Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, September 25, 1896, Image 1

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    Grand Island
AUEEEW TM YMÆ
Grund Island, Nebraska, Freitag, den 25. September 1896. Nummer 3.
Denkt-braun
Ansangs der Woche hielt der Natio
nalverein der Rübenzuckersabrikanten
eine Versammlung und beschloß, den
Reichstagizu ersuchen, die bestehenden
Gesetze dahin zu arnendiren, daß der
Paragraph, welcher die Menge des von
jeder Fabrik gelieserten Zuckera beschränkt
und localisirt wird, widerusen werde·
Ferner wurden die Direktoren ausge
sordert, »in Anbetracht der zwingenden
, Nothwendigkeit der Industrie einen Plan
’zu Bildung eines deutschen Zuckersyn
di ta zu entwersen, und die Regierung
wurde ersucht, ein internationales Ueber
einkonnnen mit Frankreich und Oester
reich zur Abschassung der direeten nnd
indirecten Aussahrpräniien zu erzielen,
deren Nutzlosigteit sich, wie behauptet
».-wird, klar gezeigt habe.
" Noch nie vorher hat ein deutsches
Flottenmanöver weder in der Ostsee,
. noch in der Nordsee rnit so großer Heini
lichkeit stattgefunden, als das, welches
int Herbst dieses Jahres abgehalten
wurde. Es wurde stets daran festge
halten, die Marixieattaches der verschie
denen Gesandtschasten in Berlin von
diesen Manövern auszuschließen und so
weit wie möglich zu verhindern, daß die
Zeitungen getraue Berichte über die letz
teren erhalten. Jn diesem Jahre wurde
das Manöver, welches drei Wochen
dauerte, Dienstag letzter Woche bei
Helgoland beendet. Tie liebungen,
welche dort stattfanden, begannen Zorn
tag und bestanden in einein von sieben
«Schisien, darunter drei riesigen Panzen
fschissem gemachten Versuche, eine Lan
dung zu erzwingen. Zu einer Zeit
näherten sich die Panzerschisse .,Sachsen«
und Würtenberg" von einem dichten
Nebel begünstigt, der Insel bis aus zwei
Meilen, jedoch wurden sie, nachdem sie
dieselbeStunden lang bonibardirt hatten,
durch das wirksame Feuer des« Haubitzen
vertrieben, welche während des letzten
otnmers aus Befehl des Kaisers dort
, usgestellt worden waren. Auch die
use-it tragenden Kranz-Jeden Festung-I
tanonen ivurden vom Comtnodore
Studenrauch, deni Cominandanten der
Insel, itrbestiedigender Weise erprobt.
Es ergab sich, daß ein einziger Schuß
aus einer dieser großen Kanonen aus
einer Entfernung von über einer Meile
aus der Stelle das tnächtigfte Winzer
schiif kantpsunsiihig machen kann.
Dienstag Abend wurde die Flotte ,,hors
de cotnbal« erklärt.
Bei dem eben beendeten Truppentna:
nöoer sind in Folge des schlechten Wet
tero und der schlechten Wege ungewöhn
lich oielc tödtliche und schwere Unsälle
vorgekommen. Gras von Kanitz vom
viertenTragonerreginiente wurde durch
einen Sturz vorn Pferde getödtet nnd
sieben andere Kavallerieosfiziere trugen
schwere Verletzungen davon.
’ In einigen Tagen wird der inter
nationale Congresz dcg Frauenrechtsven
eins int Sitzungssaale des Berliner
RathhauseH zusanmientrcten. tfåt wer
den Wo Delegaten erwartet, darunter
die Anierilanerin Fräulein Frances N.
Irr-ich. L
Us- —I
Der Bersungunggprotzrxi in oer p:en
frischen Armee, welcher so iiott Fort
"chrilte macht, ist eine recht kostspielige
« eschichte. Nicht weniger alg 757 pen-«
.onirte Generäle leben in Preußen, und
die Mehrzahl verzehrt die Pension in
verhältnisiinäßig guter Gesundheit.
