Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, September 11, 1896, Sonntags-Blatt., Image 13

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    j J
, - ber die Ursachen der Blitz
its-läge in Bäume.
Von Ve. C. Müller.
s Schon im hohen Alterthum galt die
Eiche als derjenige Baum, welcher dem
Blihschlag am meisten unterworfen sei,
« während vom Lorbeer behauptet wurde
daß er vom Blitz überhaupt nicht r e:
troffen werde. Jedenfalls war «
Thatsache, daß manche Baum »m,
leichter und häufiger vom Bli« az
schlagen werden als andere, Um wich
der verbreiteten Ausdrucksw Jst an
« ziehen«, bereits den Alten i »oui« san
";;.z ge bevor die eleitrische NUM- vek" Ge
wittererscheinungen no Damm-m was-»
10 bevpk ZUUU Auch War irgend welchen
Kraftuußetunge««k erlangt hatte. Trop
dem es UUU ssshon seit Jahrhunderten
bekannt PM» dasz gewisse Baumarten
ani »Mit-C bevorzugt, ander fast voll-.
sitmdkg «oerschont werden, fehlte es doch
bisher an einer befriedigenden Erklä-;
Irung siir diese Erscheinung und erst in »
muester Zeit sind, vor allem von Di-;
mitrie Jonescu (Jahresbericht des Ver-—- ’
eins für oaterländische Naturtunde in
Württemberg 1893. Seite 32) exakte
. » Butssuchungen darüber angestellt wor
en
th Diese Beobachtung daß unter sonst
-- leichen Verhältnissen die Buche sehr
elten, die Eiche sehr häufig vom Blitz
getroffen wird, ist, so vermuthete schon
asparh, auf die Verschiedenheit der
Leitungssähigteit dieser Bäume für
Elektrizität zurückzuführen Daraus
Bezug nehmende Untersuchungen sind
denn auch von verschiedenen Forschun,
»vor allem von Du Moncel, vorgenom
men worden. hatten aber nur negativen
Erfolg. Nur eine Thatsache wurde und
zwar durch Billari festgestellt, nämlich
die, daß trockene Hölzer die Eleitizität
in der Richtung der Holzfaser besser lei
ten, als in der dazu sentrechten, eine
Beobachtung, die durch Casparn noch
dahin erweitert wurde, daß das Holz
den elektrischen Funken in longitudina
ler, radialer und tangeniialer Richtung
verschieden leitet.
Jonesru wählte für seine. Versuche
der äußeren Form nach möglichst gleich
beschaffene Stücke lebenden Splintholi
zeg von Buche und Eiche («,,Qu«ercus
pedunculata)« aus und lies-, fiein der
Längsrichtung der Fasern vom elektri
schen Funken durchschlagen. Als Elek
trizitätgquelle diente ein-r größere
Holtz’sche Jnfluenzmaschine. Dabei
zeigte sich, so ost auch unter gleichen
Verhältnissen die Versuche wiederholt
wurden, das Eichenholz schon bei ]---—.».
Umdrehungen, das Buchenholz bei min
destens 12« in manchen Fällen sogar erst
-- bei 20 Umdrehungen durchschlagen
wurde. Bei derPappel lPapulug nigra)
und Weide sSalir tapreas genügten ei-:
nige wenige Umdrehungen. im Mari
. mum Z, um die Versuchsobjette in der
ganzen Längsrichtung vom Funken
durchschlagen zu lassen. Keruholz ber
hielt sich in allen Fällen wie Splints
holz.
Die Vermuthuna, daß der Wassergr
halt der Bäume siir deren elettrifche
Leitungssähigteit von Einschluß sei,
hat sich nicht bestätigt. Es enthalten
nämlich 100 « Theile frisch gefällten
Pappelholzeg 51.8 Proz» Buchenholzes
39.7 Vroz.,- Eichenholzes 354 Proz.
und Weidenholzes 26 Proz. an Wasser.
Es hätte somit, wäre der Wassergehalt
maßgebend gewesen, die erste Holzart
am leichtesten, die letzte am ichwieriai
sten, Buchenholz aber ebenso leicht wie
Fichenholz durchschlagen werden müs
en.
