Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, November 20, 1896, Sonntags-Blatt., Image 13

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    o er infolge schwerer innerer Ber
esungen starb.
KaiserZHlauterm Der ju
gendliche Arbeiter P Diehl wurde in
der Pfafffchen Nähmaschinenfabril
durch eigene Schuld von einem Rie
men erfaßt und zu Tode gedrückt.
Alsen z. Der Tagner Heinrich
Schulze von St. Alban wurde in dem
Wassergraben unterhalb des sog.
Thalbriickchens, da, wo der Weg nach
. , Gatrgrebweiler unid Schmaalfeld ab
zweigt, todt aufgefunden Er ist ver
unglückt
Königreich Württeniberg.
Ludwigsburg. Der an dem
Reubau des Wagenbauses an der Al
leenstraße hier beschäftigte 46 Jahre
alte Taglöhner Julius Neuhäußer von
Heutingsbeim stürzte von dem Bauge
riift so unglücklich herab, daß er bald
daran starb. Er hinter-läßt eine Frau
und vier unmündige Kinder.
Reuenberg. Der 77 Jahre alte
Kiibler Bnb erlitt beim Schieben eines
mit Obst beladenen Eisesnbabnwagens
derartig schwere Quetschungen, daß
nach kurzer Zeit der Tod eintrat.
B a rk n a n a. Das 18jährige get-«
stestranle Mädchen Anna Sasse, wur-«
de vermißt. Nach längerem Suchen
wurde dasselbe durch die Schutzmann
schast in einem Waldgraben liegend
ganz erschöpft aufgefunden. Es be
steht dringender Verdacht, daß an die
Iem Manchem welches uverdies ftumm
ist und iriivpelhafte Füße hat, von ei
nem Handwerlsbursckxn ein Sittlich
ieitsverbrechen verübt worden sei
Stuttgart Jn der Stadt
horb und dem benachbaren Nordstetis
ten sind etwa 90 Personen infolge des
Genusses von Leberwürsten erkrankt,
darunter verschiedene schwer. Die che
mische Untersuchung bat ergeben, daß
sich unter den zu den Würsten verwen
deten Lebern auch eine befand, welche
von Eitertokten durchsetzt war. Ei
genthümlich muthet es an,daß in Horb
welches der Sitz eineb Oberamtsthier
arztes ist, die Fleischschau durch einen
Schmied unsd einen früheren Wirth
ausgeübt wird! Die ganze Angelegen
heit ist der Staatsanwaltschaft zur
weiteren Behandlung übergeben.
Baden.
K i r ch he i rn. Das Christoph
Glatting’sche Ehepaar feierte feine
goldene Hochzeit.
E b n e t. Der 21 Jahre alte einzi
ge Sohn des Bürgermeisters Zährin
ger wurde von ruchloser Hand er
stocheru Der Thäter war erst vor vier
Wochen aus Bayern hier eingewandert
und bei einem Schuhmacher in Arbeit.
Er war wegen Trunkenheit schon ein
mal vor das Lokal transportirt wor
den und als er zum zweiten Male bin
ausbesördert wurde, zog er das Messer
urrd stieß es dem beim Hergang übri-I
gens unbetheiligten Zähringer in die
Brust und traf die Hauptschlagader
des Herzens. Der Getödtete war all-l
gemein beliebt. Der Thäter wurde
verhaftet.
R o h r b a ch. LandwirtbKaeretth
fuhr Cichorienwurzeln an die Filiale
der Fabrit von heinrich Fraan Söhne
nach Eppingen Das 9jährige Söhn
chen wurde von einer der dem Wagen
vorgespannten Kühe zu Boden gewor
fen, der schwer beladene Wagen ging
ihm über den Unterleib, und das Kind
erlitt so schwere Verletzungen, daß es
noch am selben Tage den Geist aufgab.
