Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, December 11, 1896, Sonntags-Blatt., Image 14

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Je
—
Eis Glück in der Liebe.
Novellette von Paul Bliß.
l
se- Es war«beneits fünf Uhr Morgens,
,4 als Baron «Zack-Zackendors den Klub
.·haleicß·
« qu Der Tag war längst angebrochen,
wart-f den Straßen tummelten sich be
Le«reit-s Hunderte, die ihren Geschäften
Muachgingen
pp Baron Zack fühlte sich äußerst un
) behaglich. Er hatte gespielt und wie
l
gewöhnlich mit Unglück; diesmal aber
waren die Verluste derartig groß, daß
ihm bänglich zu Muthe wurde; zwar
konnte er noch diesmal seinen Ver
pflichtungen nachtommen, dann aber
war er fertig — ruinirtl
Was nun? Was nun?
»Liebe-r Baron, Sie müssen ja im
mer verlieren-, Sie haben zu viel Glück
in der Liebes« —- Diese Worte fielen
ihm jetzt wieder ein, —- der alte Graf
hatte sie heute Nacht lächelnd hin-genä
selt, —- und über diesen Gedanken
brütete er nun.
Glück in der Liebe —- ja, er hatte es
auch wirklich. Wohin er nur immer
gekommen war, stets war er als Sie
get gekommen.
Mit einem Male larn ihm der er
lösende Gedanke: eine reiche Heirath!
Natürlich! Und zwar ohne langes
Besinnen. Die schnellen Entschlijsse
war-en noch immer die besten.
si- - se
Ein halbes Jahr später war Baron
Zacl - Zackendors verheirathet. Seine
Frau war eine Waise, von altem Adel
und mit großem Vermögen Sie war
aber auch jung und schön, war geist
voll und svons vornehmer Bildung und
sie liebte den Baron.
»Dieser Zack hat doch, weiß Gott,
Glück in der Liebe,« sagte man im
Klub, als die näheren Verhältnisse
dieser jungen Ehe dort bekannt und
besprochen wurden.
DerBarons indessen war nicht glück
licher nnd nicht unglücklicher, als er
es ehedem gewesen war. Er hatte mit
llxuger Vorsicht die reichfte sein-er An
beirriwnen heimgefiihrt, denn er sagte
sich, wenn man sich schon mal ver
kauft, dann wenigsten-s so theuek wie
nsur möglich.
Die Ehe war· nach Auszen hin eine
glückliche, im Hause aber blieb man
ches zu wlinsehem denn derBaron ver
stand es nicht, in zarter Weise Rück
sicht auf seine junge Frau zu nehmen,
er, der alle Schwächen des Weibes
kannte oder doch zu kennen glaubte,
er scheiterte an seinen-e eigenen Grund
sähen.
Die Baronin ertrug alles mit Ge
duld, sie sagte ihm nie ein« böses Wort,
sondern immer fand sie Entschuldi
gungen für sein oft rauhes Wesen, —
sie liebte ihn und wartete geduldig,
bis auch er lernen würde, sie zu lieben.
Maus führte das Hauswesen in
großem Stil. Gäste kamen und gin
gen. Fast nie war das junge Ehe
paar alleini. Ein Fest folgte dem an
dern und das Geld rollte nur so zum
Hause hinauf-.
Der Baron verstand zu leben, aber
nich-i zu rechnen. Sein eigenes Ber
mögen war bereits vergeudet, nun
warf er das Geld seiner Frau hinaus.
Auch dazu schwieg die junge Frau,
weil sie das Vergnügen des Mannes,
den sie liebte, nicht stören wollte. Sie
kannte diesen Mann genau: wohl war
er flott und leichcklebsig, weil er so er
zogen war, imGrunde aber war er ein
guter Kerl, der ein Herz hatte —- und
deshalb wartete sie geduldig, denn sie
fühlte ef, daß er eines Tages, wenn
das Leben und Treiben der großen
Welt ihn anekeln, zu ihr kommen und
bei ihr den Frieden suchen würde für
seine wunde Seele.
