Ohne Abschied-. Novelle von Maria-neun sv. Bdegelebm »Mit ich noch immer krank?« »Ja, mein Liebling.« »Am trank?« »Ja...wei-n,ichhossenicht»» mein Gott, der her-e Muth . . »Ich weiß schon, Mutterl. O, bitte, bitte, geh’ necht ausf den Hosball!" Die jumge Mutter sah überrascht auf. Gänse helle Röthe flog über ihre schönen Züge. Es lag etwas wie Ent täuschung in ihrem Blick. »Warum wicht?« fragt-esse got-sehnt Adrietme wars das Köpfchen un ruhig von einer Seit-e aus die andere. Jm Bett-check war es so enge, das Kopfkissen so heiß- Odet waren es ihre Wange-m die so bmmrtem und kam dass bengstigsende Gefühl, als müsse sue ersticken-, von der Arzwi und den Umschlägen, dise der Hoftath heu te für den lustkfgsm Wildfang, das Ba toweßchen, Wohlw? Wie ein Vorm-urs, havt und mit leidle5, klang sdtie Frage: »Warum nicht«-« noch ein-mal durch dfie un heimliche Stille des Kkasnbenz-immers. Gleich daraus aber dämpfte die Mut ter ihre geschmeidsige Stimme zu sanf tem Geslüsvek. »So-C mein- Lieblfng,« plain-derbe sie, zärtlich die glühenden Fingerchm streicheln-d, mich-i wahr, die Mama soll doch aus Um- Ball gebeu? Was soll sie Dir beim Gutes mitbringen?" Und asss Adtienne nicht metwortetr. fuhr däe Mamn noch eifriger fort: »Auf dem Hoff-all giebt es misele seine Bowbons . . .« Aber die Kleine schüttelve den Kopf. »Ich kam kein-e Bonbons essen-, die thun so weh.« WITH-If- nfmpå Osaka, Mfw ds viekens Blumen ?" Adrietme blieb stumm. »Nun, so denke doch an- sdiie schöne Musik, die Dein Mutterl zu Hören be kommt! Morgen spiel ich Dir all die lustigen Walzet ausf dem Klavier . . .« »O wein,'· stöhnt-e AM, »o bit te, nicht! Nur keine Musik! Jch kann schon nimmer auf dem einen Ohr lie gen, da sammt es immer den ganzen Tag.'« »Nun, nun . . Die Baromn stockte Sie stand am Ende ihrer Ein wentmmgen —- und Zu Anfang einer bangen Ahnung. Doch begann sie nach einigen Minu ten aufs neue: »Schau, Meile Du merkst es kaum, daß ich fort bin. Jch fahre ja so spät, da bist Du lange eingeschla feti.« Die Mutter lacht-e. »Schläfst ja jetzt schoni hat « s-— dewn immer un deuilicher, immer unzufamimenhängem der wurden Adriennes Worte. »Ja, Mutterl . . aber in der Nacht ...oa ist’s so dimxtel und . . . ich weiß nicht . . . und Mutter, wenn Du da .. . wenn ich allein-. . Hastig stot terte das erregt-e Kind die Worte her vor. Dann hüsdelte es schwach und ein leises Fröstelm schüttelte das zart-e Körper-check Baron-in Kalonitz erbleichte Wie erschöpft lag das Kind vor ihr! Nein, das war kein Lallen gewesen« wie es dem süßen- Kinderschlumnier vom-itzu aehen pflegt »Du darfst nicht so viel spoechen,« sagte sie halblaut. »Aber trinken soilst Du, etwas Kühles Stärlewdes. Komsm’ Schätzchem dreh’ Dich herum, nimm einen Schluck!« Adriervne schlug die Augen anf, die damit-leih leuchtenden Univeran Sie begegneien dem bange forschend-en Blick der Mutter-. Aers strah len-des Gesichtchen hat-te jetzt etwa-J un heimlich Befreindeudes Wie Mist-es abwesend griff sie mich dem dargebote mn Glas, that einen- laiigen Zug und stammelte etwas Umrständlicheö. »Noch mär?