Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, October 16, 1896, Sonntags-Blatt., Image 11

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    M
Wem-e Insekten.
U Nach einem Aufsatz in der »Revne
chientifiaue« theilt der »Promotheug«
Folgendes mit: Aeußerun en höherer
Getsteetritfte bei niederen ieren hat
, der ausgezeichnete belgische shchologe
Professor Delboeuf namentlich in sei
nen Eidechsenstudien vielfach gesam
melt. Er glaubt keineswegs, daß man
Alles in ihrem Gebahren auf »Ju
gnlt« zurückführen und sich bei diesem
orte beruhigen darf, sondern schreibt
auch diesen Thieren bereits höhere Ge
fühle von Liebe, Freundschaft, Haß,
Zorn, Hingehung, Muth, Mißtrauen,
iferfucht, Neugierde, List, Furcht,
Bosheit nnd selbst Mitleid zu. Mitleid
ist gewiß eine der höheren seelischen
Aeusierungcm die man bei Vogeln,
welche verwaiste Junge, verunglückte,
zum Beispiel erblinbete Genossen er
nähren, öfter beobachtet hat, aber man
hätte kaum geglaubt, daß sich das Mit
leid schon bei Insekten äußert. Herr
G. H. Monob glaubt davon aber un
triigliche Proben schon beim Küchen
schaben (Periplaneta Orientalig),
einem der ältesten und niederften Jn
sekten, beobachtet zu haben. Die Ver
anlassung gab eine der großen Pracht
eidechsen Siidsraiikreichs, die man der
Marseiller Universität lebend gebracht
und in eine große Kristallisations
schale gesetzt hatte. Da sie seit mehre
ren Tagen keine Nahrung empfangen
hatte, war sie sehr gierig nach den
. Küchenfchabem die man ihr reichte,
und diese zeigten ihrerseits eine ents
sehliche Furcht vor dem Reptil und
eilten, aus seiner Nähe zu kommen.
Nun hatte man in die große Schale ein
kleines Napfchen mit Wasser gesetzt,
um die Eidechse Un tränken, und in
diese Schale fielen wiederholt Schuhen
beim Hinubertletterm die dann nnf
dem Rucken schwammen und in der dop
elten Furcht, von der Eidechse ver
chlungen zu werden oder zu erttinten,
verzweifelt ihre sechs Fuße in der Luft
bewegten. Dieser Zufall wiederholte
. sich mindestens siinf bis sechs Mal,
aber ausnahmslos unterbrochen als
dann andere Schaben ihre Flucht,
lamen auf den Rand des Schalchene
nnd halfen ihrer verungliickten Genos
sin aus dem Bade, wobei sie die eigene
Gefahr völlig hintnnstelltcn oder
vergaßen. Eines Tages fiel eine Fliege
in das Wasser und wieder näherten sich
einige Scheiben dem zappelnd-en Thier,
nm iich indessen schnell zu entfernen,
nachdem sie erkannt hatten, daß da
kein Thier ihrer eigenen Sippschaft
zu retten war. »Ist es nicht höchst
bemerken-Zweim, « skagt Manod, «einen
solchen unerwarteten Akt der Ueber
legung bei Thieren zu finden, die in
der Stufenieiter der Weer so tief
stehen«-«
—-..
» s- case- da Gama
der Entdecker des Seeweges nach Ost
indien, wird im nächsten Jahre der
Peld einer portugiesischen National
eier sein, wie Columbus unlängst in
Spanien gefeiert worden ist. Jtn näch
sten Friihiahr wird ed 400 Jahre, daß
Vasco da Gama sich zu dem Wagniß
einer Fahrt til-er den unbekannten
Ozean nach Ostindien rüstete, die ihn
ntn das Kap der guten Hoffnung zu
Keinem Sielc siihrle. Diese Vierhnw
ertfahrseier soll in großartiger Weise
begangen werden, wie aus dem Rund
schreiden des Lissadoner Aueschussee
hervorgeht. Alle eivilisirten Voller
sollen eingeladen werden« Das Pro
grauem ist überreich; nach feder Nich
tung menschlicher Thatigleit, Betrieb
samleil und Lust ist gesorgt. Erzeug
nisse der Natur und deo Geister-, Werte
der Gegenwart und Vergangenheit, der
Heirnath und der Kolonien sollen zur
Auestellung gelangen. Die Lebenden
sollen sich an Schausterlungen, Flunfti
leistungen, Nevuen zu Land und zu
Wasser erfreuen und belehren lonnenz
durch große wissenschaftliche Arbeiten
soll die Vergangenheit geehrt werden
Lissabon erhält ein großes Gebäude,
wo alle Auestellungen, alle Kongresst
und Empfange stattfinden können·
Uckerbau und Viehzucht, Jagd uni
Fischerei, sinnst und Gewerbe, Ethno
raphie und Hydrographie, Flora unt
auna Portugalo und seiner Kolonier
werden in Ansstellungen vorgefiihrt.