So vergingen zwei Jahre.
Da begann die Baronin zu krän
leln. Der Gram nagte an ihrer
Seele, und so über-kam sie eines jener
Gemütshsleidem vor dem dise Anz
te rat-blos dastehen. Langsam siechie
die einst so blühende Frau hin-« Nie
mand wußte zu helfen«
Baron Zack haßte die Luft des
KranbenzimmerT und deshalb ver
mied er es, seine leiden-de Frau aufzu
snehen Er tröstete sich damit, dasß ja
Aerzte und Pflege genug da waren-.
Um diese Zeit machte er die Be
kanntschaft einer neuen Schön-heit, die
in der vornehmen Gesellschaft plötz
lirh austauchtr.
Es war eine Frau von dreißig Jaiy
m, mit schönen aber ernsten Züguh
Sie war der Baumb- befreundet und
bei QWit eines Kranienbesuchei
M» siezumerstmMaIr.I
san . soll nannte sie sich
·W interessirte er sieh für diese
m Erscheinung die so ganz anders
war wie die Damen seiner Umge
bung, die üppige Reife und die ernste
Schönheit reizten ihn uwd er beschloß,
sein« Glück in— der Liebe auch hier eini
mal zu probiren.
Aber er täuschte sich. Zum ersten
Mal fiel er ab und zog mit einem re
gelrechten Korb von dannen. So et
was war ihm noch nicht vorgekommen
und weil es den- Reiz der Neuheit für
ihn- hatte, sagte er sich: nun erst recht
werde ich werben, bis ich meinen Wil
len durchgesetzt habe.
Und so fing er an, dieser neuen
Schönheit in ein-er Weise den Hof zu
machen, wie er es vordem nie gethan
hatte, unid ob er auch stets vergeblich
warb, er war zäh und geduldig und
sagte: schlimm-sten- Falls muß eine
Festung mit Sturm genommen wer
den
Das Leiden feiner Frau verschlim
merte sich, und Frau von Wenidenfels
ward bald eine treue Freundin und
Pflegerin der tranken Frau —- in
demselben-— Maße, wie sie sich den Auf
merksamkeiten des Barons entzog,
widmete sie sich der Baronin mit hin
F gehender Liebe.
s Eines Tages begleitete der Baron
z sie nach Hause.
Unterwegs wiederholte er seine Ver
sicherungen der Dankbarkeit und Ver
ehrung in glühen-den Worten.
Und mit ruhiger ernster Stimme
antwortete da die Dame: »Herr Ba
ron, es geht in unseren Kreisen die
Redensart, daß Sie viel Glück in der
-Liebe haben. Jch bezweifle das nicht,
aber ich bedaure es.«
Erstaunt sah er sie an.
s »Ich bedaure das,« sprach sie wei
- ter, »denn dies Glück hat sie eitel, ar
rogant und blind gemacht.«
»Frau Baronin —«
»Gewiß, Herr Baron, Sie halten
sich für unwiderstehlich, und Sie sehen
an mir, daß Sie es nicht sind.«
Er schwieg verärgert.
Sie aber fuhr fort: »Und Sie sind
einfach undankbar gegen dieses Glück,
das ihnen bisher in so reichem Maße
Izu Theil wurde, denn daheim bei Ih
nen liegt eine trante Frau, deren gan
ze Krankheit darin besteht, daß sie Sie
lliebt und von Ihnen vernachlässigt
wird. bitten Sie sich, lieber Baron,
wenn man das Glück gar zu sehr her
f ausfordert, wendet es sich oft fiir im
mer ab.« Damit verließ sie ihn.
Sprach-los sash er ihr nach. Wie
ein Schlag trafen ihn diese Worte Er
fühlte sich gedemiithigt und beschämt
durch diese Frau. Langsam ging er
nach Hause. Und plötzlich war seine
Abscheu gegen die Luft des Kranken
zimmers verschwunden und er ging
hinein, sich nach dem Befinsden seiner
Frau zu ertundigen, er hatte das Be
dürfniß, ihr ein paar liebe entschuldi
gende Worte zu sagen, als müsse er
gutmachen, was er an ihr versiindigt
hatte.
