Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, January 22, 1897, Sonntags-Blatt., Image 13

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    l
f
—- ——
»Ach,« lachte ste, »Du bist auch hin
und wieder sub-entrissde
If II If
Inzwischen passitte etwas sehr Sel
- im Hevbst 1896 regnete as zwei
Tage wicht. Es warens sonnsvge Tag-e,
an denen ich mich um den neuen Ueber
tock nicht tümmerte· Aber am dritten
tevanchirten sich Falb und Habenicht,
sowie die Seetvakte. Es regnet-e nicht
wur, sondern es goß in Strömen. Da
holte ich denn den Ueberrock wieder her
Zot Beim Anziehen ertönte ans der
WIUCIM cM vcllolllllslssgkp sunucm
Ich grifs kräftig hineins, um sofort
meine hand msit einem Ausruf des
Schmerzes wieder zurückzuziehen, ein
Wsplitster hatte mich in den Finger
geschnitten. Jetzt wmde der Jnhalt
der Tasche dehutsam untersucht: eine
MengeGiasssplitter ungd ein verbogenes
untd verbeultes goldenes Klemmerge
stell. Jch war ganz verbiiisst Jch
trug kein-en Klemmer, wie kenn- der
nun in meinen Rock, und obendrein in
diesem jammervoll-en Zustand.
»O weh,« machte da meine Frau,
»das Mädchen hat heute Morgen den
Ueberrock kräftig ausgeklapsL Wes
W hast Du denn den Kneifer hinein
gesteckt? Du trägst doch sonst nichts
· « Derartiges aus Deiner Nase."
ZMein Kneiser ist das auch nicht,«
gab ich zurück, »der Himmel maa wiss
sen, wem er gehört und wie er in die
Tasche gerathen ist.«
Am Abend kam des Räthsels Lö
sung in Gestalt eines Briefes des Dr.
Soml)a.rt, der mich ersuchte, ihm seinen
Klemmer wieder zustellen zu lassen, da
er ihn aius Versehen an jenem omini5
sen Abend in ten vertauschten Ueber
roett gesteckt habe
»Na, da hast Du den Salat,« eiferte
meine Frau, »das kommt von Deiner
ZerstreutheiL Dich muß man doch im
mer im Auge haben wie ein kleines
Kind.««
Ich erwiderte kein Wort, sondern
ging zum Mechaniker und zeigte dem
die Trümmer des Augenglase5. Der
zuckte die Achseln, damit war nichts
mehr zu machen. Für zweiundzwan
zig und eine halbe Mart erstand ich ei
nen neuen, dein zerschlagene-n täuschend
ähnlich-en Klemmer, den ich mit einem
höflichen Brief an Dr. Sombart
sandte.
Seit der Zeit aber mochte ich den
Grün-Grauen nicht mein- so recht lei
den-. . . » ich empfand ein Gefühl des
Widerwillens gegen ihn. das sich zu
dem des Abscheues verdichtet-h als kurz
bieer eine heftige häusliche Some
folgte, die wieder ihren Ausgang an
dem verflixten Grün-Grauen nahm.
Der Arzt hatte mir auf's Strengste
das Rauchen verboten, ich befolgte das
Verbot auch mit rühren-der Gewissen
haftigkeit, mein Gewissen war nach der
Richtung vollkommen rein. Und man
denke sich meinen Angek, als meine
Frau eines Morgen-Z in der rechten
wache eine Tüte mit Eigarren und in
der kmlen ein angebrochenes Päckchen
Ciaarsetten fand. Natürlich öffnete
meine Frau sofort die Schleusen ihrer
Tdriinentbäche und lamentirte zum Er
barmen, daß ich mich mit Gewalt rui
niren wolle, dask ich mich lediglich da
mit beschäft-iae, fie zur Wittwe und die
armen unmündian Kinder zu Waisen
zu machen. Die Erlläruna. daß am
Abend zuvor bei der Vereinsfitzuna ir
gend ein Fremdling feinse Ciaarren in
meinen Ueberrock gesteckt haben mußte,
begegnete einem Hobngelächten Das
könne ich doch nur einem ganz dummen
Menschen weis machen, solche fault
Ausreden sollt ich doch besser unter
weas lassen u· f. w.
