Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, May 08, 1896, Sonntags-Blatt., Image 15

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    Lottir.
X
Nach dein Englischen von Tr. A. Kohur.
Lottie war ein allerliebstes Möbel
und ich hatte sie sehr gern. Sie war
gut, munter unb nubsch Schon als
Knabe auf meines Vaters Pachthof be
warb ich mich um Lottie s Liebe in ber
atthergebrachten ländlichen Weise, und
sie wußte, baß ich sie zu meiner Frau zu
machen gedachte, das heißt, wenn ich je
heirathen sollte. Das Heirathen aber
hatte noch seine guten Wege, denn die
Besitzung von Lottie«s Vater war nur
klein und meine Aussichten für bie Zu
tunst waren auch nicht derart, baß wir
je aus die Erfüllung unserer Wünsche
hätten rechnen können. Und da war
ich oft recht betrübt, wenn ich sah, wie
auch andere Bursche Lottie’s Reize
ebenso bewunderten wie ich und sie gern
in Anbetracht ihrer hängtichen Tagen-J
ben, zum Weibe genommen hätten. z
Åber obgleich einige von ihnen unter
den Schönen von St. . . als gntej
Partien bekannt und begehrt waren, fo1
blieb Lottie mir Doch trcs u und veriprachj
mir zu warten Da ereiqnete sich et- j
was, was ich fiir einen Wink der Vor
sehung hielt, damit ich doch endlich im
Stande sein wurde Lottie heimzu
führen. E
Ein alter, reicher Onkel von mir,
der sich früher nie um mich gelitmmert
hatte, schrieb mir plötzlich zum ersten
male in seinem Leben. Jch fei sein
Pathe« bemerlte er in feinem Briefe,
und er halte es fiir seine Pflicht, sich;
meiner anzunehmen Es fei eine Stelle -
in seinem Geschäfte frei, und er biete
dieselbe an; wenn ich es nicht verzöge,
auf meines Vaters Riibenfeldern fort zu
vegetiren, möge ich kommen und sie an
nehmen. Jch solle indessen nicht den-z
ten, daß ich in Anbetracht meiner Ver-i
wandtschait mit ihm iaullenzen diirfe,j
er werde mich lehren, was ich zu thunz
habe, und er erwarte von mir, daß ichj
ein fleißiger Lehrling fein werde. Erj
theilte mir rnit, wie viel mein Gehalts
fiir das erste Jahr sein nnd wie hoch?
sieh der Zuschuß im zweiten Jahre be
laufen werde. Der Brief war keines
weas zärtlich, mich aber erfüllte er mit«
Entzücken. Nachdem meine Eltern ih
rer Freude über meine Aussichten fiir
die Zukunft Genüge gethan, eilte ich,
Lottie den Brief zu zeigen.
»Du wirft ein Jahr auf mich war
ten. nicht wahr Latini-" fragte ich sie.
»Dann haben wir Alles. was wir brau
chen.« Sie versprach mir, treu auszu
halten. bis ich wieder tiime, und nach
dem zätiichften Abschiede von ihr ver
ließ ich sie, überzeugt, daß es tein bei
eres Mädchen in diese-: Welt gäbe als
ottie. Mit Anbruch des Tages fuhr
ich zur Stadt und acht Tage später
trat ich mein Amt in meines Onlels
Komptoir an. Mein Onkel war ein
guter, aber ftrenger Mann. Er zahlte
gut, wenn die Arbeit ausgeführt war,
aber er bestand auf Fleiß und Gehor
sam. Gegen Unredliehteiten tannte er
kein Erbarmen· und ich habe ihn oft,
sagen hören, daß, wenn er einen Sohn
hätte nnd er ihn darauf ertappte, daß
er ihn zu bestehlen oder zu betrügen ver
suche, to würde er denselben ebenso
äreng bestrafen wie einen jeden Frem
n.
Jch war bestrebt, ihm zu gefallen
nnd bin von Natur kein Faullenzen
Mein Onlel schien sichtlich mit mir zu
frieden. Sein Kompagnom weniger
engherzig wie er, lud mich zu sich ein.