Dem Vater, welcher seinen Sohn noch
hervorzieben wollte, wurden von den
Rädern einige Zehen eines Fußes ab-«
gedrückt. ;
Mannheim. Die Brust einge-,
drückt wurde dem in der Kohlenhand-z
lung Gellert beschäftigten 40Jsahre al
ren Arbeiter Zimmermann ver zwi-,
schen die Pufser zweier Eisenbahnwa-»
gen gerieth. i
Provinz Hessen i
Wiesbaden. Bei dem Kunst-;
feumverler Becker erplodirten infolges
Selbstentziindung in einem Schuppenz
mehrere Feuetwerislörper, wobei Be
cker leicht und zwei seiner Söhne im
Alter von zwei resp. dreiJahren schwer
Oerwundei wurden.
Franlsurta M. Der Schaff
ner Adam Weidenruan stürzte von dem
Zuge kurz vor Station Cassel und
blieb bewußtlos liegen. Der Verun
glückte wurde nach Anlequng eines
Notbverbandes nach dernLanldirantem
bauö in Cassel gebracht, woselbst eine
schwere Verletzqu der Hirnschale lon
siatirt wurde. An seinem Auskommen
wird gezweifelt
Freie Städte.
hamburg. er der Norddeut
schen Reismilhle am Pullerdam waren
gefüllte Reissäcke aufgestapellk Ali
der Arbeiter Nogol an dem Stapel
mung gerieth- die Sache ius
Rutschen und der ganze Stapel begrub
den unglücklichen Rogal. Sofort eil
"-ten andere Arbeiter bei-bei und began
nen die Säcke abzutragen Nach ge
tan-mer Zeit konnte man den unglückli
chen Arbeiter unter den Säcken hervor
!ziel)en. Die Aerzte haben jede Hoff
nung, den Schwer-verletzten am Leben
"zu erhalten, aufgegeben.
B r e m e n. Koniul H. H. Meter
vollendete das 87. Lebensjahr
Der kleine« vierjährige Knabe des
Wirthes Horftmann vom Haferlamp
war mit ein-ein älteren Knaben zum
Stadtgraben gegangen, wo die Kinder
zwischen dem Bahn-dumm der Hafen
babn und dem Stadtgraben spielten.
Der kleine Horftmann fiel in’s Wasser
und ertrant.
Der Schnelldampfer des Norddeut
fchen Lion »Lai)n«, KapitänHelmers,
der auf der Weler eingetroffen ist, vol
lendete mit dieser Reife die 100. Reise
über den Ocean.
Helgoland Die Diine bat bei
dem starken Sturm aus Südweft fekyr
gelitten. Die zur Probe angelegte
Strablenbnbne dagegen bat in erfolg
reichster Weise dem Ansstuem der riesi
gen Wellen getrotzt. Es werden nun
nach dem Plane des Oberbaudirektors
Franzius inBremen noch siebenStrahi
lenbuxmen angelegt werden«
Oesterreich·
Wien. Jn Budapest bat sich ein
aus Wien getommenes Liebespaar in
einein Vorstadthotel erschossen. Die Le
simämiidpn May-n er 915ansino IMM
singgießer - Gehilfe Efduard Popovics
und die 20jährige TheresaMatowitsch
In einem zuriickgselassenen Briefe bit
tet Popooics, seine in Wien, 1.4. Be
zirk, wohn-hafte Mutter und den in
Wien, 15. Bezirk, Schönbrunner Str.
21, wohnhaften Selchermeister Him
melsbauer von dem Selbstmorde zu
verständigen
Jm Augarten wurde in einer Sei
tenallee »die Leiche eines ungefiir 55jiih
rigen Mannes gefunden, welcher sich
ans einem Revolver eine Kugel in die
rechte Schläfengsegend gejagt und da
durch feinen fofortigen Tod herbeige
führt hatte. Der Selbstmörder soll
mit einem Schneidergehilfen Horwath
identisch sein.
