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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Jan. 8, 1897)
Walpurga. Moder-ne Gespenstergefchichte von M. A. v. Markovics. Jn- wenigen- Tagens ift es ein Jahr, daß ich voneiner längeren-Urlaubseeis e aus Norwegen heimkehrte Um recht sorgenlos und ohne Hemm schtche awf einige Monate in die Welt fliegen zu können, hatte ich selbst mein soemiges Zimmerchen aufgegeben-. Kommst Du im Herbste frisch unsd fröhlich heim, wird sich ein neues Nest chen für Dich finde — so sagte ich mer« Ich suchte ein —- zwei Tage. Nichts Possen-des kam mir in den Weg. Jm Stadtpari traf sich einen Freund, dem ich von meiner Wohnungskalamität er zählte. »Hm-! Jch wüßte wohl ein Zimmer für Dich! Du bist ja eine solche Poe teimatm, deren Phantasteblüthen in einem gothischen Erker, unter uraltem Ephuh gestürztens Säulen unid etwas Moll-Nicht zu üppig-stets Pracht sich ent falten würden. Alles dies findest Du in- det Mitte der Stadt, wenn Du aus modernen Cosmsort verzichten und Dich gestürzt-e Säulen —- uralstes Gebäude nisten willst." Goihischer Etiet — alte-r Epheu — Sestiijzie Säulen —- utaltes Gestäude —- das war etwa-s fiit mich »Wi) ist sdies Tusculusm zu sitt-den« tief ich begeistert »Komm mir mitt« Julius von L. nahm mich unter den Im und fiihrte mich in die Anna gasse. Jn der That — das war wirk lich ein uraltes Haus. Ein schmales Pottah geschmückt mit einem ehemals zieviich gemeißelien Wapme ein M rcn Erz stait des Brücke-IT Jm Mut ein« wurmftichsig Heiligenbilsd, umgeben von verblaßten Rosen mit Sitberblätierm davor eine Ampel, deren- rothes ewiges Licht kaum die Dunkelheit zu durchdringen vermochte Endlich die schmasleausgetretene Stein treppe, die sich alle zehn Stufen win hast ersten Stockwerk hielt-en wir an, new Julius von L. zog an einer pri mitiven Glocke. Eins seltsam heiserer Ton —- die Glocke schrien geborsten. Leises Hüfteln, Pan-n öffnete sich die Thiir Eint-Frau, gebückt von der Jahre Last —- sve konnte mehr als sie ben-zeig zählen-« —- stand imRahmen nnd blickte uns mit trüben, weisser-blauen Augen an. »Das Gangzinuner möchten wir sehens!« berichtete Julius. Sogleich nahm die Alte einen Schkissfel neben dem Posten, schritt uns voraus isber die vom Zachn der Zeit benagten Fliesen des Ganges und drehte den Schlüssel in dem rostigen Schlosse einer morschem Holzthiir. Mit-r ging das Knirschen durch Mart und Bein. Ah! — Ein-e Fluth von glühenden SoMpseilen, die einzeln zum Fenster herein und durch die Zweige eines scheitigesn Lindensbaumes, der seit wärts davor stand, schossens, empfing MI. Oer lange September - Nachmittag war drückend heiß gewesen, jetzt strich Lin erfrischensder Lustzug durch das Geranie wilder Reben Und bewegte ein paar zart gewebte Spinnen-ließe hin mild her. Jns den-« hakbblinsdem runden, rn Blei gefaßten Fensterscheiben fun kelte ver sinkenden Sen-nie Strahl roth glühend Das Zimmer war mäßig groß, alt mvdisch möblirt, fast dürftig. Links an der Mauer ein hohes Himmelbett mit verschossenen buntgebliimten Bost ljänsgen Ein einstmals Venezsianer Spiegel, an dem die obere rechte Ecke fehl-te. Der Schreibtisch von hartem, braungebeizien- Eichenholz, datvor ein Ledersessel, wie ihn unsere Vorfahren gebrauchst, Um ihre milden Glieder in sorgenlösensdem Schlummer auszu strecken. Rechts ein großer geschnitzter Kasten mit gewunidenens Füßen; ein Bücherschrank in dem hörbar der holzwurm arbeitete-, ein altes Heili gen-bill) mit der Jahreszahl 1782, dann ein paar altm-odische Büchetgestelle und zwischen ihnen —- einse Thür mit brei sm Eisenbänsderw über der das Bild einer jungen Frau in schwarzem Holz Inn-g «Wohinmg filhrt diese Thüt?