Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, May 08, 1896, Sonntags-Blatt., Image 16

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    U— -I
Metkwürdige Rettung.
ff
Die Soldaten des Fürsten Leopold
III Dessen, des allbekannten »ersten
Oeffenter waren zum größten Theil
scngnvotbene oder zum Diean gepreßte
Leute aus aller Herren Länder-, weshalb
Ins Deiettiken an der Tagesomung
Mr us d kein Ende nat-ic. Dem alten
Reiten war jede Fahnenslucht ein Gm
el, und er setzte Straer darauf, tue
, hohl geeignet waren, von dem Ausrei
Fe- nozuschteckem wer beim ersten Ver
Uche wieder eingesungen wurde, mußte
"eßkutl)en laufen, im Wiederholunge
alle aber mußte et unbarmherzig hän
gen.
Damals lebte und wirkte in Halle, der
Gatnison des alten Desfauers, Johann
Junker als Arzt nnd Professor der Me
diin. Derselbe bedurfte bei seinen Vor
lesungen öftere sriicher Leichen, die, ob
fluch der alte Dessauer fleißig henken
, doch nicht so leicht zu beschaffen wa
ren, weil gewöhnlich die Angehörigen
der Gehängten die Leichen reklamirten
nnd in der Heimnth begraben. Aber ei
nes Tages geschah es, daß dem Professor
in seiner Ueberraschung nnd großen
Freude die Leichen zweier gehäng
tkr Deserteure angeboten wurden-, die
er in dem Anatomiesaale auf einem
Tische niederlegen und mit einem
Tuch überdecken ließ. Neben dem
Anatotniesaale besand sich das Arbeits
zirnmer dee Professore, in welchem er
an jenem Tage biet spat in die Nacht an
seinem Schreib: tsche thätig war. Da hör
te er plötzlich im Anatomiesaale ein star
kes Geräusch, und in dem Glauben,
Katzen könnten zu den Leichen gekommen
fein, stand er auf, um die Eindringlinge
zu verjagen. Wie er nun mit dem Licht
an den Sezitttsch tritt, sindet er zu sei:
nein größten Erstaunen das Tuch, mit
welchem die Leichen bedeckt waren, zn
tückgeschlagen nnd-—einer der Leichname
. war verschwunden Wo konnte die Leiche
hingekommen fein? Der Professor begab
sich aus die Sucht-, und wie er tn einen
offenftehenden Schrank hineinleuchtete,
traute er seinen Augen nicht, denn da
tin hockte der gehängte in zusammenge
kauerter Stellung Der erschreckte Pro
fessor zögerte, naher zu treten, ein Ge
fühl des Graueng kam über ihri, er dach
te im ersten Schreck an Flucht, doch sieg
te der Wissens-trieb bald über die Furcht,
denn die Aussicht, die Wissenschaft mit
einem neuen Beispiel des Wiedererwa
chens vom Tod bereichern zu können,
war ver-lockend genug, und er redete den
fMann beherzt an. Nun kam der Un
lückliche aus seinem Ver-stecke hervor,
l dem Professor zu Füßen und bat
diesen unter Thranen um Rettung. Der
Professor, ohnehin gutherzig, ward er:
fchüttert und beschloß, den Mann, wel
cher so wunderbar dem Tode entronnen
wur, zu ret·en. Er nahm die Decke vom
Sezirttsch, schlug sie um den frierenden
Mann und führte ihn in sein gut er
wärmtes Arbeitszimrney wo er ihn über
seine Familienverhältnisse befragte. Der
Unglbckliche erzählte, daß er Adrian
Momper heiße nnd der Sobn wohlha
bei-der nnd ahtbarer Eltern sei ; er habe
sich in einem leichtsinnigen Augenblick
für das Regitnent des Fürsten unwer
ben lassen, aber dabei legte Ahnung da
von gehabt, daß er nun für immer zum
Soldatendienst verpflichtet sei, Zweimal
habe er jedoch ersotglmz versucht, sich
loszntansem rann sei er mit einigen
Kameraden bei Gelegenheit des Brod
entpscnth welcher draußen vor dem
Thore stattgeiancem entflohen ; die-Flucht
