Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, January 22, 1897, Sonntags-Blatt., Image 7

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    « Sonntags-Blatt
Beilage des »Anzeiger und Herold« zu No. 20, Jahrgang l?.
«’. P. Windolph, Herausgeber
I
Grund Jstana Nebr» den 22. Januar 1897.
Ueber garnevalsdichteri
heutzutage, da die Jungdeuischeni
usw die Symboliier sich so spreitzan,l »
und es fiir einen schlimmen Verstoß
gegen die Poetii anlgesehen wird, wenn
ein Gedicht nicht bos buntscheckig zu
sammengewürfelte und auf turiose
Weise neugedildeie Worte sondern auch:
Gedanken enthält, so daß schon ein
Brückenpolizist ein lnrsisches Tit-il
«diensi- Examen bestehen iönnte, giebt esi
nur ein Gebiet, auf welches sich nicht;
Jescer von der über Nacht in s Krauij
geschossenesn Poetenzunst wagen kann. ?
So seltsam dies beim ersten Blick sich
ansehen mag: Thatsache ist, daß die
Karniebalsdichtung im Gegensatz zu
allen anderen Arten von Poesie keinem
Stümper Obdach bietet, denn Jeniand,E
der im Reiche Seiner Tollitiit gedulde-i
werden will, muß sein Recht dazu durch«
Witz und Esprit ertaufen. Kann er
auch nicht in jeder Sirophe Geistes
blsitze aus-flammen lassen, muß er doch
siir erträgliche, belachenswertshe Ka
lauer sorgen. Der Mensch ist nun ein
mal so gemacht, daß er eher Dutzende
von Kaiauern mit den üblichen Ge
sichtsverzichungen und ,,Au’s« über
sich ergehen läßt als Gedichtc, in denen
zwanzigjährigeBiirschchen und sonstige
typische Vertreter Jungdeutschlands
die tiefsten Probleme der Menschheit
»an-schneiden«,wieder ilassische dentsch- I
ländische LeitartsiteLAusdruck lautet. I
Der Karnevalsdichter hat vor seinem ;
Kollegen, der nurin gewöhnlicher Lyrii -
macht, einen großen Vortheil voraus:
während dieser nur in Agsnahmefäb «
len, wenn er gerade einen ahnungslosen
Freund überrumpeln kann, seine Pro
duitionen einem menschlichen Wesen zu
appiiziren vermag, sind die Gedichte»
des Hospoeten Seiner närrischen Hoboiti
« eines dankbaren Publikums sicher. Dai
findet es fich auch, od er wirklich auf
den Titel »Karnedalsdichter« Anspruch
machen kann, denn wehe seinem Kame
valistennimbus, wenn sich unter den.Z
Vetsanimelten llnaufmertsamieit oder
gar Unruhe kundgeben sollte! »Wo es
nicht aufmertt hat schon gerichtet dasl
Voll« kann man Schiller variiren
Wenn der »kleine Ratsh« seine Autori- v
tät in die Wagschale werfen muß, um
mitten im Vortrag dein Manne, der
angeblich »friih an goldener Quelle der
Musen holdernZwiegespräch gelaufcht«, «
Gehör zu verschaffen —- da sollte dem
Dichter sofort die Erlaubniß zu weite- .
rem Dichten, also sozusagen seine »poe
tsisckse Lizenz« entzogen werden. Jn
früheren Zeiten, als es noch im Reiche
Seiner Tollität strenger zuging als
jetzt, pflegte man einen solch unglück
lichen wart-reichen und pointenarmen
Lyriler einem »Declelungs-Prozeß« zu
unterziehen. Dieser Ausdruck besagt.
nicht etwa, daf; man den Hut vor ihmI
abnalnm nein, »irn Gegentheil«, man
pflegte ihm selbft seine Kopsbedeckung
aufzusetzen, ein zarter Wint, daß er
»die Mitt« verlassen möge.
