Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, December 04, 1896, Sonntags-Blatt., Image 11

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    ,
J- s
mir Spott und Grausamkeit aus
" drücke-n Wäre sie aber im Stande,
darauf besser zu achten und die Lau
scher einen nach dem anderm in das
Jnge zu fassen, so würde sie erkennen,
- Paß fast Alle, darunter selbst ihre ein
stigen größten Neiderinnens, von Mit
i sleid erfüllt inThränen ausbrechen und
. ein Murmeln umhergeht,das die Rich
ter der Härte zeibt. Doch die Gesetze
-’ der Stadt sind wie in Felsen gegraben
« so unerschiitterlich, und Niemanden
; giebt es, der so mächtig wäre, sie durch
« das Wort »Begnasdigung« zu ändern.
Niemand als der Herzog des Landes-,
doch dieser ist fern im Felde und daher
seine Hoffnung für einen Einspruch
von »oben herab«.
Keine Hoffnung! Keine Aussicht!
Oder doch eine?
Könnte das-Heil, das nicht von oben
herabsinken will, von unten nicht kom
men? Giebt es nicht ein altes Recht,
das-»unter ein-er seltsamen Bedingung
dem letzten der Unterthanen ein so ge
waltiges Veto verleiht, wie das,
welchesder Herrscher besitzt?
Ja, ja, es giebt ein solches Recht,
ein zwar noch niemals benütztes, ein
vergilbtes, oergessenes Recht, aber es
eristirt und es heißt: Das Recht des
Heute-es.
Das Recht des Henkers! Walter
hat es in Erfahrung gebracht unsd ist
Freiknecht geworden, um es ausüben
zu können. Wie mag es lauten? Jhr
sollt es sogleich erfahren.
Der Zug ist vor dem Rathhause an
gekommen und in die Schranken getre
ten, in deren Mitte derRichtblock steht.
Meister Hans nimmt Walter das
Richtschwert ab und bedeutet ihm,Lin
chen das Haar abzuschneiden Wal
ters Hand greift in die Fülle des gol
, denen Stroines, der über den leuchten
den Nacken herabrinnt, und fährt da
ran wohlig herab; Und nun -— statt
mit der anderen Hand das Seher-mes
ser zu erheben, umarmt er das arme
Mädchen vor aller Welt, zieht sie nahe
an sich und küßt ihr Stirne undWan
M.
Gin Ruf des Erstaunens ertönt aus
zahllosen Kehlen und zornig versucht
der Freimann den ungerathenenKnerht
von dein Mädchen zu trennen, da
zeigt dieser denlliechtsbriei hervor, den
er in einer Lade seiner Knechtssiubc
vorgefunden, nnd tust den Raths
männern nnd Mönchen zu: »Ihr ehr
samen Richter, bochwiirdigen Gottes
männer, nicht lasse ich dies Tltiidchen
dem Tode Zur Braut! Nach nltem
Rechte siit sie schon gerichtet, wenn ein
Henker sie sreit. Wohlan, ich fordere
sie zum Weibe und erbitte Eure Bei
willigung!«
Eine sprachlose Verwunderung er
greift alle Hörer-, die so llnbegreiflis
ches nicht erwartet. Aller Augen rich
ten sich auf denRichter der-Stadt Die
ser, nach kurzem Besinnen, nickt Wal
ter beisällig zu, wendet sieh dann an
Linchen, die, in Gebet versunken, nicht
beobachtet hat, toag um sie her vor
geht.
«Lina, Tochter Ebert’s, des Was
senschmieds, bist Du geneigt, dieses
Freilnechteg Ehefrau zu toerden?«
Er sagt es und deutet aus Walten
Mechanisch folgt Linchenz irrer
Blick diesem Winke und bleibt anWal
ters Angesicht hängen, an dem Ange
sichte des Freundes, der, sein Lieb
vor dem Richtschtoeri zu retten, alle
ihre Schulden ausgelöscht hatte, unid
wie ihr ein herrlicher, tiefer Liebes-blies
das-aus entgegnet, erkennt sie den be
sten der eliemaligenFreier und versteht,
daß er es gut mit ihr mein-e, so gut
wie kein anderer Mensch aus Erden,
und mit deleussrhrei: »Du mein Er
löser!« sinkt sie ohnmächtig an ihm zu
Boden -.-. - « -.-,» - « -...- -- -.
