Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, December 25, 1896, Sonntags-Blatt., Image 15

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1
» Ortes-weilen Unser besiebter
- stillt-Meister Kaki Ludwig M
, nie-m und Frau begingen die goldene
- Hochzeit. Buchmanv W im 78·- M
dem-u Gattin im 72. gedenkend-ce
Beide sind körperlich und geistig noch
frisch und erfreuen sich der besten Ge
sundheit.
-Schifserstadt. Inder Sitzung
des Schöfsmgerichis Speier kam der
Einbruch eines hiesigen Fabrirarbeiiiers
zur Verhandlung der gegen- ein Straf
mandasts appellirte, das ihn wegen
Ueberschreiiung des Bahngeleises zu 30
Mart verurtheilte Das Gericht be
stätigt-e das StrafmanidaL «
Königreich ·Wiirttemberg.
Beihingen-. Der 24 Jahre alie
Balynartbeicker Friedrich Lang besuchte
die Kirchweihe in Benningen und trat
Abends den Heimweg den« Bahnkörper
entlang san. Jnfolge eines Fehltrittö
stürzte der Ungliickliche an der Fest
wegiiberfilhrung auf dmsWeg hinunter
Und erlittt so schwere Vetter-ungern daß
er starb.
Cawrvsta t t. Jn- der hiesigen
Wagnerwerifiätte verwickelien sich die
Riemen einer Transmission, wodurch
idie Twnsmissionsvorrichtung von der
Decke gerissen wurde und dem zufällig
gerade unter ihr stehenden Arbeiter
Proff aus den Kopf fiel. Es wurde
demsele die Schädeldecke eingeschla
gen-, was seinen- sosortigen Tod zur
Folge harte. Er ist 56 Jahre alt und
Vater von- 5 Kindern.
Heilbrunn. Der bei Willsbach
dernngliickte Lokomotivführer Geiger
von— hier ten-nie seine-n Dienst wieder
antreten. Jn dem Befinsdens des schwer
verletzten Zugfiihrcrz Scheible Von
Ewile ist noch keine Besserung
eingetreten-.
Mühlacker. Zwei auf dem hie
sigen Bahnhof angestellte Weichenwär
der lebten- ini Hader uinid Streit Vori
ges Jahr wurde ein-er von ihnen wegen
verschiedener Unregelmäßigkeitien im
Dienste entlassen. Aus Rachsucht hat
mm der Entlassene nuf dem hiesigen
Bahn-hole seinem Gegner aufgelauert,
diesen, während er Rangiierdienste ver
sah, überfallen untd mit dem Messer
niedergiestochenr Der Ueberfallene hat
eine so schwere Wunde am Oberschen
iel erhalten-, daß es zweifelhaft ist, ob
er mit dem Leben davoriiornmen wir-d.
Ravensburg Ein- Oelononi
und Wunder einer benachbarten Ge
meinde beabsichtigte, sich demnächst wie
der zu verehr-lichem Die Tochter einer
derselben Gemeinde angehörigeni Witt
we, die ihm bisher den Haiizhaiiaes
führt, war verschwunden und alle
Nachforschungen waren erfolglos. End
lich sansd man ihre Leiche in einem
nahen Weiher. Die llwgliictliche scheint
geht-sit zu haben, an die Stelle der
Hausfrau zu treten. Die Vraust ksi
inzwischen vom Verlöbniß zurückgew
Lc-lk.
U ra ch. Jn Dettingen bei Metzin
gen ließ sich ein lfjjähriger Schmiede
lehrling vorn Zug überfahren Der
selbe wurde von seinem Meister hart
behandelt, und als die Eltern seinem
Wunsche, ikyn aus den« Händen des
Meisters zu befreien, nicht entsprachen,
verwirklichte er seine schon früher ge
äußerte Drohung.
Ulm. Ein 78jäbriger Mann in
Elchingens verunglückt: auf gräßliche
Weise durch Umwerfen einer Betro
leumlarnpe. Derselbe war lo entsetz
lich ver-brannt, daß er schon am andern
Tage seinen Qualen erlag.