« fWSckO »ich mechanisch indem mein Blick an Mem blossen Gesicht, das aus einer W Wckpvarzm Haares heraus « M ÆWME heng. Mome bis W Daui Zwist dem St. AM spefes mit der Crypla m l l bunden —- seiteinem halben Jahrhun dert ist wohl diese That nicht mehr ge öffnet woka Selbst der Sanais-! dazu few Da hatte ich ja, was sich so lange ge sucht —- eins ganz romantisches Heim, still und geheinwiszvoll. »Komm einmal her andas Fenster!« rief Julius-. Jch trat in den- Erler. Durch das geöffnete Fenster sah ich in- den- Klo stergarten. Moosbetvachsene, kam-len umspownene Stein-danke und Blöcke; an der hohen Mauer lag die schlanke, gestürzte Säule, von der Julius mir gesprochen. Tiefe, märchenbafte Stille. Geschäftige Käfer uwd Schmetterlinge trieben ihr Wesen, und da —- da wand sich eine zierliche Edechse durch das Grün breitfächeriger Farren-trauten Die Wege, von Gras überwuchert mild ungepflegt, verschwanden tm tiefen Schatten uralter Bäume, und über all’ dem woben golden-e Sonne-nächster ihre stnlewden Strahlen. Ein süß be stritten-der Hauch lam mit der lüshleren Abensdluft mir entgegen. Mein Freund nannte mich nicht ohne IGrund »poetisch« veranlagt — ich war gefangen. Ueber die Bedingungen — obwohl sie mir in Anbetracht der altrnodischen Einrichtung und des alten Gebäudes letwas hoch erschienen — wurde ich mit »Frau Zilli«, wie nach eigener An gabe die ganze Gasse sie nannte, bald einig und bedeutete ihr, daß ich in ein-er sStunsde meine Koffer senden und auch Tdieselbe Nacht in meinem neuen Logis Jschlafen würde. « Das war Frau- Zilli recht, nur bat sie, leise und ver-legen hüstelnd, lich möge ier die Hälfte des Miethptkises im Voraus geben. Nun bin ich nicht im mer gleich geneigt, die Börse zu ziehen, allein meins Blick haftete wieder auf »dem blassen Antlitz iiber der geheimniß vollen Thür, und es schien mir. als blinzelten neir die schwarzen glänzen den Augen da oben ganz verfühm risch zu; Unter diefem Eindruck nahm icheine Zehnguldentiote mid händigte sie Frau Zilli ein. »Nun aber fort in’s Cafe — die Its-runde warten mit der Billardpartie« —- meisnte Julius-. » Am liebsten wäre ich gleich in mei Jnem neuen Heim geblieben, meinem Jquecksikbernen Jutimus ist aber nicht zu Extenstgehen Jch empfing Zimmer- und Hawstiporschlüsset —- das Zeichen der IFreiheit — gab Auftrag für Licht und Trinttvasser und ging. Der AbenG verging unstet den Colle gen im Fluge. Gegen elf Uhr machten wir tut-s vom Spatenbtäu los, und die Freunde gaben mir das Geleit bis vor das Haus mit dem verwitterten Wap pen. «Sapperlot! hier sieht’s ja unheim lich aus« —- lachte Heinrich Kl . .dy —- gieb nur Acht, daß Dir da in der Nacht nicht Satanas in leibhaftigen Petstm erscheika »Wäre gar nicht fo übel« —- gab iich fröhlich gestimmt zurück —- ,,tverm Sr. höllische Majeftät mit a la Faust er schiene und meine Schulden bezahlte vorausgesetzt daß es ohne den Pakt für die Unterwelt geschähe!