Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, April 12, 1896, Page 6, Image 6

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    a;
E d i t d.
. Eine cünftlerneichichle us sie-.
Editb Clausen führte ein ziemlichs
einsames Leben, wie es nicht vielen
Frauen möglich gewesen wäre. Sie
hatte in dein sonnigen Rom ein sehr
großes Atelier inne. an welches ihr
kleines Schlafzirnmer grenzte. Wenn
Edith diese ihre Wohnung überblicktey
tso sagte sZe sich oft, daß sie allerdings
anders til-I, als die meisten allein
stehenden trieiblichen Wesen. Sie zählie
31 Jahre, war von araziöser Gestalt
nnd besass» ohne auf das Prädikat
»schön« Anspruch erheben zu däkfem
tin hübsches, anmuthiges Gesicht
In »den Künstlerkreisen New-Z war
Edith weit und breit bekannt. Man
schätzte sie s ehr hoch und hatte sie unge
nrein gern. Ihre rismischen Landschaf
ten waren nachgerade berühmt gewor
den, nnd fast kein Fremd-en der sich die
Kunstschätze nnd »die Ateliers Roms
betrachtete, unterließ es. Evith in
ihrem Künsikerheim einen Besuch ab
Instattern Wenn man sie fragte. wes
halb sie so allein lebe nnd nicht eine
Gefährtin bei sich wohnen lasse. ant
wortete sie: »Ich fühle mich so glückli
cher.« Dieselbe Antwort bekamen auch
die ihr Näherstebenden u. ihre Freunde
Zu hören, wenn die Frage aufgeworfen
wurde. weshan Edith sich nicht ver
heirathen wolle.
Die ganze Umgebung die ganze At
most-äu in welcher sie inmitten der
Nunstwelt lebte, war höchst roman
tisch. Der blaue himmel, die welk-ri
sriickte Existenz Edith’3, die alten Pa
läste und Denk-Hinle: ewigen Ruhmes,
Alles stimmte harmonisch rnit einander
Mein und übte aus ihr Gemütlz ei
Zere unaussprechlich bezauBernden
erz.
Trotz ihrer abae chlosfenen Lebens
Iveise sollte auch Esdikh eines Tages
empfinden, daß Among Pfeil seinen
Weg überall hin findet, Durch Mauern
unid Fenster, verfchlosfene Thüren und
Schlüssellöcher und daß kein Herz vor
diesem lassen Schelm sicher ist. Seine
Pfeile schwirren in die hätte der Ar
muth und führen goldene Sonnenstrah
Ien rnit sich.
Mehr, als acht Jahre lebte Gdith
bereits inmitten der fröhlichen, lebens
laRigen Künstler, und noch war es
Keinem gelungen, ihr Herz zn ers-hern.
Es fchlumrnerte noch in tiefern Schlafe
Fhr ganzes Denken nnd Fühten ge
hörten ihrer Kunst, der see mit einer
Jnnigteit und Leidenschaft ergeben
war, wie es nur den von Gott begna
peten Talenten möglich ist.
Und —- plöhtich hatte sie sich ver
ladt, ganz einfach, ganz sunrornantisch.
Sie wunderte sich. wie es leich war,
»daß dies Ereigniß ruhig stattgefunden
hatte; sie badauerte es auch ein wenig-,
idean ihre Künstlernatur hatte sich eine
Verlobung immer enit recht unerwar
teten Ueberraschungen verlniipft ge
dacht Aber schließlich konnte sie es
reicht ändern, wenn keine gewaltigen
MWlichen Vorkommnisse die Ver
Mafsung gegeben.