Dort in meinem ersten fchwarzen Frach
einer weißen Krabatte und eine No
sentnospe irn Knopflochr. trat ich zum
erstenmale in der Gesellschaft auf, un-;
tret den schiitzenden Flügeln meines On-i
els. g
Er ein alter Hagestolz, der fsch niej
viel um Damen betitmneerte gesellte sich;
bald zu einian älteren Herren, mit de-;
neu er sich in ein ernstes Gespräch til-er «
Stocks und Eisenbahn-m vertieite, aber
hie Frau vom Hause erbarmte sich mei
ner und führte mich in eine andere Ecke
des Saales wo eine Ame til junger
Leute plandemd und lachend saßen
»Grace!« sagte sie und eine elegantes
irre-ge Dame erlob sich und trat vors
Grase, meine Liebe, dies ilt der iunae
Herr Lascony Herrn LasconVS Nefle I
— here Las-com, meine Tochter-, Fräuleins
hubsonR
Darauf verließ sie uns Fräulein«
Dudlon stellte mich der Gesellschaft vors
und übernahm es, mich zu unterlml ;
ten. Sie forderte mich aut, fee zu Ti-;
sehe zu führen. Jch würde es niemalsj
aewaat haben nnd ich verbrachte einm;
töltllchea Abend Ich daaste an LottZr. «
Ich dachte daran nie biibsch sie lei.?
viel hilb eher als irgend eines der jun-;
gmMa n in der Gesellschaft und;
Ich welch« ein Unterschieds Wie mach
ten es diese Mädchen, daß sie lo aus 9
loher-? Warum fielen ihre Kleider in
lo anmutbiae Falte-et Wie war ihrl
Haar to sitlvoll geoe ne«! Wie stilvall
waren sie tell-MS e atnaen und ver- l
beuqten sich- trauten und lächerten sich,
nahmen die Erlrischungen out ganz
andere Weise, wie unsere Mädchen aus
dem Lande. Jch konnte nichts Anderes
als wünschen, Lottie möchte sein wie
sie, besonders wie Fräulein udson.
Wie stolz wiirde ich dann auf ie sein!
Aber ich konnte mir nicht verhehlen,daß
wenn Loitie jetzt eingetreten wäre, in
ihrem einfachen weißen Musselintleide
und ihrer römischen Schleife, ich mich
dessen, was ich sonst so reizend gefun
den hatte, ein wenig geschäint hätte.
Nicht Lottie’s ——- o nein, ihrer hätte ich
mich gewiß nicht geschämt, aber der Art
ihrer Anziige und ihres Austreieng. Ich
war so aufgeregt von Alledem, dasi ich
die Nacht nicht schlafen konnte. Erst
gegen Morgen verfiel ich in eine Art
Halbschlumnier und träumte, nicht von
Lottie, aber von Fräulein Hudson
Jch sah nun Grace Ondson selkr oft,
nnd je öfter ich sie fab, je mebr lernte ich
sie bewundern: dann und wann schrieb
sie rnir kleine Briefe. Wie verschieden
waren sie von Lottie’s Briefeni Welch’
feines Papier und welch’ schönes Mo
nogramnr in Blau nnd Gold! Ich
wünschte sehr, daß mein gutes Mäd
chen besser schreiben und auch mehr
Mühe auf die Orthographie verwenden
möchte: ich trug mich lange mit dem
Gedanken, ihr in dieser Hinsicht einen
Rath zu geben, ehe ich denselben aug
iiihrte. Es war ja nur zu ihrem Be
sten, daß ich sie bat, ein wenia sorgsa
mer zu buchitabiren. Aber ich mußte
mich dabei ungeschickt benommen ha
ben. denn ihre Antwort zeigte mir, daß
sie sich beleidigt gefühlt
Mein Gewissen machte mir Vorwür
fe und ich setzte mich hin nnd schrieb ihr
einen langen Brief« einen Brief« wie
ich ihn früher an sie zu schreiben vfleatex
aber ich mußte zu einer Gesellschaft bei
Frau Hudson und ich vergaß, den
Brief abzuschicken. Er blieb vier Tage
lang in meinem Schreibpulte liegen,
ehe er zur Post gebracht wurde. —- In
derselben Woche lani Loitie mit einer
alten Tante in die Stadt. Die alte
Tante war eine Art von Sonderling
und trug, es machte Regen oder Son
neschein sein, stets einen rothbaumwol
lenen Regenschirm mit sichherum Lot
tie lam zu mir in das Comptoir, um
ein paar Worte mit mir zu sprechen
und brachte die alte Tanie natürlich
mit. Sie hätte leine irngliicklichere Zeit
zu ihrem Besuch wählen können, denn
Fräulein Hudson war gerade anwe
send, um ihrem Vater Geld abzuschmei
cheln, da sie verschiedene Einliiuse ma
chen wollte. Sie sah Lottie und die
schreckliche Tantr. «
»Ach, was fiir eine tomische Alte,«
ssliisterte sie, nicht wissend, daf; ich sie
kenne, »und wie schlecht sitzt dem jun
gen Mädchen das Kleid!«
Und Lottie war zu mir herangetre
ten und hatte in ihrer alten herzlichen
Weise gesagt:
»Nun, Eduard, da bift Du ja. Wir
fürchteten schon, Dich nicht zu treffen.
