Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, June 28, 1895, Page 5, Image 5

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    Spezial -Pr«åmie! «
Das Leben des
Fürsten Bismarek.
Eine Geschichte der Wiedergeburt der deut
schen Nation. Von
Paur.nsnuann. l
Inhalt.
Wistäsitösttckischsusapsm. l. Jugendzeit. 2. Parlainentariichc t«el)rjahtc. 3.i
I ’«) s—1862.
Bin set Uebung-e des Ministerium bis zum Prager Frieden. t. fu« —!:ei-tasiungg- ;
Konflikt. 2. Tie ,T.eutsche Fkaåef st. Der Mund-: .nrleq. !
snt starb m Vetter-rett- bie tunc , tret-tust des deutstlts ansbsischen Krieges. 1. Tei
Brn unt Oetterreich. 2. sie Feinde itn rttilaem ts. ztapoleones »Wenn-alltä»
nnd kalten st. Sabowa nnd die Folgen. 5. Terzttorbdcntsche Bund.
DkkW quissischk Krieg. l. ’Iie.Hohetttollcrtt’sche tsandidatnr L Bisumrck und
Frau reich. Z. Gründung des Deutschen Reiches. .
Mülsttks sur-nötige Mchtstellunq nnd sie-nur« Itiedmstmlltit t. Die nomini
sche Nepttbltl. . Deutschlands Blindnisse
Diclnkkt Otstrltsus Its deutschen Reiches. l. Kanzler nnd Papst. 2 Jleue Bahnen,
alte Gansllltr. sk. Tietotiale Frage.
Ists Its List Istfkk Willstle l. l. Neue Hei-rett. Fr«icdrichsi«ttl).
Das Buch enthält 2582 ans elegantein Papier gedrnctte crtav Heut-u, ist voll illu
rirt, mit Vismarifs Portraih nach t«embach. als Titelblatt versehen und crliilt jeder
« bvnttent, der den Hätt-zeiget nnd Herold« arti ein Jahr im Bot-ans bezahlt, guts Buch
gegen Nachza lnng von 25 (5ettt6. Sonstige-r Preis S».75.
Ueber isntarck sind schon unendliche Wucher nnd Brotchiiren geschrieben, unsere-I
Wissens Ledoch ist bis jetzt noch von keinem Teuttch Ultnerikaner ein grösseres Wert über
bieten be eutertden Staatsinann veröffentlicht winden. Hier bietet sich nun dein tseser die
Gelegenheit ein Wert ans der Feder eines disk betten deutschamerikanischen Jonrnalisten
kennen zu lernen, und braucht somit nicht zu fürchten, ichmcichelbaite Berichte ans dein.
keben Vistttatck’g tu lesen, sondern wahrheitggetnasz die grostcn Thaten nnd auch Fehler»
dieses StaatSIIICttttes lernten tu lernen.
Unter dem Namen slk a nl H e r in a n n verbirgt sich der bekannte Journalist El( a u l
aedicke, und glauben wir, baß bessert Name tnr Nenuge eine Garantie tit, dass dir-its
iert den besten an die Seite gestellt werden lann.
r.sssIssssOIOIOOIIIIIIOOIIIOOOIOIIIOIIUIIIOI
Wie eine Frau zur
andern spricht:
«»Zwei Jahre lang habe ich nun jeden Montag Morgen
statt clsnn sosp gebraucht, — habe stets keine und
schneeweiße Wäsche ohne harteg Reibcn erhalten
—- unb bin jedesmal um 9 Uhr herum fertig ge
wesen. Diese Seisc hat niemals auch die sat
testen Farben meiner Sommer-kleidet ange
griffen, mus- also steioon allen Säuren
sein. Schicke nur an deinem nächsten
Waschtage zu deinem lskocck und laß
ein Stück holen. Du wirst finden,
daß es eine vollkommene Ieise für
alle Wald-wette ist-« Überall tzu
haben· Nur hergestellt von
The
N. K. Fairbank
company.
chlcagm
otsssssoooosssquI
5 Gacconcn oder 12..) Gkä ser für-L ;«Ecnto.
cui- JIsIIItIs III-II IsIIIIIIIII'-I ticImIIiscII WiIItIhIIchIIIkeIIII -IIIIIvIIIIIc1-I. IIIIIkIIIIIeII III-» IIIIIII den, .I
oder Ql IIIPanck IIIIo Iqu nIrnIsiI XII-HI- III-II- It, I -I L! JstI II III- III kff II- .-I- sIzIILI ,-:I- II .«
Fragt Euren Apptbeker darnach!
Luni-III ä- I5II., 7 Q- LI ZIIIIIII .IrffrrIoII En» IFIIIIIIUQ III.
---die—
IfIMmIdIII IIIIh IIIIHIIIII III II LI« In. IIIIMIHZ I III-I JlIIIIs II -I Isst lI Ist-t, IIIIIIIIII IIUII « I IIIII Inl
qunfkn III-»n« nett-ums MIIII IIII IIIsII -I. VII-»Im INIDIIsIIIsIIquI IIIIerm IsIss U -’. II·«-II III
deutsch sm I-.·- IsIIIIMIsI -I-III. ---IIII III. . « -II I« I .II-I IIIIIII IIIIIHI cIII III-III II I.· I- Ins-«
Sikiimnn IIIIII IIKIIIIIT DII fin -.I, III-« I -I- « » I It IIII III -"II IIJII VIII II III sIIIsI
Königin des NordwestenS.
