Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, April 26, 1896, Page 6, Image 6

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    esrr Herr is zweiten Stark
Der verwittwrie Rentier Brind
neann hatte eben fein Nachmittags
schliisfchen beendet und saß mit feinem
bwhiibschen Æterchen Mit-he ver
tzniitzt «bei’1n Kniffer.
»Weißt Du, Kät«he," meinte Herr
Brinckmiann, sinloem er noch ein Stück
gefchmierte Schrippe in feinen Kassee
nichte, »e§ trat doch eine sehr vernünf
tige Jdee svon mir, daß ich mir das
haus gelaW hckbr. Es versinft sich
gut, tvir wohnen sehr häldfch hier in
der ersten Etatgn met- meine Miether
sind wirklich lscruter nette, liebe
Leute«
»Bi§ auf die Wittwe aus der Brit-«
ten-Glase, das ist eine garstig-: Person«
»Gansiig? Nun höre mal, ein ganz;
Mitbes-, propperes Frauchen ist esp,l
troir ihrer dreißig dlder fünfundbreißigz
Ichqu , · » (
»Wer-ges ist sie mindestens. Und;
doch macht sie allen Männern verliebte
Wogen! Dir auch, Papst«
»Sieh, sieh. mein Kind, das half
ich noch gar nicht ’mal bemerkt. Muß
doch-das nächste Mal auspassen . . . .«
«Wozu denn, Pupa? Achse lieber
auf unsere anderen Mir-then das sind
viel nettere Menschen«
«Natiiirlich, namentlich Der Herr in
M zweiten Stock. sDer Herr Beru
meisters Was? Käthe?«
»Was Du immer mit dem Bau
meister hast? Jch kenne ihn doch
kann-. Mr er spielt so hübsch Kla
vier. suntd das gefällt mir."
»Das ist oval-r Kind, Klavier spielt
er »sehr nett. Und nicht solche gezier
ten, schweren Sachen, sondern immer
etwas Kräftiges, das man gleich mit
ftngen kann. Horch smal, eben fängt
er rvieder an, gilt-ruf ichs«
Inn er Ihm, nn zweiten Stoc- setzte
sich Jemand an ’s«'K·l-avier unt-d intonikte
mit flottem Anschtag das schöne Lied:
Wenn die Mlben wiederkommen
die wer«n schaiu’n, die swet’n schau’n."
Papa Brinckmnnn sang sofort leise
mit und schlug msit dem Löffel frshltch
den Tntt das-u auf der Untekkasse
Käthe ctbet war rasch ausgesptungen
untd an s Fenster getreten, so daß detI
Papa unmöglich sehen konnte, wie
purpurtotch sein Töchtetchen eben ge
wonnen war.
«Stpielt seht nett der hert im zwei-i
ten Stock,« meinte Der alte Beutel-I
mann, als das Klavier eben ver-I
Mutte, »witklich sehr nett! Aber
die Melctdie von den Schwalben kenneI
ich nun wirklich basd augwendig Jst
es Dir nicht auch schon nusgesnllen,I
Mich-, daß der Baumeister seit drei-I
viertel Jahren fast jeden Rai-mitng
die Schwalben spielt?«
Mitthe schaute behatrlich zum FensterI
Lein-aus- und mutmelte etwas, das so
klang wi-: »Daß ich nich-k· wüßt-.- I
Anfangs, als wir ein-zogen, war
pag ganz anders, da spi elte er baldI
diese, bald jene Melodie, besonders
mein Leib- und Magenlsidn das schöne
an- ,,erm Euch des Leb-usw I
Käthe fuhr plötzlich herum. »So?
Das hat er früher so oft gespielt?
Darauf half ich damals gar nicht ge-»
achtet, Papaf
»Ja ja, kannst Dich daran ver
lassen. Mal freute et sich seines
Lebens, und ich hab« smich mit ihm ge
freut. Sobald ich ihn treffe, will ich
ihn bitten, daß er doch mal wieder
«Freut Guchldes Lebens« spielt «
Käthe hatte nsicht mehr sugehört
was der Papa vor sich hin sprach.