Wir tonnten nicht warten, denn wir
haben Retourbillets.«
Und Fräulein Hudson hatte es ge
hört, und hatte groß ausgeschaut —
und ich schämte mich fürchterlich, und
Lottie sah es.
Sie wurde sehr still und wollte nicht
leiden. daß ich mit ihr in den Bahnhof
ginge. Jn wenian Tagen tam ein
tleiner Brief von ihr, und er war ganz
richtig geschrieben; sie hatte sich große
Mühe gegeben, folgende Zeilen zu
schreiben:
»Eduatd, wenn Leute sich Einer des
Andern schämen, so würden sie sehr
unglücklich werden, wenn sie zusam
men zu leben gezwungen wären. Du
schämtest Dich meiner,als ich Dich neu
lich im Komptoir besuchte, weil mein
Anzug nicht so modern war wie der je
ner jungen Dame, die mich so anstarr
te. Und Eduard, ich schämte mich siir
Dich, daß Tu Dich meiner schämtest
Und es so offen zeigtest. Jch glaube,
ich schämte mich am meisten. Lebe;
wohl! Um unseres eigenen Glückes
willen dürfen wir uns nicht angehörenj
Charlotte.« s
Jch war beschämt, aber ich muß es zuj
meiner Schande gestehen, ich fühlte eine Z
akoße (Frleichtetuna. Jch liebte Grases
Hudion und glaub. e, sie erwiderte mei-j
ne Gefäbte Wenn ich meinen Gehalt
erhoben hatte, wollte ich Gtace fragen,i
ob sie mich heirathen wollte Und dann «
würde sie aewiß daran gedrungen bei-i
ben, daß ich als jüngetet Theilhaber in
das Geschäft ihres Vaters eingetreten
wäre.
Das Jahr version und mein Urlaub
nahte heran. Mein Onkel hatte mir ge
sagt, daß mein Gehalt eelxöht werden
solle. Hoffnung schwellte meinen Bu
sen. Jch beschloß, ehe ich die Stadt ver
lassen würde. um Grace zu werben. Ich "
fiitchteteiltre Antwort nicht . .
Wie machten an jenem Taae früher
Feierabend wie gewöhnlich und als ich
im Begriff war. das Komptoit zu ver- I
lassen, rief mich Herr Hut-san und hätt-!
vigte mit eine Summe Geldes ein« mit’
dem Bettes-tm ich sollte dieselbe in der
Bank deponiren. lfj waren nur hun
dert Doktors
» »Ich denke, Sie werden noch recht
t
c J
zeitig kommen, ehe die Bank geschlossen
ist. Sollte es zu spät fein, sonnen Sie
ja morgen Früh hingeben. Jch lasse
nicht gern Geld im Comptoir und Las
com hat den Sicherheitsfchliissel mitge
nommen."
Jch beeilie mich, so sehr ich konnte,
aber die Bank war geschlossen. ebe ich
ankam. So steckte ich denn das Geld
in meine Tasche zu meinem monatlichsn
Gehalt. »Dort ist es am sichersten,«
dachte ich. Aber ich vergaß Alles um
mich her, als ich es erreicht hatte. daß
Grace Hudson mich in das Treibliaus
»- begleitete.
