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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Aug. 21, 1896)
I der iiber Nacht so mächti geworden. Von der Stelle eines Geri tsptäsiden ten wurde er plöslich an bie Seite des Sultans berufen zur Leitung der Ge schicke eines Reiches. Von der Stellung eines gewöhnlichen Beamten ward er in eine höhe gehoben, in welcher er faktisch iiber dem Großvezier nicht blos, son dern auch iiber jedem anderen sicht baren und unsichtbaren Rathgeber der Krone steht. Nach Den von mir bereits früher mitgetheilten Berichten und Gerüchten sieht seine Vergangenheit in zweifelhaftestem Licht. Ob diese Gerii te und Berichte auf Wahrheit beruhen, ft schwer zu sa en; da J zet Beh, wie gesagt, keinen Freund be itzt, stammen alle Mitthei lungen iiber ihn von Feinden. Er selbst hat es ftets abgelehnt, sich zu vertheidi genund nur ein Urtheil anerkannt -—— daskes Sultans . . . . Es giebt nichts Schlechtes, was nicht liber ihn gesagt worden ist und gesa t wird. Und doch ist er mächtig geb ieben und immer mächtiger geworden. Es ist ein Mith sel. Jst er ein Teufel oder ein gottbe nadetes Genie-i . . . . Unmenschliches zeugt allein seine Arbeitslrafi. Wochenlan fast lommt er nicht von der Seite des Sultans Nahe bei den Ap partements der iaiserlichen Wohnung in Yildiz liegt ein schmales, langge »stre(ttes, einstiickiges Holzhäuschen. ier sind ein paar Zimmer fiir den eibarzt und einige Leibdiener des Sultans, wie Lufti Beh, den einst allmiichtigen, aber durch Jzzet Bey in Schatten gestellten Kammerdiener, und den sympathischen bescheidenen Hadschi Mahmud Effendi, Direktor des laiser lichen Hofstaats Jm ersten Stock des Häuschens, im kleinsten Zimmer-, be findet sich die Amtswohnung Jzzet Behs. Das lleine Zimmer ist Arbeits zimmer, Speisezimmer, Schlafzimmer und Empfangszimmer zugleich. Jn diesem kleinen Raum stehen drei Schreibtische für OWet Bey und seine beiden Gehiilfen Aii Risa Vey und Me herned Beh, zwei Rauchtifchlein, sechs Sessel, und hinter einem breiten Vor hang ein Bett. Auf den Schreibtischen eine llnrnafse Papiere, auf den Sesseln wartende Personen; bie beiden Gehöl fen in unermüdlicher Arbeit. Aber Iz zet Beh ist nicht ba. Von frühester Mor genstunde bis in die Nacht hinein weilt er beim· Sultan. Nur von fünfzujiinf VII-innen cui-u still-eins rr,uucuiuui our Schriftstücte, fertigt die Wartenden ab, während er liest oder Notizen macht, und fliegt dann wieder zurück. Kaum daß er etwas Essen zu sich nimmt. Sein treuer A a Abdurrahman wartet Abends ot von fünf Uhr angefangen bis sechs, halb sieben mit den Speise schiisseln auf dem Tablett, ehe der Herr erscheint, um in zwei, drei Minuten al les abzuthun. Spät Nachts, oft um eins, ja um zwei nach Mitternacht, schlüpft er ins Bett, friih um sieben em pfängt er schon Besuche, um acht oder neun ist er wieder beim Sultan. Nur einmal in der Woche, Donnerstags Nachts, pflegt er für einige Stunden zu feiner Familie nach Hause zu gehen, früh ist er schon wieder in Yiidiz zu rück. Seinem Aeuszeren sieht man die Mühen nicht an. Sein Gang ist leicht und schnell. Sein Blick ist durchboh rend und kalt, und die graue Farbe der Augen hat etwas eigenthümlich Ab schrectendes. Aber im Uebrigen ist fein hastiges Wesen manierlich, höflich, zu vortominend. Es wäre lohnend, die Geschichte dieer Mannes zu schreiben, der so ganz anders ist ais die Anderen seines Landes« den Lebensgang dieses Arabers zu schildern, der in seiner Per sönltchteit ein