Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, December 11, 1896, Sonntags-Blatt., Image 10

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    Ohne Abschied-.
Novelle von Maria-neun sv. Bdegelebm
»Mit ich noch immer krank?«
»Ja, mein Liebling.«
»Am trank?«
»Ja...wei-n,ichhossenicht»»
mein Gott, der her-e Muth . .
»Ich weiß schon, Mutterl. O, bitte,
bitte, geh’ necht ausf den Hosball!"
Die jumge Mutter sah überrascht
auf. Gänse helle Röthe flog über ihre
schönen Züge. Es lag etwas wie Ent
täuschung in ihrem Blick.
»Warum wicht?« fragt-esse got-sehnt
Adrietme wars das Köpfchen un
ruhig von einer Seit-e aus die andere.
Jm Bett-check war es so enge, das
Kopfkissen so heiß- Odet waren es
ihre Wange-m die so bmmrtem und
kam dass bengstigsende Gefühl, als
müsse sue ersticken-, von der Arzwi und
den Umschlägen, dise der Hoftath heu
te für den lustkfgsm Wildfang, das Ba
toweßchen, Wohlw?
Wie ein Vorm-urs, havt und mit
leidle5, klang sdtie Frage: »Warum
nicht«-« noch ein-mal durch dfie un
heimliche Stille des Kkasnbenz-immers.
Gleich daraus aber dämpfte die Mut
ter ihre geschmeidsige Stimme zu sanf
tem Geslüsvek.
»So-C mein- Lieblfng,« plain-derbe sie,
zärtlich die glühenden Fingerchm
streicheln-d, mich-i wahr, die Mama soll
doch aus Um- Ball gebeu? Was soll sie
Dir beim Gutes mitbringen?"
Und asss Adtienne nicht metwortetr.
fuhr däe Mamn noch eifriger fort:
»Auf dem Hoff-all giebt es misele
seine Bowbons . . .«
Aber die Kleine schüttelve den Kopf.
»Ich kam kein-e Bonbons essen-, die
thun so weh.«
WITH-If- nfmpå Osaka, Mfw ds
viekens Blumen ?"
Adrietme blieb stumm.
»Nun, so denke doch an- sdiie schöne
Musik, die Dein Mutterl zu Hören be
kommt! Morgen spiel ich Dir all die
lustigen Walzet ausf dem Klavier . . .«
»O wein,'· stöhnt-e AM, »o bit
te, nicht! Nur keine Musik! Jch kann
schon nimmer auf dem einen Ohr lie
gen, da sammt es immer den ganzen
Tag.'«
»Nun, nun . . Die Baromn
stockte Sie stand am Ende ihrer Ein
wentmmgen —- und Zu Anfang einer
bangen Ahnung.
Doch begann sie nach einigen Minu
ten aufs neue:
»Schau, Meile Du merkst es
kaum, daß ich fort bin. Jch fahre ja
so spät, da bist Du lange eingeschla
feti.« Die Mutter lacht-e. »Schläfst
ja jetzt schoni hat « s-— dewn immer un
deuilicher, immer unzufamimenhängem
der wurden Adriennes Worte.
»Ja, Mutterl . . aber in der Nacht
...oa ist’s so dimxtel und . . . ich weiß
nicht . . . und Mutter, wenn Du da
.. . wenn ich allein-. . Hastig stot
terte das erregt-e Kind die Worte her
vor. Dann hüsdelte es schwach und
ein leises Fröstelm schüttelte das zart-e
Körper-check
Baron-in Kalonitz erbleichte Wie
erschöpft lag das Kind vor ihr! Nein,
das war kein Lallen gewesen« wie es
dem süßen- Kinderschlumnier vom-itzu
aehen pflegt
»Du darfst nicht so viel spoechen,«
sagte sie halblaut. »Aber trinken
soilst Du, etwas Kühles Stärlewdes.