Kriegdichisfe satnnitlicher hierzu einge
ladenen Staaten, ferner Handeloschisfr
der hervorragendsten Seesriidte unt
Schiffsahrtegefellfchaflen sollen aus
"dern Tafo zufammenlornmen. Dann
Bllen stattfinden: eine international
egaita, ein internationaled Preis
schießen, natürlich auch ein internatio
naled NadfahrersWettrennen Von der
Longressen wird besonders einer siii
alle öffentlichen Vereine zu gegensei
tiger Hilfe und Wohlthätigseit hervor
ehoden. Von den Luisiaden, derer
Feld Baseo da Gama ist, soll dir
ationaldrnckerei in Lissadon eint
monuruentale Ausgabe veranstalten
Dichter, Musiker, Maler und Bild·
hauer sollen zu Festardeireu eingelader
werden; man planl auch die Ausfiihi
rung altersportugiesischer Theater-stinkt
J
und Kompositionen Die drei Tage
vom 8. bis zum 10. Juli 1897 werden
in ganz Portugal und seinen Kolonien
als Festtage feierlich gehalten werden. «
Aus Seeräuber-Zeiten« -
»Die Seeräubereien, welche hin und;
wieder noch im chinesischen Meere vors «
kommen, erinnern lebhaft an das Pira- :
tenwesen, dessen Schauplatz itn 16.,
17., lis· und noch zu Anfang des 19.
Jahrhunderts hauptsächlich der atlan
tische Ozean war. Die Freibeuter
jener Zeiten begniigten sich nicht mit
der Plünderung der Schiffe auf hoher«
See, sondern oft liberfielen sie auch
Aiistenstädte, die sie braudschatzten
Der beriichtigte Seeräuber Scott, ein
Engländer, erfchien einmal nächtlicher
Weile mit einer Anzahl seiner Unter
gebenen in der mexilanischen Kästen
stadt Sau Francisco de Campeche,
pliinderte den Ort, schleppte Weiber
fort und verlangte ein großes Lösegeld.
Der Pirat Davis im l7. Jahrhun
dert ging einmal unweit Nicaragua,
Mittelamerila, mit seinem Schife vor
Anfer, ließ zehn Mitglieder feiner
Bande zur Bewachung des Schiffes
zurück, vertheilte die übrigen 80 Mann
in drei Kanoes und fuhr Nachts mit
diesen sluszaufrvärts nach der Stadt
Granoda. Die Piraten wurden von
einer Schildwuche angerufen, mit der
sie spanisch sprachen und welche die
Räuber schließlich in der Meinung,
friedliche Fischer vor sich zu haben,
pasfiren ließ. Kaum waren die Frei
beuter in Granada aus ihren Booten
gestiegen, als sie sofort iiber die Sol
daten herfielen, welche der itandung
der Piraten ruhig, und ohne eine
Ahnung von dem wahren Charakter der
Angetommeneu zu haben, zugesehen
hatten. Der Angriff geschah so plötzlich
und so unerwartet, daß die Soldaten
bereits masfalrirt waren, noch ehe sie
Zeit gewinnen lonnteu, einen Versuch
zu ihrer Vertheidigung zu unterrich
men· Nach der blutigen That zerstreu
ten fich die Räuber durch die Stadt und
pliinderten Häuser und Kirchen. Ihre
Gesammtbeute stellte sich auf mehrere
Tausend Dollars. Merkwürdiger Weise
aber ließen die Piraten bei diesem
Streifzuge die Bewohner von Nico
ragua ungeschoren. Sie lehrten noch
der Insel Jamaica, der Heimath ihres
Hauptlings, zurück, wo acht Schiffe, siir
welche Davis von seinen Raubgenofsen
als Admiral erwählt worden war, zu
einer Raubexpedition ausgerüstet wur
den.