lebendig gewordenes arabisches Märchen zeigt, wo Genien und Dschinnen um die Herrschaft strei ten, wo Sultansgunst und Sultans gnade aus Staub Gold gestalten, wo Willkür und Großmuth, Nachsucht und Zartheit neben einander wohnen. Es ist eine Figur, wie sie manchmal ent steht, wenn ein Reich niederwärts geht —- eine Figur, die noch einmal alles Gute und alles Böse« alle Vorzüge und alle Fehler des ganzen Volkes in sich aufnimmt wie in einen Centralspiegei « eine Figur, die dadurch einen histo rischen Platz, einen dentwiirdigen Ra men verdient. OOO Minna’s tiinzug und Abschied. Jeehsrtek Herr Präsident lassen Sie sich blos erzählen, wie et mit mit den Mächen erjangen is, denn wer’n Sie Mitleid mit mit thaben iun mir nich be strafen. Jcl bin ja noch nie vok’t Kriminial jewefen, un et is doch teene Kleinigkeit wen-n man- hiek vor alle Leise ..... Vers-: Nun, ich will Ihnen ja zuhö ren, aber dann san Sie auch qleich an und lass en Sie d e Einleitung fort. Angeli Jn diesem Jahre war et rein swie behext mit die Mächens, von Neiialhr bis zum lö. April shobe ick sie ben Stück jehatt. Dei is een bitten ville, aber meine Schukd stockt nich. Am 14. April ihatte ick wieder eene ensti lassen. Als ick an diesen Abend don't s J Mietchskontor zurückkomme, sage ick zu meinem Mann: »Du, Willem, sage iet, nu spabe ick uns aber janz tout seinet wusjesucht, een frohen staatschet Mii chen, sie will zwar sechzig Daler Lohn haben, atber sie sagt, sie versteht ooch wat. Hoffentlich schlägt diese endlich mal in un bleibt recht lange bei uns. Morjen Vormittag um neine tritt sie an. Den ander-n Morjen macht mein Ollersichordentlich feinun thut sich was in die Haare iun setzt sich an’s Fenster. Jck bade schon selbst alle Stusben rein gemacht un jche nu in die Kiche, um Mittag zu kochen. Sie ist uim zwölfe un um eins noch nicht da. »Paß’ Ach tung,« sagt mein Mann, »die kommt erst jarnich.« »Det wäre ja noch völ ler,« sasge ick, »«sie hat ja den Mietshsda ler -anjen«ommen.« Wie sitzen hernach bei’s Kassseedrinsten jeder an sein Fen ster, det war schon stinsse durch. Da kommt mit eenem Male eene Droschke voriesachrem sun richtig, sie sint drin. Mein Jott, sage ici, erster Klasse! Nächstenö tommen die Mächens woll mit die vierspännige Müll- oder Mehl kutsche oder wie idet olle neimodtsche Ding heeßt, vor-gefahren, wenn sie in eenen neien Dienst ziehen. Un ick muß mir iiber meinen Mann ärgern. Loost die olle Nuß nich basie, « wat kannste raus, un macht itbr ordentlich so’n Bückling zu un säßt mit den Droschken tutscher an den jroßen Reisekorb un schleppt ihn mit rin? sUn sie schwebt hin ter her wie ’ne richtige Dame, die vor’n seines Hotel abjestiesgen is, Na, denke ick, kam-me Du man erst rin. Un sie kommt ooch rin, als wenn Allens in schönste Ordnung rwär un macht von oben runter eene Verlier-jung mit 'de·m Kopp un swill mir die Hand jeden, na tierlich mit Glaces un sagt: »Ich grüße Sie, verehrte Fran.« Na, so wat war mir denn doch noch nicht vorjetommen Jck springe zwee Schritte zurück un kle le sie von oben bis unten an. Dei sollte mein Dienstmädchen sind? Mit ’n Schleier us ’n Hut un ieber den Rejen mantel über treuz eenen Riemen, wo an die eene Seite eene Touristentasche un an die andere een Operjlas dran baumelt? »Wa: fällt Ihnen denn ei jentiich in, det Sie Nachmittags um sitnse antanzem wo Morjens usm neun Uhr abjernacht war?