Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, August 14, 1896, Sonntags-Blatt., Image 11

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    H
H
) Ismene are net stumm Beistand- je
nes schreckbichescuigniiß immer wieder
Si der Erst-n Fu dur leben. Sie
par still W w ein Kind,
mir viel ern-ster. runden lonnte
He si n, stumm vor sich hin chauen-d
und innde Zion-eilen flog es plötz
lich wie sheisze Angst über ihre Züge, sie
Hunde ganz blaß und schien »sich anzu
stvkngon, irgend eine Vision festzuhal
ten oder eine ferne fremde Stimme u
ver-nehmen« »Aus einmal versank sie
dann-wieder mit leisem sLticheln in ibre
tmdliche Apatljie zurück. Gegen « remde
hegte sie eine groß-e Schau. Ihre - renn
dinnen erkannte sie nicht mehr. Nabte
sich Jemand unserem Pause, so flüch
tete re sich auf ihr Zimmer und tsam
ersst wieder zum Vorschein, wenn der
Besuch fort war.
So tan! es denn, daß ich den Ent
schlugi der allmälig in mir gereift war,
zur ussiihrima brachte. Jch wollte
die Stadt verlassen, in die Einsamkeit.
Zur Zeit swurde lKansas der Ansiedlung
eröffnet, und so zog ich densn mit mei
ner swensigen Habe nach dem neuen Ter
ritovium
Es war im Sommer und srvir wohn
ten, bis ich die Blockhiitte vollendet
hatte, in selten. Du mußt aber nicht
den-ten, daß ich dieselbe allein baute.
Den zweiten Tag nach unserer An
ttmsft machte ich die Entdeckungsveise in
die Umgebung. Die meisten andiiasner
hatten bereits die Gegend verlassen unid
waren nach der ihnen angewiesenen
Resevdation gezogen. Doch waren
noch viele zurückgeblieben und ich woll
te sahen, ob solche Ein unserer Nachbar
schaft wohnten. Zuletzt erreicht ich die
Stelle, two ein Jndianerdorf gestanden
hatte· Der Platz war verödei. Nur
ein einzelner Wigwam stand noch unter
einem alten Hickorybaumr. Beim Nä
heriommen gewahrte ich plötzlich, an
den Stamm desselben gelehnt, die Ge
stalt eine-:- jungen J-n«dianers. der mich
mit feinen dunklen Augen scharf beob
achtete. Beim ersten Erblicken erschraet
ich, doch dann schrittiich auf iäct zu. ich
war ja bewaffnet Mißtrauisch blickte
er aus Die Pistole in meinem Gürtel,
und als ich einige Schritte von ihm
entfernt stehen blieb, fragte er in ge
brochenem Englisch: »Was lnoill Bloß
gesicht hier«-« — »Warum ist mein ro
ther Freund nicht fortgezogen mit sei
nen Brüdern nach Südweften ?« gegen
fragtr ich. Sein Gesicht verfinsterte sich
und fast bestig erwiederte er: »Vine
Wing will nicht sortziehm von hier!
Blaci Wing will bleiben, stoo seine Vä
ter ruhen unter dern Schatten »der
Sylamorel Blatt Wing fürchtet die
Blafzgesichter nichts« Dabei richtete er
sich stolz empor.
p
UT ancillg Isfch Mik, IMDGZ m
seinem Wesen war mir ungemein- inm
pathisch. Mir lam ein Teltsamer Ge
danke, den ich sogleich »in Worte lleidetr.
Ich theilte ihm mit, daß ich diesen Hit
gel zu mein·er-"Heimath ausertoren hat
te, und fragte ihn, ob er mir zum Bau
ein-er Hütte behälsslich sein wolle. Er
tschaute mich finster an und Isprach in
stolzem Ton-e: »Bl-ack Wina wird nie
sein der Knecht eines Blafiaesichtes!«
—- ,.Nicht mein Knecht soll Blacl Wing
«sein,« entgegnete ich, ,,sondern mein
Freund. mein Bruders Er soll an mei
nem Tische essen unsd unter meinem
Dache swohnen!« — Eine Weile starrte
er sinnend vor sich hin, dann reichte er
mir seine Hand und sprach: »Black
Wing geht mit weißem Brudert« —- !