Komsm’ Schätzchem dreh’ Dich herum,
nimm einen Schluck!«
Adriervne schlug die Augen anf, die
damit-leih leuchtenden Univeran Sie
begegneien dem bange forschend-en
Blick der Mutter-. Aers strah
len-des Gesichtchen hat-te jetzt etwa-J un
heimlich Befreindeudes Wie Mist-es
abwesend griff sie mich dem dargebote
mn Glas, that einen- laiigen Zug und
stammelte etwas Umrständlicheö.
»Noch mär?« fragte die BaronM
Sie klingekte mild als die Jimgfer ein
W Glas gefüllt hat-te, trat sie da
mit an das W md bat Schrien-ne
zu trinken
Verwirrt blickte die kseine Kranke
zu ihr auf: »Wo isi Gras Bethei«
»Sei-f Beil-a Kind? Was meinst
Du? Er war doch nicht hier-K
»Doch, Mam, er hat mir zu tritt
csn gegeben-P
, »O Wes die Batoasn lachte ge
W- »He-i war ja M Mutter-U
hast Du von Graf Both-« get-räumi?
Du 1W,W Ding-P
Wieder M ein ist-i Noth ihr
w. sen-ais- kqichmaiqs
ME- WWMMGMH
ist wisse WWM
M ZU M
Mii- »Ob«-Wahns
s— -l
sie meinte, Ade-innre müsse es hören-—
Adriemie, das süße. liebenswürdige
Geschöpfchen das im Träumen an je
nen gedacht, den sie wachend und schla
fend nicht vergessen somit-e! Wie un
befangen und sehnsuchtzvoll hatte
Addy den Namen genannt, den einen
Name, den sie, die Mama, nur mit er
kiisnstelter Ruhe hatte aussprechen tön
nen. Jn dieser Stunde erschien ihr
Adrientne doppelt theuer.
Sie beugte sich über das Kind, das
wieder ganz stille dalag, und wollte es
in die Arme schließen
Da überkam sie ein unbestimmtes
Grauen Waren das die Züge ihres
Kindes? Das schöne Gesichtchen
schmerzlich verzerrt! Die Nasen-flü
gel unnatürsich ausgespanan Und
aus dem halb geöffneten Mündchen
rang sich kurz und mühsamder heiße
Athem hervor.
Sie trat einen Schritt zurück und
preßte die Hände vor die Stirne. »Bin
ich denn blind gewes-en?« murmelte sie
zwischen den« Zähnen. Dann-— in lei
denschaftliches Weinen ausbrechend,
flüsterte sie: »Du darssi nicht von mir
gehen .. · . Gott dars Dich mir nicht
entreißen! . . · Adldy mein Kind, Du
bist die einzige, die meineFreusde theilt,
mein Glück miternpsindet, während die
Menschen mich prüde der-urtheilen . . .
verurtheilen, weil sie der jungen Witt
we den edlen geistvollen Kavaliei
miß-gönnen, der nicht zurückschreckt svor
der minder glänzenden Partie usnd vor
dem Kind aus der ersten Ehe. Nein,
sie wissen es auch nicht« welch ein treu
es Herzblastt dieses Kind ist.«
Die junge Frau war ruhig-er gewor
den und sah gedankenvoll vor sich hin.
»Ah-by wird nie übel von ihrer Mut
ter denken. Darum soll auch kein Ge
heimniß zwischen ihr und mir sein.
Wer weiß, wenn irh ihr jetzt schon al
les sagte? Dass Kindl ist so wunder
bar srijhreis, es wird mich verstehe-n
Jch will es vorbereiten, nicht überra
schen mit der Nachvicht . . . Bis mor
gen kann ja alles entschieden sein« Ge
wiß er wird sprechen betete aus dem
Balle, und ich . .
Ein seliges Lächeln öffnete ihre ro
then Lippen, daß die weiß-en Zähne
sichtbar wurden. Der Spiegel an der
Wand warts ishr das Lächeln zurück,
den vollendeten Reiz ihrer blendenden
Schön-heit. Die Baron-in erhob sich
neue belebt.