Er hat Linchen erlöst. Aber nicht
so, wie er es wollte, in feine Schran
ken und Bedenken kennen-der Leid-en
schast. Die Sühne der irdischen Ge
rechtigkeit, die er hatte vereiteln wol
len, wurde vom Himmel erfüllt Als
man Linchen emporzurichten und zum
Bewußtsein zu ertveckensuchte, erkann
te man, daß sie leblos war. Die Freu
de batte sie getödtet. Man verscharrte
die Leiche vor der Kirchhofmauer. Der
getreue Walter blieb nicht lange Frei
knochi. Wenige Tage nach Linchen’s
Beerdigung entwich er dem Freimann
und sloh iiber die ungarischen Grenze.
Jn weiter Ferne, wo ihn- Niemand
kannte, wo Niemand wußte, daß er
Freiinecht gewesen, trat er in Kriegs
dienste und soll — so erzählte in spä
terer Zeit ein Gerücht —- ein berühm
ter Hauptmann wider die Kumanen
geworden sein.
Ein kleines Mißverständ
reiß.
. «Wiinssch’ ich mir da einen Nebel
WiAppamt zu Weihnachten, und
war Nschigt mit mein Onkeli«
un « .
Künstler-elend.
Wenn derTheatersaal imGlanz von
tausenden von Kerzen erstrsahlt, wenn
eine schaulustige Menge begierig auf
die Bühne sieht und Künstler und
Künstlerinnetr froh erregt, sich bestre
»bens, ihr Bestes zu geben, wenn sie sich
sbejubeln und bewundern lassen wollen
I— dann denkt wohl Niemand daran,
daß das Künstlerdasein auch seine tie
fen Schattenseiten hat, daß die rauhe
Hand der nackten Wirklichkeit auch das
leichtlebige Völkchen nicht verschont,
von dem man sonst nur glaubt, daß
der Funke der Genialitiit sein Dasein
verschönt wnd daß es sich mit Künst
lerhumor und hochfliegendem Künst
lersinn über die gewöhnlichen Miseren
des Lebens hinwegsetzi. Für gewöhn
lich liest man auch nur dieHumoresten
aus der Künstlserlaufbahn, und wenn
man mit den bevorzugten Vertretern
dser Kunst zusammenkommt, so erzäh
len sie auch nur von- den angenehmen
Seiten ihres Schaffens und die Küm
mernisse und Entbehrungen ihrer An
fangzthätisgkeit verklären sich in dem
goldenen Licht der Erinnerung, wie es
den-n glücklichesweiseiiberhaupt ein tie
fer Zug des menschlichen Herzens ist,
daß man die bösen Stunden der Ver
gangenheit vergißt und nur die ange
nehmen Augenblicke in der Erinne
rung behält.
Ein WienerBlatt veröffentlicht eine
Schilderung von dem Leben einer
Künsstlertruppe, die durch widrige
Umstände in der Kaiserstadt an der
schönen blauen Donau zurückgehalten
wird. Wir lassen die Schilderung hier
folgen, es handelt sich usm die Sla
wianski-Truppe, die weit über dtie
Grenzen ihres Vaterlandes hinaus
bekannt geworden ist. Der Vorfall ist
kraß, das geben wir zu, aber es sind
auch bei uns Dinge vorgekommen,
welche sogar die Gesetzgebung zum
Einschreiten nöthigen. Unter dem Ti
tel: »Wie die Slawiansti-Truppe
wohnt und lebt« veröffentlicht das
Wiener Blatt Folgendes-:
»Im vorigen Monat plante die Di- "
nettion von »Venedig in Wien« als
HSchluszsensation die Veranstaltung ei
’ner Reihe von Konzerten der russischen
i
;
iSängerin Nadina Slawiansti mit
Iihrer Voiallapelle. Die geseierte Sän
jgerin erkrankte an einem schweren
HFußleiden und war gezwungen, Kons
.zert um Konzert abzusagem Schließ
ilich trat sie doch einmal aus« aber Von
Hda ab konnte an ein weiteres Konzert
inicht mehr gedacht werden. Frau
jSlawiansti erkrankte ernstlich und
mußte alle Konzerte absagen.