Fast täglich war sie rnit Leonhard
Stolzing zusammen getroffen· Er
war Maler und verehrte Edith, deren
Hingabe an ihre Kunst er aufrichtig
Wut-erte, schon seit mehreren Jah
ren in aller Stille. Ihr ruhigei, stat
Ies. sicheres Auftreten, wie überhaupt
Ehr ganzes Wesen then einen so nach
haltigen Einfluß auf ihn aus« daß er
meinte. ohne sie nicht mehr lchen zu
tönnern
Eines Tages faßte er denn einen de
ssen-treten Entfchkud Er ftattete Edith
einen Besuch in ihrem Atelier ah. Ohne
Art-schweife fragte er sie: .Wollen Sie
Inir einen Gefallen erweisen, Fräulein
Clausenk —- ,.Etst muß ich wissen,
mer was es sich handelt.« —- »Mit-meet
Sie mir nicht fo vertrauen, ohne daß
—« — a,-O ja, Das auch!« —- «Es ist
eine sehr kühne Bitte, welche i jeht an
Sie richten wer-de. Ich witn che, das
Sie mir zu einein Bilde siten möch
. steck —- «Run,« antwortete Edith Ihm
Finges Besiinnen, »ich will es unter
einer Bedingung thun. Ich stelle die
ses-e Gegenwart-ersann Sie sisen mir
Modell, während ich Sie male, nut
Sie malen sntich zu dersean Zeits· —
Mrd lachte; ihm schien dieser to
Irische Vorschlag unaemein reipolt
.Eine originelle Idee!« versehte er ver
HIFFQ — »Ja, wir sind eben Künst
ler. Mitler sollen eigentlich innerer
sein. Also eirwevstandeni
Ihnen die Bilder fertig sind, tauschen
Die sie tin au5.« —- Jst et
wirklich r ruft? Wir Beide solle-i
W zu einer nnd der-seiden Zeit
.« Male-f So innen eine Wette-alr
gk .....« —- « elich War-m dein
sei-m Wes we- wik ki- w
serdem Esset-M —- «E»sivl«g —- a
Hefe-la ist nicht Alles, Frauiekn Clau
«- i
sa« —- «Nein, Das Mi. Ihrr etl
rit im Stande. Zucker aus das trockene!
Brod des alltäglichen Lebens zn streu
en, nicht wahrli«
Die Kunstschlacht begann. Rachj
Verkauf von ungefähr drei Monate-ei
fand jenes große Ereigniß statt, die;
Verlobung Leonhard’5 mit Edätln Die;
Porträts waren vortrefflich Jelnngetr
und wurden allgemein bewundern;
Niemand hatte eine Ahnung,-was diez
,bei·den Menschenkinder währen-d dieser
Sitzungen Alles mit einander geplan
koeri nnd auf welche Weise eigentlich
ssoie Liebeserkcärung sinktgesnndenk
hatte.
Man war höchst verwundert über
diese Plötzliche Verlobung, freut-e sich
XII-c l;7.-r-zlcch nnd aufrichtig und be
Igliickwiinschte die Freie-rede von Erin
Lzern Herzen. Die Freude und der Jn
sbsel koer bestes-anderen Künstler unb
iKiinsikeringmn erreichten aber ihren
sHiihepunit, als nie-n erfuhr, daß das
sjuwge Paar dauernd sich in Rom nie
zderlnssen wolle.
e Wand-K Tor-ge nsnch der Verlobung
sehe-n wir Edith in ihrem Atelier.
Hörst-ich hat see ten Arm um den Na
scbn Lemhard’3 geschlungen der sich
zsoeiben verabschiedet »Leonl)ard,«
ssbegarigr site leise, »ich weiß« Du wirst
fmsich für thörichi halten, aber ich muß
sDich um etwas bitten. Jch hatte in
svorigrr Nacht einen so entsetzlichen
sTrautn. in welchem ich einen Mann er
«l)i-ickte. der Dir imng ähnlich sah
tun-d der genau denselben Mantel unsdz
kdenseisoen hist trug wie Du!«-—.Nnn,!
smejn Lieb, Du hast eben von Deinem
jVerlobten geiröierni,« suchte er Edith.
jdie ein etwas öngstbicheå Wesen zeigte,s
zzu beruhigem —- ,,Er ging bangsakns
Ostwärts-» plötzlich sah ich einen DotchT
Zoder ein Messer hinter ihm blitzen —s
Flangsnm schritt et vorwärts-, dann siell
ek Bewegung-we zu Bad-u- — »Hei-pas
hieher Schad, wie kann rnkan nur sok
»du-reines See-g trännrenl« —- .,O Leon-«
sharky ich habe ein so bange-?- Vor-gefühlt
zvon ekniem Unheil. Versprich mir nur 11
.E-i.ns: daß Du dies eine Mal nicht
spät nach hause und nicht jene einsa
jrrrm Wege gehst, die Du so gerne ein
-ich!iigst!' —- Sie war inrmrr erregters
ssewordem — Liebevoll schloß derJ
Jst-enge Mann das junge Weil- in die
!A:n1e,tüßt«e sie zärtlich und sagte:»Jch
kcverde morgen so früh wie möglich bei
sDir sein, aber es ist wirtlich thöricht,
,daß Du Dich so beutrrnhigst.« Dann
ging er fort.