Ziittlingen Der Briesträger
Kollrner glitt aus dem nassen Bahn
sieig aus und fiel so unglücklich unter
den eben bereinsabrenden Bria, daß er
von diesem überfahren und getödtet
wurde.
Großherzogthum Baden.
Karlsruhe Zwei Brüder, le
dig-e reiche Bauern bei Werten-, die zu-«
samtnen aus einem Unwesen lebten,
setzten sich gegenseitig zu Erben ein
und für den- Fall ihres Ablsebens ihre
Haushälterins Marie Reser, unter
Ausschluß ihrer armen erbberechtiigten
Verwandten Die Reser- soll aber be
reits von dem Benediltinewater der
Abtei Meilen so ,,suggerieri«, »einge
lreist« unsd »a,esichert« sein« daß aus
ihrer Hand das schöne fette Erbe, über
100,000 Mart, an das Kloster Weiten
Eber-geben« würde. Zwei der armen
Verwandten fechten nun im Arm-en
tschce das Testament an, weil 1) die
beiden Tesoatoren bei Abfassung des
. Testaan gar nicht anwesend wa
ren; 2) die Unterschriften derselben- ge
sälscht sensoz Z) der eine Testator gar
UW Mlcgmlgssiilzig war, weil ibn
kurz vor der Weg-ebenen Zeit ein
Schlsocufsll Men« bat: 4) vie als-i
Erbirts etngesehte hauthälterin Retet
« Im As SWgrer gilt, während das
.- J
I
s-W W iu- Wikuichkeu der-i
Kloster Metten erhalten- werde. Zu
: erwähnen ist noch, daß der eine Testa
tor in den Wahn verfiel, er batbe nach
Aufrichtung dieses Testaments nichts-;I
mehr zum Leben-, so daß er einens
Selbst-mor"dvers·usch machte. Die End
schaft selbst ist jetzt, nach »dem Tode
auch des zweiten Bauern, bereits zu
Gerichts-banden genommen-. Die Ber
handlung ist aus den 18. Januar 1897
vertagt worden-.
Furtwangen«. Das auf der
Neueck gelegene Gastbaus »Im Stadt
Freiburg« brannte bis auf den ersten
Stock nieder. Die Feuerwebr von
hier, Gutenbach und Neutirch waren
zugegen, obne Meister des Brandes
werden zu können. Das Gasthaius,
das auf freier Bergeshöhe gelegen-, von
der man eine prächtige Rundschau
über den ganzen südlich-m Schwarz
wald und die Vogesen genießt. wurde
jeweils im Sommer zahlreich von
Luftturgästen zu längere-m Aufenthalt
benützt. Durch Spielen von Kinder-n
msit Zündbölzern soll sder Brand ent
standen sein. Das Gcbäude war ver
sichert. «
Großherzogthum dessen
B eni Ehe-im Dixsz Oetonomiego
bäude des Landwirtibs Anton Weiß in
der Nectarstraße standen in hellen
Flammen, noch ehe die Löschengsar
eiten begonnen werden konnten. Die
geräumigen Stallungen waren an den
Wildpret- Wd Geflügekbändler Jo
hann Schwert ver-miethet. Sämmtli
ches darin etngestellste Geflügel, circa
150 Gänse, 300 Hühner unid 80 Stück
Enden, verbrannten vollständig- Pferd
und Schweine konnten noch mit größ
ter Noth gerettet werden-. Die in der
Scheu-ne und aus dem Stallde auf
geschichteten Heu- bnid Fruchtvorräthe,
zumeist ärmeren, unversichsrrten Leuten
gehörig, gaben dem entfesselten Ele
ment reichliche Nahrung. Scheuer und
Ställe brannten vollständig aus. Die
Feuerwehr schätzte die angrenzenden
Gebäude,
M a i n z. Wegen Majestätsbeleidis
gung wurde von der Straflammer des
hiesigen Landgerichts die geschiedene
Frau des Arbeiters Fürst von hier zu
2z Monaten Gefängniß verurtheilt
Während eines Aufenthalte-Z irn Ge
fängniß hatte sich die Frau in umwa
lifizierbarer Weise gegensMitgefangene
über das Familienlebens des Kaisers
ausgesprochen Jetzt ist durch ityre
Bestrafung das Vaterland gerettet.
