Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, May 08, 1896, Sonntags-Blatt., Image 14

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    Justizdflege iu Mannen
n dern Lande der Spielhöhlen, dem
Reiche des Gatten der verwittweten
Oerzogin von Richelieu, gebotnen Hei
de, hat sich ein empörender Fall von
Mißbrauch der Justiz zugetragen. Es
wird hierüber aus Brüssel Folgendes
berichtet: »Ein Sensationsprozeß, in
welchem auch der Name des Fürsten
von Monaco vielfach genannt wurde«
hat dieser Tage vor dem Appellations
gerichtshofe zu Lüttich seinen Abschluß
gefunden. Jm Jahre 1890 lernte der
ehemalige Bankier Eckhard Müller,
Besitzer ungezählter Millionen, welcher
sich nach seiner Berheirathung mit der
Enkelin des ehemaligen Ministers un
ter dem zweiten Kaiserreiche, Fould,
den Namen Fould als zweiten Fami
liennamen beilegte, eine schöne Schwei
zerin, Namens Lucie Dick, in Nizza
tennen.
Müller-Fould, welcher seit einigen
Jahren Wittwer war, engagirte die
schöne, aber vermögenslose Genferin
als Gouvernante seiner Kinder, machte
’ sie aber bald zu seiner Geliebten, ob
wohl er an der Grenze des Greisenal
ters stand, während Fräulein Dick erst
achtzehn Frühlinge zählte. Nach einiger
Zeit fand die junge Schweizerin an dem
alten Bankier keinen Gefallen mehr, sie
verließ ihn im Sommer 1893 und be
gab sich mit ihrer Mutter in ihre Hei
mathstadt Genf zurück. Vergebens
machte Müller-Fould alle möglichen
Anstrengungem um Fräulein Dict zur
Rückkehr in fein Haus zu bewegen. Er
llegte ihr seine Millionen zu Füßen und
versprach ihr sogar die Heirath. Aber
Alles blieb fruchtlos. Als er sah, daß
sittliches Zureden nichs nähte, beschloß
er, Gewalt anzuwenden.
Jn Folge seiner Heirath mit Fräu
lein Fould war er ein Verwandter der
Fürstin Alice von Monaco, gebotene
Furtado-Heine, und er verstand es
meisterhaft, diese Verwandtschaft sür
die Befriedigung seiner Rache an Lu
rie Dick auszuniitzen Er machte eine
Strafanzeige gegen die Letztere und ihre
Mutter, wonach sie ihm angeblich Geld
nnd »wichtige Dokumente« gestohlen
hätten und da die Regierung von Mo
naeo intervenirte, wurden die beiden
grauen hintereinander in Geni, Vern,
iirich Und Basel verhaftet, dann aber,
obwohl die Strafanzeige sich als unbe
riindet erwies, auf Betreiben Mill
er-Fould’s aus einem Canton nach
dem anderen ansgewiesen. Wohin sie
sieh seit zwei Jahren wenden wollten«
traf sie immer dasselbe Schicksal.
Nach einer langen Odyssee gelangten
Frau Dick und ihre Tochter im De
zember 1895 nach Lüttich, wo. sie sich
unter falschem Namen verborgen hiel
ten, um den Nachstellungen ihres rach
süchtigen Versolgers zu entgehen. Aller
Existenzmittel bar,suchte Fräulein Dick
eine Gouvernantenstelle, als sie von
den Spinnen, die ihr ehemaliger Gön
ner ihr auf Schritt und Tritt nach
fandte, entdeckt wurde. Kaum war das
geschehen, so traf in Brüssel schon ein
telegraphisches Auslieferungsbegehren
der Regiernng von Monan ein. Die
beiden ungliicklichen Frauen wurden
trotz ihres Proteftes verhaftet und wä
ren beinahe zwischen zwei Gensdarmen
nach Monaro in die Gewalt Müller
zouws gebracht worden, wenn sich die
lgifche Preis e nicht der Angelegenheit
bemächtigt hätte
Die Brüsseler und Liitticher Blätter
deckten den aanzen Standal auf, die
hervvzragendsten Advoiaten des Lut
ticher Barreaus nahmen sich der Ver
folgten an und wiesen in offener Ge
richtsverhandlung nach, daß Müller