« fragte die BaronM Sie klingekte mild als die Jimgfer ein W Glas gefüllt hat-te, trat sie da mit an das W md bat Schrien-ne zu trinken Verwirrt blickte die kseine Kranke zu ihr auf: »Wo isi Gras Bethei« »Sei-f Beil-a Kind? Was meinst Du? Er war doch nicht hier-K »Doch, Mam, er hat mir zu tritt csn gegeben-P , »O Wes die Batoasn lachte ge W- »He-i war ja M Mutter-U hast Du von Graf Both-« get-räumi? Du 1W,W Ding-P Wieder M ein ist-i Noth ihr w. sen-ais- kqichmaiqs ME- WWMMGMH ist wisse WWM M ZU M Mii- »Ob«-Wahns s— -l sie meinte, Ade-innre müsse es hören-— Adriemie, das süße. liebenswürdige Geschöpfchen das im Träumen an je nen gedacht, den sie wachend und schla fend nicht vergessen somit-e! Wie un befangen und sehnsuchtzvoll hatte Addy den Namen genannt, den einen Name, den sie, die Mama, nur mit er kiisnstelter Ruhe hatte aussprechen tön nen. Jn dieser Stunde erschien ihr Adrientne doppelt theuer. Sie beugte sich über das Kind, das wieder ganz stille dalag, und wollte es in die Arme schließen Da überkam sie ein unbestimmtes Grauen Waren das die Züge ihres Kindes? Das schöne Gesichtchen schmerzlich verzerrt! Die Nasen-flü gel unnatürsich ausgespanan Und aus dem halb geöffneten Mündchen rang sich kurz und mühsamder heiße Athem hervor. Sie trat einen Schritt zurück und preßte die Hände vor die Stirne. »Bin ich denn blind gewes-en?« murmelte sie zwischen den« Zähnen. Dann-— in lei denschaftliches Weinen ausbrechend, flüsterte sie: »Du darssi nicht von mir gehen .. · . Gott dars Dich mir nicht entreißen! . . · Adldy mein Kind, Du bist die einzige, die meineFreusde theilt, mein Glück miternpsindet, während die Menschen mich prüde der-urtheilen . . . verurtheilen, weil sie der jungen Witt we den edlen geistvollen Kavaliei miß-gönnen, der nicht zurückschreckt svor der minder glänzenden Partie usnd vor dem Kind aus der ersten Ehe. Nein, sie wissen es auch nicht« welch ein treu es Herzblastt dieses Kind ist.« Die junge Frau war ruhig-er gewor den und sah gedankenvoll vor sich hin. »Ah-by wird nie übel von ihrer Mut ter denken. Darum soll auch kein Ge heimniß zwischen ihr und mir sein. Wer weiß, wenn irh ihr jetzt schon al les sagte? Dass Kindl ist so wunder bar srijhreis, es wird mich verstehe-n Jch will es vorbereiten, nicht überra schen mit der Nachvicht . . . Bis mor gen kann ja alles entschieden sein« Ge wiß er wird sprechen betete aus dem Balle, und ich . . Ein seliges Lächeln öffnete ihre ro then Lippen, daß die weiß-en Zähne sichtbar wurden. Der Spiegel an der Wand warts ishr das Lächeln zurück, den vollendeten Reiz ihrer blendenden Schön-heit. Die Baron-in erhob sich neue belebt. Ort fernen Sohlen ihrer niedlich-In Schuhe machten ihre Schritte unhör bar. Für- Adriensne, welche nicht schlief, hatte es daher etwas Plötzli liches, als sie mit einemmale dieMama neben sich stehen sali· »Mutterl!« kam es mit leisem Schrei aus dem kleinen Munde, und die glühenden Augen weit ausgerissen, starrte das Kind die Mutter an. Im Augenstick war diese ihrem Himmel entrissen. Alle Träume. Wün sche, Pläne mußten zusammenbrechen wie das tollkiihne Bauwerk eines un tluigen Meisters. Eine kurze Vierte-l stunde hatten ihre rastlosen Gedanken goldene Zinnen in die rosigen Wolken hineinaebaut. Jetzt, am Kranienlager ihres einzigen Kindes, mit einem Blick aus die mehr und mehr veränderten Züge, blieb ihr nichts, ais die ernste, düstere Wirklichkeit «Mutsterl,« fliistert das schwache, heisere Stimmchen, »Sei nicht böse . . ich hab mich so arg erschreckt-« »Kin, Kind, Du hast Fieber, das macht Dich so schreckhaft. Schau, ich bin ja bei Dir. Was willst Du sonst?