Der Beruf des Karnevalsdichters ist
ein schwieriger, sein Lohn aber auch ein
schöner. Während der gewöhnliche
Lnriter von der Hoffnung auf bessere
Zeiten und vom Pump lebt, verbringt
sein irn Dienste Sr. Tollitiit stehend-er
Kollege die Zeit in Saus und Braus.
Er erfreut sich natürlich der besonderen
Fürsorge des kleinen Rathe-Z fiir ihn
läßt selbst derjenige Präsident, in des
sen Gardervbe sonst Spenlvirhosen
durch Abwesenheit glänzen, Champag
ner ansahren, und ihm vfserirt der
herbergsvater Cigarren ans der Kiste,
aus der er selbst raucht. Die Remune
ratfon ist immer, da wenig Angebot
und viel Nachfrage herrscht, recht reich
lich —- wenn überhaupt aus solche re
flektirt wird. Alles ist natürlich Stück
arbeit, ob schon der Versuch gemacht
worden ist, einen Karnevalsdichter per
Woche, vielleicht mit- dem Achtstunden
tag, tem Samstag-Dawstiertag und
Agra-Bezahlung siir Ueber-stunden zu
engagiren, ist uns nicht bekannt; jeden
falls ist es aber sicher, daß Ue fabrik
gemiiße Verstellung von- Rat-neuns
censie noch nirgends lversucht wor
ist.
Wenn man alle Umstände in Erwä
CMI Mk, kann man set-an Var-Men
date-e nur anenipfehlem seine Söhne
Karnevalsdichter werden zu lassenri
Das Fach ist noch lange nicht überfällt
der Erwerb ist gut und —- ein besonde-E
ver Bortheil — es giebt etwa neun!l
Monate Ferien im Jahre, also Bahn
zen, die fast so lange sintd, wie die des
Mannes, der mit dunklen Gläsern für
Sonnewfinsterniß- Beobachtungen han
delt. I
Stiersechtcrinnen.
Eine neue Blüthe derFrauen.-Emsan
zipation zeigt sich in Bareelona:
Schmucke Mädel mit schwarzen Feuer
augen, die man noch vor kurzem mit.
schädigen Mantillen über den Schul -
tern in die Fabriien ein- und ausgehen
sash, trifft man jetzt, gegen Stiere käm
pfend, in der Arena. Eintriiglicher ists
das neue Geschäft allerdings, so ein
weiblicher Toreador z. B. steht aus et
wa 825 für ein einmaliges Auftreten
Diese den Stier befehdenden Amazos
nen sind genau so gekleidet wie ihre
männlichen Berufsgenossen; auch dsie
Pferde, aus denen die Picadorinnen
sitzen, sind eben dieselben traurigen
Krackem wie man sie gewohnt ist. Die
Picadorinnem in altcastilischer Ritter
tracht mit Lanzen bewehrt fassen bei
Beginn der blutigen Spiele Posto in
der Mitte dei Arena, dem Stall gegen
über, in welchem sich die Stiere besin
den. Jhnen folgen die weiblichen
»Chulos« mit unzähligen bunten, flat
ternden Bändern an den Jacken und
den weiten Purpurmänteln; sie stellen
sich In dem Raum zwischen den Panie
ten auf. Nun erscheint die Matado
rin, z. B. die Sta. Providenta Ale
meda. Ah! Sie ist reich und ge
schmackvoll gekleidet und von sehr cla
stischem Gliedergefiige; in ihrer Rech
ten slimmert das Schwert, in der Lin
ien hält sie die »Muleta«, den mit ei
nem kothseidenen Wimpel versehenen
Stock. Aus der Loge des Stadtoberä
hauptes wird das Zeichen gegeben, undi
aus thut sich der Stall der Thiere, umI
L ,s-s
clllclc Wcsckucsl Mc IUIHTU IJITUIU UUUI
dem Tode zu weihen. Jst es ein bra- z
ver Kerl, so verhalten sich die Picado- ;
rinnen unter Ausbietung all’ ihrer Ge- ;
schicklichteit in der Desensive und wei- z
then aus-; zeigt er Mangel an Couragei
so bringen sie ihn mit Lanzenstichen,s
Geschrei, die Chulos mit dem Schwimj
gen ihrer rothen Mäntel zur Raserei. z
Unter den Matadorinnen ist ein gigand
tisches Weib, Alvarado mit Namen;
sie entspricht jedoch insofern nicht dem!
