Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Aug. 16, 1895)
hUJliiiqmische Erbschaft Renten sen Y. Reienthskssnim cgortfehnnah Z. Kapitel. Ja dem zum nordwestlichen Theile Inftraliens gehdrenden Küsten ebiet ded Golfeo von Geoffreh zeigen age reifen weit die Gestade keine Spur « menschlicher Thätigteit. Kein Hans ist zu fehen, aber auch lein Strauch, kein Baum, geil-weißer Sand bildet den Strand. Endlos ziehen flache Sand diinen in mehrfacher Umgürtelun fich am Ozean hin, eine erschreckliche -cde und Aahlheit herrscht weit und breit. Und dennoch stencrt ein Tampfer in regelmäßigen Zeiträmnen zu einem ewissen Punkte dieser unmirthlichen iiste, gibt Siqnale und geht dort vor Anker-. Es befindet sich wirklich hier eine Anfiedelung, oder allerdings eine J xelifame Niederlassung ein Ort, der en Namen Aasfak trägt. Ins einer in das Meer hinausspriw Lenden Landzunge erblickt man eine nzahl Balkenhcinser unregelmässig hin estreut —- nämlich vier » oteld,« ein ge Kot-flohen, eine Postab age und eine Anzahl Schnapsfchiiniem In der kleinen Bucht, welche der Vorsprung bildet, sind stets einige Segelschiffe nnd Katter zu fehen, und mit dem Fernrohr könnte man draußen in See n eiie Anzahl scheinbar feststehender gro er Segler bemerken. Dieser Ort ist eine Station von Perlenfischern Als in neuester Zeit die Perlen so hoch im Preiie stiegen, entdeckte die gierig umherforschende tranoatlantische Spekulation aus dem Meeresgrund dieser öden Kiiste das lostbare Material, woraus amerika ni Je S iffer die Fiolonie gründeten. Es ann eder hier Perlensurhem der ein passendes Schiff desifn und die Geiellscha t, welche Koffa bewohnt, ist emna bunt und zufannnengewiirs felt genug. Eo sin zum geringsten Theile Schif fer, die hier arbeiten. Die Bewohner fchaft Kossaie besteht vielmehr großarti theild and Abentenrern jedweder Natio nalität-vorn Chinesen bis zum Ber liner, aus Speiulauten aller Rassen nnd aller Gesichtosarben, aue Unter nehmern, Matrosen und Tat-ehern. wei von diesen Tanchern saßen am trande und rauchten auo turzen Thonpfeifen, während sie mürrisch in die See hinaus chauten. Die beiden Männer hatten eine gewisse Aehnlich ieit, sie waren grast gewachsen, stark von Gliedern und hatten dunkle Haare und turzgeschorene starke Votlbarte »Na, Neinleno, ich habe die Ge schichte hier satt,« begann jetzt der Eine, det sich Palow nannte. »Seit vier Monaten krieche ich auf dem isicnnd umher und ersticke jeden Tag fast in den feheußlichen Taucherglociem welche ’ die Kerle hier haben. Ich ver-diene den Tag nicht mehr alo vier Tonart-, wah rend die Unternehmer jeden Abend ihre hundert aufschretben it)nncn. Dabei kommt man nicht verarmte-J .Mir eht ed gleich. Man muß eben Glück hol-ein« erwiderte der An gesprochene. »Was Glück," innrrte Palotn »Alle Monate findet ein Schiff einmal eine Muschel mit Perlen von hohem Werth, nnd was bekommt dann der Taucher, der sie heraufgebracht hat? winpige filnf Prozent, und der Schiffoei ner taxirt die Perle. Was macht das Urv ßedP Fünfzig Petiter wenn’o hoch kommt, nnd dann wieder monatelang nichts. Der Unternehmer verdient schon an den Muscheln allein ein scho ned Stück Geld. Er schlägt an diesen die ganzen Tageetostea herausg « a, seht gerade, weil die Perlmuti terf len etwas gelten," meinte Nein tens. »Ich verdiene dreihundert Tol laro den Monat-jedoch das Leben kostet hier zu viel, die Gaftwirthe nehmen schändliche Preise. Ich eriibrige fast Moses- · . »unc THIS llkllcllcll lUlc ccll Uccel psetd nnd gönnen sich nichts, das kann nicht gebet-. Trondein haben Sie, wenn der erbst kommt, nur eine Bagatelle im ento. Ich gehe aus und davon, sobald ich kann,« stieß Palow grimmig hervor. «Dns war der düntniste Streich, den ich je gemacht, inich hierher locken zn lassen-« »Es ist wohl Niemand aus Ueber tnnth hierhergezogen——die Noth trieb Alles «Jn, die Noth, die Nothi« ries niotv zornig aus und spie aus den oben. »Das ist die Sklavenpeitsche, die neunundneunzig Hundertstel der Menschheit geißeit. Jst das ein Leben-« »Sie spielen aber quch," wars Nein Iens ein. »Seit ich tms nicht einmal? Soll ich wie ein—Vich leben nnd gar nichts haben?