Wie sich herausstellte beruht die uns
aleiche Leistungsfähiateit der verschie
denen Holzarten aus ihrem verschiede
nen Fettaehalt Die durch Fettarmuth
ausgezeichneten ,,Stärtebäume«, zu de
nen man nach Fischer alle diejenigen
Bäume rechnet, deren Resewestärte iin
Holz und Mark vom Herbst bis zum
Mai unverändert bleibt. wie die Ei
» che, Pappel, Weiae, Ahorn, Rüben
Fliederz Esche und Eberesche setzen
nämlich in gleichen Stammstiicten dein
elektrischen Funten viel aerinaeren
Widerstand entgeaen, als die »Mit
bäun1e«, wozu alle diejenigen aebören,
bei denen sich im Winter und im Friihs
jahr die aesammte Stiirte in Mart,
Holz nnd Rinde in fette-Z Oel veriocn
delt. Der Oelgehalt derselben, i. B.
der Buche, Walnusz, Linde und Birke,
ist iibriaens nicht frei von Schwankun
aen, auch in verschiedenen Reaionen des
Holztärpers verschieden, ein Umstand,
durch den die Ungleichheit im Animus-«
widerstand der verwendeten Buchw
hölzer (12—-20 Urndrehunaenj ertlärt
werden dürste· Jedenfalls eraaben die
zahlreichen angestellten Versuche daß
das srtsche Holz der Fettbäume in allen
Fällen ein schlechter Elektrizitätgleiter
war und zwar umso schlechter, je rei
cher das Volz an Oel war: das knar
rne srische holz der Stärkebänme da
ssgegen leitete die Elettrizttät relativ gut.
CHOWMfserenzen in Zeitums
s I
VETMPSM VFR verschiedenen Arten konn
W Licht Ik«,tgestellt werden.
CUZ Hi sonders interessant-es Verhal
tm III-Un die Kiefer (Pinus silvestris),
VMY Holz während des Winters in al
tm» " ists-eilen entstärtt erscheint und an
lekxiliche Oelrnengen führt, sich aber
Uhr wesentlich von den Fettbäumen da
durch unterscheidet, daß ihr Holz wäh
rend des Sommers sast ebenso arm an
ett ist« wie dasjenige der typischen
» titrlebäumr. End-e Juli und Anfang
August angestellte ersuche ergaben
Inun, daß der elettrifche Funke frisches
zSplintholz der Kiefer fast ebenso leicht
Tdurchschlug wie das von Stärkebäu
men, Ende Dezember und Anfang Ja
nuar aber sogar noch schwerer, als das
der Buche und es Nußbaumes.
Endgiiltig bestätigt wurde die Ab
hängigkeit der elektrischen Leitungs
fähi teit vom Fettgehalt dadurch, daß
Bu n- und Walnußholz, aus dein das
Oel mittelst Aether extrahirt und das
somit fett-arm gemacht war, vom elektri
schen Fiinleri. ebenso leicht durchschw
gn wurde, als das Holz typische-e
tärtebäume. Das Resultat nun sei
ner Untersuchungen und Experinmente
faßt Jonescu dahin zusammen, »daß
diejenigen Fettbäume, welche auch wäh
rend des Sommers reich an Oel sind,
in hohem Grade gegen Blitzstrahl ge
sichert erscheinen, diejenigen am meisten,
die den größten Oelgehalt besitzen
Solche Fettbiiume dagegen, welche in
der Gewitter eit arm an Oel sind, des
gleichen die tärtebäume, werden vom
Blitzstrahl bevorzugt.« Da das Holz
der meisten unserer Kulturbäume wäh
rend des Winters reich an Oel ist, so
begreift sich leicht, warum bei Winter
gewittern äußerst selten Blitzschläge in
Bäume beobachtet werden. Daß übri
gens bei sehr hoher elektrischer Span
nung jede Baumart vom Blitz getrof
fen werden tann, unterliegt wohl tei
nein Zweifel. Steht beispielsweise ein
Baum auf undurchlässiger Gestein
schicht,s über welcher sich Wasser
angesammelt hat, so wird in die
feni Fall bei Geioittrrbildung eine
sehr beträchtliche elettrische Span
nung eintreten und bei der Ent
ladung die größere oder geringere
Blitzschlag zu sichern.
