Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, December 04, 1896, Sonntags-Blatt., Image 14

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    F I l
Ein liebes Thierchen
Lieutenant Schneide-witz, der auf
Freierssiißen geht, will seine Auser
wählte, eine reizende junge Wittwe,
die vor einigen Tagen aufs Land ge
zogen ist« zum ersten- Male in ihrer
schön gelegenen Villa besuchen. Er
llingelt an- der Gartenpforte und tritt,
da er bemerkt, daß dieselbe unver
schlossen ist« in die nach der Ban füh
rende Kastanien-Allee, als er sich von
einer großen Bulldogge angesprungen
sieht, die schweifwedelnd, mit allen
Anzeichen einer ausgelassenen Freude,
ihre mächtigen Tatzen aus seine Schul
tern legt.
Schneidewih streichelt das Thier
mit der Hand und ruft:
»Nunter mit den Pfoten! Das vers
dammte Biest richtet mich ja schön
zuxsl
Während er von dem Hunde, der
sich gar nicht beruht-gen will, fortwäh
rend angesprungen und mit Sand be
schmutzt wird, hat Schneidein das
Haus erreicht, dessen- Thiir von einem
Diener geöffnet wird.
Erfreut, Frau v. S. zu Hause an
zutreffen, tritt er in das Sahn-zun
mer, immer noch von dem Hunde be
gleitet, der mit einem Satze auf das
Sopha springt undes sich dort bequem
macht.
»Jnfamer Köter!« denkt der Lieute
nun-L »Das Vieh scheint je rechts nett
verzogen zu feint«
Bald erscheint Frau v. S., und
Schneidein hat im eifrigen Gespräch
mit der Dame den Hund bereits völlig
vergessen, als das Thier plötzlich vom
Sopha herunterspringt und die eine
Pfote aus das Kleid der Dame, die
andere aus die Beintleider des Lieute
nants legt.
Frau v. S. scheint sich aber über die
Ungezogenheit des Hundes nicht im
Geringste-n zu ärgern, sie liebtost das
Thier und benennt es mit allen mög
lichen- Schmeichelnamen.
»Wir-flieh ein liebes Thierchen!«
pflichtet Schneidewitz bei, während er
sich im Stillen sagt: »Wenn ich dein
Herr wäre, schlüg’ ich dich windel
weich, niederträchtige Bestiel Leider
darf ich’s nicht, dein-e Herrin würde es
mir nie verzeihen-«
Der Hund wird wieder vergessen.
Der Lieustenanst, der ein aus-gezeich
neter Reiter ist, erzählt gerade eine
hochinteressante Spottgeschichte, als
der Hund« der sich vernachlässigt sieht,
zu tueurren beginnt und die Zähne
« Wis
»Ur-ag, umg, mein yama-es Uner
chen!« meint Frau v. S. und streichelt
liebkosensd das Fell des Hundes.
»Ein äußerst drolliges Thier!« be
merkt der Lieutenant, während er bei
sich denkt: »Diese Frau hat wirklich
eine geradezu lächerliche Vorliebe für
den häßlichen Kötet!«
Man begiebt sichhieraus in das Eß
zimmer, die Dogge natürlich voran.
Durch den frischen Bratengeruch ange
zogen, stürzt sich das Thier mit einem
mächtigen Satze auf die gedeckte Tafel,
packt ein gebratenes Hahn-« und der
schrvindet in den Garten-.
Frau v. S. bewahrt auch hierbei
ihre volle Ruhe und meint nur
lächelnd: »Thut nichts, ein recht när
risches Thierchen!«
»Sie haben wohl Hunde seht gerne,
gnädige- Frau?« kann der Lieutenani
nicht umhin zu fragen —- »—Jch
Hunde? Ich kann sie nicht ausstehen!«
»Aber diese Dogge scheinen Sie
doch sehr zu bevorzung« — »Das ist
etwas Anderes-, weil Sie Ihnen-« —
»Mir?« ruft Schneiden-its erstaunt.
