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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (May 8, 1896)
VUUUMUN L lan. Beilage des »Anzeiger Und Herold« zu No. 35- Jahrgang IS. -- --——-«. . J. P. Windolph, Herausgehen Grund Island, thiraskå, dcu s. Mai«1sp896. Eurikn und anetia. Von Karl Reuter Kergern Leise zitternd ruhte das Meer unter — tropischem Himmel, schimmernd im Glanze der Sonne, die eben den Zenith Aber-schritten hatte. Graue Rauchon tenentslaiterten den Kaminen eines Dampfe-A an dessen Masten die gelb Und rot estreiste Flagge Spaniens wehte. uf der Kommende-drücke stand der Kapitiith Sennor Ramos de Lar rinagen Ein grauer Bart urnrahmte sein sonnverbrannies, hageres Antlitz mit den scharsmarlirten, energischen Zügen. Seine schivarzsunlelnden An gen blickten forschend nach Südwest, wo aus silberne-m Dunste die dunkel dlauen Höhen der Jniel Porlo Rico am horizont sich abzeichnetem « Aus dem Hinterdecte unter schnitt enr Sonnensegel ruhte auf einer Töne-gemalte eine lierrliche Mädchenges statt, Donner Valeria, die Tochter des Kapitäns. Wie Lzwei braune Sonnen leuchteten die von langen Wimpern be cheiteten Augen aus dem theerosen arbi en bezaubernd schönen Antlitz. Dun elglänzende Locken umrahmlen die reine Stirne und sielen üppig und schwer iibser Schulter und Busen· Die schwellenden Purpurlippen waren ein wenig geöffnet und ließen die per lenweißen Zähne durchschimmern. Jhr zierliches Kinderliiindchen hielt einen kostbaren indischen Fächer. So schön wie das Mädchen, so häß lich war ihre Direnna, eine alte Dame, welche etwa-; entfernt ebenfalls aus ei ner Hängemaite ruf-te und ichlies. Glanzlose, mit grau untermischie chwarze Haarsträhne umgaben das altige, lederiarbige Gesicht. Ueber der endlosen Oberlippe zeigte sich der Schatten eines Schnrrrrbiirlchens. Der Mund mit den langen Zähnen stand lb offen, bei jedem schnarchenden themzuge hob nnd senlie sich der fla che-Busen « Donna Valeria wars zuweilen bei ei nem besonders lauten Schnarcher einen nnwilligen Blick aus-die Alte, doch war ge wohl u träge, um sie zu wetten. räumerrsch glitten ihre Augen dann wieder über die schimmernden Wogen u den dunklen Jnsellinien. Plötzlich ng ihre hand an, mit fieberhafter Schnelligteit den Fächer zu bewegen. »ein tiefes Noth sitrbte ihre Wangen und " in den Augen glornm es dunkel auf. Ein junger Mann war unten auf dem Verdeckt neben der Küche erschie nen. Seine Gestalt war schlank und doch lriiitig blau und leuchtend wie der tropische Himmel waren seine Augen. Goldhraune Haare unitränselten die hohe, weiße Stirn, ein blondes Schurrbiirtchen zierte die Oberlippe. Die breite, weiße Rappe nnd weiße starke bezeichneten ihn als einen Gehäl en des Fische-. Langsan schritt er zur Brüstung und lehnte sich mit dem Nil elen dagegen. tlnverwandt blickte er zu dein schönen Mädchen hinüber-. Donner Vateria handhnhte nach im mer mit nerdöser Hast den Fächer. Sie blickte so angestrengt in die Ferne, als suche sie etwas dort. Aber als ab eine magnetiiche Krast in den blauen Augen " e, destete sie ihren Blick langsam, wie m t innerem Widerstreben, aus den jun gen Mann. Jn seinen Augen stieg eine warme Gluth auf und ein siegesgewis K Lächen umspielte seinen Mund. - s junge Mädchen gewahrte es. Sie its sich auf die Lippen« ihre Brauen sogen sich zornig lzusammen und hastig wandte