» Unter sioiser Wilhelm dem Ziveiten
«.,nllein sind Dis-. Generäle pensionirt
worden«
Tein russischen General der Insowe
rie und isteneraldldsiitant v. Richter-,
General-Caminandant des Hauptquar
tiers, ist vom Kaiser Wilhelm der
Schwarze Adier-Orden verliehen worden.
Jn München ist der Tefrnndant lim.
stein verhaftet worden.
's Ter österreichische Reiche-roth ist auf
Zden l. Oktober einberufen worden.
. Ter daherische General Herniann
Schefser ist deni Vieyele zum Opfer ge
fallen. Ein unaehtsamer iiiadfahrer
i rannte in Münchenckürzlich den General
Him, und letzterer trug schwere Verletzun
gen davon. Er ist diesen nunmehr er
legen.
,, Das Ehepaar Einsauch in Lemberg
· ist im dortigen Tempel dingfesi gemacht
worden. Der Mann und die Frau sind
s seschuldigt, ihre Stieftochter vergiftet zu
haben.
Generaiarzt Zuncker ist nach Plän,
dem jetzigen Ausenthaltsorte der kaiser
lichen Prinzen berufen, um nach dem
finden des Prinzen Eitel Iris zu
Der 13 Jahre alte Prinz hat
erlehun en durch einen Sturz mit
seinem pay davon magern Sein
Zustand ist weiter nicht esoraniß erre
Y nd, er bedarf indes immerhin noch der
IF onung.
e
» inen sonst ehrsamen tisehlmneister
fis Ohio hat sein Nussenhaß in Unge
- ten gebracht. Auf osfener
e rief er sus: »Viel-er mit dein
Zareul Alle Rassen müssen in die Luft
gesprengt werden!« Dafür wurde er
von einem Polizisten beitn Kragen ge
noinknen und in dass Gefängniß abge
tchleppt- l
Das Ende der Welt« s
Die in London von Jeroine K. Je-;
rome herausgegebene Zeitung ,,To-Day«
macht in einem ernsten Artikel auf dies
Erklärung eines hervorragenden fran
zösischen Gelehrten aufmerksam, welcher
nicht genannt sein will, und sagt, die
Welt, so weit Europa in Betracht;
komme, gehe ihrem Ende entgegen. Erl
fügt hinzu, die Erde kühle sieh sicherlich
in Frankreich und Belgien ab und es sei
sehr wahrscheinlich, daß wir in der aller
nächsten Zukunft große Veränderungen
erleben werden. Jtn Norden Frank
reichs-, wo so etwas noch niemals vorge
kommen ist, haben bereits Erdbeben
stattgefunden und dasselbe habe sich in
Belgien ereignet. Ferner erklärt der
ungenannt sein wollende Gelehrte, daß
zwei oder drei französifche Berge rutschen
und am Schlusfefagt er, daß sich die
Berge in der Schweiz senken
Der deiitfch-rusifche Zollkrteg.
Der Berliner Correspondent des
London »Stanoard« berichtet, eine halb
:anttliehe Mittheilung rechtfertigt die An
jnahme, daß die Folge der russischen
JZolltnaßregeln darin bestehen werde,
daß die deutsche Regierung der Reichs-:
;bank verbieten wird, Darlehen auf rus
sische Obligationen zu gewähren.
Die spanische Flotte.
Ausgaben der spanischen Regierung
für die Vermehrung der Flotte belaufen
sich auf ::5,000,000.
Vismarck um Rath gefragt.
Gouverneur Culberfon verlas wäh
rend einer Rede, welche er Samstag
Abend in Douai-, Ter. hielt, folgende
zwischen ihm und dem Fürsten Vismarck
gewechselte Correspondenz über die Geld
frage:
»An den Fürsten Bismarckt
Tie große Finanzfrage ist seht von
höchstem Interesse für das Volk der Ver.
Staaten. Sie stellt sich in verschiedenen
Formen dar, aber im Allgemeinen kann
gefragt werden, erstens-, ob die Ber.
Staaten die alleinige Goldwiihrung
oder zweitens, ob sie Doppelwährung
mit Gold sowohl, wie Silber als Geld
metalle annehmen sollen. Tie Argu
mente, welche zu Gunsten jeder der bei
den Fragen gemacht werden, sind Ihnen
wohl bekannt, aber es wird besonders
geltend gemacht, dase wir die Doppel
währnng annehmen sollen, weil der in
der Welt vorhandene Vorrath an Gold
zur Prägung unzureichend für den Be
darf ist und weil eine solche Währung
die Werthe alles Eigenthuing nach weiter
herabdrücken würde.