Fould nur eine persönliche Rache gegen
eine Geliebte anstrebe. die ihn ver
schmähte. Die mitgebrachten Griinde
waren so triftig, dasi der Liltticher Ge
richtshof die Auslieferung verwei
gerte, und zwar mit einer Motiviruna,
welche weder fiir Müller-Fould noch
fär die Regierung von Monaco, die ein
" fach als seineHelfershelferin hingestellt
» v wurde, schmeichelt-oft lautete. Die bei
den Frauen wurden nunmehr endlich
is« freigelassen
l Die Sache wird aber noch ein dop
pelte-L fiir Müller-Fould recht unan
» .- hmes Nachspiel haben, denn« die
’- ischeRegiernng fordert jetzt von der
. .. - trug von Monaco die Bestrafung
, »des- alten Gecken wegen falscher Zeugen
Ittksage und Jrrefiihrung derBethden,
«-.,Jpöhtend die in Frankreich sehr ange
« e Familie Fould denselben wegen
« ’ stxpatron ihres Namens verklagt
Moltkc in Bezug auf ist-di
Aus der jetzt von der kriegsgeschicht
lichen Abtbeilung des großen deutschen
Meralstabö her-ausgegebenen Militä
Uschm Cattespondenz Moltke’s bezüg
Iicky des Krieges von 1866 ist eines der
Wichtigste-I Stücke, der Entwurf
MO Doppelktiegeö gegen Oestetreich
M Frankreich, bereits vollständig mit
« It worden. Aber die Sammlung
enthält auch viele andere höchst wich
tig« geschichtliche Aufschluss-.
l— 1
Schon seit dem Jahre 1860 sehen
wir den großen Strategen in Denk
kschriften mit dem etwaigen Aufmarsch
der preußischen Armee gegenOesterreich
ibeschäftigL Moltkeistand also längst
F im vollständigen geistigenEinvernebmkn
; mit Bist-starrt der eine triegerische Aus
einandersetzung Preußan mit Oester
reich als unentbehrliche Einleitung zu
einem neuen deutschen Einigungswerte
betrachtete und seine liebe Noth hatte,
um den zwar tapferen und entschlusz
kräftigen, aber in Legitimations-Vor
urtheilen aufgewachsenen König Wil
helm I. für seine gewaltigen Pläne,
worunter auch die Rebellion gegen den
Bundestag, zu gewinnen.
Jm Winter 1865—6r3 entwirft
Moltke die Kriegsoperation gegen Oe
sterreich; im März 1866 den Vertrag
behufs des Bündnisses mit Italien.
Bewundernswerth behält er alle politi
schen Combinationen stets im Auge
und paßt ihnen die militiirischen Maß
regeln an; mit Einem Blick umfaßt er
die ganze Weltlage, und mit genialer
Klarheit kennzeichnet er die Folgen und
Entschlusse, die sie auferlegt.
Die Vorbereitungen auf den Krieg
von 1866 umfassen 52 Schriften von
der Hand Moltte’s; 67 gehören der
Periode der Mobilmachung und dem
Aufmarsche an; auf den Gang des
Krieges in Böhmen beziehen sich 85,
auf den Feldzug in Westdeutschland ge
gen die siiddeutschenStaaten 100Num
mern; die Zeit der Friedengoerhand
lungen erhöht die Gesammtsumme auf
304 Nummern.
Aber aus den «Einschaltungen der
lriegsgeschichtlichen Adtheilung des
Generalstabs zu den Schriftftiiclen
Moltke’ö sieht man zugleich, mit wel
cher Einsicht und Umsicht der Kö
n i g und nachmaliger Kaiser W i l -
helm l. die in allem Wesentlichen
von ihm befolgten Vorschläge seines
großen Feldherrn aufnahm. So fin
det sich zu einer Denkschrift Moltte’g
vom Z. April 1866 folgender Nachtrag:
»Die Möglichkeit der Theilnahme
Bayern-s am Kriege auf Seite Defin
reichö im Verein mit den vom General
v. Moltle am Z. April aufgestellten
Berechnungen hatte bei Sr. Maj. dem
Könige Bedenken an der genügenden
Stärke der preußischen Streitträfte
hervorgerufen, welchen Allerhöchstder
selbe in einem Handschreiben an den
Kriegsminifter Ausdruck gab."