« frage iet. »Na habe ick Ihre Arbeit schon siir heute fer tig jemacht." Sie macht ein janz ver wundertet Gesicht und sagt so recht schnippisch: »Wei? Sowerlde ich em pfangen? Das bin ich nicht jewohnt, meine srüsheren Herrschaften haben mich ganz anders in Empfang genom-men.« So? sage icl. Meines Wissens wer den die herrschasten von de Dienstboten in Empfang jenommen sun nich -unnje lehrt. Jeden Sie mir Idaern nicht Bei fall, hoher Jerichtsshosi ·Vovs.: Gewiß, aber nun sahen Sie zu, daß Sie mit ihrer Geschichte zu En de kommen-. Angeli Ja, also wat ict sasgen woll te, ick frage also, wie det kommt, det sie so spät tormnen dhiitr. O, sagt sie, sie hätte noch allerlei Besorjungen jehatt, sie Ihätte noch Bücher nach der Leihbi bliothet bringen müssen, die sie jeliehen hatte, un den-n hätte sie erst ihre Hand schuhe holen müssen, die jewaschen wor den wären, un denn hätte sie noch eene neie IRS-Saite für ihre Zither besor ien müssen, indem ihr det Ding geplagt wär, als sie ihre teßte Herrschaft een Ahschiitdsstiindchen bringen wollte. So? srage ick janz freundlich. Sie spielen ooch Zither? »Gar nicht so schiecht,« meent sie, »mein Verhältniss that mir een sehr scheenet Instrument jaschentt, wo er jroße Stücke us «hält.« »Bitte, wollen« Sie mich ern bis-ten Platz neh men, Fräulein, sage ict, hier aus’t Pa neelsopha, nich an’t Fenster, det könnte Ihnen da ziehen. Mein Man-n soll Ih nen jleich een Jlas Portwein drin-gen. Also een Verhälaniß haben Sie doch? -,sra«ge ict wieder. Wat bekleidet er denn »für eene jeehrte Stellung?« —— »Er ist HDubahläser bei einer saroszen Kapelle. F— Sohen Sie mal an, det is jewisz janz »wat Feinet und Jedisejenei. ,,Nee,« sage .ick, aber ict sehe, det sie Anstalten mach iun will ihne Handschuhe ausziehen, ,,,hehalten Sie lieber noch eene tleene »Weile an, Sie sinsd een bieten eschassirt Yvon die Fahrt in den ollen gewöhnlichen iWagem mit Idie Jesundheit tann man tnich vorsichtig jenug sein. Asher wat ha ben Sie vorn scheensen Negensmantel an, stehen Sie doch mal eenen Doste blick 1,1s, det iet ihn besehen kann. JB der von HertzoM Dei is doch schon een bisken dunkel.« sage ict dann weiter, un mach die Thiir zu’n Korridor us. »So, nun stellen Sie sich mal so mit det Jesicht ieien die offene Thür, det ict den Mantel Ihinten ordentlich besehen kann, nee swat Sie sor eene elejante Fijur ha ben! Un sie dreht sich smit dem Körper wie so’n Pfan. Nu war mir fdie Jalle aber in’t Blatt aetreten, ich tonnte nsich Inn-den« ick gab ishr eenen Stoß int Je ntcke, det sie iletch ius’n Korridor un die Treppe runterslog, im denn ries ick ihr nach, Osie sollte machen-, det sie aus’rn shause käme, den Miethsdaler könnte sie ,behalten.« Bors: Jhr Zorn mag berechtigt ge wesen sei-n; aber in dieser Weise durf tew Sie sich der Pers-on nicht entledigen. Sie hat eine, ewenn saiuch nicht erhebliche Verletzung am Schienbein erlitten. »Die Körper-verletzung wind durch die Beweisaufnahme erwiesen und mit ei ner Geldstrafe von 15 Mark -geahn·det. O- ps-— Die Nordpolreisc im Ball-ni. Es sind zwanzig Jahre her, seitdem S. A. Andree, der kühne schwedische Luftschiffer, zum ersten Male auf den Gedanken kam, daß es möglich sein müsse, mittelst eines Luftballons den Nordpol zu erreichen. Auf einer Fahrt über den Atlantischen Ocean fiel ihm die Regelmäßigkeit der Windströmun gen auf und dies brachte ihn auf den Gedanken, den Versuch einer längeren Luftschissreise in der Richtung des Nordpols zu machen. Die fasi unüber stei« baten Schwierigkeiten jedoch, das nöt ige Geld dafür aufzubringen, war die Ursache, daß der Plan einstweilen