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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Sept. 4, 1896)
Komödie Von F. v. KaofisEssenthcr. »Ach, ach, ich tann nicht weiter,« rief die junge Frau und mit einem innen, schmerzhaften Ausschluchzen fiel sie in einen Stuhl und drückte die Hand«aus’s Herz. Dies war der vorläufige Ab schluß einer leidenschaftlichen Szene, die sie ihrem Mann gemacht hatte, weil er zu ihrem Auftreten in einer Wohl thätigkeits-Vorstellung seine Zustim mung versagte. »Komiidie,« sagte er finster und blickte zürnend nach der jungen Frau mit dem pitanten Gesichtchem der-c rei zend wirren Haar, den dunklen, glän zenden Augen. Sie stieß einen kleinen, schrillen, sehr essettvollen Schrei der Entrüstung aus. »Wieder Komödie,« schrie er. »Du kannst es nicht verlernen. - Denn vom Theater weg hatte er sie geheirathet. Eigentlich hatte er, das Kind einer philiströsen Familie, Miß "trauen gehegt gegen die Damen vom Theater-. Aber era war so reizend, so anständig, so über allen Zweifel er haben! Eine wirkliche Mama, keine »Theotermutter«, wich ihr nicht von der Seite. Wie gesagt, er nahm sie vom Fleck weg, beinahe stolz auf seinen Muth. »Zwar«, pflegte er zu s agen, ,,grund sätzlich habe ich mich von den Theater prinzessinnen fern gehalten, aber meine rma!« u. s. w. u. s. w. Jetzt aber rummte er: »Weißt Du, in dem Moser’schen Lustspiel —- Teufel, wie heißt es doch — da sielst Du gerade so in den Stuhl, da schriest Du genau so aus« »Dummes Zeug,« ries sie, ihre Thra nen trocknend »Das war doch nur Komödie« »Als-) ist es heute auch nur Komö »die«, schrie er noch gereizter, »mach« ein Ende damit. Ich will nicht und Du siigst Dich, weil ich Dein Mann bin, weil es diesmal Ernst ist.« »Du bist ein Tyrann.« »Aus welcher Komödie Eit- das? Doch, wie kann ich fragen? Das steht in unzähligen Rollen, die Du gespielt hast.« « f · »Nur, daß es mir diesmal Ernst ist« Ein wenig getroffen, suchte er sich zu mäßigen. p-: L--c -1.-.--( h---:2.-IAZ- Mem-« t «OII VII-L, LIIIIILUI Ubssluibsslv, odiisesp Gerade weil ich Dich liebe, will ich Dich gar nicht mehr aus der Biibne sehen. Jmmersvrt erinnerst Du mich an das verhaßre Theater, und ich will Dich doch sür mich allein haben! Du spielst nämlich immerfort Komödie; täglich und stündlich irgend ein Bruch- . jück aus Deinen Rolleni Keine ver-. nünstige Frau beträgt sich so wie Du. Die Gardinenpredigt, die Dn mir hältst, wenn ich einmal etwas später nach Hause komme, die ist so Zugcspitzz daß die Leute applaudiren mikßtem wenn nur welche da wären. Ja, sogar wie Du Dich freuest, sieht es nach Thea ter aus. Sowie Du- dich binsetzest, ja wie Du nur »Herein« sagst, wenn Ie- E mand klopft, immer wie aus der Büh ne! Und so gebt es fort! « Und speziell mit mir, mit mir spielst Du Komödie! Wenn Du mich tüssest, so ist es immer so, als ob Jemand zusehe, ob Du es auch hübsch machst; glaubst Du, das ist ein Vergnügen sür mich? Neulicb, als ich über das harte Fleisch schimpft-k. da bist Du vhnmiichtig geworden! Aber so nach allen Regeln der Kunst, so male risch! Na, Du spielst eben in ver Ehe Komödie, dieselbe Komödie, die ich Dir aus den Brettern verboten habe, und darum hasse und verabscheue ich diese «weltbedeutenden Bretter« und darum wünsche ich nicht, daß Du sie noch ein mal detrittst, und darum verbiete ich Dir, bei dieser sogenannten Wohlthä tigkeits-Vorstellung mitzuwirken« Donnernd stand er vor der kleinen Frau mit dem «zcrzoddelten" Kopfe, die jetzt mit riesengroßen Augen aus schaute. »Das bischen Komödie!