Schwriz
Z ii r i ch. Mit dem Wagner-fund,
den wir in letzter-Nummer gemeldet ha
ben, ist es nichts! —-—— so wenigstens
schreibt man den ,,Miinch. N. N.« Be
reits im Jahre 1822 in Leipzig, dann
1873 in Bankeuth und 1877 in Berlin
wurde die aufgefundene .,Ztveite Kon
zertouvertnre (C-Dur-Ouverturse) ge
spielt. Damit ist Zürich um eine Ent
deckung ärmer.
Ein von Ameisen jetstiiites Ka
bel.
Jm Juli 1894wurde von der Stadt
Haiphong in Tonkin an einem der
Mündungsarme des Rothen Flusses
(Song-toi) ein Telegraphenkabel ge
legt, welches schon in den ersten Tagen»
des Jahres 1895 Schäden aufwies
Sie nahmen mehr undmehr zu, so daß
in der ersten Hälfte dieses Jahres ein
Ersatz nöthig wurde Das Kabel hatte
also-, obgleich es sorgfältig angefertigt
und gut gelegt war, kaum einem zwei- )
jährigen Gebrauche genügt. Dabei
war es fast seiner ganzen Länge ini
Cernent getaucht und enthielt drei Lei
tungsdrähte, jeder aus stehen Kupfer
fäden bestehend, welche von abwechseln
Ksn SÄZÆODU knn mssbbpsmvtfsfs uns
Chatterton eingehiillt waren Chai
terton nennt man. eine Mischung von
Theer, Harz und Gutapercha) Diet
drei Leitungsdrähte waren mit breit
gegerbten Schnüren, welche die Zwi-;
schenräume aus-füllten, in ein Seil zu-I
sammengedreht. Ein Polster von geJ
gerbtem indischen Hans rollte sich spi-»
raltsch iiber den so gebildeten Cylin
der. Zwei ebenfalls gegerbte baum
wollene Bänder hielten, in entgegenge
setzt-er Richtung gewickelt, das Ganze
zusammen. Endlich war das so zu-»
bereitete Kabel in eine Bleiröhre einge-:
schlossen.
Es war nicht aniders denkbar, ale
daß irgend ein Organismus das Sirt-s
bel zerstört hatte, aber bei der Unter
suchung in Handi konnte man den Ur- s
lieber derselben nicht entdecken. Man;
schrieb an den Minister: »Es ist das
erste Mal, daß etwas derart in Ton
tin passirt ist, bis heute haben die Tet-.
miten, die Babrwiirmer und Holzwiw
mer die Guttapercha unserer Kabel
verschont und sogar die der umhüllten
Drähte, welche für die Einrichtung der
Postämter benust werden. Es scheint
übrigens, daß die Beschaffenheit des
Terrains, wo dieses Kabel gelegt war,
dasselbe vor den aus dem Lande leben
den Insekten hätte bewahren müssen.
I - , —«l
PDer Boden der Stadt Hai-phong liegt
xnur sehr wenig iiber dem Meeres
sNiveau, ist sumpsig, stets feucht und
’etwas salzig, er würde danach eher den
Ekleinen Thieren des Meerwassers zu
Fsagen . . . .«
F Der Minister überwies daraus ein
Stück dies-es Kabels dem entomologi
sschen Laboratorium des naturwissen
schaftlichen Museums in Paris, wo
Idasselbe von Bouvier untersucht wur
de. Dieser fand im Innern des Ka
bels zwei Systeme von Galerien,
Fwelche von den beiden Enden nach der
jMitte des Stiickes zuliesen, ohne sich
Ljedoch zu begegnen-. Die Gänge richte
sten sich alle von der Peripherie nach
1dem Centrum hin, sie ließen das Blei
Irohr und die Kupferdrähte unberührt,
2durchbahrten dagegen die Baumwol
;l-en- und Hanshiille, gingen in die
JSchniire hinein und setzten sich dann
in diesen und in der Guttapercha sori,
bis sie den Kupfersasden blosleaten und
dort in einer Sackgaise endigtm Die