Was ist nach Ihrem Urtheil die beste
zu befolgende Politik, Annahme der
Gold- oder der Doppelwiihrnng und
Jhre Gründe dafür?
Welche Wirkung würde nach schrein
Urtheile die unaerzügliche Einführung
der Toppelrvährung von Seiten der
Ber. Staaten auf die Sache der Doppel
währung in Deutschland und anderen
großen Handelsländern halten«
gez. C. A. Culberson,
Gouverneur von Teras.«
Fürst Bismarck antwortet:
»Friedrichdruh, 2—t. Aug. han«-.
Geehrte-: Herr· Ihr geschätzteg Schrei
ben habe ich erhalten. Jch bin der An
sicht, daß dies gerade die Stunde ist, zu
welcher das Zustandebringen eines gegen
s:itigen llebereinkominens zwischen den
bauptsächlichen den Welthandel betreiben
den Völkern zu Gunsten der Einführung
von Doppelwährung rathsam fein wür
de. Die Ver. Staaten sind weit freier
in ihren Bewegungen, alt- irgend eine
europäische Nation, nnd wenn das Volk
der Ver. Staaten es daher mit seinem
Interesse vereinbar finden sollte, unab
hängig Schritte nach der Richtung der
Doppelwährung hin zu thun, kann ich
nur glauben, daß ein solches Verfahren
einen äußerst heilsamen Einfluß auf das
Zustandekommen eines internationalen
Uebereinkoinmene ausüben würde.
gez. B ismarck.
Postalttches«
Hin N. A. Mattvell, vierter Dittis
Generalpostmeister, hat dem General
vatmeistet feinen Bericht für das mit
dem Bis. Juni 1896 beendete Rechnungs
jahr eingereicht. Der Genannte hat
hauptsächlich die Ernennungen und Jn
spektoren unter feiner Controlr. Nach
dem Berichte waren im Ganzen 70,360
Posismter in den Ver. Staaten in
Thättqkeiy von denselben sind WIN
Iolche Iterter Klasse und 3635 solche,
deren Poflmeister direkt vom Präsidenten
ernanntwetden. Die Zahl der Past
iimter hat un Vergleich mit dem Verfaanl
um 296 zugenommen. Es wurden;
in dem letzten Fiscal - Jahre?
20403 neue Postämter cingerichtet,"
und 1750 ließ man eingehen. Es wur
den in dem in Frage stehenden Jahre im
Ganzen 12 ,090 Ernennungen gemacht
Or. Morwell spricht sich über die
Thätigkeit der Postinspektoren lobend
ang. Es liefen in dem letzten Rech
nungsjahre 108,037 Klagen und Be
schwerden ein, und 100,205 wurden er
ledigt. Jn 24 Fällen beliefen sich die
Beschwerden auf nachlössige Behandlung
registrirter Poststiicke durch Postbeamte.
Es wurden im letzten Rechnungsjahre
13,851,000 registrirte Poststiicke durch
die Post befördert; erst aus 1t3,254 der
selben kommt eins, welches verloren
ging.
Es- ivird in dem Berichte dassan hin
gewiesen, daß infolge der Tödtung nnd
der Verhastung vieler Desperados, wel
che, sozusagen, professionelle Postränber
waren, Bekundung der Post selteneri
vorkommt. Es wurden in Verbindung;
mit Post-Angelegenheiten im letzten
Rechnungsjahres 2074 Personen ver
haftet, darunter 158 Postmeister. Man
hatte sich in der in Frage kommenden
Zeit mit 16,56-'3, ans die auswärtige
Post bezüglichen Beschwerden zu be
fassen; von denselben bezogen sich 8750
aus registrirte Briefe·
Die Steuereinnahmew
Dem mouatltchen Berichte des
Steuerbrrreaus zufolge beliesen sich die
Steuereinnnhmen während des August
aufstll,527,074 gegen 812,162,d«55
während des August USE-ö- Während
der beiden ersten Monate des laufenden
Finanzjahres betragen die Gesaunnteiu
nahmen s48,234 mehr als während der
entsprechenden beiden Monate des vori
gen Jahres-.