Wir waren allein, umgeben von siifp
jduftenden Blumen, wir saßen neben
einander, ihre Hand ruhte in der mei
nigen. Ich sprach zu ibr von me nrr
Liebe und fragte sie, ob sie mein We b
Ewerden wolle, nnd sie blickte mich nn,
lein leichtes Errötben flog über ihre Ziis
ge und dann rückte sie etwas weiter vcn
smir fort
»Jch bedaure sehr Herr Lageonn daß
Sie sich so etwas m den Kopf gesetzt ha
fben.« sagte sie »Ich bin um zwei Jahe
lälter als Sie und ich kann keinen armen
thingen Mann heirathen, der (entsehul
:oiaen Sie meine Aufrichtigkeit) noch
sehr viel zu lernen hat Ich muß einen
Hvollendeten Weltmann haben — ein
anderer würde mir nicht genügen. In
der That bin ich auch mit einem solchen
Mann verlobt. Augenblicklich ist er
auf Reisen, aber gleich nach seiner Rück
älehx wird die Hochzeit sein. Er ist
vierzig Jahre alt. Sie sind noch ein
Knabe und ich wiirde Ihren ganzen Oe
halt für Glacebandschuhe rsnd Varia
merien ausgeben. Doch ich habe Ro
bert Hastings den nächsten Walzer ret
".»sprochen Kommen Sie «
z EineS tunde später war ich auf der
Straße. Jch hatte versucht, meine
Niederlage im Wein zu ertrönien nnd
war zum erstenmale in meinem Leben
betrunken. Jch erinnere mich, daß ich
als ich an einem hellerleuchteten Hause
dorbeilam, von einem Fremden ange
sprochen wurde, der mir von dem Isr
mögen erzählte, das manche junge
Männer sich am Spieltische machten.
Eine wahnsinnige Jdee, daß, wenn ich
Vermögen besiiße, Grace ihren Anbe
ter verlassen und mein Weib werdIn
wiirde, bemächtigte sich meiner. Jch er
innere mich ferner, in das Haus getre
ten zu sein« noch mehr getrunken und
mich an irgend einem Spiele betheiligt
zu haben. Jch weiß, daß ich all mein
Geld verlor und gehen wollte, daß mich
aber mein neugebackener Freund noch
zu bleiben beredete. Nach zehn Minu
ten hatte ich auch das mir anvertraute
Geld verspielt. Von dem, was später
geschah, habe ich keinen tlaren Begriff
mehr. Der Mann, der mich also be
raubt hatte, war indessen nicht allen
Mitleids bar. Jch weis-z mich schwach
kdarauf zu entsinnen, daß ich ihm sagte,
wo ich wohne, und dafz ich den nächsten
Morgen nach Hause reisen walle; et
must mich in den Bahnhof gebracht und
ein Billet fiir mich gelöst haben, denn
als ich mit des Tages Anbruch steif und
nnd mit heftigen Kopfschmerzrn er
wachte, befand ich mich in einem Eise-i
bahncoupe und hörte den Schasfner It.
. . . in meine Ohren brüllen·
Ich stieg aus, wanderte meinen Weg
und meine ganze schreckliche Laae stand
mir llar vor der Seele. Ich hatte meine
Familie in Schande gebracht, meine
Stellung verscherzt und mich einer
schweren, entehrenden Strafe aus«-e
setzt Unter solchen Umständen «- le
ben. war gehnfacher Tod. Als ich esne
einsame Stelle erreicht hatte, riss, ich ein
leeres Blatt aus meinem Tagehssbe
schrieb ein volles Betenntniii meiner
Schuld nieder und befestiate tas
Schreiben an meinem Rocke. Dann km
ich ans der Bruittasche eine Pistol-» s— «
Alle DIeiemaen in nnserem Handelt
hause denen Geld anvertraut war.
mnfzten eine solche bei sich tragen
und hielt sie aeqen meine Schläft
In diesem Auaenblirte lenlte ein tpr
ner Magen, den eine Frau tutscbiste in
den Weg ein. cis war feine Rest Zu
verlieren. Rasch driiclte ich ab
sit III It
Ich erwachte eines Tagec nach einem
langen festen Schlafe. Steh richtete mich
im Bette auf und fühlte mich schwach
nnd schwindlig. Ich wußte nicht, wass
mit mir geschehen war s-— mein Kopf
war von einer Binde umgebtm Ich
lag in einem fremden Bette, in einem
mir unbekannten Zimmer. Jn einem
Sessel unweit des Bettes saß ein junckess
Mädchen mit blondem Haar und naine
,,Lattie!« rief ich ans; doch wie
sollte Lottie dahin gekommen sein? Jn,
ja. das Mädchen stand auf und aniwmi
tsete mir. Ha, es war Lottie, und ietzt
Es war ein fehteetliches Etwachtn
kam mir die Erinnerung wieder
,,Warum liess-est Du mich nicht ster
ben?" iaaie ich wild. »Ich will nicht «
leben. Ich habe beschlossen, nicht länger
zu leben.«
Da legte Lottie ihre Hände auf die .
meinsan und sprach: ·
»Sei ruhig Eduard. Snne mir,
warum Tu des Lebens miide bist?«
»La« denn Niemand, was ich ge
schrieben habe? Es war die Wahrheit.«
»Ich las es, Eduard,« versetzte sie,
»nur ich allein. Ich fuhr den Weg und
sand Dich; ich nahm das Papier von
Deinem Rocke und verbarg es, Nie
mand weiß darum wie ich. Genügt
Dir das?«
»Wie kann mir das genügen? Sie
wissen jetzt Alle auf dem Komptoir, daß
ich ein Dieb bin.«
»Eduard,« sagte Lottie, ,,Alles was
Dir in jener Nacht begegnet ist, bleibt
ein Geheimniß zwischen Dir und mir.