Es war eine dmilsleNachL DieStra
ßen jenes Bierle irr Rom. wo er
wohnte, waren öde nnd einsam. Er
hatte ziemt-»ich eine Stunde zu gehen,
ehe er nach Hause gekangtr. An Vor
ahmungen anid ähnliche über-natürliche
Ding-, welche der tlare Marsch-endet
stardd nicht Wes-st, glaubte er nicht.
« So mochte er ungefähr eine Bier
tiolstunde gegangen sein, als er mit ei
nem Male bemerkte, daß ein Mann
ihm folgte-. Er schritt weiter. Nach
einer Weile vergewissekte er sich, daß
der Betreffende immer noch hinter ihm
herging. Er blieb an einer Biegung
des Weges stehen —- der Bersolger
that ein Gleiches. Ungeachtet Edith’s
Its-Use beschloß er nim, reicht dem kürze
szitst Weg M·Hause zu nehmen- sm
zdsrn lmtte m eine der beliebte-ten
xStmßen ein. Der Man-a blieb ihm
Hauch hier aus den- Fersen. Furcht
jlwmte Leim-how nicht; doch diese be
jhaesrkiche Verfolgung tara ihm seltsam
I«vor. Plöhlich erinnerte er tfich der
ZWotte EdittifL »Bitte es möglich-"
sagte er zu sich selbst, »daß Vor-ahnun
gen begründet sinds«
Ein plötzlicha Gedanke durchzuckte
sein him. Er blickte sich um und be
szmsertte das der Masern jetzt noch etwa
sehn Meter von ihm entfernt war. Als
I sie an die nächste Ecke lamen. blieb der
Mit-sil« stehen« zündete schnell ein
Wachistveichholz an und hielt es in die
tshöhe Der Mann stutzte einen Augen
: blick« dann kehrte er hastig um need
Ietlte zurück. Eine sektswme Nevgier
I hatte sich Leorchqch bei diesem Bor
Isalle bemächtigt Was bedeutet das?
- Er beschloß, idem Fremden nachzu
- gehe-h Um nicht gesehm zu werden,
kurrsteee nicht in allzu geringer Em
- fee-mag solgetu So blieb er dem
rein heträchtlicheö Stück hinter ihm zu
)tiick. Schon iiber eine halbe Stande
Jwae er M fremden Manne aus diese
s Weise gefolgt, als dieser plötzbich seine
. Schritte beschlusrigh Leonhard
»so-ost- chms mdksm etctzch lchmllet
- ging. Er me ihm seht naher gekom
.- men, als er Miit-h beabsichttgt hat
t te. Boosichti tm sich Wh, be
i merkte er, tin sich ein arme-er M
säh-Im näherte, der ges-m seine thue
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hatt-. vorsehen Wel, denselben-hat
trug — kurz m gut, er war ihm zum
Web shuiicky
Eheer sich Leber die aus ihn etc-stüt
W W uwtäzh Rechenschaft
ablegen kaute h ein Mker Ge
genstand durch die ast, und vor sei
q
am Auges-, nicht alkM m ihm
erst-W, brach jener Ruder-e mit durch
bohrter Brust zusammen Als, habe
die Erde ihn ver-schlangen, war der
Mörder verschwunden Leonhard
sachte dem Ueberfallenen zu Hülfe zu
eilen, doch —- es war zu spöt. Die
Schneide des Movdinstrumentes hatte
das Herz getroffen. Der jun-Irr Mater
gab auf der Polizei seine Aussage zu
Protokoll iunsd ging dann in höchster
Erregung nach hause.