« suiit Palotv heraus. »Wer weiß, ob. die Bankhalter mit tiq säieienx entgegnete Meintest-O »ich stan ni t.« »Ich g aube es mich nicht,« tics der Andere, Jst-er ich betrüge die Kerle ebenfalls, wo ich inmi. Na, ich warte nur ans zwei Dinge,« sagte er hinzu. »Amt«-i werde ich die Bank schon d’tankeiegen und einen tüchtigen Brocken den Schnitt-n antworten .Und das Andere?« sing Reinkens, da Pult-w schwieg. zRuttk das Andere wird sich eben falls findet-,n sprach dieser-, einen eit ZM, siohifenenÅBiick aufs-keinen n chneen uqen an » e nen ngn Wend. .Man iant oben s nicht Alles, mein neuer, setzte er mit einem unangenehmen Lächeln hinzu. »Ich kann Alles fagen Jch bin arm nnd damit bafta. » »Ja, Sie find ein Unfchulddkind, alter Bursche, das find aber wohl die Wenigsten, die hier find. « »Von den Enropiiern und Amerika nern wird das wohl richtig fein. Es ifti gerade keine schöne Gefellfchaft hier.« i »Nein, wahrhaftig nicht. Ort nnd Geschäft find auch darnach-« g In diefern Augenblicke ertönte von einem der in der Bucht liegenden! Schiffe die Glocke »Ich wiinfchte, es wäre dies das letztel Mal, daß ich in’s Wasser zu gehen brauchte," fnrarh Palotv und machte fich auf den Weg zum kleinen UHafen I Auf ein zweites, ietzt von einem anderen Kutter ertönendes Glockenzeii eben erhob f ich auch Neinlens und begab fich zur Bucht. ; Die Schiffe fuhren hinaus zu den Perlrnnfchelgrlinden I Die Kolonie Koffal hatte keine Ver.« bindung mit detn Hinter-lande, denn« dieies war eine ungeheure, beinahe noch völlig unersorichte Sandwiiste. All wöchentlich traf ans der Station ein Dasmnser ein, welcher einer Londoner Ge ellschast angehörte. Dieser brachte Ko len, lHolz und Lebensmittel nach Ko sak und sammelte dafür die Perl uttttterfchalen ein nnd erwarb die Per len. Er allein oerniittelte den Verkehr der Taucher vom nächsten Hasen nach und von der Kolonir. Das war fiir die Besitzer von Taucherschiisen sehr giin- - stig, denn durch diese Art von Verkehr mit der Außenwelt waren die Taurher ezrvungen, ihre Kontrolle, die minde Ptens ans eine Drittelsaison, auf zwei Monate, lauteten, zu halten· Nach dem Lande zu entfliehen konnte Niemand von hier-das hieß einein iicheren Tode ent egengehen, in kurzer Zeit mästen die F iichtlinge verhungert nnd verschmachtet, nnd der Dampier nahm nur solche Leute aus, welche die Unterne mer nachlirfiillung ihrer Ber bindlich eilen gehen ließen. Die Schisfsbesiuer waren durch diese Ein richtung auch einigermaßen vor Dieb stählen gesichert, denn wohin sollte ein Dieb mit feinem Raube sich wenden, als auf den Dann-sey und dort fand ein Verdachtiger keinen Schutz bei dem Kapitän und der Mannschaft. Nach der See hinaus, mit einem Boote etwa, zu entweichen war nicht viel ano sichtovoller, als in die Sandwiiste zu entslielen. Die Strecke, bio zu welcher « man schisisahrtelinien trai, war siir ein Boot eine Reise von Wochen, nnd « der Ozean ist hier ost qesahrlich undj stürmisch. Das war den Perlentaurthrn I wohlbekannt, nnd deshalb kamen Ent wendungen werthvoller Perlen durch die Tau-her fast gar nicht vor. Die Unter nehmer htelten seit zusammen, und die Arbeiter waren tmter diesen eigen artigen Verhältnissen in ihrer Macht. Die Taucher mußten ordentlich und ehrlich arbeiten, sonst waren sie ver loren. Aus diesem nun-de hatten die Tancher nur zwei «Hoffnungeiterne," zn dedeutendetn Gewinn zu