sie ilkr Haupt zur Seite. Der junge Mann ging nach .einer Weile in seine Kabine nnd tam gleich mit einer Geige in der Hand wieder zum Vorschein. Er setzte das Instru ment an dag stian der Bogen glitt über die Saiten. gesittet-nd nnd schlich ternd quellen die ersten Töne hervor, dann schwellen sie an, immer mächtiger und reiner, zu einem Strome siiszer Melodien, die eine wunderbare Spra che redeten. Seine Augen blickten lange akt- wte abwesend, in die blaue Ferne. . lithcich wandte er sein Haupt und be egnete dein Blick des jungen Mäd spenT Dieltmal wandte sie ihr Haupt nicht von ihm weg, wie gebannt hingen ihre Augen an den seinen. Mächtt er und leidenschaftlicher wurde sein So el· nnd was aus den Tönen noth under stöndlich war, redeten um so deutlicher die glühenden Blicke. Der Kapitän hatte anfangs das Spiel nicht beachtet. Die Töne wur den aber gleichsam immer aufdring ltcher, er mußte ihnen lauschen. Dabei wollte es ihm immer dünken, als ob nur ein Künstler dem Instrument sol che Töne zu entladen vermöchte. Zum erstenmal betrachtete er den jungen Mann genauer. Hübsch war er; aber wo hatte er nur diese vornehme Hal tung her, diese edle Gestalt? Wohin blickt er denn so seltsam? Zum Hinter deck —- ah —- da ruht ja seine Tochter! Der Kapitän zog seine Brauen sin ster zusammen, ein grimmiges »Garn cho«' entiuhr seinen Lippen, er lehnte sich über das Geländer und donnerte: »Enrico, verfluchter Schlingel"!« Der junge Mann hielt inne, doch mehr erstaunt wie erschrocken. »Hast Du nichts Besseres zu thun, wie auf dem Seufzerholze herumzu iwimmerni Rufe mal den »Cocinero!« j Aus den Rus Enrico’s erschien der Noch »Pedro!'« ries der Kapitön streng, «gieb dem Faullenzer mal etwas zu Ethun, höre ich ihn noch einmal da Ehernrnstreichen —- bei St. Jago, dann ; sollst Dis-Z bereuen!" ; Der Koch verbeugte sich und wandte ssich hastig um, doch der junge Mann swar mit seinem Instrumente ver Hschwunden « ---— Immer deutlicher tauchte das Land Haus dem silbernen Dunste hervor. Bald »lies-,en sich schon die Valmenwipfel auf zden Hügeln unterscheiden An den gril .nen Abhängen schimmerten weiße jQuadrate nnd Vierecke, als seien die Höhen mit weißangestrichenen Kisten bestreut. Es waren die Häuser von vSt. Inan, der Hauptstadt Porto HRnckT I Jn weitem Bogen lenlte der Dam vser in die Mündung der Bal. Aus den grafigen Wällen blintten Kanonen Irohre, aber lein Mensch war zu sehen, wie ausgestarben lag die Stadt im hel len Sonnenscheine da. Erst als der Dampser die Bat hinaussuhr, änderte Isich das Bild. Unten am Strande herrschte ein reges Leben. Hunderte von Barten mit schneeweißen Segeln wiegten sich aus den blauen Fluthen Ungesähraus der Mitte der Bat wars der Dampser Anler. Nicht lange dauerte es, da lamen vom Lande mehrere Boote, welche den Kapitän mit seiner Tochter und die nicht Dienst ha benden Ossiziere ausnahmen. Arn Landungsplatze erwartete Donna Ra mos de Larrinaga ihren Gemahl nnd ihre Tochter. Fiins Tage waren verflossen. Am folgenden Morgen sollte der Dampser nach Cuba ausbrechen, um dort seine Frucht zu vervollständigen Klar und goldig leuchteten die Zier ne arn tiesduntlen Himmel. Oesilich am Horizonte, hinter den Dächern von San « uan, dessen Hauptstraszen von zahlreichen Laternen fast taghell ers leuchtet waren, vertiindete ein sanfter, goldtger Schein den Ausgang des Voll