J n g e n h e i m. Förster Pfander
und Frau unsd der Haushofmeister des
Prinzen Lusdwig oons Butten-bera,
Streb und Gattin feierten die sillberne
Hochzeit-.
FreieStädtr.
Hamburg. Ein entfetzlicher Un
glücksfsall eteignete sich auf hob-er Ses
an Bord des von Philadelphia hier an
« gekommene-n englischenDampfevs »En
eus«. Durch einen in Brand gerathe
nen Oekbahälter wurde das Mann
fchaftslogis unid auch »die an Dack füh
rende Treppe in Flammen gesetzt nnd
brannte-n gänzlich auf, ehe der erste
Offizier, zwei Mann umd ein ,,blinder
Passagier«, der sich wachEuropa dir-wh
schnmggelns wollte, sich retten konnten.
Alle Bier kamen in den Flammen nim.
Ein- Zufamrmenftsoß zweier Wagen.
bei dem zwei Pferde getödtet war-den,
fand auf dem Neuen-Pferdemarkt ftait.
Die Deichsel eines PetIoleusmrvagens
drang dem Pferd eines Bierwagens
in die Bruft und riß diese gänzlich auf
fo daß das Thier wasch einiger Zeit
starb. Auch das Pferd dess- Petroleum
wagen-Z hatte durch den Anprall f o
schwere Vetleßnsngen erlitten, daß es
nach wenigen Minuten an- innerer Ver
blutung verendete.
Bremen Nachdem am 25. Ok-l
tober bereits zwei Gier-ehrte vom »Jl
ris« hier ein-trafen, läusft jetzt die Mel
dung ein« daß auch die übrigen Gerei
ieten am 27. November in Micheli-riss
Lmven ankommen werden. Für einen
feierlichens Empfang werden« besondere
Vorkehrungen getroffen.
Oefterreich-Ungarn·
Wien-. Auf Schloß Liebenstein
bei Eger ift Graf Clemens Zedtivin
Liebenftein imAliser von 83 Jahren ge
storben-. eDer als Dialektdichier be
kannte Graf war am 28. September
1814 geboren-.
P r a g. Die Unsttte des Hochzeit-s
fchießenss forderise im Erzgebirge aber
mals ein Opfer-. Als ein aus sieben
Wagen beftseheiwerhochzeiiszug mit 35
Personen aus Hengstererbens durch die
Häuser-reibt auf der Straße gegen
Abertham sahn fielen mehrere Schilfse,
wobei die Hmodfchuhniisherins Kranz
durch eine Schrotlasdwng ins die linsie
IBrustfeiie lebensgefiibrlich verleni
zwar-de «
—
I A
West-. Der zum Tode durch den
Stwng verurtheilte Robert Finger-but
der in Gnnmden den Wiener Privat-Eier
Martus Ostersetzer ermordet bat, wur
de vom Kaiser zu lebenslänglicher Ker
terftrafe besgnadtgi. Robert Finger-but
wurde dem Kreisgetichtspräsidensten
vorgefüihsrt und von dem kaiserlichen
andenatte in Kenntniß gesetzt
-—-—.,»- » ..,- .-.. —
Alles per Blitz.
Die Rolle der Elektrizität im Haus
halt.
Die glänzenden Erfolge der Elek
trotechwik auf dem Gebiet der Licht
iunsd Krafterzeugung haben bis jetzt
leine Arbeitsleistung des elektrischen
kStromeS in den Schatten gestellt, die
Heigentlich als die ursprünglichfte
Aeußerung dieser Kraft angesehen
werden muß: die Wärmeentwicklung
Jeder elektrische Strom erzeugt Wär
me, wenn er die Leitung durchfließt,
und jeder Leitungsdraht kann durch
einen genügend kräftigen galvanischen
Strom zum Glühen gebracht werden.