Geschmack der Barceloneser, als sie
stets dem gemarterten Stier zu sritht
den Gnadenstosz giebt. Da ist die Se-?
nora Providenta Almeda doch ganz
anders — sie reißt das Publikum da- !
durch, daß sie ihrem Opfer vor demZ
Tode noch die raffinirtesten Martern
— die sich anstandshalber gar nicht be
schreiben lassen —- angedeihen läßt, zui
srenetischern Jubel hin. Die Zuschauer
briillen sich heiser, die vornehmen Dass
men reißen ihre Geschmeide von den
Handgelenten, ihre Bouquets von deni
Mantillen, urn sie der ,,göttlichen«;
Providenta Almeda zuzuwerfen Es;
fehlen die Worte, um vie Zuschauer
bänie einer Stiergefechts- Arena in ei
nem solchen Augenblicke zu schildern!?
Es wäre doch nichts Rechtes mehr
schreibt mürrisch ,,La nueva Sidia«,
das Organ der Stierfechter und erin
nert an die Zeit der Abencerragen, das
bie Stiergefechte ein Sport der vorneh- s
knien Welt, die Picadores lauter edlel
Ritter waren, die um ein Lächeln ihrer
Damen aus prachtvollen ararakyischen
Pferden, die ein Köniqreich werth wa
ren sich im Kampf mit dem wilden
Thier tumnielten und als tiihne und
gewxmdte Reiter gefeiert wurden; sie
fochten mit einfachen vier Fuß langen
Speeren und erlegten den Stier mit ei
gener Hand. Die Zeiten sind hin, und
Lobita, Janoi, Angela over wie diese
Stierfechievinnen von Barceiona hei
ßen, sind die Leisten, sie zurückzurufem
Dei Fisc- sitzt.
Gast: Witten Sie mai, Verr Wirth,
Jhr Wein schmeckt verdaan Misse
eigt«
Wirtsh: »Natürlich —- Oie trinken
ja nur Hemmt-Denk
Rnchtkägtiche Betrachtungen-.
Nunne: Hast De von det scheue
Stück jehökt, wart se da uffjefühkt ha-t
ben, wo se den- besten Schnaps machen?«
Denn du bist ja woll dajewesen, Pie
seke?
Pieseke: Jewißt Jck habe die!
Ehre jehabtz et war soweit sekyre scheut
ussjesiihrt, wenn nich so kleene Vor-;
kommnisse vorjekommen wären. j
Nunne: Wat wären denn dett
vor vorjekommene Vorkommnisse?
Pieseke: Nu so dett war ver
jessen sde Krone; die lag derweile in die
Blumen, die int Korn wachsen.
N u n n e: Nu, dett is doch wirklich
künstlerisch genial.
P i eseke: Nu weste! et konnte de
Musik nich stille stehn, weil sich die
Musik gerade auf den Mittelpunkt
stand, aber dett kam man von die Ro
tation der Erde.
Nun ne Et is ja wieder so een
Stern vor det musikliebende Publikum
u·ssjejangen, watt man so die jröszte
jroße Größe nennt.
P iese le: Na, Nunne, Du kannst
mer leed dushn; man kann et Dir jleich
anhören, det De man bei Pseiser bist
in de Schule jejangen. Da is denn
doch nsoch ein ganz anderer Stern, der
hier schon lange ausjejlänzt.
N u n n e: Ach, Du meenst den? Ach
Jotteken dochen, der is ja doch noch nich
ganz fertig; diese jroße Jröße kann
doch dieser jrößten jroßen Jröße nich
det Wasser reechen. ·
P i se k e: Det stimmt uffallend
un in det Wasser, wat se sich reechen,
kommt der Kopp unten und der Stern
hört us zu funkeln.