Zu erwähnen ist noch, daf; beim Ex
perimentiren mit frischen Aesten, an
denen sich abgestorbene Verzweigungen
befanden, der Funle nicht auf das sich
der Entladimg zunächst darbietende
frifche Holz, sondern aus die abgestor
benen Zweigstiicte überfprang, gleich
giltig, ob das Material einem Stätte
oder Fettbaum entnommen war. Je
denfalls lief-« sich aus weiteren hieraus
bezüglichen Versuchen schließen, daß
abgestorbene Aefte sowohl bei Fett
wie bei Stärkebäumen die Blitzgefahr
oergrösiern
Mauer sind, wie Jonescu seitgeuenn
hat, an sich schon sehr schlechte Cletus
zitätsleiter, eine Eigenschaft, die ohne
Zweifel noch durch die Art der Ber
theiiung der Blätter gesteigert wird, so
daß somit die Beobachtung erklärlich
ist, nach der der Blitz sehr häufig unter
halb der Baumkrone in den Stamm
schlägt und den belaubten Theil des
Baumes unberührt läßt. Uebrigens
stimmten die Blätter aller untersuch
ten Arten in ihrem äußerst geringen
Leitungsvermiigen überein, auch darin,
daß dieses, wenn die Blätter mit Was
ser benetzt werden waren, eine Zunahme
zeigte, vielleicht ein Grund dafür, daß
der Blitz vorwiegend bei Regen in die
belaubte Baumkrone schlägt. Jeden
falls wird das elettrische Leitung-ever
möaen der Bäume selbst weder durch
dieBelaubung noch durch dasCambium,
den relativ am besten leitenden Theil
derselben, und die Rinde, die sich als
sehr schlechter Eleltrizitätsleiter erwies,
in merklicher Weise beeinträchtigt
Jonescu war nun in der angeneh
men Lage, die Resultate seiner Unter
suchungen durch Vergleich mit einer in
den fürstlich Lippe’schen Forsten wäh
rend der Jahre 1879-s—1885 und 1890
angestellten Blitzstatistit auf ihre Rich
tigkeit zu prüfen. Das Ergebnisz die
ser Prüfung war eine Bestätigung die
ser Untersuchungen in allen wesentli
chen Punkten durch die in Rede stehen
den statistischen Auszeichnungen
Jn dem 18,180 Heltar großen Beob
achtungsgebiet, das von annähernd 11
Proz. Eichen, 70 Proz. Buchen, 13
Proz. Fichten und 6 Proz. Kiefern be
standen ist, wurden in den genannten
Jahren 159 Eichen 21 Bucheu 20 Fich
ten und 59 Kiefern vom Blitz getroffen,
so daß die Blitzgesahr für eine Fichte
sich fünfmal, für eine Kiefer 33mal und
fiir eine Eiche 48mal so gron heraus
stellte, als die siir eine Buche. -
Wie die Statistik des weiteren zeigt,
wurde der Stamm 197mal die Spitze
nur 78mal vom Blitz getroffen, ein
schlagender Beweis dafür, daß diese be
ziiettich der Blattmasse des Baumes im
Allgemeinen ein viel schlechterer Leiter
silr den elektrischen Funten ist, als der
Stamm mit seinen Astverleßungen.»
Auch beftäti en die Aufzeichnungen der
Lippe’schen orstverwal"tung. daß abs
gtMmt Miste unter alles Umstande-i
große Blitzgesahr in sich schließen, traf
doch der Blitz nur 24mal grüne, dage
gen 69mal abgestorbene Aeste. Meri
wiirdig ist es, daß in zahlreichen Fäl
len der Blitz abgestorbene Aeste, bezüg
lich den Stamm in aussallend geringer
Höhe über dem Erdboden trifft; in ein
zelnen Fällen befanden sich sogar über
der Eintrittsstelle dürre Aeste, eine Er- »
scheinun , sür die Jonescu keine stich
haltige rilärung zu geben vermag.
Schließlich sei noch erwähnt, daß
nach Wöckert Bäume mit behaarteni
oder gewimperten Blättern, wenn alles
übri en Bedingungen gleich sind, demi
Blitz chaden weniger ausgesetzt sind,
als solche mit glatten Blätern. Denn
außer der röszeren oder geringeren
Leitungssägigkeit des Stammes wirkt
auch die Oberslächenbeschassenheit des
Wimpsels stark aus die den Blitz an
ziehende elettrische Spannung ein.