« Addy versuchte zu antworten Es kam aber kein anderer Tons aus ihrer Kehle, als der des angestrengten Schluckens Hülflos saß die Baroninx die kalten Hände aus der siebet-heißen Stirn der Kleinen. Wie es da drin nen brannte, wie es pochte, wie die Pulssschcäge berstet-un daß jede Ader hervor-trat! Eine Weils schien die Kraniche tühleride Hand wohkthätig zu empfin den. Ali-er gleich daraus saß-te sie da nach: »Kälter,'· stammelte sie, »Ma msa. Wasser.« »So geschsidt höW sch auch murmekte die Bart-Inn und huschte chtezur Klingel Doch noch ehe die Dienerin ein nasses Tuch für die Baron-esse ge bracht, hatte dieMama das Fenster ge Zffneturwihsrezavtenhändeinden frisch gefallen-n Schnee gedrückt Sie naskmen dem gequälten Kinde einen M seiner Leiden. Ja, nach einer Weil-e befand es sich sichtlich viel woh IerDie Mam, der nochsimmer eine rase ausdersmgebramie räu pettesichverlegendwielöcherlichdie titsche-i Wackvchsvfi n am e Wen-ach da kxopsieesandie Mr usw dieJ . bei-sinds erwies-re Wu sex erwiesen-usw — . 1 Tablrt neit verschiedenen Gläsern und Gläschen, theils mit Wein, theils mit wasserllarer Flüssigkeit gefüllt, sowie eine Platte seiner Biscuitsd ans den Tisch. Die Nähe des Krankensbettes schien sie absichtlich zu meiden. ,,Wiinschen Frau Barmin . . « sag te sie mit hoher Stimme. »Nichts, « unterbrach diese sie. - Ohne auch nur einen Blick aus Ad Ikiekme zu werfen, entfernte sich die Zo fe, während sie sich doch noch eben zu vor dem Stubenmädchen gegenüber gerühmt hatte, sie alle-in haihe die Pfle .ge von Baroneß Adrienne in Händen ldie Frau Baronin besitze ja dein Ta lent zur Krankenpslege, wie sie’s schon jbeim armen Herrn Baron selig miter 3 Iebt! I Ganz so talenstslos konnte man die Baronin jetzt wohl nicht nennen. Frei lich, es lag etwasErregtes, Hastiges in der Weise, wie sise den Wein mit der Arzniei sür die Kranke mischte. »Nun trint’, Schatz,« drängte sie eifrig. »Glaub’ mir, das ist gut.« Wie aus Kommando schluckhe Ad rienne einmal, zweimal, dreimal, hel denmiithig die Schmerzen, die das Schlucken verursachte, überwindend. Tlrränchen perlten in den großen, dun keln Augen, als die mühselige Pflicht gethan war. Wieder ein Widerspruch: die Mut ter lächelte vergnügt Was hoffte sie nicht von der belebenden Wirkung des Mittels! Jn der That kehrten augenblicklich die matten Lebensgeister zurück. Ad rienne legte beide Arm-e unter das Köpfchen und schaute zur Martia aus. Richtig, und nun ersparie das Her zmslinid ihr sogar das schwierige Fra gen. »Mutterl, so einen Wein hat mir auch Gras Botbo gebracht . . . Tokayer hat et gesagt.« »So, so? Du tleinse Unschuld, und I . . und wag hakt er denn noch gesagt?« »Nichts.« »Du Dummerl, er wir-d doch nicht stumm gensssen sein«-« Addy’s Antwort klang sehr ängst lich: »Ich weiß nimmer.« »Besmn’ Dich nur. Jch wart ein Bissel.« Wie die Mama so geduldig und freundlich sprach, beruhigte sich das Kind. So thein Adrienne war und so lebendig und ungestüm in gesunden Tagen. sie verstand es wie wenige, sich der rücksichtslosetr Selbstsucht ihrer Mutter zu fügen. Sie war ja ihr »liebst, best, schönst Mutterl·« Es war süt das kranle Kind eine qualvolle Anstrengung, aber der Mut ter zu Liebe brachte sie es Fertig. Mit schwacher Stimme wohl und nicht oh ne oftmals schwer athmend inne zu halten« wiederholte sie, was Gras Bo tho mit ihr gesprochen. Die Baronin saß nrit glühenden Wangen da und horchte aus jedes Wort. Was hatte er alles gesagt? »Ob die Mama bald nach Hause käme? Er sei ein guter Krankenpsle ger, die Jungfer könne ruhig draußen Tbleiben.« Dann hatte er Addh kalte Umschkcige gemacht und sie nach Vor schrift medizinischen Wein winken las - sen. Nachher war er fortgegangen: er lasse det Manto die band küssen· »Und weit-er nichts ?