« stammelte sie, »es war gewiß nicht böse gemeint. Und ich weiß eigentlich nichts davon. Aber wenn Du durchaus nicht willst, so werde ich nicht mitspielen im »Bei-be pseil«. Und während sie das sagte, ganz fromm und resignirt,rannen zwei große glänzende Thränen über ihre blassen zarten Wangen, denn zart und blaß war sie überhaupt. Er sah es und fkhlte sich ergriffen· Diese beiden Thra nen waren keine Komödie, sonst hätte sie, Jema, ihr seines Spitzentuch gezo geerti nnd die Thriinen esseitvoll getrock n . Das that sie nicht, obgleich es am Ende gar nicht überflüssig gewesen wäre. Nein, nein, da konnte von Ko mödie gar keine Rede sein, das arme Kind weinte unbewußt, weil sie nicht Iritspiflen durfte. Und nun erschien er sich selbst als Tyrann. »Mein Gott«, · er mit einem leich » M Miser- emem fett. vexfsch Ort :. M sühn- seh-M t hatt-. »so istete nun doch « e, einzise Malt Aber es dars nicht wieder vorkommen Nur unter dieser Bedingung ertheile ich meine Zustimmung!« Sie glaubte, ihren Ohren nicht trauen zu dürfen, guckte ihm in die Au gen, fand darin das ersehnte »Ja« und. sprang ihm jauchzend an die Brust. Auch das war keine Komödie, sie jauchzte wirklich. Es that ihm leid, denn er liebte sie ehrlich, er litt schwer unter all« den Bühnenreminiszenzem aber dies eine —- eine Mal mußte er seine Zustimmung geben« Sonst wäre er in der That ein »Thrann« gewesen. Und wie viel kleine und große Srcnen hätte er verursacht, welche in anwider ten und das Band zwischen ihnen im mer mehr lockerten. Das durfte nisht sein. Mochtses dies eine Mal hin geben« Sie kam von der ersten Probe zurück. Nur drei davon waren angesetzt und die erste hatte darum lange gedauert, lange bis nach der in era’s Hause festge setzten Tischzeit. Sie glühte oor Freu de, bat rührend um Verzeihung, Ußte inbrünstig ihren Mann und aß mit un aeheurem Hunger. Sonst hatte sie zu seinem Aerger meist nur gegessen i- ie aus dem Theater. A s nur Komödie, sogar das Essen! Stillschweigend iah er ihr zu. Jn diesem Augenblicke war sie ganz Natur, dachte nicht an das Ro miidiespielen, denn sie freute sich wirt lich, sie wollte wirklich ihren Mann ver söhnen. und wirklich, sie hatte Hunger und aß, wie man wohl nach dem Thea ter, aber auf dem Theater niemals ißt. An diesem Tage, da sie bis haib 4 Uhr gespielt hatte, kam es ihr nicht in den Sinn, zunhause noch Komödie zu spie len. Aus den drei Proben wurden fiinf und eine Woche lang lebte era. nur fiir das Mater Sie gab sich zu Hause jedoch, wie sie war, erfreut oder geär gert, müde oder hungrig wie sie war. Ja, bei Tische nahm sie sogar Hühner fliigel und Hammelrippchen in die Hand, um daran zu nagen. Vorher hatte sie das nie gethan. »Weil man es auf-der Bühne nicht thut", wie ihr Gotte behauptete Sie küßte herzlich und natürlich, weil sie ja während der mehrstiindigen Probezeit ihren Mann entbehrt hatte Sie hielt ihm auch keine Gardinenpre digt, wenn er spät nach Hause lam, denn auch sie kam spät nach Hause, wenn auch nur zur Tischzeit. Genug, sie war wie ausgewechselt Ermüdei und innerlich in Ansvruch genommen von den langen Proben, dachte sie zu Hause nicht mehr ums Theater und gab sich mit einer Rom-ha lance, mit einer