Galerien hatten zwei bis drei Milli
meter Durchmesser und waren zum
Theil mit einem locker-en Material an
gefüllt, welches höchst wahrscheinlich
thierische Excreinente darstellte. Bon
vier untersuchte diese Reste mit der
Lupe und dem Mikroskop, an dem ei
nen Eide des Kabels konnte er nichts
Besonderes finden, an« dem anderen
Ende dagegen fand er in einer der bei
den sast parallelen Galerien einen seht
verstümmelten Jnsektenkops, und in
der zweiten einen Kopf, welcher noch die
Kiefer und die anderen Mundanhänge
aufwies. Die genaue Untersuchung
Mai-r beiden Ost-f- onmb das fi- Kor
miten angehörte-n Zweifellos waren
sie gleichzeitig die Reste der Zerstörer
des Kabels. Bouvier, welcher über
seine Untersuchung an die Akademie
der Wissenschaften berichtete, sprach die
Meinung aus, das die weißen Ameisen
schwerlich das Blei"zu durchbohren und
so in das Innere des Kabels zu drin
gen Vermochten, er ist Vielmehr zu dem
selben Glauben geneigt wie der Post
direktor von Tonkim daß die Insekten
durch eines der offenen Enden des
Rohrs oder durch ein zufällig vorhan
denes Loch in dasselbe hinseingelangt
eren.
OOO
Zum Martimseste.
Mariini ist da, der kritischste Tag
im ganzen Jahr für das edle Gänse
volt! Zu Tausenden werden sie an
diesem Tage zu Ehren St. Martins
geopfert und mit Speck, Schmalz unsd
Pfeffer friedlich einbalsamiri. Die
Armen! Jhr Schicksal geht mir nah,
denn ich schätze sie um ihrer vielen Tu- i
gen-den willen und habe noch nie sdas
jährliche Martinifest bei Wickenheiser
versäumt.
Ehret die Gänse! Sie watscheln und
flattern
Schuldlos durch’s Leben; mit kräfti
gem Schnsattern
Retteten einst sie das Kapitoll
Ausgezeichnet durchEinfalt und Güte,
Opfern sie sich in des Lebens Blüthe
Zu der Menschheit Nutzen unsd Wohl.
Jst die Gan-s nicht schön und prächtig?
Seht, wie zierlich ist ihr Bein;
Und wie harmlos und bedächtig
Blickt ihr s anstes Aug-e drein!
Jhre Haut, mit Flaum geschiniicket,
Oft erröthet unbewußt;
Wie begeistert und entzücket
Eine zarte Gänsebrust!
Wer kann ein ansd’res Thier mit wohl
nennen-,
Welches so reich ist an- vielseii’gem
( Können
Wie cui-f der Erde ist sie zu Haus
Auch indem Wasser und ins den Lüs
im,
Gebt auch durch’s Feuer: voll lieb
lichen Düften
Erscheint sie gebraten beim festlichen
Schmaus.
ileberftrömt von feiner Tunke
Mit Kartöffelcben garnitt
Wird mit feierlichem Runke
Am Martini sie serviri.
Gold-braun schimmert iknse Hülle,
Kösilich schmeckt ibr Meisch so zart,
Jeefflickie Kastnnienfiille
Jst im Busen einaebabrt «
Piciii aemm ist die Lieb-r an schänem
Mkcki nkg Rasieie newiibrt sie Graötien
Tüchtia aewiint mit Pfeffer und
« Sah!
Und noch ein WeiWeg ist nicht zu ver
« weis-Mk
Dasi auf losem Nrnie Viele net-n essen
Statt der Butter das Gänseschmalz.
itnverasessen musk »in-b bleiben.
Daß das Gansvoli Hilfe lieb
L
Beim Gedainkenniederschfg
Manch’ bedeuendem Genie.
Jn der Klassikerperiode
Schrieb man nur mit Gänseliel7
Ach, seit letz’rer aus der Mode
Taugt die Dichtung nicht mehr viel!
Wehe, wenn wir die Gänse nicht hät
tenst
Unentbehrlich für unser-e Betten
Jst ja ihr weicher, molliger Flaum!