« « k us Occ chcll Ucch Uu(’«U, UIIU las off nete die schwere Eichenthür des Hauses und tappte mich aufwärts, Kühl und dumpf war im Flur die Luft; mit Hülfe der ewigen Ampel und einiger Zündhölzchen gelangte ich über die Wendeltteppe auf den Gang und suchte nach dem Zimmerfchlüssel in meiner Tasche. Frau Zilli’ leises Hüfteln hörte ich und trat mii ausgeftreckten Armen an meine Thür. Jn dem Momente war mir, als streifte etwas dicht an meinem Ellen-bogen vorüber. Jch bin der Mann der bleichen Furcht nich-i und habe mein Lebens ver schiedentlich in die Schanze geschlagen. Jm Augenblick habe ich die Zimmer thiit geöffnet und das Licht auf dem Tischchen neben derselben entzündet Damit trat ich sofort aus den Flur. Es war nichts zu sehen, auch die Trew pe hinab nicht Du haft Dich getäuscht, sagte ich mir —- vielleicht war’s ein Kätzchem das verliebt um die Feuerleiter fchleichi. Dass Fenfter war offen geblieben, wie sich es begehrt hatte. Jch trat so fort in den« Erler. Da lag ider ver tvahrioftye Garten im Mondlicht unsd "die alten Bäume warfen schwarze Schatten auf Wege und Mauern. Eins lichtschem Vogel kruschte fast unhör bar durch die Zweige der Linde. Lei sez Raunen rieselte durch das Lan-b dach des Eichen-. Nun vernahm ich auch das Plätschern eines spät-Dich rin nen-sen Brunnen-L doch konnte ich nicht entdecken, ob er im Garten oder im Kloster, dessen MMMW - W. Die . lag in ern Frieden ans aw, und meine F 1 ;- - .--·i M . - allezeit spinnende Mantasie bevölterte Busch unid Baum, die Alleen und Stein-danke mit märchenhaften Wesen. Jch hörte sie lispeln und sichern. — — Es wackte im alten Gichengetäsel Ich sah mich iim Zimmer um und mein Blick fiel auf das Bild im Holz rahmen. Jm trüben Lichte der Kerze erschien mir das zartgeschnittene blasse Gesicht mit dem vollen sinnlichen Mun de noch bleicher als in der Tageshellr. Das Bild stellte eine Dame aus dem 16. Jahrhundert dar, nach dem Abstä me zu schließen, das der Maler getreu kopirt. Ein langes faltiges Sammet lleisd von tief granatrother Farbe um schloß eine hagere, fast eckige Gestalt, an der nusr das Auge und die wunder bar kleinen durchsichtigen Hände schön zu nennen war. Die Brust schmück ten unzählige Reihen weißer, gewiß kostbarer Perlen, und auch der rechte Arm trug eine Spange, die von dem Reichtbusm der Besier erzählte Eine Flutb blasuschwarzer Locken floß über die Schultern, nur von einem kleinen Häwbchen aus großen weißen Perlen gehalten. Ueber Kopf ucnd Kleid, die niedrige Stirn nur etwas beschatstend, fiel ein zarter Titllschleier, von Silber säden durchzogen-. Was mich aber am meisten an die sem Bilde wunderte, das waren- die großen Gliihaugen umsv ein Zug von Rachsucht und Grausamkeit, der un verkennbar aus dem blassen Antlitz sprach. Jch hatte Tags vorher Schil-; ler’s »Kabale usnid Liebe« gesehen undl mir fielen Louise’s Worte ein, die fiel an den Schurken Wurm richtet: ( »-—— —- tveil ich Dsich in der Braut nacht erdrosselte und mich dann- mit Wollust aufs Rad slochten ließe!« Mit solchem Gesichte hatte die Ver treterin Louise’s diese Worte gerufen-. Soviel auch die Zeit an diesem Por trait genagt, so viel sich Glanz unlv Farbe verloren hatten, der grausome Zug war nicht vermischt morden. Jch nahm das Licht, stieg aus einen Stuhl nnd betrachtete das Bild ganz in der Nähe. »Walpurga«, stand in einer Ecke dicht am Rahmen-. Selbst dicht vor dem Bilde. also Au ge in Auge, wenn sich es so nennen kann, schwand die seltsame Beklem mung nicht, die mich ergriffen hatte; vielmehr schien mir, als sunielten diese schwatzen Lichter mich spottlustig an. als würden diese üpping Lippen sich öffnen. und ein tolle-T höhnisches Ge lächter böte-n lassen. , Nein —- das war keine Schönheit, wie sie mich begeistern konnte! Jch Liebe die Sanften und Blatt-dem Jch stieg vom-Stqu hetaab und untersuchte die geheimnißvvlle Thür» Sie war er sichtlich var einer Ewigkeit nicht geöff net worden-. Zwischen der Angel und dem nächsten Büchevgestell hat-te eine Spinne ihr großes-Netz gezogen und an den schweren, eisernen Klammern sraß der Rast unaufhaltsam weiter. Wo hin mochte die Thür wohl führen? — Hm! Es reiste meine Nrugierde gewaltig, das zu erfahren. Ei —- waå! Morgen sriih um acht Uhr heißt es das Colleg beism untr munter sein ——— also in's Betts« Während ich mich langsam entkleide te, flog ein Röuzchen am offenen Fen ster vorüber und lteischte. Jch fuhr zusammen-. Nun ja —- da hat man’s! Gar erschrecken! Wenn man in solch sitt-ein alten Gemäuer sich einnistet muß man aus die ganze Wolfsschlucht aus dem »Fteischiitz« gefaßt sein ! Jch schloß das Fenster und setzte mich aus den Rand des buntgeblijmten Himmelbettes, dass der Thür und Wal pukgcks Bild gegenüber stand. Jch sah nochmals zu ihr empor. Wer konnte diese Walpurga gewesen sein. Warum der rachsüchtige Gesicht-Haus druck2 Wie boshast sie mich anlächel te —- — Ja— zwiner Du nut mit den Augen Jch legte mich nieder, löschte dass Licht aus irwd bald streute der Sand msann mir sein-e Körner in die Augen. Jch schlief ein. Plötzlich fulhr ich empor. Ein Windstoß sagte mit betagt-zoge nem Klagelaut in- mein Zimmer und tüttelte am Erkerfenster, versin sich in den Sardinien meines Lagers unsd heulte sim Schornstein und Rathaus Und dort — Entsetzen packte michs-— die geheimnißvolle Thüe stand weit os sen. Eiscge Luft steömte aus einem nachtschwarzem umgründlichm Rau me, der Stunmwinsd sieht durch die Bäume nn Gatten und schlug klat schsnsd Epheuranlen und Liiwenztveige km die Scheiben. Jetzt kiaeng ei wie ein- langgezogmek Seufzen Jsch wandte den Kopf. Mc heilsam-! Wasswaiwssssnasps III-Mk daßgesiisemde Rätsel Ist r .W" Streifen aus den Fußboden wars. Sie hatt-e ihr todtenblasseö Anstäy dem Monde zugekehrt, den Kopj an die Mauer gelehnt und schaute zum Fir mamenr empor Wie durch meinen Blick angezogen, wandte sie sich und sah mich an doch nicht mit jenem grausamen Lächeln, das das Portraii zeigte, welches aus seinem gewöhnlichen Platze iisber sder offenen Tthiir hing, sondern von Thra nen überfluthet usnid schmerzlich ver zerrt. Und jetzt erhob sich Walpurga — mir erstarrte das Blut im den Adern— sre verließ den Erker, ihr langes salti ges Sammetlleid und der silberdurch wirkte Schleier schleifte-n hinter ihr her. Mit unhörbaren Tritten war sie jetzt mitten im Zimmer, das das Mondlicht ges penstisch beleuchtete, und jetzt an meinem Bett· Meine Hand fuhr ab wehrensd im- die Luft und strich iisber die Falten eines feuchten, eisialtens Gewe bes. Mit ihrem todten-blassens, verzerrten Antlitz beugte sich die Gestalt iiber msich — ich wollte schreien — leinLaut entrang sich meiner Kehle —- nun fühl te ich deutlich ein eisiges Lippenpaar auf meiner Stirn — dann verließen mich die Sinne ———————— Die Sonsne schien goldig in· mein Zimmer, als Frau Zille, wie angeord net, um 6 Uhr friih klopfte set-bro chen an allen Gliedern und in Schtveißj gebadet ging ich, um zu öffnen. Die Wirthin brachte das Frühstück, aber ich konnte es nicht berühren. Kaum war sie fort, sah ich zu dem Bilde empor ES lachte spöttischer als je auf mich herab. Dann untersuchte ich die geheimniß volle Thür. Die Spinne sammt Netz war fort-— eine Wolle von Moder und Stausb lag auf der Schwelle —- die nie geöffnete Thür hatte sich also heute Nacht ausge ihan. . Jch bin keins Hasensuß; ich habe Konrage, wie irgend Einer! Aber die se Wathmehmimg hieß mein Blut ge rinnen. Ich hatte geträumt und — nicht geträumt! E war Jemand in meinem Zimmer gerufen Vielleicht die Ahnfrau dieses alten Untemkeftes!