»Ich habe diesen Zufall nie bereut,«.
fuhr der alte Mann nach einer Pause
sort. »Unschätzbare Dienste hat mir
dieser rothe Sohn des Waldes gelei
stet. Merlwiirdigerweise fürchtete sich
meine Tochter lange nicht so sehr vor
ihm, wie ich erwartet hatte. Für kurze
Seit nsur betrachtete sie ihn mit scheuen
Blicken, wie ein Kind einen Fremden
betrachtet, dann wurde sie zutraulich
wie ein solches. Und Bbacl Wing lam
ihr mit einer an Anbetung grenzende
Ehrfurcht entgean und schien wirtlich
ein höheres Wesen in- ihr zu schauen
und zu verehren. Mit seiner Hülfe
entstand bald jenes Bis-Maus sei-n
kräftiger Arm iiisuberte diesen Platz
und machte lden Boden urbar. Er that«
was er uns nur an den Augen absehen
ton-nte. Diese Cypressen ihrer pflanzte
er zum Aufenthalt an schwül-n Som
meeabendenz er versengte uns mit
holz für den Winter, unseren Tisch mitk
Wildpret, das Niemand so gut zu be
reiten verstand rote er.
So dergi en mehrere Jahre. Die
Zahl der An redler mehrten sub- unten«
im Thale erhob sich ein Haus nach dem .
andern, doch hier oben Weben stvir voni
Nachbarn verschont Unter denen, die
den Missouri slreuztem war viel böses
Gesindelz doch die meisten davon zo
gen weiter nach Westen. nach dem Gold
lasnde CaIisowtem Zwei von diesen
beriichtigten Gesellen Iedoch erichienen
das KanssasMioerdThal zum Felde
ihre Thäticeleit ander-toten zu haben
Aus einer kleinen Waldnisel nnsten ten
Flusse hatten ist-e ihre Wohnung ausaes
schlagen. Ihren Namen- tvusrte Nie-,
want-, man nannte if- Mt die »Wind
l Al
Brothers'«. Eins Gerücht bezeichnete sie
Cis ssfäthfche Pferd-bliebe und Ex
idreßrauber. Ich erinnere mich noch
ganz gut, als ich sie zum ersten-male sah.
Meine Tochter, Blatt thg und ich sa
ßen an einem sheißen Sommer-Nach
mittage shier im Schattens, als wir un
ten lautes Pserdegetrappel ver-nahmen.
Bald daraus knisterte es sim Dickichte,
und zwei wild aussehende Gesellen ta
) men zumVorschetns und verlangten ei
nen Trunk Wasser. Max-te schrie beim
Ausblick der bärttgen Männer laut auf,
und verbarg ssich ängstlich hinter mir.
Die Augen Black Wingss suneteltem
und ich sah wie seine Hart-d nach sder
IWafse fuhr. IDoch auf meinen Befehl.
; das Gewitnschte zu holen-, entfernt-e er
ksich gehorsam. Die swildens Gesellen
:tauschtens rohe Spässe aus über die
Furchtsamsleit meiner Tochter, und ent
-fernten sich ohne sDant mit häßlichem
Gelächter.
Einige Wochen später machten Blatt
Wing und ich unseren monatlichen
.-Ga-ng nach Damean um in den dor
tigen Läden die nöthigen Einläufe zu
machen. Als wir ungefähr zwei Meilen
gegangen waren-, kamen ums die Wild
Brot-weiss entgegen. sSie grüßten uns
mit spöttischem Nsicheniunsd folgten ge
streckt-m Trabes den Weg, Idens toir ge
kommen Eva-ren. Allmälig bemächtigte
sich meiner eine seltsame Unruhe. Jch
mußte immer wieder an» meine Tochter
sdenten, die so allein auf »dem einsamen
Hügel weilte. Diese Unruhe wuchs
und hemmte meine Schritte. »Ich fühle
lrant, mein lSohn,« sprach sich zu mei
nem Begleiter, »sich muß zusritcl nach
Haufe!« Vlack Winig schont-e mich prü
fend am misd sagte: »Mein Vater ist
trank, weil bange Furcht in ihm ist!
Mein Vater sssieht zwei wilde Habichte,
die sein-e smeiße Taube bedrohent Soll
Black Wirt-g ihn zurückbegleitens2 Sein
Auge ist sicher und weiß den Blitz des
Feuerrohrs in das Herz des Raubthie
res zu senden!« Jch schämte mich fast,
von ihm durchschaut zu sein und ant
wortete streng: ,,sBlact Winsg redet thö
rkicht, will er die Worte seines weißen
Vaters in Zweifel ziehen?« Dann gab
ich ihm ein« Verzeichniß der einzuha
fenden Sachen nebst dem erforderlichen
Geld-e. Er nahm beides mit «sichtlichesm
Widerstreben Darauf trennten wir
uns. Die innere Unruhe besliigelte mei
ne !Schritte. Mehr laufen-d wie ge
hend, errichte ich den Fuß des Hügels,
wo ich zu meinem Entsetzen die beiden
Pferde an einem Baum gebueran fand.
von den Reiterns iwar let-nie Spur zu
sehen. In Schweiß gebadet erreichte
ich das III-man Aueg swak stin. Plötz
lich schlug ein Laut an mein Ohr-, der
mir das Blut in den Adern erstarren
machte.