Als er am nächsten Morgen zuEdith
kam, eiue ihm drese schon entg
Glückselig, daß sie ihn und-rieth
schlonsg sie die Arm-e mn sen-en Nackenj
und schwieg-te sich inan an ihn. »Bist
Du direkt nach Hause gegangen Leon
hat-d ’«— »Mir-n mein Lieb, leider
nichts Ader ich will Dir von nun
an stets gehorchen nnd nur das thun,
um was Du mich bitt-si, setdst wenn
es sich um etwas handelt, das Du im
Ida-same geschau« « . (
———- 4 ,,--—— 1
Meiner Iliutter Rus.
Erzählung von s. Irrt. s
Mel-n Vater-ein äußerst geschickterj
und tüchtiger Arzt —- starb, als ichT
taum- mein siebzchntes Lebensjahr zu
riickgelegt hatte. Meine Mutter, wel
che nun aussar blos noch mich hatte,
liebte mich zärtlich unid erfüllte mir je-«
den Wunsch, wenn es in ihrer Macht;
stand. Jch konnte thun, was mir be
liebte-. und deshalb war meine Haupt
beschäftigung das Lesen. ,
Es gab keinen Roman, welchen ich
ir nicht aus der Leihbibliothet zu
erschaffen gewußt hätte. Und was für
ochinteresiante Bücher gab es da! —
Besser wäre es freilich gewesen, meins
Mütterchm hätte see mir verboten ——-"
sie war asbrr zu nachsichtsig. Oft bat’
sie mich. ihr etwas vorzulesm.doch ent-»
ichuldigte ich mich stets mit der Atti-;
wart: »Ich betonnne darni- Halsweh!"j
Eines Abends. als ich fast am;
Schlusse meine-r Geschichte angelanSStJ
wurde ich plöylich dur das Ge-J
räusfch einer fallenden re artige-s
schwer « « i
O, mern Gott, was sab ich!
Meine Mutter war ganz blaß und
ipreßtxe ihre Hand auf das herz.
k .Mama, was ist Dir?« rief ich
angstvoll. »Don, Dara, tommen Sie
rasch herl« Und mit hülfe unserer
Finder-in- sbrachte ich die Mutter zu
eit.
»So, nun rasch zum Arzt, Dora!«
«Aengftiige Dich nicht« mein Eint-X
kispelte mein-e Mutter matt, »es wird
wohl hoffentlich batd -- baid — bef
ser.«
Der Ausspruch des Arztes lautete
keineswegs sehe ermntbigend Ein
herziibeL an welchem meine Mutter
fchonsfriiher gelitten, war plöylich mit
Meter Heftigkoit ausgebrochen
Am anderen Morgen fühlte sich
meine Mutter etwas wobbet, doch der
Arzt erklärte bestimmt, sie müsse sich
sehr schonen urld irn Bett bleiben.
Erst gegen Abend fand ich endlich
Zeit, rnestnen Roman hervorzuholenz
nun machte ich es mir sehr bequem;
ich seste mich Hemiitblich in eine So
pbaecke nnd nahm meine Lieblingle
limg ein-, indem ich den Kopf in beide
hätt-de ftützte.
Da plöstichchörte ich meine Mutter
leise rufen: »Elsa—«
M,.Ja, Maria« Jch las ruhig wei
«Elsa,« flüsterte es noch leiser.
,,Gseich, Mütterchen.« Es war mir
unmöglich« gerade seht mein Lesen zu
unterbrechen
Und noch einmal flüsterte schuf-chi
voll meine Mutter: «E——l«—·sa!«
Angeklich runzelte ich die Stirne
nnd wachte, wie angebotdig sind doch
Koantet
Meine Augen flogen- nur so iiber die
Zailen unst- rnriwe Wangen glühten wie
Ferner vor Aafr . Da las ich
noch-Deo schlo das schön-e, bezau
bernde Weib ftiirrnisch in seine Arme
nnd drückte seine brennnden Lippen
auf ihren Rosmmunsd.«— Klapp, war
das Buch sie. ·
Nun ging ich leise in baOSchlasziw
mer. ·Mama, Du riesst nicht«
Alles still.