Die Erwärmung hängt von der
Stromsiärke und dem Widerstand desf
Leiters ab, und wir haben es in der
Hand, nicht nur jeden Temperatur
grad, sondern auch eine beliebige Kon
zentration der Wärmewirtung, wie es
für Heizztvecke nothwendig ist« hervor
zurufen-.
W- dnfnkbfts Jnfm pfui-I til-»si
schen Heizapparates besteht in eineml
spiralförmig aufgewmisdenen Neusc
berdraht, der, auf einer isolirenden
Platte von Porzellan- oder Assbest be
festigt, durch den- Strom einer kräfti
gen Batterie oder Dynamomaschine er
hitzt wird. Der erglühende Draht
kann dann entweder direkt zur Erwär
mung oder Entzündung eines Körpers
dienen, wie beim elektrischen Plätteisen.
Eigarrenanzünder u. ähnlichen Gegen
Uebertragung milder Wärme durch die
Isolier- unsd Deckplatten erfolgen, wie
dies insbesondere für Kochzwecke ange
messen ist. An Stelle des Neusrlsbev
drashts verwendet man auch mit ganz
feinen Plattindrähten umwickelte AS
bestschnur, die spiralförmig in eine
Chamotteplatte eingelegt und mit ei
ner Glimmerscheibe überdeckt wind, so
daß die zu erhitzen-den Gefäße direkt
auf diese Platte gestellt werden kön
nen.
Will man größere Zimmeröfen kon
struiren, so hat man den Draht, der
bei zu heftiger Wärmeentwicklung
schmelzen könnte, nur angemessen start
und lang zu wählen und ihn, in zahl
reichen Spiralen aufgewictelt, ins einem
eisernen Mantel unterzubringen-. Der
artige Oefen sind in der That vielfach;
als transportable Heizapparate ink
England und Amerika, in jüngster
Zeit auch in Deutschland hergestellt
Morden-. s
Die elektrischeHeizung ist also höchstj
einfach und bequem, und man fände
fürwahr an diesem Heizapparat nichts
auszufegen-, wenn die Erzeugung elek
trischer Wärme weniger kostspielig
wäre.
In Häuserm die bereits an das elek
trische Straßennetz angeschlossen sind,l
wird man sich mit Rücksicht auf beson-I
dere Vortheile auch manch lostspielige-z
res Vergnügen leisten können. Sol
wird die Hausfrau die Vorzüge eines
elektrischen Plätteisenå, das jeder Zeit
durch Schließen des Strome-Z erhitzts
und ebenso schnell wieder abgetiihlts
werden kann, wohl zu schätzen wissen-;
.Uul«c lMll-(1(, IUYIUL uuuf IIWJ Ziclllclwc
trostspieiige Annehmlichkeit ist die exer
ltrische Treppenbeleuchtung bei Nacht,
dise jetzt bisweilen automatisch durch
Oeffnen der Hansthiir in Betrieb ge
setzt wird nnd so lange die Erhellung
des Trepwnshalises bewirkt, bis man
bequem die Wohnung erreichen kann.
Indessen find die elektrischen Fernziins
der für Gasflammen in jüngster Zeit
so vervollkommt worden, das-, man sicb
dieselbe Annehmlichteit mit geringeren
Mitteln- verschaffen kann. In Berlin
tonstruirt man u. A. einen Apparat,
der bei einem Fingerdruck auf einen
Knon in beliebiger Entfernung eine
oder mehrere Gasflainmen entzündet
und bei einem zweiten Druck wieder
verlöscht untergleichzeitigem «3chließeii
des Gaöhahns.
Bei weiterer Vervollkommnung die
ses Systems wird man auch Gastoche
und Heizapparsate mit Fernziindern
verbinden, so das-, z. B. die Hausfrau
vom Schlaszimmer aus den schon
Abends aufgestellten Kasfee oder Thee
bereiten und die Wohnzimmer heizen
kanni, ohne die Hilfe eines Dienstboten
in Anspruch nehmen zu müssen.