»Es war ein Schrei so schrill und hei
fer und quasivoll, wie ihn nur die To
desangst aus der Brust eines Menschen
pressen tanrn Ich riß die Pistole aus
dem Gürtel und stürzte dem Haufe zu.
Die Tshiir stand offen. Für einen Mo
ment lähmte der Anblick, der sich mtir
bot, alle »meine Glieder-. Die beiden
menschlichen Bestien versuchten mitt!
roher Gewalt, mein-er Tochter die «Hän-’
de aus dem Rücken zusammen- zu bin
den. Sie lag auif dem Bette, ihre Klei
der waren zu Fetzen zerrissen, und sie
wehrte sich mit der Kraft der Verzweif
lung. « Ihre Annreifer trugen die
Spuren ihre Fingerniigel in» den von·
wilder Leidenschaft verzerrten Gesich
tern. Jetzt wurden sie mich gewahr
unxd ließen ihr Opfer los. Mein armes
Kind sprang auf und wars sich mit
lautem Aufschrei an meine Brust, und.
umschlang m· isn ihrer Todesangst so
fest mit ihren rmen, daß ich von mei
ner Waise kein-en Gebrauch machen
konnte. Ein Blitz, ein «Knall, ich spür
te eine-n Stoß an der rechten Schulter,
der Arm erlahmte und dtie Pistole ent-l
fiel meiner Hand· Noch einmal tnalltes
es· Die Hände meiner Tochter löstenl
sich langsam von meinem Nacken, mitl
einem leisens Seufzer sank ihr Haupts
ans meine Brust. Jch schleppte sie mits
meinem linken Arm zu ihrem LagerJ
Auf einmal spürte ich eine seltsamei
Schwäche in meinen Gliedern, dass
Zimmer drehte sich mit mir im Kreise,
dann taumelte ich besinnsungipios zsu
Boden. j
Als ich wie aus tiefem Schlafe er-s
wachte, siel der rothe Strahl derAsben-d- !
sonne durch das Fenster. Jch ruhte1
aus meinem Bette Ein stechender
Schmerz »in der rechten Schulter rief
mir »die schrecklichen Ereignisse der letz-»
ten- Stunden ins Gedächtniß zurück. i
Jch wollte mich erheben, hatte aber nicht !
die Kraft dazu und idrehte mein Haut-N
seitwärts. m anstoßenden Gemache,
von weißer inwawb umhüllt, ruhte
aus ihrem Lag-er ibleich und stasrr meine
Tochter-, unid an ihre Seite stand starr,
tote aus Stein gemeißelt, Block Wing.
Mit eine-m unbeschreiblichen Ausdruck
von Verehrung und Schmerz ruhten
seine Augen aus dem blossem schönen
Antlihe der Todten. Bis-weilen zucktej
ein Zug t’eltsamesr Wildheit um feine
Lippe-n Als ich sein-on Namen nannte,s
snhr er aus« rot-e aus einem tiefem
s— J
Traume erwachend, trat zu mir und
sliisterte mit sgedämpftser Stimme:
»Mein Vater still liegen bleib-en und
ruhen, BlacksWisng kwacheni« —
Auch am folgenden Tage stand er,
wenn er nicht mit mir beschäftigt war,
in stiller Betrachtung der Todten. Am
nächsten Morgen fand ich beim Erwa
chen das Zimmer leer, Black Winsg war
verschwunden und mit ihm der Leich
nam mein-er Tochter· Jn meiner Be
stiirzunsg sprang ich auf, und san-d, daß
ich kräftig genug war, mich aus meinen
Füßen zu bewegen.
Bor der Thür tam Black Wing mir
entgegen, nahm mich stumm beim Arm
»und führte smich hierher. Auf die Stelle
dort deuten-d, iwo der Boden- frisch aus
gegoaben war, sprach er: »Mein Vater
will Block OWlxng nticht zürnen, daß er
die weiße sTcrube hier in die kalte Erde
vergraben an feiner Brust brennt ein
großes Feuer! Das Blut sder bei-den
Raubthiere wird es löschen!« — Jn
seinem bronizensen Gesichte prägte sich in
diesem Augenblick die ganze Wildiheit
seiner Rsace aus, jetder milde Zug war
daraus verschwunden.
Seit dieser Stunde war er ganz um
.geswasndelt. iEsr bereitete noch das Mashl
sür mich, swie zuvor, doch selten kam ein
E Wort über seine ·Lippen. Ganze Nächte
war er abwesend.