Mit dankbarem Blick fah die junge
Frau zu ihm auf. Sie wußte, ja, daß
er kommen wiirdei
Und von dem Tage an gin er je
den Tag seine Frau besuchen, und je
den Tag sah er, daß sie besser und bes
ser wurde, unsd eines Tages, als sie
gesund war, sont sie ihm an dieBrswst
und weinte stille, glückliche Freuden
thriinen, daß sie nsun endlich sich ge
funden hatten.
Aber Frau von Wendenfels kommt
nach wie vor ins haus, nur bekommt
sie fett keine Galanterien vorn Baron
mehr zu hören, den-n dieser macht seht
nsur noch seiner Frau atleins den hof.
s-- ——————.—— —
humvreste von Paul Mira.
I Ein Treffen-.
i
I
Jch erlaube mir, mich Jhnen als
Igtückticher Ehe-um vorzustellen
IMM, schütteln Sie nicht skeptisch das
«Haupt, das kommt vor. Auch heut
zutage. Wenn ich meine geordnete
Häuslichteit überblicke und in die
blauen- Augen meiner besseren hälfte
sehe, dann begreife ich es- eigentlich
nicht, daß die Heirathsscheu in so epi
demischer Weise um sich gegriffen hat
Hund ihre Keime selbst in die Brust
Tsichet angestellt-: Persönlichkeiten
welche die Lasten des Familienlebens
kigentlich nicht zu fürchten hätten,
egt. »
Es betrübt mich, zu sehen, daß die
jungen Männer von heute nicht die
mindeste ernste Absicht zeigen, »endl-tch
allein« zu sein an der Seite eines Ie
gitim mitfühlendsen Wesens, es er
schauert inein ganzes Jnnetes, wenn
ich an einer Kirche var-übergehe den-n
unwillkstrlich muß ich daran den-len,
wie leiten die Geistlichen in vie Lage
kommen, den Segen bei Himmels auf
das hast-i eines hetzenibundei het
abzuflehem Das schmerzt mich tief in
der Seele, denn ich bin, wie gesagt, ein
glückliche Ehemann Und mich über
läuft eine wahre Gänsehaut, wenn ich
an die Tage denke, da ich selbst ein ein
gesleischter Junggeselle »aus Prinzip«
war und kein Mädchen ansah, das sich
etwa in heirathsfähigem Zustande be
finden möchte —- —
Jch erzitterte schon, wenn mir die
Tochter meiner Zimmerfrau die Lam
pe in’s traute Zimmer brachte —- ich
witterte darin einen Angrifs auf mein
Junggesellenthum Ja, ich schrack hef
Itig zusammen, wenn meine Hausfrau
Iselbst —- natürlich Wittwe in den de
sten Jahren —- in mein Zimmer trat
eund züchtiglich an ihrer Schürze zupf
iend von ihrem Seligen zu sprechen be
gann. Da gab es doch Anspielungen
und lockende Zulunstshilder in Füllei
»schließlich, so alt ist leine, daß sie nicht
Jnoch unter die Hauf-e wollte. So böse
dachte ich von den Frauen im Allge
meinen und von den Wittwen im Be
Jsonderen Und meine ganze Verach
- tung longentrirte sich auf die Wittwen
die Zimmer vermiethen. Kurz, ich hil
ktete mit großer Mühe mein Jungesel
Llenthum es wurde mir sauer gemacht,
zzu widerstehen, ich entrann oft blon
den und schwarzen Gefahren, ich wuß
te selbst nicht wie.
i Eines Tages —- es sind ungefähr
fünf Jahre her —- stolpert ein Onbel
»aus der Provinz in mein Zimmer-.