»Ich kann keinen huinxd von Weitem
sehen! Mir gehört der Hund nicht!«
—- »Wie, der Hund gehört nicht Ih
nenscck — Ach, dann gehört der häßliche
Köter irgend Jemand in meiner Nach
barschaft, und wir haben die ganze
Zeit mit dem Biev vertrödelt!«
—- M -——-——-—
Gleiches mit Gleichem
Der durch seine Sonderbarkeiten
bekannte Helmstedter Professor Ja
kob Beireis hatte bei seinen adeptischen
Versuchen einige chemische Stoffe ent
deckt, weiche ihn schon in verhältniß
mäßig jun-gen Jahren zum reichen
Manne machten. Seinen Neichthum
benutzte er dazu, allerhand mehr oder
niinder toerthvolle Sammlungew an
zulegen Arn berühmtesten war- seine
Autonratensamrnlnng rnit dein Bau
mssvtkschtu Fkötmspisleh der flei
senden Ente und andere. Ferner sam
tneite er Mineralien und Edelsteine,
Mit-, Messer-. Käfer-»und Schmet
terlinse, sowie alles anstiawcrisch
Wt Use
s- Delmstrdt lebte damals der Aw
HMWH Wap- nknx »r
W wert-hockte Stück bereichert
F« 1
hatte. Einst kam Bern- zu Beireis und
boi ihm eineSilsbermünze aus derseit
des römischen Kaisers Marcus Anre
lius an-. Die Münze war ganz abge
gliittet, und man bemerkte nur die
Buchstabenwbinsdungen »Mar" und
»ur« sowie die Umrisse eines Kopfes.
Professor Beireis holte die Münzen
hervor, die er bereits aus der Marc
Alard-Zeit besaß, und es stellte sich
heraus, daß darunter keine von der
Gestalt und Größe der angebotenen
Münze sei. Bern stellte den Preis für
dieselbe ziemiich hoch, so daß Beireis
sich nicht sofort entschließen konnte. sie
zu kaufen. Er sagte, er wolle sich die
Sache noch überlegen, Bern solle am
nächsten Tage wiederkommen.
Der Kunsthänsdler kam denn auch
zur bestimmten Zeit, und nun machte
ihm Beireis den Vorschlag, er wolle
die Münze gegen ein werthvolles Ge
mälde von Remdrandt eintauschen.
Bern horchte hoch auf. Das war
mehr-, als er gehofft hatte. Jedoch
kannte er die zu Scherzen ausgelegte
Natur des Professors zu gut und bat
daher, ihm das Gemälde zu zeigen.
Mit großem Ernste brachte Betreis ein
kleines, schlecht gemaltes Bild, welches
den Brand eines Schlosses dar-stellte,
aus dem einige weibliche Gestalten
fliehend heraus-eilten Jn einer Ecke
stand der Name »Neinbrandt«.
Der Kunsthärxdler beschaute das
Gemiilde sehr aufmerksam und sagte
dann: »Mit diesem Bilde hat man
Sie betrogen. Die Inschrift in der
Ecke hieß ursprünglich »Hasrembrand«.
Man hat das »Ha« ausradirt, ein »t«
hinzugefügt und so ans dem Titel des
Bildes den Namendes berühmten Ma
lers gemacht.«
»Und mit Jbrer Münze,« erwiderte
Beireig lächelnd, ,,sind Sie ebenfalls
betrogen. Die Münze ist eine Mark
Hamburgisch. Von der Mark ist das
»Mar«, von Hamburg das »ur« stehen
geblieben.«
Seit dieser Zeit hat keiner der bei
den Kunsttenner den anderen mehr zu
überlisten versucht.
Ter »Verein der Pautasselehk
den.
Nach Mittheilungen eines abtriinnig
gewordenen Wittwers von
Carl Hausen
Angesichts der unzähligen ziel- und
zwecklosens und somit überslüsstgen
Vereine, darf die Gründung des oben
genannten mit großer Genugthuung
begrüßt werden. Sie entspricht einem
von Tausenden längst empfundenen
Bedürfnisse und verdient insofern den
Vorzug vor den meisten geselligen
Vereinen, als sich in demselben aus
nahmslos gleichgesiimmte Seelen zu
sammensinden., denen es ein wahres
Ladsal ist, streng unter sich zu sein,
sich in Gesellschaft von ihres Gleichen
auszuseuszen und sich, da getheilt-er
Schmerz, halber Schmerz, gegenseitig
ihr Leid zu klagen. Und das »sans
gene«, wie die Jnsassen der sibirischen
Straftolonien mit einander verkehren.
Jn den letzteren weiß nämlich Jeder,
daß der Andere auch ein schwarzes
Schaf ist, dem er also nichts vorzu
heucheln oder vorzulügen braucht, und
das erleichtert den geselligen Verkehr
sehr wesentlich.