einfachen Ungebunden heit, die er nur — in ibrer Brautzeit an ihr bewundert hatte. Nachher hatte die Komödie wieder begonnen. Cis-Cis senkt-Ists 60 III-I- IIOUO NIHEPT uspres ""-·--- «·- »s-- -———s- » woche. Denn in ihrer freien Zeit Liber schüttete sie ihren Mann mit Zärtlich keit und freute sich ehrlich, ihn siir sich zu haben. Er gewahrte dies alles mit mildem, melancholischem Lächeln und sagte tein Wort. Man sah jedoch, daß er sich etwas dachte. Nur era sah nichts davon. Sie war erfüllt non ih rer Rolle und dem Erfolg, den sie haben würde. . Und wirklich — der Erfolg fiel iiber alle-s Ermatten glänzend aus. So hatte ihn Keiner gedacht. Nicht nur Beifallsstiirme, sondern jenes lächelnde Behagen im Publikum, in dem langenti behrten Publikum, was viel mehr werth ist, als alles lärmende Klatschen Schweigend, blaß, nachdenklich s aß era’s Gotte im Hintergrunde einer Loge. Nach Schluß der Vorstellung soupirten sie zusammen mit den Kolle gen und waren Alle sehr heiter. »Sie spielt großartig Komödie!" Darüber war man einig. Zu Hause angekommen, fiel sie ihrem Mann um den Hals; sie zerknüllte sein Oherhemd, sie nieste dazwischen, denn in dem offenen Wagen war ihr kalt ge worden, sie ruinirte ihre Stirnlöckchen. Genug, es war nichts weniger als thea tralisch. »Mein Geliebter", ries sie, weinend und lachend zugleich, »der Direktor, mein ehemaliger, weißt Du, hat mir ei nen wunderbaren Antrag gemacht. Wiederengagementl Natürlich, ich lehne ab, denn ich will nur Dir gehören!« Freilich, sent weinte sie mehr, als sie lachte. Aber soweit der gute Wille reichte, lachte sie noch immer ein bischen dazwischen. »Das wollen wir uns bedenken«, sagte er ernst. »Was giebt es da noch zu bedenke-i«, ries ste, »natürlich, Du willst nicht. Und ich lehne ab. Wolltest Du mich doch nicht einmal aus »Wohlthiitigteit« mit spielen lassen. Aber sei ruhig. Jch will nicht mehr Komödie spielen, nie mehrt« Ruhig, gelassen erwiederte er ihre ftiirmischen Küsse. »Höre mich ruhig an, era«, und wie ein Kind drückte er sie in einen Ses sel nieder-, «wasDu mit versprichst, das bist Du außer Stande zu halten« »Wie solt« frag sie verwundert Vielleicht ohne es zu wollen, hatte sie J F — wieder Komödie gespielt. Denn ihren heroischen Entschluß hatte sie ibni mit freudiger Emphase mitgetheilt und das war nicht ehrlich, wenn auch gut ge meint. »Du mußt Komödie spielen«, fuhr er mild und ernst fort. »Das liegt in Deiner Natur. Und kannst Du es nicht aus der Bühne, so thust Du es außer halb derselben, d. h. in unserem Hause. Hast Du Dich aber in dem Theater aus getobt, dann bist Du zu Hause ein Mensch wie andere, bist mein liebes Weib. das seine Rolle hinter sich hat. Jn dieser Leidenswoche habe ich Dich beobachtet, mich und Dich strenge ge prüst. Jch wähle das kleinere Uebel. Spiele Du lieber aus der Bühne Komö die, anstatt in meinem Hause-« Wieder rannen zwei große glänzende Thriinen über ihre Wangen. Auch diesmal trocknete sie dieselben nicht ab. Es war keine Komödie. »Es ist nicht Dein Ernst, lieber Mann! Du wolltest doch nie ———’und wie könntest Du jegt2« »Es ist doch mein voller Ernst«, be harrte er. »Ich war in einem Jrrtliuim den ich jetzt erkannt habe.