fei nicht gegliickt, rnan habe sie eingesau
gen, und er wurde wohl als erstmalige
Deferteur nur zu Zpießruthen verurtheilt
worden sein, altem man habe ihn und
feinen mitgehangten Rainer-den für die
Rädelsfiihrer gehalten und sie desshalb
gehängt. Der Professor untersuchte nun
den Mann und sand, daß nicht, wie dieg
bei Gebängten meist der Fall ist, die
Wirbelsäule gebrochen war; Momper
Our im Augenblicke der Urtheilsvoll
strecknng in eine tiefe Ohnmacht gesun
ken, aus welcher er zu seinem Glücke erst
M dem Sezirtische des Professors er
spie-Mk
Professor Junker beschloß also, den
bedanernszwertlien Mann zu reiten; ei
ließ ihn essen, startte ihn mit Wein und
Hieb ihm Kieider und darüber einen
antei, dessen anfgeschlagener Kragen
fast iein ganzes Gesicht bedeckte. So ließ
er Momper vor sich hergehen, auch lieij
er ihn eine brennende Laterne tragen
und sich damit voranteuchten. Beide ge
langten glücktich durch die Stadt und
das Tini-. Der Professor gab hier an,
- erwolle vor dem Thor einen Schwer
« — kranken besuchen, und die That-wache
ließ ihn mit seinem vorgeblichen Dienei
pessireih Noch hatten sie die geöffnete
prsteiiicht überschritten, da trat eine
Dämngestnlt in Begleitung mehren-i
- Dssiziere an sie heran nnd ninstekte sie
met durchbebt-enden Blicken. Dein Pko
Hist nnd seine-n Schtsyling gerann vae
VIII est zu Eis, denn: z war der Fürst«
der alte Dessaney der vor ihnen stand.
- Dsch der Oefürchtete ging vorüber, nnd
» der Professor hörte, wie er zu den Dfsi
zieren sagte: »New ich den Kerl heute
nicht hängen lassen, so würde ich schwö
ren, daß der Begleiter des Doktors der
Deierteur Momper vom Regiment sei.'«
i Der Professor und Momper eilten
knun rasch durch das Tini und ver
i schwanden in der Dunkelheit Nach einer
genügenden Entfernung von der Stadt
Ientließ Junker seiniii Schützlntg niit der
sMahniing, nun schnetl zur nahen Gren
ze zu eilen iind eaz preußische Staat-Z
zgebiet zu verlassen. Der Prosissor hat
sie Mühe, die übertoallenden Dankes-äu
Enerungen Momper’ o zu stillen, danns
trennten sich die beiden Männer. (
i Zwölf Jah: e später reiste Professor;
I Junker in einer isamilienangelegenheit
.nuch Amsterdam. Eines Tage-S blieb er
aus einein Rundgange duich die Stadt
vor dent Börsengedäude stehen« Da trat !
:aus der Menge ein vornehin gekleideterJ
FHerr aus ihn zu, bigriißte ihn hoslichj
und lud ihn ein« das Mittagsmahl innj
ihni in seiner Wohnung zu theilen »Der-i i
Prosessor«, sagte er, »leiinen Sie rnich
nicht wieder? Jch bin Adrian Momoer,
der gehängte Soldat des alten Dessau
ers, der aus Jhrein Sezirtiiche zum Le
ben erwachte-, und den Sie in so edelniti
thiger Weise gerettet babeu!«
Der Professor war sprachlos vor Er
staunen, als er aus dein Munde seines
ehemaligen Schützlinga erfuhr wie die
ier nach Holland entloinnieit sei, wie ei
sich in Amsteran im Dienste eines rei
chen Rheders dessen Vertrauen und die
Liebe seiner Tochter-, seiner jetzigen Ge
itiahlin, erworben und wie er nach und
nach zu Reichthum gekommen lei. Oft
habe er nach Halle kommen und seinem
Lebensretter danken wollen. Allein ein
Grauen vor dein Orte, an dem er so
schrecklich gelitten, habe ihn von diesem
Schritte zurückgehalten
Professor Junker blieb noch Wochen
hindurch der Gast Mompet s iind als
er endlich Abschied nahm, um nach san
se zurückzureisem da reichte ihm Mom
per beim Abschiede einen noch jetzt vor ;