Nun n e: Det is janz richtig; det
putzigste Ding in de Welt is un bleibt
immer der sojenannte Mensch.
— .- .. - ..».,,-. ...
Freie Bearbeitung eines Wilhelm
Müller’schen Themas.
—
(Von unserem vereideten Wasserdichter.)
Jch ginge gern in jede Kneip’ hinein,
Jch tränke gern von jeder Sorte Weint
Jch käme gern allabendlsich gar spät
Mit einem Affen, der mich nicht ver
rätslx
Doch leidet darf ich’S, Armee, nicht so
treiben —
Jch hab’ ein Weib und muß zu Hause
bleiben!
Jch möchte stehen gern an jede-r ,,Bar«,
»Getreatet« sein von meiner Freunde
Schaue,
Erfreue-I mich an frohem Gläser Klang
Mit meines Herzens vollem, heißem
Drang,
Und singen, bis erzittern alle Schei
ben —
Jch hab’ ein Weib und muß zu Hause
bleiben!
Am Morgen zeitig um die »Brealsast
Hom«
Möchk ich schon schlürfen einen »Wl)i5
key-Sout«,
Auch tränk ich, ach! ’ne-n ,,Eocktail«
gar so gern,
Doch alles das —- ich ahn’ es nur von
fern.
Solch’ Existenz, ich kann sie nicht be
schreiben —
Jch hab’ ein Weib und muß zu Hause
bleiben!
Nur heimlich kann ich in die Kneipe
Mk)
Befürchtend stets,g daß sie es lönmte
seh’ n,
Daß, össne ich zu Hause meinen Mund,
Ein jeder Athemzug gäW klar ihr
kund.
O Goiii warum mußt’ ich mich denn
beweibenk
Ich durst« so sehr-und muß zu Hause
bleibe-di
Geleptjonscherze und ]
Ychwindeleiem I
l
I
Das Telephon hat, so nützlich undf
nunmehr schon fast unentbehrlich es der
Menschheit von heutzutage ist, doch
auch schon viel Unfug und Unheil an
gerichtet. Das heißt natürlich, nicht
eigentlich das Telephon, sondern derl
Mißbrauch dieses treffl ichen Hilfsmit-!
tesls der neuzeitlichen Gefellschafi.f
Spaßmacher- ,,practical jockers«—
haben es sich für ihre ,,Scherze« dienst
bar gemacht, und Schwindlern und
Gaunern hat es oft helfen müssen, ihres
Anschläge durchzuführen Dieser Miß- I
brauch des Fernrfprechers hat derarti
gen Umfang angensommen, daß man;
sich schon in vielen Staaten veranlaßt
sah, Gesetze dagegen zuerlaffen und aus
das Verbreiten unswiahrer Mittheilun
gen u. s. w. durch das Telephon, ausf
unanständig-es und beleidigendes Reden
Strafen zu setzen. Diese Gesetzgebung
hat aber noch teineoder doch sehr wenig
Früchte getrag-,en einfach deshalb nicht,
weiil man kein Mittel besitzt, die Uebel
thäter zu entdecken. Diesem Mangel
will man, wie mitgetheilt wird-, abzu
helsen suchen, und zwar sollen zwei
Vorschläge gemacht werden, durch wel
che dem Unwesen gesteuert werden foll.
Es wird anempfohlen, bei der Be
nutzung der »öffentlichen« Fernsprecher
also solchen, die Von Jedermann gegen
Erlegung der Gebiihren benutzt werden
können, ein ,,Check-Syftem« einzufüh
ren, von jedem Benutzer v o r he r »die
Namens- und Wohnung-Z - Angabe zu
verlangen und zugleich in der Zentral
’Station über alle »Anr-ufe« Buch zu
führen. Weiter wird vorgeschlagen,
die« Pächter von Privat-Fetmfprechern
also die ,,fubfcribers«, für alle Bot:
schafien verantwortlich zu halten, dsie
von ihren Anrusstellen ausgehen, und
auf Verstöße gegen das Gesetz ähnliche
Strafen zu setzen, wie in den Posten-«
setzen vorgesehen sind.