fallen gelassen wurde. Erst im Jahre 1892, als die erfolgreichen Forschungs reisen eines Nordenskjöld und anderer schwedischer Männer der Wissenschaft in aller Munde waren, wurde Andree von Neuem von dem Wunsche beseelt, die aritischen Regionen mit Hülfe des Luftballons zu durchqueren und wo möglich den Nordpol zu erreichen. Bis zu dieser Zeit hatte er sich fast ausschließlich in theoretischem Sinne mit dem Studium der Luftschifffahrt beschäftigt. Jetzt machte er zunächst ein paar Fahrten mit dem norwegischen Luftschifser Cetti und mit dem Ertrag eines für wissenschaftliche Zwecke aus geseßten Fonds in Höhe von 300 Pfd. Sterl·, welche ihm überwiesen wurden, kaufte er dann einen kleinen Ballon, der 40,500 KubitfußGas hielt, und machte mit demselben etwa 10 bis 12 Auf stiege. Die auf diesen Fahrten gemach ten Erfahrungen bestäriten ihn in der Annahme, daß eine Erreichung des Nordpols per Luftballon möglich sei, und der Entschluß stand bei ihm fest, daß er den Plan ausführen werde, so bald es ihm gelinge, die nöthigen Mit tel zur Ausrüstung einer solchen Expe dition aufzubringen. Baron Nordens kjöld, der berühmte Nordpolfahrer, un terstützte ihn in seinen Bemühungen auf’s Wärmste, und es dauerte nicht lange, so war das Geld in BereitschasL Andree veranschlagie die Gesammiko sten der Ausrüstung auf SZ5, 000 und zu dieser Summe trug ein Schwede Namens Alfred Nobel allein 817,000 III-.- ist-L— -.-s-·- LA- f- t-.-A S: - Ucc. Uck skvtltg ckhyuqtk solt-us ou Summe durch einen Beitrag aus seiner Prioatschatulle in Höhe von 88500; einen gleichen Beitrag gab Baron Dick son und eine weitere Schenlung von 81500 Seitens eines Privatmannes in Stockholm machte die Summe voll· Dennoch schenkte ein patriotischer Schwede in Buenos Ahres »für unvor hergesehene Extras« noch 81000 mehr. Andree machte sich jetzt an den Ent , wurf eines Luftschiffes, wie er es zu sei i nen Zwecken zu verwenden gedachte, ; und beauftragte mit der Anfertigung fdesselben den berühmten Ballonfabri lanten Lachambre, der den Contrakt » fiir 810,000 übernahm. Der fertigge H stellte Ballon ist von der Oeffnung bis zum höchsten Punkt 75 Fus-» vom Bo den des Korbes oder der Gondel bis « zur Spitze 97 Fuß hoch. Die oberen « zwei Drittel des eigentlichen Ballons · sind aus dreidoppeltem, das untere · Drittel aus doppeltem Seidenstoff ges: « fertigt und das Ganze ist mit Firnifz 7 überzogen Auch das Jnnere des Bal « lons ist mit einem zweifachen Anftrich von Firniß versehen; das Netztverk, in «welche5 der Ballon eingeschlossen ist, s besteht aus italienischen Hanfseilen von zwei Zoll Dicke. Am größten Durch messer des Ballons sind die Maschen dieses Netzwerts etwa 13 Zoll im Gei i vier-L und sie nehmen nach oben und un t ten an Größe ab. Es befindet sich km der Spitze dieses Ballons kein Ventil, vielmehr sind deren zwei an entgegen i gesetzten Punkten des »Aequators«, « und ein drittes an der Oeffnung ange bracht. Dieses letztere ist automatisch und verhindert das Eindringen von Luft in den Ballon. Es öffnet sich bei einem Druck von 4 Zoll Wasser und läßt alle überflüssigen Gase heraus. Die oberen Bentile werden durch Seile geöffnet, welche an der Jnnenseite des Ballons angebracht sind und durch den selben hindurch bis nahe an das auto matische Bentil führen. Das obere Ende des Ballons ist durch einen mit Firnisz bestrichenen seidenen Ueberng gegen Schnee und die Strahlen der Sonne geschützt Die 48 Stricke des Netzwerkes endi gen am Tragring, der aus zähem Holz