So ist es auch im »Vean der Pan
toffelhekden«. Es sällt Keinem ein,
sich zu brüsten, daß er Herr in seinem
Hause sei; daß er thun und lassen
könne, was ihm beliebe; daß seine
Gattin nur sitt ihn lebe und ihm in
allen Stücken Gehorsam leiste, oder
gar, daß seine Schwiegermutter über
haupt nichts zu sagen habe. Er sagt
nichts von Alledeim er gesteht ohne
Rückhalt, daß er ein richtiger Pantof
sekheld sei und wennauch nur ein Ein
ziger darüber eine Miene verzöge, so
würden demselben alle Anderen zuru
fen: »You’re another!« Jn Deutsch
land war es im Mittelalter sehr ge
fährlich ein Pantossekheld zu sein imd
die alten Chroniten wissen manch’ hei
teres Stücklein von der Maßregelung
solcher sogenannter Männer zu berich
ten, welche, der vdn Gott geschaffenen
Ordnung zuwider, sich von ihren Ehe
xrauen thrannisiren, oder gar prügeln
Solchen erbärmlichen Creaturen
wurde m der Fastnacht das Dach ab
getragem oder ein Wagenrad aus den
Fast getragelh Jn anderen Gegenden
ward die öffentliche Schmach auch aus
die pslichtveegessene Frau übertragen,
indem man dieselbe zwang, hinter dem
est-lehrten Gatten, rücklings aus einem
anderen Esel, mit dem sie
nicht verheirathet war, durch
die Strohm- zu reiten, be
gleitet von einer jchlenden Men
U
ge, die das Paar verhöhnte und mit
Kletten bewarf. Obendreins wurde der
so an den Pranger Gestellte noch zur
Bezahlung einer Tonne Bier verur
theilt, welches von der Menge, auf die
baldige Erlösung des Geschädigten
von seinem Joch, geleert wurde.
Es ist ein wahres Glück,.daß heute
mildere Anschauungen herrschen-; es
gäbe ja nicht Esel genug für all’ die
herrschsüchtigen Weiber und angesichts
des enormen Bier-Konsums würde
eine neue Roms-Bill die Wirth
schaftssTaxe auf ein paar Tausend
Dollars erhöhen:
Heutzutage liichelt man höchstens
über einen solchen Schwächling von
Mann und bedauert ihn, statt ihn zu
bestrafen, dieweil er schon durch das
Schicksal hart genug gestraft ist.
Zum Wohle und Besten solcher Le
ser, die vielleicht Ursache haben könn
ten, dem eingangs genannten Vereine
beizutreten, sei im Folgenden einiges
über die Statuten und das Ceremo
nial mitgetheilt.
Paragraph 7. »Das Aufnahms
gesuch des Kandidaten musz auch die
notariell beglaubigteGenehmigung der
Gattin des Betreffenden tragen; fer
ner müssen neben ihrer Unterschrift ei
nige ihm während eines Ehezwistes
ausgerissene Haare angesiegelt sein«
Paragraph 8. »Die Genehmigung
der etwa vorhandenen Schwiegermut
ter ist unnöthig, weil eine solche über
nicht zu erlangen wäre.«
Paragraph 9. »Die Bezahlung der
Beiträge muß von der Gattin getrau
tirt werden«
Obige Paragraphen sind nöthig zur
Perhütung der Aufnahme Unberufe
net, welche es vielleicht darauf abge
sehen haben, die Geheimnisse des Ver
eins zu erforschen und dessen Mitglie
der der öffentlichenLächerlichteit preis
zugeben. Aus demselben Grunde muß
sich jeder Kandidat auch noch einer
Aufnahmepriifung unterwerfen und
eine Reihe mitunter sehr tniffiger Fra
gen zufriedenstellensd beantworten,
B ·
z. ..
Auf die Frage: »Wann haben Sie
geheirathet?« muß der Kandidat ant
worten: »Ich bin am so und sovielten
des Monats X im Jahre 18. .gehei
rathet worden!«
Nach der ersten Pflicht des Gatten
gefragt, muß er antworten: »Seiner
Frau in allen Stücken gehorsam zu
seini«
»Wer ist also der herr im Hauses«
»Die Frau!«
»Was ist das ersteWort, womit Sie
Ihre Gemahlin des Morgens be
grüßen?'«
»Guten Morgen, Schafgl«
»Und das letzte Wort vor dem Ein
schlafen«?«
1
»Das hat stel
lDas ist nämlicheine von den tniss
lichen Fragen. Hätte er eine andere
Antwort gegeben, so wäre er beim Ex
amen durchgesallen.)