Folgendes sind die Beträge, welche für
die verschiedenen steuerpflichtigen Gegen
stände während des August vereinnahtnt
wurden:
Spirituosen, s5,657,438. Zunahme
gegen den August v. J. 821,657;
Tobak 82,:378,555, Abnahme Mun,
J4(i;gegohrene Getränke VII,«2,556,
Abnahme «220,235; Qleonmrgarin
somit-IN Abnohme s24,os«i; Ver
schiedenes 818,1(5.·-, Abstahme est-L
NEU.
setzt-ichs
Lpringsield, Mo. Hiilics - Bundes
inaischall John Gute-J ist niit den drei
Holzdieben Innres, Walih und Sile-lup,
welche in Taney (50ncit1), Mo» oerhastet
wurden, hierher zurückgekehrt Wie ec
l)eißt, liat dnsz .iileeblatt in Tritten-, nnd
Stone:l50nnty :;,UW bis 4,U«U Weder
biiunie gefällt, welche einen Werth von
je »Ist bis its-» haben. Die getällten
Bäume weiden jetzt oon .Hiilsg:Vii-tde«z
mai-schallen bewacht.
»Die Großen läßt man
laufen «
.t)at-i"ic-l)uig, Pir. Nonnercienr
Hnitiith begnadigtc Jolnr Bardsley,
den früheren F-tadtichntuneister von
Philndelphia, welcher am J. Juli ist-l
wegen llnterschlngung einer halben Mil
lion DollarH tu sünszehnjährigcr Zucht
l)augl)ast verurtheilt wurde-. Der Gou
verneur gibt sür seine Begnadigung
keinen Grund nn. Bardslen wurde
liirzlich durch einen Schlagansnll ge
lähniL Tuc- tnag den Akt der Gnade
wenn auch nicht verursacht, so doch be
schleunigt haben. Vardsley hatte in
Effekten spekulirt nnd nusietdein hatte
er stiidtische Gelder gegen Zinsen an
Banken verliehen, welche im Jahre deg
llnheils tut-I Bankerott machten.
Brnan seicrt Triumphe in De
laware.
Win. J. Bryan traf Montag Mittag
in Troer-, Del. ein, wurde, ivie überall
wo er hiniommt, mit stürmischer Be
geistrrung einpsangen, und hielt am
Nachmittag aus dem Ausstellnnggplntze
vor einer nach Tausenden zählenden
Menge eine mit riesigem Beifall ausge
nomniene Rede. Aus allen umliegenden
Dörsern und Stadien waren die Men
schen, welche begierig waren, den »Von
Drator« zu hören, in Ertrazügen herge
kommen. Herr Bryan sagte, wenn die
Verhältnisse eian Landes günstig seien,
dann liege kein Grund zur Aenderung
ver Gesetze vor. Nur wenn eine Noth
wendigkeit sür Acnderung der Verhält
nisse vorläge, dann müsse etwas gethan
werden. Daß jetzt »etwas faul-« ist,
pas geben auch unsere Gegner zu. Sie
glauben aber-, daß statt durch Gesen
grlntn in der Währungösrage, durch
einen sdhrren Tat-if die Verhältnisse ge
bessert werden könnten. Der Redner
kam dann aus eine kürzlich von Most-i
lry gemachte Untierng zur-lich daß
unter rrpnhlikanischer Idniiulstratlon
das Volk sich dreißig Jahre lang, un
1860 bis 1890, der größten Prosperität
erfreut habe. MeKinlcy selbst habe
aber iin April 1890 zur Begründung
seiner sainosen Zolltarisvorlage gesagt,
es könne nicht bezweifelt werden, daß
eine starke Depression in der Industrie
und in der Landwirthschast herrsche. Jn
;deinselben Bericht sagte McKinley:
i,,Eine der Hauptklagen der Fariner ist,
daß sie sür ihre Erzeugnisse nicht solche
Preise erzielen, welche ein Aeqnivalent
sür ibre Arbeit und das angelegte Ka
pital bilden.« Das hat Herr MeKin
ley gesagt nach ,,dreißig Jahren der
Prosperitäh «
i Der Redner führte dann noch weiteres
IStellen aus McKinley’s Bericht an, in
Jwelchen der Niedergang der Landwirth
schast in grellen Farben geschildert wird.