« Du gelpörsi nun eben der Komödie. Spielst Du sie regelrecht aus der Bühne, so wirst Du zu hause einfach und natürlich sein« Wenn Du jetzt »entsagst", wie Du es wolltest, wirst Du mir ohne Ende diese Rolle in allen möglichen Varianten vor spielen. Denn nur ich bin dann Dein Publikum, und zwar ein undankbar-es Du wirst Dich stets unbefriedigt fühlen und neue Nüancen versuchen. Also kehre-zum Theater zurück und spiele nach Herzenslust Wenn ich dabei nicht ganz glücklich werden sollte, so jeden salls glücklicher als bisher." »O, wie gut, wie groß, wie klug Du bist«, ries sie überwältigt. »und —— das Eine weiß ich sicher —- meine anbetende Liebe zu Dir wird immer echt, wird nie Komödie sein!« »Das hosse auch ich«, und ihre Lip pen fanden sich. Es war kein Theater tuß! —-———-——.O.o.—---———— An des Meeres Strand. Eine Eommergeschtehtr. Es war in den Nachmittags-stunden eines sehr heißen Julitages, als fah die Terrafse eines großen, eleganten Strandhotels plötzlich mit Gästen an füllte, so daß bald kein Stuhl mehr un besetzt blieb, während noch kaum säus zehn Minuten vorher nur hier und da ein paar Personen iiber das Geländer nach dem Sonnenlicht blitzenden Wel lenspiel des »Surss« hinab gebiiekt hatten. Aber auch hier belebt sich das Land zusehends, allerlei Gestalten in blauen Flanellkostiimen kamen über den wei ßen Sand getrippelt und wagten sich zögernd in das rauschende Meerwasser, vorsichtig die Taue ersassend. die iiir ein badendes Publikum gezogen waren Andere tamen die tleine Stranderhöd ung herab gelaufen und stürzten sich keck in Neptuns Arme, so daß die spitzen den Wellen ihre Anianst durch lautes Geplätfcher kundgaben und die Zu schauer-, oben am Geländer, mit einer kleinen Tusche beehrten, die sie wie ein Stoßregen überschauertr. »Daß Dich doch!'« muri-wär ein elegant gekleideter Herr, indem ers-von dem Zeitungsblatt, das ihm zur Un terhaltung gedient, die Wassertropien abschleuderte und sich bestrebte, seinen Stuhl ein wenig zurück zu s chieben, mo bei er erst bemerkte, mit welcher rapiden Schnelligkeit sich der Hotelplatz ange füllt hatte· Auch an seinem Tisch, an welchem er noch vorhin unbelästigt eine keine Stärkung genossen, war eine ganze Familie angelangt, deren Oberhaupt bei einem ooriiberjagenden Kellner so eben sechs Gläser Bier bestellte. Mit raschem Blick taxirte er die neu en Tischgenossem »Ein wohlkonservip ter Vierziger, Contraktor Miller, wie ich glaube, mit Frau und einer alten Jungfer, die mir übrigens bekannt tor kommt, zwei kleine Jungen und ein — ja, die ist in der That verdammt hübsch —- die reine »sweet-sixteen« —- merk würdig, daß diese massiven deutschen hat-später so hübsche Töchter« — Er sah sich in seiner Betrachtung unterbrochen, eine band legte sich von hinten aus seine Schultern und eine hei tere frische Stimme sagte: »Da bin ich, Papa, mach’ Platz, willst Du?" »Ah —- das Boot schon angelangt, henrh!« ries der Andere, indem er sich rasch umwendete und die Hand des jungen Menschen schüttelte. »Ich hatte ganz die Zeit vergessen, wußte nicht ein mal, daß es schon so spät ist. Aber setz« Dich doch — wie geht's sonst ?« « »Geber« Das ist ja keine Möglich keit, es ist hier so voll wie in einem« — «Rehnten Sie meinen Stuhl, Mi sier,« bat da aussprin end einer der kleinen Knaben. »ich ehe dort den Geer ich darf doch bin, Mutter-, ach gewi —- hiet, fes-U Sie sich-« — Damit brach er sich Bahn nach einem F I der entfernteren Tische, wo fein soeben« fugelangter Freund bei seinen Clterni a . - »Dann bestens!