Wenn in jener Zeit em seauffamtci
fchiff von Seeräubern gelapekt worden
war, fv wurde die Mannfchaft dieses
Schiffes oft gezwungen, auf einer
Planke zu wandeln, welche die Piraten
fo gelegt hatten, daß fie über die Seite
des Schiffes hinausragte Die Unglück
lichen fielen dann in’s Waffek und
wurden gemeiniglich von Haififchen
gefressen- Waren es viele der in’s
Waffek Geftürzteih fo war die See
bald nachher von ihrem Blute fokmlich
roth gefärbt.
Im Jahre 1802 verliessdass britische
Kausfahrteischiff »Albion« Dstindien,
um nach England zu fahren. Das
Schiff hatte werthvolle Ladung und
eine ziemlich starke Besatzung Als
Passagiere befanden sich ein protestan
tischer Geistlicher mit seiner Läjahs
rigen schönen Tochter an Bord. Da
mals ging die Sei-reife von Ostindien
nach Europa bekanntlich noch um dass
liap der guten Hoffnung Die Reise
verlief glücklich, bieman in die Region
der ftidostlichen Passaiwinde gelangte.
Hier tauchte plötzlich an einem Morgen
am Horizonte ein verdächtig aussehen
dee Fahrzeug auf, welchee zahlreiche
Segel aufwies und direkt auf die
»Albion« zusteuerte. Bald erkannte man
an dem massigen Rumose des fremden
Fahrzeuges, daß es ein Piratenschifs
war. Ec- wurden nun schleunigst Waffen
unter die Mannschast der ,,Albion«
vertheilt, die wenigentleinen ilanonen
derselben geladen und alles siir das
kommende Gemetzel Erforderliche in
Bereitschast gesetzt. Pslichtgeinäsz
machte der liapitän auch seinen Passa
ieren von der nahen Gefahr Mittheii
ung, wobei der Geistliche sich erbot,
an der Verlheidiaung des Schiffes
theilzunehmen. Man bedeutete dem
Geistlichen aber, daß er wohl schwerlich
an solche »Arbeit,« wie sie eben bevor
stand, gewöhnt sei und hierbei vielleicht
mehr schaden als mit-entband Das
Piratenschifs verringerte den Abstand
zwischen ihm und der »Albion« mit
rapider Geschwindigkeit, und bald ent
brannte der Kampf. Die Seeräuber
waren an Zahl, sowie hinsichtlich ihrer
Waffen den tapfer fechtenden Englan
dern überlegen und blieben Sieger.
Sie betraten die »Albion,« ermordeten
den Kapitiin in grausamster Weise und
, ließen die Mannschast den bekannten
- Spaziergang auf der Planke ausführen.
» Mehrere Haifische in der Nähe des
Schiffes thaten dann das Uebrige. Die
Freibeuter nahmen hierauf eine gründ
, liche Durchsuehung der »Albion« vor,
wobei sie den Prediser und dessen
- Tochter betend in der aslite antraer.
—l
Sie schleiften die Beiden auf Deck
und ließen den Geistlichen iiber die
Planke laufen, während der Kapititn
der Räuberbande, aus den die Schönheit
der jungen Dame einen lebhaften Ein
druck gemacht hatte, dieser die Wahl
stellte, entweder sein Weib zu werden
oder über die Planke zu marschiren.
Die junge Dame zog es vor, zu sterben.
Wuthentbrannt gebot nun der Abge
wiesene einem Untergebenen, einen
Schürhaken zu erhitzen. Als der Schür
haken weißgliihend war, brannte das
Scheusal dem ungliicklichen Mädchen
mit dem Haken die Augen aus, rifi ihr
die Kleider vom Leibe und wars sie
über Bord, den Haisischen als Speise
vor.
Unziihlige solcher Greuelthaten, wie
die beschriebenen, haben die Piraten
jener Tage aus dem Gewissen. Die
ersteren sind blos charakteristisch siir
das Thun und Treiben der Seeräuber
im Allgemeinen. Wenn daher, mit
Ausnahme des chinesischen Meeres,
jetzt wohl alle Ozeane von diesen
Bestien in Menschengestalt gesiiubert
sind, so ist dies in erster Linie den dies
bezüglichen energischen Anstrengungen
Großbritanniens zu danken.