Und nun komme McKinley, und erzähle
in Canton den Leuten, in den 30 Jahren
vor 1890 hätte die Landwirthschast sich
der höchsten Blüthe erfreut.
Herr Bryan kam dann aus die Ber
hältnisse in Deutschland zu sprechen und
verlas (daei an andererStelle mitgetheil
te) Schreiben Bismarcks an Gouverneur
Culberson· Der Redner beleuchtete
scharf den Umstand, daß ein Anständen
Fürst Biscnareh eine höhere Meinung
von der Selbstständigkeit und der han
dele-politischen Bedeutung der Ber.
Staaten habe, als die ,.Republitaner«
in unserer Republik. Bisniarck werde
nun wohl von den Goldlenten als ein
,,Agitator « oder Deniagoge bezeichnet
werden. Man werde ihm voriverfen,
er hetze eine Klasse gegen die andere auf.
Alle Ausführungen des Redners wurden
mit größtem Beifall aufgenommen, be
sonders aber die Bemerkungen über das
Schreiben des AlikanzlerT
Wilniingtoii, Del. Das Anditoriuin
hier war heute bis ans den letzten Platz
besetzt, und Hunderte, die nicht Einlaß
finden konnten, standen vor dein Ge
bäude. Win. J. Bryan, der ini Anbl
torintn eine Rede hielt, hatte diese ge
waltige Menge angelockt. Der Ein
psang, .«oelcher dein gefeierten Redner
und Präsidentschasts - Candidaten zn
Theil wurde, war ein außerordentlicher-.
Als Herr Bryan seine Rede iui Saale
beendet hatte, mußte er noch ini Freien
eine Rede halten, da alle Jene, welche
nicht in das Gebäude gelangest konnten,
ihn auch hören wollten. Herr Bisnan
begann seine Rede niii einer Anspielung,
dasz bei »den schlechten Zeiten« nicht
jeder Präsidentschafio:l5anbioai es sich
leisten könnte, die Linn-, die ilin hören
wollten, zu sich konnnen Zu lassen, sou
dern daß er sie aussucht-n niiisse. Jni
Berlanse seiner Niem- tani Herr Bryan
aus die Bondaiiggahrii inr Beschaffung
von Gold in soreilnn nnd stellte das
Uiigehcueilidie die-er iUcanipnlation dur.
istr erläutern-, kuiis ists- Nold, welches
fiir diese www-Baader bezahlt wurde-,
ein-J dein Selialiamte gezogen wurde nnd
wie dieses Zrliindlnrerirribeii niit der
Goldreseroe iininssi fortgesetzt werden
müsse-, so lange wir bei der Noldiviihrung
ohne Gold verbleibe-r Tag Umfange
risclie Gebahren deci Goldssriist wurde
in der klarsten Weise non dein Redner
blorigestellL Wie schon erwähnt, er
weckte die glänkeiide Iliede den ungeheuer
sten Beifall. Herr Liihan wird ani
Mittwoch Abend in Brooklnn sprechen.
Zur Francnbelncgnng in Deutsch
land. «
Ueber einen bedeutsamen Fortsibrith
den die Fraueubewemiug in Deutschland
zu verzeichnen hat, schreibt die Wochen
schrist »Für-»O Haus« :
In Berlin bestanden letnbin die
ersten sechs Abiturientinnen der Ninu
nasialturse ihr Exanien Tie That
sache hat bei allen denen, welche sich
fiir die wissenschaftlier Winter-mei
ternna der Frauen interessiisenf die
lebhafteste Freude enseqt Jst doch
damit nicht nur ein großer Ertnitt in
der Frauenbewegnug nurnnirto nethan,
sondern asuch das glanzendste Zeugnis;
fiir die in den Finrsen angewandte Lehr
tnethode erbracht worden. sDeshalb
dürfte eine Mittheilung nber den
Gang der Ausbildung gewist Vielen
erwünscht sein.