Ich war auf den Grau-Grünen- wü
tbend. Als ich dann noch mit dem
rechten Aermel eine eben gestrichene
. Thiir von Ider Farbe befreit hatt-e und
den Untevtbeil durch Einitlemmen in
Thür- des Valmstoagens zur Hälfte von
dem Obertbeil aeirennt hatte, beschloß
ich, der Sache ein Ende zu machen.
· »Ein-m Hohenzollem-Mantel werde
ich mir doch noch leisten,« meinte icb so
beiläufig zu meiner Frau-. »Dka
ariinen Fetzen kannst Du wieder zu
lammenftovfen. ich ver-schenke ihn. den
Aeraer babe ich satt bis oben auf.« ——
»Das tbu’«. antwortete meine Frau,
»wir lommt’s auf die Mehrlosten nicht
thsyk ich half doch tvtiseder Recht ne
So ver-schenkte ich den verhaßten
Friedensstsrer an den ersten betten
Bettler-, der bei uns ansprach. Der
roq seelenveognltatz msit feiner Beute iin
den nachsieni Beamter-einluden So
hatte tcb doch noch Nimm-o durch den
abscheulichen Grün-Grauen tu einem
alilcklicben Menschen aemachtl Davon
träumte ich die halbeNacht unid das er
frbende Gefitbl des »Menan glücklich
Macbenö" hielt auch noch Wiisbtwsd das
Friilzsiiickö an. Wie immer, gniff ich
zuerst nach der Zeitung. Die erste No
tiz des Polizeiberichtes lau-bete:
»Ist einer Destillation »der Georgem
straße wurde gestern ein Landstreicher
ver-haftet, der einen wahrscheinlich ge
stohlenen Ueberrorl zum Verkauf aus
bot. Die Polizei hat einen guten Fang
gemacht, densn der Gauner wurde steck
brieslich verfolgt. Der Uebrrrocl sällst
durch seine grün-grause oder grau
griine Farbe aus, rechts unten ist ein
langer Riß künstlich vernäht Der
rechtmäßige Besitzer wird aufgefordert,
sich in der Zeit von 9 bis 12 und 3 bis
Fim Amtsbureau zu melden«
Jch habe mich nicht gemeldet!!! ——
O
J
Ver Preuß’.
Eine Erinnerung aus ider Waltheimath.
Von Peter Rosegger.
Das Jahr 1866wsar den Bewohnern
meiner Wasldheimath durchaus nichts
mehr Neu-es. Dort war schon- in den
Fünszigerjashren »der Preuszm einge
drungen. Wir Haltet-hieben kletterten
manchmal an seinen Brennholzstioß
hinauf und guckten ihm zum Fenster
hin-ein, beim GrabenhäuseL wo er
Wckhamng genommen hatte. Das war
ein anderes Fenster, als die Fenster der
übrigen Bauemhüttenck Das alte
Grabenthäusel unter der Felswand und
den zerzausten Hollerbäumen hatte eine
unbeschreibliche Herrlichkeit angenom
,men, seit es vom »Preirßen« bewohnt
Zwar. Die braunen Holzwänsde hatten
eine Kalttiinche wie das Hurenhaus in
Kriegkach Die kleinen Gucksenster, zu
denen vor Zeiten der alte einäugige
EGrabensbäusler kaum das kleine Kashli
Iköpslein herausstecken konnte, waren
Ebergrößert worden wie Wirthshaus
jfenster. Später-, als das Geschick des
i,,Preuißen« sich erfüllt hatte, standen
isoaar Töpfe miit Griingewiichsen und
zrothen »Veigerln« aus dem Gefnnse
fund dahinter Vorhänge, die so roth
«waren, wie Kirchensathnen Und wer
so gut auf dem Scheiterftoß saß, daß
er zwischen den Vorhängen in das
IStübchen gucken konnte der sah eine
wnerhörte Pracht. Da waren an der
gWand geheimnißdolle Bilder-, deren
jDarstellumsa man nicht erkennen konn
ite, deren breite Goldrahmen aber im
Edunklen Zimmerlein viel Sonnenschein
Hausstrahlten Dann gab es aus dem
tTisch ein buntes gestieltes Tuch, aus
welchem Bücher lagen, und eine bei
nerne Tabacksdose. An der Wand eine
« breite dunkelgrüne Polsterbank, deren
ELehnen auch mit weißen Sticktiichlein
behangen waren. Daneben ein schwar
Izer lackirter Schubladlasten mit mes
isrngbescblagenen Griffringen Auf
; diesem Kasten unter ein-ern hoben Glas-—
- sturze ain elfenbeinernes Gestell, das
kwiie ein Altärlein gebaut war, statt des
kTabemakiels aber ein weißes Ziffer
;blatt hatte. Daneben allerhand Fi
Jaiirleins, Kästleim gemalte Gläser und
;Kriige, wie derlei in keinem Hause von