handenen goldenen Becher zum bleiben i
den Andenken, welcher die folgende Jns I
schrist trägt:
,. »Ich Momper genannt, auch Adriaih
Gesehlt ich hatt ini Jugendwahn
Drum ward ich an den Galgen gehenlt
Tuch Gott mir hat das Leben geschnitt,
So daß ich entstand aus Todes-tacht
Und endlich zu Glück und Ehren es bracht’!«
Ter Herr Kommt
»Das ist ja eine kaum glaubliche Ge
schichte, die hier in den Akten steht; da
nach müssen Sie ja einer der gerieben
sten Zochstapler sein, die mir vorgekom
men ·nd,« so äußert sich der Botsitzende
des Schöffeugerichts zu einem etwa sw
jährigen Angeklagten, der den Eindruck
eines arg herabgesommenen Mannes
machte
,,Det Papier ist jednldig, Herr Je:
richtshof,« entgegnete er: natierlich,
wenn so Eimer wie ick von Ecnen jemiß
braucht werd, un der Andre macht sich
dünne, denn kriejen se mir beit Schla
sittchen, un ick soll denn de Jerechtigteit
siehlen, objleich ick unschuldig bin wie
Abrahams Schooß. Die Sache liegt
klar for mir so tlar wie Hiob.«
Vors: »Aus Ihren tonsusen Ent
gegnung kann ich nur so viel entnehmen,
daß Sie sich an dein Betrug nicht be
theiligt haben, sondern selbst getäuscht
sein wollen. Das werden Sie nach der
Zeugenoernetsninng torh wohl tantn ans
recht erhalten können. Aber Sie lau
nen uns meinetwegen Innl die Geschichte
so erzählen, wie Sie sich diese zurechtge
legt haben. Jch sein- sciiom dass Gericht
wird unt Ihren Vortrag doch wohl
kaum hemmte-nimm Aber Bitte, so
kurz wie möglich!«
Angeli ,,Alletnal! Denken Se, Herr
Jerichtshof, ans Iz. Februar bin ick in
de Wärmehallen. Wie ick da so sitze,
un dadrieber nachdenke, wer de Arbeit
woll erfunden hat, stillt mir een Mann
nsf, der rnir betennt vorkam. Er war
seiner aujezogen, denn usss Ueberzieher
hatte er ’n Kragen mit sit-immer, un in
de Hosen hatte er ’n Ftsniss set-tatst un
denn waren se doch so ufsielrämpelh wie
bei so’n Gigcrl. Er kiett mir doch an,
im richtig — et kömmt raus, det wir
uns kennen. Er sagte, et wär en stück,
det wir uns jetrofsen haben, denn er
suchte jrude cenen Jehitsen, un ick wäre
sehr dazu jeschassen, denn er estinrirte
mir als ehrlich un arbeitsam. Nüch
tern biste doch? fragte er weiter-. Wie
«ne Wasserpulle! sage iet. Un tannste
ooch en Amtsgeheimniß bewahren? Jet
bin verschwiejen wie en Droschkenpserdl
retonrne iet. Wir jenen denn also in die
Destille an lassen one «en tieenen Henn
merstein mit Friedtnann sehen nnd denn
noch ’en stoßen Lippe-written un dabei
erzählt er mir denn; det er bete Katas
steramt anjestellt is nn draußen in de
Triststraße en Stück Land vermessen
müsse nnd da derzn da brauche er eenen
Jehilsm Ob ick mir mit 2 Mart 50
Ps. pro Da und freie Kost zufrieden
Me- würde Ra, sor den Anfang, sage
zick, is det « genug. Es war also Il
lens ins - lim- von diesem Dosenblick
an W t- ihn Bissen nnd »Herr Ka
nistet-« zu ihm sasem während er zu
mir blos nur Sehnt-te sagte. Dann
holt er sich ans den Hatte ’ne Meß
stange rang nn eenett langen nfsjerollten
Bindfaden un en Stück Kreide. Det
muß ick ihm Allens nachtragen. Un
denn holt er ans de Tasche ’ne Skolar-de
’raus. macht se an meine Mütze scst un
meent: »So, nun biste Beamter-, nn
wenn Du Dir jut siihrst, verschasse ick
Dir mal ’ne kleene Pennsion.«
Vors.: »Angellagter, Sie denken
wohl, Sie sind hierin einer Kinderstube,
wo Sie Märchen erzählen können?
Lassen Sie diese endlosen Ansichniückuni
gen nnd kommen Sie nun end-lich nach
der Triststraße.