gefertigt ist und 7il Yards im Durch messer hat; gestiin durch Quersiangen, dient er als Platz zur Unterbringung « von Reserve-Sälen, Anlern u. f. w. s Eine weitere Vorrichtung zum Auf bewahren von Lebensmitteln Geräthen II und dergleichen sind eine Reihe von Ta schen in der Sackleinwand, mit welcher die vom Nehwerk bis zu dem Tragring reichenden Stricke überzogen sind. Die ser Taschen sind im Ganzen 3000 ange bracht. Außer Lebensmitteln aller Art werden darin z. B. ein zusammenw bares Boot, ein Zelt und drei Schlitten aufbewahrt. Dieser Speicher, um ihn so zu nennen, ist 15 Fuß im Durch messer und hat eine Tiefe von Sz Fuß. An den Tragring hängt der Korb oder die Gondel sowie der Steuer Apparat. Dieser ist eine neue Erfin dung Andree’s und besteht aus Schlepp tauen und Segeln. Die Schlepptaue, drei an der Zahl, sind an dem Trag ring befestigt, hängen von diesem auf die Erde herab und werden in der Bahn des Ballons nachgezogen. Die Taue sind von verschiedener Länge, das kür zeste 1.017, das nächstlängste 1042 und das längste 1205 Fuß, und sie wiegen etwa L Pfund per Fuß. Durch das Hinderniß, welches diese Taue bilden, wird die Schnelligkeit der Bewegung des Ballons verringert und dadurch ein Druck des Windes, dessenBewegung schneller ist, als die des Ballons, auf die Segel ermöglicht; stehen die Segel im rechten Winkel zur Windrichtung, so wird die Richtung des Ballons nicht verändert, werden sie jedoch in eine schräge Richtung gestellt, so wird der Ballon von der Windrichtung in ent sprechender Weise abgelenkt. Der Ballon hat im Ganzen drei Se gel, welche an Bambusstäbe, die quer über den Tragring liegen, befestigt find und von breiten Leinwandstreifen, wel che von der Spitze des Ballons herun terhängen und mit dem Netzwert ver knüpft sind, gehalten werden. Das Steuern des Ballons, resp. das Verän dern der Stellung der Segel zur Wind richtung, geschieht dadurch, daß man die Schlepptaue am Tragring weiter nach der einen oder anderen Seite schiebt, wodurch die Richtung des Bal lons nach der entgegengesetzten Rich tung abgelenlt wird. Die Schlepptaue dienen noch dem weiteren Zweck, die Entfernung des Ballons von der Erde zu reguliren. Es ist die Absicht An dree’s, außer in ganz dringlichen Fäl len nicht höher als 492 Fuß über die Erde empor zu steigen. Bei Sonnen-« schein wird, da dann das Gas leichter sein wird, der Ballon höher steigen, als bei bewölttem Wetter, doch werden die schweren, auf der Erde oder im Wasser hinschleppenden Seile, welche zusam men 2204 Pfund wiegen, den Ballon stets an einem zu hohen Steigen verhin dern. Der Korb, oder die GondeL ist kreis förmig, 5 Fuß tief und fis Fuß im Durchmesser. Sie ist oben mit einem starken Korbdeckel versehen, in dem sich eine Klappthür befindet, gerade groß genug, um einen Mann durchzulassen. Von den drei Reisenden, Andree, Dr. Elholm und Strindherg, wird immer nur einer zur Zeit schlafen, während die anderen beiden ihre Beobachtungen im ,,Observatorium«, dem über der Gondel angebrachten, mit astronomi schen, meteorologischen, geographischen und anderen Apparaten ausgestatteten Raum, machen. Zu den unentbehrlich sten Apparaten gehört ein Alloholosen für die Zubereitung der Speisen, 10 bei 17 Zoll groß, der bei der Benutzung an einem Seil bis 25 Fuß unterhalb der Gondel herabgelassen wird, um jede Feuersgefahr für den Ballon zu besei tigen. Das brennende Zündholz »zum Anziinden der Altohollampe wird in einer Guinmiröhre herabgelassen und durch hineinblasen in diese Röhre auch die Flamme wieder auggelöscht, sobald die Suppe gekocht oder das Fleisch ge braten ist. us -«..