IAlbel geschaut worden war. Was sich
zweiter in den Winkeln noch befand das
klonnte nicht gesehen werden, maßen
sselbst ein Haltetbnbeniiuglaizn durch’s
if Fenster um die Ecke nicht zu gucken ver
s mag. Jn diesem Häusleins nun hauste
Hder »Preus3"'. Er selbst aber war nicht
izu erblicken, er war tagsiiber weiter
oben in der Waldschlucht bei einer klei
; nen Branntwein-brennend tthätig, die er
Hsich hergerichtet, sowie auch das Gras
jbenhäusel nach seiner Besitznsahtne von
- ihm die unerhörten Veränderungen er
Fsahren hatte. Gekommen waren die
I Sachen aus mehreren Blachenwaaen,
ähnlich wie see die Schleifersleute ha
ben, oder Schaufelschnsitzler, Korbflechs
ter und andere fahren-de Leute . Der
»Prausz’« selbst war nicht etwa drange
spannt gewesen, um in Gemeinschaft
mit einem mager-en Hunde das Ge
sährte zu ziehen-, nein, et war vorne
aus dem Bock gesessen neben dem IM
mawn, sein Gewand war feierlich
schwarz, die Hemdiirmelm die man
sah, weil es heiß war und er keinen
Rock an hatte, waren grau gestreift Untd
hatten an den Ellbogen Fliehen. Er
trug einen langen rothen- Bart und aus
dem kleinen Näschen blaue Haucht-il
len, die dem Manne etwas Geheimniß
volles und Ehrtviirdiges verliehen, ob
schon: er im Grunde noch letin graues
Haar unter dem rothen gehabt hatte.
Anstatt des Filzhutez wie ihn bei uns
daheim jeder ordentlichet Mensch trug,
hatte der Fremde ein schwarzes Käpp
lein mit aliinzentdem Lederschilde. Aus
dem Schar-sie shielt er einen kleinen
suchsrotben Hund« boni dem er sich das
Gesicht lecken ließ. So war er awar
fabren, und wir wußten nicht, kam da
ein vornehmer Herr oder einer von der
Mkactesetzten Seite. Wir hatten
nur gehört daß der Mann aus dem
Preußenlansde seli. Da hatten wir schon
genug. Jemand wußte, daß im
Preußenlatide lauter Luther-unter beb
ten! Dieser Her-r war am Ende auch
s o einer, er lsugste durch die blauen Bril
len- gerade so drein-, als the wenn es
mit sein-et Seele nicht geheuer wäre;
als ihm das Hündlein einmal bei sdier
Lisebkosung mit sder Pfote ungeschickter
weife dtiie Hornbrille von der Nase ge
streift ha-t·te, fah man klein-e grünlich
grau schkllernde Ausgen. Und erst,
wetm er sprach! »Der hat ja alle
Buchstaben (es warm wohl die Laut-e
gemeint) im hinteren Gaumen made-ni-a
äußerte sich tret Schneider Stess- und
in der That, wennderManni den Mund
aufthat usnd seine Wiörter stoßweise
hervorschsnarrtse, so war es zu hören,
wie eine Charfrtitagsrastsche Anfangs
hatten die Leute kein Wort verstanden,
er mußte handgreiflich werden. Er
griff in die Hosentasche, zog einen aus
rotber Wolle gestickten Beutel hervor,
iver-schob daran das Mossingringlein, so
idaß das Gingeweide asuf die flache
Hand herausrtieselte Mit Silbermün
zen begann ser zu sprechen, unsd siehe,
das begriffen die Leute überraschend
schnell. Das Grabenhäusel hat er gie
pachtiet, Holz, Milch, Butter, Brod,
Eier, kurz Alles, was der Mann
brauchte, bezog er von den Watdbauern
und Alles zahltie er mit baarer Münze
Sogar »den Strohstaub fiir ein Bett
wog er meinem Vater mit einem Sil
berzwanziger auf, obschon bei uns da
heim seit Erschaffung der Welt kein
Betstroh siir Baargeld verkauft wor
den« ist. »Für den Schan ein Ver
geltsgott sist gen-ug!« sagte mein Vater
zum Preußen, dieser aber entgegnete-:
»Sehn Sie ’ma-l, Bau-er, ’n Silber
zwanziger ist mehr!« Mein Vater
nahm zwar das Gebd, steckte es aber in
einen anderen Sack, als wo die gut ka
tholischen Kupfermünzen waren, denn
der Knecht Markus hatttse ihm gesagt:
,,—tib Achtung, Lenz! Laß das Luthe
riscbe Silberböcklein nicht zu den Ku
pferschaseni Für was Gutes wirst mit
diesem Geld nicht viel Segen aufheben
Das gescheiteste, du vertrinikst es«.