mondes. Vorn Meere wehte eine leichte, tithle Brtse, welche zuweilen von einem schwületn dustschwangeren Bauch vom Lande verdrän twurde. Wie einebeev de Glithwiirnngen Zog es von der Sadt her iiber die dunllen Fluthen der Bat. Es waren Kahne, welche ihre Jnsas sen zu den Lustgarten tru en, welche sich vom Strande terassens· rmig zu den Palmenhiigeln emporzogen. Das leise Plätschern der Wellen gegen den Rumpf des Dampsers wurde von dem lauten Lärm, der aus dem Verdecke herrschte, til-ertönt Hier wurde hastig geredet, dort gelacht und gesungen, dazwischen ertönte das nnharmonische Zusammen spiel von drei Zielzharmonitas. An die Brüstung des Schtsseö lehnte Eurin und blickte in die Dunkelheit hi naus. Jn der Hand hielt er eine Rei setasche und ein Futteral, welches seine Geige barg. Endlich tönten Ruder schlkige an sein -Lt)r, bald blinlte aus der Fluth am Schiffrumpse ein Later nenschiinmer aus« »Alle5 in Ordnung?« ries er ge dänrpst hinunter. »Si. Sennor!« tlang es heraus. Rasch liest Enrico «an’ einer bereit ehaltenen Schnur sein Gepöct hinab, chwang sich über das Geländer und stieg die zum Wasserspiegel führende s ctrickleiter hinunter m den Kahn, des sen Führer, der die Laterne wieder ver hüllt hatte, leise abstieß und dem Lan de uruderte ån einem stillen Theile der Anlagen aus einem mit blaugrauen Muscheln bestreuten Pfad, der hell im Mondlicht schimmerte, das zwischen den seh-lauten Stämmen hoher Palmen hindurchsiel wandelten einsam zweiFrauengestalten, Donna Valeria und ihre Duenna, wel-1 che einige Schritte zurückgeblieben war. »Mein Kind.« sprach stehen bleibend «die letztere, »wie weit wollen wir denn noch gehen? Laß uns zurückkehren, Deine Eltern werden sich beunruhigen und was wird Sennor Sastro denken ?" Das Mädchen wandte sich um und erwiderte in gereiztem Tone »Es-den des halb —- um diesen widerwiirtigen Sen nor Saftro mit seinem ewigen, geden hasten, widerlichen Lächeln nicht zu sehen deshalb eben bekam ich Kopf schnierzen in der schwülen Rotunde und maßte sort —- verstehst Du mich Ani tar« - »Aber mein Liebling —- Sennor Sastro ist ein liebenswürdiger junger Mann, ein Gentilhombre, ein guter Freund Deines Vaters und reich; Sen nor Sastro hat —« »Sei-weich schon der Name ist mir verhaßt. Siehst Du die Lauben dort unten? Dort will ich mich ausruhen, bleib Du hier oben, ich will allein seini« Langsam schritt das Mädchen zu der von Blüthengebiischen eingefaßten Ter .rasse hinunter und ließ sich aus eine ERuhebant nieder. Das-Haupt ein we znig zuriickgelehnt, überließ sie sich dem Zauber der herrlichen Mondnachi. Traumhast leise drang das Rau s;chen des Meeres herüber, dessen silber jdijmmerige jyläche sich ferne in nächt - liche Schatten verlor. Gegen den hellen Kreis, den der Vollmond am Horizonte bildete, erhoben sich wie dunkelbane « Silhouetten die Dächer von Saanan. ELautlos, und wieSternenfunten schim niernd, schwebten zahllose Leuchtkäferl um das blühende Buschwert. Aber in den Wipseln der Palmen, in dem mächtiqen Blattwerl der Bananen und jden Agaven ertönte ein tausendfaches Schwirren und Zirpen nnd Zwitschern, zuweilen wie einschlafend Unter dem betäubend süßen Duste, welcher der un z ter den Gluthen einer tropiichen Sonne entstandenen üppigen Blumenwelt ent- « strömte. I i « t Plötzlich beugte Baleria lauschend jihr Haupt vor. Jhr war, als hätte sie; therannahende