« Vater und Sohn machten eine grüßende Bewegung und , Letzterer nahm den angebotenen Stuht in Beschlag. s »Es ist hier wirllich nett,« bemerktei er. »Deine Sommerfrische gefällt mir, s Papa, Du hast Dir nichts Uebech aus- s gewählt. Run, werde mir nur wieder recht frisch und gesund.'« I »So ein Aufenthalt ist manchmal gut fiir’s Geschäft,« versetzte der An- I dere, »man macht allerlei Bekanntschaf ten, weißt Du. Aber sieh da —- wie der der alte Kerl mit seinem Leieria sten, ich wollte, ich lönnt’ ihn im Meere ersäufen den hund!« »F was —- Papa —- Du bist ebenl noch etwas nerdös, schön tlingt’s frei lich nicht, aber der arme alte Mann ist auf sein Geschäft angewiesen, gerade wie wir auf das unsere. Sieh, du un ten hockt er im Sand, gerade so misera bel, wie sein verstimmter Leierlasten—0 wie selten, dasz ihm ein paar Cents zu flie en —- ein trauriges Loos, wahr haf ig!'« . ; Da hatte der mitleidi e junge Mann,i der so glücklich und hosiinungsreich in’ die Welt schaute, wohl recht« denn wenn « man den armen Handorgler da unten, am iandigen Ufer, nach seinem Schick-E sal gefragt hätte, so wäre wohl eine traurige Geschichte an’s Tageslicht ge- « kommen. Aber es fragte ihn Niemand,i s ein hageres, faltenreiches Gesicht neigtek sich tief über sein mißtönnendes Jn strument, seine abgezehrte Hand, diei den Griff drehte, zitterte und mit sei nem spärlichen weißen Haar spielte der « Wind. Jn seinen matten, lebensmiiden - Augen aber, die er auf denjenigen rich tete, der barmherzig genug wa, ihn mit einer milden Gabe zu bedenken. stand der letzte Abschnitt seines verlorenen« Lebens geschrieben: »Da nichts, da mir gar nichts geblie-« ben. ! I Als der Gram — und mein alten-des Haut-U »Wir könnten ja eine kleine Collette. für den Alten veranstalten,« bemerkte! der behöbige deutsche Familienvatrr, Y der selbstverständlich das Gespräch von; Vater und Sohn vernommen hctttr.j Dabei zog er seinen Beitrag, ein an- ; sehnliches Silberstiicl, gleich hervor. ! »Ich stimme bei,« ries ersreut derI junge Mann, indem er den gleichen Bei- I trag spendete· Z »Ach was« murmelte dessen Tatch ich gebe kein Geld her zu Sausgelagrn,k der alte Tramp versöust jeden Cent und - man soll die Trunksucht nicht unter stützen. Jch gebe nicht« »Das ist nicht Dein Ernst, Pava,«s versetzte ties erröthend der Sohn, Du« bist nicht wohl und daher verstiisimti Jch werden Deinen Beitrag einstw:ilcn auslegen — hier.'« 7 »Ich gebe auch etwas,« sagte Mråx Pintet, dieselbe Dame, welche vorlini sür eine alte Jungfer und Verwandte der Familie Miller gehalten worden, war, was sie beides nicht war. Sie Ziff-s nete ihr Täschchen und brachte einenz Dollarschein an’s Tageslicht .,Cb.::it2); über alles!" citirte sie ein weni. selbst gesällig »Im Ganzen«« setzte ie nach drücklich hinzu, »helse ich zwar lieber armen Frauen, aber der da ist ein zu altersschwacher Greis, um noch viel zuj sündigen, dem gönne ich’s.« l »Wer iriigt’s ihm aber hinunter?«s fragte die Familienmutter, welche mit i stillem Lächeln dem Beginnen zuge-; schaut. s »Ich, Ma —,«' bat der kleinere ihrers beiden Söhne, sein händchen aus-stre ckend, um das Geld in Empfang .-,u nehmen« »Du allein, Edel, ach nein, das dars nicht sein.'