Hei-lässt Dut« — Ja, aans gewiß
schlief fee, und leise, tvie ich gekommen,
teoch ich»tn meine Sovbaecke zurückgem
wen »ichan Schloß« noch einmal zu
lesen
Da schlug es tech- Uhtx um tüui
Uhr sollte die Krante ibreMcdizin be
RW M ich hatte es ganz ver
- eu.
« »Bist-et schlich ich leise in das Reben
I W.
: Os- .k-.s rasen-Ins- »M
o o , o ' .
Witwe-sen färbte ihre Bisse-n
: Noch ein paar Schritte ging ich nä
- e.
Plshlich überfiel mich eine furchtba
l
re Ahnung. ergriff die Weichen-d
—- fie war as Lkalt
s »Warum wach aus!« schrie ich ent
e
Dara, durch meine-n Schrei herbei
gerufen, kam sofort und nach turzer
Untersuchung lag te fie:
«Fassen Die sich, armes Kind, Jhre
Mutter hat ausgelittefn
Drei Tage später wurde die zärt
lichfie aller Mütter zur leyten Ruhe
gebettet. — —
Biele Wochen und Monate vergin
gan, doch kannte ich immer noch feine
Ruhe unsd keinen Frieden finden, und
ost hörte ich meine Verwandten flü
stern: »Wie lieb fre ihre Mutter hatte!«
Sie wußte-n ja auch nicht. was siir ein
erbärmliches Geschöpf ich war.
Ost glaubte ich mitten in der Nacht
den Ruf ·Eisa« zu hören uni- darin
ver-grub ich mein Gesicht in die Kissen
und bittereThriinen rannen über mei
ne Wangen.
Nach Verlauf von mehr als einein
Jahre verlangte main Onkel, daß ich
mich nicht mehr vorn allen Vergnügun
gen zurückzöge, unsd ich gehorchte mit
einem Seufzer, und als die Sträuckxr
zu blühen und zu grünen anfingen
und die Sonne immer so hell und lu
stig mir in's Zimmer schien, zog auch
etwas Fried-»in sin mein Gemäch.
Ja,ich konnte sogar wieder zuweilen
lächeln usnsd lustig Isein« wenn wir ge
miithlich bei einander saßen und plan
derten. Es fand sich jetzt öfter ein jun
gerGerichisasseisor ein, »der-Sohn einer
Jugendsreunsdin meiner Tantie. Je
doch bemerkte ich bald, daß feine Be
suche nicht ihr, sondern mir galten.
Der sechsundzwanzigstah mein
Geburtstag,war getommen,und als ich
die Augen aufschlug« saß nicht, wie es
sonst immer der Fall gewesen, mein
Mütterchen amBeti, um mir den ersten
Geburtstagsluß auf Stirn und Lip
pan zu drücken.
Die Thröinen trat-en rnir in die Au
gen, als fest mein-e Tau-te leise herein
tam, einen prachtvollen Blunmisirauß
in an Händen
»Hu-tin meine tievekrmavern meine
herzlichsten Glücktviinsche zu Deinem
Weg-nieste Möge Dich ver rich
Gott beschützen rmd Dich noch glück
lich werden lasse-n —- Du hast es ver
dient.'
»Ich verdient? Nein, oh, nein!«
dachte ich bei mir.
»So, nnd diese Blume schickt Dir
der Herr Assessor, später wird er noch
selbst tommen. Und dies weiße Kleid
ist ein Geschenk von mir,—- bitte, ziehe
es heute an.«
Jch dankte meiner Tante und ver
sprach ihren Wunsch zu erfüllen
Später ging ich in den Garten und
setzte mich in eine dunkle Fliaderlaube, I
mein-an Gedanken nachhängend.
Da hörte ich plötzlich Schritte nahe-n,
nnd als ich aussah, stand der Asfrisor
vor nur.