« Haftig kleidete ich mich an, zog an der heiseren Glocke bei Frau Fälle« gab ihr die Schlüssel und sagte, ich müsse auf einige Wochen dekretiert Die Kof fer ließ ich spfort in ein Hotel bringm Um Mfrichtig zu sein —- ich gasb Fer sengelsd und ließ die zehn Gulden Mietlyins im Stich. Seitdem wohne ich nur in neuen, eleganten Häuser-m wo es leine Ahnen bilder und keine geheimnißvollen Thit ren giebt. Die blasse »Walpurga« hat mich mit ihren eisigen Lippen von asller Romantit geheilt. --—— —-.-.-O————-— Liebes-pron Novellette von E. A n n u s i e. »Bist Du bald fertig, Elly?« »Ja. Weshalb denn?« »Ich möchte Dich mal was stagen.«! »Gleich!'« Sie saß aus ihrem Stahlrad undf und noch eine. Dann sprang sie ab unsd stand nun vor ihm, schlank, frisch und reizen-d in ihrem dunkelblauen Tuchlleid, mit rosigen Wangen und lachenden Augen. Er zog sie zu sich aus die Bank nie der «Elli, hast Du mich lieb?« »Aber natürlich. Komische Frage!« »Du weißt, wir sollen uns heira then.'« »Richtig, das hatte ich ganz verges sen. Selbstverständlich wird nichts draus. Nicht wahr-«-m · »We3balb nicht«-m ,,Ja, haus, das weißt Du doch so gut wie ich. Wir lieben uns ja gar nicht; und solch eine Heirath auf Be stellung, die ist eben gut genug für un selbststiindige Menschen« nicht für sol che, die da wissen, was sie wollen, wie wie Beide.« » »Sagtest Du nicht eben, daß Du mich lieb hättest?« : »Ja, aber lieb haben und lieben, das list doch zweierlei Sich, spi- kenn-k iuns nun von Kindesbeinen an, haben s zusammen Pserdchen gespielt, gemein sam Schelte bekommen- und uns um Hdie Birnen gezankt Noch gestern ha ;ben wir seelenveegnügt miteinander in den- Kirschbämnen gesessen. Worüber sollten wir denn- da pköslich Himmel boøkfxauchzen und zu Tode betrübt Er zeichnete mit seinem Stocke Fi guren in den Sand und ancktoottete nicht« j »Sieh mal, lieber Junge,« sagte sie überredend, »die berühmte Liebe — meine zarte Sehnsucht, süßes hoffen nnd so ähnlich, Du weißt ja — möchbe ich doch auch gern mal kennen lernen-. Du etwa nicht? Und dazu sollten wir einander den« Weg verlegen? Das wäre doch schön dumm von unt« »Und Du meinst, daß wir miteinan der dazu nicht gelangen-— könnten i« » »Mir nem Gesamte Nichisi stimmt bei mis. »Seit ich ihn-s geschen,! glaub ich blind zu sein.« Jch bitte! Dich, wenn das bei mir zuträse, müßtei ich arme-r Wurm ja von der Wiege anJ blind gewesen sein. Und bei Dir-J »Mich hat das unglückselige Weib ver-l gistet mit ihren Thkiineiiw Muß das! nicht reizend sein? Und mit mir wirst« Du das niemals erleben.« I Er lächelte. »Nun, das ließe sichs allenfalls entbehren-.« »Und weil wir uns nicht lieben, da rum —« »me wir warten, wir sind ja Beide noch jung,« entschied er in seine-r ruhigen Weise, die ihn älter erscheinen ließ, als er war. »Ich gebe zu, daß es sich augenblicklich nicht ganz leicht er kennen liißt, was in unser gegenseiti gen Zuneigung Gewohnheit, Kinder sreundschaft und was Liebe ist.