’ Eines Abends spät lockte mich das
tlare Licht des Mondes asus der dum
Pfen Hütte hin-aus ins Freie. Meine
Füße, dem Zug-e Eoes Herzens folgend,
trugen michhiierher. Auf der Banst saß
Black Wing. Jch setzte mich neben ihn.
Bis um Mitternacht saßen wir zusam
men-, ohne ein Wort zu reden-. Am
andern Morgen war Black Wing ver
schwundem
Drei Tag-e «verginsgsen. Ueber der
Landsschaft ruhte ein-e heiße, doückende
Schwüle. welche sich selbst nach Son
nenuntergang nur wenig milderte· iAm
südlichen Horizonte ragten schwarze
Wollenbersge empor-, an deoen fahlen
Ränder-n eins fortwährendes Flammen
meer von Blitzen sprühte. Jm Osten
stansd groß uan Illar der Vollmond.
Jch schritt hinaus, um eine kühle-Wüst
chen zu erhaschen. Auf einmal drang
ein dumpfes Stöhnen an mein Ohr.
Es führte mich zu dieser Stätte. Hier
ru- te Block IWing auf dem Grabe mei
ner Tochter. Der Strahl des Mondes
fiel voll auf seine Gestalt. iAuf seiner
nackten Brust sglitzerte ein dunkler Blut
:str-om. Mit matter Stimme murmelte
zer: ,,Black 'Wing ist glücklich! Er geht
zu den seligen sJagdgefildeni Seine
Hand wusch sich im Blut-e der beiden
Raubthiere! Block Wing trägt den
Tod aus ihren Feurronffen in seiner
Brust! Ader er ist glücklich! Er wird
ruhe-n nroen feiner wein-en Landes« —
Seinse Stimme wurde leiser und un
verständlichen Noch ein leises Rö
scheln, dann war das ELeben aus der
treuen Brust ensiflohem —- Jch wachre
die ganz-e Nacht bei ihm. Noch nie in
meinem Leben fühlte ich mich so un
säsglsich einsam und Verlassen. Wie be
neidete ich die Glücklichem sdie unter
dem Rasen schlummern-. sEine groß-se
Sehnsucht, die Bürde des OLebens fort
zurverfsan, ergriff mich. IDai zog ein
leises Rauschen durch die Wipfel der
Cypressen. Mir llang es, als ob die
Geister der theuren Hingeschiedenen mir
msahnend zuifliistertsem ,,-Harre aus« —
Asm folgenden Morgen begrub ich
Blacl Wis neben meiner Tochter, wie
er garoiins tshattr. Als ich nach Tagen
zum erstenmal-e einem Menschen begeg
net-e, erfuhr ich das groß-e Ereigniß,
welches die ganze Gegen-o in- Aufreg
ung versetzt hatte. Nahe ihrer Woh
nung am Ufer des Kansas Rioer waren
die Leichen der Wild Vroihers, gräß
lich verstümmelt, aufgefunden- wor
M.« —
Der Greis schwieg und erhob sich.
Jch war zu ergriffen, um etwas sa
gen zu können, und schämte mich der
Thräsne nicht, die langsam über meine
Wange niederrann.
Es swar bereits dunkel gez-vordem
und ein iiihler »Wind fuhr-mit melan
choliischem Rauschen durch die Blätter.
Wir begaben uns in Haus«-, wo ich
sein einfaches Mahl mit ihm theilen
mußte, welches er nrit ernsten und hei
ter-en Anekdoten aus seinem Leben
würgte.
Als er mich zum Abschiede einlud,
ihn öfters zu besuche, Iwar ich sehr er
freut, sund nahm die Einladung dank
bar an.
Das Schicksal aber Iwollie es anders,
ich sollte ihn zum letzten Male gesehen
lbw . iDem Rufe eines Freund-es
folgend, verließ ich im Laufe der sol
gendesn Woche schon Kansas
Erst nach uniaefäshr drei Jahren kam
sich wieder durch jene Gegend. Meine
erste Frage swar nach On tel «J-ohn, und
da erfuhr ich, daß er bereits vor zsrvei
Jahren verschieden sei. Seine Bücher
und was er sonst an Werth besessen-,
hatt-e er einem Hosvitasle dem-acht
Noch ein-mal lenkte ich meine Schritte
nach Larve-bitt iDer Wald prangte
im frischen Grün des Frühlings Das
Blockbaus war zerfallen, Gras wuchs
über die Schwelle Auch die drei Steine
«
l Al
" unter den Cypressens waren von hohem
« Grase fast über-wuchert
Jch seyte mich auf die Pan-t. Gol
dene Abendtivolken zog-ans dsuprch die
l blaue Ferne Jm Mal-de sangen die
IRothvsgeL mit süßem »Du-ft- wm der
T laue Abensdetvind gehüllt. Jch saß dort,
! bis die Wolken erblaßten amtd sdie Ster
ne aus dem Dunkel tauchten, und ich
Idachte nach über des tDaseins Schick
««sal, Kampf und Vergänglichbeii. —
EITHestäuduisp
Jn lder sweiten IHalle des Pan-fes in
s Mentmitd beifacnsden lsich noch wenig Gäste.