Schritte vernommen. Jm i ZMondlichte tauchte die Gestalt eines-E lMannen auf. Sie sprang empor und? ztvollte eben ihre Duenna rufen, als der, HMann eine bittende Geberde — inachle,; Hund im nächsten Augenblicke erlanntez ; sie Enrico. · i Wie vor Schreck gelähmt sant sie ans Fihren Sis zurück und preßte ihre HandH aufs Herz, um das heilige Poch-en zuj sdömpsem Ehe sie es hindern tonntr.s Ilna der junge Mann vor ihr aus seineni ilinieen. I »O verzeiht dem Kühnen, edle Don lna,« slüsterte er, »aber ich lonnte nicht Zaubers. Mit Zaubergervalt zog es mich Eurer Spur nach, ich mußte Euch wie- ! -dersehen, in Euer himmlisches Antlitzj Hschauen und dann —»-— dann will ichs saerne sterben. Vorher aber muß ich Dir . lsagen o Vaterla, wie ich Dich liebe, wies Liede Iaser meines Herens in Seligkeits «erzittert unter dem Strahle Deiner Au- « gn. wie ich dürste nach einem Laut von « einen süßen Lippen, ---—- Vateria, Du s ( bist meine Sonne, mein Himmel und -- — mein Schicksal!« - ; Wie betäubt von der Guth der Lei- » denschast, die aus seinen Worten zit ; terte, aus seinen jetzt dnntlen Augenf leuchtete, saß Valeria unbeweglich, toiet gebannt, ihre Blicke in die seinen ver-— J senlt. I »Wie sannst Du es wagen s» ?« flü sterte sie endlich. »Du willst sagen,« entgegnete er leis "denschastlich- »wir dars der gewöhnliche Gehülse des Cocinero es wagen, seine Augen zur Tochter seines Kapiiäng zu erheben? O Baleria —- bliett nicht der gewöhnliche Sklave empor zur strale lenden Sonne? Betet nicht der ärmsle Sünder zur hehren Madonna?« Seine Stimme tlang unendlich weich. Eine feuchte Gluth trat in ihreAugen. »Geh' Enrico —- geh' —« sliisterte sie. Dabei legte sie ihre band auf sein lo ciiges Haupt und er fühlte wie sie bebte. I Er preßte die fchlanken Finger an seine Lippen schlang seine Arme um die zitternde Gestalt, zog sie an seine Bruft ! und bedeckte ihr Antlitz mit glühenden Küssen. Kein Wort kam über ihre Lip pen, nur ein leiser Seufzer, und dann erwiderte fie, überwiiltigt von ihren Gefühlen, feine Küsse. ,,Valeria, mein Kind, wo bleibst Du denn?s« Die Stimme der Duenna weckte die Liebenden aus ihrem seligen Taumel. »Ich höre sie kommen —- ich muß fort!« fiifterte Baleria ängstlich »Ein Wort noch Geliebte — darf ich wiederkommen morgen Abend zur sel ben Stunde, nach dieser Stätte? Darf ich Valeria?« ,,Ja!« hauchte sie. Noch einmal preßte er sie stürmifch an seine Brust, und eilte dann leise fort im Schatten der Blüthenbiische. »Mir war doch als hätte ich Jemand reden hören,« f prach die Duenna, welche heruntergetommmen war. »Du haft wohl geträumt, Anita — ich summte die Melodie eines Liedes, welches mir gerade einfieL Ties ift ein wunderschöner Platz, morgen kommen wir wieder her. —- Doch jetzt wollen wir zu den Eltern zurückkehren!« Wieder überfluthete das goldene Mondlicht die herrliche Jnfel. Auf derselben Bank wie am Abend vorher, faß die fchöne Tochter des Kapitäns. Heute aber hatte sie keine Augen für den Zauber ihrer Umgebung. Sehnsucht-s ooll bidte sie nach der Richtung, von woher derjenige kommen mußte, der mit unwiderstehlicher Gewalt ihr ganzes Denken und Empfinden gefangen ge · nommen hatte Da ——— ein dunkler Schatten ---— er war’ s. Als er aber vorz ihr stand, zweifelte sie fast daran, daß er es fei. Das war nicht der einfacheI Arbeiter, das war in Kleidung und Haltung ein Kavalier An feiner Hand funkelte ein Diamant Mit einer ritterlichen Verbeugung zog er feinen breitrandigen Sombrerox vom Haupte, und sie blickte in fein lächelnch strahlen-es Antig. i »Enrico!