Mein Bat-er wollte aber auch kein-en lu
therischen Rausch haben. »Na, nach
her machst es so!« sagte der Markus,
nabm ihm den Silberzwansziger aus
der Hand ging lZur Thür, wo das
Weibbrusnngefäfz hing, tauchte ihn hin
ein, hielt ihn dansn mit zwei Fingern
hoch in »der Luft und sprach mit feier
lichem Ton-e: »Jetzt ist er getauft!«
Den-n zur Zeit hat man in sen-en Ge
genden die Lustberaner —— und wären
sie selbst von Silber gewesen —-—-- für
Heiden gehalten.
Beim Preußen stimmte es aber nicht.
Der ging am Sonntag in die Kirche
nach Krieglaeh wie mir Anderen. Er
stand stets am Seitenaltar vor dem
Christusbild und benahm such ganz an
ständig. Auffallend war es nur, daß
er beim gemeinsamen Mosenrranizgeoet
das Vaterunser allemal lautt,wenn auch
start aus dem Hinstiergaumen hervor,
mitbetete, beim Ave Maria jedoch kei
nen Laut von sich gab. Solche Wilder
spriiche mußten näher untersucht wer
den. -
So hockten wir eines Tages auf dem
Holzstoß, den der »Preus3’« an der
Außenwawd seines Hauses geschichtet
hatte und guckten zum offenen Fenster
hinein. Den Mann wußten wsir zur
Stunde oben in der Schlucht bei seinen
dampfenden Branntweiniöpsein Der
Heiden-Flor! hätte gerne gewußt, wie
es sich aus der beinernen Dosse schnupr
die fauf dem Tische lag. Der Halt-ers
Hansel ·l)iitte gerne versucht, wsie es sich
aus der grünen Polster-dank langhisngke
streckt liegt unto mir wäre fiir alle Welt
um das schwarzgebuinsdenxe Buch zu
thun gewesen, das neben der Dose ge
beiinniszvoll-seierlich damag. Vielleicht
war es das Buch vorn Martin Luther!
Dann durfte es keins Chrisstenmensch
anrühren. Aber- kenn er’s nicht am
riiskwen darf, nicht aufschlagen, wie soll
er denn erfahren, dass es das Luther
buch list! —- Jch weiß nicht mehr, wel
cher von uinss dreien den Vorschlag ge
macht, durchs Fenster hineinszusteigea
Dieweilen isch darüber nachdachte ob
es zu wagen wäre, ob es sie, wie jenes
Fensterle bei dem Dirndlsin, welches
als so höllisch sündhastverschrieen war,
daß es jeder Bursche probitren wollte »s
dieweilen ich n«ach"tachtse, waren die Ka
meraden schon drinnen-. Und —--- wups,
stand ich auch im der Stube. Da gab’s
einen bremseligsen Gern-ch, ganz eigen.
Der Hansel streckte sich sogar aus der
Polsterbank, acsb derselben mit seinem
Hinterttbeil etliiche Stöße so daß das
Zeug schwelle-w aus- unid nieder wogte
Der Florl untersuchte die Stsockukm ich
sei-site Muth und schlug Idas schwarze
Buch auf. ,,Ku-kzgefaßte Anleitunsa
zur Destillation von Ebereschenbeeren.«
—- Jetzt wußte ich erst noch nicht, war
der Mann Christ older Heide. Der
Fiorl fand an der Uhr weiter nichts
Mözusetsm nahm die Schaut-semban
l
ldosa versucht-a sie mät den Fiswgiemä
Jgieln asufzumiachem was ihm auch ge
»lsang, aber so, daß das fiewchbe, schwarze
Puiver ausf den Tisch wissMpa-sschte.