Sie kennen ja die gemilthlichen, harm
losen ProdinzonleL die dort, wo sie er
scheinen, eine Atmosphäre von Wohl
jhahenheit verbreiten Den-n ein Pro
vinzonieL der tein Geld besitzt, ver
dient diesen Namen nicht. Na, der
meinige entsprach den landesüblichen
?Vorstellungen. Er klopfte mir meh
reremale auf die Schulter und versi
cherte mich, daß ich ein prächtiger
Junge geworden sei. Mit der lecken
sSelhstsucht eines jugendlichen Neffen
« baute ich daraus einige dringendeHoff
nungen, die zum größten Theile sich
aus Schneider, Schuster und andere
Kleingewerbtreihende bezogen. Jch
verbrachte in der Gesellschaft dieses
gelungenen Familienmitgliedeå einige
lustige Tage. Eines Nachmittags
gingen wir in die Möbelausstellung
Der Onkel wollte Alles sehen, ob es
nun Kunst, Industrie oder Geschäfts
Anlagen waren. Mein Interesse fiir
Möbel ist zeitlebens nur ein minimales
gewesen-, aber ich heuchelte maßlose-Be
geisterung und ein verblüffendes Ver
ständniß. Jch schwärme für Minia
turstiihle auf die man sich nicht zu se
tzen getraut, für Kornoden im Baron
sthl, siir Sophas imFaulenzerstyl unsd
ich schenke allerlei anderen Dingen olp
ne Auswahl mein schönstes »Ah« des
Entzücken-Eh
Da bot uns eine der Loosvertäuse
rinnen"Loose an. »Gniidiger Herr,
Sie gewinnen bestimmt was,« versi
cherte sie uns im Brusttone gehandel
ter Ueberzeugung Mein Onkel blieb
sieben, Provinzonlel bleiben leicht ste
hen, und er ließ sich auch durch dieBit
ten des Mädchens leicht rühren-. Er
kaufte fünf Lvose und nahm sich auf
diese größere Gefchäftsmanipulativn
dem Mädchen gegenüber auch etwas
heraus. Er streichelte ihre Wangen.
Und da spricht man von der Seelen
reinbeit der Provinz. Ein verheira
theter Provinz-Quid schätert öffent
lich mit einer Loosvertiiuferin Jn
seiner guten Laune schenkte mir der
Ontel zwei Loofe.
« Einige Monate später fällt mein
sBlick auf die Ziebungsliste und was
ssebe ich? Jch habe eine tomplete Woh
znungseinrichtung gewonnen. Jm er
ksten Moment war ich verzweifelt,
Iwas spare ich mit so vieren-missen km
fangen? Jch hatte ja nicht den Platz
dafür. Allmälig aber begann ich mich
mit meinem Gewinne zu befreunden-.
Jch sah mir meinen Trefser an. Das
waren ja prächtige Möbel. Selbstver
ständlich gedachte ich sie zu vertausen·
»Das erschien mir als das Prattifchste.
z Jch besuchte einige große Tischler. Die
sjammerten mir einiges über den elen
jden Geschäftsgang vor, über unheimli
«che Borrätbe und drückten mich tolos
·sal im Preise. Es that mir leid, die
Möbel um den angebotenen Spott
preis loszuschlagen Da gedachte ich
lieber zu warten. Einige tleinereTisch
ler zweifelten an meinen Geistessiiibig
leiten, als ich ihnen zumutbete. Möbel
zu kaufen. Ich ärgerte mich weidlich
über mein Pech. Andere natürlich ge
winnen baares Geld in- der Lotterie,
ich armer Teufel aber muß selbst beim
Glitck noch Unglälckbabeen Jch nahm;
nun zu dem nichtnngewöbnslichen Mit-;
tel des Jreserati meine Zukunft. Jch
setzte feiger-de Armonee in die Zeitung
«Gelegmbeitttauf! Der litckl
Gewinner einer vollkommenen-Mitbesi:
ausstattung wünscht dieselbe W
H H
Kriintlichkeit und Verdruß sehr billig
abzugeben-«
Es kanven einige Reflekiianten. Die
wollten aber meine Nothlage zu sehr
ausbeuten. Sie wollten die Möbel
rein umsonst haben. Jch wäre selbst
darauf schon eingegangen, aber wenig
stens die Transportlosten sollten sie
zahlen.