«,n....— -.t.«..·.«...i-.-. «», Liuv zlll qutuputh Hufekusuk »ja samnienlegbare Boot ist 12 Fuß lang und 4 Fuß breit, ist aus Eschenholz ge macht und mit Seide iiberzogen Es hält drei Personen und 1823 Pfund Fracht. Es ist so leicht, das-, ein Mann es bequem tragen kann. Zur Auskä stung gehören ferner kleine Bojen aus Kork und mit Kupferdraht umspannt, an der Spitze mit einer Spiralfeder, an der eine schwedische Flagge befestigt ist, versehen. Einer dieser Bojen wird an jedem Breitengrad, den man passirt, fallen gelassen werden, um als Weg weiser zu dienen. Sie sind so geformt, daß die Flagge stets oben ist. Jn jede Bose wird eine Messingkapsel gefügt, in der sich die Aufzeichnungen über die wichtigsten Ereignisse und Entdeckun gen während der Reise befinden. Zu dem Boot und den Schlitten werden die tühnen Forscher nur in der äußersten Nothwendigteit ihre Zuflucht nehmen. Die Schlitten sind hauptsächlich für den Fall vorgesehen, daß die Reisen den, nachdem sie sich zur Erde herabge lassen haben, gezwungen sind, längere Strecken auf dem Eise zurückzulegen Von den drei Theilnehmern an der Expedition ist Dr. Ekholm, der älteste, 50 Jahre alt und von strotzender Ge sundheit. Er ist einer der bedeutend sten Meteorologen Europa’s und war in 1882——88 der Führer einer Expedi tion nach Spitzbetgem an welcher auch I— Andree theilnahrn. Letzterer ist Inge nieur von Beruf,und nimmt gegenwär tig eine hervorragende Stellung im tö niglich-schwedischen Patentamt ein. Er ist über 6 Fuß breitfchultrig und von herkulischem Bau. Das dritte und jüngste Mitglied der Expedition, Herr Nils Strindberg, ist erst 24 Jahre.alt, hat sich jedoch schon auf der Universi tät als ein Mann der Wissenschaft aus gezeichnet und ist Lehrer an der Hoch schule für Wissenschaften in Stockholm. Für die Ballonreise, für die er überaus begeistert ist, hat er sich durch mehrere Lustschifffahrten in Frankreich vorbe reitet. Die Expedition brach in dem Panzerschiff »Virgo«,Capt. H. Zachau, am 7. Juni von Gothenburg auf, nahm in Trornsö noch einige Lebens mittel sowie die zum Füllen des Bal lons nöthigen Apparate auf und fuhr von dort nach Spitzbergen, wo wahr scheinlich dieser Tage der Aufstieg er folgt ist. Nach gemeldeten Nachrichten war der Ballon am 27. Juli zur Ab fahrt bereit. Seit dem 22. Juni be fand sich die Expedition in Piles Hon se, in der nördlichen Hälfte von West Spitzbergen, gegenüber von Danes Js land, einer für die Auffahrt sehr gün stigen Position. Es mußte daselbst zum Schutze des Ballons ein hölzernes Gebäude von 95 Fuß im Durchmesser und 100 Fuß Höhe errichtet, der Gas fabritations-Apparat in einem beson deren Schuppen aufgestellt und noch viele andere kleinere Vorbereitungen getroffen werden. Das Ballonhaus, welches achteclig ist, wurde in Gothen burg mit einem Kostenaufwand von 1000 Pfd. Sterling hergestellt. Es ist so eingerichtet, daß, wenn der Ballon gefüllt ist, die eine, dem Winde abge wandte Seite des Hauses entfernt wird, so daß der Ballon ungehindert aufstei gen lann. Es war die Absicht Andree’s, den ersten günstigen Südwind zum Aufstieg zu benützen Dr. Eckholm s Berechnung nach wird der Ballon bei günstigen Verhältnissen etwa 12 bis 15 Meilen in der Stunde zurücklegen, so daß sie im besten Falle den Nordpol in sechs Tagen, und Si birien oder das nordameritanische Fest land in weiteren 20 Tagen würden er reichen