Ueber das Mißgeschick erschrocken-, hu
ben wisr alle drei an-, mist Idim chngetrn
den Schnupftabask "m die Dose zu fass
s«esns, da kam plötzlich ein-ein das Meßen
an, sogleich auch dem anderen, und
bald nießben allie drei wie um die
Wettbe.
»Von tausend nvruwm Inn Iemaiwo rn
Fder Budd« schnsarrte draußen- eine
-Stimme. Der Schlüssel rasselte im
;Thiirschlosz, wir purzelten zu. Fenster
ihinauz aber der letzte, »der · onl, that
i einen kreischenden Schrei, er süshbte sich
Jam Bein gepackt unld zurückgerissen in
ldie Stube. Der ,,Pveuß’«! —- Wir
beiden Anderen waren hinter sdie Hol
levbäume gestobans und gloystew uns
s prachlos ani. »Na nu!« hört-en wir
von drinnen, »die Diebe läßt man mal
’n bischen- «hän-gem, wie?«·—— Diebe? —
Wewn es so stand, konnten wir jetzt
nlicht davonlaufenk, den-Kameraden nicht
im Stich lassen. Wir müsseni hinein
Hansel zu usnd wollte ihn Durch idie
Thüre s chieben. »Geh du borsaiuss!« gab
er zurück und s chsupftse mich hinein. —
Der Preuß’ war s chreicklisch anzusehen
Nicht sein seines schwarzes Sonntags
gewanid hatte er am Leibe, sonldern ei
nen groben Zwilchkittel msit Brand
slecksem Der rothe Bart trauste sich
wirr aus« dsie Brillen baumelten, nur.
noch ans einem Ohr hängend, an derT
Backe, seine Auan mit den stsrohsalben
Wimpern waren bloßaelsegt, der scharfe
Blick war so krumm wie eine Fisch-an
asel und damit schien er den armen
Florl festzuhalten Denn sdsieser stantd
wie einsgebrtbrt in der Stube unld war
todt-enblafz, und sein-e braun-en Augen«
zuckten hülflos wie zwei gesungene
Vöglein umher. Mich macht die Ge
sahr trutzia mir ist in ihrem Angesichte
allemal, als müßte ich sie s-chüren, daß!
sie einen recht großen Brocken giebt
So auich damals. »Herr Pr-euf-,!« sagte
i-ch, »wir sinid keine Diebe. Wir sinidk
halt beim Fenster herein-gestiegen, weils
wir das Geklumpert da herum habesni
anschauen wollen!« Hazihl Denn diei
Nase hat-te sich wieder so weit erholt;
vom Schreck, daß sie ihrem herkömm
lichen Brauch obliegen konnte, beim
Schnupstabak zn nießeim
»Im Genesung, junger Herrl« s Pot
tet-e desr Preu:s1,’. »Wollen« Sie man
thre Taschen usmlebren.«
· »Das nicht!« schrie ich unjd biß in
seinen Rockärmel, weil er schon Hand
anlegen wollte. Es hätte sich ein ab-,
scheulsiches Gemenge zusgetragem wenns
nricbt zur Stunde der Almhanssel her-,
eingetommen wär-e. Der Akmhasnsel
war ein großer, derbinochiger Mann
mit einem ganrz feinen, sast zirpensden
Stimmlein.
»Sinsd die Buben Wotan uber Jyner
Braniweinhäfen ’lommen?« fragte er
zierlich den Mann.
»Zu EdenFenstern sind sie ’rein gestie
gen, die jungen Herren!«
«Beiim Fenster sind wir wohl herein
gestiegen« benichtigte ich, aber Herren
sind wir keine unsd gestohlen hasben wir
auch nichts Ob er ein Lutherischer ist,
das hasben wir wollen wissen!« Damit
glaubte ich, unser Einidringen vollgiltig
entschuldigt zu haben. Doch gestaltietec
sich durch mein Geständniß die Sache
wesentlich schlechter Der Amselhansel
meinte, daß man durch Eincbruch ers
stens weder seinte katholische Gesinnung,
sonderlich beweise, und zweitens, daß«
die Lutherischen ihren Glauben nicht
daheim auf dein Tisch liegen liess-sen
währensd sie oben in der Waldschlucht
Branntwein mackcen
»Hab’ gemeint, daß es dem Mar
tin Luther sein Buch wäre!« gestand
ich, asuf die Anleitung zur Destillation
zeigend.