Die Gymnasialkurse winden aus den
von Fräulein Helene Lange gegründe
ten Realkursen erbaut. Die Realturse
wurden am 10.»Oltober 1889 iin Bei
sein der Kaiserin Friedrich erdffnet.
Es eristirte bis dahin noch keine der
artige Anssalt siir Frauen oder Mädchen
in ganz Deutschland. Hier sollte er
robt werden, ob die geistige und phy
sische Kraft der Frauen zu einer ver
tiesteren wissenschaftlichen Ausbildung
in den ihnen bis jetzt unzugiinglichen
Fächern ausreichen würde. Dann soll
ten die Kurse ihnen Gelegenheit bieten,
sich siir das in Ziltich adzule ende Abi
tnkiinn, Zwecke eines dort gen Stu
diums, vorzubereiten. In den Haupt
Etigen entsprach der Lehrplan dem eines j
ealavmnasinnis. Das Resultat die
see ersten trersuchee war ein voiiiianoig
befriedigenden Mehrere junge Damen
konnten schon nach zwei- bis dreijähriger
Vorbereitung in Ziirich ihr Abiturien
tenexamen ablegen. Auf diesen glück
lichen Erfolg sieh stützend, erließ Fräu
lein Lange im Jahre 1893 einen Auf
ruf siir den Ausbau der Real- in Ghin
nasialkurse, damit auch die deutschen
Universitäten dermaleinst dem weib
lichen Geschlecht ihre Thore öffneten.
Inzwischen hatte die Frauenbewegung
in Deutschland vielfach die alten Vor
nrtheile besiegt und sich fiir ihre For
derungen Freunde erworben, so dasz
schon eine Anzahl hervorragender Män
ner Berline den Plan hegten, ein
Mädchen-Gymnasium fiir Frauen zu
griinden. Statt einer immerhin gewag
ten Neugriindung war ein Verschmelzen
dieser Pläne mit denen von Fräulein
Lange das Rathsaniste. So wurden
denn schon im Herbst 1893 die Ghin
nasialtnrse unter Fräulein Langes be
währter Leitung mit lit Vollschiilerin
neu in Berlin eröffnet, eine weitere
Anzahl besuchte die Einzelkurse. Der
Lehrplan dieser Anstalt entspricht dem
eines humaniftischen Gymnasiuuw,
denn nach der noch augenblicklich in
Deutschland herrschenden Strömung ist
nur anf der Basis einer huinaniftischen,
derjenigen der iniinnlichen Jugend ent
sprechenden Vorbildung die Erfüllung
jener Plane zu erhoffen. Ferner soll
ten die Kurse die schon atif einer höhe
ren Ijtiidetischule erworbenen Kennt
nisse mit in Betracht ziehen, denn diei
Kurse sollten nicht ein Ersatz, sondern«
ein Aufbau aiif die höhere Mädchen
schule sein. Weiter stellte man zur
Anfnahinebedingung ein schon vorge
schrittenes Lebensalter-etwa das M·
Lebensjahr. Die jungen Tlliiidchen soll
ten sich aliJ völlig Erwachsene ihrer
Neigungen und Fähigkeiten voll lie
nuisit sein, ihr Charakter nnd storper
die so iiothwendige Reife erlangt haben,
unt nun mit frischem Muth und Ver
troiieiispzietliewußt den neuen Weg
ihrer weiteren Ausbildung zu betreten.
Somit wird auch den jungen leiiidchen
die nach der aiistrengenden Schulzeit
siir den Körper so iiberano nothwendige
Erholnngezeit geboten und einer gei
stigen Friihreife vorgelnsuar Eie haben
Zeit, sich von der :Itnftrengung der
Schule Zu erhole-n nnd, was so überaus
wichtig ist, sich in der Zwischenzeit mit
der Führung eiiieoHauohalteo vertraut
zu machen und sich jene Fertigkeiten
anzneignrii, die ein weiblicheo Wesen
in jeder Lebenslage tnsrwerthen lann.