Angell.: Jawoli! Wie wir da an
kommen zeigt der Herr Kataster nss’n
Stück startoiselland so von Moriener
zwee un sagt: Det is et, det müssen wir
mal aneiatastern. tin denn dreht er
sich um, un wie er in de Nähe ’ne
Kneipe entdeckt, sagt er: »Wir wollen
tnan erst ·n bieten wat zu Mittag präs
peln, denn ohne solide Unterlage arbeet’
sich det schlecht. Also wir ’rin in de
Bttddike. Jck setze mir mit meine
Stange janz dnsetnang in de Ecke, der
Herr Kataster setzt sich aber janz vorne
hin, schlagt sanz sroßartig de Beene
überenander nnd steigt, ob er sor sich
un seinen Jehilsen wat zu Mittag krie
jen könnte. Wir essen ooeh sehr sat,
der Herr Ksataster dritilt ooch noch ’tse
Tasse Kasseebrühe, läßt sich en halbes
Dutzend Ziehsarren jeden nn wird mit
den Wirth sehr satniliär. Er flüstert
immer mit ihm, un der Budiker hört
immer mit ’n recht steindliches Lächeln
zu. Un ick höre man, wie er dem
Wirth erzählt, det uss det Nachbar
srnndstück en jroßes Jebiiude sollte ass-v
jestihrt werden —- iet jtoobe, "et war en
Findeihans —- nn denn würde der
Wirth en reicher Knopp werden, denn
erstens habe der Maurer bei denNeubau
doch stoßen Durscht, un denn würde
sein Jrundstück doch ooeh mehr werth,
un er soll et man sa nich vertoosetn Er
als Kataster solle det nit vermessen nn
den Ausschlag jeden, ob sich det Jruttd:
stück ooch dazu eignen dhäte. Un der
Wirth schmnnzelt nn rnst seine Olle
’ran un der Herr Kataster legt ihnen
über allens, wat er jesagt, en Staats
ieheitnniß usi. Un wie denn dieWirthsg
teute versichert hatten det se in allen
Sprachen verschwiejen sein könnten,
irast er: »Schan, komm mit de Appa
state reinst- Jck packe den sanzen streiti
ppel zusammen nn renne draußen hinter
ihm her immer det Fiartossetseld lang
Manchntal muß ick de Stange in den
Boden stecken nn den Bindfaden den
Boden lang ziehen. Tenn tielt der
Herr Kataster de Strippe mit det eene
Doge lang, schreibt sich wat ins Buch,
und de Bnditerschen stehen ins Fenster
und lielen srbhlich zu.
Vers-: Nun schwindeln Sie nicht
noch weiter, Sie verbessern damit tei
neewegs ihre Lage. Thatsächlich ha
ben "ie einen ganz dreisten Schwindel
ansgztihrn Ihrem Herrn Kataster
nnd Ihnen ist es nur darnnt zu thnn
gewesen, Abends bei dein Wirth noch
eine tüchtige Zeche zu machen, wae Jh
neu auch gelungen ist. Ihr Compliee
hat ihn dann noch um t» Maria-t
gepnntpt, indem er erzählte, er müsse
am nächsten Tage die Arbeiten fortsetzen
und wette seine Meßapparate bis dahin
dort lassen, un der Wirth ist unt Zu
Mart geschädigt worden, denn die soge
nannte Meszstange hat nicht viel mehr
Werth wie dae Stück Bindfaden
Attgett.: Aber die Kreide lann der
Wirth jnt schwachen
Vori.: Na warten Sie nur! Angeb
tich wetten Sie den »Hei-en Lateiner-«
nicht einmal dem Namen nach« sondern
nur nach dem Ansehen lenneu.
Angell.: Nich ’ne Ahnung! Aber
wenn et so ie, wie Sie da sagen, dann
muß et ja en janz Jeriebener gewesen
sind,s nnd dabei sah er doch so jebildet
aus«
Die Beweisansnahme ließ keinen
Zweifel daran, daß hier ein gemeinsam
verübter, ganz rassinirter Schwindel
vorlag, den der Ding-Mir fiir seine
Person mit zwei Monaten Gefängnis
büßen soll
— — « —s-———-OOO»—M
Frau Armidcks Silber-Service.