Ehret die Gans! Nicht blos kulina
tisch
Wirkt sie verdienstlich auch literarisch,
Wiegt uns zudem noch in Schlaf und
Traum!
Eli-: heilige Zur-time
Neben den Klassikern Goethe und
Kleist haben unzählige Schriftsteller
sich des heimlichen Gerichts als Sen
sationsmittel in ihren Werken bedient.
Mit besonders gruseligen Einzelheiten
ausgestattet, wie Nacht, Wald und
Höhlen, Todtenschädel, Strang und
Schwert, bewirkten die Schilderungen
immer eine gewisse Spannung und ein
angenehmes Grauen bei den Lesern.
Die unerbittliche historische Forschung
hat der heiligen Vehme sehr viel, wenn
nicht alles von ihrem romantischen
Zauber und ihrer Sensationskrast ge
nommen und sie als einfache Gerichte,
die ans der nosthwendigen Selbsthilfe,
der mittelalterlichen Deuschen hervor
tvuchsen, hingestellt.
Wir haben nach den neuesten For
schusngen im Vehmegericht nichts an
DeresJ m seien nlL ein »petnli:hes Ge
richt«, denn die behmewrogigen Ver
k-»x.». smp c. 154 r »e- k:
.- »»»»»» , »u» »Mit sum-;- , usc uvu Uct
Behme getilgt werden durften, waren:
Raub und jede Gewaltthat gegen Kir
chen und Geistliche, Diebstahl, Betau
bund einer Kindbetterin, oder eines
Sterbenden, Reraub, das heißt Lei
chenraub, Mordbrandund Mord, Ber
rath, Berrath der Behme an ein-en Un
wissenden, No-thzucht, Fälfchung von
Münze oder Gut, Raub auf der Kai
serstrafze, Meineid und Treulosrgkeit
Das alles sind Punkte, die auch für
das peinliche Gericht zuständig wa
ren.
Die Freigrafen und Freischösfen lei
teten ihren Auftrag und ihre Befug
nisse von Karl dem Großen und dem
Papst Leo her, es ist deshalb natürlich,
daß sie auch den Schutz des christlichen
Glaubens im Schilde führten. Bezüg
lich der Heimlichkeit nimmt man an,
daß der Name nur einen Gegensatz
gegen andere Gerichte ausdrücken foll.
Ohnehin hat das Wort heimlich ur
sprünglich nicht den scharfen Sinn,
den wir ihm beilegen, sondern es be
zeichnete nur etwas gegen die Allge
meinheit Abgeschlossenes Ebenso ist
nicht nothwendig, aus der Bezeichnung
»Wissende« fiir die Mitglieder des Ge
richts gleich von Anfang an auf ein
Geheimniß zu schließen. Wer in einen
neuen Wirkungskreis eintritt, muß
Belehrung erhalten, wie er sich zu ver
halten habe. Ein Geheimnifz ist erst
seit 1349 nachzuweisen, seine Wah
rung wird im Schöfseneid dringend
eingeschärft und der Verräther mit
furchtbarer Strafe bedroht. »Man
soll ihm seine Hände zusammenbinden,
ein Tuch um feine Augen legen, ihn
auf seinen Bauch werfen und seine
Zunge zum Nacken heraus-winden,
dann einen dreifach geflochtenen Strick
um seinen Hals legen und sieben Fuß
höher henien als einen vervehmten
Dieb« Daher kam der Verrath des
UIVIUIUUHTV scllcll VII-« Ycl UIU, Ucll
der zu ernennende Freischöffe abzule
gen hatte, lautete: Jk gelobe bei der
hilligen ee, dat it immer will die vehme
waren helen hoden un halben vor man
Vor wif vor torf vor twich s---- vor
ftock vor ftein —--— vor gras vor grein —
vor alle quecke wichte ----— vor alle aodes
geftichte —— vor all dat tufchen bemel
un erben — - got heft laten werden — —
wente an den man — de de dehnte hal
den tan.«
Es braucht wohl hier nicht betont zu
werden, daß die heimlichen Gerichte
nicht in der Nacht unsd in Höhlen, fon
dern bei Tage unter freiem Himmel
von Morgen bis Nachmittag statt
fanden. Der Kläger erschien, an jeder
Hand einen Freischöffen führend, vor
Gericht. Die Verurtheilung erfolgte
meist auf eidliche Zeugenaussagen,
wenn der Berbrecher nicht auf hand
hafter That ergriffen war. Jn diesem
Falle hat-te jede-r Schöffe das Recht,
sofort einzuschreiten und den Ergrif
fenen an den nächsten Baum zu hän
gen; besondere Zeichen wurden bei der
Leiche nicht angebracht. DieVorladun
gen wurden durch Freischöffen über
bracht. Oft lagen die Ladebriefe vor
den Thoren, oder man« fand sie in
Gartenzäunen stecken oder in Kirchen
oder gar im freien Felde. Für Frei
schöffen, die eines Verbrechens ange
L.