Da rveth der Almhansel, um der
Weltgefchichte einen antderen Laus zu
bereiten, dem »Preufzen«: »Jagen’s
dass Buben-wert davon untd verkaufen’s
mir ein Glase-l Kranabethenen.«
Für uns »Vu!benswerk« war diese
Fenstergeschichte nun zwar abg-ethan.
Doch hatte sie eine Folge. Jn den Heu
griiben bei Alpel lebte eine junge Holz
meistersw«ittw-e, eine kleine, recht gie
schnmckige Person, die immer am »Re
mastischen« bitt. Sie ging stets mit
verbundene-m Kopfe um, so daß man
das rothwangige Gesichtsel ntur partien-l
weise zu sehen bekam, an einem Tage
die rechte-, aim andern die linke Bark;
oder sie trug um das Kinn ein« wulsti
ges Tuch, wie »der Soldat das Helm
band, und sie zog dieses Tuch über den
Mund thinan wegen »der scharfen
Luft«, wobei dem männlichen Kenner
bkicke wieder die Voll-en kirschrothen
Lippen vorenthalten blieben. ’s ist halt
ein Kreuz, wen-n man-allewei«l das »Re
Ztmiische« hat, einmal tim Kopf, einmial
m den Zähnen, einmal in sden iibvigen
Gliedern, daß man oft Nächte lang
r
nsischt schlafen- kasnsm Und die Lmte
denke-n nicht daran-, was eine verlassen-e
Wittwe leiden muß.
Der ,,Preuß« dachte daran-. Er hast-te
sise im Wallde beim Schwämmefuchen
kennen gelernt umid gefragt weshalb
sie den« Beißkmb tmgse vor dem Musnst
Sie nahm ihm Uie ungeschickt-e Redse
nicht für üsbel und erzählte tretherzsig
von ihr-ein »Rematischen«. Da gsab er
ihr für’s erst-e Ebereschenbvansnitmein
zuim Einsreiben. So lang-e sie rieb,
war’s gut, dann hatte sie wieder silhr
,,R-em-atisch-es«'. Dann- riieth er ihr, sich
Abends vor dem Schlafengehen in ein
warmfieuschtes Tuch einschlagen zu las -
sen utnd erbot srch zu- Dienstsen Sie
that’s aber alle-in unsb am nächsten
Tag-e war es schbimsmer als vorher. —
Schließlich mußten sie doch auf das
rechte Mittel gekommen sein, denn- «die
Wittwe half dem »Preußen« Ebere
schenbeeren sammeln und ihr Gesicht
lein war nicht mehr verbunden.
So stand es zur Zeit, als wirr dem
,,Prseußens«. in- die Stube gestiegen wa
ren, unsd als num- der Almhsanssel sbei
ihm saß und das »Sta«mperl Kr·anabe
thenen« austrank, so oft es sich gefüllt
hatt-e. Unlo sagst-e unt-er anderem Ge
spräch plötzlich der ,,Prieuß«, wenn es
sich so verhielte, daß lithm die Leut-e schon
bei eitel Tageslicht zum Fenster hin
ein-stiegen, so würde er künftigshisns al
lein nicht mehr leben können.
,,Werden’s halt einsen bösen- Haus
bsunid müssen anschsafssen,« main-te der
AlmbauseL
»Ne was!« schnasrrte der ,,Preuß’«,
»n’ Weibsen werd ich mir ’m«al anschaf
fen.« Und rückte kühnlich hervor mit
der von Tden H-eugr·cibens.