Die Reger der Berliner Jota-kal
Ansstellqu
find, wie die »Offiz. Ansstell
Nachr.« schreiben, bei der Berliner
»Damenweli« außerordentlich beliebt.
Ein besonderes warmes Interesse fin
det derHäuptling Bruce von den Tagw
leuten. Er ist verheirathet, seine Frau
und fein anderthaldjiihriges Söhnchen
Quasi sind ebenfalls hier, und nun
sind viele Berlinerinnen so neugierig,
daß dem Bruce manchmal das kraufe
Paar zu Berge steht. Jn die intimsten
lngelegenheiten mifchen fich die Däm
chen; dafür werden sie aber durch die
Paarfträubendften Lügen bestraft, die
hnen der schlaue Negerhäuptling in
ziemlich gutem Deutsch und mit gewin
nendfter Höflichkeit auftifcht. »Wie
viel Frauen hast Du?« (Die Fragerini
nen sind der festen Meinung, daß
Neger immer mehrere Frauen haben
müssen.) »Zwanzig.« — »Liebft Du
Alles-« —- »O nein, nicht Alle, nur
manchmal und einige. Jch habe 45
Kinder, aber sechs gestorben.«——»Wo
sind denn die?«——,,Zu Hause !«——,.Ja,
um Gottes willen, wer pflegt denn die
armen Wiiriner?«—»Meine Frauen !«
;-——.,Folgen Dir denn alle Frauen?«—
l »O, fehr gut, sonstpriigeln.«—»Dann
Möchte ich aber Deine Frau nicht sein !«
!—,.Hab’ ich Sie fchon gesagt, daß ich
iMann fein mag von Sie?«——Diese
i Antwort war zu trankend sur die Frage
Iftellerim und sie wendet sich schmol
! lend ab, um ihre Aufmerksamkeit einem
Janderen schwarzen »Adonie« zuzuwen
iden. Niichft Bruee ist ,.Rudolf« fehr
I gern gefehen, aber auch »Auguft« nnd
»Bismaret« sind bevorzu te itieblinge
und verstehen es ganz meisterhaft, die
lustigen »Sehtverenother zu spielen.
jAder wenn die Tamchem die so gern
; mit den Schwarzen plaudern nnd scha
;lern, wüßten, wie diefe feibe iiber fie
Turtheileih würden sie wohl kaum noch
ein Wort an die »uuver5chiimten«
’ Neger verschwenden Neulich war ein
Herr Zeuge, wie ein Neger nach lange
rein Gespräch mit einem jungen Fron
lein vielfagend auf die Stirne zeigte
und murmelte: »Berruck ! «
Tausend Traubenan einein
Wei nsto ek. Die erstaunliche Frucht
. barleit eines Mudtatellewitieinstockeo,
der in dein Garten dee Besitzers eineo
iArbeiterhäuechene in Miilhausen ini
i Eisasz steht, macht viel von sich reden,
Und Mancher wandert hin, um das
i Naturwunder zu beschauen. Ein solcher
ist ed doch wohl, wenn ein einziger
Rebstock an die tausend Tauben tragt.
Die Rede ist schon alt, denn als der
jetzige Besitzer oor lit Jahren dad«
Fand kaufte, fand er sie schon vor und.
ie war auch damals schon nicht jung i
Verinuthlich steht sie etwa 50 Jahre,
wie die ersten Häuser der Arbeiterstadt.