Ich ging den nächstenTag m die Stadt.
Ich sprach Deinen Onkel und Herrn;
Hudson, ich erzählte ihnen, daß Du
schwer verletzt und daß Du zu spät zur
Bank gekommen seiest und daß ich ih
nen das Dir anvertraute Geld bringe,
und sie waren sehr betrübt über Deine
Krankheit und haben ost geschickt und;
sich nach Dir ertundigen lassen. Sie ;
werden nie etwas erfahren.«
»Aber ich verspielte das Geld. Lot
tie,« wandte ich ein· »Wie konntest Du
es zurückerhalten?«
»Ja, siehst Dir-, ich hatte gerade hun- ;
dert Dollars weiche die Tante mir ein
mal gefchentt hatte, « sagte Lottie, »die
Tante ist so gut gegen mich und.
und ich nahm das Geld und brachte die
Sache in Ordnung, Du kannst es mir
später zurückgeben. Jch tbat es —- «
Eduard, ich that es ja um Deiner ar
men Mutter willen. «
»Du bist ei n Engel, Lottie!« rief ich?
ans
»Du mnfzt mir keinen Unsinn mehr?
sprech en, « sagte Lottie strena
Wie liebte ich sie in diesem Armen-« «
blicke! Wie schön, wie gut nnd lieb salix
sie ans! Und ich hatte mich dieses Miid
chens geschämt!, ,Lottie, kannst Tn m. r;
jemals derzeit-erri« :
Sie versuchte n: ich alauben in mas- ?
cis-en, daß sie es nie werde, aber sie vers k
Sieb nnd niemals bat ein Mann eins
herzigeres Weib sein eigen genannt als-J
ich meine Lottie. «
Was- den seinen Ton anbelannt, so
ist eS wahrhaft bennmdertmgswiird3a,
tvie leicht Frauen denselben annehmen «
Ich hörte Lottie erii gestern Abend die
feinste und stilvollste Dame in der Ge- "
sellichaft nennen. i
..-.-.----.-.-—-—
Ein Wunder der Wasserstur
limit.
Der Mississippi, der majeftätische
»Vater der Strome« ist von jeher-Was
heißt seit der ,,Weiße Mann« seinen
breiten Rücken mit Fahrzeugen belastet )
— ein wahres Schmerzengtind gerne-s
sen fiir diejenigen, denen die Obhuti
über ihn anvertraut wurde. Er zeigte!
sich launifch und unberechenbar und
bildete gerade immer da Sandbänle
und Untiefen wo man dergleichen am
wenigsten gebrauchen konnte Während;
er zeitweise solch ungeheure Wasser-i
massen führt, daß die stärksten Deich-,
l
anlagen ihnen nicht widerstehen ton
nen und die höchsten Damme überflu
thet werden si,ntt seinWasserzuandercnx
Zeiten so viel, dafz selbst die flachstenk
lufzdampfer auf dem Weg nach Ner
rleans regelmäßig auslaufen Man
hat Geld und Mühe nicht gespart, um
dern abzuhelfent die besten Wasserbau- ?
Ingenieure des Landes haben sich mit
der Frage der Schiffbarhaltung des:
Msfiifippi befaßt, mehr als zwanzig
MillionenTollars wurden ausgegeben»
und doch mußte der Ftrieezdfetretär
liirzlich in einer amtlichen Mittheilungs
eingeftehem das; dafiir nur eine Vertie
sung des Wassertveges um achtz ehn Zoll
auf eine Strecke von fünfzig Meilen er
reicht worden ist Z
Die-Aufgabe schien schier hoffn:tnas-i
los-. Da wurde die Aufmerksamkeit
der Lllkiiiiisippi - Eommiffion auf einen I
inneren tshis caqoer Jiraenieur gelenkt,
der mit einer von ihm ieibfi constant-.