« flüsterte sie halb fragend ! halb jubelnd Er küßte sie zärtlich undi sprach: »Ich bin s mein siiszes Lieb!«s Dann zog er sie sanst an seine SeiteE auf die Bank nieder und fuhr sort: »Jetzt höre mich an mein Engel, ich mußi ein Betenntniß ablegen, ich habe Dich] betrogen Erschrick nicht, mein holdes Kind, ich hoffe, Du wirst rnir verzeihen Jch bin nicht derjenige, fiir den Du? mich gehalten hast —- mein Name ist » lfnriro de CarvajaL mein Vater ist ei ner der reichsten Plantaaenbesitzer von Lsuba, und ich bin sein einziaer Sohn. Jiun höre weiter. Geschäfte halber weil-« ie ich in Liverpool Eines Sonntain stand ich müßig ain Geländer der Nel sonsäule, als in der gearniiberliegenden 3t. Andreas Kirche eben der Gottes- z oiensi beendet war. Langsam ivoate ders Strom der Andächtigen an mir vor- i liber. Plötzlich siel mein Auge aus eine herrliche Mädchengestalt Sie blickte gradaus in die Ferne, aber mir war es, ils schlüge ein warmer Blitz aus diesen Augen in mein herz. Der Strom ver schlang sie, ehe ich noch wußte wie mir geschehen war. Bald aber spürte ich, daß jenes holde Wesen den Frieden meines Herzens mit sich genommen hatte. Zwei Tage lang suchte ich ver nebens, am dritten hatte ich das arosze Mück, sie wieder zu sehen. Jch folgte ihr nnd ihrer Begleiterin zur Kirche. Während ihre himmlichen Augen fromm zum Bilde der Madonna em porblicltern hingen meine Blicke an ihr, der Göttin meines Herzens. Jch folgte ihr nach zu ihrer Wohin-na, und er fuhr, sie sei die Tochter des- Sennor Ra nios de Larrinaga, den mein Vater sei nen größten Feind nennt. Als Sohn meines Vaters durfte ich mich ihm nicht nahen, und so ersann ich jenen Plan, site den ich den Koch durch ein Gold siiier gewann, und der es mir ermöglich te, Dich täglich zu sehen nnd in Deiner himmlischen Nähe zu athmen. Zu gleich wurde mir dadurch die selige Ge wißheit, dasz Du mich liebst und um meiner selbst willen. Du bist mein siir ewig — mögen unsere Väter sich has sen, uns kann ihr Haß nie mehr tren nen. Sind wir uns nicht Alles? Sind wir uns nicht Vater und Mutter und Heiinath?« Statt aller Antwort schang sie ihre Arme um seinen Nacken und preßte ihr Haupt an seine Brust. Erhaben tönte das ferne Rauschen des Meeres-. Mit leisem Flüstern er zählten sich die Wipsel der Palmen ge-j heimnißvolle Märchen, denen diej Leuchtkäfer in heller Bewunderung lauschten. Ein sanfter Windhauch spielte mit den süßen Dustwellen derj Blüthen. Die alte Duenna saß, das-, Haupt geaen ein dichtes Netz blühen-; der Schlinggewächse gelehnt, auf einer Bank Sie sah und hörte nichts vont allem, sie war eingeschlafen, und schnarchte Die staninchcnplagc iu Austra ticn. s"O—--«s---— ! Die Kaninchenplage in Australienl wird mit der Zeit immer unabwend barer; Bk Millionen Menschen sind in ihrer wirthfchaftlichen Existenz durch die Nager bedroht. Keine Maßregel· hat bisher wirksam der Vermehrung der Thiere Einhalt thun können Neu Süd- Wales hat über 3000 Kaninchen jäger angestellt, die ein wahres Ge metzel unter den Thieren anrichten — mancher Jäger verdient die Woche 60 Dollars — —- Alles ohne rechten Erfolg. Die Fluth der Kaninchen steigt immer