« »Ich gehe mit ihm,« sagte rasch ans stehend, sein älteres, schönes Schwester chen. »Adolph kann uns begleiten, sieh, da tommt er schon von seinem Freunde zurück." »Und ich nehme das Kleeblati nnter meinen Schutz, ich wandele hinter drein,« beschloß, sich erhebend, der jun ge Ameriianer, dessen hübsches Gesicht vor Freude strahlte. »Wenn wir nicht im Augenblick wie der hier sind, so ängstigen Sie sich nicht,« wendete er sich im Fortgehen an die Zurückgebliebenem »wir mache-i Vielleicht einen kleinen Abstecher und sehen uns ein wenig um.« Sie nickten ihm beistimmend zu. »Ein vrächtiger Mensch!« bemerkte Frau Miller. »Ja wohl,« stimmte Mö. Pintet bei« «'eine rühmliche Ausnahme seines Ge schlechtes—Sie sind dasselbe auch, Me Miller, aber sonst —" Dabei blinzelte sie nach dem Hsrrn hinüber, der sich wieder in seine Zei tun vertiest hatte und weder zu sehen, nochg zu hören schien, was um ihn her vorging. Die anderen Drei richteten jetzt ihre Mze Aufmerksamkeit aus den alten « rmann am Strand, bei welchem nach wenigen Minuten richtig der kleine Edek anlangte, um ihm das Geld Zu l » überreichen. Seine Begleiter waren ein paar Schritte zurück ebliebesi und blickten lächelnd dem kleinen Almosen spender nach. Der Alte schien in Aus segung zu gerathen und nicht zu wissen, was er von » derreichen Gabe denken sollte, er schien eine Frage an das Kind zu richten, woraus der junge Mann näher trat und die Sache bestätigte, was zu Folge hatte, daß si der Greis herzlich bedankte, seine alte appe sogar nach den aus der Terrasse Sihen«1en schwenkte, sein Instrument aus tin Rücken lud und von dannen ing. »Das wäre abgemacht,« seigte Mrs. Pintet zu Herrn und Frau Miller, »aber," seste sie, einen tritisirenden Blick aus die Badenden unten im Was ser werfend, hinzu, »schickt sich das auch, daß wir hier sitzen und uns die sreche Gesellschaft da unten besehen?« »Na, das ist doch nicht so schlimm, Mrs Pinlet. sie haben ja alle was an,« entgegnete Herr Miller, »und wenn sie im Wasser sind, guckt überhaupt nicht viel Sehenswerthes heraus-« - »Nein seht doch!« rief er plötzlich, seht blos die Woge, heh. —- das triibt ——na! na!«—Wupp dich! jetzt schläng aus! Da haben wir’s, bis hier herauf gesprist und wie die da unten im Was ser herum lrabbeln, die reine Nabel suppel Ein netter Anblick, ein schöner Lärm —- seht nur das Frauenzimmer dort, sie lann sich kaum halten, das nasse Haar hängt ihr um’s Gesicht. Na, da fängt Einer sie aus, wahrschein lich ihr Mann. und fuhrwertt sie an den Strand. Da steht si: im Sand, pudel naß, das Zeug klebt ihr ordentlich am Leibe, aber —- wahrhastig, ein schönes Fauenzimmer, prächtig gewachsen, nicht mager« — »Schäm’ Dich was. Mann, wern’s nun Jemand härt,« rannte ihm seine Gattin unwillig zu, indem sie sich so riicktr. daß sie ihm die Aussicht ver sperrte. »Ach was,« rief er lachend, »’s ist ja nur mein Spaß, brauchst nicht eiser siichtig zu sein« Du bist fiir mich die Al lerschönste.« ,,":Icarren5ponen!" murmelte Its-. Pintet, einen Blumenstrauß ergreifend, der neben ihrem Schirm aus dem Tisch lag und in welchen sie ihre spitze Nase tief versenlte. Eine ganze Weile saßen die Drei nun schweigend bei einander. Der Zei tungslesende Herr blickte nicht aus bis er endlich ein Nagelscheerchen aus seiner Westentasche nahm und einen ttcinen Satz aus dem »Personal« schnitt, des sen Jnhalt ihn sehr zu interessiren schien. Nach einigen Minuten zog er seine Uhr, blickte nach der Zeit, schleu derte das Zeitungsblatt aus die Seite, strich mit der hand über Haar, Schnurrbart und Halsbinde