Eine Abschrift dieser Aeußerungen
des Königs übersandte der Krieg-IMM
iier Roon am 5. Avril an Moltte
Diese Kritik von des Königs Hand lau
tete wörlich so:
»Seht unangenehm bin Jch beriibrl
durch die bayrifche Schwentung, die«
wenn auch nur Wörttemberg hinzu
tritt, faft 100,000 Mann mehr gegen
uns, alliirt mit Oesterreich, entgegen
stellen wird. d. h. wir müssen nun auck
das 7. Corps gegen Süden disponibel
haben, wodurch also unsere data-Mott
te berechnete gleiche Stärke in Böhmen.
wenn das 7. und 8. Corps mit bekan
gezogen würde, um 60,000 Mann ver
mindert wird, welche wir jenen 100,
000 Mann im Süden nur entgegen
stellen lönnen.'
Doch durch das Böndniß Preußenä
mit Italien, auf das der König trotz
seiner anfänglichen Bedenken gegen den
,,revolution«a·ren Ursprung« des König
reichs Italien einging, wurde bewirkt
daß Oesterreich einen wesentlichenTheil
seiner Truppen in Italien verwenden
mußte, und so wurde die österreichische
Uebermacht in Böhmen rechtzeitig ver
ringert. .
Freilich hatte Moltte mit seinem ita
lienis«.aen Collegen, dem dortigen Ge
neralstabschef L a m a r m o r a seine
liebe Noth. Der schwachmüthige Feld
zugsplan des Italieners, der statt ei
nes kühnen Angriffs nur eine Beine-er
ung des österreichischen Festungsvier
ecks Mantua-Peschiera-Verona-Leas
nago vorhatte, gefiel Moltte ganz unt
gar nicht, und am 15. Juni 1866
schrieb Moltle noch von Berlin aus an
seinen Bevollmächtigten in Italien,
Bernhatdi. Folgendes-:
. . . »Mit Bedauern ersehe ich, daß
wir von einer italienischen Coopeeatior
wenig zu hoffen haben. Es ist aus
fallend, daß man sich in Florenz ider
damaligen Hauptstadt Italiens-) bat-Zi
ber täuschen sollte, wie das Festung3
viereck gewiß leichter zu gewinnen ist
indem man die Oesterteicher im freier
Felde schlägt, als indem man die Fe
stungen belagert. Dies letztere Unter
nehmen iann Monate, ja Jahre dauern
ohne zum Ziel zu führen. Das Votrii
cken auf Padua schneidet dem Gegne1
die Lebende-der durch. Er ist genöthigt
herauszuttetem schon weil er nichts zt
leben hat. Allein auch ganz abgeseher
von diesen naheliegenden Betrachtun
gen und vorausgesetzt, daß das iesen
wert einer Belagerung von antu(
oder Beeona mit dem kaum glaubtichet
Etsol getrönt wird —- hat man dem
detge en, daß Oestmeich zur Seit det
ersten französischen Katserretchz scho
viel weiter zurückgedrängt war, alt
die-I des Fall sein würde. wenn es jeh«
—l
(
Venetien verliert, und daß Oesterreich
dennoch talien aufs Neue unter sein
Joch zu ugen wußte? Sieht man
am Arno nicht ein, daß nur eine we
sentliche Schwächung des Kaiserstaates
die Möglichkeit gewährt, eine Erober
ung, selbst wenn sie gemacht wird dann
auch zu behaupten? Meine Hoffnung
ist, daß König Viktor Emanuel, welcher
selbst Staatsmann und Soldat ist, die
Dinge anders auffaßt, als Lamarnrora
und noch iin legten entscheidenden Au
genblick sein schönes und zahlreiches
Heer durch die Polesina vorführt, die
wichtigste Verbindung des -Festunas
vierecks durchschneidet, Venedig von der
Land- und Seefeite umfaßt und gegen
das Herz des österreichischen Staates
vordringt.«
So schrieb Moltlc am 15· Juni 1866.
Doch troy aller Vorstellungen Bernar
di’s handelte Lamarmora in frevel
haft thörichter Weise. Und König Vic
tor EmanueL ein beldenmütltiger Sol
dat. aber tein Feldberr, ließ seinen Ge
neralsiabschef gewähren. Die den öster
reichischen Tuvpen in Italien an Zahl
weit überlegenen italienischen Streit
träfte wurden aufs elendeste verzettelt,
So tam es, daß Larnarmora nicht ein
mal die Hälfte seines Heeres beisammen
hatte als er am 23. Juni den Mincio
uberschritt, und daß am nächsten Tages
diese Truvpen trotz ibrer tapferen Ge
aentoehr von den Oesterreichern unteJ
Erzberzog Albrecht bei Custozza völlig
geschlagen wurden.