klagt worden, bestanden besondere Be
stimmungen, vor allem die, daß der
Beklagte sich frei schwören konnte.
Jnteressant ist noch das Kapitel
Gerichtskosten. Jsm Allgemeinen kostete
eine Tagung 60 Schillinge. Eine Rech
nung besagte Folgendes-: Für Briefbe
stellungen 24 Weißpfennige, 6 Gulden
heimliches Geschenkan -denStuhlherrn,
um feindliche Störungen abzuhalten,
12 Weißpfennige dem Freifronen, je 1
Gulden für den Vorsprecher und die
Stuhlfreien, jedem Freigrafen 2 Gul
den. Diese wurden außerdem zwei
Tage in der Herberge und im- Wein
hans freigehalten, was Z Gulden ko
stete.
Man sieht, auch im Mittelalter ko
stete das Prozessiren Geld und wieder
Geld. :
,—. - O
Aus der guten alten Zeit.
Zufällig kam unserem Berichterstat
txer ein «Exemplar der »Jndiana
Staatszeitung« aus dem Jahre 1859
zu Gesicht. Er fand darin einige Her
zensergießungen desdamaligen Redak
teusrs N-eubert, die an Drolligkeit und
Wurstigkeit den »Arizona Kicler« in
Schatten stellen und zugleich ein Bild
davon geben, in welch-er Weise die Zei
tungs-Redakteure vor 40 Jahren ihre
Leser behandelten. Da wir hoffen, daß
es unsere Leser amiisiren wird, so las
sen wir hier zwei solcher Wurstzipfel
folgen:
Schwarze Liste.
Unserm Versprechen gemäß publizi
ren wie in Nachstehendem die
»,,Schwarze Liste«, das heißt ein Ver
j
zeichnttz Derjemgem die uns um un
sere sauer verdienten Cents Und müh
sam erschwunigenen Auslagen gebracht
haben. Freilich ist hier Mancher nicht
genannt, der die uns zukommenden
lumpigen Kröten noch in seiner Tasche
herumschleppt, aber wir haben dann
noch nicht alles Vertrauen aus seine
Rechtlichkeit verloren, während wir die
Namen Solcher, die entweder ausge
machte Lumpenkerle sind, von denen
nichts zu holen ist, oder bei denen uns
die Brühe theuierer zu stehen kommen
würde, als das Fleisch, wenn wir sie
vertlagen wollten-, hiermit der Oeffent
lichteit übergeben: I
Fort Wahne: W. H. 81.757 R. Y.
ök- Co., s7.50. J
Jnsdianapolist C. R., Pl; A. K.,i
81
l
Lisbon, Jud.: J. M» Ja !
Massilon, Jnd.: A. S» PL. s
Washington Center, Jnsd.: W. J.,’
82. s
l
lWird fortgesetzt.)