gelangen. Die eine Chanec bildete die Ausflu dung einer Anzahl besondere werthvol let Perlen. Das lani ja ab und zu vor. An einein Tage konnte ein Tanclier das Glück haben, fiir siittshundert Tals lara Prämien zu erhalten. Die andere Aussicht bot die sspielbanh denn so viel »Hotels« Aassat aufwies, so viele Spielhöllen hatte die Niederlassung. Da das Glück beim Perlensuchen selten eintraf, so ließen die Taucher sast jeden Douai-, den sie nicht kamt-eben brauchs ten, aus der Spielban . Tagsüber rast loies Tauchen draußen in dont-wogen den Wasser, Abends nnd Nachts die Ausregungen an den Spielttschenwdao hie« siir dreihttndertslinfzig Tand-er auf dickem toeltverlafsenen Punkt dao Leben Palaw trieb es nach dieser allgemei nen Regel; Reiutene war eine schweig Erne, nachdenkliche, zuriirtgezogene atur--er tranknicht und spielte nicht, hatte mit fast Niemand Verkehr und erfüllte feine Verpflichtungen fleißig und Fewisfenhafn hatte aber nicht viel Glii —er brachte sich gerade durch. Die beiden Leute hatten von einander nichts gewußt, vor drei Monaten hatten sie sich hier kennen gelernt. Reinlens kam von Schlan, wo er Matroje ge wesen, und Palaw von »irgendwo aus Atnerila«--wie er sich autdriielrr. Die Taurherfthiffe, dreißig an der ahl, waren hinaus in das Meer ge ahren, etwa vier deutsche Meilen von der Miste entfernt, wo fie, jedes ein bestimmtes Gebiet uinfahrend, Anker warfen. Die Kutter hatten je eine iiuftpuwpe an Bord und jeder zwei Taucherglockenanziige fiir die Worten taucher. Dann funkle aber auch jeder Unternehmer eine Anzahl Eingeborener init fich, die ohne Apparate tauchten, jedoch viel schlechter bezahlt wurden, weil sie weniger tief gehen konnten als Tauchrr in der Glocke. Diese waren meist Weiße. itanger alt- gwei ; Minuten konnte keiner derselben jeder- s mal unter Wasser bleiben. Mehr als j zwei Glockentaurher konnte jedoch ein » lintter nicht zugleich heradlasfen· Da- ; mit der Ertrag in der kurzen Erntezeit nicht zu mager aus-fiel, hielt deshalb jeder Kutter auch noch eine Anzahl Naturtaucher. Palow tauchte heute sehr tief. Er befand sich wohl hundert Fan unter dein Schiffe. Die Beleuchtng war, obwohl der Tag hell und schon, in sol e der in dieser Region überaus ftat en Wieereegrunduegetation tiefdiitni merig, der Druck des Wassers in dieser . Tiefe fast unerträglich Die tsuftpuntpe eben arbeitete fieberhaft. damit der deutscher nicht ernten-, any-: r; i ..-:.s- ich das Blut in den itzt-pf, U l r. -: -: :ts;.i in den Ohren, ed preskte mir-. tic »- sust wie mit Centnemewiilstcn Fuss-innen Er fal) in Folge dca Lilutdrucicd titles von gluthkotlicn Randern umgeben; trotz des kalten !Uiect·wasseke, das ihn umfluthete, diinite es ihm unerträglich heis. Er hielt jedoch aus, er mußte das Schicksal zwingen. Sein Kontralt ging in der nächsten Woche u Ende, und er war entschlossen« dann assai zu verlas sen. Er besaß aber nicht einen Penny mehr, als seinen Wochenlohn, und mit det- getingett Summe konnte er nicht satt. Gen-mit er in diesen Tagen nichts Erhebliches, so war er genöthigt, noch aus weitere zwei Monate einen Kontrast abzuschließen. Indessen der Aufenthalt in der Kolonie diinite ihm die Hölle, er hatte eine krankhaste Sehnsucht, sort von hier, sort nach der .großen Welt« zu kommen, nach Europa -—-nach Europa !