ten Maschine beim Bau des Chicagoer
.-chneisinle»e "« wahre Wunder vez -’
richtete Dieser Mann, Linden W
Batesz, tsatie sich einen Obntrati für die
Auggralsuna eine- Theiles des Canalszsp
zu dem als erstaunlich niedrig erachte
ten Preis von nur III Cents die-l?n::1ij-»
Yard gesichert und es- mar iisrskdanlfeisj
ner neuen Maschine möalich nett-Ofen,
die Arbeit mit aroßemGewinnst rusch
zufiihren, will-read man allgemein ne
glaubt hatte. er würde bei den·L niedrig-E
gen Preise zu Grunde aehen Die Mi s «
sistippi- Kommission löste wie gesamt,
oon diesem Wunder orin Wsiiierb is- «
litaiehine und schloß mit Batez einen
Eontrast ab, nach welchem diefer iir
3172t W eine Maschine liefern io.lte, i
mittelst deren mindestens 1600 F ubik
Iard Erde die Stunde weggefrhaffti
merden tdnnien Ein Zuschlag von .)()
Prozent wurde dem Jnaenieur zune- »
iichert wenn seine M aschine 24c0 Cu- s
zittmrd Erde die Stunde würde aus- »
Jeden können. i
Der Banner wurde aebaut und seine
Leistunasfiihiqteit wurde dieier Jaae
rn Missif sivpi unweit Mempb Z einer,
rrntlichen Prüfung unterworfen. Das
Frgebniß grenzt an P Wunderbare und ««
t- «l
man müßte zögern, die Mittheilungen
darüber zu glauben, wenn dieiexiben
nicht amtlich wären, und jeder Zweifel
darüber ausgeschlossen sein müßte.
Statt 1600 oder 2400 Cubikyard
schaffte der große Bagger in der Stun
de durchschnittlich 6000 Cubityard
Erde zur Seite. und seine besteLeistung
stellte sich auf 7797 Cubikyards die
Stunde. Herr Bates erhält somit na
türlich den Zuschlag von 50 Prozent,
wollte man ihm aber eine im gleichen
Verhältniss mit der größeren Lei
stungsfähigkeit der Maschine stehende
Mehrzahlung machen, so hätte man
ihm statt 386,0"00, nicht weniger als
8500,000 mehr zahlen müssen.
Der Bohrer bahnt sich seinen Weg
durch eine Sandbant mit einer Ge
schwindigkeit von fünf bis zehn Fuss-,
die Minute und läßt hinter sich einen
40 Fuß breiten und zwanzig Fuß tie
fenCanaL Man behauptet,es gäbe keine
Sandbant im Mississippi die der Bag
ger nicht binnen drei Stunden durch
schneiden könnte. und hält die Aufgabe,
im ,,Bater der Ströme« einen Schiffs
canal offen zu halten, mit der Herstel
lung dieses neuen Bates’chen Baggers
fiir gelöst. Man hofft da, wo jetzt im
Mississippi bei niedriaem Wasserstande
nur viereinhalb Fuß Wasser zu ver
zeichnen sind, binnen Kurzem 14 Fuß
aufweisen zu können, und glaubt, dnsz
im Laufe von zwei Jahren mit Hilfe
von füns dieser hydraulichen Baaaer
die vier bis fiinf Monate im Jahr tha
tig sein msißten, von St. Lonis bis
nach· New Orleans ein Schififnhrts
Canol geschaffen werden kann, der das
ganze Jahr hindurch mindestens 14
Jus-; Wasser auszi:weisen.
OOO
’.- I- sssg ? « ·
: -tII.itk -..l«lc;c.
Ein Throicr iiiisfcf -..t;:cbe:i drin stritt-Irr
Yict,ti·;tncr.