Besondere Pflege laßt der Mann sei
ner Rebe gar nicht angedeihen; aber
sie steht neben dem kleinen Graben,
durch welchen das Abwasser der sriiche
fließt, das mag dein Stocke, der sich
nach beiden Seiten weit ausdehnt und
dessen eine Seite eine Laube bildet,
Leben und Sast geben. Eine etwa vier
Meter lange Ranle siihrt von der Laube
zu einein Lindenbaum. Drei Stützen
hat man darunter gestellt, daniitdie
Ranke unter der Last der Trauben nicht
zusammenbreche. Jn der Linde hängen
noch Trauben von den Zweigen herab,
als ob sie aus dem Lindenbaum gewach
sen waren. Man spricht neuerdings den
alten Reben sotgern jede Fruchtbarkeit
ab——hier sieht man, daß auch das
Gegentheil der Fall sein kann, denn
niemals könnte eine junge Rebe so;
viele Trauben hervorbringen
Weibliche GeschitstSreifl
ende. Eine deutsche Tuchhiindleri I
irrna, so schreibt der »Konsektionär,«
hat ed unternommen, aus der bekannten
schwachen Seite vieler Männer sur s
L
das schöne Geschlecht Kapital zu schla
gen. Sie hat nämlich zehn junge Mäd
chen als Reisende angenommen. Schon
zweimal besuchten die Schönen die
Stadt Meißen, Sachsen, und hausirten
mit-Stoff zu Männeranziigen. Diese
Zausireriwsiolonie hat jedesmal große
osten von Stoffen mitgebracht, aber
sie auch jedesmal vollständig abgesetzt.
Die hnbschen jungen Damen sind sehr
liebenswürdig zu ihren Kunden und
besitzen große Ueberredungskunst, so
daß es nicht zu verwundern ist, wenn
sich die Vertreter des starken Ge
schlechts erweichen lassen und »den
kleinen Nest, welcher gerade noch gut
zu einem Anzuge reicht,« kaufen. So
bald die Mädchen den ,,Rest« verkauft
haben, gehen sie nach ihrer Haupt
nicderlage zurück, um wieder mit einem
neuen »kleinen Rest« ihr Glück zu ver
suchen, und so geht es den ganzen Tag
fort, bis der mitgebrachte Vorrath zu
Ende geht. Zehn Männer würden, wie
das oben erwähnte geschätzte Blatt
galanter Weise versichert, eine ganze
Woche zu thun haben, um auch nur
annähernd das umzusetzen, was die
Mädchen in einem Tage verkaufen!
Crdbeben auf Jskand Die
über London eingetroffene Nachricht
von heftigen vulkanischen Ausbriichen
auf Jsland hat in Kopenhagen um so
stärkere Aufregung hervorgerufen, als
dieses Erdbeben vom 27. auf den 28
August als das stärkste seit 1784 be
zeichnet wird. Jn jenem Jahre fand
der »K. Z. « zufolge eine entsetzliche
Katastrophe statt, die viele Menschen
leben kostete und den Elo Skastaa ganz
mit Luna füllte. Menschenopfer scheint
der diesmalige Ausbruch nicht gekostet
zu haben, doch muß, wenn überhaupt
ein Vergleich mit dem Ungliickssahres
1784 gezogen wird, eine Naturbegebews
heit Fehr ernster Art vorliegen. Wie
geme det wird, stürzten Kirchen, viele
(s)eh’ofte, in einigen Gegenden, beson
ders Rangvallahrepp und Holtmans
nashrepp, fast alle Häuser ein, die
Ernte und der Viehstand ward in den
betroffenen Gegenden gänzlich vernich
tet, und Hungersnoth scheint die unaus
bleibliehe Folge. Island ist, so lange
es bewohnt wurde, also über 1000
Jahre lang, sehr häufig von Erdbeben
heimgesucht worden, und in der vorge
schikhtlichen Zeit, darauf deutet die
ganze Beschaffenheit des Landes und
feine Oberflächc, ist es kaum anders
gewesen. Ungeheuere Strecken Landes
sowohl iiber wie unter der Schnee
grenze sind mit Lavaschichten bedeckt,
und nur verhältnismäßig kleine Strei
fen, besonders an der Weftkiiste, sind
weniger vullanisch Der Mittelpunkt
des Erdbebens ist der Heila, der bedeu
tendste der isländisehen Vulkane, der
seit l104 20 Ausbriiche zu verzeichnen
hat, 1878 zum letzten Male, darunter
so lange andauernde, wie der Auebruch
vom September 1845 bis zum April
1846.
Die Kosten der Nansen’
schen Expedition waren, wie
mitgetheilt wird, auf 300,000 Kronen
veranschlagt, von denen das Storthing
Mut-tagt 200,000 Kronen bewilligt
hatte und der Rest von Privatleuten
aufgebracht werden sollte. Von diesen
war vor Allem der König Oskar, der
20,000 Kronen zeichnete, ferner gab
Fionsul Anton Chr. Houen 2(),000
Kronen und zehn andere norwegisrhe
Finanzleute zusammen ii5,000 Kronen.