Ort fernen Sohlen ihrer niedlich-In
Schuhe machten ihre Schritte unhör
bar. Für- Adriensne, welche nicht
schlief, hatte es daher etwas Plötzli
liches, als sie mit einemmale dieMama
neben sich stehen sali· »Mutterl!« kam
es mit leisem Schrei aus dem kleinen
Munde, und die glühenden Augen
weit ausgerissen, starrte das Kind die
Mutter an.
Im Augenstick war diese ihrem
Himmel entrissen. Alle Träume. Wün
sche, Pläne mußten zusammenbrechen
wie das tollkiihne Bauwerk eines un
tluigen Meisters. Eine kurze Vierte-l
stunde hatten ihre rastlosen Gedanken
goldene Zinnen in die rosigen Wolken
hineinaebaut. Jetzt, am Kranienlager
ihres einzigen Kindes, mit einem Blick
aus die mehr und mehr veränderten
Züge, blieb ihr nichts, ais die ernste,
düstere Wirklichkeit
«Mutsterl,« fliistert das schwache,
heisere Stimmchen, »Sei nicht böse . .
ich hab mich so arg erschreckt-«
»Kin, Kind, Du hast Fieber, das
macht Dich so schreckhaft. Schau, ich
bin ja bei Dir. Was willst Du sonst?«
Addy versuchte zu antworten Es
kam aber kein anderer Tons aus ihrer
Kehle, als der des angestrengten
Schluckens Hülflos saß die Baroninx
die kalten Hände aus der siebet-heißen
Stirn der Kleinen. Wie es da drin
nen brannte, wie es pochte, wie die
Pulssschcäge berstet-un daß jede Ader
hervor-trat!
Eine Weils schien die Kraniche
tühleride Hand wohkthätig zu empfin
den. Ali-er gleich daraus saß-te sie da
nach: »Kälter,'· stammelte sie, »Ma
msa. Wasser.«
»So geschsidt höW sch auch
murmekte die Bart-Inn und huschte chtezur
Klingel Doch noch ehe die Dienerin
ein nasses Tuch für die Baron-esse ge
bracht, hatte dieMama das Fenster ge
Zffneturwihsrezavtenhändeinden
frisch gefallen-n Schnee gedrückt Sie
naskmen dem gequälten Kinde einen
M seiner Leiden. Ja, nach einer
Weil-e befand es sich sichtlich viel woh
IerDie Mam, der nochsimmer eine
rase ausdersmgebramie räu
pettesichverlegendwielöcherlichdie
titsche-i Wackvchsvfi
n am e
Wen-ach da kxopsieesandie
Mr usw dieJ . bei-sinds
erwies-re Wu
sex erwiesen-usw
— . 1
Tablrt neit verschiedenen Gläsern und
Gläschen, theils mit Wein, theils mit
wasserllarer Flüssigkeit gefüllt, sowie
eine Platte seiner Biscuitsd ans den
Tisch. Die Nähe des Krankensbettes
schien sie absichtlich zu meiden.
,,Wiinschen Frau Barmin . . « sag
te sie mit hoher Stimme.
»Nichts, « unterbrach diese sie.
- Ohne auch nur einen Blick aus Ad
Ikiekme zu werfen, entfernte sich die Zo
fe, während sie sich doch noch eben zu
vor dem Stubenmädchen gegenüber
gerühmt hatte, sie alle-in haihe die Pfle
.ge von Baroneß Adrienne in Händen
ldie Frau Baronin besitze ja dein Ta
lent zur Krankenpslege, wie sie’s schon
jbeim armen Herrn Baron selig miter
3 Iebt!
I Ganz so talenstslos konnte man die
Baronin jetzt wohl nicht nennen. Frei
lich, es lag etwasErregtes, Hastiges in
der Weise, wie sise den Wein mit der
Arzniei sür die Kranke mischte.
»Nun trint’, Schatz,« drängte sie
eifrig. »Glaub’ mir, das ist gut.«
Wie aus Kommando schluckhe Ad
rienne einmal, zweimal, dreimal, hel
denmiithig die Schmerzen, die das
Schlucken verursachte, überwindend.
Tlrränchen perlten in den großen, dun
keln Augen, als die mühselige Pflicht
gethan war.