Sehr wichtig ist auch die Beantwor
tung der Fragen: »Wem gehorchen die
Kinder mehr?« und »Aus welchem
Fuße stehen Sie mit dem Dienstmäd
chev?«
Antwortet der Kandidat z. B» daß
die Kinder ihm mehr gehorchen, so er
regt das schonZweiselan sein-er Wahr
heitsliebe. Und leugnet er, mit dem
Dienstmädchen aus gutem oder ver
tvautem Fuße zu stehen« so lügt er
gansz gewiß, da in der Regel das Um
getebrte der Fall zu sein pflegt, die
weil die Dimstmädchm einen solchen
armen tyrannistrten Ebemann meist
bemitleiden—mitunter allerdings aus
selbstsüchtigen Gründen.
Nach bestaner Prüfung, muß
sich der Kandidat seiner Stiefel entle-»
digen und aus allen Vieren zum Kreu
ze kriechen, welches über einem in der
Mitte des Saales befindlichen Altari
vor dem Bilde der Gattin des Kandi-s
daten ausgestellt ist. hieraick leistet er,i
ohne jede ,,reservatio mentalis«, den?
vorgeschriebenen heiligen Eid undj
küßt den von seiner Frau geliesertens
Pantoffel, nachdem er mit demselben
dreimal aufs Haupt geschlagen wor-»
den ist. Nach dieser Ceremonie wer-s
den ihm die Taschen durchsucht und,!
falls sich kein Hausschliissel bei ihmi
vorfindet, wird et siir ausgenommen!
ertliirt Hat man aber einen Haus-!
schlüssel bei ihm gesunden, so wird er:
mit Schimpf und Schande aus dem
Tempel gejagt. l
- Die regelmäßigen Staungen des!
samt-i find-» qu- viekzcha Tage unt-l
zwar am Freitag statt, nach dem Aus
gangiitage der Dienstmädchm. Das
Mitglied erhält nur gegen Vorwei
sung einer Erlaubnistarte der Gattin
Einlaß. Aus derselben muß auch er
sichtlich sein, wie lange des Wdet
Karte ausbleiben und W er trin
ten dars. Die Zahl der Gläser muß
in Buchstaben geschrieben sein, weil es
c c- J
vorgekommen ist, dasz ein Mitglied
aus der Zahl 1 vor den Worten »Was
Bier« eine 7 gemacht hat-.
Erössnet wird die Sitzung stets mit
einem Chorliede, meist dem »Gaudea
mus igitur« resp. »Ein freies Leben
führen wir . . . .«, welches jedoch in
sehr gedärnpstem Tone gesungen wird.
Das Liederbuch enthält unter anderem
auch eine Bearbeitung des Gasparorm
Walzers, dessen Tendenz dem neuen
Titel entsprechend: »Sie soll dein
Herr sein« . . . . abgeändert ist.
Je nach der Anzahl der gieten Zeug
nisse von der Ehesran, wird das Mit
glied mit dem Orden I., U. oder
Ill. Klasse belohnt. Der Orden
Ill. Klasse besteht in einem kleinen
Waschlappen. welcher im Knopsloch
getragen wird. Der Orden U. Klasse,
in Gestalt einer lleinen ledernen
Knute am Bande, hängt dem damit
Geschmückten zum Halse heraus; und
der Orden l. Klasse, ein goldenes
Pantoffelchen, wird an dem Westen
läppchen angebracht. Man sieht es be
reits an sehr vielen Leuten, welche irr
thiimlich fiir Freimaurer gehalten
werden. in Wahrheit aber »Pantossel
helden« sind.
Das Clubhaus ist sehr einfach aber
ziemlich lomsortabel eingerichtet. Von
einem Badezimmer und »Barbershop«
wurde Abstand genommen, weil den
meisten Mitgliedern gewöhnlich von
ihren Frauen- derKovs gewaschen wird
und sie schon daheim genügen-d Haare
lassen müssen.