mehr. Vergebens hat die Regierung einen Preis von 100,000 Dollars für ein Mitttel ausgeboten, mit dem man in absehbarer Zeit der Plage Herr wer den tönnte; mehr als 2000 Vorschlä ge sind darauf eingegangen, aber« brauchbar war keiner. Was den Kampf gegen das- gegenwärtige ausrialische Kaninehen so schwierig rnachi,siii, dasz diese Thiere sich den Lebensbedingun gen, unter denen sie leben muss-Im voll kommen angepaßt haben. Wenn bei einer Diirre jedes andere Thier vor Hunger und Durst zu Grunde geht, dann gedeiht noch Dis Fianinchem Fehlt das Gras, so wird esj zum Klei terer, und man hat in manchen Gegen-( den Bäume getroffen, deren Rinde bi52 8 Fuß vorn Boden ringsum abgenagt! war. Die Zoologen behaupten sogar-J daß durch diese Kletteriibungen ihrei Vorderbeine länger und die ZehensteH lung anders geworden sei, als bei an-I deren KaninchemMan hat zu seinerBe kämpfung seine natürlichen Feinde, Marder, Frettchen und Jltisse einge siihrtz diese Thiere scheinen sich dort auch einzulebem aber bei der fabel haften Vermehrung der Kaninchen er schöpft sich ihr Appetit. Selbst Gifti hat das-; Vor-dringen nicht hinanbalteni lönnen otwolil sie dadurch so zahlreichj getödtet wurden, daß stellenweise: der Boden mit Zianinchen wie besäetj ist. ; Der Schaden, den allein Sudaustra lieu unter dieser Plage erleidet, wird alljährlich auf lt Millionen Dollarås qeschiitzt Große Strecken hol-Druman ten Landez haben vor den beanincheni einfach geräumt werden müssen; allein I in Viktoria sind 38 Millionen Acres unter dieser Plage verödet. Jnfolge der Prämien, die das Land für die Erleg ung den Kaninchen zahlt, wird ihnen mörderisch nachgestellt, so z.B. hat Neu Süd-Wales in einem einzigen Jahre 27 Millionen Felle gekauft, und um den Fang noch mehr zu ermuthigen, und um die großen Kosten etwas zu oerbilligen, hat man das Kaninchen fiir Jndustrieioeete nutzbar zu machen ge sucht. Man sieht jetzt schon australische Kaninchen in Form von Pasteten, in Conserven u. s. w. auf dem englischen Markt; australische Kaninehenselle sind ein starker Ausfuhr-Artikel. Jn großartig angelegten Werkstätten wer den sie zu Filhiiten verarbeitet, eine einzige Fabrik stellt jährlich mehr als Ft7s),()l)() her. Aber alle diese Maßregeln richten immer noch so gut wie gar nichts gegen die Plage aus« Auch durch mechanische Mittel lat man ihr Vordringen hemmen wollen, indem man die von Kaninchen bereits besetzten Gegenden durch ausgedehnte Drahtzäune gegen die noch freien ab sperrte. An der Grenze von Dimens land erhebt sich ein Zaun von 400 Mei len Länge, ein anderer, 326 Meilen lang, soll den Westen von Neu-Süd Wales schützen. Queensland selbst ist im Augenblick damit beschäftigt, sich durch eine Mauer gegen die Kaninchen Neu-Süd-Wales’ einzulegen. Es gieb in Australien im Ganzen mindestens 18,500 Meilen Schutzzäune gegen die Kaninchen. Aber auch das hilft sehr wenig; denn wie sind Zerstörungen in Schutzwehren von solcher Länge zu vermeiden! Das schnelle Steigen der Flüsse zerstört sie oder wo das Wasser sie nicht durchbrechen kann, stauen sich die massenhaft ertrunkenen Kaninchere vor dem Wehr aus, deren Leiber dann den Ueberlebenden als Sprungbrett dienen. Die großen Drahtzäune nähen also nur fiir einige Zeit, und man hat deshalb vorgeschlagen, das ganze Land durch Gitterwerk in ein Netz von Be zirken einzutheilen, um so den Feind