Eines der landschaftlieh interessan
ten Thaler Tirols ist das Sarnthal,
das sich am Fuße des steil abstiirzenden
Felstegels, der die altberiihmte Beste
Runtelstein trägt, nördlich zieht und
durch seine wildromantischen Partien
durch eine gigantische Schlucht, das
vielbesuchte Wanderziel von Malern
und Touristen geworden ist. Mühsam
sucht der tosende weißschäumende Tal
fer den Weg durch die Felswildniß hi
naus nach Vozen vorbei an alten Bur
gen und Schlössern mit ihren mittelal
terlichen Erinnerungen. Alle Reize des
Hochaebirges dränan sich itn unteren
Theile des Sarnthales zusammen:
wildgeformte Felsen epheuumspon
nene Wände, rauschende Sturzbäche,
schwindelerregende Brücken, Burg
ruinen, ernst ausragende Thürme aus
grauer Vorzeit, Tobel an Tobel und
dann wieder lachendes Grün üppiger
Wiesen, Gotteshäuser auf Felslegeln
luftia hinaebaut, wildfchöne Ein
schnitte in die Porphyrformatiom die
richtige Bergromantit mit all’ ihrem
Zauber und ihren Schrecken, wenn die
Wuth der lemente entfacht ist und der
südliche Himmel seine verderbendräu
enden Schleusen öffnet. Der Wanderer
stößt vielfach auf alteErinnerunaen in
diesem herrlichen Thal; im idyllischen
Dorf Sarnthein soll Aeneas Sylvus
Piccolomini. der spätere Papst Pius
der Zweite, wohlbestallter Pfarrer ge
wesen sein, der 1400 die dörsliche
Pfründe mit der Mitra von Siena
Vertauschte und acht Jahre später auf
dem heiligen Stuhl zu Rom das durch
die K inzilbeschliisse zu Basel er schüt
terte päpstliche Ansehen wieder zu befe
s«iaen versuchte Die lFrinnerung an
den Sarner Pfarrerpapst bat die Ve
völleruna ebenso wenia abaebaltc n, im
M. Jahrhundert sich den Wiedertiirt
fern anzuschließen alg die JudifizxL
rang des Irsciier Bauern, der fiir die
neue Lehre den Tod durch das Rad er
litt. Wie der Sarner Polizei-rund er
Ziihlt, ist Andreas Hoer durchaus nicht
in Llfccntua ersch« sien word,en er lrlpt
vielmehr in der soaersannien Sarner
deiarte n wird kosedetto innen weit n
ej Initcest errei h soweit aelom. en sein
wird de s), der Kaiser mit seinen letzten
zwei Soldaten durch den i unterti Tiea
her-einzieht geschlaan von den Wäl
schenl «
m - »—...,« www-»
Die Catner M ävnernt skcl wird ce
riihmt ob ihrer Gröfm Stattlichkcits
Ind der stillaascrtiaen III-me wequ ·
Mundfavl sind die-? »Ja-mer« keincis we s
denn das bat un Jaljrej 293 e ne Sar
ner Deputation sogar dem Kaiser zu
Jnanruck gegenüber bewiesen, als di e
berkulischen Sendbotcn um einen
Staatszufchufi Zum Bau der TRICH
durch einen furchtbaren Wolkenbruch
verwiisketen Straße baten. Der Mo
narch betrachtete sich die Sarncr koch
aefälliq und rieth ihnen, die Bitte
fchrifilich einztsbrinoem Der Sprechcri
der Depntation das hören, auf denKaH
set zugeben und ihm sagen: ,.Scll han—
i schon im Sack, Herr Koafer!« war
Eins, und ehe der nähert-richte Monarch
noch aufguckenkc «, hatte d.r Samt
Jihm das Bittgesuch schon nett-ZW»
Hdie Hände gedrückt. »
;- Der berühmteste Sarnet ist W T II
tdaö Tonele, derWitth am Zoll imSa
inerthah Anton Pircher von Sand« des
:schweigfame, originelle Alte, der seit et
wa zwanzig Jahren am Zoll haust und
ein Kauz sondergleichen geworden ists
Wenn jeder Throler Wirth es gerne
sieht, daß Gäste den vorgesetzten Rsthel
gerne vertilgen, je mehr desto besser, ls
Tonele hält es anders. Wohl verab
reicht er jedem zufprechendenGast einen :«-«;
Halbliter Wein gegen Baarzahlung, -
doch keinen Tropfen mehr! Und Idai
Motin Der hochoriginelleAlte will Feg
lichem Unglück vorbeugen! nachse M
Ansicht ist der Marsch durch M
Schlucht längs der wilden Falser mit
unsicheren Beinen und weinschwerem «
Kopf lebensgesährlich und Tonele will -
keine Schuld an solchem Unglück haben. -
Nach seiner Auffassung kann jeder
wohl eine Halbe Wein »derpacken«,
ohne betrunken zu werden, mehr jedoch
ist vom Uebel und wird unter keinen -
Umständen verabreicht. Möglicherwekfs "
spielt bierin auch der Umstand, daßTo- -
nele’s Weib bei Lebzeiten dem Reben
saft nicht feindlich gesinnt war.