Das Amijsanteste im Club sind die
»milden Abende«, welche allmonat
lich einmal abgehalten werden. Bei
solchen Gelegenheiten herrscht völlige
Ungebundenheit und die Mitglieder
diirfen nach Herzenslust ihrer Laune
die Zügel schießen lassen und sogar
Schwiegermutter-Witze reißen.
Als Erösnungsliesd wird das Cou
vlet mit dem Refrain »Wir brauchen
leine Schwiegermama« gesungen.
Hierauf hält irgendeiner eine Paute
gegen das Ehejoch und die Weiber
knechtschaft, nach welcher jedes Mit
glied ein Abenteuer zum Besten geben
muß, bei dem er seineFrau hintergan
gen, resp. »gefuhlt«« hat. Inmitten
dieses tollen Treibens ruft Plötzlich
eine Stimme in den Saal: »Die
Frauen kommen!« und wer sich da
durch aus der Fassung bringen läßt
und aus der wilsden Rolle fällt, muß
eine Runde komm-en lassen. Die
Dauer dieser wilden Abende ist nicht
beschränkt und Jeder bleibt bis in die
kleinen Morgenstunden, auf die Ge
fahr hin, daß es ihm einen Hut, ein
Seidenileid oder eine Badereise kostet.
Dreimaliges Fehlen an wilden
Abenden wird mit Ausstoßung aus
dem Verein geahndet.
Falls ein Mitglied seine Frau
durch den Tod verliert darf dasselbe
resigniren. Wird es aber durch Schei
dung los und ledig, so ist ihm gestat
tet, die wiiden Abende mitzumachen
Wer sich wiederverheirathet, kann
wieder ausgenommean und wird
bei einer vorgeschriebenen Ceremonie,
nach einem Knutenhiebe von jedem An
wesenden, mit der Dornentrone ge
schmückt untd zurn Märtyrer erhoben,
welche Würde ihn von der ferneren
Bezahlung der Beiträge befreit.
Von der Ausnahme ausgeschlossen
sind nur: Böcker,Nachtwächter, Nacht
Redatteure, Nordpol- und Ast-ihret
sende, weil diese durch ihren Beruf
verhindert sind, »Pantoffelhekden« zu
werden.
Der Verein hat auch ein Ehren
Mitsglied Es ist dies ein Man-n, der,
nach dem Tode seiner Frau, seine
Schwiegermutter geheirathet hat.
Die Schule des Bereits.
Der Chef des Sicherheitäbuoeaus in
Paris, Herr Cochesort, hat seinen Un
tergebenen einen Saal zur Verfügung
gestellt, worin diese Ghmnastit trei
ben, fechten und boxen lernen können.
Namentlich in letzterer Fertigkeit fin
det jeden Morgen und Abend gründ
licher Unterricht statt. Ueber diese Lä
cherlichteit spottet nun der »Gil Blas«
in folgender bizarrer Schilderung die
er von einer solchenLettion giebt. Ort:
Der ghmnastische Saal. An der Decke
hängen die bekannten Utewsilien, an
den Mauern Iechterrnasim, Fecht- u.
Box - handschwhe, Fleuret3, Degen,
Säbel. Der Lehrer, von den Unter
richt nehmen-den Agenten der Sicher
heit umgeben, hat soeben einen theore
tischen Bortag beendet. Ein- Bürger
wird herbeigeführt Lehrer (zu dem
Wiege-ex Gehen Sie ruhig spazieren.
—- Biirger (geht spazieren). —- Lehre-r
(zu einem der Eigentum Fort-ern Sie
ihn cui- nieht stehen zu bleiben und die
Passnge nicht zu störet-. — Der Ugent
stürzt sieh aus den Bürger und mit ei
trsiiftigai Faustqu erreicht er es,
L -
daß das Bersuchslaninchen zur Erde
stürzt und etliche Meter weit davon
rutscht. Der Bürger erhebt sich mit
zerbrochen-km Kiefer. —- Lehrer («die
Brauen runzelnd): Sie haben also
nicht begriffen, was ich Jhnen so oft
eingeschörft habe? Sie haben den
Mann ganz ungeschickt behandelt; Sie
fordern ihn auf, die Passage nicht zu
stören und bewirken es, daß er sich 10
Meter weit aus der Ende wälzt· Seien
Sie so freundlich, es noch einmal zu
versuchen. —- Der Agent wirft sich
abermals auf den Bürger und dies
mal trifft sein Faustschlag so heftig
die Nase seines Opfer-s, daß ein Blut
strahl daraus hervorbringt. —- Der
Lehrer (wüthend): Das heißenSie ar
beiten? Das heißt man ja massalri
ren! Boren ist eine Kunst, Monsieur,
jawohl, eine Kunst. Fangen Sie noch
einmal an!—— Der Agent sammelt sich
eine Minute lang: dann boxt er mit
wuchtigem Schlag die Faust seinem
Opfer in die Magengegend. Der Bür
ger stürzt endgiltig zur Erde. —- Der
Lehrer ldenLeichnam untersuchend zu
dem Agenten): Und dazu braucht so
ein Mensch drei Versuche!