Auch daher ist die Rothbuche dem Blitz
schlag weniger ausgesedt als die Eiche,
weil ihre Blätter weichhaarig und ge
wimpert sirflt und diese zahllosen Här
chen und Wimpern durch fortwährende
Spitzenausströmung der Elektrizität
die Anhäufung größerer Elektrizitiits
mengen verhindern. Wöckert konnte
dies durch den Bersuch nachweisen, in- !
dem er aus einem geladenen ZionduttorH
erst ein Buchenblatt und dann ein Ei- s
chenblatt anbrachte. Durch das erster;
wurde der Konduttor viel schneller als
durch das lehter entladen. Aus dem
Konduttor besestigte beblätterte Bu
chen- oder Eichenzweige lieferten ent
s prechende Ergebnisse. Der Eichen
zweig-Konduttor konnte nicht allein
doppelt so start geladen werden, als der
mit einem Buchenzweig versehene, son
dern er verlor seine Elektrizität auch
viel langsamer.
Wenn schon nun dusch die Untersuch
ungen der vorgenannten Gelehrten, vor
allem Jonescu’s, die Frage nach der
Ursache der Blitzschliige in Bäume noch
keineswegs gelöst ist, so ist sie doch der
Lösung erheblich näher gebracht und
wird durch dieselben zu neuen Forsch
ungen angeregt. Hoffen wir. daß diese
zu endgültigen Ergebnissen siihren, daß
somit eine Frage klargestellt wird, die
nicht nur Von wissenschaftlichen son
dern auch von hoher praktischer Bedeu
tung ist.
ff
Ein steinernes Räthsel
Von Dr. Paul Rohr-doch (Berlin).
Jn dem südnmerikanischen Freistaat
Volivia hoch zwischen den beiden mäch
tigen Hauptketten der Anden, dehnt sich
ein weites Trümmerfeld aus, Tiahua
noeo, die merkwürdigste Ruinenstätte
Amerikas.
Dort, in verlangen Senkung, die
sich auf dem Rücken der Cordilleren
durch einen großen Theil des Gebirges
hinzieht, fast in der Mitte zwischen Va
nama Und der Magellanstrasze, liegt in
der Höhe Unserer Alpengipfel der große
See Titicaca Von seinem Südende
steigt eine rauhe, mit spärlicher Vegeta
tion bewachsene, von Stürmen heimge
suchte Hochebene an·
Der menschlichen Brust fällt das
Athmen in dieser Höhe schwer, wenn sie
nicht von Jugend aus an den geringen
Luftdruck gewöhnt ist; das Wasser sie
det bereits bei so niedriger Temperatur,
das-, Fleisch kaum weich gekocht werden
kann. Den größeren Theil des Jahres
iiber herrscht Kälte aus diesem men
schenarmen Vlateau und dennoch muß
hier einst der Mittelpunkt für das Le
ben eines bedeutenden und vorgeschrit
tenen Volkes gewesen sein, von dessen.
Kultur heute keine Kunde mehr existirt.
Ausgedehnte Trümmer, steinerne Ge
bilde, deren Zweck kaum zu erschließen
ist, Grdwerke und anscheinend erst zum
Bau bestimmte Steinblöcke in ganz Un
geheurer komplizirier Form, mit der
größten Vollkommenheit behauen, be
decken eine weite Fläche, die früher
mächtige Werke Und Bauten getragen
haben muß. Eigenthümlich für die
Bauweise von Tiahuanoco find hohe
Erdhiigel von denen es zweifelhaft ist,
ob sie natürlichen oder künstlichen Ur
sprungs sind. Es scheint, als ob sie
terassenfiirmig, mit senkt-echten Stufen
wänden versehen waren, die von sehr
großen Und vollkommen glatt beharre
nen Steinblöeken einst bekleidet wur
den. So gewähren sie den Anblick eines
mehrfach konzentrisch ummauerten
Berges, der ehedem wohl von jetzt ver
schwundenen Bauten gekrönt war.