Als wegen des Straßenbanes im
Sarnthal eine Commisssion von Bozen
auch in’s Zollwirthshaus kam und ei
nige Beamte ziemlich herrisch Vom To
nele Wein verlangten, pafste der Kauz
ruhig an seinem turzstieligen Pfeif
chen weiter, verzog aber keine Miene
und lief; die Herren völlig u1!beachtet.
Immer dringender wurde Wein und
Annng Verlang-t, ja dem Alten scharf«
befohlen, aufzutragen, was sich vor
finde in Küche und Keller. Tonele be
trachtete sich den Chef der Commission, "
doch rührte er sich nicht nnd rauchte
ruhig weiter. Die Stuation war ge
radezu kritisch, da verfiel einer der Be
amten auf den richtigen Gedanken, den
Tonele um Wein und Atzung zu er
suchen, statt zu fordern, und augen
blicklich war Toncle jetzt dazu bereit.
Jeder der Herren bekam feinen Halb
liter Wein und eine getrocknet-: Wurst,
nur der Cbef erbielt nichts. Wiithend
brauste dieser aus, drohte mit Anzeige,
lsonzessionsentiua und deraleichen.
Tonele aber blieb fteinruhig und sagte
dem aestrenaen Herrn gelassen its-Z Ge
sicht: ,,Thu’, was Du magst, Du kriegst
nir!« Alles Zureden blieb vergeblich
und der Commissionschef weinlos.
Noch schöner war die Situation in
defi, als die Kronprinzeisin Wittwe
einmal auch in’s romantisxhe Sarnthal
kam und mit ihrer Begleitung bei To
nele um Wein UndBier vorsvrach Weil
darum höflich ersucht wurde, brach
te Tonele bereitwillig. doch wie immer
wortkarg das Gewünfchte, fiir die Erz
berzoain genau so ein Halbliter wie siir
die lfziofdamen und den bealeitenden
Cavalier. Der lachenden Mundes vor
aebracbte Protest iiber das zu große
Quantmn hatte nicht diegerinafteWir
knna, Tonele erklärte, im schönsten
Sarner Deutsch, daf; die Meibele die
Halb-e schon «derraelen« wiirden, mehr
aåibe es auf keinen Fall. A"f die Mit
tbeilnng des boflaleiem das-: die blonde
Dame die lironprinzeffin - Wittwe
fei, reaairte Tonele absolut nicht,
dampite aus seiner Pfeife ruhig wei
ter. bis die bobe Frau m zahlen
wiinscikte Sie reichte dem Alten eine
Fiinfaulden - Note mit dem Ven:erlen,
das-: er den Rest fin sich beixalten könne.
Gelassen, aber sehr bestimmt verwei
Ferte Tonele die Annahme des (5eldge
schenke-A berechnete die Zeche altge
nrrhnt wie iiir Jedermann und zählte
den Rest auf den Tisch mit den Wor
ten: »J; dank siir die Zech’ —-—-— kauf Dir
a einiges lilriadl«
stirii ed dieser Ilenfzerura verdutzt,
las-Jst irwolrl die holjie Frau wie ihre Be
oleitxirzz k:e:«;lis::«) til-er diese T«J:’s:-.l)nung
?- i«i«i«te, der die ausziesxhniitene
Zuerst-e der ist-Pier- Jrsu fiir einen --«—-Klei
detNakirel gel·c«c11.
Tie wenigen III-a.1:-l)iis-xl:el cui Tone
leis iis7.ressa:ite::1 Los-s sind Vätqu weiß
er Irr-sperr, txscfx der VI te ist schi gleich
akksichiis trat-. des asivirbfxnsn Ver
krt T- ers-i irr iiissxenSIrntIalsr Straße
Oh er sefn «;-’i«in:ip der wacsgabe
srksr eEner Salbe Welt-. aule in Tit-.- neuen
Jst-US in Reiche-i »er- neueu Instit-MS
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r:s:-.c.!,t Waisen w.r.)«.
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Verratlnsn.
Muhm- : ,,TPoit dem Tod-: meines
Mem-«- suche M- vctgebtich mde einem
Trost !«
st:.st-k-k: »Ich wüßte len einen »!
Musik«-« »Wie- aLt ist et ?«
s- — ---—--. --.--—·«—---s-—
Aus der Schule.
Lekirerx »Was Ist Ei für ein Wort?«
Schüler-: »Ein .Lm1mtlvot«t,«
Lebt-er : »Welches Geschlecht ?«
Ställen »Ide! moas mer no net,
bis es aus-krochen is !«