können. Auf ein so außeror dentlich günstiges Resultat rechnen sie natürlich nicht. Jhr Lebensmittelvor rath ist auf vier und einen halben Mo nat berechnet, und sollte die Reise län ger dauern, so würden sie auf Erlegung von Wild, das in den arltischen Regio nen reichlich vorhanden ist, angewiesen sein. Ueberall in den äußersten, von civilisirten Menschen bewohnten Ge genden des Nordens, in Sibirien, Alaska und Britisch-Nordamerika, sind Ciriulare vertheilt worden, in wel chen den Bewohnern Jnstruktionen ge geben werden, was sie zu thun haben, im Falle die Ballonreisenden dort lan den sollten. -.-.«. » »H- - . Indiana-Hochzeit Auf sehr einfache Art wird bei den südameritanischen Jndianern vom Stamme der Guarannocas der Bund für’s Leben geschlossen. Beabsichtigt ein Jndianerjiingling zu heirathen, so wird im Haufe des Betreffenden eine Art Schönheitsconcurrenz veranstal tet. Die heirathslustigen Mädchen be suchen der Reihe nach an einem be stimmten Tage den Freier und dieser hat unter den seine Hütte passirenden Mädchen zu wählen. Das auserwähl te Mädchen hat dem Rufe des jungen Mannes unbedingt Folge zu leisten. Judefz bestehen auch dort wie hierzu lande zahlreiche Liebesverhältnisse und meist weiß der Jüngling schon vorher, welche braune Schöne er sich zur Frau nehmen will. Beim nächsten Vollmond wird alsdann das eigentliche Hochzeits fest gefeiert. Die Mädchen pflücken Blumen und Baumblüthen und schmü cken damit den Rancho des Kaziten. Es wird ein Tanzsaal hergerichtet und in einer Ecke des geräumigen impro visirten Saales wird ein großer Kessel zur Hälfte in die Erde eingelassen und mit dem Nationalgetränk, der ,,Chicha de maiz«, gefüllt. Dies ist eine Art Bier aus getautem Mais, der fich in Gährung befindet; die Zubereitungs methode ist nichts weniger als appetit lich. Mehrere Weiber nämlich sitzen um einen Kessel oder eine große Kalabasse herum und iauen den Mais; fo oft eine Portion gut durchlaut ist, wird sie in den Kessel gespukt und der Mund mit einer neuen Nation Maiskörner ge füllt. Jst das Ganze tüchtig durchge gohren, so wird es mit Wasser ver dünnt. Eine andere Ecke des Platzes oder Saales nimmt das Orchester ein; es setzt sich aus Rohrslöten, Trommeln, Violinen eigner Arbeit und Kalabassen, die auf Stäbe gesteckt und mit Muts lärnern gefüllt, zusammen. Den Wohltlang der Conzerte einer derarti gen Capelle kann man sich vorstellen! Nachdem die Mädchen den Bräutigam geholt, bilden acht oder zehn der jüng sten und schönsten Tänzerinnen in der Mitte des Raumes einen Kreis, und drehen sich, vor- und rückwärts gehend, um den Gefeierten. So oft sich der Kreis schließt, fahren sie liebiosend mit den Händen über Gesicht und Körper des Bräutigams, der dabei eine stoische Ruhe bewahrt. Jst die ahl der anwe senden Tänzerinnen gro, so bilden sich zwei, drei oder auch vier Kreise, die sich dann, je einer nach rechts und einer nach links drehen. Während des Tan zes werden kleine Liedchen gesungen, zum Beispiel Guter Mann Du bist groß und stark, Wir sind schwache Weiber Schenke uns Kleider. Weil du dich zeigst Und spielst und tanz’st mit uns, Sage, wer ist deine Auserwählte? Der Bräutigam nennt alsdann das Mädchen seiner Wahl und die anwesen Tden Stammesrnitglieder heben das Brautpaar auf ihre Schultern und bringen es in feierlichem Zuge in das Haus, das der Bräutigam bewohnt Nun sind sie Mann und Weib — so lange es ihnen gefällt. Selbstverständ ! lich kreisen während des ganzen Hoch zeitsfestes die stets