« fragte die Ba rvnin gereizt. »Besmn’ Dich, was noch?« Die kleine Kranke war sichtlich am Ende ihrer Kräfte; es bedurfte eines aberrmäigqi bele Tnniskes, tun sie zum Weitererzähien zu bewegen .,Ja, Mutterl, er hat mich noch ge stagånxgjch ihn gern haben wollte-« »Um-d ein Bisses so lieb wie den Papa?« »Und Du, Du hat doch ja ge iagt?« Adrieime nickte: »Er-as Both-I hat gesagt, es wätd’ halt Dich so freuen. Er wollte es Dir gleich auf dem Ball wieder sagen. Und denk Dit, Mut terl, er hat gansz roth ausgleichen im Gesicht mrd hat mit die Ham- geküßt« »Schau, schau, das war ein Mal techt!« rief die Batonin und lachte. »Komm’, Schatz, gieb mit einen Kuß, und how Nacht träum’ mir wieder so was Schönes.« Sckükmisch dräckte sie das Kind an sich und küßte es. »Aber ich halfs ja gar nicht ge träumt. Der Graf war wirklich bei mä, gansz gewiß, gestren- Nachmit MAX Jn diesem Augenblick erschien die W mä der Schwelle des Neben ziinmeks. »Frau Batonin haben mich aus 7 Uhr zur Trileitte befohlen.« »Gut, Du lau-Ist geben« Die Ba MMM Esich mgtweiu Mal müje » « ’w net iden, es ist tzt schon hold Achi.« Nun erst We die Gebieterin- ein wes-IS den Kopf. Ihre Augen W W einen unstätew Blick, und die blassen Lippen zuckter als sie mit erzwinge ner Ruhe der Zofe befahl, sich zu ent fernen. Sie werde nicht Toiletste ma eher-; auf den Ball gehe sie heute nicht« Ierikiirte sie Kaum jedoch hatte sich dtie Thüre sgeschiossem da brach die leidenschaft kliche Frau in lautes Weinen auss nnd vergrub das Gesicht in Adriennie s La ger »O, Mutterl, nun bleibst Du bei jmir ..... « stammelte das Kind und Zstrectte seine heißen Hände, um jene zu liebkosem die um seinetwillen so eben ein so schweres Opfer gebracht « hatte - Nie waren Mutter und Kind einan jder so nahe gewesen als rn diesem Au genblicke. Die Welt mit ihren locken den Freuden mit ihrer ewig haften »den nimmer tastenden Eitelkeit, mit Eihrer verzehrenden Eifer-facht —— für gdiesen einen Augenblick hatte sie keine TAnspriichr. Advienne lächelte selig strotz Schmerzen, Fröiteln und Fieber ihitze Jm Herzen der Mutter aber irang sich ein Angstschrei echter Mut terliebe hervor: i »Und bleibst auchDsu bei mir, Ast-ri enne?!« 9 Da -—-— voriiber der eine Augenblick .— es tiingeltt »Ein Bouquet fiir Jhre Gnaden die Baronin Kalonitz « »Die Karbe?« fragte die gefeierte EFrau und langte nach den töttlichen Blumen, sich rasch erhebend. Sie war iroth geworden und stottevte verlegen: ;,,O wie schön!'« gerade wie ein junges .Backfischchen, das sein erstes Kotillon sträußchen in Händen hält. ; Ach, da stand ja noch immer der xDiener vor ishr und harrte ihrer Be Tfehlr. »Schon gut, Joseph,« entschloß vsie sich zu sagen, »dem Uebrinsger ei nen Gulden. Elise soll gleich zum; Frisircn kommen. Jch fahre um halka Neun-J« . M: L -:-.-... 0·.«.t.-t« x,:- I ts c ; Juu uns-« Ouujcuk W- qulu Will Blumen und der darin versiecktens EKarie hall- ibrer feinen weißen Handl szu gelten schien, buschte sie in s an grenzende Anlleidezimmer. » " Eine wohlerzogene, aristolrastische Jungfer, wie Elise es war, ließ es sich nicht einfallen, eine Bemerkung über jdsie veränderte Sinnesweise der Herr Jschaft laut werden zu lassen. Desto Zmehr dachte sie still bei sich, während Eibre gewandten Finger sich ragten, die ;versäu1nte Zeick nachzuholen ; Endlich war die letzie Nabel gesteckt. E Mild und königlich wie der la