Wieder ein Widerspruch: die Mut
ter lächelte vergnügt Was hoffte sie
nicht von der belebenden Wirkung des
Mittels!
Jn der That kehrten augenblicklich
die matten Lebensgeister zurück. Ad
rienne legte beide Arm-e unter das
Köpfchen und schaute zur Martia aus.
Richtig, und nun ersparie das Her
zmslinid ihr sogar das schwierige Fra
gen.
»Mutterl, so einen Wein hat mir
auch Gras Botbo gebracht . . . Tokayer
hat et gesagt.«
»So, so? Du tleinse Unschuld, und
I . . und wag hakt er denn noch gesagt?«
»Nichts.«
»Du Dummerl, er wir-d doch nicht
stumm gensssen sein«-«
Addy’s Antwort klang sehr ängst
lich: »Ich weiß nimmer.«
»Besmn’ Dich nur. Jch wart ein
Bissel.«
Wie die Mama so geduldig und
freundlich sprach, beruhigte sich das
Kind. So thein Adrienne war und so
lebendig und ungestüm in gesunden
Tagen. sie verstand es wie wenige, sich
der rücksichtslosetr Selbstsucht ihrer
Mutter zu fügen. Sie war ja ihr
»liebst, best, schönst Mutterl·«
Es war süt das kranle Kind eine
qualvolle Anstrengung, aber der Mut
ter zu Liebe brachte sie es Fertig. Mit
schwacher Stimme wohl und nicht oh
ne oftmals schwer athmend inne zu
halten« wiederholte sie, was Gras Bo
tho mit ihr gesprochen. Die Baronin
saß nrit glühenden Wangen da und
horchte aus jedes Wort. Was hatte er
alles gesagt?
»Ob die Mama bald nach Hause
käme? Er sei ein guter Krankenpsle
ger, die Jungfer könne ruhig draußen
Tbleiben.« Dann hatte er Addh kalte
Umschkcige gemacht und sie nach Vor
schrift medizinischen Wein winken las -
sen. Nachher war er fortgegangen: er
lasse det Manto die band küssen·
»Und weit-er nichts ?« fragte die Ba
rvnin gereizt. »Besmn’ Dich, was
noch?«
Die kleine Kranke war sichtlich am
Ende ihrer Kräfte; es bedurfte eines
aberrmäigqi bele Tnniskes, tun
sie zum Weitererzähien zu bewegen
.,Ja, Mutterl, er hat mich noch ge
stagånxgjch ihn gern haben wollte-«
»Um-d ein Bisses so lieb wie den
Papa?«
»Und Du, Du hat doch ja ge
iagt?«
Adrieime nickte: »Er-as Both-I hat
gesagt, es wätd’ halt Dich so freuen.
Er wollte es Dir gleich auf dem Ball
wieder sagen. Und denk Dit, Mut
terl, er hat gansz roth ausgleichen im
Gesicht mrd hat mit die Ham- geküßt«
»Schau, schau, das war ein Mal
techt!« rief die Batonin und lachte.
»Komm’, Schatz, gieb mit einen Kuß,
und how Nacht träum’ mir wieder so
was Schönes.« Sckükmisch dräckte
sie das Kind an sich und küßte es.