Zitternd reichte ich ihm meine-Hund«
»Ich danke IM, herr Aste-lim- für
die schönen Blumen. Stets erhielt ich
meine Liebling-e —-Oie zarten Mai
gliirkchen —- an meinem Geburtöthe
von meinem armen-, lieben Mütter
.chen,« sagte ich rnit bewegter Stimme
»Ich dem-te Ihnen herzlich siir die zarte
Aufnrertsamleit.«
i Er schien mit einem Entschlusse zu
tiimpsern denn er athmete schwer, undj
es beschlich mich plöhbich ein eigen-«
thümlicheö Gefühl.
s »El·sa, ich liebe Dich!« kam ei da
Jrasch von sein-en Lippen-, und er ergviss
insine checalchiingenMechte und drück-!
te einen Kuß darani. «Jch lann Dich
snicht so traurig sehenl Elsa, darf ich
ans Gegenliebe hoff-ni«
Jch war fast iibewiltigt von inei
nem Gefühl — dann aber faßte ich
mich. Herr Assessor,« rang es sich
von meinen Lippen Just man ich Ih
nen eine schwere Schuld bekennen. nnd
wenn Sie mxich dann noch begehren-—
ia, dann will ich die Ihre sein!«
Ich stiißte mich aus den Tisch- dmn
ich konnte mich kaum noch aufrecht hal
ten-, trnid erzählte langsam und mit
stockender Stimme meine unglückselige
Geschichte
Herr deheim hörte mir ernst
und still zu.
Eidam ich nur wit te, ab sie usir ver
W WE« schloß ch. in Schluck-im
ausbrechen-in »Und nun-, Archian
wem-Sie mich ungehorsam-, siindiget
Geschöpf nicht mehr lich-n —- so non
nen Sie mich wenigstens nur noch sin
inal «Elsa« L— und dann —- dann
lassen Sie mich allein — ich hab- ei
verdientl«
« Er aber breitete seine Arme aus and
Ich flog cmi ihn zu- W haupt an
seiner Brust bergen-d nnd selig stil
PM· »Ich liebe Dich«
Meine Elsal« sagte er, M Kuß
aus meine Lippen dritter-d, »gute
Elsa. Warum hast Du Dir so viel
qualvolleStunden bereitet, W
Mutter vergab Dir Wanst-«
,
schüttelte mir stumm den Kopf.
un folgten viele frohe und schöne
Sk
Zwei Jahre waren vergangen; zwei
glückliche Jahre. Da lernte ich aber
noch em- angderes glückliches uind noch
felisgeres Gefühl teurem-. Jch wurde
Mutter-. Und · t, sda ich selbst dieses
Mlhste Geflih , die Mutterl-iel)e,
kannte, gewann ich eine mir den gan
zen inneren Frieden zurückgebende Ue-!
herzu-gnug (
Mein kleiner hans lag mir tin-Scho
ße ich blickte lächelnd m seine llarenj
blauen Augen mid flüsterte dann, zu
meinem Gatten welschem-, welcher ne
ben mit Ihn-tu
»Am-un ja meine Mutter hat ver
geben, dmn ich fühle jetzt: Mutterlieber
vergibt und vergißt Alles!« 1
Und »dann drückte ich mein Kleinods
fest an meine Brust nnd eine Thräne
rollte langsam hernieder. 4
W..-.«·....-—
Gunst-Stadien.
Der bekannte amerikanische Abno
loge und Reifeforscher Henrh G. Seh-i
ant wies jüngst in einem Vortrage da
rauf hin, daß die Eskimos im hohen
Norden die Beachtung von Gelehrten
in höherem Maße auf sich gelenkt hät
ten, als jede andere ähnliche Rasse der
Welt.
Und das hat feinen guten Grund
Haben wir doch es in ihnen mit einem;
lebenden Naturvolk zu thun, das eben«
erst aus dem Steinalter auftaucht,s
welches wir sonst nur in Ueberresten
von Menschen und Dingen studiren
können. Dazu kommt die Gelehrig
keik und viele interessante Charakter
ziige im Einzelnen.
Or. Brhant ist einer der besten Ren-»i
ner der Eskimos, die er drei Mal aus
längere Zeit besucht hat, einmal in
Labrador und zwei Mal im nördli
chen und südlichen Grönland mit den
Pearh’schen Nordpol - Expeditionen.