Sie war hinausgehuscht und erschien
sofort wie-ver mit hat« Sonnenschirm
und harrt-schaben .
»Du willst ausgehen, Käthe2«
.Ja, Papa. ich muß Mich noch RO
ten umtnuschen.«
»Du brauchst in der letzten Zeit
ask-er furchtwar viel Note-n, Mit , und
ich« Höre gar nicht« daß Du so viel
spenus ·
»Ich übe money wenn Du fort bist.
Mr. Adieu, Papa; in einer hatt-en
Stunde bin ich wieder den«
« »Fort We ste, nnd here Brinchnann
schenkte sich noch eine Tasse Kassee ein.
HLH dte M wol-recht hat mit der
W ans dem dritten Steckt Muß
gitMch org WsssYstrtgas sie Hist
ngen rna Ave-n n-i as nä e
Mal treffet«
Jnnvtschen klingette es, unt- Das
Mädchen sprach-te einen Brief herein,
den der Poe-We soeben abgesehen
Hm Brinckmwn setzte seinen Inei
et ausf, öffnet- dat Ton-nett nnd M
Oes
- F Batert e Toch
Itt SMP He Schlade be
WILL Sie Licht den Samt-Wer
»Ist WM Myosin-Stock m tMcech
sitt M tu
ask-set von tin tseeWI
gasse 53, wo sie dann Windbeniel mit
Schlagsahne essen. Sobald der here
im zweiten Siock das Lied intonirk
»Wenn dieSchivnlden winoerlomtnen,«
so heiß-i das : »Ich erwarte Sie in ei
ner Viertelfinmde bei Pichels, Wollen
gasse 53 Das Schwaibknnsd ist M(
Signal, das die beiden Liebenden mit
einander verabredet hast-en Unglück
seliger Vater-, reiten Sie Jslyr Miedi«
Mit Erstaunen und wachsender Et
regung hatte Herr Brinckmann den
Brief gelesen, der mit verstellier Hand
schrift geschrieben und mit »Eine
Freundin« unterzeichnei war.
»Meine kleine Käihe soll eine
Schlange sein und bei Pia-cis in dkkl
Mollengasse Windbeuiel mit Schlag-l
sahne essen? Das ift eine elende(
anonyrne « erlenmdung!« rief Herr
Brinckmann ganz ärgerlich und ballie
den Brief zusammen, um ihn verächt
lich fortzutverfen. Plisslich aber fuhr.
ihm ein Gedanke durch den Kopf. Hirt
es Himmels!
Vor lauen einer halben Stunde
hatte der Herr im zweiten Stock ja
wirtlich das Schwalbenlied gespielt,
und gleich darauf war Kiiihe fortge
eili, unter dem Vor-wande, Roten um
iauschen zii«rniissen! —- — Sollte ·die
anonyme Freundin doch recht haben?
Herr Brinckmann trank seinen
Kafo aus, erhob sich bedii iig und,
während er sich Hut nnd tosck holte.
murmelie er vor sich hin: »Werden
ja gleich sehen, ob meine Tochter eine
Schlange ist. Jch kann ja bei Pichels
in der Mollengasse auch mal einen
Windbeuiel mit Schlagsahne essen,
und wenn ich den Baameifier dort
wirklich bei meiner Tochter treffe,
dann Ivill ich ein paar ernste Worte
mit dem Herrchen reden.«
Etwas rascher als sonst schritt Herr
Brinckmann durch die Straßen, der
ganz nahe gelegenen Mallengasse zu.
Er trat in die Conditorei, die fast leer,
nur in dem Hinterstiibchen bemerkte
er einen Herrn und eine Dame.
Wahrhaftig das war seine Köthe
und der Baumeister aus dem zweiten
Stock. Das Pärchen war so ganz in
der Unterhaltung vertiest, dasz es gar
nicht bemertte, wie das Verhängniß
in Gestalt eines erregten Vaters dro
hend herantrat.