Ganz anders gestaltete sich der Krieg
in Böhmen und Süddeutichland, da!
dort Alles nach Moltte’5 Plänen ging. ;
Und die aeivaltige Siegesschlacht bei
Königarätz ani 3. Juli 1866 löschte die
lehte Spur des Eindrucks Von Custozia ;
aus. Auch der arn 20. Juli jenes Jah
res von der österreichischen Krienglotte
unter Tegetboff über die italienische;
unter Persona bei der dalrnatischen
Jnsel Lissa im adriatiichen Meere er
rungene große Seesrea vermochte Vene
tien nicht mehr für Oesterreich zu erhal
ten. Wohl aber haben Custozza und
Lifsa einen großen moralischen Werth
siir Oefterreich, indem sie trotz seiner
auf anderen Kriegsschaupliitzen erlitte
nen furchtbaren Niederlagen seine Waf
fenehre vollständig retteten.
Durch den Gegensatz zwischen den
schweren Niederlagen des oerbiindeten
Italien, das nicht auf Moltte hörte
und den fortgesetzten gleichzeitigen ge
waltigen Siegen Preußeng nach Malt
ke’s Plänen tritt die Größe des deut
gchån Feldberrn in ein noch heiteres
i -t
o-- ow
Anblicks-schändlich
Karl von Stangen erzählt in seiner
«Reiie- nnd Verledriszeitnng« von ei
nem Abend in einem Dinkendoes ans der
Höhe des Libanon u. a. Folgendes: In
dein Hause, in dem ich die Brautang
itattnnq eines Drusenmädchens besichtigt
hatte, wurde ich zum Essen eingeladen
Jn dein Zimmer—ivenn man eine Walz
nnng rnit kahlen Ledtntvänden, in di«
das Licht durch eine niedrige Tdiir und
einige einfache, in der Wand angebrach
te Löcher dringt, als Zimmer bezeichnen
willwtonrde ein Strohteppich auigelegt,
nnd man forderte mich ani, nnch dort
niederzulassen An meiner linken Seite
saß die Btaiit, an meiner rechten ein«
andere Drusenfran und weiterhin im
Kreise, selbstredend sei-amtlich mit nn
terichlagenen Beinen, verschiedene Mein
ner nnd Frauen, bunt durcheinander
Nach einer kleinen Weile erschien ein jun
ges Drnsentnadchen und brachte eine
große hölzerne Schüssel, in der sich emi
Art Eierinchen besond, nnd setzte diese
Schüssel in die Mitte des Kreise-. Ich
muß hier bemerken, daß die Drusenitan
en und Madchen sich nicht, wie die Mo
baniedanerinnen, verschleiern. Sie tra
aen zwar ein weißes Tuch über dem
Kapi, das sie aus der Straße, wenn man
ihnen begegnet, etwas vor den Mund
halten, aber im Hause legen sie diese
«Hiil1e, anch wenn Männer zugegen sind.