H Nicht sehr weit von der Gegend am
Titicaca bei Cuzco, der alten Haupt
stadt des Jnkastaates, den die Spanier
zerstörten, findet sich ein Bauwerk, das
so gegliedert ist, wie es der Hügel von
Tiahuanoco vielleicht einst war —- das
ist Saksahnaman, die mächtige Tita
delle, die sich die Jnka- Dynastie über
ihrer Hauptstadt erbaut hatte, ein ter
rafsirter Berg, den drei mit riesen
haften polirten Steinblöcken bekleidete
Stufenwiinde rings Umziehen, die
größte bar-technische Merkwürdigkeit
des galten Amerika
Das Eigenartigste in Tiahuanoco,
sind aber die bearbeiteten Mauerstücke,
die aus der Trümmerfläche umherlie
gen. Lange hat man mit den Tausende
von Centnern schweren Sandstein- und
Laivablöcken, die mit mathematischer
Genauigkeit und technischer Vollen
dung in den scheinbar wunderlichsten—
immer aber rechtwinkeligen und regel
mäßigen Formen behauen sind, nichts
anzufangen gewußt, bis es ganz neu
erdings dem Scharssmn zweier Gelehr
ten fStiibel und Uhle, die Ruinenstätte
von Tiahuanoco) gelungen ist, die Er
klärung in der Annahme zu finden,
daß die Blöcle nicht Bausteinie sondern
ganze Wandtheile sind. Zehn oder
zwanzig von ihnen zusammmegesetzt
ergeben die mehrstöckige Fassade eines
größerm Gebäudes und das Gen-irr
von Nischen Leisten, aus- und einsprin
genden Winkeln und Flächen fügt sich
zu einer architektonischen Dekoration in
großem Stil über die ganze Wandfläche
hin zusammen. Ein staunenswertbes
technisches Können ist in diesen Archi
tekturstiicken bezeugt.
Am bekanntesten unter den Alterthü
mern von Tiahuanoco sind die mono
lithischen Thore —- Steinblöcke mit hi
neingearbeiteten Thüröfsnunaen. Ins
besondre Eines ist reich mit Swamm
ten in Relief geschmückt, die vielleicht
daraus schließen lassen, daß die Erbau
er von Tiahuanoco Sonnenanbeter ge
wesen sind.
Diese Monolithen sind offenbar
Eingangsthüren zu den Gebäuden ge
wesen, die —- pielleicht aus loserem
Material erbaut — mit ihren Trüm
mern jetzt die Fläche bedecken. Wie es
eigentlich kommt, daß sie und jene Fas
sadeflächen in alle Schärfe erhalten
sind, im Uebrigen totale Verwüstung
auf der Stätte herscht, bleibt freilich ein
RäthseL Sicher ich nur, daß sie bereits
nur von Trümmern bedeckt war, als die
Spanier ankamen.
Sonst finden sich in Tiahuanoco noch
zahlreiche regellose Trümmerhaufen,
Erdschüttungen von mehr oder weniger
verwifchter Form und — was wich
tig ist —- rohe menschliche Statuen, die
aber leider theils zerschlagen, theils von
ihrem Standort auf dem Ruinenfelde
entfernt und nach benachbarten Orten
gebracht worden sind.
Auffallend ist meist die hohe tech
nische Vollendung in der Bearbeitung
der Steine, die streng wintelrechte Be
hauung und Fügung, die Schärfe,
Glätte und außerordentliche Größe der
einzelnen Werkstücke.
Bei der eigenthümlichen Bauweife,
in der Erdmassen eine große Rolle ge
spielt zu haben scheinen, ist aber jeden
falls anzunehmen, daß sehr Vieles
verschüttet, in den Boden gesunken und
erst durch systematische Ausgrabungen
an den Tag zu fördern ist,
So ist Tiahuanoco. Jn der Nähe
der Ruinen steht heute ein Dorf der
Apmara-Jndianer, das diesen Namen
trägt, aber keinerlei Ueberlieserung
im Lande meldet von der Vorzeit, die
die Bauten entstehen sah und den Men
schen, die sie errichteten.