Aber selbst in Häusetm die keine
eletttische Leitungbefitzen, bedient man
sich schon heute eines kleinen Fern-zün
-l
ders, mit dessen Hilfe selbst Kinder ge
fahrlos das Gas an Kronen und Am
peln anstecken- können. Es ist dies ein
kleiner Apparat in Form einer leichten
Meiallskange oder Peitsche, in deren
Griff ein kleines galdawisches Element
untetgsebracht ist. Bei Berührung ei
nes Druckknopfes springt aus der
Spitze ein elektrischer Funke, der di
Eniziindung des Gases bewirkt.
» Alle diese mehr oder minder zweck
Emäßigen Vortichrungen geben aber nur
feinen ungefähren Begriff davon, welche
YRolle die Elekiriszität im Haushalt
Ynoch zu spielen berufen ist. Jn nicht
allzulaniger Zeit wird jedes Haus eine
Großsiadt an das elektrische Straßen
netz angeschlossen sein, wird jeder
Hausstand ebensogut Elektriziiät ges
lieferi erhalten, wie heute Gas unsd
Wasser. Wir werden« dann nsicht alleir
elektrisch heizen, kochen und braten
sondern auch elektrisch waschen, rollen
und plätsiem d. ch. die heute schon ge
bräuchlichen Waschmaschinen, Man
geln u-. s. w. werden under gleichzeiti-.
ger Anwendung von-Wärme und Krafi
in Betrieb gesetzt werden. Bermuth-;
lich wird msan dann auch das Nähem
Weben und Stricke-n im Hause elek-(
trisch betreiben. Elektrische Aufziige
werden in jedem Hause Personen und
Lasten befördern und die Treppen als »
lenfalls als trauriger Noihbehelf gel-J
ben· Das Telephon wird so iverbreitetl
sein, wie heute die elektrifche Glocken-’
leitun«g, und Jedermann wsirrd sich der
elektrischen Kraft bedienen wie seiness
Tafchenfeuerzeuges T
—- s——.—OO-s——- - -·
i
Luna, der Jnsirrgenten-Chef.
Erst vor wenig-en Tagen wurde es,
wie der ,,Hamburger Correspondeni«
mittheilt, in Madrid allgemein be
kannt, daß Luna der Flibustier, ein-er
der wildesten, erbitterstew Kämpfer
gegen die Herrschaft Spaniens auf
den Philippinen, der Juan Luna Na
bicio fei, den ganz Spanien als einen
feiner besten, hervorragenidsten, ge
nialsten Männer fast zwei Jahrzehnte
lang gefeiert hat. Der Lebenslauf
dieses Mannes, der übrigens durchaus
nicht als Ausnahmefall anzusehen, ist
entschieden neben der Unfähigkeit der
Gouv-erneute in den Kolosnien eins der
tragischsten Momente ins dem furchtba
ren Kampfe, der Spanien ungezählte
Opfer abverlangt. Luna, ein« Einige
borener der Jnselgruppe, tam als ganz
junger Mensch nach Madrid, wo er in
Alejo Vera — dem heutigen Direktor
der spanischen Akademie der schönen
Künste in Rom —, der bereits vor 80
Jahren inv den dortigen Künstlertrei
few tonangebend war, einen väterlich
sivohltvollenden Lehrer und Protektor
fand. Alejo Vera, der das große Ta
lent des jungen Luna sofort erkannte
ermöglichte diesem nicht nur ein soli
des, auf durchaus künstlerischer Basis
beruhendeg Studium derMalerei, son- z
dern er führte seinen Schützling gleich
zeitig in die exilusivften ariftokraii
schen Cirkel der Hauptstadt ein, die sichs
dein Abkörnmling der fast völlig unei-;
viliscrten, halb barbarischens Uribevölke- »
rungsder stolonien sonst nie geöffnet.