Aus- der New Dotter Gesellschaft Frei nnd
dem Esgnfchen von Marias«
Weint Frau Armida Money Bag ach
noch so müde war, komm- fie es doc:
nich-: Liber herz bringen, ihr Schlaf-p
mach aufzusachem ohne vorher minds
stcns zehn Minuten lang im Speisezim
mer gewesen zu fein
Wer daraus folgern wollte, daß die
Dame etwa an Heißhunger gelitten ode
zn so später Stunde wenigstens upd«
Appetit auf diese oder jene Leckxrei ge
Mk habt-, war-de ihr grausam Unrecht
t a.
Die Sache hatte einen ganz anderen
Erwid, n dem Eßzjmmer befand sitt
ein hertli pfchuiptcr Schrein-h welches
einen großen Schuh enthielt, das liess
rühmte Silber-Service des Hansesj
Money-Bag. ;
Und vor dein blitzenden Silbergetiithl
verrichtete Frau Armida allabendlichs
ihre stille Andacht. welche allmälig ins
inbriinstige Verzückung überging. (
Ach, wer von uns Menschen hat sei-s
nen Privatgötzen. dem er Weihrauchj
und Myrrhen streut, wen-se Niemand;
sieht? s
Mit dem Familiensilber hatte es nun ;
allerdings seine eigene VerwandtniszJH
Ehe Herr Uriah MoneysBag an dei«
Börse den großen Coup in Petrolemns
gemacht und über Nacht Millionar ge-:
worden war, dachte an das Service keinel
Seele. i
Frau Armida und ihre Tochter Mist
nerva waren sehr zufrieden gewesen«
wenn sie von einfachen Tellern nur etwa-e -
Gutes essen konnten.
Mit der ersten Million, die Papa
Uriah in Sicherheit brachte, änderte siehl
die Sache. Frau Money-Vag’s be!
scheidene Gewohnheiten schlugen in dass
Gegenlheil um. Sie empfand es plötz
lich als heilige Pflicht, für den Glanz
ihres Hauses zu sorgen und toak iiber
glücklich, als ihr ein in der That priichs
tigeg, vollständiges Silber Service offe
tirt wurde, dessen einzelne izzrsstandtheilei
ein allerdings innsteriös aussel)endes,;
aber um so iniponirenderes Wappen tru
gen. !
t·
Es war ein Gelegenheitslauf undj
eFrau MotieoBag griff aus der Stelle’
zu. Das Service befand sich tauni
einige Monate in ihrem Besin, als sie
seinen Ursprung völlig vergessen hatte
und seft überzeugt war, daf- es schon seit
vielen Jadrhunderten in ihrer erlauch
ten Familie sein glänzende-i Dasein ge
führt habe.
Einiges Kopf-zerbrechen freilich ver
ursachte das oininöse Wapp:n. Frau
Armida wußte zuerst nicht recht, ob
dar-selbe von ihrer Seite herftarnnte oder
von der ihres Mannes.
Die Wahl war auch nicht leicht. Hm
Money-Bag’s Vater hatte den ehren
vollen Posten eines Pferdebaanons
dutteurs in Brooilyn bekleidet, wirb
rend Mai-antei- Papa Briefträger in
Philadelvhia gewesen war.
Mit der Zeit jedoch besiegte Frau
Armida tapfer alle diese Schtvierigtestem
idem sie nur noch von unserem Wappen
sprach nnd Jedem, der es hören wollte,
rührende Geschichte von dein Familien
filber der Money Bagsz erzählte-·
Herr iiriah, ter auch als Millionär
ein vernünftigen einfacher Mann ge
blieben war, gerieth in Verzweiflung,
sobald das Service aufs Tapet iaiu und
flüchtete, wenn er irgend konnte, in den
fernsten Winkel.
Das Silber fehlte aus der Tafel bei
keiner einzigen Mahlzeit, utn jeden Abend
in dem« eigens daiiir eonftruirtenSchrauk
untergebracht zu werden, der Frau Ar
tnida’s größtes Heiligthum bildete.
Nun begab es sich, daß Fräulein Mi
nerva Money Bag bei einer iashiona
blen Festlichteit die Bekanntschaft des
jungen englischen Lords Arthur Hollister
machte
Mulord war echt, ziemlich begütert,
nicht gerade übermäßig klug, aber recht
gutmüthig.