vollständig ab. So hatte ich auch yiei
Gelegenheh die nicht nnschönen Züge
der santrntiichen Frauen nnd Mädchen
bewundern zu könne-. Die Braut gnss
zuerst nach der in der hölzernen Schiii
set befindlichen Speise, indem sie ein
Stück von dem Eier-suchen abbrach, die
iea in einen Nads saurer Milch taucht
nnd dann zum Munde führte. Ihrem
Beispiele solgte die ganze Gesellschaft
nnd so mußte auch ich mich bequemer-,
in derselben Weise das mir gebotene Ge
. richt einzunehmen Die Unterhaltunn
wurde in arabischer Sprache geistig-u
s nnd ich konnte ihr nicht in allen Theilen
, folgen. Aber das, was ich von all ten
naiven Bemerkungen über die Braut
nnd deren zukünftige Ehe verstand, war
- doch sehr erbeiternd für mich nnd verseh
- te mich in die beste Laune
Als Alles lachte nnd scherzte, benmf
te ich jedoch, daß sich die neben niir be
findliche Braut mit ihren Händen in
meiner Ueberroctnsche zu schaffen mach
te. Ich hatte meinen Uebereocksest za
getnsönstz dies war and Vorsicht gesche
hen, mit ich damit auch meinen Geld
I " 's
beutel und meine Uhr in Sicherheit ges
bracht baden woqtr. Als ich nun die sei
ne Band der Braut in meiner Ueberziebs
ertasche bemerkte, mußte ich erst wahr
nehmen, wie wobl ich daran gethan hat
te, die bei inir befindlichen Habe etwas
sicher zu stellen. Bei der seindlichen Ge
sinnung, die die Drusen gegen die Chri
sten seder Zeit haben, hielt ich es für
zweckmäßig, die Braut in meiner Tasche
nach Herzenslust wühlen zu lassen, uni
somebr, als ich nur ein Sacktuch und
meinen Kneiser bineingesteckt hatte. Es
wäre auch schade gewesen· der angeneb
meii Unterhaltung dadurch Abbruch zu
thun, daß ich nor allen Gästen die Braut
eines Diebstabls beschuldigt hatte. Jch
wartete nur noch den geeigneten Zeit
punkt ab, uni mich aus dem gastfreund
lichen Hause entfernen zu können. Selbst
redend batte ich vorbei-, wie es iin Ori»
ent bei solchen Angelegenheiten iininer
üblich ist, für die Hausfrau einen ent
sprechenden Backsisch, bestehend in einem
Goldstück, zurückgelassen
Erst ani anderm Morgen ließ ich mir
durch einen meiner Diener den Scheich
des Doiseii kommen nnd theilte ibni mit,
na; mir begegnet war, indem ich ibn
aussarderte, mir die von der liebenswür
digen Braut gestohlenen Gegenstände so
fort wieder zu verschaffen, widrigeiiialles
ich dem Pascha in Daniaslus von dem
Vorfalle Meldung machen würde. Lb
wohl der Werth der Gegenstände seht
gering war, mußte ich dies doch aus dem
Grunde thun, weil die Bewohner dee
Dorfes sonst in dein Geselebenen in der
That eine erlaubte Sache gesehen haben
und leicht zu Wiederholungen bei ande
ren Reisenden geneigt gewesen sein wiir
den. Da die Drusen die Einmischung
des Paschas wenig lieben, aus Furcht
vor rober Behandlung durch Polizeisol
baten, so verstand sich auch der Scheich
dazu, mir die Sachen sofort wieder zu
verschassen. Für mein Quartier und die
mir von dem Scheich erwiesene Gast
sreundschaft wurde von mir ebenfalls
reichlicher Backfisch verabsolgt. Ich hat
te noch die Freude, daß gerade, als ich
mich auf meinen Gaul schwang, die Son
ne durch die Wollen brach und die gan
ze Gegend freundlich bekeuchiete Mit ei
neni »Ma assalanie« begrüßte ich die
Beim-limi- des Dorfes, die sich auch bei
meiner Weiter-reife zahlreich angesam
melt batten und selbst die steiindliche
Braut, die in dein Verfahren, wie es
ichsen, nichts Ungeirolintirbes erkannt
hatte-, fand sich zum Abschiede noch
ein und reichte inir ebenialls ibre mit
meiner Tasche wohl vertraute Hand.
Anslqndtfches.
WDie kirchliche Trauung des Majors
Mac Mal-on Sohn des ehemaligen Prä
sidenten der französieben Rein-blick, mit
der Prinzessin Margnerite d’Oi-leang,
Tochter des Herzogs von Chartreey
wird ant W. April ans dem Schlosse des
Heringe von Auniale in Chamin in
der Schloßtapelle stattfinden.
—- Mer das Glück bot. führt die
Braut beim. AnftralischeBlätter berich
ten über das seltsame Glück eines jun
aen Deutschen Er befand sich var acht
zebn Monaten in Adelaidr. Da er abso
tut leine Arbeit sinden konnte, schniugi
qelte et sich als Freipassagier auf einem
nach West-Australien fegelnden Tampser
ein und landete, mit baaren 7 S. bewaff«v
net« in Freentanilr. Von dort zog er auf
die Goldfelder, wo es ibm trotz seiner
nicht eben aroßen Kenntnisse, gelanq, so
e·giebiae Goldadern zu finden. daß er
ein-n Grubenanspruch kürzlich an ein
enqlisches Synditat für stotmsw ver
"aifen konnte. Für einen andeien Lin
sprach sind ihcn MOPOO geboten worden.