hätten-. Nachdem Luna Ein Madrid
die Religion, die Sitten und Gebrau
che, die ganze Kultur der neuen Hei
matb in sich aufgenommen, siedelte er
fiir einige Jahre nach Rom über. Hier
entstand unter vielen anderen fein weit
über Spanien hinaus bekanntes Bild:
»E[ Spoliaruin«. indessen völlia durch
Liebe und Verzeihung vertlärter Hei
landsgestalt man d e Offenbarrung ei
)nex; großen Genies erkannte und fei
erte. Maler und Gemälde wurden
mit frenetifchem Jubel in Madrid em
pfangen, Luna Nodicio war der Held
des Tages. Bald darauf führte Ihn
sein unsruhigserGeift, der aus neue Lor
deeren, auf Ruhm und Reichthum
ausging, nach Paris, wo sein Name
nicht nur durch feine Kunst, sondern
auch durch einen EhrenhandeL der üb
rigens mit einem richtigen Mord viel
Aehnlichkeit hatte, ebenso populär muri
de wie in Madrid. Luna wurde vor
die Afsifeu gestellt, aber seine Freisprse
chung erfolgte. Sein Vertheidsiger
hatte es verstanden-, in einer hinreißen
den Weise die Richter davon zu über
zeugen, daß der Maler, der Sohn ei
ner heißblütigen Rasse, der von Kind
heit an mit der Waffe umzugehen ge
wohnt war, im Affekt feiner Leiden
schaft naturgemäß gav nicht anders
hätte handeln können, daß es für ihn
durchaus selbstverständlich war, wenn
er seine angetaftete Ehre mit Blut
reinwasche·
Durch diese Episode erhielt er bei
denSpaniernzdie wohl fast ausnahms
los so gehandelt hätten, einen neuen
Strahlmglanz. Seine Werte fanden
preißenden Absatz. Nicht nur alle tei
I
chen Kmvstliebhaiber und bedeutenden
Poivatgalleriem sonder-w auch der Se
nat und das Nationalmuseum erwar
ben seine Gemälde, er galt als einer
der bedeutendste Maler der Nation,
seine Hertuinft, seine Abstammung
waren völlig vermischt und vergessen,
er galt als Spanien
Da packt-e ihn plötzlich vor etwas
iiber drei Jahren die Sehnsucht nach
dem Heimathlande. Er wolle und
müsse die längst gelockerten Reste der
Familienbande wieder befestigen, sag
te er seinen spanischen Freunden, als
er sich nach den Pchilippinen einschiff
te. Die erste Kunde; die von ihm nach
Madrid drang und die ihn als ein-en
der Hauptempörer nannte, wurde dort
so lansge mit Unglauben unsd Zweifel
aufgenommen, bis sie sich buchstäblich
Wahrheitete Luna Novicio dankt
seinem zweiten Vaterlande, das ihm
Erziehung, Kultur, Losrbeteren und
Reichthum gab, mit einer wilden-, ver
wegenen Empörung, mit loderndem
Hasse.
—— — -s——— -O.-—- ———
Fichtennadcldust.
Von Heinrich Seide!.
Durch schwülen Wald in Sommerta
gen,
Wo der Pirol aus Wipfeln rief,
Sonst alles ruhte, alles schlief,
Da ging ich, wo man spHolz geschla
gen.
Der fommerlichen Sonne Gluthen’
Sie senkten sich in goldnen Fluthen
Hin auf den unbeschiitzten Grund —
Ein süßer Fichtenwadelduft
f Erfiillte rings die heiße Luft
jStill brütend in der Lichtung Rund.
Und wie auf Schwingen fortgetragen
Hin flog mein Geist zu Wintertagen,
Wo in des Zimmers stillem Kreis
Der Tannensbaum die harz’gen Düfte
Haucht in die samftdurchwärmten
Lüfte
Und Rauschgold knistert zart und leis.
Und meinen Busen fühlt ich’s dehnen
Und mich befiel ein kindlich Sehnen
Nach dir, du holde Weishnachtzzeih
Was darf man in des- Sommers Rei
chen
Wohl deinem ftsillen Glanz vergleichen
Und deiner trauten Heimlichkeiti
Die Zeit verging. —- Jn Wintertagen
Da wurden Buden aufgeschlagen
Mit all dem- sonderbaren Tand.