Fräulein Minerva’s zuvbrioinniende
Freundlichkeit blieb nicht ohne Eindruck
ans ihn, die Millionen ihre-Z Herrn Va
ter-H vielleicht auch nicht, und so begann
zAlles darauf binzudeuten, vtasz in dein
·Hanie Motten Brig demnächst ein glatt
lichers junges Paar sein Verletzunge
inahl einnehmen werde-, von dein wan
pengeschniiiclten Fatnilienfilber natürlich.
Ter erste Besuch dee jungen Englan
dere sollte durch ein großes Diner ge-«
seiert werden, an welches Frau Arniida
stolze Hoffnungen knüpfte.
Wer weiß, ob die folide Pracht ihres
Hauses und vor allen Dingen das wun
dervolle Familienfilber den Lord nicht
veranlassen mochte, schon an diesem
Tage das entscheidende Wort zu spre
chen?
Schwiegermutter eines wirklichen und
wahrhaftigen Ariftokraten, der zudem
noch eines schönen Tages Marqnis wer:
dein tonntel Welche Aussichten öffneten
da!
Der Besuch in einein uralten Schlosse,
voller Ahnen und Gespenster und mögs
lichertveife gar die Gelegenheit, der Ort-:
nigin von England, Kaiserin von Jn
dien, präsentirt zu werden« ..
Unter solchen Umständen ist es Frau
Money-Lag wohl zu verzeihen, daß sie
sich am Tage des Dinere in einiger
Aufregung befand.
Auch Fräulein Minervakj Herzchen
klopfte überlaut, als Lord Hollister seine
große, weiße Rechte unt ihr kleines
Händchen legte·
Er sprach zwar nicht viel, und geist
reich war es auch nicht, was er sagte,
- dafür fehlte aber ieinein Worte der pi
lante, echt englische Mann den die ante
ritanische Jeunesse Dom in solcher
Vollendung, tro aller Mtibe auch nicht
annähernd errei n kann.
Und nun ing es zu Tische. Frau
Umida hatte ch nicht getäuW. Das
l l
Familiensilber imponirte den Lord in
der That. Er ließ nicht mehr die Au
gen davon.
»Aha,« lächelte Frau Money-Bag
,,ich dachte es doch, das überrascht, das
blendet ihn," nnd seclenvergnligt er
zählte sie die Gelchirue von dem Ser
viee mit rein stolzen Wappen ihres
Hauses
Lord Hollister hörte mit gespannter
Aufmerksamkeit zu. Er wurde abwech
selnd roth und blaß, erwiderte aber kein
einziges Wort. Merkmiirdigl Sollte
er am Ende neidisch seini
Frau Armida achtete im Bewußtsein
ihres Triumphes nicht weiter daraus,
nnd nach der Suppe hatte Seine Lord
schast sich genügend erholt, um eine aller«
hing-z nicht gerade glänzende Unterhals
tung mit Fräulein Minerva zu führen,
die sich sehr duldsam zeigte nnd sogar
mit taubenirommen Lächeln darüber
hinwegsah, als ihr Nachbar nach dem
Ponchc s la mm:iines, augenscheinlich
in völliger Selbstvergessenheit, mit einem
bösen Blick ans das herrliche Tasclsilber
einen ganz derben Fluch ertönen ließ.
»Wie, mein Lord-« lispelte das junge
Mädchen erwartungsvoll. »Sie woll
ten sagen -——?«
»Ha! Ja! Höchst drollige Dame,
Ihre Frau Mutter — «
»Meine Mutter? Ich verstehe Sie
nicht« Lord Hollister,« fiel Fräulein
Minerva ein, deren eitler Seele eben
noch die Morgenröthe knospenden Glü
ckeo geleuilitet hatte, tvie ane den Wol
len gefallen.
»Q. o, bitte tausend Mal unt Ent
schuldigung, wollte sagen, daß Frau
Money Bag höchst amiisant zu erzählen
weiß, habe mich nnr falsch ausgedrückt,
musz zu viel Fisch gegessen haben, dann
sehlen mir immer die rechten Worte
Hofse, von Ihnen nicht salsch verstanden
zn werden. «
»Nein, nein,« sagte nervös Fräulein
Minerva. Ein ordentliches Gespräch
woll e aber nicht mehr in Fluß kommen
Früh schon verabschiedete sich der Lord,
ohne dae entscheidende Wort gesprochen
zu haben, und das stolze Gebäude, wel—
chee Fräulein Minerva aus ihren Hoff
nungen erbaut, wurde um so nnd so viel
Etagen kleiner-.