»Aber ich halfs ja gar nicht ge
träumt. Der Graf war wirklich bei
mä, gansz gewiß, gestren- Nachmit
MAX
Jn diesem Augenblick erschien die
W mä der Schwelle des Neben
ziinmeks. »Frau Batonin haben mich
aus 7 Uhr zur Trileitte befohlen.«
»Gut, Du lau-Ist geben« Die Ba
MMM Esich mgtweiu Mal müje
» « ’w net iden, es ist tzt
schon hold Achi.«
Nun erst We die Gebieterin- ein
wes-IS den Kopf. Ihre Augen W
W
einen unstätew Blick, und die blassen
Lippen zuckter als sie mit erzwinge
ner Ruhe der Zofe befahl, sich zu ent
fernen. Sie werde nicht Toiletste ma
eher-; auf den Ball gehe sie heute nicht«
Ierikiirte sie
Kaum jedoch hatte sich dtie Thüre
sgeschiossem da brach die leidenschaft
kliche Frau in lautes Weinen auss nnd
vergrub das Gesicht in Adriennie s La
ger
»O, Mutterl, nun bleibst Du bei
jmir ..... « stammelte das Kind und
Zstrectte seine heißen Hände, um jene
zu liebkosem die um seinetwillen so
eben ein so schweres Opfer gebracht
« hatte
- Nie waren Mutter und Kind einan
jder so nahe gewesen als rn diesem Au
genblicke. Die Welt mit ihren locken
den Freuden mit ihrer ewig haften
»den nimmer tastenden Eitelkeit, mit
Eihrer verzehrenden Eifer-facht —— für
gdiesen einen Augenblick hatte sie keine
TAnspriichr. Advienne lächelte selig
strotz Schmerzen, Fröiteln und Fieber
ihitze Jm Herzen der Mutter aber
irang sich ein Angstschrei echter Mut
terliebe hervor:
i »Und bleibst auchDsu bei mir, Ast-ri
enne?!«
9 Da -—-— voriiber der eine Augenblick
.— es tiingeltt »Ein Bouquet fiir Jhre
Gnaden die Baronin Kalonitz «
»Die Karbe?« fragte die gefeierte
EFrau und langte nach den töttlichen
Blumen, sich rasch erhebend. Sie war
iroth geworden und stottevte verlegen:
;,,O wie schön!'« gerade wie ein junges
.Backfischchen, das sein erstes Kotillon
sträußchen in Händen hält.
; Ach, da stand ja noch immer der
xDiener vor ishr und harrte ihrer Be
Tfehlr. »Schon gut, Joseph,« entschloß
vsie sich zu sagen, »dem Uebrinsger ei
nen Gulden. Elise soll gleich zum;
Frisircn kommen. Jch fahre um halka
Neun-J« .
M: L -:-.-... 0·.«.t.-t« x,:- I ts c
; Juu uns-« Ouujcuk W- qulu Will
Blumen und der darin versiecktens
EKarie hall- ibrer feinen weißen Handl
szu gelten schien, buschte sie in s an
grenzende Anlleidezimmer. »
" Eine wohlerzogene, aristolrastische
Jungfer, wie Elise es war, ließ es sich
nicht einfallen, eine Bemerkung über
jdsie veränderte Sinnesweise der Herr
Jschaft laut werden zu lassen. Desto
Zmehr dachte sie still bei sich, während
Eibre gewandten Finger sich ragten, die
;versäu1nte Zeick nachzuholen
; Endlich war die letzie Nabel gesteckt.
E Mild und königlich wie der la If:
"sv zahlende Abendstern war kie fu«-he
»Frau in ihrem gewählten jyestschmucle
san-zusehen Ein schweres Seidenlleid
vrm seegrüner Farbe umschloß in un
;gezwungenen Falten die anmuthige
ZGestalt, deren Eben-maß lein Pauschen
Hund Puffen der Schneidetkunsi ver
ilangie. Um die weißen Schultern wnd
zum die Schleppe schmiegie sich der
Dunkle Sammet der tiefvioletten Pen
Efeez ähnlich dem Schatten, der sich
igdem Lichte gesellt, daß es scheinbar an
Helle gewinnt. Brillansien funkelien
Zum Hals und Arme und strahlten in
IForsrn eines Seerns aus dem rolhblon
Iden Haar, das in ungelünsielter Ein
i fachhevt einzig durch feinen natürlichen
IGoldglang die fein geschnittenen Zü
ge, das bezaubemdeLächeln, die Wan
den so rosig und weiß, lieblich um
lracknnte
Die schöne Wittwe sie selsdst hörte
sdxiesen Namen nicht gern-— hatte we
der Zeit noch Ruhe, ihr entzijckendeg
ISPiIegelbild lange zu betrachten Sie
trast auf den Gang hinaus. Jeden
SAugenblick mußte ja der Wagen ge
meldet werden.