»Also hier werden Roten umge-·
tauscht, Käthei Das sind mir ja nette
Geschichten!«
Entsetzt fuhr das Pärchen ausein
ander. (
Käthe war starr vor Schreck und
wußte nicht, was sie sagen» sollte. i
Aber der Baumeiftet zapfte nur einenl
Moment verlegen an seinem braunen!
Schnurrbart dann sprang er höflich
auf und sagte mit deneidenswerther
Dreistigkeit: Guten Tag, Herr Bein-t
mann, das ist aber nett, dasi der Zu
sall Sie auch hersiihri. Wollen Sie
nicht Platz nehmen? Jch bin auch
erst vor taum zwei Minuten gekom
men, und war glücklich, Jhr Fräulein
Tochter hier zu treffen. Ganz zufäl
lig, natürlich, ganz zufällig!'«
Papa Brinckmann ließ den Rede
flusz des jungen Mannes ruhig til-et
sich ergehen und meinte dann sehr
ernst: »Den Zufall kenne ich ganz ge
nau. Wenn die Schwalben wieder
kommen, treffen Sie sich immer ganz
mit meiner Tochter hier in der Motten
gassr. Ich weiß Alles-, Herr Bau
meister, und Sie werden mir Kirchen
schast geben —«
»Seldftverstiindlich, Herr Beina
mann, mit dem größten Vergnügen«
nur dürfte hier nicht ganz der richtige
Ort zu weiteren Auseinandersetzungen
sein. Wenn Sie gestatten, so mache
ich rnir in einer Stunde das Bergmä
gen, mich Ihnen in Jhrer Wohnung
vorzustellen."
»Ich erwarte Sie,« antwortete Herr
Brinckmann würdeooll. NKomme
Käthet« und damit wandte er sich zum
Gehen, und die Mithe folgte ihm mitj
rothem Kon während die Roten-i
mappe harmlos in ihrer kleinen Hand
schauteitr. . .
Eine Stunde später hatten Herr
Brinckmann und der Baumeisier eine
ziemlich lange Unterredung deren
Ausgang Käthe tlopfenden Herzens
im Nebenzirnmer erwartete Mit
twarmet Herzlichte«t suchte der junge
Baumeifter dein ater Kiithe’6 klar
zu machen, daß er das holde Mädchen
ganz ernsthaft und aufrichtig liebe,
sund daß die heimlichen Zusammen
titnfte bei Windbeutel nnd Schlag
sahne nur ein harmloz eaniantischee
Streich gewesen sei, wie man ihn ein
paar jungen und lebenslustigen Men
schen nicht gar zu sehr deriibeln Mrfr.
vPers-innere meister schlossen-sitzt vaßer
Herrn Orient-neun eran erthei
und in aller Form um die Han feiner
s dem
ist-M MMM ts- H
lsein-as gar zu Milch und er erklärte,
.- ———1
daß seine Käthe mit ihren siehzehn
Jahren noch viel zu jung zum Heira
then sei. Außerdem müsse er seinen
präsumtioen Schwiegersohn dann doch
erst etwas näher kennen lernen, und
so einigte man sich schließlich dahin,
daß der Herr im zweiten Stock ein
paar Mal in der Woche bei Brsnckmannj
vorsprechen dürfe, und daß er als«
ossizieller Bewerber um .. ·ä;he’s Hand1
betrachtet werden sollte. Dies Resul-;
tat der bangen Berathung wurde von»
allen Theilen ale ein durchaus befrie-;
digendes betrachtet, und als der»
Bankneister sich empfohlen hatte nnd
Herr Brinckinann seiner Tochter noch
eine ernste Verwarnung ertheilen
wollte, verschloß Käthe ihm kurzer
Hand den Mund mit einem jubelnden
Kasse. i
Der Baumeister kam in der Folge
natürlich fast täglich zu Brinckmanns
hinunter, und das Verhältnis zwi-;
schen den drei Menschen wurde sehr(
rasch das angenehmste und gemiitlfw
lichste. Herr Printlrnann fand an J
richtigen Gefallen an dem frischen,
lustigen jungen Mann, und« das um
somehr, als er auch bei seinen Erlan
digungen nach des Bamneisteri Le
benswandel und Verhältnissen überall
nur die beste und befriedigendste Aus
lunst erhielt.