Der »Schöne Wilhelm« schuldet uns
81 sür die Zeitung, 25c für einen Ka-«
lender des »N. Y. Humorist« und-»
pumpte noch 50c in Baar von uns-J
so daß die ganze Summe des Betrügs,
81.75 macht. Der Kerl hat eine fa
mose »Gosche« und ist ein wahres
Pump-Genie. Was sein Handwerk
ist, können wir nicht angeben; er kann s
barbieren —- nämlich über den Löffel,
versteht das Färben « wenigstensi
kann er die Leute blau anlausen las
sen, kann auch Leute anschmieren, ist
mit einer großen Rednergabe ausge-«
stattet, indem es seiner glatt-en Zunges
stets gelingt, Waaren oder Geld von.
Diesem oder Jenem «herauszucoaxen«, -
und lebt vom Essen und Trinken· Wir«
warnen die hiesigen Bürger vor diesem«
Dingerich
O s—
General zing Bericht I
Der spanisch-amerilanische Konflikt»
und die kubanische Frage, diese beiden
noch unerledigten Saldi der großen,
politischen Abrechsnung, welche in aller
Eile vorgenommen wurde, als der in
teressanteste und ausregendste aller
Wahltämpfe alle anderen Jnteressen
ins diesem Lan-de in den Hinstergrund
treten ließ, machen jetzt, wo der enor-(
nien Spannung die politische Wind
stille gesorgt ist« zuerst wieder von sich!
reden. Daß von der Pacisizirung ders
,,Perle der Antillen« trotz der enorme" s
spanischen Rüstung-en für Den Zweit
noch für Monate hin-aus nicht die Rede ’
sein wird, war Jedem klar, der unter
der Schniinke der ofsiziellen Sieges-t
Idepeschen, welche Idsie spanische Regie
rung auch während der Same-nam
kenzeit oder, um den für das Tropen
klima Kubas angemessenen Ausdruck
zu gebrauchen, während -—— der Regen-1
zeit in die Welt zu lanziren beliebtes
die nichts weniger als Zuversicht ei«n-’
flößen-de Wahrheit herauölas.
Als daher General Fitzhugh Lee, ders
amerikanische Generialkocnsul in Ha
vana, im- iden Ver. Staaten eintraf, ei-’
gen-s zu dem Zweck, um über den
Stand der Dinge in Kuba höheren
Ottes Bericht zu erstatten, da hat es
wohl Niemanden bestunden daß -er,
L
swie im gestrige-n »Man-g Jousknars
des Länsgeren gemeldet, den Fortschritt
Hder spanischen Waffen auf der rede-kli
schen Antilleninsel als-Null bezeichnete
Was aber Aufsehen erregt, sind die
Schlußfolgerungen, welche nach zuver
lässiger Quelle General Lee dem
Staatssetretär Olneh gegenüber aus
diesem Stand der Dinge gezogen hat.
Er behauptete, daß die Spanier an der
mit ungeheuren Geld- und Menschen
opfern verknüpften Riesensaufgabe, die
ihrer harrt, verzweifelnd einen raschen
Schritt der Ver. Staaten provosziren
wollt-en, um ihveStreitkräfteauB Kuba
zurückzuziehen. Mit anderm Worten:
Spanien warte begierig auf einen Krieg
mist den Ver. Staaten.
Nun sintd wir ja bereit, General Lee
für die energische Vertretung der ame
rikanischen Interessen auf seinem
schwierigen Posten alle Hochachtung zu
zollen, ja erkennen an, daß Cleveland
auch einmal seine glückliche Hand ge
habt, als er den einstigen thatträftigen
Leiter der eigenen ,,Reiterbkampagne«
in Virginia für eines der wichtigsten
Konsularämter erkoren, das eine-n
ganzen Mann erforderte, aber-wenn
man auch zugeben kann, daß General
Lee die thatsächliche Situation erfaßt
müssen wir doch unsere Bedenken über
seine weitgehensden Prophezeiungen
aussprechen, bei deren Formulirung
wohl seine lebhaft-e Südländer-Phan
tasie mit ihm durchgegangen ist. Wir
glauben nicht, daß Grober Cleveland,
der bisher eine so konservativer Hal
tung beobachtet, sich auf das Abenteuer
einer nach Madrid gerichteten Heraus
forderung noch vor Thoresschluß sei
--D N- -.... -.- «!.-L L.