Es swar enst 5 Uhr Nachmittags-, also
noch »sehr seith. Wes-gen Mangel an er
.wachsenen. Partfonen belagerten tdie
jKintder dein Spaziergang ldie ssich mit
iSeiDspninigem Balltwersfen, Bsertsteckens,
jun-d anderen stät-baten Spiele die jeden
jfalls ider Gesunldheiit dsienilicher sitzt-d, ale
lSchacky tusnid Kartenspiel womit Trchs lDie
Großen twnterhtasltem
Die Sonneerwätrmte noch einen gro
ßem- Raum ldes Pack-les. Die Kleinen
tanzten »und sprangen in dem Sand
sshersusm, tiviie eine »Herr-de Fliiagen ian ei
lnsem «Marmortische, auf Ideen die nasch
Vlässige Köchin Frülinstsiielsreste gelassen
jihai. tDsie Kinldermiitdchen mit ihren
weiße-n Schätzen, ofsfnen Haaren untd
gesunden Wangen-, nahmen ssich in ider
sprwdelnlden Kinderschasar recht hübsch
jhuz sie setzten sich auf eine schattitge
IVam-t, um sich ihre Gabeismsnisse mitzu
thesillem verloren aiber lau-bei »die ishkndn
anvertrauten Schützlisnsae nicht aus tden
Augen« Manchmal erthotb »sich eiine aus
»dem Kreise ihre-r sGsfäskyrtiinmen um ei
nem kslelinen Bmtnschen ziu Hüler zu eilen,
der gefallen war und mitoffenemMun
de anvf ltrem iSanide lag-, infolgedessen
er jämmerlich zu weinen anfing, ein-e
andere atber rief einen tletineni Ue«b-elthä
ter zu ssich, usm iikyrn eisn paar Schläge zu
versetzen-, ldie je nach Ider Unart, die er
begangen, bemessen waren.
Jnidem ich diie Anstunift sder Spazier
vgänger ennpatrtetsm tietzte ich miich auf ei
Ynen lder eifernen Stiiiksle, swelche am
ZRaInide ldies Weges- stehen, unsd betrach
;tete imit zerstreuten Gebein-ten dtie Kin
jiderschaam Hinten- mir saßen zswei Mäd
i chen im Alter ivon elf fbis zwölf Jahre-n,
Heeren Gesichte was einzige was ich von
ihnen sehen konnte) von außerordent
IEcher Schön-seit nnd Reinheit waren
Ooioe sioaren oioriio san-o auswaueno ele
gsant getleitdtet. Jn— Maldrid ist darin
nichts Befremdendes zsii sitt-dem denn
ldie Mamas, welche auisgethört haben ei
tetl zu schn, lliielben es, ihre Ksinlder schön
zu kleilden, Oworiitber natürlich die Geld
beutel sder Papas sehrcböse sein sollen.
Meine Ausniertsiamteit iwitrde so
gleich erregt durch den Ernst, welchen
die beiden-Mädchen sbezesiigtem untd durch
die Gleichgisltsiigsksetit, swelche Jsie der
Freude ldesic twntderen Gespielinnen be
wiesen. Zuerst glaubte ich »diese Kälte
rühre vielleicht dahier, ldaß tsie sich zu alt
diinstten um sich den anfdesren lustigen
Genossen anzuschließen, doch, als ich sie
s besser beobachtete, fühlte ich, daß etwas
sEvnsstes zwischen ihnen Ivorging uwd da
fich nichts zu thun ihatte, ltvechselte ich
keinen Stithl nach 1oeni anderen, mich ih
inen auss soiese Weise n»ä·hernsd, um zu
hören von was sie wohl sprachen.
- Dtie eine swar bleich unsd wie-derge
schla-gen, mit zu Boden gesenkten Au
gen; tdie antdere betrachtete sie von Zeit
zu Zeit mit Unruhe »wan Traurigkeit
Als ich mich ihnen näherte schwiegen
fie, aber vbald brach tdie erstere das
Schweigen, intdem tsie mit leiser, jedoch
trauriger Stimme rief :
»Wenn sie es wüßte, wiirde sie heute
nicht in iden Part tommen!«
»Warum?« entgegnete idie andere.