sOb derartige Bestimmungen das an
gestrebte Ziel erreichen würden, das ist
noch sehr fraglich. Die Namens- und
Wohnsungsnennung an öffentlichen
Anrufstellen könnte allerdings wahr
scheinlich Manchen von der Veriibung
von ,,Sch-erzen«, von der beriichtigten
,,practical joke«-Sorte, zurückhalten,
andere und besonders Schwindler und
Geuner diisrften sich aber durch solche
Kleinigkeiten von der Durchführung
ihrer Anschläge nsichst abhalten lassen
sie sind ja geübt in der Nennung
falscher Namen u. s. w. Dagegen
wär-de vielleicht eine solche Bestimmung
von vielen als eine Belastigung ange
sehen werden. Die Bestimmung, daß
»Spaßmacher« gern ihre auf Täu
rufestellen ausgehenden Botschaft-en
verantwortlich sein sollen, scheint nur
billig. Sie würden vielleicht zu größe
rer Vorsicht ins der Eintheilung der Er
laubniß zur Benutzung des Telephons
an Fremde führen, arber das tönnste am
Ende nicht viel schaden-, gerade von
Privatstellen schicken Gauner und
«Spaßmacher« gern ihhre asuf Täu
schung berechneten Botschaften aus.
Wer einmal das Opfer eines Telephon
schtvinsdlers oder eines Telephonscher
zes geworden ist — und es giebt deren
viele «— der wird für den Erlaß von
Gesetzen stimmen, welche dlie Entdeck
ung unsd Bestrafung von solchen Misse
thätern möglich machen, selbst wenn
damit Vorschriften verbunden sind, die
anfangs als etwa-s lästig empfunden
werden.
genva autouom wie Wa
unda»
Ein autonomes Ruba! Selbstver
waltung siir die Perle der Antillen in
derselben-. Ausdehnung, wie sich deren
Kanada erfreut. Was Spanien bisher
stets als undiskutirbat bezeichnet hat,
ein thatsächliches Freigeben Ruba’s,
das ist es jetzt bereit, zuzugestehen-. Es
ist ein Zurückweichen Spanien-s aus der
ganzen Linie, welche unsere Madrider
Speziakdepesche mekdeh und thatsächs
lich ein rückhaltloseö Gingeständniß,
daß das Königreich an der Mög-lichteit,
sdes kwbanischen Aufstewdes Her-r zu
werden, verzweifelt. Als letzten Noth
anter ergreift der spanische 5Mem-termi
nifter die ihm enstgegengestreckte Hand
Cleveliand’s, weil er nur die Wahl zwi
schen dem völlig-en Verluste Kuibcks und
der, wenn auch kaum mehr als nomi
nellen, Aufrechterhaltung der Sou
veränitsät Spansiens über dsie Jnsel vor
sich sieht. Erst Pacificirsung der Insel,
dann Gewährung von Reformen: das
war das Alpha und das Omega der
Erklärungen Canovas’ und mit weni
gen Ausnahmen der gesammten spani
schen Presse. Und um diesem Stand
punkte seine Berechtigung zu verleihen,
siegte unsd Pacifizirte Weyler unaus
hörlich Die Provinz Pinsar del Rin,
in der die Jnsurrektion ihren Haupt
stiitzpunkt hatt-e, hat Weyler definitiv
fijr pacifizirt erklärt. Inzwischen that
sich aber als zweifellos hierausgestsellt,
daß in dieser gebirg«igen, schwer zu
gänglichen Provinz, welche nahezu so
groß ist wie dsie Schweiz, heute die
Spanier noch eben so wenig Herren
sind, wie bei Beginn der diesjährsiigen