Das Wunder stieg vom Himmel wie
der
Auf die verfchnesite Erde nieder —
Die heil’ge Weihnacht kam in’s Land.
Es stand die schöngeschmückte Fichte
Jn farb’g«em Glanz, in hellem Lichte,
Ein goldumglänzter Märchenbaum
Doch, als der Zweige harz7ges Düf
- ten
Nun schwebte in den warmen Lüften,
»Kam’s über mich gleichwie ein Traum.
yDa war-d mein Geist hin-weggetragen
YZU gluthgetränslten Sommertagen —
sJch hört’ ihn rufen, den Pirol.
iUnd Vogelfang, und blüh’ndc Wälder,
illnsd grüne Wiesen, gold’ne Felder —
iEin Märchen schienen fie mir wohl. —
stlnd meinen Busen fühlt’ ich’s deh
· nen,
Und mich befiel ein tieer Sehnen
Mit drängend lieblicher Gewalt,
Und als ein Glück, nicht auszusagen,
Erschien es mir: in Jammertagen
Zu wandern durch den grünen Wald!
Deutsche Agitation in Belgiem
Der ,,Deustsche Verein zur Hebung
und Pfege der Muttersprache im
deutschredenden-Belgien« hat seine erste
Schrift unter dem Titel »Das deutsche
Belgien und der Arloner deutsche Ver
ein« erscheinen lassen. Die Mitthei
langen, die sie über den Stand der
Dethtschbewegung unter den 50,000
Belgiern deutscher Zunge enthält, sind
im Allgemeinen sehr erfreulich. Der
Verein besteht allerdings schon seit
drei Jahren-, ist aber erst im Dezember
vorigen Jahres zum ersten Mal in- dier
Oeffentlichkeit aufgetreten, und seine
jetzige Veröffentlichung wird jedenfalls
dazu beitragen, ihm neue Anhänger zu
verschaffen. Man bezeichnet Belgien
meisten-s als ein zweisprachiges Land.
welches in- eine größere vlämische und
eine kleinere wallonische Hälfte zer
fällt. Jm südöstlichen unsd östlichen
Theile des Landes giebt es aber eint
Gegen-d, deren Bevölkerung von jehe1
deutsch war unid sich noch jetzt der
deutschen Muttersprache bedien-t. Si·
nimmst die beiden Kreise Arlosns (ArelJ
- und Metzig fast vollständig ein« unt
behauptet sich trotz einer sechzigjähri
gen Verwälschung sogar noch in de1
- Hauptstadt der Provinz Ar.lon. Vor
jenen beiden Kreisen an bis nördlich it
l
Idek Nie-he vow Aachm ziehen sich dicht
san der politischen Grenze noch ZZ
deutsche-Wende Gemeinden einschließlich
IS Dörferns hin. Im Ganzen enthält
FDeutsch-Belgien 29 Gemeinden und 5
S-ektionen. Natürlich können jetzt nicht
mehr alle Einwohner dieser Ortschaf
ten zu dem deutschen Stamme gerech
net werden, da bereits vielfach Walld
Znen eingewanidsert sind. Aus dem
sLansde wir-d ins den Schulen und Kir
chew noch deutsch gesprochen, doch wur
de amtlicherseits das Auskommen des
Französischen bisher begünstigt. Jn
Arlon selbst, dieser deutschen Stadt,
giebt es jedoch keine Schule »Ihr, in
welcher die deutsche Sprschk noch in
befriedigen-der Weise gsl ",rt würde.