,,Ec;nes Tages begegnet ihr sbeide euch
do
Die erste schwieg est-ne Weile, bis ishr
die zweite die Hört-de aus die Schultern
legte und sie srug:
»Weißt Du, iioas ich denke, La«ii«ra?«
»Was?« ;
»Du solltest es ihr Tagen untd ihr al- «
les gestehen Lola ist eisi- gutses Mäd
chen, obgleich sie etwas iitbereiltig ist.
Besinnst sDii Dich noch, ials iwir iins
.zantten und schlugen, weil sie die Masmci
tsein wollte? . . . . Du weißt was darauf
folgte. . . . —«
»Ja, aber das ist ganiz etwas an
Ideres.«
»Ich sweiß iganz gut, ldaß es etwas
anderes ist, . . .a«ber Du solltest ihr es
doch satgen.«
»Ach, besiehl smir ldas nticht, o Gott;
Luis—e. Lola wird nitir nie wictder gut-sen
Tag wünschen-, sunld tsie lwir-d es sofort
ihren Eltern erzählen-«
»Aber ist es nicht schlimmer, wenn sie
es tdurch ander-e ensiihrts Es giebt ge
niig verlmdeerische Mädchen-! Eltoira
weiß es schon. Ich sweiß nicht swer es
ihr gesagt «hat.«
Diese Nachricht machte ein-en tiefen
Eindruck aus Launa, ihre Lippen Oblie
den ateirbeweglich untd nieder-geschlagen
hörte sie lden Wusoinaiitdersetzunigen ih
rer Freundin zu. welche sie entschlossen
damit bestürmte
Jsm Part lwurde es lebhaften es la
men immer mehr Leu-te, susm sich in ider
nahenden Dämmerung ziu erboten. Die
Kleinen zogen Tsich vor dem IAntdvang der
Groß-en mehr isnldieSeistenplätze zurück,
swo Isie ilhsre Spiele fortsthen Ein
blonder Junge, in einer Same-uns
uniform stecken-d, pflanzte sich bot »un
seren beiden Mädchen auf und lda ihm
ihr-e Ernsthaftisgkeit nicht zu gefallen
schien, sah er sie unverschämt an, zu
gleicher Zelit Odie abscheulichsten Grimas
sen schneidend. Luise, wiithend, sich in
ihrem Gespräch unterbrochen zu sehen,
erhob sich »und zsog ihn bei »den haarern
Der Inn-ge lief iweinenld -dasvon.
Eben iwollte ich smich von meinem
Stuthle ershebem rurn einig-e Runsdgänge
zu machen, als ich Luis e ausrufen
hörte:
,,Still, still! ich glaube da kommt
Lola!«
Laura zitterte suntd erhob lebhaft den
Fiopf
»Ja, sie ist es,« fuhr Luise fort. »Sie
kommt mit Pepita, Patulla und Enge
n-i·e. »Es isst der erste Sonntag nach ldem
Tode ihres Bruders, sdaß sie ausgeht.
Bleib vushisg, erschrick nicht! Lasuira.
Jch werde alles ordnen.« -
Lausra erblaßte tin Ader Tlhat untd blieb
unbeweglich wie ein Standbild auf ih
rem Stuhle sitzen. Sogleich erblickte ich
eine Gruppe Mädchen sgsleichens Alters-,
welche sich näherten. Jn lder Mitte be
fand sich eine, tdie svollistäntdtig in Trauer
gekleidet war, msitt großen schlwcorzen
Auge-n. Ohn Zweifel die Ursache der
Aufregung Laura’s.
Luise erhob sich um ihnen entgegen
zugehen und begrüßteisie alle nnt Ub
baften Küssen, deren Geräusch an meine
Obren drang. Laura bewegte sich
n«icht. Alle kamen Ihenbei uwd begiißten
siehuzüch,anpmävmsimiabntchatdns
Lola. Nachdem manche Geldasnlten aus
getiausfcht «wa)ren, machte Luise ihre-r
Freundin Laursa Zeichen, ium sie um et
was zu bitten, jedoch weigerte sich Lau
ra, ebenfalls durch Zeichen, entschieden
sdwgeaen. Aber Lui)se bestasnd akus ih
rem Vorsatz, sie mäshserte lsich Lola uwd
flüsterteihr in’s Ohr:
»Hört-, Lasuna, lhat Dir etwas zu sa
igen; s etze Dich Inesben «sie.«
Lola begab sich zur ihrer traurigen
« rerinsdin, unfd Iishr Idie Wange liebko
sen-d streichelntd frug sie:
« »TBas hast JOU nur zu Magen, Lam
Hra?«
i sei-we arme fYasuna wagte nicht lzu 1Ipre
’chen, jedoch Lola nalhim ihren lSitz ne
leeu ihr um- soat isie ist-We ishr »den
TGrunld ihrer Trasuriigtteit mitzutiheislen
»Ach, Lola,« erwiderte fdiese endlich,
miit schwacher Stimme; »wenn ich es
Dir erziilblt lhasben ;wemde, twirssft Du Mich
nicht mehr lsioben.«
Lola sbetheuevte mit einer Gabende
das GegentbeiL
»Nein, ach nein. sDu iwivst iniich nicht
mehr lieben. Gieb mir jetzt einen Kuß.