« ..- - » »
«Wahrtra·mne«.
Zu den sogenannten Wahrtriiumen
wird der »Straszb.Post« aus Bern ein
Erlebnis-, zur Verfügung gestellt, des
sen Schilderung wir nachstehend im
Wortlaut wiedergeben: »Noch meiner
im Laufe der Jahre gemachten Beip
hachtung lommen Visionen undWahr
träume häufiger vor, als man anzu
nehmen pflegt· Meistms werden sie
über einen lleinen Familienlreis hin
aus nicht bekannt und gehen im Tru
bel des geschäftlichenAlltagslebens un
ter. Jch könnte ein paar Fälle erzäh
len. Einen davon gestatte ich mir hier
mitzutheilen. Jn der Nacht nach un
serem Abiturienten- oder Maturitäts
Examen, wie wir hier sagen, hatte ich
folgenden Traum: Wir sspazierten
sämmtlich zum Stadithor hinaus und
gelangten zu der hohen Aare - Brücke.
Da fiel uns im jugendlichen Uebermu
the ein, die Brücke auf der steinernen
Brustlehne zu passiren, die Einen aus
der linken, die Anderen aus der rechten
Seite. Als wir ungefähr in der Mit
te der langen Brücke angelomen wa
ren, stieß einer einen langen Schrei
aus — flugs sprang man auf das si
chere Pflaster, —— aber da fehlten Sie
ben an unserer Zahl. Die Andern
waren abgestutzt Vom Schrecken er
wachte ich. Als wir am zweiifolgen
den Morgen zusammenlamen, um das
Ergebnis unserer Prüfung zu erfah
ren, vermochte ich die Namen der
Durchgefallenen zum Voraus anzuge
ben, indem ich die von der Brücke Ge
stürzden aufziihlte. und siehe da, eine
Stunde darauf bestätigte der Neltor
meine Liste· Ach, seither haben schon
mehr als dieHiilfte der damaligen-Ahi
turientm vom schwindelnsden Gelän
der der "Briicke des Lebens den Schritt
nach auswärts gethan.«
Lriginellr Tapeten.
Die einstige «schwed·"rsche Nachtigall«.
Christine Nilsson, welche gegenwärtig
ein reizendes Häuschen in Madrid be
wohnt, hat bei dessen Ausstattung ei
nen, wenn auch nicht gerade allerlieb
sten, so doch zum Mindesten drolligen
Gedanken zur Ausführung gebracht,
infolge dessen zwei ihrer Zimmer bei
ihren Freunden mit dem Spottnamen
»Archive siir Musik unid Magen« be
legt wol-den sind. Die große Sänge
rin hat nämlich beide Zimmer in
höchst merkwürdiger Weise tapeziren
lassen; ihr Schlafgemach mit den No
ten all der Lieder und Partien, welche
sie in ihrer langen Künstlerlaufbahn
so oft gesungen hat, unsd ihren Speise
saal mit all den — wohlverstanden be
zahlten — Rechnungen aus den Hotels
aller Herren Läniden in denen sie aus
ihren Gastspielteisen gut gegessen hat.
Wie viel heitere und triibselige Erin
nerungen sich an diese Neliquien einer
Künstlerlausbahn tniivsen mögen!
Wie vieler Freunde und Neider sie
täglich gedenken muß, wenn sie bei der
Toilette und bei den Mahlzeiten die
Tapeie an ihren Wänden studiri! Und
man iann sich vorstellen, wie die mu
sikalischen Geisterstimmen sie allabend
lich in Schlummer singen, wie der An
blick all der einstigen Taselsreuden ih
ren Appetit siir die Genijsskgegenwäv1
tiger Mahlzeiten schärstt ;
-—..,-.. .
Zu viel verlangt.