und be gann eine ausmertsame Musterung der hin und her streisenden Pers orien. Plötzlich schien er gesunden zu haben, was er suchte. Eine Dame, die, wie es schien, nach ihm hinüber blickte, stand einige Fuß entfernt, im dichten Ilsen schengetviihL Sie war aufsallend in weiße Sommerstosse, mit bunten Bän dern und Spitzen bis zum Ueber-maß garnirt, gekleidet, hatte eine üppige, mittelgroße Figur, ein roth und weißes Gesicht, mit etwas ausgestiilpter Nase, dicken Lippen und kleinen Augen u:.d trug drei rothe Nelten an ihrem Busen. Jhr röthlichblondes Haar, das ein stei nes weißes Hütchen kaum bedeckte, zeigte auch die Spuren eines Tuschbades, denn obgleich zierlich aufgesteckt, ran nen daraus doch noch Wassertriivschen über den weißen Hals in den Ausschnitt des Kleides. Der Herr, welcher sie eben so dringend ansah. als sie ihn, sulxr in die höhe, schaute an sich herab, als ob er etwas suchte, und langte mit großer Dreistigteit nach dem Blummstauß der Mrs. Pintet, dem er mit der turzen Bemerkung: »Erlauben Sie, Moto me," eine rothe Nelte entnahm und dieselbe an seinem Rockiiberschlag be sesiigtr. »Wollen Sie zum Pserderennen2« fragte verständnißvoll die Betaut-te, »nehmen Sie doch noch eine rathe Blu me, viel hilst viel.« Aber er lächelte nur und verabschie dete sich mit einer stummen Verbeug ung. Jm nächsten Moment schon hatte er die Dame in Weiß erreicht und, ihrs-n Arm traulich ersassend, steuerten Beide dem Ausgang zu. »Das war dasselbe Frauenzimmer. welches vor einer tleinen Weile so stan dalös im Surs gebadet hat!« schrie Mrs. Pinlet außer sich aus, »da. kann man sehen, wie schlecht die Welt is«.« «Vielleicht seine Frau,« bemerkte ruhig Herr Miser, »das macht ja weiter nichts auö·" »Ach, bewahre, ich weiß, was er ist, er ist Mr. nry Jenes sen., und iein Sohn ist Ehean Jouesjum Je der lebt siir sich, und eine Frau ist über haupt gar nicht vorhanden, ich sag’s ja immer. daß die Männer nichts tauaen.« Durch die offen stehenden Glasthii ten sah man gedeckte Tische, speisende Gäste und bin und her eilende Aufwär ter in den hotelsälem auch begann sich der Dust von gebackenen Clamö und ge - dratenen Fischen zu verbreiten. »Was meinst Du, Mutter,«« sagte Herr Miller, »wenn wir da hinein aim gen, um Etwas zu essen, ein Gläschen Situm würde mir auch gut thun, es trird einem so öde und leer im Magen, an ler Seetüste.« »Mir wär’s schon recht,« stimmte die Gattin bei, »wenn ich nur die Kinder mit dabei hätte, wer weiß, wo sie sich herum treiben.« « ; »»Msch’ Dir leine Sorgen um die sKrnden Mr. Jenes jun· ist in mit ih s nen, da hat’s keine Gefahr.« ; »Meis. Pintet,« wandte er sich höf i lich an die Freundin seiner Frau, ,.darf sich Sie einladen, unser Gast zu sein, I wir wollen eben da hinein gehen und Etwas zu uns nehmen« ; »Nein, danie, habe gar keinen Hun « ger, sehe mich lieber ein wenig um. will ausfindem wo ein Gewisser mit meiner Nelte hin gerathen ist. es ist mir nur um seinen guten, braven Sohn, der auch einen besseren Vater werth gewesen wäre. Hier habe ich ja noch drei große rothe Nelten in meinem Strauß, die stecke ich nun gerade an und gehe cuf j Entdeckungen auss« i ,,Stecken Sie einen ganzen Lustgar « ten an, Mrs. Piniet und spazieren Sie . den ganzen Strand ab, Sie können das, i denn Sie sind noch jung, aber wir bei ,den Alten« wir sitzen am liebsten auf sunserer Bequemlichkeit und sorgen für« « unseren Magen.