Das war gegen Ende September.
ISeitdem lebt die Sängerin mit ihrer
Kapelle in Wien, die Truppe in elen
den Massenquartieren und den Qua
len des Hungers preisgegeben Spe
ziell die jungen Mitglieder der Ka
pelle, die Sängerin-aben, sind schlimm«
daran.
Jhr »Quartier« befindet sich in der
Brigitte-nan, weit draußen in der Klo
sterneuburgergasse, wo die Straße
schon ihrem Ende zugeht. Es ist eines
der ärmsten Viertel Wiens Das
Haus Nr. 54 gehört einer Pferde
sleischkocherin Namens Barbara To
met. Es ist ein ebenerdiger, niedriger,
halbzersallener Bau. Eine Holzwand
schließt den Hof des Hauses gegen die
Straße zu ab. Ein Hausthor giedt’s
nicht« man gelangt nur durch den Hof
in’s Haus. Ein zwölfjähriges Mäd
chen mit einem Kind auf dem Arm
steht beim Eingang. Sie weist dem
Suchen-den den Weg. Jn dem schmutzi
gen Hofe spielen laut lachend und
schreien-d drei Kinder. Links geht’s
durch einen kurzen Gang in’s Haus.
Wenige Schritte und wir stehen im
Wohnraum der Russen. Eine ossene
Thiir führt in den Raum Vier Me
ter etwa im Geviert, drei Meter hoch
rst der Menschenstall. Die in den Hof
mündende Thiir und noch eine zweite
in ein anstoßendes Zimmer führende
Licht. Ein Fenster ist nicht im Raum.
Das Mobiliar besteht aus zwei Bet
ten, die mit schmierigem Zeug gefüllt
sind, und aus einem Kasten. Ein pe
netranter Geruch von angebranntem
Fett schlägt dem Eintretenden ewige
gen, athembenehmend, ekelerregend.
Hier wohnen unid schlafen fünfzehn
Menschen, in Entwickelung begriffewe
Menschen, Kinder Knaben und Män
net.
Die Schaar umringt neugierig den
Fremden Ein blondbcirtiger Mann
kommt uns entgegen Er ist der Zim
nur russisch. Er führt uns durch das
anstoßende Zimmer und dkurch die
speckige, rauchgeschwörzte Küche der
Austocherei in die gleich schinierigt
Gastsiude. an deren ungedecktens Ti
schen einige Arbeiter sitzen. Ein jun
Thür geben dem Raum Lust und
i
merkommandant. Der Blonde spricht i
l 1
ges Mädchen sitzt an einem Tische met-l
schreibt —- Stamrnbuchverse. Sie ist
ein gutmüthiges. Geschöpf unid macht
uns bekannt mit dem Elend der klei
nen Rassen, dieneugierig nachgedsriingH
waren und ihre Blonsdtöpfe nun zu«
sammensteckem »Nicht die Wohnung;
ist das Schlechte -— aber Hunger ha
ben sie«, erzählt das Mädchens, undi
rein tommt auch die Besitzevm der
i
Bararle hin-zu und auch sie erzählt von
dem Hunger der weltbekannten Künst
ler. Zwölf Kreuzer Kostgeld haben
die Knaben täglich und zwei Stück
Brod. Sie bekommen nur Mittags
etwas zu essen: Pferdesleischsuppe,
Erdäpfel u. gebackenes Fleisch-Pfer
desleisch natürlich. Es ist gerade Spei
sestunde. Gierig schlingen die Kleinens
das etelerregende Mahl hinunter. Was
man hinsieht, Schmutz, die KinderJ
schmutzig, ihre »Häserln«, aus denen.
sie die Suppe trink-en, schmutzig; wo«
man hinriecht eine stinktige Atmofperek
Fettgeruch Das Bedürfniß nach fri
scher Lust macht sich gebieterisch gel-I
tend. Alle die Menschen herum aber,
die zwanzig Personen, spüren nichts
davon — sie sind an- diese Atmosphäre
des Elends gewöhnt. Die Erwachse
nen erhalten sechzig Kreuzer Taggeld;
wenn sie trinken, nur dreißig Kreuzer.