Die lsieographische Gesellschaft in Lon-»
don spendete 6500 Kronen. Erwäh-;
nenswerth ift auch, daß Freiherr v.T
Dietson der Expedition die volle this-’
rilstung fiir die elektrische Beleuchtung
zum Geschenk machte. Das gesammte
Kapital ist aufgebracht worden und
sichere-m Vernehmen nach durfte die
bewilligtc Summe um einige tausend
Kronen iilierschritten worden sein, deren
Begleichung jedoch in Betracht der wis
senschaftlichen Resultate, die Nansen
erzielt hat, nicht in Frage kommen
kann.
Die Urgroßmutter des
Präsidentschaftskandidaten
Btyan lebt in New London, Jud»
und ist trotz ihrer 95 Jahre eine sehr
wohl konservirte alte Dame.
Die Zahl der Eisenbahn
tunnels auf der ganzen Erde wird
aus 1142, mit einer lsiesammtlängc
Die Londoner Fenerwehr
ist im Januar 1895 4845 Mal alar
mirt worden. Davon waren III-I falsche
Alarme, nnd 287 Feuer waren nur
Kaminbrtinde. Bei 142 Feuersbrünsten
war der angerichtete Schaden bedeu
tend, bei 3491 unbedeutend. Die Zahl
der Brande hat sieh in London in den
lehten zehn Jahren durchschnittlich
jedes Jahr um 220 vermehrt. Dagegen
nimmt die Zahl der bedeutenden Brande
ab; 91 Personen sind 1895 bei Feuers
brünsten um’6 Leben gekommen. Die
Londoner Feuerwehr zählt Alles in
Allem nicht mehr als 9610fsiziere
nnd Mannschasten. Sie besitzt 56
Dampsspritzen und 69 Handspritzen
Von dem Manne, der die Wirth
schnft besorgen wollte.
Es war einmal ein Mann, der
brummte und zantte den ganzen Tag,
und niemals konnte ihm sein-e Frau im
Hause etwas recht machen. So kam er
auch in der Heuernte einesAbends heim
und polterte und wetterte, daß es ganz
schrecklich anzuhören war. Da sagt-:
die Frau: .
»Sei doch nicht so böse, Väterchen,
morgen wollen wir einmal mit der Ar
beit tauschen, ich will mit den Knechten
mähen gehen und Du sollst die Wirth
schaft besorgen.«
Damit war der Mann zufrieden.
Frühmorgens nahm dieFrau die Sense
über die Schulter und ging mit den
Knechten auf’s Feld; der Mann aber
blieb im Hause zurück.
Zunächst machte er sich ans Buttern;
darüber wurde er durstig, stieg in den
Keller hinab und begann sich einen
Krug Bier aus dem Fasse abzuzapfen.
Da hörte er, wie· das Schwein in die
Stube gelaufen kam und sprang hur
tig die Kellertreppe hinauf, um das
Thier fortzujagen, damit es nicht das
Butterfaß umstoße. Doch schon war
das Unglück geschehen und die ganze
Diele war weiß; mitten in der Sahne
patschte das Schwein herum und ließ
sich’s gut schmecken. Da wurde der
Mann so böse, daß er ganz das Bier
vergaß und nur das Schwein greifen
wollte. Jn der Thür bekam er es zu
fassen und gab ihm vor Aerger einen
solchenTritt, daß es auf dem Flecke todt
blieb. Jetzt besann er sich auch wieder
au das Faß im Keller, aber als er hin
unter kam, war das Bier ausgelaufen.
Nun ging er in die Milchkammcr.
Dort fand er noch Sahn-e genug und
füllte das Butterfaß von Neuem, denn
Butter wollte er durchaus zu Mittag
haben.
Nach einer Weile fiel ihm ein, daß
die Kuh noch im Stalle stand und we
der Futter noch Wasser bekommen hat
te, obgleich es schon hoch am Tage war.