Eampagne Weyler’s. Jn den Provin
zen Matanzas, Santa Clara und selbst
Havana sieht es ähnlich. Generalkon-—
sul Lee’s Erklärung, daß Spanien
außer Stand-e sei, den Ausstand nie
derzuwerfen, ist eine einfache Bestäti
gung bekannter Thatsachen. Die spa
nsische Regierung hat offenbar längst
eingesehen, wie es um die Behauptung
ihrer Herrschaft auf Kuba steh-t, aber s
sie wollte das nicht eingestehen, weil sie «
mit sdem Stolze der Hidalgos rechnen
zu müssen glaubte. Nun ishr aber auch
die letzt-en finanziellen Hilfsquellen ver- «
siegen, bleibt ishr keine andere Wahl «
mehrr sie muß den Triumph vder Jn- T
surrektsion anerkennen und das Facii ·
der Jahrhunderte langen Mißverwali
tung dieser reichen Kolonie ziehen. Für;
m—kh«dso»—s-ebm»-n
.«.- —- ..-.,—-x»-....--.- A-N —---»J
UlcUclUllV lllllJ SJlllcy lsl cH clll ngBcks
Erfolg, daß Eanovas einwandlos dass
Einmsischungsrecht der Ber. Staatens
anerkennt und die Bedingungen accep
tirt, dtie ihm als Basis für tdkie Frie-;
densvermsittlung gestellt werden. Wenn,k ’
woran wohl nicht zu zweifeln ist, die-«
Jnfurgenten diese Bedingung-en eben- «
falls acceptiven und ein autonomes
Kusba unter spanischer Souveräniität
ersteht, so empfängt der König von
Spanien dieses Juswesl seiner Krone
als ein Geschenk aus den Händen On
-k«el Sam’s. Für die Ver. Staaten
aber ist ein Kuba mtit Freiheitem wie
sie Kanada genießt, der wünschens
wertheste Ausgang dies-es vor unser-en «
Thoren wüthenden Kampfes. Ein
völlsig von Spanien losgerissenes Kuba
wiirde die Gefahr einer völligen Ver
niggserung der Insel, ein zweites Hayti.
bedeutet haben, und als Staat der
Union wsiirde Kuba fiir uns böchsst
wahsrscheinlich andere schwere Nach
theile mit sich gebracht haben, die näher
auszuführen kauim erst nothwendig er
scheint. ·
..-.
l
zzsanausche Christen haben
neulich in New York den« Teufel und
fanaiische KubasFreunsdse den General
Weyler »in Essigie«auf osfener Straße
verbrannt.
Leben wir denn wirklich noch inmit-l
ten einer Bevölkerung mittelaltierlicher
Kind-stopfe?
—---- - » OOO —
J n N ew Y o rk wsird eine Cabs
Company demnächst mehrere durch Luft
betriebene Wagen in den Dienst stellen.
Die Lust beginnt ein-e große Rolle zu
spielen. Man« treibt schon große Ma
schinen jetzt mit Lust und Straße-Mah
nenx man baut dsiie Häuser weit in die
Luft hinein. Man gründet große Ban- "
ken auf nsichts als Lust. Vielleicht er
sindet man auch noch das Mittel, das
wohl zumeist von Nöthen wär’: wie
von der Lust die halbe Menschheit leben
kann.
Jn Washington shat es kürz
lich beträchtliche Sensation hervorgeru
fen, daß vor dem Komite für Mittel
umd Wege, das die Tasrisgesetzgehund
»berätsh, ein Manms erschien, der nicht
Zum Erhöhung der Zölle ersuchte. Die
I Sache sand schließlich darin eine befrie
idigensde Erklärung, daß der Mann
Eiiberhaupt aus Verschen in’s Komite- »
» Zinmiser gerathen war.