Die Labrcrdor-Eötimos (die einzigen,
die man gelegentlich bei uns in wem-s
gen Vertretern flüchtig kennen lernen.
konnte) ertliirte er schon fiir einiger
maßen unecht und entartet. Sie ste-l
hen seit 175 Jahren mit diinischenk
MissionsMolonikn in Berührung u«
zeigen die Beimifchung europiiifchen
Blutes deutlich genug. Doch haben
sich ihre Frauen ihre alterthümliche
Kleidung unverfälscht bewahrt, eben
so wie ihre bemerkenswerthe Frisur,
die Farbe des haarbandeg läßt stets
sofort erkennen, ob die Frauensperfon
eine Jungfer oder eine Ehefrau oder
eine Wittwe ist. E
Von diesen Eskimos gilt die oben.i
gemachte Bemerkung nicht mehr (vonv
den Alasleskimos auch nur zums
Theil), dagegen sind es die nördlicheni
Eikimos des Ostens, die ein unver
fälscht ursprünglicher Stamm geblie
ben, der wirklich erst ietzt aus dem
Stein-Zeitalter der Menschheit empor
steigt. Den günstigsten Bericht iibers
isie hat der in lehter Zeit so viel ge-!
nannte Norvolsorfcher Nanfen der ciJ
bilisirten Welt geliefert.
; Abgesehen von den Besuchen einiger
"Miffioniire in früheren Jahrhunder-!
ten. wovon hier nur fo viel»zu sagen;
iist, daß sie ohne bleibenden Einfluß
sblieben und für die heutige Zeit so
gut, wie gänzlich verfchollen find, be-J
egnete man diesen Eskimos zum er
ften Male im Jahre 1818, als die
Mitglieder der Zohn Roß’schen Ex-»
peditsion mehrere Je in der Nachbar-l
fchast von- Cape ork verbrachten.
Und nur wenige noch lebende Mitglie
der des Stammes hatten bis ur Zeitl
von Lieutenant Peartsi Besuch im!
gahre 1891 einen Weißen gesehen.l
ir John Roß bemerkte im erstge
nannten Jahre, daß diese Naturkinder
noch gar nicht mit Pfeil und Bogen
vertraut waren, ebenso weni mit dem
Kvach Dagegen fand ieutenant
Bearh diese drei Dinge bei ihnen vor.
und man muß annehmen, daß sie sichs
inzwischen selbstständig zum Gebrauchs
derselben weiter entwickelt haben. s
Es iebt teine formelle Regierungi
unter « nen, obwohl es nicht an Füh-j
rern fehlt. Sehr glücklich ift ihr Fee-H
milienleben, und sie zeichnen sich durchs
weitgehende Sorgfalt fiir die Kinder,j
sowie fiir die Schwachen und Man-l
ken aus — gewiß nichts so Gewöth
liches bei einem Ratten-alt Jl- eisH
genthiimlich schroffem Gegensas hier-’
zu steht der noch vorkommende Ge
brauch, Kinder zu erwiirgen, wenn ihr
Vater stirbt! Es kommt nicht selten
vor, daß sie Gattinnen gegen einander
austauschem und mitunter spielt so
gar die Gewalt eine Rolle dabei. Sehr
zurückhaltend find sie mit ihren reli
giösen Ansichten. Man weiß indeß,
daß fie an einen Geist des Guten, so
wie an einen bösen Geist des Eises u.
des Was-fes glauben und unbestimm
te segr e von einem senseitigen Le
ben haben·
Lachende Erben brauchen keine —
Taschen tücher.
Hu m oristls
Eine elungrne E sfk
bungss nzeigesindetsi"J;H
«Weichselboten,«sie lautet: ,,
Verlobung mit Fräulein )
Tochter des Herrn III-decken ; .
rei Neuenburg, Westpr., ist s- -
boben. Da die Verlobung i ,
sehen von mir geschehen ist. ;
Paula Neigung zu einem »-««";«'
der-Lehrling zeigte, und ich d«!
halb Abstand nahm« W. Weib J«
Der bekannte Sch i?