« » »Wenn Sie die Kinder sehen solltrn,'« ? ries Frau Miller der sich entfernenden Freundin nach, »so schicken Sie sie nur ddrt hinein zu uns. thun Sie mir ten Gefallen, Mrs. Pinlet.« Letztere nickte beistimmend zurück und verlor sich in der Menge. J »Wie lannst Du ihr auch wegen ihrer Jugend schmeicheln, Mann, sie ist älter . wie ich,« tadelte die Gattin, während sie ihren Schirm und Umhang nahm und sich anließ ihrem Gatten in den Speise saal zu folgen. »J« was,« entschuldigte sich derselbe, »das- hört sie gern, und ich verdiene Et was von ihr, ein Haus habe ich ihr schon gebaut, und das hat sie so gut ver rentet, daß sie sich wahrscheinlich noch ein zweites wird bauen lassen; dsg- darf ich mir natürlich nicht entgehen lassen." »Ja dem Fall — da hast Du schon recht, und übrigens halte ich ja auch die allerng ten Stücke auf sie, obwohl sie eine ges iedene Frau ist. Dafür kann sie aber nichts-, denn ihr Mann war ein ganz schlechtes Subjekt.« »Das wa er, und mich wundertZ nur, daß sie ihn überhaupt hat heira then tönnen.« »Jetzt mach’ Dich aber dünn. Mann, und dränge Dich durch, wirf auch nicht den Stuhl mit dem Babh um. Suche im Saal auch keinen Tisch aus, der zu weit hinten steht, hübsch vorn, wegen dsm-Lstss.-sg«—« . ,-««· sahn-«- OO «—-.. »Hu Veseyh gnaotge Drau, scherzte er und that Alles, was sie wünschte. Um dieselbe Zeit saßen in einem großen Zelt, wo freie Burleskendorftck lnngen stattfanden, Mk. Jonks spin. mit seinen drei Schützlingen, und alle Vier aßen Eiscream und amiisirten sich königlich. Aus der Bühne stand die Karikatur eines alten Stuherz mit ei nem weißen Gesicht und einer roth-n Nase, der in irischern Dialelt das tragische Schicksal von dem »Fellow« vortrug, der die Wahl hatte, zwischen dem reichen »girl" und der armseligen »Whislet) Bottle«; ach, und er wählte die letztere, daher »meine Nase so tu psern und meine Tasche so leer," Dazu spielte er den Betrunkenen, und Alles lachte. Er hatte taum geendet. als eine komisch gelleidete Frau aus der Bühne erschien. Sie trug einen großen StrickbeuteL dem sie eine alimodische ; Brille und ein Notenblntt entnahm, er s stere setzte sie aus, und von letzterem be l gann sie zu singen. Jhre Stimme zit z terte und war nichts weniger als wohl ; klin end, auch brachte sie keinen richti igen - on hervor, aber natürlich waren die Zuhörer überzeugt, daß las tu Iihrer Rolle so gehörte. Nur Js- ihr IGedüchtniß sie zu verlassen schien, ihr lMienenspiel eine gewisse Angst verrietly , i kund ihr Gesan häufig stockte, wurde hier und da im Flublikum eine höhnische Bemerkung laut. ; Jetzt tam es von ihren zuckenden jLiopem »With all my heart J lobe s thee ——« dabei brach sie in Schluchzen ; aus, wars Brille, Notenblatt und » Strickbeutel von sich und lies wie ein ge ; jagtes Wild über die Bühne. l Ein schrecklicher Lärm, mit Jonlen, ) Kreischen und Pseisen brach los, und ei Inige junge Bengel drängten sich herbei, « um das Opfer zu sangen. Jn demselben Au enblick segelte MM Pintet dierelt au MrIoneii jun los, der sie erst bemerkte, als sie ihn un redete, denn trotz des Tumultes » ringsumher, hatte er mit Ellen Miller ein so interessantes Gespräch gesiilzrt, daß er kaum sah und hörte, was ge schob. ) »Mr. Jones,« begann die Dame s höchst vorwurssvolL Jst das auch ein lPlan sür einen moralischen Jüngling, - M , —- .... -