Ekise reichte ihr Fächer und Hand
schuhe und war eben daran, ihr den
pelzbeseyten Ballmantel umzuhängen
alss die Baronin plötzlich die aus der
Krankensstube treteanchwester Tres
censtia bemerkte, deren Anwesenheit sie
nicht vermuth- hatte.
»Ei, grüß’ Gott, Schweiter!« rief
sie munter »Da hat Sie wohl un
ser guter Heirath geschickt?«
»Ja, küß« d' Hund« Frau Baron-in
Bin auch schon bei der Baroneß drin
nen gewesen. . .. Sollten’s nicht noch
ein Mal den Herrn hofrath bitten?«
Bescheiden stanld sie vor der Baronin
Kalonih.
Diese lacht-e- ,,Das müßt’ ich ihm
gerad’ aus dem Hofball sagen! Aber
das wird ihm kein Plaisir fein Wenn
der erst Frack und Orden anhat, dann
will et auch ungestört set-neu Punsch
trinken! ..... Adrienne ist doch icht
kräuter? Lassen Sie mich.
Per, ich will dem heer Gute Nacht
Wen-«
Schwester Crescenz vertrat ihr den
Weg. »Ich bitt', Euer Gnaden« gehei«
nicht hinein. Die Kranke Ueschläft eben
du Wes Miet« dieschtvester
warf einen chnellen Bitck mit die
schlankem Arme und den kaum
W
verhüllten hats der Ballschönens —
»aber wäks nicht besser, wenn die
Brau Baronin den Mantel umnäh
mens? Euer Gnaden« werden sich ek
löste-U
»Ach-IF Gott, Sie ängfiMche Schwe
ster!« scherzte die junge Frau. »Ein
bisserl Haslssschmerzen hab- ich alleweiL
und zur Vorsicht . . .. Elise, brsing’
mir rwsch Karbolwasser.«
Die Jungfer ging und kam wie der
-Win-V. Als ihre Herrin eben noch dsie
Hände trocknete, wurde der Wagen ge
meldet.
Die Baronin ergriff das Beut-Inei
,,Penfees,« murmelte sie. ,,Pensees . . .
seine Gedanken-! Und ich, ich habe fekm
gedacht.... Von-fees, ihm zu Liebe.
Ob et etwas sagen wird?"
Dann war Alles Hast und Eile.
»Rasch, auf wohlihäiig dämpfenden
jGummsirädetn-, toll-te der Wagen da
svon
’ Adrienne’s Mutter war gegangen
—--— ohne Abschied
E
Jn sden glänzenden Sälen der Wie
ner Hof-barg, umringt von schmei
chelnden Freunden und huldiaenden
Kavalieren lam der Baronin Kalonitz
der grelle Gegensatz zu der trübseligen
Krankenstube zu Hause in den Sinn-.
Wie sonderbar: mit der glühendsten
Einhildungstrasts hatte sie sich hier-her
gesehnt, und doch hatte sie nie gedacht,
tvie verwirer das Gesumme so vie
ler lebenssroher Stimme sie heute be
rühren werde wie leer, fast verletzend
ihr dtde tausend Redensarten klingen
würden! Mit welcher Unlust betrach
tete sie ihre eigene gesuchte Toilette,
unid wie wehe that ihr heute das glän
zende Lichtmeer der hundert und hun
dert sich spiegelndens Kerzen!
Zu Hause, ja zu Hause, da war es
anders — nicht blenden-de Pracht, nicht
falscher Schein. Leise im Fieber stöh
nen-d und doch so geduldig ihr einzi
ges-, engelautes Kind; dort in der stil
len Stube der matte Schatten der ver
schleierten Ampel und das ernste Kleid
der opferfreudigen Nonne. Wohin
gehörte sie wohl. hierher oder dorthin
— sie. Adrienne’«s Mutter?
O, dies sich Fragen, dies Wahlen
und Quälenl Dabei empfand sie et
was wie Herztlopsen, ganz innen, tief
drinnen im Herzen. tin-bewußt« um
ihr Gewissen zu beschwichtigen-, schweif
ten ihre Blicke über das Gewoge des
Tanzsaalez hinweg: sie spähte nach
der glatten, runden Gestalt des Hof
rathes. Umsonst. Auch den angren
zenden Saal konnte sie überschauen.