Ein erster Donner-Rest
Gouv. Yingveewk
Ein Original erster Güte ist der
rülyere Major von Dei-wit, Pingree,
per es mit seiner Originalität nicht nm
u ein-er über den ganzen Weste-n rei
l7enden Berühmtheit, sonsderni sogar
iom Mayor von Detroit zum Gouver
iieur von Michigan gebracht hat. Auch
»ie eben erfchisenene erste Gosroerneurs
Botschaft des- Michiganer Philasnsthro
sen ist wieder voller anregender und
emeinnütziger Vorschläge, »von denen
iamenstlich einer darauf rechnen kann,
bens o einstimmig von der ganzen Welt
gsustgeheißen, wsie promipt von der Le
;islatur, der er gilt, vereitelt zu wer
en. Herr Pingree schlägt nämlich al
en Ernstes den Erlaß seines Gesetzes
ur regelrechten Licenzsierung der Lob
iyisten vor, dsie in der Michigan-er
Ztsaatshauptstadt genau so penetrsasnt
insd wsanzenhaft sind, wsie in denen der
ibrigen viserundvsierzig Unionssstsaaten
Qie Jsdsee ist zweifelsohne ein-e gute, —
ie legt eine Art Steuer und mit ier
uglseich ein unverkennbares Stigma
ruf diesen ganzen gesetzgeberischen
Maulwurfs - Stand. Die Frage ist
kur: werd-en sich die offiziellen Gesetz
keber je einer solchen Maßregelung ih
fer inoffiziellen Souffleure usnId Jn
fpirasieure fügen? Und dann — die
Angehörigen aller übrigens licienzsirten
inständigen Berufe, wie Sa
ioonkeepern Hebammem Auttiosnato
sen und Vsansasnen - Petidler — wer
Jccn die sich die amtlich-e Brandmar
Fung, welche in dieser Gleichstesllung
nit den Lobbyiften liegt, so ohne Wei
seres gefallen lassen-?
Die Exmissionen in Ir
sa n d, wo die großen» Lasndlosrds die
rrsmsen Bau-ern aus ihren Heimwessen
Antreiben lassen, erregen hiäufig die
xirößten Zornnesausbrüche in der
Presse der Vereiniigtsen Staaten. An
aiie Exmissionsen im eigenen- Lande geht
nan- ohne viel Wesens vorüber. Neu
’ich nxun hat ein etwas human angeleg
tier Richcker in New York es sich angele
zsen sein lassen, dise Zahl der Exmissio
ren in der Stadt New York während
Des letzten Jahres zusammenzustellen-.
Er fsinidset, daß 51,723 Aussetzungm
"t«attfanden, unsd daß die Zahl der
Menschenkinder welche ohne Nahrung
md Obdach aufdieStraße gesetzt wur
den, sich aiuf 200,000 beläqu Man
Braucht angesichts solcher Zahlen- wohl
nicht wach Jrlawd zu blicken, um Bei
"piele für das Elend und die Not-h, und
ruch für die Brutalität manche-r Land
Iords zsu finden.
-————-. -
Warum die südlichen
S t a a ten nur ein-en geringen Reiz
Für Einswanderer haben, ist schon mehr
iach ausseinandergesetzt worden. Die
.,Atlania Constitution« liisesert durch
zinsen lang-en, die Rechtsszustänide im
Süden, speziell in Georgia, behandeln
Ien Artikel eine neue Jllustrsation zu
Iser Behauptung, die mangelhafte
Rechtspflege halte die Einwanderung
fern. Das Gerechtigkeitsgefijhl des
Volkes werde untergraben dadurch,
Ins; blutbesleckte Verbrechen mit Leich
tigkeit der strafen-den Gerechtigkeit ent
;ingen, meint das Blatt, unsd fährt
fort: »Wenn ein Msann seine halbe
Familie umbringt, liegt seine Sicher
IJeit nicht in der Flucht, sondern darin,
Iasz er sich denjenigen, die die Gesetze
ausführen sollen, selbst stellst. Dann
entkomsmt er straflos.« Die »Gott-stritti
tion« hätte sagen sollen, »ein- weiße-r
Nann,« denn ein schwarzer würde
schon gelyncht sein, bevor noch die Be
amten eine Gelegenheit hätten, ihn in
Sicherheit zu bringen.
-—.—...
Gute Gelegenheit
Professor: »Ich muß mir doch mal
einen neuen Atlas kaufen.«
Frau: »Ach, dann kauf’ mir doch
Ixkulchb gleich welchen zu einem neue-n
et .«