Käthe war natürlich am allerglilck
lichsterh und so blieb der baldigen, os-·
siziellen Verlobung nichts mehr im
Wege stehen.
i
Um sich siir die freundliche Auf
nahme zu revanchiren, die er stets bei
Brinelmannz gefunden, hatte der
Baumeister eines Ta es einen solen
nen Kassee in seiner ohnung veran
staltet, zu dem seine alte Wirthschas
terin Windbeutel und Schlagsahne in
röszeren Mengen von Pichels in der
ollengasse hesor en ließ.
Der alte Bein mann fand es sehr
nett in der Wohnung des jungen Man
nes, .und Käthe sah sich überall neu
gierig um, oh sie nicht irgendwo aus
Erinnerungen an alte Flammen sto
seen-würde
Max yaire ryr zwar verirrt-ern ne;
sei seine erste Liebe, aber selbst steh-I
zehnjährige Mädchenherzen pflegen
heutzutage derartigen Versicherungen
junger, lebenstustiger Baumeister nicht
meer ein völlig ungetrübtez Vertrau-;
en ent«egen zu deinen. I
Na dem Kassee tsprach here Papai
Brinckmann noch den Wunsch aus« der
Baumeister möchte ihnen nun auch noch1
etwas recht Schönes aus seinem Flü-;
get vorspielen. J
»Mit dem größten Vergnügen«
meinte Max, setzte sich an’s Klavier-s
und begann den Brautchor aus »Lo-j
hengrin« zu spielen. «
»Seht nett," meinte Papa Brind
mann, »aber doch ein bischen scharen
wenn man so viel Schlagsahne geges«
sen hat. Spielen Sie doch 'mat recht
Was Nettes und Lustigest«
Mit einem zärtliche-r Blick aus
Käthe intonirte Max nun das schönes
Lied: »Wenn die Schwalben wieder-;
tomrnen —" I
»Ach nein, das ni t!« ries Herr4
Brincknrann, »das aben wir nuns
wirklich schon ost genug von Jhnenj
genossen. Aber wissen Sie, »Freut
Euch des Lebens« könnten Sie spie-«
len, das hab' ich schon set-r lange nicht«
mehr gehöri.« I
»Aber, ich bitte Sie. Herr Brind
Mann. Das alte, sade Lied, das spiettj
heutzutage fein Mensch mehrt« s
«Jatvoht, Herr Baumeistek. spielenj
Sie nur «Freut Euch des Lebenle
mischte sich nun auch Mühe hinein«
.das sollen Sie ja vor einem Jahre?
fast täglich gespielt hatt-ein« s
«Jchi Aber ich habe gar nicht da-;
ran gedacht!« 1
«Doch, doch, Herr Baumeister,««
ries Brinckmann. Jch hatks ja ins
meinen eigenen Ohren gehört und mich
noch gefreut, daß ein junger Mann
auch sotch’ ein altes schönes Lied noch
in Ehren zu halten weiß.«
Max sträubte sich noch immer. und
Mithe bemerkte mit Versumntcoerurntgs
daß er immer vertegener dabei wurde.
Das reizte sie naturlich, nur i.- Mr
lebt-after in ihn zu dringen,
chließtich tonnte Max den vereincen
itten von Vater und Tochter nicht
gut ausweichen
Mit Todedverachtung griff er in
»die Tasten und spielte das vielbegehrte
»Im-i Euch des Lebens-I
Ader kaum hatte er vielleicht zwan
zig Takte gespielt, da ttingelte es
draußen an der Guttat-blie
Max wollte aus-springen aber here
Brinchnanm der ganz in der Nähe der
Tinte saß. sa te:
l MLasseni S sich nur nicht stören,
n «
e .