Jhre brenenden Augen bohrten sich in
die entfernstesten Ecken. Wieder verge
bensk
,,Wo der nur stecken mag? Aber ich
muss ihn finden. Mein Gott, wenn er
gar nicht aus den Ball getomment
Und doch muß ich ihn sprechen, jehi.
heute Abend, das Kind . . . . Nein-, wie
dumm ich bin, mich zu ängstigen;
Adriensne ist ja besser. Schliei sie nicht
ruhig, als ich ginng« Jm nächsten
Augenblick aber über-kam sie wieder die
Angst.
Die Baronin litt entsetzlich. Es
war gut, daß sie den Schmelz der na
türlichen Farben mit Puder und Eau
de th etwas unterstüht hatte, sonst
wäre das jähe Erbleichen der schönen
Frau nvit Bewunderung bemerkt
worden.
einem entging es doch nicht, Jenems
um dessentwillen sie heute hier war·
dessen Blumen sie trug, dessen Women
fre mit zitterndem Jubel entgegen
harrte; denn er blickte nicht flüchtig«
sondern mit dem Auge der Liebe. Das
auch seine Seele litt, ahnte die Baro
win nicht. Sie erwarte-te von ihm
keine so tiefen Gefühle, verlangte nichts
anderes, als der einzige GegenstaM
seiner ritterlichen Liebe, Ieiwer unge
schmälerten huldigungen zu sein
und -dteheute die entscheidende Frage!
Dafür wollte sie ihm nvit ihrer Ant
wort die süßeste Gewißheit schenken
Mancher würde ihn darum beneiden
Graf Botho hatte die Baronin Ka
lknitz gleich nach Beendigung des Cer
cles begrüßt. Er hatte sie um sein al
ies Recht, Soupet und Tischwalzer,
ersucht. Dann hatte er nach Adtienne
gefragt, unst) trotz ihrer unklar-en Ant
twtt einve, wie ihr schien, übertrieben
Besorgnisz gezeigt. Die Baronin
giawbte aus seinen Worten sogar ei
nen versteckt-en Tadel heraus zu ho
ren. Seittdem war et spurlos ver
schwanden
·- i e
Die Musik hatte längst begonnen
Zuerst die Polannise, dann kam ein
Rauschen und Windeln-, ein-· Glänze-n
und Mitten, reicht-s als Bewegung ums
Leben. Ein W folgt-e dem andern.
die erste Stunde verraten-. Allein det«
welchen die schönsten blauen Augen
sUW Wt ssch few« Des schönen
Wittwe selyIte et nicht an Tänzerin see
heute nannte man sie kalt. . -
Und dann lam fiir ihre Eitelkeit-,
fiir ihre Gefallfuchi, für til-re Eigen- ,T
liebe, für ihr Liebeshoffen der schreit-» Z
lichste Augenblick Es wen die Stunde-v
des Mahle-T die Paare fanden sich zu- «
samtnen-»- die Baronin Kaloniy stand
allein, Graf Botho hatte sie im Stich
gelassen. War er gegangen und ohne
Abschied-)
Wie sie an diesem Abend an- der
Seil-e eines ihr kaum bekannten Herrn
gesessen, geirunlenund geplündert, wie
sie dann mitten unter den Klän
gen der »Wenn-n Donau« von plötzå
lichem Schwindel erfaßt und ohnmiich
iiq in ihren Waaen gebracht word-en
war davon wußte Adrienne s Mut
ter nichts, selbst nach Wochen nach
dem längst das Bewußtsein zurüxlgei
lehrst war.
If di- sk
sie jetzt noch so nennen? Nie, nie mehr
ja sollte sie das herzliche »Mutterl« der
süßen Kinderstimme hören. Nie mehr X «
würden klein-e Arme sie zärtlich um
schlingen, durfte sie die runden Wän
gelein küssen. Nie mehr konnte sie ihr
kindlich-es Spielen und Scherz-en thei
len, und ntie wieder rief das fieberge
ängstigte Kind sie an sein Bei-scheint
Vorüber das alles!