Es kamen einige Tage der Verzweif
lung für mich. Und jeder Tag meiner
Verzweiflung kostete Gen-, da ich für
das Domizil meiner Möbel zahlen
mußte. Da blihte ein kühner Gedanke
in mir auf. Jch selbst werde mir die
Möbel nehmen —- natürlich aber in so
schöner-, herrlich ausgestatteten Räu
men würde ich ja an Bereinsamung zu
Grunde gehen. Jch werde einfach eine
Frau hineinschm. Ja, dort an dem
zierlich geschnihten Schreibtisch muß
sich eine hübsche weibliche Gestalt rei
zend ausnehmen, oder dort in jener
Nische . . . oder dort . . . kurz, überall
erschien mir eine hübsche weibliche Ge
stalt aussnehmend reizen-d. Jch werde
mir also zu den Möbeln eine passend
Frau suchen, das stand nun fest . . . .
Eine Mutter tam mit ihrer Tochter,
Idie Möbel zu besichtigen. Das blonde,
) anmuthige Mädchen gefiel mir außer
) ordentlich. und ich erklärte den Da
;men, daß die Möbel nur mii mir
sabgegeben werden. Sie lachten über
zmich, aber aus dem Lachen wurde bald
ZErnst, süßer, beseligensder Ernst.
? Und so bin ich heute ein glücklicher
Ehemann, und ich bedaure keinen Au
genblick, daß ich auf diesem Wege zu
einer Frau kam, die Möbel aber halte
ich heilig. Und Ihnen all-en rathe ich,
« laufen Sie Loose zur Möbel - Lotte
Jrie -— vielleicht erblüht der ohnehin so
arg vernachlälsigten Jnstituiion der
Ehe dadurch wieder einmal ein Zu
« wachs. Die Arme ist heutzutage lei
der auf solche abnormale Fälle ange
wiesen.
O
Herbste-wehen
Von Marie Stahl
Der Herbstabend dämmetie auf die
weis-te Flachlandschafi herab, und
durch das dürre braun-e Kraut der
Kartoffeläcler ging ein müde-?- Seuf
zeu.
Qede und leblos dehnten sich die
Felder und Kiefernhaiden unter dem
grauen Himmel, nur hie und da ein
Schwarm Krähen in den kahlen Pap
peln am Wege und ein Kettenzrlg wil
der Gänse über den Sidppeln
Auf einem der Aectet, mitten im
freien Felde, sah man von Weit-ern ei
nen großen, schwarzen Fleck, der Le
ben und Bewegung verrieth und sin der
Nähe eine dichtgedrängten Troß Men
schen zeigte, ameismarkig durcheinan
der wimmelnd.
Die Kartoffeln-nie nahm in der
ganzen Umgegend alle Kräfte von
Menschen und Thier in Anspruch.
Es war ein steinernes, rast-wies
ITteiben, das sich da auf dem feucht
;talten Acker-baden unter dem mürri
schen Himmel entwickelte Die harte
JAtbeit ließ keinen- Frohsnm zu, mit
Hder schwer-m doppelzüngigen Hacke
jrissen die Männer die Stauden
Haus dem Boden, und auf den Kniee-n
Inachnrifchend lasen die Weiber und
san-o sei-wer da Karmen-m m vm
Wurzel-in die sie vollständig mit den
lhänden aus der Erde herauswiihlten
kund in die Kiepen warfen
) Zu zweien wurden die gefüllten
Esiörbe nach den Plätzen geschleppt, wo
man alle Kartoffeln in Erdeanen
ausschiittesie, und bei jeder Miettje
stand ein Aussehen der fiir die abge
liefert-en Kiepen Blechmaeten aus
theilte.
s So wälze sich das Arbeitsbeer vie
! Acker-furchen Anat-Lein leuchender, sich
jmiihendez schmutziger Menschenhaufe,
Idessm Trost gegen die Unbill der Ar
bert unsd der Witterung die Schnur-B
lflasche war.