GMch armes erschien er wieder
nnd fti te ein sauber getieidetei
Ren dchen ein.
« s soll das heiße-if murmette
Mitl- nt vor sich bin, «dag ist
a das "dchen m der Wittwe aus
dritten Steckt«
i
«Hier,« rief Brinckmann, Justizb
chen will den Austra nur direkt an·
Sie ausrichtem herr zaumeisterk
Max stand in tödtlicher Verlegen
heit. aber es half nichts, das Unheil
war nicht mehr abeuwendem denn das
Mädchen be ann pfort:
,.Eine schgne Empfehlung von mei
ner gnädigen Frau, und sie hätte sich
efreut über das Klavierspiel des
errn Baumeistees. Deshalb thäte
es ihr furchtbar leid, daß sie gerade
heute so starke Kopsschmerzen hätte,
aber morgen Nachmittag würde die
niidige Frau seht gern mit dem
Beten Baumeister aussahrem
Das Mädchen ging. und Max mur
melte etwas in sich hinein, was ent
schieden nicht wie ein SegenIOUnsch
klang.
Kopfschüttelnd beobachtete ihn der
alte Brinckniann, während Käthe Möh
lich ganz laut zu fchluchzen anfing.
Besorgt und zärtlich sprang Max
hinzu, aber Mithe wehrte ihn ab:
«Lassen Sie nur, Sie sind auch
nicht besser, als die anderen Männer-!
Ach, ich bin sehr unglücklicht«
Der Baumeister stand rathloz da
und blickte hülfeslehend auf den alten
Brinckenann, dem jetzt ein helles Licht
aufzugeben schien, und der nun leise
und verftiindnißinnig durch die Zähne
pfiff. Dann trat er zu seinem Kinde.
.Na. Mühn was ist Dir? Was
hast Du denn?«
.Ach- Paps. Papa-« schwebst-Köche
aus, »lomm’, wir wollen gehen, wir
wollen gleich fortgeben.«
»Ja, aberswarum denn nur? Jch
verstehe Dich nicht!«
»O, Papa, ich durchschane Alles,
siir jede Dame hat der Herr da eine
andere Melodie, mich hat er mit dem
Schwalbenlied gelockt, und mit der
Wittwe aus dem dritten Stock hat er
sich des Lebens gefreut! Und werl
kann wissen, wie viel Melodien et(
sonst noch im Gebrauch hat« der herrk
ist jasp musirsnschr » - !
»Aber meine liede. sage Zentne,
Du wirst mir doch nicht zulrauen —-«
Alles traue ich Ihnen zu, mein
Herr! Und außerdem bin ich nicht
mehr Jhee liebe. süße Käthel Rom-M
Papa, wir wollen gehen!«
»Sei doch iein Kind, Kälbe,« meinte
der Alle beruhigend. ,Bernhige Dich
doch nur! So schlimm ist die Sache
ja wiellich nicht!«
»Sie haben ganz recht, here Brind
mann, die Sache ist wirklich nicht so
schlimm,«' ries Max und drückte ihm
dankbar die hand· »Hör’ mich doch
nur an, Käthe, und Du wirst auch
milder urtheilen. Ja, es ist wahr,
ich habe früher zuweilen »Frau Enchi
des Lebens« gespielt, und die iolette
Wittwe hal gegiaubt, mein Spiel
gelte ihr —«
»Es hat auch ihr gegolten!« rief
Kälhe schluchzend dazwischen.
»Gut, auch das will ich zugiben·
Aber seiidern ich Dich lannle, seitdem
ich Dich auch nur einmal gesehen
halle, habe ich nie wieder »Frau
Euch des Lebens« gespielt."
»Das isl wahr,« meinte Brind
enann, »der kamen die Schwalben an
die Reihe!«
»Und die Schwalben haben den
Plan behaupten und see werden wie
der lommen bis in alle Ewigkeit!