Die strenge Aufiiahineuriiiung ent
fernt die bei linbegabten etwa herr
schende Zelbfttiiuschung iiber die vor
handenen Isiiliigkeiteir Die Taner der
Auebildnng ist auf drei liio vier Jahre
berechnet. Tie sein-se finden nur in
den Iliachniittagssiuuden von drei bie
acht llhr statt. Das voraus zu li!»;ah
lende Honorar betriigt siir dao lHalb
jahr 123 :l.liart, doch wird auch der Be
such einzeluer ttnrse gestattet. In der
Aufnahinepriifung sind diejenigen
Itenntnisse nachzuweisen, die pro
grainminiifiig in einer voll auogefialte
ten höheren :l.lr’adclienschule erworben
weiden sollen.
Llc Akciioc ilUck Ollsö gllllicslcUlOcUc
Exainen lau-i nni so ungetheilter sein,
da die iuuaen Damen als sogenannte
»Wilde« einein Berliner lsihtnnasinni
überwiesen wurden, als Solchen ist
ihnen die Eigenart und Persönlichkeit
der Erantinatoren unbekannt, ferner ist
ein Tiepeus non irgend einein Fache
bei der mündlichen Priisung nicht ge
staltet. Dass Eranien dieser sechs Abi
tttrientinuen ist der schiinste Beweis
sowohl siir die geistige Leistungsfähig
keit des weiblichen Geschlechte-Z als
auch siir die physische straft, an der so
oft gezweifelt wird. Denn die jungen
Damen haben iu bliihender iiiesundheit
all« die geistigen Sslnstrengungen ertra
gen. Möge das erhoffte Ziel-Die
Freigabe der deutschen liniversitiiten—
den nntthigen Piouieren ttnd ihrer vor
trefflichen Vorsteherin, welche init rich
tigeni Verstandniß ihre Wege leitete,
ald schönster Lohn nicht niehr ferne sein.
Diese sechs jungen Mädchen haben
nebst den beiden vor drei Jahren in
Sigtnaringen und Dusfeldorf gepriisten
Ylbitttrientinnen alles das erfiillt, was
oon einem jungen Manne verlangt
wird, unt diesem den Besuch der preu
ßischen lininersitäten, aber auch alle
daraus entstehenden Folgerungen zu ge
statten· Bisher wurden die Frauen
nur als außerordentliche Hörerinnen
m den llniversitaten geduldet; nun
kann es nur noch eine Frage der Zeit
sein« daß sich auch die Universität der
deutschen Reichshauptstadt ihnen öffnet,
Denn die Bedingung zur Ausnahme
haben sie ersülltz der leiche Weg der
Ausbildung berechtigt sie daher zu all’
jenen Bortheileu, welche der jun e
Mann genießt: sie sind dann immatrts
iulirte Studentinyeni
Die Inngen ammrrentinnen oc
absichtigen, Naturwissenschaften, Me
dizin und Philosophie zu studiren.
Rattenkiimpfe in Deutsch
la nd. Eine mit der Stuttgarter Jn
ternationalen Hundeausstellung ver
bundene Rattenfänger-: Prüfung auf
lebende Ratten hatte ein so zahlreiches
Publikum angezogen, daß der Zu
’schauerraum kaum ausreichte. Trotz des
strömenden Regens-fo berichtet die
»Miinch. Allg. Ztg.«—stand man ge
keilt in drangvoll fiirchterlicher Enge,
» fast als wenn ein weltberiihmter Schau
lspieler oder Sänger aufträte, rings um
die mit einem Drahtnetz iiberspanntk
Bretter-Arena Publikus war in der
rosigsten Stimmung. Als der Mann,
der die Kästen zu öffnen hatte, in wel
chen je zwei Ratten eingesperrt waren,
die Arena betrat, wurde er gleich mit
einem vergnügten »He Rattetarle« be
griißt nnd mit Cigarrenstummelu be
schmisscn. Die Spannung erreichte
ihren Höhepunkt, als die Schnauzerl
eingelassen wurden und das Gemetzel
losging Auf die Hunde, welche die
Ratten nur umlsersagten oder nicht
fschars genug anpackten, lsageiten die
fverächtlichsten Redensarten nnd Schmä
hungcn herab, während die schneidig auf
die tiichtig um sich beiszenden Ratten
losgelienden Hunde, die ihre Opfer im
Genick packten, schüttelten und sie in
die Luft warfen, das: sie zuckend nieder
fielen, einen frenetischen Jubel beim
Publikum entfesselten. Durchweg ent
wickelten die Hiiudinnen eine weit
größere »Schneid« alödieRiiden Nach
jedem Kampr packte Nattelarle die
todten Ratten niit einer Zunge und
warf sie in die stiften zurück, und die
Sache begann von Neuem. Die Leute
konnten sich daran nicht satt sehen und
wichen und wankten nicht. Es war ein
recht tnerkwiirdiged Schauspiel, aber
die Hauptsache war, man antjisirte sich
königlich dabei.