Aber Frau Money-By tröstete sie
liebevoll:
»Okl1lllc UIM Ulclll, Klub. TO Wlkc
noch Alles gut. Der junge Mann ist
nur zu schüchtern. Man konnte ee ja
sehen, daß ihm etwas aus der Seele
lag. Er getraute sich nicht heraus da
mit Warle ruhig hie morgen, da hö
Treu wir sicher von ihm-«
- Frau Ariuida war eine gute Prophe
tin Lord Hollister ließ am anderen
lTage in der That von sich hören, nnd
zwar durch seine Advokatem die Herren
iOner Be Terminee, welche nachstehendes
TSchreihen an Uriah Money-Bak; schick
«ten:
I »Werther Herr! Lord Hollister hat
uns beauftragt, zu Ihrer gefälligen
Kenntniß zu bringen, daß er geslern aus
Ihrer Tafel ein Silber-Service in Ge
brauch gesehen hat, welches vor zwei
Jahren seiner Familie in England ge
stohlen wurde. Seine Lordschaft hat
nicht die Absicht, das Service formell zu
reklamirem wird Ihnen aber, falls Sie
geneigt find, es ohne Umstände in der
Besitz dee rechtmäßigen Eigenthümer-e
übergehen zu lassen, den seiner Zeit ge
zahlien Flaufvreis mit Vergnügen zu
Meter-stauen
In jedem Falle muß unser Fllieni se
doch darauf bestehen, daß sein Wappei
unverzüglich von dem Silber entfekni
wird, nsenu Sie dieses in Jhreni Besitz
zu behalten gewillt sind.
Achtutthvoll
Quer de Terminer.«
Acht Tage später befand sich das Un
gis-ges Service aus dem Wege nach Eng«
lan
Die Money Bag S essen setzt wiedei
von Meißener Porzellan, vorläufig ganz
ohne jedes Wappen
Kiihne Frauen.
Das weibliche Geschlecht ift heutzutag(
in fast allen itulturliiudern eifrig be
ftifsen, eine dem Manne ebenbiirtigs
Stellung zu erringen, was ihm auch it
mancher Beziehung fchon gelungen ist
Die verschiedensten Beruf-Harten find
bereit-Z von ihm ergriffen worden, in det
Regel aber nur solche-, tn deren Aus
libnng keine große-re körperliche straft
oder besonderer Muth erforderlich wa
ren. Am weitesten vorgeschritten find
diese Bestrebungen der Frauenmelt
in den Ver. Staaten von Nordamerika
da aber sehen wir fie auch zugleich in
einem Berufe thätig, der nnbedint
nicht allein wahrhaft heroifchen Mut «
sondern auch Standhaftigkeit nnd eine
oft beispiellofe phyfifche Ausdaner be
di . Es istdied das schwierige, ge
fahrs e nnd höchst .verantwort1icht
Amt der Lenchtthnrmmäetetr.
Etwa zwei Dutzend tapfete Frauen
widmete in der Union ihre Kraft nnd
Wachs-unten dein Küftendienft an der
großen Seen, fowie an den Meeres
-.——. ..—...L « - . . i . l -
nserm verschiedene liee en schon zwan
zig nnd mehr Jahre d esetn ausreibens
den Beruse ob, in welchem sie sich ohne
Ausnahme glänzend bewährt haben.
Es scheint, daß gerade der Rettung
dienst durch die Vertvrttdunz der Frauen
ringt-mein gewonnen hat. und ihre na
türliche Neigung zum Mitleid bildet
eine Erklärung dafür, dass ih en gerade
besonders heroiiche Rettungen Schiff
briichiger aus dein Nachen des Todes
gegliickt sind.
Eine der belrnntesten nntrr dieser
heldentniithigen Schaar ist Ida Wilson,
welche in dem Lettehtthurm ans dem
fLimehonse Rock bei Newport in Rhode
iJeland stationirt ist. Eli Menschenle
iben hat sie mit eigener Lebettogesahr ge
Irettet Zu stolz nnd unabhängigen
iSiunes ntn Geldgeschenle anzunehmen,
hat sie sich doch nicht tveigern lönnen,
die ihr gestisteten Medaillen zu tragen.