Speziell der kleinste der Truppe ist
Bransnttoeintrinter. Er ist 25 Jahre
alt und ist offenbar durch Schnapsgse
nusz so klein geblieben. Ein Zwerg.
Wo er einen Kreuzer erhascht, ver
ttrinkt er ihn. Aber auch die anderen
springen zum Branntweiner hinüber,
wenn sie von Mitleidigen einige.5i"reu
zer erhalten. Und das ereignet sich
fast täglich. Am Nachmittag kommt
der Or. Direktor Kugel und probt mit
den Knaben. Da giebt’s im HofNeu
gierige und da fällt für den gebotenen
Kunsstgenuß mancher Kreuzer denKin-»
ucui zu. »un- iuytusm uie numer- .
-—- »Hier!« Die Frau führt uns ins
den eingangs geschilderten Raum. —
,,llnd wie schlafen sie?« --— »Die vier
Gräßten in den beiden Betten, die an
deren elf auf drei Strohsäcken auf der
Erde. Neben einander legen wir sie
hin.« »Haber Sie denn die polizei
liche Erlaubniß zu dieser Massenbe
hergung? Das ist ja gesetzwidrig!«
---— »Ich war auf der Polizei und habe
siir acht Tage die Erlaubniß erhalten,
Es war ein Herr von der Polizei schon
hier unid hat sich’s angesehens.« —---— Die
se Angabe erwies sich als- unrichtig,
denn auf dem etwa zehn Minuten von
dieser Elendsbude entfernten Polizei
kommissariat Brigittensau war nichts
belannt davon, daß die kleinen Sän
ger schon seit Wochen ins dieser thieri
schen Weise dahin-leben. Die erstattete
Art-zeige wurde als dringlich an das
inasgiftratliche Bezirksanit geleitet, das
hoffentlich sofort das Nöthigse zur Be
endigung dieses Skandalg verfügt
hat.
Weiter führte uns die- Suche nach
den russischenAJiassenqitartieren in das
Haus Taborstraße No. M. Hier sind
acht Mitglieder der Truppe unterge
bracht, vier Männer unsd vier Frauen·
Die Männer logiren bei einer polni
schen Judenproletarierin, Frau Kathi
Fisch. Sie theilen daH zweifenstrige
Zimmer mit der Frau Fisch, deren
junge-m Schwager uwd deren dierFiins
devn. Also zehn Personen in- einein
Zimmer. Auch sie sind auf ein Tag
geld bon dreißig resp. sechzig Kreuzer
gestellt.
Bei einer Frau nebenan wohnen 4
weibliche Mitglieder der Kapelle Eine
Vierzigjährige, die Cigaretten rau
chend in dem engen Kabinet steht
sie bezieht 530 Kr. täglich —-, zwei
19jährige Mädchen und eisn 11jähri:
ges Kind. Die letzteren drei trinken
nicht, sie bekommen 50 Fir. per Tag.
Die Alte kocht gerade. Auf einem
schwierigen Waschtisch steht ein kleiner
Spiritusofen, auf dem sie sich Erdäps
fel und Paradeis kocht. Die Kleine
lacht zu dein Elend. Sie hat auch
leicht lachen, denn die vier Sängerin
nen sind königlich untergebracht im
Vergleich zu den anderen.«
Soweit das Wiener Blatt. Es spielt
sich in den obigen Zeilen vor unseren
Augen eine soziale Tragödie asb, wie
sie schlimmer eigentlich nicht gedacht
werden kann. Es ist eben nicht alles
Gold, was glänzt, unsd auch das
Künstleran — mag es sich im vor
liegenden Falle auch nur um fahren-de
Sänger handeln, —— hat seine uner
bittlichen Schatten-seiten
So ein heuchled
herr: »Denken Sie sich, der Schnei
der Zwirn ist nach Amerika durchge
brannt!«
Stridiosus: »So eine Gemeint-til
Nun kann ich ihm die hundert Mark
rtxiichtbi mehr bezahlen, die ich ihm schul
g n.«
Im Banne der Hypnosr.