Jetzt dachte sie ihres einzigen Lieb
lings und that nichts Anderes, sei-i ihr se
die Genesung unsd damit das grau- x
same Verständniß ihres Verlustes zu (
the-til geworden, eine lange einsame ’-«z
Zeit. Sie jammerte nicht« sie weh
klagte nicht, sie kaufte sich nicht die
Haare in wildem Schmerz, aber sie
schien gebrochen an Geist und Gemütli
Da richtete sie das thriinenschwete
,,Adrienne’s Mutter!« Wer würde »
I
Auge aufwärts gen Himmel Dort
oben hinter den Wollen, die wie zart
gewobene Schleier das lenszeskichte
Blau verhüllten, dort weilten- in un
endlicher Seligkeit die singen-den« ju
belnden Engelein Und mitten unter
ihnen sang und jubelte Marien-ne sel
ber, ein teliges Engeleinl
HGB AUNNS JUUCUILY Ckk zlll IUZI
alg die Baronin sich auf den Hofbalk
begab, gerade etwa-«- gebessert schien,
hatte Schwester Crescentia bald in die
bangeste Besorgnisz versetzt Die .
Schwester hatte öfters bei Diphtheritis
gepflegt und lannte deren zerstörende I
Gewalt. Wie rasch und tin-erwartet
tritt das Schlimmste ein! Auf eigene
Verantwortung entschlon sie sich, eine
dringende Botschaft an den Hofratb
sowie an die Baronin in die Hosburg
zu entsenden-. Der unglückliche-n Mut
ter wurde dieMeldung nicht über-bracht
—-«— eine Hoheit führte sie eben zur
Quadrille. Niemand ahnte, wie viel
hier Eile galt, wag eine Verzögerung
bedeutete, als Gras Botho, der am
Eingang des Saales stand· Jhm ent
ging nichts-, untd er biß unsrnuvhig die
Zähne auseinander-. Es war nicht sei
nes Amte-, die Baronin zuriielzurusen.
Der pflichttreueArzt dagegen liesz nicht
lange auf sich warten.
Adrienne erkannte den Hofrath und
sah mit ihren groß-en Augen Hülfe
suchend zu ihm aus. Er vermochte ihr
leine zu bringen; selbst eine Opera
tion wäre erfolglos gewesen Hätte er
nicht früher vielleicht helfen lönnen?
Draußen vor dem Hause harrte
Graf Botho der Entscheidung Hier
auf der kalten, schneebedeckten Straße
wurde es ihm lühl urn die erhitzte
Schläfe. tühler vielleicht urn’s herz!
Er hüllte den Pelzmawtel enger um die
Schultern und schüttelte unwillig die
klein-en Schneeflocken herunter. Die
winzigen Sternchen stoben auseinan
der, fielen zu Boden und waren da- .
hin. Und so wie sie, zerrann auch ein
schöner Traum, ein einziger froher
Winter-traum: von Glück und Liebe.
Gras Botho zog die Brauen- in die
Höhe Mich-: gtitzem ein fsime
Schneefternchen auf seinem Arme. Er
berührte es mit dem Finger da flog es
hinweg. »Wie schwach. wie schwach!«
murmelte er traurig.
Es war eine stürmische Nacht; der
Nordwind sauste und brauste, und sei
gewaltige Stimme sprach von Gott.
Schwester Crescentia saltetie des Kiy
dee Hände usw begann mit Jeman- .
die Gebete der Kirche. Kaum hörbar
glitt ein« Seufzer von Adriennes Lip
pen — die reine Kinderseele stand vor
Gott. Eine herzlähmung hatt-e dem
jungen Leben das rasckj Ende ge
bracht.
Lange nachMitternacht brachte man
die Varonin nach hause. Sie war
von der gleichen Krankheit wie Ad
ern-e befallen- Doch während sie in
hitzigern Fieber Vergessen fand, lag
ihr einziges Töchterchm kalt und bleich
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