spieler Döring erschien ,
in einer Szene, in der soeben
Geist von einem Statisten sch
gespielt wurde. Als derselbe
daraus in die Versenkung f
sagte Döring zum lachenden Pn
tum: »Seht, so tief kann der M
A-: —
Kasernenbofbliith
Unteroffizier: »Fußspihen zu,»
men, Kerl, damit man sieht,
krumm Jbre Beine sind!—Vim i
Da kann man ja die ganze ErdkH "
durchschieben!'«
VonibremStandpun
—- Der Major a. D. von Gm-;
bat sich zur Ausschmiickung ig
bebaglichen Junggesellenheims"
großes Bismarclbild zugelegt. CI
Tages findet er sein Dienst-s
in tiefes Sinnen versunken kar «.« «
den großen Kanzler in Miras «
f
Uniform mit den gewaltigen Rei is
siieseln darstellenden Bilde. »F
Line," friigt Oder Osfiziey »wir -,
fällt Dir denn unser Vismarck?« «
»Gut,« lautet die Entgegnung, »a "
bei ihm im Dienst möchte ich In
sein« — an dir Stiel-ein hat« ich dis
gar zu viel zu putzen!« Ei
R
Bescheidene Gegensos
d e r u n g. ——— Dienstmädchen G
den Rachbarsleutem »Eure schij
Empfehlung von Herrn Mauer, ;
er bittet Sie, Ihren Hund zu »
schießen, der ihn aar nicht schluk
läßt« —- Nachbar: »Griis3en
Herrn Mahn, und bitten Sie »
gestimmt seine Tochter zu vergisqze
und ihr Klavier zu verbrennen.M .
Guten Appetit. — »Es
sk
ten Sie sich, der Rittergutsbe
Schallin erzählte gestern
Stammtisch, er habe in dieses
Jahre siir achtzehntausend MitI
Guano gebraucht.« — »Da hat »E-»
wieder »den Mund ein Vizchenzvosg
genommen.«
Kannibalische hZÅOT
T ö ch t e r.—-—Jn einer aroszenSZTe
am Main beschlossen die Jnsassk
einer »höheren Mädchenschultlasse z;
einem Lehrer, den sie besonders
die jungen Herzen geschlossen -h.s. « !
als sinniges Fastnachts - Ange Is? ’
eine Schüssel galt-brauner Krei«
zu widmen. Das leckere Grbiick »k
von der nachstehenden Strophe bis-»
Betten die unseres Erachtens, wer I
,auch nicht geaen die Metrit, sc Fli
Hi
l
ein wenig wider den guten Geschmacks
verstößt : »T
,,Dies stistet Jhre zweite Klasse
Und wilnscht recht guten Appetit. ,
Ver-zehren Sie die ganze Masse , ;
»Und Ihre Frc nnd Kinder mit«s.-?«
l Borsorglich. —- A.: XII
Kommt es, daß Du mir zu nieinkszI
Verheirathung nicht gratulirtestfsx »
j-— B.: »Weil ich tein Propbet bin.'»«,
B o s ha s t.——·,,Jch werde Ihrs J
mein neuesteö Gedicht vorles.
Zünden Sie sich dabei eine von nun-si-jk
nen Cigarren an.« —- Osffenikichg
sind fee besser, als Ihre Gedichte!« IT
’ Ja warum!——«Jsi die Lust
aber hier schön und reinl« —- -Jch s
begrekse gar nicht, warum se ni de ;
jgrpßen Städte us’Z Lan-d bauen « »F
Kurz a-bgesert.igt. —
sSchneiderjungu »Den Baron, hier H
kschickt mei Meester die Rechnung; er '
läßt sagen, er könne nicht länger
borgen.« -— Barom Nicht län er
sborgent Da soll er nicht iir no le
Leute arbeiten.« .
Der neroiise Zuhiizuåsch
räulein Krähhahn sam Gesell
chafts-Abend singend): »Ich möcht’
am Liebsten sterben —- Da wär'ng
aus einmal sti l'« — Herr (siir sich):
»Wenn sie’i nur thiit.«
Die Unglückszahl.-—Er:
« ßt habe ich Dich gerade dreizehn
al getüßt.« —- Stex »Dann gieb
mir schnell noch einen Kuß —- drei
zehn ist eine Ungliieuzath
Eine gute Seele. —Vakk
tier (Vater der Braut): »O, wie
schändlich wechselvoll ist doch For
tuna; gestern war ich noch ein rei«
cher Mann, und heute besipe ich gar
nichts mehr.·« «- Briiutigam: »D,
doch — Hehre Tochter-; und sonn
edel werd ich nicht sein. Ihnen db
noch zu nehmenl«.— «
Ossen und ehrlich ;
Jis oft gen-strick A