Kälbe! Kannst Du mir denn wirklich
nicht verzeihen?«
Käibe schlnchzte nur noch leise vor
m.
»Und Sie haben mir gesehn-Mem
ich sei Ihre ersie Bebel«
»Das bist Du auch, KiitheS Alles,
was vor Dir warx war nichts, als
alberne Liebelei, die der Tag bringt
und die mit dem Tage wieder ver
weht. Dich aber liebe ich tren und
siie immer!«
»Kann ich Dir denn auch trauen,
Max-? Speichit Du die Wahrheit?«
Sie sah zn ihm aus, und statt aller
Antwort driickte er nur einen langen
Kuß aus ihre noch thriinenseuchlen
Augen nnd ihre rolhbliihenden Lippen.
»Na, na, Kinder,« fuhr jetzt der
alle Beincktnann dazwischen, »Ver
siihnung isi ja gut, aber zu herzlich
zwoilen wir die Sache doch nicht gleich
machen. Ihr seid ja noch nicht ein
mal oerlobll« .
.Doch. Papa Brinckmann,« rief
Max fröhlich, »eben haben wir uns
verlobt. und morgen lomtnt es in die
Zeitungt« »
»Ach ja. Pape-! Bitt-, bin-II
»Jch glaube Ench, es ist die höchste
Zeil, Kinder! Und wenn der nächste
Sommer lommt, seid Ihr hoffentlich
schon ein glückliches junges Ehepaar!«
Max sag Milbe mit an's Klavier,
nnd oierhandig spielten sie und san
gen dazu das schöne Lied: »Wenn
die Schwalben wiederkomme-il« -
Je mchr Kleider eine Frau bat. desio
sichereithmr sagt sie. sie hätte nicht« ausn
z .
4
TJIITSTIHH
ais-niede- ur 100 Jahre-. s
Unter dem König Friedrich dein
Zweiten bestand die preußische Armees
ans Leuten der untersten Bollstlassen
und aus a eworhenen Anständerm
eine allgeme ne Wehrpflicht kannte
man noch nicht. Während des Frie-«
den- tvurde ein großer Theil dieser
Mannschasten irratiand daher tout
den die Zurückbleibenden durch Wach-·
dienste start in Anspruch genommen,
allein es blieb igxten trohdem noch so
viele Zeit, um ne n ihrem Dienste auch
ihrem blir etlichen Gewerbe nachzass
gehen und iir den Lebensunterhalts
ihrer Familien zu sorgen. Ein rsofzer
Theil, besonders die älteren So aten
waren verheirathet, ja ihre Frauen
standen ebenfalls unter militarifcher
Di iplin.
e noch heute gegen die Militiir
wertstiitten, so fanden auch damals
Seitens der Handwerker im Lande
häufig Beschwerden gegen die Gewerb-i
thiitigteit der Soldaten statt, weil sie
durch billigere Preise die Geschäfte!
schädigten. Die dieserhalls vorgehtach-j
ten Beschwerden fanden stets in denE
Garnisonshefehlen Ausdruck. Ein sol
cher Befehl vom 14. März 1780 lau
tet: Die Vandschuhrnacher haben sich
beschwert, daß die Soldaten so viele,
neue handschuhe und hosen machens
und damit sehr start handeln. Jhrop
Excellenz der Herr Gouverneur lassen
dieses auf das Schörffte verbieth
Dieser Befehl wurde jedoch bald ins
einem neuen Befehl etwas gemildert,s
welcher sagt: »Die Soldaten, so mits
Handschuhen handeln, sollen frch nicht
so öffentlich aus der langen Brücke hin
stellen.«
Im folgenden Jahre deschtverte sichs
das Schuhmachergeroerbe, welcheB
schwerde den folgenden Befehl veran
laßte: Das Schnstergewert hat wie
der Klage geführt dasz so viele Sol
daten die Profession aWeistrr be
treiben und noch dazu Gesellen halten«
solchLes soll ihnen ernstlich verhoteni
ein « i
Das Posamentirgetverbe beschwerteT
sich 1783 direkt dei’m Könige, woraufj
fol ender Parolebefehl erging: »Das
Po amentirgetverl hat immediate ans
den König getla t. daß so viele Solda-I
ten pfuscherten, ich seigar eigeneStiihlef
(Welbstiihle) hielten, dieses wird hier-H
mit aufs Schärffte verdoten.'« l
Soldaten, welche lein Handwerk
verstanden, oder in einem solchen let-«
nenVerdienst fanden, suchten Verdienst
als To eliihner oder bei Bauten, wo-:
riider ich das Gouvernement in ei-.