Wenn Du es weißt, swiirst Du rmsich nie
wieder küssen.«
Lola zeigte lsich überrascht, jedoch gab
sie ihr einige leibhsasfte Küsse.
,,Mosrgen ssmld es bier Wochen, daß
Dein Bruder Pepito starb Jch weiß,
daß Du in Ohnmacht gefallen bist, als
Du ben Sarg gesehen Ihast IMich ließ
man nicht in euer Haus gelben, weil
man sagte, es könne mir Schaden thun;
aber ich habe den ganzen- Talg geweint
Luife kann es Dir sagen. Ich weinte,
denn Pepisto und ich, swir waren Ver
lobte! Hasst Du es nicht -gcwiußt?«
»Nein-«
»Wir waren ieit zwei Monaten tier
lobt. Er schrieb mir einen Brief, cunid
galb ihn mir eines Tages, alskich im euer
Hasus ging. Er kam Plötzlich aus ei
nem Zimmer beraus, gab mir den
Brief und ging eilends davon. Er sagte
mir, daß, seit er smlich zin ersten mal
gesehen, ich ihm gefallen Tha-be, ldaß wir
Verlobte sein könnten, swenn sich es
wünschte, sunld, sdaß twir uns Iheiratben
tönnten,wenn er Advotat geworden sei,
was er zu wenden gedachte. Jch schäm
te mich, ichm zu antworten, aber ida Pe
dro Paco auch an Luise seinen ähnlichen
Brief geschrieben hatte, so sagte ich ei
nes Tages in« ihsrem Austrag ziu Poer
Paro, im Part: ,,«Paco, stise läßt Dir
sagen: ja,« sund ein anderes-mail sagte
Luise zu Pepito: ,,«Pepito, Lusura läßt
Dir sagen: j·a«. lAus Idiese Weis-e «wa
ren iwir verlobt. Wenn lwir Sonntags
bei euch oder bei uns tanzten, holte er
Hmich öfters zum Tanze, aber er wagte
Jn«icht, mir etwas zsu sagen. Doch ein
mal, als wir zusammen tanzten,und er
sehr schwvigsasm unld traurig ·tvar, fr·ug
ich ihm, ob er böse sei, und er erwiderte:
»ich bin mit niiemanld «böse, aim aller
wenigsten acber mit Dir.« Jch wuride
roth im Gesichte . .sunld er auch. Alle
Tage erwartete er smich am Ausgange
der Schule, wo er auf sunld abgting bis
ich heraus-kam dann folgte er mir bis
nach Haus« —
Hier hörte Laura »aus zu sprechen,
und Lola welche ihr mit Trauer unid
Neugierde Izu-gehört batte, «wakhrte ein-en ;
Augenblick das Schweigen. sum ihr Zeit.
zum Fort-fechten ihrer Erzählung Jus
L
lass en doch lda dies nicht geschah, brach
sie dasselsbe mit sobgenben Worten:
»Aber, warum sagtest Ou, baß ich
Dich nicht mehr küssen iwiivdg nachdem
Du ldiieses enzäshlt Wt?» Jm Gegen
thesil, ich liebe Dich jeyt noch imeihri Sieh
nur, swie sich Dir gut bin-i«
tun-d, Lola, inidetm ssise sdies sagte, gab
sie ihrer Freuntdin Die leidenschaftlich
stesn Küsse.
»Halt, ihasslt . . . . tiisse mich nicht!
Weshalb starb kDeini Bruder? Sagten
nicht die Aerzte, er sei an einer Erkal
iunsg gestorben ?«
»Ja-«
»Nun wohl, Lola, . . diese Erkältung
zog er sich wegen mir zu. Jch bin schuld
an seinem Tode. Eines Nachmittags
ais es schrecklich regnete, erwartete er
mich an der Schule. Jch saih ilhsn durch
die Fenster eines Portailez unid ich sach
auch, »daß er teineniRegenschsirm sbei sich
hatte. Als swiriherasusttratsen schützie ich
mich vollkomsmien imit meinem Schirm,
denn tdas Dienstmädchen hatte ziwei
mitgebracht, ein-en stir sich untd einen fiir
mich. Pepito folgte uns lschrutzslosu »Es
regnete Wtiig; 11nidich,sasnstatt ihm mei
nen OSchiirm anzubieten und sunter den
der Mag-d izu gehen, ließ ihn- sich durch
nässen bis nach Hause! — Aber es ge
schth nicht smsit Absicht, Loia. O, Gott,
gla-usb’ es mir . . . . ich schämte mich ihm
den Schinm ansziubsiseten . . . .