If: "sv zahlende Abendstern war kie fu«-he »Frau in ihrem gewählten jyestschmucle san-zusehen Ein schweres Seidenlleid vrm seegrüner Farbe umschloß in un ;gezwungenen Falten die anmuthige ZGestalt, deren Eben-maß lein Pauschen Hund Puffen der Schneidetkunsi ver ilangie. Um die weißen Schultern wnd zum die Schleppe schmiegie sich der Dunkle Sammet der tiefvioletten Pen Efeez ähnlich dem Schatten, der sich igdem Lichte gesellt, daß es scheinbar an Helle gewinnt. Brillansien funkelien Zum Hals und Arme und strahlten in IForsrn eines Seerns aus dem rolhblon Iden Haar, das in ungelünsielter Ein i fachhevt einzig durch feinen natürlichen IGoldglang die fein geschnittenen Zü ge, das bezaubemdeLächeln, die Wan den so rosig und weiß, lieblich um lracknnte Die schöne Wittwe sie selsdst hörte sdxiesen Namen nicht gern-— hatte we der Zeit noch Ruhe, ihr entzijckendeg ISPiIegelbild lange zu betrachten Sie trast auf den Gang hinaus. Jeden SAugenblick mußte ja der Wagen ge meldet werden. Ekise reichte ihr Fächer und Hand schuhe und war eben daran, ihr den pelzbeseyten Ballmantel umzuhängen alss die Baronin plötzlich die aus der Krankensstube treteanchwester Tres censtia bemerkte, deren Anwesenheit sie nicht vermuth- hatte. »Ei, grüß’ Gott, Schweiter!« rief sie munter »Da hat Sie wohl un ser guter Heirath geschickt?« »Ja, küß« d' Hund« Frau Baron-in Bin auch schon bei der Baroneß drin nen gewesen. . .. Sollten’s nicht noch ein Mal den Herrn hofrath bitten?« Bescheiden stanld sie vor der Baronin Kalonih. Diese lacht-e- ,,Das müßt’ ich ihm gerad’ aus dem Hofball sagen! Aber das wird ihm kein Plaisir fein Wenn der erst Frack und Orden anhat, dann will et auch ungestört set-neu Punsch trinken! ..... Adrienne ist doch icht kräuter? Lassen Sie mich. Per, ich will dem heer Gute Nacht Wen-« Schwester Crescenz vertrat ihr den Weg. »Ich bitt', Euer Gnaden« gehei« nicht hinein. Die Kranke Ueschläft eben du Wes Miet« dieschtvester warf einen chnellen Bitck mit die schlankem Arme und den kaum W verhüllten hats der Ballschönens — »aber wäks nicht besser, wenn die Brau Baronin den Mantel umnäh mens? Euer Gnaden« werden sich ek löste-U »Ach-IF Gott, Sie ängfiMche Schwe ster!« scherzte die junge Frau. »Ein bisserl Haslssschmerzen hab- ich alleweiL und zur Vorsicht . . .. Elise, brsing’ mir rwsch Karbolwasser.« Die Jungfer ging und kam wie der -Win-V. Als ihre Herrin eben noch dsie Hände trocknete, wurde der Wagen ge meldet. Die Baronin ergriff das Beut-Inei ,,Penfees,« murmelte sie. ,,Pensees . . . seine Gedanken-! Und ich, ich habe fekm gedacht.... Von-fees, ihm zu Liebe. Ob et etwas sagen wird?" Dann war Alles Hast und Eile. »Rasch, auf wohlihäiig dämpfenden jGummsirädetn-, toll-te der Wagen da svon ’ Adrienne’s Mutter war gegangen —--— ohne Abschied E Jn sden glänzenden Sälen der Wie ner Hof-barg, umringt von schmei chelnden Freunden und huldiaenden Kavalieren lam der Baronin Kalonitz der grelle Gegensatz zu der trübseligen Krankenstube zu Hause in den Sinn-. Wie sonderbar: mit der glühendsten Einhildungstrasts hatte sie sich hier-her gesehnt, und doch hatte sie nie gedacht, tvie verwirer das Gesumme so vie ler lebenssroher Stimme sie heute be rühren werde wie leer, fast verletzend ihr dtde tausend Redensarten klingen würden! Mit welcher Unlust betrach tete sie ihre eigene gesuchte Toilette, unid wie wehe that ihr heute das glän zende Lichtmeer der hundert und hun dert sich spiegelndens Kerzen! Zu Hause, ja