— Folaender erieliütternder Vorfall
wird ans Neverb gemeldet: Die Nach
barn des vensionirten 70 jährigen
Brieitröaera Franeoid Manier, unru
hig darüber, ibn ieii einigen Tatzen nicht
»geieben zu haben, dranaen in feine Wob
Jnnng nnd fanden den Unglückliaien, vor
ieinetn Stuhl inieend. vor. Marlier war
splöplich einem Schlaganfall erlegen. Das
Schrecklichfte on der Sache ist, daß seine
-61iitbrige Fran, die völlig gelähmt war
und das Bett nicht verlassen konnte, drei
Tage obne Nahrung neben dein Leichna
me batte zubringen müssen. Sie starb
kurz darauf in Folge der ansaestandenen
lmoralischen und physischen Qualen.
Dem »Best» Lloyd« wird iiber
E folgenden eigentlyünilichen Vorfall be
krichtetUJn der nächst Szerench geleae
Ins-n Gemeinde Ratla wollte sich dieser
xTaqe die Frau eines dortigen woblha
, bei den Landwirthes zu einer Bisse-unten
Eint Dorfe begeben und legte deshalb in
s ten Pelztrck an. Plötzlich fühlte sie aber
I am Rücken einen Riß, woraus sie mit et
snem gellenden Auflchrei den Pelz von sich
Iwatf: nun naan sie mit Entsetzen wahr,
xdaß sich in demselben eine Maus einge
snistet hatte. Beim Anblick des grauen
Thieres-end stürzte die zu Tode erschr
ckene Fqu bewußtlos zu Boden. Später
sammelte sie sich wohl, sie wurde aber
von hochgradigem Fieber befallen und
Manteler nnausgesept von Mänfecn,
J J
die an ihrem Körper nagen. Der zu
Rathe gezoaeue Arzt bemühte sich, der
Armen die Phantasiebilder zu vertreiben,
Alles aver blieb oergeblsch. Das Fieber
fteigerte sich fortwähqu Plötzlich rief
die Frau entfent aus, eine Maus babe
ihr das Herz entzwei gebissen: in diesem
Momente fiel sie hin und blieb todt.
—- Eln altes fchtveizerifches Krieae
gebet, ohne bekannten Verfasser und Da
tum, wtrd von Professor Hiliu in Beut
in neuen ,,Politifchen Jahrbuch« mitge
theilt. Ddsis Gebet lautet: —
,.Lasset üs abermal bätta
Für usre Statt und file-ta
Für stire Kuh nnd Geifm
Fsk üste Wittwa und Waisa,
Jus We Roß und Minder,
Für tsssk ka und Kinder,
Fllt tust HØZIVen und bahnen
Fllk üfkc nknrl med Vsqnna,
Für iifre Ganz- und Enta,
FUT üjte Obkiften und Reaenta.
Wenn dkk blutige Krieg weti cho,
So Wcllktl tvfk ils weht-a
Und m Mstm (nirgends) dura lo.«
: —- Ein dem Schnapeirunke ergebener
joerlieiratbeter Mann Namens» Jerbl
Haar unlängft in Breitenbach in der
Schweiz nor Gericht, wohin er tueaen
Nenetenz in der Bezahlung seines Hans
zinfeg geladen war. In angetrnntenein
Zustande bezeugt-kehrt nahm er ein Ge
weltr, zielte auf den Hauseigenthümer
Eberbard, einen arbeitfanien, braven
Familienvaier non 50 Jahren, der auf
dein nahen Acker beschäftigt war. und
tchofi den lkannlofen Mann zu Boden
Die Tochter eilte bülferufeud herbei. und
ebe sie noch die Stätte erreichen konnte,
fiel sie ebenfalls, von einein Schuß in
das Herz getroffen, zur Erde. Aber noch
sollten die Opfer nicht genug fein. Die
Mutter eilte hinzu und wurde durch ei
nen dritten Schuß tn den Kopf getroffen
Der Mörder wurde verhaftet.
—- Jn Mitnchwetler betsllsenz ist eine
Nachricht eingetroffen die den ganzen
Ort in nicht geringe Ansreaung versrtzi
bat. Es wurde nämlich dein dortigen
Biirgermeistrrauit von Paris aus mit
netbeilt. daß ein irrt deutsch französischen
Krieg gesonnen genommener Soldat von
der französischen Behörde nach seiner
Heimntb zurückbesördert werden würde.