Bei diesen Wort-en übermannte sie
die Bewegung sumd erstickte ihre Stimme
Unter Thränen unsd sSchEluchzen Lola
betrachtete ssise eine Weile mit erzürnt-ein«
Aus-druck· Jhr Gesicht twurde bleich
unid bie Stirne twarf sich in Falten.
Dann erhob Isie ssich plötzlich und eilte
zu ihren Freundinnen »die entfernt in
einer Gruppe beisammen standen. Jch
sah wie sie ihre Arme lebhaft bewegte
und wie es schien erzählte sie ihren Ge
sährtinnen mit großer Uebereilung Das
soeben ·;vernom-mene auch sah ich wie
ihre Thriinen flossen, ohne daß dies
imstande gewesen ware, ihren harten
unsd finsteren Gosichtsausdruck zu mil
dern Laura saß still tund verbarg ihr
Gesicht mit beiden Häniden
Un Un Wurf-pp cutu :- Vtzllwtc gro
ße Aufregung. Die Freundinnen ba
ten »und bestüsrmten ssie, der Schuldisgens
zu vergeben-. Lola swidersfetzte sich dem,
wie ich an ihren Mienen sah, heftig unid
stolz. Luife kam oft, um ihre arme
Freundin zu trösten und bot alles auf
die anderen- zu beruhigm
Die Sonnenstrahlen waren aus ldem«
Park verschwunden sie spielten nur
noch iin Eden Blättern Idesr höchsten Spi
tzen der Bäume unld der hervorragenden
Kirchthürmen Makdsritds. Diie weite
Halle swar voll von Gästen.
Trotz sdes blielen Zureden-s unld ber
söthinensder Vorschläge thüllte lsich sLola
in finster-es Schweigen Alls dies ldie
Freundinnen sahen, lerseisferte sich jede,
einen mehr oder Iweniger wichtig-en
Grund vorzubringen, unsd sbesonlders
Luis e swar Iunevmüldlich mlit Bitten sunsd
Flehen zsur Versöhnung zur bewegen.
Endlich neigt-e iLola ishr-en Koptf lau-g
sam gegen Lsasura Das arme Kind be
fanid Isich noch in derselben Stellung,
niedergeschlaigen unld das Getsicht mit
den Händen bedeckt. Ails sie ihre so irre
gewordene Schwester fah, empfand sie
in ihrem doch so guten Herzen ein tie- ·
fes 'M«i-t1a-efiihl; lsie rkisß fich ivon »der
Gruppe sishrer Genostsinnen los, tbreitete
ldie Arme gegen sie aus, sunsd fiel ihr mit
den Worte-n usm den Hals:
»Meine nicht, «Lau—ra, Iwieine nicht!«
Aber indem sfie idises ausrief, sweinte
auchsfie Der blonfde sunid schlwarze Lo
ckenkopfwarsen einen Augenblick zu
samlmen Alle Freundinnen su-mstan
den gerührt, asus allen Alusgen floßen
Thränen.
«Kommt, kommt, iman beobachtet
uns!« sagte Luiise
,,Trsocknet eure Thsränem laßt uns
unsere Promenatde fortsetzen«
Lsaura troscknete ihre Thränen und
schloß sich ihren Freundinnen an, mit
ernstem aber doch freudiaem Gesichts
ausdruck. Sie-mischten sich in verschie
denen Gruppen unter die Menge, wo
ich sie bald aus den Augen verlor.
B o r si ch t.
Offizier: »Warum haben Sie mei
nen Hund geschlagen, ——— er hat Sie ja
doch nur beschnuffelt!«
Gast: ,,Erlautben Sie, Herr Rittmei
ster, soll ich vielleicht warten, bis ich
ihm schmeck’?!«
OF
Große Aehnlichkeit
A.: »Ich sag’ thnsne, die zwei Töch
ter des Direktors sehen tsich so ähnlich,
das-» wenn ich sie auf sdser Straße be
gegne, ich immer glaube, es sei-blos ein-e,
unsd ich «hätt’ eine-n Rausch!«
— ..- ,
D a s s e l b e.
-A.: »Dosten Sie ’mal, hab-en Sie ge
sagt, ich wäre ein iLiigner?«
B.: »O nein; ich habe nur behaup
tet, Sie hätten iJslhren Beruf verfehlt;
Sie hätten Diplomat werden sollen.«