»Ha.u!« lachte der AlmshanseL »die
lassenss Jhna nit!«
Der »Preuß’« antwortete barsch, da
werde er niemand fragen-, der »Krana
betene« koste drei Groschen unsd der
Hanssel möge shieem daß er bei Zeiten
zur Tbiir binauslomme
Der Almer sath siich verabschiedet,
saate auch nichts weiter, behielt aber
doch recht. Schon am zweiten Tage,
nachdem die Holzmeisterswxittwe ohne
hiin gasniz unauffällig eingezogen war in
das sürnebme Grabenbäusel, kam der
Schragel - Franz mit Tdem langen
St-ect-en. Der Schragel , Franz war
damals in Alpel Ortsriich"ter, und der
Stecken bedeutete die Würde.
Die Wittwe that wie eine Hausfrau,
rückte dem Schragiel einen der Polster
stiihle zurecht, sächelte mit der Schürze
abfällian Staule ab usnid luld zusm
Niedersitzen ein. Der Richter sbliieb
stehen und pflanzte seinen Stab aus
vor den Aus-gen des Weibes-, dem jetzt
schier ein wenig unheimlich zu werden
begann.
Der Richter stand groß-artig da·
Nun öffnete er feinen Mund, hielt ihn
ein Weilchen offen Und ließ ihn dann
wieder zugehen Er hatte eine Anrede
im Kon und fand dazu den Anfang
wicht. Dabei war ihm die streng-e Rich
termisene abhanden gekommen und niun
setzte er sich nieder. Jetzt kam’ auch der
,,Preruß’« herein, stellt-e sich neben die
Wittwe hin, daß man sah, wie gut sie
zufamm-enftanden,und fragte dann den
Richter, ob Geist gefällig wäre?
Der Richter antwortete, Brannt
wein trinke er aus Sittlichkeitsgründen
nicht, außer es wäre guter Weichfel
geist. Dann begann er mkit dem Stabe
auf das Fletz zu klöpfeln unsd endlich
— als er sdie Beiden groß angeschaut
hatt-e — begann er zu sprechen: ,,Also,
jetzt hätte ich euch ein-mal beisammen,
dich, Preuß’, mit der, und dich, Holz
meisterisn, mit dem. Und jetzt muß ich
euch sagen, daß ihr nit zufammsen«blei
ben dürft, daß ihr wieder auseinander
müßt. Und dass heut’ noch. Jch beid’s
keine Nacht mehr länger, und desweg
bin ich da, und die Holzmeisterin muß
auf der Stell miit mir gehen. Uns-er
einer hat die Verantwortlischkei und ich
laß euch ntit beiseinsandet Keinerns Tag
mehr länger. Jch lseid’s n·it. Und des
weg msusß sie mit m-ir.«
Als der Richter merkte, er wäre in
s einer Rede bereits zweimal them-m untd
es wiedserholesich möglicherweise immer
so, schloß er ab und stieß den Stab
scharf in den- Boden — gleichsam:
punctum
Die Holzmeifterwittwe schaute ein
wenig verblüfft auf zu ihrem ,,Preu
fzen«, und was der jetzt sagen wende
Dieser sagte gar nichts, sondern lachte
scharf auf. Das Lachen ging dem
Richter durch Mark und Bein. Er war
hier zwar der Höh-ere, aber nicht der
Stätten-, usnsd im Lachen lag’s: Wollen
’nral sehen! —
,,Und wenns auch wär’«, sagte der
Schragel-Fsraniz säniftigiich »daß ich
Euch heut’ noch beieinianlder lsieß’, frei
willig —- so kommen morgen diie
Schan«dam!— HeirathenZ Jhr zwei
zusammen? Das ist eine dumme Red’
Ein Lutiherrscheri Das wär noch
—
schöneri Zwieschickdge Kinder! Das
darf nsit som. Jch sag es euch Um
gesagt hab’ ichs s euch und jetzt geb- ich
Weder. «
Er gsrnig und die zwgi blieben.
Am nächst-en Tag kamen die
,,Scharnsd»arn«« noch wicht, cobet acht
sTage daraus kamen sie.
« Dise Holzmseisterswittwe wollt-en sie
»,,d«avontrei«ben«. Akber Iidkas klesim
Wekbsbild schaute-auf »die asrofxein Land
wächter von oben herab, Vom Söller,
und tvällerte ein Spottbiedchem
,,Meti Schatz is a gusata Bun,
Js a Schianrdar. "
Sei Pulver is naß
Und sei Taschl is lar.
Er hast a schön«’s Ksettietl mtit,
Schliaßt aber mit-,
Er hat a schönes Hiiasterl aus,
Griiaßt atber wit.