Der Mann beith Jakob Schneider, wur
de bei Lrleans verwundet und später
von der deutschen Behörde als verschol
lert erklärt. Wie es gekommen sein man,
daß Schneider setzt erst, nach läuaer als
siinsundzwanzia Jahren, seine Rückkehr
bewerkstelligen kann, starrt noch weiterer
Aufklärung Die Frau des angeblich
Verschollenen bat sich im Jahre 1879
wieder mit einem Herrn Santer verbei.
ratbet, und aus dieser Ehe sind niedrer
Kinder hervorgegangen Außerdem ist
das Vermögen des Schneider nach ge
richtlitbeni Beschluß seinen Verwandten
überwiesen worden« die es nun jedenfalls
wieder herausgeben müssen. Wie sich
die Ebeverbältnisse entwirren- werden,
ist gar nichtabzuseben
—- Der »Rhein. Eour.« erröblt sol
gende kleine Geschichte: »Der Dorsschul
monarch Jerernias Buckel war eines
Tages gerade damit beschäftigt, den Ho
senboden eines seiner Zögliuge mit ei:
nein srisch geschnittenen hasetstocke zu be
arbeiten, als der renidirende Schulius
spcttor in das Schulzirnrner trat. Basel
ließ sich durch die Anwesenheit seines
Vorgesetzten durchaus nicht irre machen.
sondern tlopste energisch weiter, bis ihm
der Arm zu ertahinen schien. Dann riß
er den beutendeu Jungen von der höl
zernen Prügelottontane herunter und
steckte ihn rnit den Worten- .,So, Du
nichtsnuytger Bengel; seht geb’ zu Dei
ner Mutter und sag’ ihr, was Du wie—
der einmal sür Keite gekriegt hast i« zur
Tbtir hinaus. Der Herr Schutinspet
tor war zunächst ganz starr über dii
Ungenirtbeit, niit welcher sich der sonst
so pstichtbewußte Backet einer Ueber
schrettuug des schutmeistertichen Züchtii
gungsrechteö gerade in seiner Gegenwart
schuldig gemacht hatte. »Was soll denri
nun werden« Herr Kollege«, sragte er
endlich ärgerlich, »wenn die Mutter dee
Jungen sich bei mir über Sie beschwert?«·
—-—» Rausschrneißem Herr Juspestor!«
reptizirt Buckel takonisch.—— ,So! Und
weun nachher der Vater kommt, was
dann ?«--»Ob, da seien Sie unbesorgt,
Herr Jnsnettor, der kommt nicht!«—
»Wober wissen Sie das so genau? —,,Je
nun, Herr Jnspettor, der Vater ven dein
Beweis-bin ich!«
-—-— Ein Zigenneemäbchem Mane Sy
pos, das sich in Wien durch einen
Sprung aus dem Fenster zu tödten ver
suchte, hat durch die Akt nnd Weise-, wie
sie ihren Selbst-now inszenitte, der w
mantiichen Tradition ihres Stamme-e al
le Ehre gemacht Die Vorgefchichte ist
einfach. Das Wiöhrige Mädchen sont
auf den Rath einer hier anfässigen Freun
din nach Wien und erhielt durch deren
Vermittelung auch batd einen Dienst
span Anfangs fleißig und diensteifrig«
änderte sie in lekteeee Zeit III-»sich th
Benehmen. Daten war ein schöner jun
er Mann schuld, den die Snpoe m des
Scham-Einde einem Vergnügt-usle
kale der Leopoldsiadt, kennen Helena
hatte. Sie trat zu ibni in iniime Bezieh
ung; aber das Verhältnis war nur von
kurzer Dauer. Der Mann, in den das
Mädchen wahnsinnig verliebt war. moch
ie dem Verliöliniß durch seine Abreise
ein Ende. Da beschloß die jnnae Zigeu
nerin zn sterben. Anfangs wollte sie den
Tod in den Wellen der Donau suchen,
damit, wie sie der Freundin gegenüber
äußerte-, ihr Leichnam im Heiinaiblnnde
an das Ufer gesvüli werde! Von diesem
Entschan ab.xebracht, gab sich due ver
inssene Mädchen ganz einer veriräuniien
Melanchol e dir-, so daß ihr der Arzt ih
rer Dienstgeberin den Rath gab, Wien
in verlassen, um auf andere Gedanken
zi kommen. llni 3 lldr früh erhob sich
Sonn-) vier ihrem Lager, leele ein wei
ßes Kleid, schwarze Lacfhaldschnde und
weiße Handschuhe nn. Ins Haar steckte
sie roibe Blumen. So bräunlich se
schiniickt, sprang sie auss- einem Gan-riesi
sisr des zweiien Stockwerles nnd blieb
bewußtlos schwer verwundet liegen. Die
Aerzie der Reitiingegesellschast mußten
erst die Blumen aus dein Haar der Sy
pJg entfernen, nm ihr einen Vcrband
a ilegen zn können.