—— Es ist eine eigenthiimliche Heim wehkrantfeiy die ost nach vieljährigem Ausenttza te jenseits des Ozeans Aue gewanderte und vielfach ltmhetgetrie bene befällt. An diesem peinigenden Zustand litt Palme. Vetzweiselt suchte er aus dem Grunde; keuchend in der Glocke einherschreitend und zwischen den seltsam gestalteten Niefenp langen sich durchwindcnd, schob er, 5 uschel aus Muichel vom Boden auskasfend, die tluntpigeu Meereggediide in den großen Beutel an seinem Leidgiirtei. Endlich war der Behälter gestillt. Ek gab das Zeichen und wurde hinaus gez»c·)gen. --- - --· ·. ais llillll lcjlil Mc Glocke Usscljllllllllc und die frische Luft und das Lichtan Deck ihn trafen, ank er zusammen Er war zu lange unten gewe en, aber seine je tbis zur Verzwe flung gestei gerte illenetraft gewann den Sieg über die schwachen Körperlrii te. Sie benmal bis zum Abend ging aiow noch um Grunde, immer in die tie sten egianen. Dann Laß er in der acht beim Licht einer iaterne neben dem Schiffseigner auf dem Deck des Kut terS, der n der Bucht elandet war und vor Anker lag, und se er dieser beiden Männer brach mit einem kurzen starken Messer die großen Muscheln auf, sie auf ihren etwaigen Perleninhalt prü fend. Der Ertrag war heute ni tge ring, die Muscheln enthielten in iille kleine Perlen, ein eine auch gril ere, darunter svl e im erthe von fünfzig bis hundert » ollars. « Die beiden Männer waren allein auf dem Schiffe· Die anderen Kutter hatten einen geringeren Ertrag ehabt; aus ihnen war die Arbeit des lusbre chens schon längst beendigt. Die Nacht war dunsti , dämmertg und finster, denn der Himmel hatte sich umflort, das Wetter versprach Regen. Morgen würde man wohl nicht tauchen können Die Männer schafften eifrig. Plötzlich ward Palaw beim Ausbre chen einer Mus el ganz bleich, eine Hände zitterten, litzschnell warf er sie über seinen Kopf hinter sich in’6 Was ser. Ebenso schnell ergriff er wieder eine neue Muschel von dem vor ihm iie enden Haufen und brach sie auf. ißtrauisch schaute der Schiffseigner auf die Hände Wian »Was war das? Was fiel da eben in’s Wasser?" fru er. alow schüttelte den Kopf und sagte ruhig: »Ich habe nichts gehört· Sie werden sich getäuscht haben.« Der Unternehmer sah seinen Neben mann mit noch gesteigertem Mißtrauen an. ,..Hm,« meinte er. »Wir tvoilen’s morgen doch ’mai näher untersuchen. Sie werden heute in meinem Zimmer übernachten, und wenn Sie den ersuch machen sollten, aus dem Raum zu gehen, so schiene ich Sie nieder wie eine Katze. Die Sache war nicht rich tig, Paiow, und soll morgen llar ge stellt werden« »Wie Sie wollen,« antwortete der Taucher mit einem häßlichen Lächeln. »Die Ehre, in Ihrem Zimmer liber nachten zn dürfen, ist ganz auf meiner Seite. Ich werde sie zu schätzen und zu würdigen wissen Waisen wir die Sache heute," rief darauf, sich erhebend, der Schiffs eigner. »Ich werde die Muscheln ver chiießen, und wir wollen sie morgen n der Frühe weiter ausbrechen. Hin aus können wir sicher doch nicht, der Wind springt um. Kommen Sie, Mann-; sit-- · . - Her Hunnen-much ern großer-, Intr ker, rothhaariger Jrliinder, schob mit den Füßen die noch übrigen uneröffne ten Muscheln in die Laie, die zum inneren Raum des Kutterd führte, ließ die Klappe lerunter, schob den Riegel vor, verschlos; diesen und verließ, von dein in gleicher Weise höhnisch weiter lächelnden Tancher gefolgt, den Kutten Beide Männer begaben lich in die Trinlslnbe den »Hotelg," wo der Jrländer wohnte-. Jn einetn Neben ranrn dieser Zimmer war schon dac Spiel itn Gange, denn man hörte die kurzen Anernse der «Spielhalter, das Klingen der tsleldsnicke nnd vereinzelte Flitche der Berlierendetn In der Schankstude waren nur einige melan jsche Matrosen anwesend. Palaw begab sich hente nicht in das Spielzinnnerz er verzehrte an dein gleichen Tisch mit dem SchissSbesitzer sein Abendessen nnd trank icasfee da u. Der Jrliinder war ein starker Trin ier. Dae Wasser in der Niederlassung war nur zum Fischen brauchbar, ed wurde and Meerwasser siltrirt und hatte einen widerwiirtigen Ge chmack. deute Abend aber nahm der chissss eigenthürner lein Getrdnk zu sich; er schlang sein Abendbrod trocken hinun LMEM«. sp« «- -’« ·-"« ".-..