Das »Sleep Room« des P. G. Hospi
tals.
Ein kahles, einfach möblirtes Zim
mer.
Nichts Anziehendes stellt sich hier
dem Blicke dar, nichts, was die Auf
merksamkeit auf sich lenken könnte
Wir befinden uns in dem ,,Sleep
Room« des New York Post Graduate
HospitaL
»Sleep Room«?
Ja, so wird das Zimmer genannt,
das für alle Patienten etwas Myste
riöses hat und dessen Thiir sich nur
Wenigen öffnet. Jn diesem Raum
werden Kranke in hypnotischen Schlaf
versenkt. Hier werden Kuren vorge
nommen, die so seltsam sind, daß man
an Zauberei glauben möchte.
Der Hypnotismuss, so oft belacht
und viel bespottet, wird hier zu einem
Segen fiir die leiden-de Menschheit.
Aller Schmerz wird gebannt. Der
Patient merkt gar nichts davon. daß
die Aerzte mit Messern in» seinem Leib
herumwühlen,und die schlimmste Ope
ration hat keine Schrecken mehr. Die
Meisten haben ein-se ganz falsche An
sicht von dem thnotismus Sie
glauben, daß er nur im verderblichen
Sinne wirkt, während doch ein und
dasselbe Ding zum Nutzen wie zum
Schaden der Menschen dienen kann.
Alles kommt eben aus das Wie an,
und so ist auch der Hypnotismus,
wenn ärztlicherseits verwandt, der
Wissenschaft ein nützliches Hilfsmittel.
Wie schon gesagt, zeichnet sich der
»Sle Room« des-Post Graduiate Ho
spital durch absolute Schmucklosigieit
aus. Nicht ohne Grund! Nichts soll
die Aufmerksamkeit des Patienten von
der Person ablenken, durch welche ihm
die Suggestion kommt. Die Aufmerk
samkeit des Mediums zu konzentriren,
ist ja siir den Hypnotiseur gerade das
Wesentlichste.
Sagte Dr. William P. Wilkin:
Für gewisse Krankheiten giebt es
kein-e bessere Behandlungsart, als die
hypnotische. Um den hypnotischen
Schlaf zu erzeugen, verfahre ich nach
der Bernheim’fchen Methode, die von
allen die gebräuchlichste. Sie ist sehr
einfach. Vor allen Dingen mus; man
den Patienten in einen Geisteszustand
zu versetzen suchen, welche der Ent
wicklung des Gedankens, der in dem
Gehirn des Patienten vorherrschen
soll, förderlich ist. Dies thut man,
indem man an des Patienten Intelli
genz appellirt, sein-e Befürchtungen zu
zerstreuen, sein Vertrauen zu erlangen
sucht. Der Arzt muß eine ruhige, feste
Haltung beobachten, jedes Schwanken,
jede Unsicherheit theil sich sofort dem
Kranken rnit. Das Zimmer sollte ein
wenig verdunkelt sein. Jedes Geräusch
ist von Uebel.
Der Patient sitzt in einem bequemen
Stuhl. Sein Kopf lehnt an der Rück
lehne des Stuhles oder an der Wand.
Man weist ihn an, seine Aufmerksam
keit auf ein-en beliebigen Gegenstand
zu lonzentriren, und dann heißt man
ihn einschlafen. Der Arzt streicht ihm
siiber die Stirne. Jmmer schläfriger
Tschauen die Augen drein. Nun wird
sit)m befohlen, die Augen zuzumachen.
sDer Arzt fährt mit der Hand leicht
fiiber dies Patienten Lider und sagt
sil)tn, das; er schlafe. Der Patient
Ialaubt es auch. Er befindet sich im
jersten Stadium des hypnotischen
Schlaer.