4
i
Yaminsittifscyeekf
Die nnappetitliche Medizin.
Tonar: »Nun« Frau Flor-nein haben
Ihnen die Blutegel geholfen, die ich
Ihnen verardnete?«
Patienttn : »Mi, Herr Doktor-, ich
hab se gelacht, ich hab se gebraten, aber
rnnter kriegen k- nnte ich ie nich !««
sp» »-....- ..,»--..
lliivoriichtig.
Levy (dek soeben von der Jagd zit
riketxxelehrt ist i : ,,-3arah, bin ich er
schrocken: ini Wald geht beim Mist-I
mei’ Gewehr los !«
Sarab: »Was gehst De anier auch
mit ’em Gewehr ans die Jagd W «
—-...... M —-«
R o in a n ft i l.
Elvira, die eben fticltr. blickte
von ihrer Arbeit ani. n i ckste dem
Grafen zit, z e rd r üibt e eine Tbräne
und schickte unterdrückte Seuf
zer zum Himmel anf.
-- --—- OOO -«-s—
Ganz was Anderes.
Nachbarin tin ihrem Nachbar, der
gerade mit ieineni Weibe gestritten hat):
»O, ich kann Jhnen glauben, wie arg
das ist, lieber Herr Nachbar-, ich bin
doch auch verheirathet ——«
Nachbar: »Ach was, Sie find niit
einein Mann verheirathct —- ich aber
init einer Fran.«
-»—..s ...«« » — .«.- ..---.«..—.-—-...
Stil.
Cirerane lin«Nürnberg): »Ja den
alten Rathhanesaal niiiffen Sie geh’n ;
der ist gar schön !«
Fremden »Was für Ztil ?«
Cicerone (aerblüfft): «Nahrsti«tl)l’
glaub’ ich !«
Sonderbarer Vorzug.
»Mein Fräulein, ich liebe Sie wahn
finnia.«
»O —- gehen Sie, Sie haben schon
Viele geliebt !«
»Ja — aber nicht wahnsinnig.«
Mys
Eiii ehrqeiziger Dieb«
Richter Un einem alten Einbrecher) :
»Ich freute mich schon, daß Sie Ihr
fehöndliehes Gewerbe aufgegeben, und
niin haben Sie sich wieder an einein
Diebstahl betheiligt !«
Dieb: ,,Ach, Herr Richter-, das ivar
eiti so schwieriger Fall, daß sie eine
C a p a citat dazu beiziehen mustern
Beini Kollegium.
Professor-: »Herr Kandibat, Sie
schweigen, ietzt Sie meine Frage in
Verlegenhett ?«
Student: »Im GegentbeiL die Fraae
ist niir ganz klar, nur die Antwort gibt
mir zu denken«
Nicht immer.
» A·: »Man sagt, vie Frauen wären
iiir alle Schnieicheieien sehe empfänglich,
aber das iii nicht immer wahr.«
B. : «Wie so denn Y«
A. : »Ich sagte bei-F meiner Frau,
iie wäre so hübsch, daß sie iein neues
Kleid brauchte-, aber sie wollte inir diese
Schmeichelei nicht glaub-«n.«
Zu viel verlangt.
Sie (nite chuette): «Vetgiß nicht,
Eniii. übermorgen ist mein Geburts
iag i«
Er: »Deinen Geburtstag foll
ich mir merken, dabei aber ver
gessen, wie alt Dn bist !«
» W .. -.-, .
Absichtliches Mißverständ
niß.
»Motgen, Fräulein Louiie, reife ich
auf einen Monat nach dein Süden.
Werden Sie inie bis dahin auch ein
schönes Andenken bewahren?«
»Gewiß. sue Baron — geben Sie
es nur her i«