Er wollte sich nicht die Zeit nehmen, die
Kuh auf die Wiese zu führen, sondern
beschloß, sie auf’s Dach zu leiten, das
war flach und mit Rassen bedeckt, und
es wuchs dort hohes, schönes Gras. Die
Hütte lag neben einem Hügel; wenn
er sich von dort ein Brett nach dem
Dache legte, getraute er sich wohl, die
Kuh hinauszubringen Aber das But
terfaß wollte er nicht wieder stehen las
sen, weil sein kleiner Junge auf der
Diele herumtrabbelte, der konnte es
leicht umstoßen. Er band sich also das
Faß auf den Rücken und ging damit in
den Stall; doch bevor er die Kuh aufs
Dach führte, wollte er sie tränken, er
griff einen Eimer und begann Wasser
aus dem Brunnen zu schöpfen. Als
er sich über den Rand beugte, lief die
Sahne aus dem Butterfasse ihm in den
Nacken und über den Kopf in den
Brunnen.
Es ging start auf Mittag und But
ter hatte er nicht bekommen; so beschloß
er, Grüße zu kochen und hängte einen
Kessel mit Wesser über den Herd. Als
er dies gethan hatte, fiel ihm ein, daß
die Kuh vom Dache herunterfallen nnd
den Hals oder die Beine brechen könn
te, darum stieg er wieder hinauf, um
sie anzubinden. Das Ensde des Stri
ckes besestigte er an dem Halse der Kuh,
das andere warf er durch den Schorn
stein hinab und schlang es sich dann in
der Küche um den Leib. Das Wasser
fing an zu kochen und er rührte die
Grüße ein.
Auf einmal fiel die Kuh dennoch
vom Dache und zog an dem Stricke den
Mann in den Schornstein hinauf, da
steckte er nun! — aber die Kuh hing
draußen an der Wand und schwebte
zwischen Himmel und Erde.
Die Frau wartete vergeblich, daß
ihr Mann kommen und sie zum Mit
tagessen rufen sollte; endlich wurde ihr
die Zeit lang und sie ging nach Hause.
Als sie nun sah, wie jämmerlich die
Kuh dahing, lief sie schnell und durch
schnitt den Strick mit der Sense. an
demselben Augenblick fiel der Mann
den Schornstein hinunter, und als fei
ne Frau in die Küche trat, —- steckte er
topfüber im Grüßlesselt
........... O —-.—.
Seehaumsprossen.
Von ,, Laketrcc«.
Frau Tief singt zwar Alt, aber ist
es nicht; ihr Gatte dagegen singt nicht
Alt, aber ist es; viel zu alt fiir so eine
junge Frau. Er ist aber sonst sehr inu
sikalisch, streicht sogar die Geige. Die
einzige Weise, in welcher er noch herum
streicht. Frau Tief ist eine große Be
wundekiuN der Klafsky als »Jsolv2«,
; Herr Tief ein großer Verehrer des
! Grüning als ,,Tristan«, — trister Ge
schmack, meiner Ansicht —, kein Wun
der. daß Herr Tief tief in seine Tasche
griff und Sitze zur Vorstellung des
Wagner’schen Hoheliedes der Liebe be
If
flegtr. An dem betreffenden Tage je
doch klagte die Frau über schauerliche
’Kopfschmerzen. Der Gatte wollte die
Sitze umtauschen, sie jedoch redete ihm
so lange zu, bis er sich zu gehen ent
schloß. Den anderen Sitz konnte er ja
mit Kußhand, ja sogar Nutzen verkau
fen. Er ging hin, aber — welche Ent
täuschung! Statt »Tristan«, der dies
mal wirklich nicht sollte, die ,,beläm
merte Lucia«! ,,Statt Tristan — Ed
gar? Warum nicht gar!« So rief
HerrTief und frug sich nun auch: »Wo
hin?« Der sorgende, treue Gatte war
in ihm jedoch siegreich. Er eilte heim
zu der »armen, geplagten« Gattin, die
wahrscheinlich schon in Morpheus’ Ar
men ruhte . Jawohl — in Morpheus’
Armen! Die Arme ruhte zwar in Ar
men, aber nicht in denen des Mor
pheus; der Betreffende hätte schon eher
Orpheus heißen können. Anstatt »Tri- »
stan« ein solcher trister Anblick! Statt
einer Jsolde-Auffiihrung, eine derar
tige! Und dabei mußte er noch die
Rolle des ,,König Marte« spielen.