Er hat aw schwarn Spiaß ban- eahm,
Sticht aber nit,
Er hat a sei-us Büchserl wm,
Schließt alber nit. «
Das ließen such die Gerichstslbotsen
nicht zwei Mal sagen, doch als sie dem
Weibe das »schöne Kett-erl« mn Idie
Hände legen wollten, that der »Prseuiß«
in der Eile eine schnsetidtige Wachebelei
digsung, so daß sie nun auch ihn mit
nsellymen mußten.
Nun hatten aiber die ,,Schasntdavn«
niur ein Ha(nsdssch-loß, und sda von einer
besonderen Freunds chaftlichkseit der bei
beidien Leute gegen die Landwächitet
keine Spur war, so wurden die beiden,
der ,,Preus3« unld die Wittwe, anein
ander geschlossen er ander Fechten-, sie
an der linken Hand, und so staipftoen sie,
von der Ehren-wasche begleitet, die
Straße entlang.
Der Bezirksrichter in» Kindberg
mußte freilich lachen, als er sah, wie
Edieses Paar das beböndlich getrennt
jwerdsen sollte, behördlich zusammenge
schlossen worden war
»Tbut s web, das Kettel?« fragte er
die Wittwe und befühlte ihr gefesseltces
t Handgelenk
! »Aber mit ein okssksr thut-g weh-«
I antwortete sie frisch.
I »,Na wenn’ s nicht weh thut « Ver
Hsetzte der Bezirksricbter »so wird such
tja wohl ein Mittel finden lassen, daß
statt diesem Bantd ein anderes angelegt
swerden kann, ein-s, das nur die Uns
’ treue brechen kanin oder der Tod«
»Die Unstveue gewiß n«its!« schrie sdis
Wittwe.
»Na nu, unsd der Tod osoch n·isch«,
setzte der »Preusz’« bei, »denn weil zswee
verliebte Christenleut ·itn: Ewigkeit zu
sammen halt-en wollen«
Wenige Wochen später ist das Ehe
paar eingezogen in’s Grasbenshäusel zsu
der fürnekymien Stockushr, zu den gsiilde
nen Vilderrahmen und zu der grün-en
Volsterbank. Jch habe später noch ein
einziges Mal ganz flüchtig zum Fen
ster hinein-g»egsuckt niasch vdem Luthewbuch
und der Tabaksdosse Aus der Pol
sterbank saß das Weib und hatte ei
nen kleinwinzigesn «Prieußen« amf dem
iSchoosz
I Exotiiche Lieb-.
l « ,
HGB liebte ein junger Wahekye
jEin Mädchen aus Weih-hesi-wei.
sDer alte Wahebe sprach: ,,Weh-e!«
sDer Weish-hei,w.eiiex: »Eiwei«h!«
t
äDenn sie war verlobt mit ’nem Zuilu
j Aus Olisantfontesin
I (7r sollte in Honolulu
E ’Ne reich-e Wittwe frei’«n.
E Doch waren sich Beide zu theuer.
sSie sprangen aus Liebesweh —
JSie in den Wei-he·i-Weiher,
Er sin den Nyassa - See.
Wohl schrie da der alte Wabe-he
Und der Alte »aus W-ei-hei-wet:
»So nehmt Euch denn zur Ehe!«
Todt waren sie alle Zwei.
——-.
LändlicheUnterweisung.
Sohn: »Vater! Da schreit a’ Lan-b
frosch. Thut’s jetz’ regna oder wird’s
schön? —- (Pause.) —- Vater, regnet’s
wenn der Laubfrosch schreit oder
!wird’s schön? —— (Pause.) —- Vater,
lgekf s ag’, wann schreit denn der Laub
frosch: wenn’s schön wird oder wenn’s
rieanet?«
Vater: »Halt’s Maul, dummer
Bub’! ——— Der Laubsrosch schreit, wenn
er mag!«
- -»-«.»»«..
Freundschaftliche Auf
munsterwnsg.
»Geh’, Freund-erl, schreib doch wie
der einsmal ein Draima.«
»Wie kommst gerade Du dazu, das
zu wünsch-en.«
»Na, weißt Du, ich möchte für mein
s Leben gern eitnimsal dabei sein, wean ein
kStiiick ausgepfsiffen weitrd!« «