge, als das Konrad’s gerade
jetzt war, ersorderte, um deine-sit zu
werden.
Täuscht-Dr Sie mich nicht —- tn dieser
Stunde nicht. Jch erlannke sie gen-au,
sie mich ebenfalls. — Oder sollte Ih
nen Eihre Anwesenheit unbekannt fein-?
Das ist doch Unmöglich. Slie fuhr mit
eigenem Gespann, ist also nicht erst
heute angekommen
Vor drei Wochen, gest-and Egon mit
der Miene eines bedrängten Bieder
Mannes-.
Und Ssie schwieg-en?
Weil ich mußte. Da Sie sie selbst
gesehen, kann ich wohl meins Wort ber
chen.
Sie wohnt nicht bei Ihnen?
Nicht doch!
Wo?
Ich darf es Ihn-en nicht sagent
Auf dem Polizekbureasu erst-Ihre ich
es sofort.
Denken Sie an Ihr Ehrenwort ishr
nsåcht nuchzuforschen
Ich habe es nächst gegeben
Doch nashtn sie« osder ich ins Dhrenk
Auftrage es Jhsnens ab.
Wie Blitz und Schlan waren sich
Rede und Gegenirede heftig gefolgt-.
Unwillig stampfte Konrad most dem
Fuße und rief
Thörichtes Versprechen, zu dem ich
mich zum zweiten Male verlsetten ließ!
Es wird wieder zum Klan führen —
soll es auch »für diesen Tag gelten, der
vielleicht der letzte mein-es Lebens Est?
Jsch fühle Mit Ihnen, wie hant es lrst,
und werde noch heutte mit meiner Com
sine sprechen, begiitisgte Egon freunds
schaftlich Muth, mein Freund-, Muth
Und Vertrauen!
·Er schüttelte jenem die Hand rent
SMA.
Viert-ei- Capitel.
Deir frühe Dämmerschein des Win
ter-abends schlich si chldurch »die wert zu
sarnnvrnisaxllemsden Vorilstiinsgse san das
grorße Gemach, dessen etwas üwrludene
,,st«ilvolle« Ausstattuinsg irr winde
schem Rot-h, Schwarz und Gold mir
ihrem Useeberfluß an Schaustück-en und
ihrem Mangel an« den zahl- und na
menlosen Ksleinigkeitem mit lrleneni man
sein heimische-? Zimmer füllt, den näch
rernscn Eindruck der »möb!lirttesni Woh
nung-« machte-. Nur eint Gegen-stand
gehörte offenbar nächst der nach dem
Preiscosurant dessMölzelmagazins zu
sammengestellten- Garrritur arr: das
übe-r dem zierlichen Damenseskrestär
bängende Brustbi·l«d eines küshrm Umsd
trotzig blickend-ens, brärtiigsem schönen
Mannes Es wiar das Werk eines
berühmten Meisters und dessen groß-en
Namens würdig; besonders gselungm
erschien der starre und dabei doch lei
denschaftlich heiße Ausdruck der unter
Den ijlrerhänncnsden Brausen schsarf her
vorblickerxden Augen Und die kräftige
sscstigleit Tier anseisnandsergepreßten
Lippen ——-— seines jener Bilder-, irr denen
dser Beschauer wie ins einem Busch-e zu
lesen vermag, aus denen her-MS ihm
qleichsam die Seele des Dargestesllkm
nncerhijllt enlneaenckritt
Das Halbdusnlel verstärlkse noch den
seltsnnen (.5«indrncl dieses Bild-es Ließ
d
se wunderbar sent-alten Aug-en wos
sxsuriixcr und trotzig-er glänzen
Inn-:- oeqsenijbier, ten Blick fest, wie
««;.·-·-.:nn"c, zu ihm l«,sin.gewanskr, saß Me
liita -- dass Porjrccist wa« das ihres
Batzen. Das einfache-, buchschließsenkoe
Tr.:r:ergewisansd liess sie noch bleicher als
sonst erscheinen- Um sitsre Lippe-n hat
tm sich feine Fälscheer eisngegrcwem die
Elcunmsdjrist des -3chmscrzes. dar iibsr
sie herein-gebrochen der sie in daw we
njnsen Telconarsen Um Juli-re hatt-e alte-M
lassen.
Wiie ihre Augen auf dem Bibde, fo
weilt-m- sikyre Gedanken- bei der Person
Robcris, bei dieser wie aus Stahl ge
fügtiens Riesen-gestalt, die noch »Im-may
zerschmettert unid Cinckftellh in dem- Fel
senspalt-m der Alpen ruhte-, bedeckt von
Ungewieihtsen:, hartem Stei-n, von GiZ
nnd Sehn-eh fsern der Gruft seiner Wh
nen, unerreichbar vier Frau, der selbst
dies süfzscl)-n«:erzlische Trost geraubt wink,
ils-m die letzte Chr-c unsd Liebe zu ers
Insksifm
Ehre um«-?- L«Eeb:. imd Leben alles
verschimmcn vom Schicksal, verbrauft
im Sturm, zxrixbmcttert vom Blitz, den
sie selbs! auf sitt-» qefenkL
LDJIAriettaTZ Eintritt Unterbrach das
quakvolle Ein-nen. Sie zog die Vot
bäkmse zusammen, ziindicie Nie Lampe
an is: «-.- fr.:,1i-e. ol: sie den Herrn Baron,
fis s-.:—e:-«.» »Dir-is »Nimm sei, hie-r
isse-c Ader in den Zalcm weis-ern sollt-.
In dæn Salom beschied »die Baromäm
sich erkelsrilh
Vorsehung fngU
» O O- ...
Seitsam
Eschauspielserini Einem ihm-er M
tser Photographieen zagende »Es ist
doch seltsam, daß man auf des-I ältesten
Photographieen vimmer am jüngjbn
aus-sichtl«