»Erperi1nentirt wird nicht. Man
jmacht einen Patienten nicht-zum Ver
zsuchsobjekt oder zum Gegenstand der
sNeugierde Man hhpnotisirt ihn nur,
um ihn zu heilen.«
Es ist nothwendig, daß der Patienst
das erste Stadium überschreitet, wenn
er auch bisweilen ohne das Zuthunsder
Aerzte mehrere Stadien durchmacht.
Es werden in einer Sitzung nur im
mer zwei oder drei Suggestionen ge
macht. Die Dauer des Schlases währt
von zehn Minuten bis zu einer halben
Stunde; dann wird dem Patienten
bedeutet, zu erwachen. Manchmal
hält es man für rathsam, natürlichen
Schlaf mit hypnotischem abwechseln
zu lasse-n.
Dr. J. Altmansn behanidelte kürzlich
eine Frau, die an fier Jsdeetn litt.
Nach Ablauf einer halben Stunde
weckte er sie aus. »Ich muß Sile jetzt
verlassen,« sagte er, »und usm 3 Uhr
werden sie in einen natürlichen Schlaf
fallen. Sie sollen nicht eher erwachen
als um 6 Uhr. Sie werden sich sehr
erfrischt fühlen und nicht wieder die
alten fixen Jdeen habens.« Es geschah
genau so, wie der Docktor angeordnet
hatte. Pünktlich um 3 Uhr schlief die
Patientin ein und pünktlich um 6 Uhr
machte sie auf.
Befehle werden im ,,Sleep Rom«
stets mündlich ertheilt; sie auf dem
Gedankenwege zu vermitteln hat sich
als unpraktisch und unbefriedigend
herausgestellt. Oft müssen Kranke
viele Male in hypnotischen Schlaf »ver
senkt werden, ehe es gelingt, eine Hei
lung herbeizuführen, z. B. ein New
Yorker Rabbiner, der 300 Mal hyp
nsotisirt werden mußte, ehe seine fixen
Jdeen zerstreut waren. Der Rabbiner
hatte in Rußland unter mancherlei
Verfolgungen zu leiden gehabt, und er
glaubte sich auch hier vonFeinden um
geben, die natürlich nur in seiner Ein
bildungskraft bestanden.
Auch in dem Fall-e eines Mannes,
der aus der ganzen rechten Seite ge
lähmt, war es nothwendig, den Pa
tienten viele Male zu hypnotisirem
Doch wiurde er schließlich völlig ge
heit. Ein Zungenfehler, der sich gleich
zeitig eingsestellt, wurde dagegen sehr
schnell beseitigt. Man sagt-e dem Pa
tienten, daß absolut keineGriinde vor
handen seien, weshalb er nicht jedes
Wort deutlich aussprechen sollte, und
siehe da: der Mann sprach fortan ohne
die geringste Mühe
Im Allgemeinen genügt ein Befehl,
sum den Schlafenden zu erwecken, doch
imuß der Arzt in seltenersensFällien auch
zu anderen Mitteln greifen, um den
Patienten ins Bewußtsein zurückzuru
fen. Eines dieser Mittel ist, dem
Kranken inss Gesicht zu blasen.
Mehr als eine Krankheit ist schon
vermittels des Hypnotismus geheilt
worden, so Schlaflosigkeit, Agorapho
bi-e, Melancholie, Neurasthenie, Hyste
rie. Auch in Fällen« von Trunksucht
hat der thnotismuswerthvolle Dien
ste geleistet.
—- --- -- -- —
iuuch ein spanischek von Quix
0te.
Von Zeit zu Zeit taucht in Spanien
ein Krieger auf, welch-er, ohne es selbst
zu wissen, in Manchem eine überra
schende Aehnlichkeit mit des groß-en
Cervanites unsterblichem Ritter von
der Mancha besitzt. Ein solcher Spa
nier ift kürzlich gestorben in dem Ge
neral Pavia oder Markgrafen von
Novaliches, welcher die fette leichtsin
nige Königin Jsabella mit derselben
yRittertreue anbetete und versocht, wie
Don Quixotse seine Dulcinea von To
bosa, und welcher ebenso blindlings
drauf und dran ritt wie jener.