« Sie lachte. »Warten! Wenn das die Liebeswobe sein soll, meinetweng Warten wir also bis —- —bi3 —- nun, sagen wir, bis die Blumen, welche die steinerne Flora dort in ihrem Gewande trägt, zu blühen ansangen.« Allerdings etwas viel berlangi. Und nun kann ich also gehen mit mei nem Korbe?« »Korbe! Wie Du redest, Hans! Wir sind doch vollständig einig! Und nun grüß’ mir die Deincigen in Frie denseld und komm morgen zeitig wie der, ja?« Sie schaute ihm mit Befriedigung nach. So war die Sache ins schönster Ordnung. Freilich, ein mächtiger Mensch war er, sein Anderet ließ sich mit ihm vergleichen. Ahn sich so ein fach von ihm nehmen lassen —- ach nein, das Allerschönste in diesem son nigen, blühenden Leben mußte doch noch ganz anders zugehen, alle Dichter sagten es, unsd die mußten es wisse-i. Heinrich Heine zum Beispiel, was machte der fiir Anstrengungeni Der riß aus Notwegs Wäldern die höchste Tanne, tauchte sie in des Rein-as glühenden Schlund und schrieb damit an die Himmelsdecke: »Agnes, ich liebe Dich« So stand es wenigstens in sei nem Buch der Lieder. Und Hans? Nein, nein, mochte er warten, bis das schwätzkiche Gemüse im Schooße der Flora zu blühen anfing! VI It II »Du, Ellj, ist Hans eigentlich eint Komet?« i »Wezhalb, Käthchen?« S »Ja, unser Fräulein sagt, Kometen. das wären so Geschöpfe, die manchmal da wären, und dann verschwänden sies wieder, und meistens wüßte man nicht-, wenn sie wiederkamen Und Hans bleibt doch nun auch weg, und Keiner weiß, aus wie lange.« »Ich weiß auch nicht,« sagte Elli zerstreut, des Schwesterchens astrono mische Vorstellungen unsberichtigt las send und blickte aus den Weg nach Friedenfeld, dem Nachbar-gute hinaus, vergeblich wie nun schon seit acht Ta gen. Warum kam Hans nicht? Sie wäre gern nach Friedenseld hin übergesahren, wie sie seither so ost ge than. Das aber hatte der Vater, der seit dem Scheitern des Verrnählungs plans sehr übler Laune war, ihr ver boten. ! Wenn er doch käme! ! s Wieder verstrich eine Woche und noch eine Hans kam nicht. Elli wurde im mer ernster und stiller. Ueberall ver-; mißte sie den Freund Nicht ein-mail das Radsahten machte ihr mehr Fern-s de, da er sie nicht mehr begleitete. i ! Einmal ging ein schweres Gewitters Inieden Aus dem Nachbargut, wo Hansj trotz seiner Jugend mit Umsicht und! Geschick des leidenden Vaters Stelle vertrat, hatte es in ein Arbeitechaus eingeschlagen. Leute, die herübertmj men, erzählten, daß Hans ruhig und energisch inmitten der topslos gewor denen Dörslerschast die Löscharbeiten leite. Ein Art-derer wollte gesehen ha ben, wie ein brennender Ballen gerade aus die Stelle niedergesttirzt war, wo der Junge Herr« stand. . Nie nn Leben hatte Ellt Stunden so furchtbarer Angst durchgemacht, als bis die Nachricht kam, daß der Brand gelöscht und der Junge Herr« unbe schädigk let Jlm such lett nicht schen zu diltsmi mnächsten Tage ertrug sie es nicht länger, sie sette sich aus ihr Rad und r fuhr hinüber, dem väterliche-I Gebote zurn Trotz. Aber als sie das wohlbe kannte Maus durch die Paris-äu me schimmern s ah, überfiel sie ein röth selhaftes Gefühl, eine Scham, die ihr das Blut in- die Wangen trieb. Sie bog aus einem Seitenpfade ab. Dann versuchte sie, ihm auf den We gen zu begegnen, die er kommen mwßte. Am dritten Tage traf sie ihn. Er saß zu Pferde und grüßte, ohne anzuhal ten, freundlich, aber flüchtig zu iht hinüber. Von da ab erhielt das Stahlroß Ur laub aus unbestimmte Zeit und durfte in einem Schuppen stillen Betrachtun gen nachhängen. Nach Wochen kam die