zu zersplittern und ihn in seinen einzelnen Haufen zu vernichten; aber es glaubt so recht Niemand daran, daß dieses Mittel mit der Plage aufräumen wird Die einzige Hoffnung auf endliche Be freiung liegt bei den Bakteriologen; eine verheerende Seuche unter denThie ren, und die Plage wäre vielleicht mit einem Schlage gehoben. Leider aber haben sich bisher die für zahme Kanin chen verderblichen Krankheiten den wil den australischen gegenüber als ganz unschädlich erwiesen. Ein anderes Beispiel für die un e heure Vermehrungsfähigleit man e Thiere liefert Sable Jsland, eine 20 englische Meilen lange und eine Meile breite einsame Jnsel an der Küste von Neu-Schottland. Jm Jahre 1700 hatte die Jnsel noch die doppelte Größe, aber durch den unausgesetzen Anprall der Wogen hat sie zusehends an Aus dehnung abgenommen. Jhre Geschichte wie sie G. Patterson in der ,,Ror)al So eieth of Canada« beschreibt, liefert zie gleich ein anschauliches Bild von den Gefahren, welche die wahllose Einführ ung neuer Thiere in einen fremden Erd theil für die Kultur desselben mit sich bringen kann. Auf diese Jnsel wur den nun zuerstenglischeKannincheneim geführt, die bald die ganze Jnsel ein nahmen. Sie wurden von Ratten vertrieben, die von irgend einem Schiffe an’s Land gekommen waren. Die Rat tenplage wurde bald so ernst, daß die Regierung von NeusSchottland Katzen ansetzen ließ, um der Ratten Meister zu werden. Nun tödteten die Katzen zwar alle Ratten, aber sie vermehrten sich bald darauf selbst in einem Maße, daß schließlich mit Hunden und Pulver und Blei gegen sie vorgegangen werden mußte. Nun waren freilich die Katzen wieder eingeschränkt, aber es fand bald darauf eine neue Einführung von Ka ninchen statt und diese vermehrten sich abermals iu’5 Ungeheuerlichk. Jetzt fanden sich aber Schnee-Eulen ein, die der Vermehrung derselben schließlich ei ne isirenze setzten. Diese Thalsachen sind ein weiterer Beitrag zu der Frage wel chen Schaden in einer schwach benedei ten Gegend die uniilserlegte Einführung anderswo sehr niitzlicher oder wenig sten-J nicht schadlicher Thiere durch ihre schranlenlose Vermehrung, wenn man nicht zu gleicher Zeit in einem entspre chenden Berl«iiltiiif; ihre Feinde rnit einfiibrt, zufügen kann. Holzkohlc als Mittel gegen Ver giftung. Da die stohle alle Metallsalze an sich zieht, so sollte man Speisen, wo eine Metalloergtstnng mehr oder weniger zu befürchten ist, zum Beispiel bei allem sauer ringt-machten Fleisch, bei in metal letxen Gefäszen gekochten Getnitfen, Stip pen n. s. w. steth etwas seohle mitko eben lassen. Selbst beim Loche-n der Milchtoäre dies anzumthesh da diese oft aus knofetnen Gefäße-l tKupfer ge lost hat. Auch bei lbnknchen Vergiftun gen mochte eine Gabe stoblenpnlber in vielen Fällen dag- beste Wes-eingangs tnittel des tisiftesz abgeben. Hat jemand betanbende Gifte ais: Bitsenirant, Bel 1adonna, Sclsierlttig, Ottndstelersilie, EtettmofeL Zeitlose, Schwäninie oder Pilze genossen, so Innsz man ilsn durch lantoutnteg Wasser, worin ungesctlzeue Butter anfgetost ist, oder Milch, Oel, Oonigioasfer oder Gerstetnuafier zu star tein Erbrechen zn btingen suchen. Er ntnsz von diesen- in so großer Menge ge nieszen, bis er sich vor Esel erbricht und das Gift mit auswith Jst dies gesche hen. so giebt man ihm sofort Kasse mit Essig nnd hält halt sich an den Rath des Arztes. -