Don Manuel Pavia h Lach, nach
maliger Marquis der Novaliches und
Graf de Santa Jsabel wurde am 6.
Juli 1814 in Granada als der Sohn
eines Obersten, der sich im spanischen
llnsobhängigkeitskrieg gegen Napoleon
hervorgethan hatte, geboren. Er ging
aus der Kriegsschule in Segovia als
Unterlieutenant hervor und wunde der
königlichen Leibwache im Madrider
Palast einverleibt. Nach dem Tode
des KönigssFersdinand Yl l. im Jahre
18533 bestieg, wie bekannt, die drei
jährige Jsabella il. unter der Vor
munsdschaft ihrer-Mutter Christine den
Thron. Jhr Oheim, Don Carlos, der
mit der von Ferdinand Vil. verans
laßten Aufhebung des Salischen Ge
setzes und Herstellung der alten kastili
schen weiblichen Erbfolge nicht ein
verstanden war, nahm den Titel Kö
nig Carl V. an und wurde als solcher
in Navarra und in den baskisehsen
Provinzen anerkannt. An dem in
Folge davon ausgebrochen-en greuel
vollen Bürgerkriege nahm Pavia y
Lach höchst tapferen Theil und brachte
es trotz sein-er Jugend bald zum
Oberst.
Der Bürgerkrieg nahm dadurch ein
Ende, daß am 31. August 1839, der
carlistische General Maroto mit Es
partero, dem Befehlshaber der Armee
Jsabella’s, im Vertrag von Vergara
einen Ausgleich vereinbarte und mit
der Hauptmasse der Carliften die Kö
nigin Jsabella anerkannte. Don Car
los mußte nach Frankreich flüchten.
Pavia h Lach hinig mit wahrem Fa
natismus an der Sache Jsabella’s.
Jm Jahre 1840 wurde er, 26 Jahre
alt, zum Feldmarschall ernannt. Jn
diesem Jahre sah sich Christine genö
thigt, die Regentschaft niederzulegen
und Spanien zu verlassen, und 1841
wurde Esparwm Herzog vom Sieg
(de la Victoria), das Haupt der Exal
tados oder radikal Liberalen, zum Re
gen-ten, oder Stellvertreter der noch
unmünsdigen Jfabella, gewählt, Pa
via, der ihm die Vertreibung Christi
nens, der Mutter der angebesteten Isa
bella, zuschrieb, betheiligte sich an der
Verschwörung gegen Espatero Diese
wurde entdeckt, und Pavia mußte
schleunigst die Grenze gewinnen.
Er blieb mehrere Jahre in Frank
reich. Jm Jahre 1843 aber brach ein
«tveitver-breitetser Ausstand in Spa
nien aus, infolge dessen Esspatero die
Regen-tschast verlor und nun ebenfalls
aus Spanien entfloh. Narvaez, das
Haupt der Moderados, oder rück
schrittlich Gemäßigten, wurde Mini
sterpräsidenst, und Pavia kehrte nach
Spanien- zurück. Da er das volle
Vertrauen der Modersados genoß, so
wurde er durch die an’s Ruder gekom
mene Partei zum Genera-l-Capitän
von Navarra ernannt. Jm Jahre
1844 war Jsabella mit ihrem Vetter
Franz von Assisi vermählt worden.
Die liiderliche Anführung der ans ei
nen Schwächling verheirathetens jun
gen Königin erschütterte keineswegs
die Gesinnungen, die Treue den Cul
tsus Pavia’s siir die Sache. Er glaubte
sich von der Vorsehung dazu auser
lesen, den wanskenlden Tshron der Toch
ter FertdinanId’s VIL mit seinem De
gen zu schützen-. An der Politik unsd
den Geschäften des Staates wollte er
sich grundsätzlich nichtbetheiligen, was
vom spanischen Standpunkt geradezu
verblüffend ist. Nur einmal, 1847,
unter der Präsidentschaft des Herzogs
von Sotomaya, übernahm er auf kur
ze Zeit das Kriegsministerium.