J weilen erhob sich Lärm leise-aber
.We ber in seiner Mitte, die sich gegen
Tseiiig das Mehr oder Weniger des
Verdienstes neideten und das Geschrei
ber kleinen Kinder-, um die sich Nie
manib belümmern konnte, und die in
den Betten der Kinderwagem außer
halb des ArbeitsbezirkeT sich selbst
überlassen lagen.
Vom Fichtenwalde ji«-ber vie Felder
kamen zwei Männer daher, Büchfe
und Jagdzeug über vie Schulter, der
Gutsherr mw sei-n- Bruder, der ihn
nach langen Jahren-, nach einem etwas
Marter-etlichen Leben im Auslande
einmal wieder auf ber heimale
SchsIe besucht hackte
Sie traten an eine der half-fertigen
Kartoffele zu dem Dem-alten
nnd ber Gutsbesiser ließ sich Wort
»- I
Ierftasiish Die Zahl des M
Kartoffelliepen, der Duirchschmttsers
trag der Aecker und die Güte der
Frucht wurden erörtert.
Der Bruder-, der um einen halM
Kopf größer und stattlicher war als
der Gutsherr und trotz seiner grauen
Haare jugendliche Augen hatte, blickte
mit lebhaftem Interesse ausf das Ar
beitsbild
Fortwiihrend tamen und gingen
Leute, die ihre gefüllten Kirpen brach
ten, ausfchiitteten uavd die Blechmar
ten vom Verwalter erhielten.
Jetzt leuchte ein Ehepaar heran und
schleppte sich mühselig die Bretter hin
auf, die auf die fast vollendete Miethe
führten-. Der Mann mochte der
Schnapsflasche bereits zu viel zuge
sprochen haben, er schwankte, unid das
Weit-, das nicht zu den stärksten gehör
te, konnte nur mit Anstrengung sich
und ihre Last im Gleichgewicht halten.
Es war frühzeitig gealtert und fast
abschreclend, von dem harten Arbeits
bebens gezeichnet, mit seiner gefurchten,
pergamentartigew Haut und dem
Schmutz des Evdbodens, der an- seinen
Händen und Kleidern klebte
Stier und stumpfsinnig wie der
Mann hatte es vor sich hingeseben,
aber als die Kiepe ausgeschüttet war,
blickte es auf un!d gewahrte sich dem
qutsberrn und seinem Bruder gegen
über. s
Langsam richtete es sich auf aus sei
ner gebückten Haltung und starrte re
; gunigslos und stumm den Bruder an.
Jn dem trübe-n Grau des Abend
himmels war ein blaßgoldener Licht
streif aufgeflammt, der ein fahlesLicht
» auf die Gruppe warf, alle Gestalten
gespensterhaft erscheinen ließ und in
scharfen, schwarzen Umrissen hervor
hol-.
I Ein Windstoß künden das Sinken
sder Sonne und laut trächzend hoben
ssiich die Kritik-en aus den Acker
; furchen, wo sie die Nachlefe der Arbeit
an allerlei Würmern und Feldgethier
; hielten, um sich in den aufrauschenben
jPappelwipfeln an der Landstraße zu
J sammeln.
; Das Iaglohnerweib auf der Kar
-toifelmiethe vergaß Alles-, die Arbeit,
den taumelndsen Gatten, den« Verwal
der, der ihm vergeblich die Blechmarle
hin-bot, es wußte nicht, daß der schnei
dende Nordoit ihm eben das grohwol
lene Tuch vom Kopfe risz und ihm die
grauen Haarsträhne in das Gesicht
«peitschte —-- wie im Traum starrte es
den schönen, ritterlichen Man-n an,
der trotz der verlorenen Jugend immer
noch das Bile ungedrochener Kraft
war.