« ·.." « :. ter, uno wahrscheinlich war oies ver Grund, weshalb er hierbei dem ihm gegeniibersitzenden Taucher, der ihm ieie Entbehrnng auferlegte, wüthende Blicke zumars ,,Jch bin müde und will schlafen," sagte darauf Paloto mürrisch. »Ihr seid heute srüh damit bei der and," meinte der thiinder, »aber ommt nur, jedenfalls spart Ihr dabei Geld." s Die Häuier in Kossak sind iimmts lich einftockig und der ehweren inter stürnte wegen überhaupt sehr niedrig. Der Schiisseigner machte Palow ein Zeichen, die kurze Treppe nach dem oberen Stock hinauf zu steigen. Palow ging voran, der Jrlünder folgte Das erste Zimmer aus dem langen Flur war des Irliinders Wohnung, es standen drei Betten darin. Ueber dein bon drei Stühlen utngebenen Tisch, beut einzigen Mobiliar des Raumes, hing eine brennende Petroleutnlaterne. Der Jrliinder zog den Schlüssel außen non der Thür, verschloß diese von innen nnd steckte den Schlüssel in die Hosen tafche »Jetzt macht es Euch bequem,« sprach er, sente lich an den Tisch und zündete seine Kallpfeife an. Palow wars sich in seinen Kleidern aus das Bett, wandte den Kopf der Wand u und schien, ermüdet von der schweren ages arbeit, bald einzuschlasen. Eine Stunde etwa saß der rltinder on dem Tisch und tauchte ruh g, dann erhob er sich, ging aus den Schlafenden u, beobachtete diesen eine Zeit lan , schloß leise dann die Stubeuthiir aus, liischte die Lampe aus, schlich sich aus dem Zimmer, es lautlos von außen wieder zuschließend. Er konnte den ge wohnten Nachttrnnl nicht länger ent behren; er begab sich in die Tr nistube nnd saß dort bald vor seinem großen Glase Branntwein am Fenster, den Weg vorn Hause zur Schiffsbucht im Auge behaltend, soweit die Dunkelheit es ermöglichte. eue er oao Zimmer verlassen hatte , richtete Palow si auf. »Ich dachte es ja leich, daß der titsche ohne Brannt we n es nicht lan e aushalten könnte," murinelte er Bann zog er seine Schuhe aus, öffnete das Fenster und spähte hinunter. Das immer lag auf der hinteren Seite des Hauses ort gn fiel aber ebenso hel wie nach der orderfront das Licht der Schanistube und des sepielzinimers in, denn der ganze untere Raum des auses wurde von diesen beiden Zininiern nebst der Küche eingenommen Wollte ei von hier hinunterspringen, so würde man unzweifelhaft den Schall hören und daraus in dem Licht lreis ihn sogleich sehen. Auf diese Weise onnte er also nicht unentdeckt aus dem Hause und zu der Bucht kom men. Al e Häuser hier waren jedoch von dein elben Unternehmer mit dem leichen iaterial und aus ganz gleiche ieise erbaut, demnach hatte dieses »Hotel," wie die anderen auch, an sei ner Längsseite ein-bis zum Boden rei chendes Eisenblechdach nach dein Strande, nach der Windseite zu. Es gab also nur einen Weg, das aus unbemerkt verlassen zu können. D eser war: zuerst auf das Dach u gelangen und dann sich auf dein Bleasf herunter gleiten zu lassen. Diesen Weg beschloß der Taucher zu nehmen. Aber schnell mußte das geschehen, sagte ei- sich-in einer Stunde wurde die Trinkstiibe ge schlossen. Es war schon ein Uhr Nachts und langer als bis uni ’ wei wurde nicht gespielt dann schlo der Wirth auch seinen Schant. Um an die Buchtzu gelangen, brauchte man stinf Minuten, ebenso viel Zeit zurück. In einer hal ben Stunde konnte er bequem die That, welche er uorhatte, ausgeführt haben, in das Zimmer-zurück gelangte er dann leicht aus einer Leiter, die am Schup pen stand, wenn er diese nachher ver mittelst einer Schnur herabliesz, so hörte schwerlich Jemand etwas. Mot gen friih wollte er die Leiter dann un seseheii schon wieder an Ort und Stelle ringen spulow schaute empor. spie Gatten, welche das Dach trugen, ragten überall wohl zwei Fuß weit hinaus; man hatte sich nicht die Miihe ge eben, diese zu langen Vorsprlinge ab usägen Palow stie auf