Jn- dem Bericht des Deut-schen Vereins
wird darüber bitter Klage gesiihri:
»Die Eltern, welche wünschen, daß ih
ren Kindern der Elementarusnterricht
ins deutscher Sprache ertheilt werde,
können hierin keine Genugthuung er
halten-. Ein-e Behandlung dieser Art
erfahren nur besiegte Völker, wie etwa
die Russisch-Polen. Hier in Belgiens
sollten solche mißlichen Zustände nicht
aufkommen-, da wir Deutsch-Belgier ja
keine Besiegten-, sondern-, wie die übri
gen Belgtiser. eines selben Vaterlandes
Kinder sin-d.«
Seitdem die Deutsch-Belgiser ange
fangen haben, sich zu rühren-, findenl sie
auch ins amtlichen Kreisen bereits Be
achtung. Als vor einiger Zeit in den
gesetzgebenden Kammerns das neue
Schuilgesetz berathen wurde, forderte
sogar der Abgeordnete für Neufcha
beau, Heimaan ein Wallone, für die
Muttersprache der Deutsch-Belgier den
ihr gebührenden Platz im Volks
unterricht, und der Minister des Un
terrichts, Schollaert, gab eine ent
sprechende Zusage. Auch wurde in
tdas Gesetz über die Gemeindewahlen
eine Bestimmung aufgenommen, daß
die Mitglieder der Wahlkollegien der
deutschen Gegen-d den- verlangten Eid
in deutscher Sprache ablegen dürfen«
Das ist immerhin schon ein Erfolg.
und vielleicht wird auch der Rus nach
deutschen Beamten, das heißt solchen
aus der betreffenden Gegend-, beachtet
werden. Bis jetzt werden nämlich
meistens walloniische Beamte dort-hin
geschickt.
-—--s--—-———— Os- ·-—·.——
»Ich auch-L
Jn Ungarn erzählt man sich folgen
den amiisanten Vorfall: Der alte un
garische Abgeordnete Shkel war mark
datmijde geworden; aber ganz unsthws
tig mochte er seine Lebenstage noch
nicht hinbringen· Auch glaubte er sich
genug Verdienste um die Nation er
worben zu haben-, um Anspruch auf
eine Staiatsanstellung zu besitzen. Er
J geht also zum Ministerpräsidentens und
set-sucht seinen gutenFreund aus dem
Parlament um die Stelle eines Guts
Iverwalters. Dieser hört den rüstigen
sGreis lächelnd an, dann sagt er zu
«ihm: »Nun gut, lieber Freund, ich
swerde Dir eine solche Stelle auf einem
Zder Staatsgüter verschaffen-; da Du
Haber wohl wissen wirst, daß ein Mensch
Silber 40 Jahre im Staatsidienst mir
ldann angestellt wird, wenn der König
shierzu seine Genehmigung ertheilt, so
krathe ich Dir Audienz zu nehmen« und
Iden König zu bitten-, er möge Dir dsiie
iAltiersnachsicht gewähren.« Der alte
zShtel wirst sich in sein Nationalw
;stijn1, reist mit Gott nach Wien unsd
sgeht in der kaiserlichen Burg der
THadsburger so lange ein und aus« bis
Ier vor den Kaiser kam. Als er aber
svor diesem stand, schnürte es ihm die
sKehle zusammen, lrampshaft faßte er
xsseinen Säbel, net-mochte jedoch kein
IWort hervorzubringen Nach einigen
Augenblicken des Stillschweigens frag
ste ihn der Kaiser nach seinem Wunsch.
zDer Ungar legte das Majestätsgesnch
zan das kleine Seitentischchen, drückte
tseinen Kalpak fester auf die schw-eißbe
Inctzte Stirn und stieß mit halberstick
Iter Stimme die Worte hervor- ,,Ma-je
-stät, Vierzig Jahre möchte ich alt sein!«
IDer Kaiser sah ihn zuerst befremdet
san, dann versah er lächelnd das Ge
·such mit der groszen Signatur und
sagte: »Ich auch!«
Aus dem Forstexamen.
» . . . . Wir haben verschiedene Ras
sen von Wildschweinen! Es giebt un
garifche, polnische, elsäsfer Rassen u. s.
w.! An was erkennen Sie nun diese
verschiedenen Arten, Herr Adjunkt!?«
»Am . . . . am Dialekt, Herr Forst
.—-.»«.. f
Viel sicherer.
Hausitm ,.Vielleicht einen Bette-»
k mejer gefällig?«
Herr: »Danke, habe hühneraugen.9'