zu Hause, da war es anders — nicht blenden-de Pracht, nicht falscher Schein. Leise im Fieber stöh nen-d und doch so geduldig ihr einzi ges-, engelautes Kind; dort in der stil len Stube der matte Schatten der ver schleierten Ampel und das ernste Kleid der opferfreudigen Nonne. Wohin gehörte sie wohl. hierher oder dorthin — sie. Adrienne’«s Mutter? O, dies sich Fragen, dies Wahlen und Quälenl Dabei empfand sie et was wie Herztlopsen, ganz innen, tief drinnen im Herzen. tin-bewußt« um ihr Gewissen zu beschwichtigen-, schweif ten ihre Blicke über das Gewoge des Tanzsaalez hinweg: sie spähte nach der glatten, runden Gestalt des Hof rathes. Umsonst. Auch den angren zenden Saal konnte sie überschauen. Jhre brenenden Augen bohrten sich in die entfernstesten Ecken. Wieder verge bensk ,,Wo der nur stecken mag? Aber ich muss ihn finden. Mein Gott, wenn er gar nicht aus den Ball getomment Und doch muß ich ihn sprechen, jehi. heute Abend, das Kind . . . . Nein-, wie dumm ich bin, mich zu ängstigen; Adriensne ist ja besser. Schliei sie nicht ruhig, als ich ginng« Jm nächsten Augenblick aber über-kam sie wieder die Angst. Die Baronin litt entsetzlich. Es war gut, daß sie den Schmelz der na türlichen Farben mit Puder und Eau de th etwas unterstüht hatte, sonst wäre das jähe Erbleichen der schönen Frau nvit Bewunderung bemerkt worden. einem entging es doch nicht, Jenems um dessentwillen sie heute hier war· dessen Blumen sie trug, dessen Women fre mit zitterndem Jubel entgegen harrte; denn er blickte nicht flüchtig« sondern mit dem Auge der Liebe. Das auch seine Seele litt, ahnte die Baro win nicht. Sie erwarte-te von ihm keine so tiefen Gefühle, verlangte nichts anderes, als der einzige GegenstaM seiner ritterlichen Liebe, Ieiwer unge schmälerten huldigungen zu sein und -dteheute die entscheidende Frage! Dafür wollte sie ihm nvit ihrer Ant wort die süßeste Gewißheit schenken Mancher würde ihn darum beneiden Graf Botho hatte die Baronin Ka lknitz gleich nach Beendigung des Cer cles begrüßt. Er hatte sie um sein al ies Recht, Soupet und Tischwalzer, ersucht. Dann hatte er nach Adtienne gefragt, unst) trotz ihrer unklar-en Ant twtt einve, wie ihr schien, übertrieben Besorgnisz gezeigt. Die Baronin giawbte aus seinen Worten sogar ei nen versteckt-en Tadel heraus zu ho ren. Seittdem war et spurlos ver schwanden ·- i e Die Musik hatte längst begonnen Zuerst die Polannise, dann kam ein Rauschen und Windeln-, ein-· Glänze-n und Mitten, reicht-s als Bewegung ums Leben. Ein W folgt-e dem andern. die erste Stunde verraten-. Allein det« welchen die schönsten blauen Augen sUW Wt ssch few« Des schönen Wittwe selyIte et nicht an Tänzerin see heute nannte man sie kalt. . - Und dann lam fiir ihre Eitelkeit-, fiir ihre Gefallfuchi, für til-re Eigen- ,T liebe, für ihr Liebeshoffen der schreit-» Z lichste Augenblick Es wen die Stunde-v des Mahle-T die Paare fanden sich zu- « samtnen-»- die Baronin Kaloniy stand allein, Graf Botho hatte sie im Stich gelassen. War er gegangen und ohne Abschied-) Wie sie an diesem Abend an- der Seil-e eines ihr kaum bekannten Herrn gesessen, geirunlenund geplündert, wie sie dann mitten unter den Klän gen der »Wenn-n Donau« von plötzå lichem Schwindel erfaßt und ohnmiich iiq in ihren Waaen gebracht word-en war davon wußte Adrienne s Mut ter nichts, selbst nach Wochen nach dem längst das Bewußtsein zurüxlgei lehrst war. If di- sk sie jetzt noch so nennen? Nie, nie mehr ja sollte