III-D Octllllllp LIILIUHLU sUlLU, lUU cis- III-»
ja bekanntlich für den demokratischen
Moses hält, der im Jahre 1900 die
Partei zu reorganisirsen berufen sein
wird. Und Major McKin-ley? —- der
Mann, dem die hochtrabende Kuba
Planke aus den Napolieonsrock gena
gselt worden ist?.... Nun es wird
nichts so heiß gegessen, wiees gekocht
wird.
Nase als Steuer-»Riechbojcn«.
Die letzten Schiffsunfälle im Ka
nal, die weder durch die zahlreichen
Leuchtthürme an der englischen und
bretagnischen Küste noch durch die Sig
nsalapparte der Schiffe selbst verhin
d rt werden konnten, speziell die viel
besprochewe Katastrophe des ,,Drum
monsd-Castle« geben einem franzö
sischen Journaliften Namens Alfonse
Allais Veranlassung einen eigenarti
gen Vorschlag zu machen, den er allen
Ernstes schon vor einigen Jahren der
Marinseoerwaltung zur Verfügung ge
stellt haben will. Du der Nebel im Ka
nal oft so dick und undurchdringlich
ist, daß »der Matrose nicht einmal sei
ne Pfeife glimmen sieht's so nützen die
Leuchtthürme und Lichtsignale bei sol
chen Nebeln gar nichts. Aber häufig
auch die Schallsignale, die gewaltigen
Sirenen, nichts,’denn sie täuschen auf
gewisse Entfernungen, scheinen plötzlich
zu Verstnmmen und täuschen dann in
der Richtung bis um 90 Grad. »Ge
sicht und Gehör«, sagt unser Autor,
,,srnd also in sehr vielen Fällen außer
Funktion. Andererseits kommen Ge
schmack und Gefühl nicht in Betracht.
Bleibt nur der Geruch. Niemand hat
bislang daran gedacht, die Nase zu
verwenden, um die gefährliche Nähe
hnsn Klihhm nnd Fels-m hnmnä an
wittern Aber warum nicht? Man
denke sich eine finstere, völlig schwarze
Nacht, vollends undurchdringlich ge
worden durch einen kompakten Nebel.
Kein Lichtschein aus der Erde, kein
Stern am Himmel. Als einzige. jeden
andern Ton verschlingende Musik das
Pfeier des Windes in den Taum, das
Geräusch der sich brechenden Wogen,
das Angstgeschrei der Frauen und Kin
der auf dem Schiffe. Wo befindet sich
das Schiff, welchen Kurs hat es ge
nommen? Da plötzlich, hat der wach
same Kapitän aus Nodnordwest einen
mächtig diaherströmenden Geruch von
altem Noquesortkäse wahrgenommen
und aus Siidost ein-en seinen Dust von
Verbenenblijthen. Er nimmt seine
Karte zur Hand und sofort weiß er, in
welcher Richtung er zu segeln hat:
Gerettset! Gottseidank! So manöve
rirt er immer nach der Nase, und eine
Stunde später ist das Schiff im siche
ren Hasen; alles jubelt, Makrosen
unsd Passagiere, die einen erheben
Dankhhmnen,die andern die dampfen
den Groggliiser.« Leider -— schließt
der Erfinder der »Riechbojen« — ist
das alles nur ein Traum Aber er
sieht schon im Geiste die Praxis sich
über seine Jdoe hermachen, auf allen
Klippen und Untiesen die Bojen an
bringen, die jede einen andern durch
dringenden Geruchweithin ausströmt-n
und so den Schisfer vor den dort
drohenden Gefahren warnen, sichere-r,
als Leuchthurm und Nebelhom