das Fenstersitns, ergriff den Ba ien über seinem Fenster und schlauan ich hinaus. Er hatte sich jedoch in der pchwere seines Körpers verrech-« net, es war unmaglich, sich bis zu dem Dache etnporzuziehen. Außerdem war der Ballen ganz glatt, seine Hände fanden nicht genügend Halt, sie kutsch ten, und ehe Palow noch Zeit fand zu liberlegen, was er jetzt thun sollte, durchschnitt er die Luft und stattd mit einem dumpfen ltrach ans einer hölzer nen Fallthiir, die den Eingang zum Keller verschloß. »Haltoh, was ist da lass-» ertönte eine Mannes-stimme tmd der schwarze Kopf des Negets, der das Geschäft des Koches indem »Hotel" versah, schaute aus dem Kitchenfenster heraus. Palotv klopfte das Herz zum Zer springen, der Fall hatte, trotzdem er auf seine Fiiße zu stehen gekommen war, ihn gewaltig erschüttert, er stand, keiner Bewegung mächtig, wie erstarrt da. »Was wollt Ohr in dem Keller? Das ist kein Weg fiir Ench, Mattn," rief jetzt der Ncger Valow zu, »macht, daß Ihr wegkonnnt, oder ich rufe den Oerrn und dann gibt’s 'was." Palow hörte lautes Stintmengewirr, Schreien, Lachen, Stemper und die Töne einer Mundharmonlla aus dem Wirthszintnler. Die irlandischen Tau ckter tanzten wieder. Er winkte dem Mich avlvehreno und schlich ftch eiligst davon. Dann rannte er, obwohl ihm die Füße von dem Falle heftig fchmer - ten, durch den Sand der Bucht zu. igs gätte sich ein Wind erhoben, der den olkenschleier zerrissen. Der Himmel kliirte sich anf, und ein matter Sternen schimmer lruchtete dämmerig. Er er hellte die Bucht, so daß man das grüne Wasser von dem weißen Sand unter sche den konnte, und ließ die Schiffe und das Takelwerk tief grauschwarz er scheinen. Palows Taucherschiff lag etwa in der Mitte an der Buchtlinie ungefähr ehn Fuß vom Lande entfernt. Der eeresboüen war hier vier Meter tief ausgegraben. Jetzt war aber hohe Ebbe, und die Tiefe betrug demnach kaum die Hälfte Palow wußte genau die Stelle, wo er die Muschel über feinen Kopf hinuntergeworfen hatte; j er saß gerade vor dem Fockmaft, dem- - nach mußte die Muschel zwischen dem i Lande und diesem Punkte am Backbord s auf dem Grunde liegen. Es war kein Mensch hier zu sehen, kein Laut zu hören, in weniger als einer Minute hatte der Taucher sich entkleidet und litt in dar leise sich bewegende Wasser ginunter. Er tastete mit Füßen und änden umher. Das Salzwasser hob i n stets vom Grunde empor, außerdem zog ed durch die Bewegung der Ebbe ihn unter den SchiffgkieL Diese Umstände lein derten ihn, sofort die Stelle zu tref en, wo die Muschel seiner Berechnung nach liegen mußte. Er war gezwungen, mehrmals emporzutauchen, um Luft zu nehmen. Dadurch vergingen viele kost bare Minuten der ihm fo knapp zu Ge bote stehenden Zeit, denn jeden Au en blick konnte der Schiffsbesitzer in Sein Zimmer zurückkommen und entdecken, daß er nicht darin sei. Geschah das aber und wurde er dann hier getroffen, fo hätte man ihn, ohne viele Worte wei ter zu verlieren, nach dem Gebrauch, deMier herrschte, einfach ehängt. iteinem schnellen Zu ammeniü en der Füße fuhr Palow wieder- in ie Tiefe. Er traf diesmal die Stelle, wo die Muschel liegen mußte, abez sie war, F weit er auch nmhertastete, leer. Die ewegung der Ebbe war hier zwi fchen dem Schiffgliel und dem Ufer sehr stark, sie zog ihn trotz Keines Widerstandes unter dem Schi fskiel hindurch. Dabei fühlte er plötzlich unter seinem Leibe etwas artes und instinktiv riff er darnach. r kam im nächsten ugenblick auf der anderen Seite des Schiffe-s empor und hielt in der Hand die halbgeöffnete, esuchte, rasze, etwa zwei Kilo schwere tuschei. zchnell schwamm er mit seinem Funde um das Schiff herum dem Lande zu. Der Mor en dämmerte schon, grau rötkliches ticht erstand im Osten, wohin ertchwatnm « L ! um user gewahrte