» Ein seltsamer, der Gegenwart ent
J rückter Blick trat in- seine Augen-, ein
jLeutchern gleich dein Ausflammen am
IHorizont, dem einzigen Lichtsblick des
häßlichen, tritt-seligen Tages.
Die beiden Herren gingen noch ein
Weilchen bei den Miethen und Ar
beitern herum und begaben- sich dann
aus den Weg nach dem Guishoi
»Das ist der Norden!« sagte der
Bruder zum Gutsherrn indem er sich
behaglich eine Cigarre andrannie und
die Jagdmiitze fest iiber den Schädel
zog gegen den sich steigernde-n Wind,
»statt der Weinernte habt Jhr die-Kar
tofseleunte. Da lob’ ich mir ein Win
zerfest im Süd-Mk
»Hm- hin, heim-Ah bleibt Hei
mat«h,« erwiderte der Gutsherr. »Ich
gäbe die alte Scholle nicht fiir alle
Weinberge des SüdenT Ader hast Du
denn die Liese nicht wiedererlannii
Das war ja Liese Schurich! Hättest
ihr auch können guten Abend sage-U
»Wer den-v? Was denn?«
,,Ra, das aslte Weib mit dein be
trurstenen Kerl von Mann-, das war
Hosmeiers Liesc. Dääannnst Du doch
a vergessen ·«
wirkeDttzdnfrlizet und Dorial Die Liesc?
,Wer hätte das gedacht! Berti Was
doch aus einem schönen Mädchen wer
den lau-n! Wie ist denn das arme Ge
schöpf so tieruntergetoinmen?«
»Wie das so geht« Der Mann
trinkt und taugt nichts. Du weißt
doch, daß die schönsten Mädchen ge
wöhnlich die dümmften Heirathen ma
chen. Da wird scharmutzirt, bis die
Zeit und Gelegenheit verpaßt ist«
»Da, ha, ha-,« lachte der Andere laut
»aus, »wenn ich daran denke, daß ich
T um das Weib einmal beinahe Dumm
heiten gemacht hätte, wenn nrich mein
Alster nicht zur rechten Zeit fordepr
din hätte. Ich laube wahr-hastig die
Liese war die e Ursache, daß ich so
ein unsiäter Waltenlnumnler gewor
dm din. dervgott, wie Gricht ist doch
die Jugend Ader-ein schönes Frau
enzimmer war-M ein Rasseweib vom;
besten miirkischen Schlus, das muss
man ihr Wmi Js- Md ichs-IM
wenn man» sich recht — was
kommt wohl im späteren eben
solch einer ersten Mel-l gleich an
.F —:..
L und Rat-schi«
nget Gutsherr hatte die letters Wot
de üben-see er pfiff und tief wiss-nd
nach feinem Hühnerhundt der m den
Stoppeln einen Dosen- aufgejagt hatte.
Der Andere stand nachdenklich dabei
und blickte ins die Ferne·
Vor seine nAutgen versank die däm
mersduntle Herbstlandfchwfss mit den
öden Feidern und tahletns Bäumen, mist
dem dürren, faulendenGras und Laub
am Wege-stand, er fah den Frühling
und die Welt in Blüthenprachkt Er
fah den alte-n Backofen unter dem wil
den Bimbausm hinter dem Dorfe. de
deckt mit schimmern-dem Blüthenge
ztveig, und Veilchen und Goidnessel
um sein Gemäuer blühen. Blau-golden
leuchtete der Himmel iiber dem den-än
chevten Schornstein. und faftgriitn
dehnte sich vor feinen Au en die Trift
mit lren Störchem den Såwalben und
dem Lockruif der Kiehine
Hinter dem alten Badofen pag das
Dorf im Frühlings-grün versteckt, mit
seinen altviiterlichen Bauerngehöften,
den Arbeiterlyittten unsd dem Gutshos
voll Werleltagsarbeit unid fröhlichem
Kinderliirm aber-hier, unter der-Birn
daum, im Schutz des Gemäuers, war
er allein in wildbliihedner Einfams it,
allein mit dem Weibe, so jung und
schön wie der Frühlingstag.