nein Befehle folgendermaßen ausliesH
»Seine Excellenz der Herr Gouverneur
lassen auf das Scharfstevenbieten, daß
tein Soldat an den Thiinnen auf demj
Gendarmenrnarit arbeitet, und solltej
es dennoch geschehen, so kommt ders
Capitiin oder Cornnrandant der Com-.
vagnie in Arrest und muß solchem
wenn der Mann zu Schaden kommt,
ersetzen; doch können sie bei’m häufen
hau arbeiten."
Ein anderer Befehl beschäftigt sich
mit der Tabackfabrilation und sagt:
»Die Regimenter sollen aus ihre Leute
in der Kaserne Acht geben, daf; sie let-·
nen Toll-act fabrizirem dieser-halb die
Eompagnie fleißig nachsehen, dasz sich
so was nicht einschleicht.« s
Auch an dem Schmuggel betheili tenj
sich Soldaten, besonders brachten ssol-:
ehe, welche außerhalb der Steuergrenzes
auf Arbeit standen, fiir sich nnd Art-s
dere allerlei steuerbare Waaren mit,
deshalb sagt ein Befehl vorn 24. Fee-;
bruar I754x «Jhre Majestiit der Kö-;
nig lassen befehlen, daß die Commen
dirten vom Commando nichts Streife-Z
dates herein bringen sollen, sonst wirdZ
der Ossizier mit Arrest und der Ge-;
meine mitSpießruthen Bestraft.« Trohi
dieses Befehls wurde einige Wochen?
später eine große Kasseeschmuggeleis
entdeckt. Der Kaiser wurde rauft-Z
irt, später aber doch zurückgelqebem
enn der betreffende Befehl antei
.,Die Leute, so dem Regiarent bei dem
lekten Coenmando Kasse-bahnen mit
gebracht können Nachmittags 2 Uhr
ei dem Platzmajor sein. Sie sollen
ihre Bohnen wiederhaben. oder diei
Aeeise davor mitbringen-«
—,» .-». «
Hiimoristisches.
Scheinbar-er Widerspruch
—-— Bettler: «Aeh, liebe Frau, geben
Sie mir doch etwas Essen, ich habe so
furchtbaren hunger." —- Hausfrau:
Haben Sie denn heute noch nichts Fe
gessen·i« —- Bettleu »Nein, ich in
uberall abgespeist worden«
Bei Tisch. —Ieau: Zither mein
liebes Männchen-, Du hast ia von dem
schönen Sauerdraten so wenig geges
sen." —- Gattet «Lasse nur« Irauchem
das Wenige ist mir sauer genug ge
wordenl«
m L a de n. — Meist-see- »Ein
I Pfund Abtei Wünschen Sie
par oder Mi« —- Dienst
: »Als-, s ist ganz egah mei
ne Alte ist halb bit-ein«
I
It
sittere Geschi s» -
Leute, hört den Traueraes n«f— ·". .