—
Die bessere Ehehälfte (kneisen-d):
«. . . . Aber Edgar, so laß mich doch
autreden!«
Es (gelassen): »Was sällt Dir ein,
meine Liebe — so viel Zeit habe ich
nicht: ich muß übermorgen verreisen!«
.—.-«.. ,—.. «-- -«.—
Die Macht m Mit k.
(Von Goethe dem Jüngeren.)
Sah ein Knab’ ein- Möpschen gehn,
Möpschm auf der Wiese,
Aengstlich blieb der Knabe stehn,
Dacht, wie, wenn dem Mbpschen schön -
Jch gleich etwas bliefef (
Mist-schen Mispschm. Möpschm
» schwarz «
Mopschen auf der Wiese. - ,
Knabe bläst, was er nur kann,
Möpschen streckt die Glieder,
Hört sich die Posaune an,
Fängt zu inneren an alsdann,
Setzt hierauf sich nieder.
Möpschem Möpschem Möpschm »O
schwatz, f
Möpschen unter’m Flieder.
Und der Knab’ blies nach und nach
Mozart, Wagner, Hat-du« -
Möpschen winselt bang und zag, «
Hals ihm doch kein Weh und Ach.
Mußt’ es eben leiden
Möpschen, Möpschem Möpöchen
schwatz.
Miipscheu auf der Weiden (
Knabe nimmt den Bortheil wahr,
Hört nicht auf zu blasen,
Or’ntlich lonnt’ er es nicht zwar,
Hundemäßig war’s fürwahr,
Dennoch einigermaßen
Möpschem Miit-schen- Möpschm
schwatz,
Möpschen auf dem Rasen.
Knabe blies im tiefsten Baß
Jhni noch einige Touren,
Hündchen freut sich drob fütbaß
Und fein Aug’ wird thränennaß,
Hört drum auf zu lnurren.
Möpschen, Möpschev, Möpschen
schwatz.
Möpschen auf den Fluren.
Ter Wirdh un de Gellner.
Zwee Gellner hat ä Wirdh gehabdt,
Zwee tanz oerbfligsde Vöchel;
Sie warm Se, wenn der Abend gam,
Veneweld in der RecheL
Das had dem Wirdh, dem tuten Gekl,
Verbidderd viele Schdunden;
Er schdegulird drob Dag und Rachd
Un ries: Jch hol-I tefundent
Er drägd den Gellnern schdreirge ass,
Bei jedem Gang zum Fasse
Zu bseifen eenen Marsch, ä Lied,
Wiss ähsn nu grcode dasse.
Er denkt-: so lang der Gerle bseish (
Js’s mit dem Drinlen alle;
Un sreid sich ieber sei Schenie
Jn diesem schwier’chen Falle.
Das Ding dhat kut; so ost de Dhiek
Gegnarrd im Drebdenhause,
Erglang Se ooch vom Geller rnss
Ae Bseisen ohne Bausc.
i
Und trotzdem sieht allabendlich,
Wie sonst, so sier de Folche,
So gniille, wie nur je vorher-,
Der Wirdh de beeden Sckforolche
Drum s chleichd er in den Geller einst,
Ae Marsch war da get-fisan s-—
Un sinsoet Zwec, stadd Even-en nur«
Da hob Mich wich begriffen
Der Eene zabsd und bseisd derzu,
Daß rings de Fässer schollen-;
Der Andre drant derweile, dann
Verdooschden se de Rollen.
-—- . - -. «
Bittere Replit.
Eine Frau bemerkt, daß ihr Mam- I
lden Eherinsg nicht am Finger trägt,
sondern in seinem Portemonnaie aus« i
bewahrt, und macht demselben daher
Vorwürfe
Mann: »Was willst Du dennf (
Dorthin gehört er auch! Du hast ja
nicht mich, sondern nur mein Vorte
-»»,. »,.,.. f» . --« --
Selbstertenntniß.
Onkel; »Für die Zeit, die Du wirt
lich lerwst, will ich Dir, in Gottes Na
men, die nöthigen Mittel gewähren;
für sdas Andere mag dann-Deine Mut
ter sorgen-!«
Studiosus: »O Gott, ich wußte ed H
ja, das Meiste bleibt wieder an der or- ’
men Mutter hängent«
A.: «Verste Si « I«
B.: »Ja, obernnnrkwfettfrizich sel
ber spreche.«