Nachricht her über, dasz Hans verreisen wollte, auf ein« halbes Jahr oder ein- ganzes, man erfuhr es nicht genau. Elli erschrak. Dann kam ihr ein schwacher Trost: Nun muß er kom men, um Abschied zu nehmen. Er kam auch, aber zufällig gerade, als sie vom Hause abwesend war. Man bestellte ihr seinen Ahschiedsgruß bei der Heimiehr. Da schlich sie sich aus denBoden hin auf zwischen alte Spinnräder und ver staubte Willkommen- - Trans-paren«te, wo Niemand sie suchte, und weinrie aus Herzens-grund. Am Abend dessesben Tages trieb es Elli hinaus in den kleinen Garten, wo das Mondlicht mit ruhiger Pracht die Späisotnmerblumen bestrahlte und der Lusthauch mit leiser Liebkosung über ihr Haar strich. Aus einem offenen Fenster drangen die Töne eines Liedes herüber, das die Erzieherin drinnen isnit weicher Stimme zum Klavier ang: ,,Er logi- wohl gar in’S Welschland g ’n Und die Frauen sind dort so falsch und schön.« Fester legte sich der Reif stummer Qual um Ellis Brust. Ja, er würde fortgehen und viele, schöne und liebens werthe Frauen finden, und eine davon würde er schließlich heimführen als künftige Herrin von Friedenfeld. Sie aber würde von fern stehen und keinen Anstheil mehr haben an- seinem Geschick. Thürin, unsbegreifliche Thü rin, die sie gewesen war· Sie dachte nicht mehr an Dichter und Liebeslieder. Heine und seine Riesenfeber lagen ihr weltenfern Die fremden Töne waren verstummt vor dem lauten Pochen in ihrer eigenen Brust. Wenn sie ihn nur einmal noch sehen und ichm sagen könnte: »Geh nicht von mir im Groll, ich wußte ja selbst nicht, wie lieb Du mir bist!« Aber morgen, bei Sonnenaufgang fuhr er, und wenn er wiederkam, war das. was etwa noch an Liebe zu ihr in ihm lebte, längst gestorben und verges sen Rings umher hoben sich aus den Gartenbeeten die hellen Blumen und blickten sie ihm Mondstrahl an wie fragende Gesichtchen. Aus dem licht umslossenen Gebüsch drüben sah grau und gespenstig ein halb verwittertes Steinbild. Jhr übermüthiges Wort kam ihr ins Gedächtniß zurück: »Warten wir, bis die Blumen im Gewand der steinernen Flora zu blühen anfangen.« Und plötzlich durchzuckte sie ein- Ge danke. Drüben am Parigistier die Flora und hier die Blumen —- ein sin ziges Zeichen, ein letztes konnte sie ihm geben, liebte er sie, dann würde er es verstehen unsd sie — vielleicht —- nichi aufgeben und vergessen, liebte er sie nicht, fo waren ihre Worte ihm wohl längst entfallen und sein Auge würde gleichgiltig über dasSteinbild hinweg gleite U. . M--!-- W!—..1.— k..O,-« » tin-s s wurin JJUIIUZUI IWLTL IWUW Ilc mit zusammengerasster Schütze scheu und vorsichtig wie zu einem Stelldichi ein, dem Florastansdbilde zu. Jetzt bog sie mn das letzte Gebüsch unsd — »Hans!« Mit einein Aufschtei prallte sie zurück. Da stand er und zog gerade die Hand zurück, mit der er einen Pracht vollen Strauß Spätsommer-rasen in das ausgerasste Gewand der steinernen Göttin« gelegt hatte. Einen Augenblick blieb es ganz still zwischen Beiden. Dann sagte sie leise vorwurssvom »Warum bliebst Du so lange sort9« »Weil ich mir darüber tlar werden wollte, ob Du Recht hattest bei unserer letzten Unterredung,« antworte-te er. »Nein, Du hattest Unrecht, ganz Un recht, wenigstens was mich ein-betrifft Jch liebe Dich doch und halte die hoff nung. Dich zu besitzen-, fest. Datum legte ich Dir zum Wbschiedigruß die Rosen dorthin — sie bliiben ja nun-, die Blumen Deiner Florak »Dans!« rief ste, es klang tote ein