Römerlager bei Neun Durch
die in diesem Jahre nnter Leitung"’dees
Archiiologen Constantin Koenen fortge
setzten Ansgrabungen ist nunmehr der
nördlich der Köln-Musen Chaussee——
die nngesiihr aus der Stätte der das
Lager durchguerenden via print-nimm
liegt-befindliche Theil des Eiiötners
lagers ausgedeckt worden, während in
den tnn·«.ittgegangenen Jahren die
nöthigen Feststellungen ans der anderen
Seite der ZtrasZe erfolgt sind. Bei
den dieesiihrigen Ilusgrabnngen hat sich
vor Allem ein großes ("88:tt·eidemaga;in
in der Nähe der Porta Praetoria fest
stellen lasseu; ausxerdem wurden süd
lich von diesem Gebäude s«i)r beachtens
tverthe Badeanlagen mit vorzüglich er
haltenen Wasserkaniilen und Ade-innigs
vorrichtnngen l)los:,gelegt. Hier war es
auch, wo klieste alter Wandmalereietn
allerdings nztr sehr triimmerhast, zum
Vorschein gekommen sind· Auch von
sonstigen ltntstlerischen Arbeiten sind
leider nur noch triintmerhaste Reste ge
funden worden, so Nesiisie ans »Terra
Sigillata,« teapitiile uttd klirliess alt-J
Sandstein gemeinen-unter letzteren
ein grosieteei -Ztiiif, Weinlanb und
Weintrauben darstellend ——- ferner eine
merkwürdig eiastisehe Spange ifisibel-,
die hellgtimen Edelrost aufweist nnd
anderes. TUiiinzsande sind net«l)iiltnis:
mastig wenig gemacht worden. Tag
ganze Lager, dessen Form eine recht
eekige war, hat einen Fliiihenranm Von
tticht weniger als 420 Morgen (3-.:
Hettart umfaßt.
Ein ergotzlicher Spaß begeg
nete in Straßburg intElsasz einettt von
einer kurzen Reise Zuriicktehrenden
Herrn. Ltiiihrend er ans dent Bahnhofe
das zum Tilbholen seiner Reiseesfetten
bestelxte Dienstmädchen suchte, kam auf
einmal int tollsten Laus sein getreuer
Hund, gleichsam als-I ob er melden
wollte, das; das :Uiiidi«l)eit gleich nachfol
gen werde. Nachdem er nnter großen
Freudenb-;eignngen« mehrere Male an
seinem Herrn hinansgesprungen war,
ersasne er plötzlich, ntn sich nützlich Zn
machen, dessen neben dent Reiselosser
stehenden Regenschirm, den er friiher
oft getragen hatte, und hinaus ging es
mit ihm itt den strömenden Regen. Es
half kein Bitten und lein Trohenz in
immer grösierem Bogen uintreiste er
seinen Herren, bis er am Ende in
einer Seitensttaße mit dent Schirm
verschwand. Sein Herr, welcher sich
drei Tage beint schönsten Wetter mit
dem Schirm unnöthig beschwert hatte,
mußte nun itn stärksten Regen nach
Hause gehen, tvo ihm sein treuer Hund,
vor der Thiir wartend, den Schirm
übergab.
Die neue trete universitat
in Brüssel, vie von radikaler nnd
sozialistischer Seite in’s Leben gerufen
worden ist, hat ietzt nicht nur alle
tultitten erdssnet, sondern auch die
etliche Anerkennung erhalten.