Was war die Folge? Eine Scheidung,
für welche eigentlich der grautöpfige
»Damager« bezahlen sollte!
ge O s
Herr Feiglingshäuser — es giebt
doch merkwürdige Namen — ist Kla
vierlehrer. Er ist kein Wagner-, son
dern ein Nachtschwärmerz außerdem ist
er noch im Stande, sich nicht nur fiir
Bier, sondern auch für M e y e r b e e r
zu begeistern. Man sollte den »Pro
pheten« geben, da aber F. auch Moses
und d i e hatte, so kaufte er einen
Sitz. Als er aber hinkam, starrte ihm
statt ,,Prophet« ,,S-emiramis« entge
gen. »Never!« rief er aus und eilte
hinweg. Es regnete in Strömen. Feig
lingshiiuser hat einen Schirm; . Kla
oierlehrer tragen gewöhnlich Schirme;
wahrscheinlich deshalb, weil sie sich vor
Wasser, das sie stets so verabscheuer
beschirmen wollen. Am Ausgange steht
eine liebliche Maid, schirmlos im Dop
pelsinne dieses Wortes. Herr F. ist
galant; Klavierlehrer sind das mei
stens, sogar oft bei ihren Schülerinnen.
Schlagfsertig, wie dies einem Mono
jünger geziemt, näherte er sich dem
Mädchen und bot ihr seinen wirklichen
und bildlichen Schirm an. Doch auch
die liebliche Maid war schlagfertig,
denn sie schlug ihm ,,einen hin«, daß er
umschlug, und der Unter- rief nach ei
nem Blaurock. Herr Feiglingshäuser,
seinem Namen Ehre zollend, lief fort.
Als er die »Car« bestiegen hatte, phi
los ophirte er: ,,»5irst J mißSerimamis,
and then this Miß — ’s ist mieß!«
Und wer trug an der Ohrfeige eigent
lich die Schuld? Der graue »Da
mager!«
Iii It- Il
Nachstsehendes köstliches Cerewisia
Poem in bayrischem Dialelt ist das
Bruchstiicl eines Gedichtes aus der
Zeitschrift ,,JUgend« Und kann als
Antwort eines Altbayern aus die Frage
eines Brauherrn, wie er sein neues
Bier nennen soll, dienen:
J woaß net, was s’ scho wieda ham —
Die Hauptsach isdo net der Nam’!
Die Hauptsach is und bleibt das Bier,
Mein lieber Herr, dös glaubens mir!
Da Miichna trinkt und fragt si g’wiß
Net lang, wia’s hoaßt, na, blos wia’
is!
J moan a, darauf kemma w an —
Paß auf, an was ma’s kenna kann:
An Widerwillen soll’s erreg’n —
Denn immer wieder muaßt oanö
mög’n;
An Satz soll’s machen, ’s Bier, ver
stehst:
Daß d’ sitz-en bleibst und net gern gehst;
Und grabeln muaß’s—no ja,dös heißt,
Daß ’s oan auf d’ Letzt in Graben
schmeißt,
A Gschmackerl a soll’s ham ——— Koc
wild’s,
A guat’s, a rund’s, a süaß’s, a mild’s!
Wann’s so is’ nacha kann da Mag’n,
A elf bis fufzehn Maß vertragn.
Und wenn da Mensch a wackeln thuat,
Er muaß do sag’n, dös Bier is guat,
T Es macht Ein’m warm Und löscht den
i Durscht,
« Doch wia ma’s nennt, dös is mir
wurscht!«
s Er sprach’s, that wieder seinen Zug,
Sah mir in’s Aug-e mild und klug,
l Wies auf den Steinkrug hin und lachte.
Und sprach: »Daschaug’ns, bös is die
achte!«
Und wenn ich nun der Kadi wär’
l So fällt ich einen Spruch wie der:
Jst Euer Trunk nur gut und fein,
Und nur bekömmlich, frisch und rein,
J stjeder Name ihm zu gönnen,
Könnt’s Nektar, lönnt’s Salvator nen
nen.
Doch ist, was ihr gekocht, verdächtig
Schaul, sauer, matt und niederträchiig,
Verbiet ich Euch, es Bier zu taufen —
Wer’s thut, der muß es selber—saufenl