sie das herzliche »Mutterl« der süßen Kinderstimme hören. Nie mehr X « würden klein-e Arme sie zärtlich um schlingen, durfte sie die runden Wän gelein küssen. Nie mehr konnte sie ihr kindlich-es Spielen und Scherz-en thei len, und ntie wieder rief das fieberge ängstigte Kind sie an sein Bei-scheint Vorüber das alles! Jetzt dachte sie ihres einzigen Lieb lings und that nichts Anderes, sei-i ihr se die Genesung unsd damit das grau- x same Verständniß ihres Verlustes zu ( the-til geworden, eine lange einsame ’-«z Zeit. Sie jammerte nicht« sie weh klagte nicht, sie kaufte sich nicht die Haare in wildem Schmerz, aber sie schien gebrochen an Geist und Gemütli Da richtete sie das thriinenschwete ,,Adrienne’s Mutter!« Wer würde » I Auge aufwärts gen Himmel Dort oben hinter den Wollen, die wie zart gewobene Schleier das lenszeskichte Blau verhüllten, dort weilten- in un endlicher Seligkeit die singen-den« ju belnden Engelein Und mitten unter ihnen sang und jubelte Marien-ne sel ber, ein teliges Engeleinl HGB AUNNS JUUCUILY Ckk zlll IUZI alg die Baronin sich auf den Hofbalk begab, gerade etwa-«- gebessert schien, hatte Schwester Crescentia bald in die bangeste Besorgnisz versetzt Die . Schwester hatte öfters bei Diphtheritis gepflegt und lannte deren zerstörende I Gewalt. Wie rasch und tin-erwartet tritt das Schlimmste ein! Auf eigene Verantwortung entschlon sie sich, eine dringende Botschaft an den Hofratb sowie an die Baronin in die Hosburg zu entsenden-. Der unglückliche-n Mut ter wurde dieMeldung nicht über-bracht —-«— eine Hoheit führte sie eben zur Quadrille. Niemand ahnte, wie viel hier Eile galt, wag eine Verzögerung bedeutete, als Gras Botho, der am Eingang des Saales stand· Jhm ent ging nichts-, untd er biß unsrnuvhig die Zähne auseinander-. Es war nicht sei nes Amte-, die Baronin zuriielzurusen. Der pflichttreueArzt dagegen liesz nicht lange auf sich warten. Adrienne erkannte den Hofrath und sah mit ihren groß-en Augen Hülfe suchend zu ihm aus. Er vermochte ihr leine zu bringen; selbst eine Opera tion wäre erfolglos gewesen Hätte er nicht früher vielleicht helfen lönnen? Draußen vor dem Hause harrte Graf Botho der Entscheidung Hier auf der kalten, schneebedeckten Straße wurde es ihm lühl urn die erhitzte Schläfe. tühler vielleicht urn’s herz! Er hüllte den Pelzmawtel enger um die Schultern und schüttelte unwillig die klein-en Schneeflocken herunter. Die winzigen Sternchen stoben auseinan der, fielen zu Boden und waren da- . hin. Und so wie sie, zerrann auch ein schöner Traum, ein einziger froher Winter-traum: von Glück und Liebe. Gras Botho zog die Brauen- in die Höhe Mich-: gtitzem ein fsime Schneefternchen auf seinem Arme. Er berührte es mit dem Finger da flog es hinweg. »Wie schwach. wie schwach!« murmelte er traurig. Es war eine stürmische Nacht; der Nordwind sauste und brauste, und sei gewaltige Stimme sprach von Gott. Schwester Crescentia saltetie des Kiy dee Hände usw begann mit Jeman- . die Gebete der Kirche. Kaum hörbar glitt ein« Seufzer von Adriennes Lip pen — die reine Kinderseele stand vor Gott. Eine herzlähmung hatt-e dem jungen Leben das rasckj Ende ge bracht. Lange nachMitternacht brachte man die Varonin nach hause. Sie war von der gleichen Krankheit wie Ad ern-e befallen- Doch während sie in hitzigern Fieber Vergessen fand, lag ihr einziges Töchterchm kalt und bleich RUf der lehnn WML Poch am sekbm Morgen wurde die lleme Leiche Enge-sengt uid W- Lei i ( A-—