An den breiten nnd tiefen Getoässern .
des Hndsoiislttsses, aus denen wohl
die bedeutendsie Flnßichisssahrt Nord
amerikae getrieben wird, erhebt sich «der
stattliche Leuchtthurnt von Stotth-Point,
der gleichfalls einer wackere-n FromNench
Rose anvertraut ist. Sie versieht dies
«Antt schon seit 36 Jahren, nachdem ihr
Gatte. im Jahre 1859 gestorben war.
Während ihrer Verwaltung hat sich nie
ntale ein Schisssuttsall bei Stonh Point
zugetragen Sie übte z. B. einmal
während eines dichten NrbelsJ 56 Stun
den lang hintereinander die Wacht ohne
Ablösung ane, indem sie noch dazu das
Nebelsignal-—eine weithin tönende
Glocke —- in regelmäßigen Zwischen
räumen von nur eine Minute gab.
Eine andere heroisrhe Fran, Namens
Janot Malbh, versieht den Dienst ans
zdent Leuchtthnrm des Felsens Ell Neck
lan drr Elteiapealebncht. Sie wagte es
ikim Februar Ists-t, allein in einein ge
Zbrerhlichen stahne während eines heu
·li«uden Nordoststurntees. der die Wogen
hans hoch emporpeitsehte in dao Meer
Zhinanetnrndern nnd sethe Männer,
welche beteite dem sicheren Untergange
zgcweiht schienen, von einem Wrael zu
;retten. Jeder Schiffer ienlt beim Vor
siibersahren an ihrem Lenchtthnrm die
sFlagge als Zeichen der Achtung vor die
sser ntnthigen Fran.
P«.s- L, , ?·l,4-«1—
? Mlc ullv Uclls Olllsskljcllpcll clslwcllus,
Ziff der Dienst auf dem Leuchnhurw ein
überaus ansirengender. nnd man sollte
Fee launt für möglich halten, daß ein
weibliches Wesen ihn zu versehen ver
maq Die erwähnten Beispiele zeigen
jedoch, was das schwache Geschlecht zu
leisten im Stande ist und daß es unter
Fllmstanden dem Manne nicht nachsteht
Vor so wackere-i Frauen muß man ge
wiß den Hut liiilen, und dies um so
Emehr als das Gehalt derselben ein für
amerikanische Verhältnisse nur gering
ifüaig zu nennendes ist, indem feine
jhöhe zwischen 8600 nnd s800 schwankt.
-O O -————· s-— —
? Die Schüchternen.
Er liebte Sie,
Sie liebte an;
Doch Keines wollte wagen —
Nicht Er zu Ihr-,
Nicht Sie zu ihm
,,Jch liebe Dich« zu sagen.
Und sah Er Sie,
llnb iab Sie Ihn,
Gewiß beim Wiederieben
Da wallt’ Er Ihr-,
Da walli’ Sie Jhin
Die Liebe frei gestehen
Er harrt auf Sie,
Sie harrt auf Ihn
So viele lange Jahre,
Bis endlich Er
Und dann auch Sie
Belanien graue Haare.
Noch liebt Er Sie,
Nach liebt Sie Ihn,
- Noch will es Keines wagen,
» Nicht Er zu Ihr
Nicht Sie zu ani :
»Ich liebe Dich« zu sagen.
——-.»»»-.....» »..«..
Ganz was Anderes.
Nachbarin (-iu ihrem Nachbar-, der
gerade init ieineni Weibe gestritten bat):
- »O, ich kann Ihnen glauben, wie arg
das ist, lieber Herr Nachbar, ich bin
doch auch verheirathet —«
« Nachbar: »Ach wag, Sie find mit
einein Mann verheiratbet ——- ich aber
Jmit einer Brot«
« «- .. .. ,-.,.»-.-».-......
Zu viel verlangt.
Sie (alte coauette): »Vergiß nicht,
ilkmith übermorgen ist mein Geburts
tag «
Er: «D-einen Geburtstag soll
ich mir merken, dabei aber ver
gessen, wie alt Du hint«
- W
niß.
»Marqen, Fräulein Louile, reife ich
auf einen Monat nach dem Süden.
Werden Sie mir bis dahin auch ein
» lebt-net Andenken beruht-new
. »Gewiß, here Baron — geben Sie
es nur her l«