er ptonttch etne Gestalt, die sich in der fahlen Dämme rung riesig groß und dunkel abzeichnete. Sie hielt eine Flinte in der Hand. Es war der Jrländer, der Schiffseigner. »Wart’, Kanaille, das soll Dir nicht gelingen!" stieß er in seltsamen Lauten hervor und hob die Büchse. Palow tauchte sofort unds wamm unter Wasser, so daß er auf der teuer bardseite des Kutters wieder empor kam; jetzt war das Schiff wifchen ihm und dem Schiffsbesitzer. Daran hörte er, wie der rliinder das zuriickgezogene Brett vom ser aus auf den Kutter schob. Das war jetzt nicht schwer aus zuführen, weil durch die Ebbe das Schiff sehr tief stand. Falow suchte nun unter dem Schiffs lie hindurch an das Land u kommen und schwamm mit aller rast. In diesem Au endlicl sah er den Jrländer in sle chwankender Haltung das Brett eschreiten, dann den Mann die Arme ausbreiten, fah die Flinte in das Wasser fallen und hörte darauf ein star es Klatschem wie wenn ein schwerer Körper in's Wasser falle. Palow schwamm jetzt schnell an das Schiff heran, warf die Muschel hinauf iiber die Regeling, ergriff ein herunter hitngendes Seilende und zog sich an diesem auf das Deck des Kutters Von dort spähte er in das Wasser; es gur gelte unheimlich in der kupferroth schimmernden Fluth, es stiegen Blasen hier und dort auf, von dem Jrliln er war jedoch nichts mehr zu sehen. Palvw raffte eiligst die Muschel aus, lief über die Planke an das Ufer, klei dete sich an und ging dann äu dem dicht neben dem Hatel des Irliin ers liegen den Logirhause, tvo er ein Parterrezims mer bewohnte. Der Taucher stieß das dort nur angelehnte Fenster auf, ge langte ungesehen hineinsteigend in seine Stube und legte sich zu Bett. Beim Sonnenaufgang erhob sich der Taucher, ließ den Vorhang vor seinem Fenster herunter und brach die Muschel vollständig auf. Sie enthielt Zwei große längliche Perlen und zwei lei nere, fast völlig gleiche Paare von sel ten gleichmößiger Rundung und von einem Werthe — Palow konnte das wohl taxiren — der reichlich tausend Dollars betragen mochte. Der Lohn der letzten Woche und die über Erwar ten gut-e Prämie der letzten Tage, die er noch u fordern hatte, machten ge en Pundertfünfzig Dollars aus. Mit d e em Gelde lonnte er gut bis nach Mar xeille kommen, wo er die Perlen völlig icher und preiswerth abzusetzen im Stande war. Geld hatte er also, es fehlte ihm aber jetzt noch eine sehr wichtige Sache; das waren tegitimationspap ere, vor Allem ein Matrosenbuch und ein Paß. Die Ausweise, welche er selbst gehabt, konnte er aus guten Gründen nicht brauchen. er hatte sie vernichtet. Nach xaußereuropaischen Oasen rannte er allerdings ohne Papiere gelangen, es srug dort kein Mensch nach solchen; in Amerika, Australien, in Indien brauchte er nichts dergllcichem Fiir einen ungesährdeten ufsenthalt in Europa jedoch, dem Lande einer Sehn sucht, vor Allem in seiner Heimath, in Belgien oder in den Niederlanderh - waren gute Legitimationspapiere siir ihn durchaus erforderlich. Da siel ihm sein Kamerad Neinkens ein, der besaß, wie er wußte, in Ord nung gehaltene, von den Kansulaten und Gesandtschaften regelmäßig visirte Papiere, und-»aus sehr wichtig war das Signalement stimmte auch auf ihn, auf Palow. Sie hatten ja unge dhr dieselbe Statur, dunkle Augen, dun es Haar und eine gerade Nase, auch im Alter waren sie wohl gleich. Reinkens blieb, wie er gesagt hatte, im Aus lande; fiir Jenen war diese schöne, latte Legitimation iibersliissig,»«stir alow bedeutete sie ungemein viel. Er einschloß sich daher, es mochte kosten, was es wolle, Reintens Paß sich anzueignen. Der Tag war völli .herangebrochen. Trotz aller gegentheil gen Voraussagen schien die Sonne von einem reinen klaren Himmel, nur ein starker Wind blies vom Lande her, der die Aussahrt der