Indessen sank Jsabella mehr unxd
mehr in der Achtung ihres Volkes und
hielt sich bloß in Folge der Zwietracht,
die unter den Führern der Opposition
herrschte. Als letztere sich nach dem
am 28. April 1866 erfolgten Tode
Naman einigte, war es mit Jsabel
la’s Herrschaft zu Ende Jn Anda
lusien brach eine furchtbare Jnsu«rrek
tion aus. Jsabella setzt-e Pavia, den
sie 1854, nachdem er eine Rebellion
auf den Philippinen nsiedsergeworfem
zum Marquis von Novaliches gemacht
hatte, (den Titel Graf von Sasnta
Jsabel nahm er nach sein-er Vermäh
lung mit der Gräfin gleichen Namens
an,) zum Oberbefehlshaber der gegen
die Jnsurgeniten ausgeschickt-en Trup
pen ein. Der Masrquis stürzte sich mit
unglaublicher Tollkiihnheit an der
Spitze seiner Truppen gegen den bei
Alcvlea vortheilhafte Stellungen be
setzenden Feind. Seine Truppen wur
den vollständig geschlagen; er selbst
erhielt ein-e Kugel in die linke Kinn
backe. Jfabella mußte nach Frank
reich flüchten. Der Marquis von No
valiches, der durch seine wsüthende
Tapferkeit selbst die Bewunderung sei
ner Gegner hervorgeruer hatte und
unbehelligt geblieben wäre, folgte frei
willig der Königin in- die Verban
nung. Vergebens erwartete er die
Wiedereinsetzung Jsabella’s auf den
Thron. Als die revolutionären Wir
ren zu Ende wsaren und die spanische
Thronerhebung des Amsadeus von
Ansta, aus dem Hause Saivoyem er
folgte, kehrte der Marquis von Nova
liches nach Spanien zurück, weigerte
sich aber hartnäckig, dem Könige den
Treueschwur zu leisten. Er wurde
deshals aus der Stammrolle des spa
nischen Generalstabs gestrichen und
lebte nunmehr als einfacher Privat
mann.
ais ten-i oie mesrauranon oer
Bourbonen mittelst sdser Einsetzung des
Prinzen Alphonss, des Sohnes Isa
bella’s, erfolgte, wurde der Marquis
von Novaliches wieder in all’ seine
Rechte eingesetzt. Das erste Dekret,
das Alphons XIL unt-erzeichnete, ver
lieh dem treuen Anhänger seiner Mut
tser die höchste Auszeichnung das Gol
dene Vlies-» Trotz der schmeichelhaftie
sten Anerbieten jedoch war der Mar
quis nicht zu bewegen, aus feiner Ab
gseschlossenheit herauszutreten Er war
als Oberbefehlshaber der Truppen
Jsabella’s geschlagen worden und seine
Niederlage hatte den Sturz ihr-es
Thrones im Gefolge gehabt! Dieser
Gedanke verließ ihn nie, und er wollte
fein Unglück bis«k1n’s Ende mit Wür
de ertragen.
Der Marquis von Novalichess, der
68 Jahr-e im Heere gedient, ist jetzt im
Alter von 82 Jahren ins Folge einer
Lunigenentzünduna gestorben. Auf
Anordnung der Königin-Regentin
wurde ihm ein glänzende-Z Leiche-We
gänansiß zu Theil. Sein-e angebetete
Isabellsa überlebt ihn als Ssechuntd
sechzigjährige, noch immer muntere,
Enthronte in Frankreich
-
Gegen die Regel.
»Der Teufel soll’s holen! Jetzt
kanns msan sich auf gar nichts mehr ver
lassen!«'
»Warum denn?"
»Die Meteorologen hab’n schlechtes
Wetter angesagt, und richtig regneW
jetzt!«
--—-——-. -.--—.-——.-—
z O diese Köchinnent
i «Nani, das wird mir doch zu
dumm! Jede Woche haben Sie einen
neuen Verehrer in der Küche sitzen!«
! «Well, Madame, sehen Sie, das Ef
sen ist so schlecht in diesem Hause, daß
fes kein einziger länger als eine Woche
saushältX