von Neuem mit ,,Chicha« gefüllten ,,Tutumas« und sorgen dafür, daß die ganze Gesell schaft möglichst angeheitert wird, so daß die ausgehende Sonne so manchen Krieger bescheini, der gleich an Ort und Stelle seinen ,,Plssen« verschläst.. O- —--—- — Ein hochtragischer Vorfall der sich jüngst in Nagy Mihalh in Un garn ereignete, grenzt an das roman hafte. Der dortige wohlhabende Bür ger S. lebte viele Jahre in glücklichster Ehe, die aber zum großen Schmerze der beiden Gatten tinderlos blieb. Endlich, nachdem fast alle Hoffnung auf Kin dersegen aufgegeben war, konnte Frau S. ihrem Manne von einem süßen Ge » heimniß Mittheilung machen. Die z Freude des Gatten war namenlos und ; er hatte jetzt nur noch den Wunsch, daß es ein Stammhalter werde. Der He ; beamme versprach er für diesen Fall sein Geschenk von hundert Gulden. Zum . Leidwesen der Hebeamme war indeß » das neugeborene Kind — ein Mädchen. - Und um doch in den Besitz der hundert Gulden zu gelangen, faßte die Ge burtshelferin einen abscheulichen Plan. Sie hatte in derselben Nacht auch bei einem Dienstmädchen intervenirt. Die » ses hatte einem Knaben das Leben ge .schenkt. Rasch entschlossen, vertauschte sie noch im Laufe der Nacht die beiden Kinder. Am Morgen aber behob sie bei dem glücklichen S. die vers prochenen 100 Gulden. Doch als die Gattin des letzteren aus dem Schlafe erwachte, er klärte sie sofort bestimmt zu wissen, daß sie von einem Mädchen und nicht von einem Knaben entbunden worden sei. Die zur Rede gestellte Hebeamme ge stand reumüthig ein, daß sie einen »Tausch« inscenirt hatte. Man eilte zu dem Dienstmädchen — und nun folgt das tragische. Das Mädchen hatte, um sich ihres unehelichen Kindes zu entle digen, das neugeborene Mädchen, wel ches sie für ihrKind hielt-e r w ü r g t. Das Ehepaar ist gebrochen und un glücklich. Das Dienstmädche erhielt den » Knaben zurück —- um diesen nun im Kerker zu ernähren· —-- ·.» -...-..—..—-. Edelsinn. Die geseierte schwedische Sängerin Nilsson wurde eines Tages ersucht, in einer von Schulschwestern gehaltenen Armenschule in London ein Conzert zu geben. Die Künstlerin, hochherzig und menschenfreundlich wie sie war, sagte zu, und ein Abend wurde festgesetzt, wo sie die armen kleinen Mädchen mit ihrer Zauberstimme ergötzen wollte. Da er schien der Capellmeister der Königin Viktoria mit einer Ordre siir die Sän gerin, am selben Abend an einem Hof konzert im Buckinghampalaste mitzu wirken. Kurz entschlossen erklärte sie dem Fiapellmeister, daß sie bereits en gagiert sei. Der Kapellmeister war starr vorlleberraschung »Nicht an einem Hostonzert einundersuchen Sie, mirdie ausdrücklichen Befehl der Königin?« ries er aus. »Das ist unerhört! Was soll ich thun?« ———- »Das ist Ihre Sache, nicht meine!« erwiderte Madame Nüs son. Der Sendling kehrte zitternd vor Angst zur Königin zurück, denn er wußte, die hohe Dame ließ sich nicht gerne ihre Pläne durchlreuzen. Aber wider Erwarten nahm die Königin den Bescheid derSängerin gelassen auf und sagte: »Ach ja, ich weis-» warum Ma dame Nilsson nicht tomiiien kann, tra gen Sie ihren Namen für das nächste Hoskonzert ein und ersuchen Sie, mir Ehre einesPrivatconzertertes in Wind sor zu geben.« —— Bei diesem letzten An laß war es, daß die Königin ihr kost bares, mit Diamanten und Rubinen besetzes Armband abnahm und es der Sängerin eigenhändig überreichte. --.-.-..-.» BeimMorgentafse. Jettchem ,,Mama, gieb mir ein Stückchen Kuchen —- ich kann doch mei nen Kassee nicht so trocken trinken!«