Sie hatte unt-er dem Bau-m gesessen,
als er mit der Flinte von- den« Wiefen
kam, fie hiistete das Brod, M ten-Oer
but. Bei feinem Anblick sprang fse
auf unsd zupfte an dem kurze-n- Röck
chen, als wollte sie ihre nackten Füße
verstecken, und wurde roth, o, so glit
hend roth. Und doch glänzten ihre
Augen ihn an mit verrätherifchem
Glanz, und totett wauf fie dir dichten
blonden Köpfe, die sie eben glatt ge
flochten, in den Nacken zurück. Und
was für Zöpfe und was fiir ein Nacken
unter dem grobleinenens Hemd! Konn
te er vorübergehen? Vorüber-gehen an
seiner Kindergefpielim die schon mit
ihm und dem Bruder hier in- dem al
ten Backofen Räuber und Soldaten
gespielt hatte. Er ging nicht dor
iisber, er schüttelte ihr dskse hand und
hielt die kleine derbe Hand fest.
Er war Tags zuvor von der Univer
sität auf Ferien gekommen. Er war
folch ein lustiger Student.
Und wie er ihre Hand hielt, geschah
das Wunder, das sich in jedem Men
schen-leben einmal vollzieht.
Die Erde war plöylich ein Para
dies.
Und fie standen Beide in dem Gar
ten Eden unter demBaum des Lebens.
Hat der verfluchte Nacker wahrhaf
tig einen Hasen im Lager erwischt!«
schrie der Gutsherr. «
Der Andere tarn wieder zu sich, das
Frühlingöbild verschwand und er sah
die Pfützen der Landstraße vor sich,
durch welche rer ungeborfame Jagd
hunsd jetzt seine Beute schleifte.
Er dachte an das alte Weib auf der
Kartofelmiethe, und die Welt war ihm
noch nie so trift erschienen-, als an die
sem Hut-stehend
»Es wird Wintert« sag-te er und
fchlug fröftelnd den Kragen feiner
Jagdjoppe in die Höhe.
Eine der ersten Refor
m e n, welch-e der öfters erwähnte Gou
verneur Pingree von Michigan einzu
führen godentt, ist die vorn bisherigen
Gebrauche abweichende Beschäftigung
der Sträflinge. Nach seinem Pia-ne
sollen die Sträflinge nicht« wie jegt ge
bräuchlich, in gewiser Industriezwei
gen (Möbet-, Schuh- u. s. w. Fabrika
tion-) verwendet werden, sondern sie
sollen Fewardeit txt-ein« den Boden be
bauen Man darf gespannt sein, ad
Pingree diese Reform einführen kann
und welche Ergebnisse damit erzielt
werden-. Eine weitere Reform- die
Pingree in's Wert zu setzen shofft, be
zieht sich auf die Staat-Anstalten
Während bisher jedes einzelne Insti
tut, wie das Staatsgefängniß, die Tr
venanstalten u. s. w» seine benöthig n
Vorrath zum Unterhalt der Jnsassen
eintaufte, will Pingree ein Gesetz vor
schlagen, wonach ein« besonderer
StwtssEinkaufsagent für alle Insti
tute die Vorräthe ttm Großen beschaf
fen soll. Es liegt kein Grund spor,
weshalb Dass, was in- der Verwaltung
großer Mannfactur - Korporationen
längst mit Erfolg betrieben- wird, nicht
auch bei der Verwaltung der großen
Korporationen lgenarmt der Staat)
angewendet werden könnte. Die Er
spswckß with jedenfalls gwß seku
»und andere Staaten witvden sicher
Uch bald dem Beispiel Mitchigmw sol
sen-.
——-———-O
—- Jn set-M- tvtl zu Ehren des
W ein Wandrer-Wust errich
U,W. Dem Denkmal wird die
zu Grunde gelegt.