Das Gebiet auf dem Rücken der mitt
lern Cordilleren von Südamerita ist
bekanntlich ein altes Kulturland: hier
dehnte sich das Reich der Jntas, der
Sonnenstaat, den die spanischen Er
oberer Peru nannten, zur Zeit der Con
quista weithin von Norden nach Süden
aus. Die politischen Verhältnisse, wie
sie sich damals dort gestaltet hatten,
mochten auf eine vier- bis fünfhundert
jährige Geschichte zurückblicken-— es
scheint daher naheliegend, auch die B ne
ten von Tiahuanoco dieser Jnkazeit zu
zuschreiben. Dem ist aber anders. Mit
tel-«- und Ausgangspunkt der Jniaherr
schaft bildet das weiter nördlich gelege
ne Euzco, im Gebiete des Quechuavoii
ice-, dem auch die Herrscherfamilie ange
hörte. Erst allmälig drang ibre Macht
in rie Gegend südlich vom Titicacasee;
die Sage freilich ließ die Griinkser der
Jnla-Dhnastie dieser Gegend entstam
men doch ist sie wohl erst später aufge
tommen, um den Ursprung einer neuen
Macht an ein altes Kulturgebiet zu
knüpfen. Auch die einheimische lieber
lieferung, die die Spanier vorfanden
und bewahrten, ist einstimmig d.1rin,
daß die Ruinen von Tiahuanoco älter
sind, als die Jntas, ja, daß die Stätte
bereits wüste war, als diese Herscher
auftamen, daß sie seit Menschengedem
ten nur ein Trümmer-seid bildete
und einem Riesengeschlecht, daß der
Zorn der Götter vernichtete, ihren Ur
sprung verdante. Wenn man die Ast
sänge der Jntas, wie es wahrscheinlich
ist, an den Beginn des zweiten Jahr
tausends nach Christi setzt, so wäre al
so das Ende des ersten und die äußere
Grenze bis zu der die ältere Kultur am
Titicacasee geblüht haben und Tia
huanoco bewohnt gewesen sein tann —
wie weit nach rückwärts aber seine Er
bauung zu versetzen ist, dafür fehlt ein
Anhaltspunkt vollständig. Es ist einer
seits festzuhalten, daß einem solchen
Stande der Bautunst, wie wir ihn hier
antreffen, immer schon eine langeEpoche
verhältnißmiißiger Kultur vorherge
gangen ist; andererseits muß immer»
wieder bedacht werden daß eine un
günstigere Lage für ein großes natio
les oder sonstiges Centrum gar nicht
gedacht werden kann, als auf dieser
rauhen Hochflöfche, wo selbst die zum
Bau verwendet-en Steine Tagereisen
weit herbeigeschafft werden mußten und
nicht die geringsten Hilfsmittel für
menschliche Existenz sich darboten. Eben
jene Thatsache daß man das Material
aus einer Entfernung von vielen Mei
len geholt und gerade hierher gebracht
hat —- noch heute findet man auf dem
Wege zu den Steinbrüchen liegen ge
blieben unsd halb verarbeitsete Blöcke —,
erscheint als besonders merkwürdig,
denn es lassen sich keinerlei äußere An
haltspunlte finden, die die Anlage an
dieser Stelle erklärten.
Sucht man nun wenigstens ahnungs
weisse einige Aufschliisse über das Mith
sel dieser Trümmer zu erreichen, so
wird imerhin dsvon ausgegangen wer
den müssen, daß in verhältnißmäßiger
Nähe bei Cuzco in historischer Zeit ei
nes der beiden Hauptzentren der alt
ameritanischen Kultur, der Jnlastaat
den Anfang seiner Entwickelung ge-0
nommen hat. Zwar ist von ihm nicht
die Gründung Tiahuanocos ausgegan
gen, aber ein umgekehrtes Verhältniß"
ist sehr wohl möglich, nämlich, daß»
von dem Volke, dessen Kultur sich in der
Erbauung jener alten Werke äußerte,
die Keime höherer Gesittung nordwärts-s
gelangten und in geschichtlicher Zeit zu,
jenem großen Reiche erwuchsen, dessen
barbarische Vernichtung durch die
Spanier nicht genug bedauert werden
kann.
So paradox es übrigens klingen mag
— der himmelhohe Rücken der Cordil
leren ist das einzige Gebiet in Süd
amerika aus dem sich eine ursprüngliche
Kultur von selbst entwickeln kann. Die
endlosen Urwälder und Grasfluren im
Osten des Gebirges bieten nirgends die
erforderlichen Bedingungen; sie sind
bis zur Kolonisation durch Europäer
stets von spärlich schweifenden oder ve
getirenden Wilden auf den niedersten
Stufen der Gesittung bewohnt gewesen.