Taucherflottille eher sörderte als hinderte. « « Zuerst hatte Palow den Plan gefaßt im Zimmer zu bleiben, sich zu stellen, als hätte er die Zeit verschlafen, und sich zum Tauchen holen ki lassen. Dann überlegte er jedoch, da»»es unver dächtiger wäre, wenn er sich, wie immer, zur Stunde der Aussahrt an der Bucht bei seinem Schiffe einfiinde. Er verbarg desgalb seine Perlen zwi schen dem Stos des Fenterrouleau und der Stan e, zog den orhang auf und ging zur ucht hinunter. Als er1 dort ankam, sand er die Taucher, Ma- ; trosen und Schiffseigner am Strandej in lebhafter Bewegung· sie umstanden ’ in einem di ten Kreise etwas und« sprachen lebha t. Palow ging ruhig hinzu. Die Tan- .« cher nnd Seeleute seines Schiffes tamen ihm entgegen. Der Patron sei ; eben am Kutter ertrunken gefunden! worden, ob er nichts darüber wüßte« Palaiv schüttelte den Kopf. »Ich stehe - eben auf und komme vom Bett her,s wie kann ich denn etwas wissen?" ant- ? wartete er. s« wer rrlunorfche Ochqssvestyer yaltcå seinen gewöhnlichen Abendrausch ge-? gibt, das wußten der Wirth und dies äste. Er war mit den Letzteren, dies im gleichen Hotel wohnten, um halb« zwei Uhr etwa arg sein immer gegen-s gen, dann hatte - ieman mehr etwas von ihm ge ehen und gehört. Au seinem Autter bis zum Ufer lag. die Planke. Er war unter Wassers beim Steuer an der Ankerkette todt ge unden worden und mußte also-so s loß man-noch in der Nacht aus irgend welcher Ursache auf das Schifft egangen und in seinem berauschten Zustande in das Wasser gefallen sein. abei hatte der Berauschte seinen Tod « gesunden, der na dem Aussehen deri Teiche schon seit tunden eingetreten ein mußte. Es lag absolut kein Grund vor, irgend Jemand zu verdächtigen. Der Ertruntene zei te keine Berwundun , er trug seine Ugr bei sich, eine Pries tasche mit viel Baarschaft, und keine Taucher und die übrigen Schiffs ente seines Kutters hatten durch seinen Tod nur Schaden, da Lie plötzlich o ne Arbeit und ohne Ver ienst waren. er Mann hatte keine Feinde, kein Streit oder dergleichen hatte sich erei net, es lag demnach ersichtlich ein Ung iicksfull vor, der herbeigeführt worden war durch die Gewohnheit des Mannes, zur Nacht viel Branntwein zu trinken. So er klärte man den Vor all. Der von den chisfsei nern aus ihrer Mitte für jede Saison neuge wählte Sheriss, gewöhnlich der älteste und niichternste Schiffsbe itzer, welcher öchster Polizeibeamter, ostvekwultey antier der Kolonie und Sch edsxich ter in einer Person war, ordnete an, daß die Flottille eine Stunde später ab ahren und diese Zeit dem Begräb Pilßl des todten Mannes gewidmet sein o te. - -« kws But-gr- guu cv qlek IMM. LUMU legte, wie das in früheren ähnlichen Fällen xschehen war, die Leiche, nachdem disk heriss in Gegenwart aller Ausrief-sil den die Baarschaft des Verstorbenen gezählt und in Verwa rung enommen hatte, in eine große aaren iste, dann trugen die vier Matrosen des Kutters und vier eingeborene Taucher den improvisirten Sarg von der Bucht durch die Station nach einem Platze in den Dimen, der als Begräbnißsttitte diente. Alles folgte ernst und stumm. Das Grab war in dem lockeren Sande schnell geschaufelt, es konnte nicht tiefer als etwa einen Meter gegra ben werden. Der Sheriff spracheln knrzes Gebet, die Uinstehenden ent blößten das Haupt, dann schausolte man den Sand in die Grube, er rie selte von selbst beinahe hinab-die Ceremonie war beendet, und Alles ing on seine Arbeit, ans die See zum Herlensischen hinaus. l 4. Kapitel. Ein Monat war vergangen, seitdem Doktor Otto Rembold den Fall »Oswald Brauns Erbe-« in die Hand genommen hatte. Der junge Rechts esltssene hatte inzwischen dav nachge nchte Anwaltsdiplom erhalten tmd eine Kaiijlei in einem hübschen Neben ttmxner se ner Wohnunabet Fett-imm