Bon Herrn Gottlob Bitter, B - - -
Der fein ganzes Leben lang H
War ein Hochzeitsbitter. k
Bitter war er von Beruf, .
sum auch sein End-. tv
Denn ein Magenbittee schqu
Ihm ein jähes Ende. P
Einst tief eine Hochzeit auf V
Hochzeitsbitter Bitter, n
Ach, da kriegt in jedem Haus-B
Er ’nen Magenbitter. "
Endlich war der Pflicht genütz
Hochzeitsbitter Bitter
Sei-wankte heimwärts nun ve
Aber wch, da glitt er -———
Auf der schmalen Brücke aus, , i»
Stürzte Und ertrnni da. « «
Trank et nicht vie Bitters ais » ’
Lebt er wohl noch lang’ trat
Unmöglich. —- Chef:
Spinnen soeben war Ihre F -
mir, um sich über Sie zu bess·
Metten Sie sich, ein Eheman »
seine Frau hochhalen!« —- S IS
»Na, versuchen Sie 's mal
Frau, die iibek 200 Pfund w ,
Kindliche Frage.—-—,,.
papa, wenn Dir die Füße et U » .
fenz Isind dann Deine Hiih
zu t«
lerhand Farbei
Frau Weiß: »Nota, nehmen E
Braten aus der Röhre, er wird
brannt« —- Rosa: »Ze- braun
nein, Frau Weiß, Sie sehe
schwarzs«
Gut erzogen. —- Vat,
seinem kleinen Söhnchen): »’« -
bei meinen Eltern nicht so
Rasch-nett verlangen dürfen,
Du.« —- Der kleine Paul: «
deshalb bist Du zu uns gekom
Nicht erwischt. —- R
Rennen Sie diese Uhr
Dieb: »Jreilich kenn’ ich
Richter: »Sehen Sie, wie «—
gen. Gestern sagten Sie ds
gentheil." —- Dieb: »Nun, X J
ben mir die Uhr schon gestej
F rech. —- Bettler:
er blos ein Bein hat. « ——·— herrk
Das ist wahr-« —- Bettler:s—
dann gelben Sie mir doch 20
ich habe zwei.« s
ll r s a ch e. «
Wir tranken einst aus Brnde
So manches Glas Totaier, »
Washrscheinlich macht des
Kraft
Den Freund mir seither the
Ze r st r e u t. -—— Vrofesso
let verbrachte einen Abend im —
eines Freundes. Als er gehen
te, regnete es start. Die Gastg
tin bat ihn daher, die Nacht
Hause zu verbringen, was er s
dankend annahm. Plötzlich
war der Gast verschwunden, s
daß Jemand sein Fortgehen be«
hatte. Schon wollte man zu
gehen, als der Professor wieder
trat, naß wie eine Kaßr. Er i
nach Hause gegangen und hatte
sein Nachthemd geholt!
Kindermund. —- Der «
Paul: ,,Mama, hat der Storch «
noch etwas Anderes zu thun, als
Kinder zu bringen?«
Zu viel. —- Friiulein Ros
liest im Kochbuch: »Man schneide ei
nen Tag alte Semmeln in Schei
den-« —-—— Bestiirzt eilt sie zur Main
nnd fragt: ,,Mama, einen ganz
Tag muß manSernineln schneiden?
Gleiche Meinung.
Jn presentia zu loben
Schmähen in absentia,
Das soll Einer nur erproben .
Gleichgesinnte sind bald Da ;
Der Pantoffelhelzo—
lshemann lichwerlrant dem tar«
dittirend): »Mein lehter Wille
jetzt sprichst Du, Frau!«
Zur Naturgeschichte.
Ein kleines Mädchen zieht aus .
nein Corset Fischbein und fragt n
Mutter, von welchem Fisch das ist
—- «Bom Walfischf ist die Antwort
— »Was-? Von dein großen Wal
fischt Hat der aber kleine Beine!«
Ausgewichen.— Gläubiger
»Kann ich zum »ersten« denn aus
»Geh rechnen?« —- Arzt langedul
dig): »Aber, Verehrtester, ich habe
doch jeht cprechstunde und keins
Versprechstunde!"
Falsche Beschuldigun .
—- Haussran Un ihrer Freundin .
»Ach, was ist das siir ein dummer
Mädel, das ich jetzt habe, die richte
niemals etwas ausl« — Freundin
»Was fällt Ihnen ein; die richtet Si
ssehr ausl« M