Wenn aber Menschen sei es durch Zu
fall verschlagen, sei es einem mächtigen
Drucke nachgebend, einmal an die West
tüste des siidlichen Festlandes, am
Stillen Ozean, kamen, so fanden sie
kein-e üppige Natur, keine tropifchen
Wälder und weiten Grasfluren, son
dern einen sandigen, glühenden Küsten
saum ohne Wasser und Vegetation; nur
in weiten Zwischenräumen fließen kur
ze Wasseradern dem Meere zu und ge
statten eine beschränkte Ansiedelung auf
dem befeuchteten Gebiet. Landein
ivärts aber erhebt sich bald die über die
Wolken ragende Andenkette und nur
hier hinauf konnten Diejenigen vor
dringen, welche bessere Lebensbeding
ungen suchten als sie die Küstenzonse
bot.
l Es mußte das wohl oder übel ge
schehen, denn lange fand eine sich meh
! rende Menschenzahl dort unten nicht
. ihre Existenz. An den Abhängen, in
den Seitenthälern des Gebirges mochte
die ansteigende Besiedeluiig sich zunächst
ausbreiten —- schließlich gelangte man
» auf die verhältnißmäßig ebenen Hoch
s flächen und in die großen Längsthäler,
s die sich zwischen den Parallelkämmen
! der Cordilleren erstrecken. Hier sind alle
l Bedingungen für fpotane Kulturbil
« dung —- begrenzter Raum, Volksdichte
j und Ackerbau —ersüllt und führten mit
! Nothwendigkeit zu Staatenbildung
E Nur durch die vereinte Arbeit bedeuten
der Massen war es möglich, die Vorkeh
» rungen zu treffen, welche Ausdehnung
und Ertrag des Ackerbaues sicherten,
vor allen große Erdausschüttungen an
den Thalrändern, Terassirung und Be-;
ivässerung der Bergabhänge, Mann-;
und Kanalbauten der umsangreichsteni
Art.
Auf diese Weise wird eine Erschei
nung, wie die Bildung von Kulturstaa-»
ten im Hochgebirge der Anden, die aufs
den ersten Blick etwas schwer Verständ- ;
liches zu haben scheint, begreiflich !
—«—— -- -—-——- —.—O-. -- s—
Haus-— iind Landwirtlischaft
Gegen Motten.
Mottengift von sicherer Wirkung, der »
nicht nur die ausgeschlüpften Motten,
sondern, gut zerstäubt, auch deren Bruti
tödtet, liefert eine Lösung von einem
Theil Naphtalin in 100 Theilen Beii-’,
zin, welche beliebig, z. B· mit Patschuliis
öl oder Kampher, Parfiiniirt werden !
lann. i
Mittel gegen Waisen
Man betupft die Warzen mit einseri
Mischung von einem Theil gepulverters
spanischer Fliege und fünf Theilenl
Scheidewasser mittelst eines zugespitz
ten Hölzchens
Käse vor Schimmelbildung
z u s ch ü tz e n.
Zu diesem Zwecke lösche man Aetz
kalt, welchen man, nachdem derselbezer
fallen ist, durch ein feines Haarsieb lau
fen läßt; mit diesem feinen Pulver wer
den die Käse beim Formen äußerlich
eingestäubt. Während der Aetztalt das
i
i
!
i
i
Reisen der Käse befördert und sie län
gere Zeit madenfrei erhält, verhütet er
andererseits jede Schimmelbildung auf
denselben, ohne auf den Geschmack
irgend welchen schädlichen Einfluß aus
zuiiben.
Ratten und Mäuse zu ver
tilgen.
Man zerstößt weißes Glas riecht fein,
; legt ein Bund Schweselhölzchen in
» Milch, kocht dieselbe, läßt sie nach dem
Kochen mit den Streichhölzchen stehen
und entfernt diese dann aus der Milch.
Dann mischt man das Glaspulver un
ter Weizenmehl, schüttet alles zusam
men in die Milch, so daß ein dicker Brei
entsteht, füllt denselben in Scherben
und stellt diese an solche Orte, wo sich
die Ratten oder Mäuse aufhalten.
WurstbratknödeL
Dazu kann man jeden Rest von ge
bratenem oder gekochtem Fleisch ver
wenden. Dasselbe wird gewiegt, viel
leicht mit etwas gehacktem frischem
Fleische, am besten Schweinefleisch ver
mischt, dann mit dem nöthigen Salz,
Koriander, geriebener Semmel oder
statt dieser mit zwei bis drei gekochten
und geriebenen Kartoffeln, etwas zer
lassener Butter und beliebig einem oder
mehrerseren Eiern vermengt und das .
Ganze in kleine Würstchen geformt.
Diese werden nun in Butter auf beiden
Seiten gebraten, oder auch in kochender
Fleischbrühe gesotten und so in die
Suppe gethan.
UmMiickenstiche zu lindern
gibt es kein empfehlenswertheres Mittel
als das Ueberreiben mit seiner durch
schnittenen Citrone. Ein-en Augenblick
fühlt man empfindliches Beißem dann
aber sind sofort schon Schmerz und
Juckreiz verschwunden. Der Citronen
saft hilft bei frischen wie zerkratzten
und veralteten Stichen. Sehr viel wird
das Bestreichen mit Salmiakgeist em
pfohlen, doch ist der Salmiakgeist so
schnell verflogen, daß er meistens keine
Wirkung hat. Ebenfalls wird ein Ue
berwaschen mit Essig empfohlen; wer
aber Beides versucht hat, Citrone und
Essig, wird die Citrone bei Weitem
vorzieh«en.
Pfirsiche in Zucker einzu
machen
Die Pfirsiche werden in Hälften ge
schnitten und geschält, mit gestoßenem
Zucke zu gleichen Gewichtstheilen in ei
nen Topf geschichtet und zugedeckt ein-e
Nacht darin belassen· Am nächsten
Tage nimmt man dieBrühe heraus und
kocht den aufgelösten Zucker mit gerin
gem Zusatz von Wasser und schäumt
ihn ab. Nun läßt man die Pfirsiche
nach und nach einige Minuten in dem
Syrup kochen legt sie in den Topf zu
rück und übergießt sie mit der Flüssig
keit nachdem diese abgekühlt ist. Das
Auskochen wiederholt man an den bei
den nächsten Tagen und bindet die Tö
pfe mit Blase zu.
Kranke Topfpflanzen.
Fangen einzelne Topspslanzen an zu
kränkeln, so ist man mit nichts schneller
bei der Hand, als mit Dünger. Auf
diese Weise glaubt man sie nämlich am
besten und sichersten vor dem Untergan
ge zu bewahren. Und gerade nichts ist
fiir das tranke Gewächs nachtheiliger
und gefährlicher als dieser. Eine tranke·
Pflanze düngen, heißt sie sicher ver
nichten. Sind die Wurzeln krank, so
nehme man die Pflanze aus dem Topfe
heraus und beschneide mit einem Mes
ser den Ballen bis aus das Gesunde.
Dann pflanze man die Blume in einen
kleineren Topf, aber ja nicht, wie es
leider so häufig geschieht, in einen grö
ßeren. Das Umpflanzen in ein grö
ßeres Gefäß ist für kranke Pflanzen
stets gefährlich, weil sie die im großen
Topf zu reichlich gebotene Nahrung
nicht verdauen können. Gerade durch
die verkehrte Behandlung werden viele
lranle Topfpslanzen vernichtet.
Heiße Umschläge bei Ver
letzungenundKnochen
briicben.
Nicht nur bei leichteren Verletzungen,
wie sie alltäglich vorkommen, sondern
auch bei Verstauchungen, Vermutun
gen, Quetschungen u. s. w. sind heiße
Umschläge von goßem Nutzen, da sie in
kurzer Zeit die Schmerzen lindern. Ei
nen verletzten Finger steckt man ani be
sten sofort in heißes Wasser, fijr grö
ßere Verwundungen taucht man Watte
oder saubere Leinwand in heißes Was
ser und legt dieselbe auf die Wunde,
man wird auch die stärkste Blutung da
mit hemmen. Auch bei Knochenbrüchen
gibt es kein besseres und sicheres Mittel
als heiße Umschläge, um die in der
Bruchstelle nach regelrechtem Verbande
nicht selten austretenden Schmerzen zu
beseitigen. Die Compressen müssen so
sein, daß die Wärme den Verband zu
durchdringen vermag, und so groß, daß
sie die ganze Bruchstelle bedecken. Alle
drohenden Entzündungen werden durch
rechtzeitige heiße Umschläge verhütei.