Jmmer eine sichere Ernte!
Furmcn mit gutem Wasscrrccht 15 bis 20 Dei-i
« lars pro Acker.
» « für welch das Wasserrecht von
RELIEVUUJSSlMIds 5 bis 1»Do(takspko Acker kostet,
« in guter Lage. Nähere Auskunft ertheilcn
IEIELU ROBsc MÄNN G GO»
" , Deutwa Jandgestdäft shorulmh Wyoming-.
1
i
Der Gjiingenhäuptlingu
historischer Roman von Ein-it Etlir.s
(Fortfehnng.) [
»Ich have neulich ern gwses days-. «
fortgetragen, mit dem ich heimlich iiber
die Zugbriirke geschlichen bin.«
»Man war darin?«
»Woher soll ich das wissen? Schwer
war es und hart anzusiihlen, und ed
klang fast wie Silberzeug.»
Kulsiigs Augen strahlten. »Hm
und schwerl« tnurmelte sie vor sich
hin, »und ed klang wie Silberzeug.
Da fällt mir ein, daß ich auch ein
Bündel habe, Und daß etwas fiir Dich
darin ist. Sieb hier, mein Junge, da
hast Du zwei schöne Aepfel."
Palle lächelte vergnügt, nahm die
Aepfel und fing an, davon zu essen.
»Du sollst sehen, Polle, Du machst
noch Dein Glück da oben auf dem
Schlosse. Ich hali’tz immer gesagt, der
kleine Palle hat einen guten Kopf- und
nun kannst Du Dir selber ausrechnen,
daß meine Worte in Etfii ung gehen,
denn wenn die Herrschaf n kein Ver
trauen zn Dir hätten, würden sie Dir
das Silberzeug nicht fortzntragen
geben."
»Ich habe aber ja gar nicht gesagt,
daß das Bündel Silberzeug enthielt l«
»Das kann und ja auch einerlei sein,
mein Junge, wir bekommen ja doch
nichts davon; und trotzdem ist es ein
mertwiirdiger Gedanke, auf einmal fo
viel in Händen zu halten, daß man
den Rest seines Lebens sorgenlos davon
leben könnte. Nicht wahr, Palle, kam
Dir der Gedanke nicht auch?"
»Freilich, jetzt, wo Du essagst; vor
her dachte ich nicht daran."
»Ach hat doch Niemand mit dem
Bündel fortgehen sehen?«
»Nein, so viel ich weiß, sah mich
keine Menschenseele, sonst, glaube ich,
hätten sie es mir auch wohl fortge
notnmen." —
»Du liefertest das anvertraute Gut
doch wohl sicher ab?"
« »Du meinst wohl, ob ich es sicher
verwahrt habe ?»
»Ja, natürlich! Wo hast Du es
denn oerivahrt?»
Der Knabe schwieg, altz besänne er
sich auf eine Antwort.
»Du fürchtest Dich doch nicht, ed
Deiner Mutter zu sagen?«
»Ach nein, ich versteckte ed hier im
Hause deo Wachtnieisters, denn er s el
ber war nicht dal»
Dies Alles klang sehr wahrscheinlich.
Das Gesicht der Alten strahlte vor
Begierde. Sie ging in die Falle. »Es
kann ja aber Jemand kommen und den
Schon finden, Du unvorsichtiger
Inn et«
» ch nein! Ich vergrub das Bündel
oben aus dem Boden unter dem Stroh,"
erwiderte der Knabe treuherzig.
»Das ist wirklich nicht sicher genug,
lieber Polle; laß und lieber hingeben
und sehen, ob ed noch da is
»Ja, kommt !" sagte Polle.
Eine lange Strecke wurde seht
schweigend zuriickgelegtz wie verschie
denartig auch die Gedanken waren,
welche »Mutter und Sohn ersiillten, so
war der Gesaimntinhalt doch derselbe:
Beide entpsaudcn sie eine große Be
friedigung darüber-, daß sie sich gegen
seitig angeführt hatten.
Der kurze Tag neigte sich schon
seinem Ende zu, als sie die Hütte er
reichten. Jm Walde herrschte schon eine
vollständige Dämmerung Mit klagen
dem Ton fuhr der Wind durch die
Wipsel der Baume, jeder neue Stoß
riß groer Mengen Laubed mit sich fort.
»Wer doch einen solchen Wald
hätte!" sagte tinsblg endlich; sie hielt
es siir besser, den slnaben nicht länger
seinen eigenen Betrachtungen zu liber
lassen.
Wald niir gehörte, dann suchte ich den
ganzen Tag Vogelnester l«
»Das konntest Du nicht, mein
Junge, denn ich wurde sofort alle
Bäume fallen und als Breunholz ver
kaufen lassen. Hast Du den Wortsi
meister heute noch nicht gesehen2-«
»Er ist in aller Frühe nordwärts ge
zogen, um Evend zu suchen."
»Wenn er mich in der Hütte fände,
so wäre uui niich gefchehen,« fliisterte
Kulfög.
»Meint Ihr-TM
,,Ja, er würde mir sicher den
Garaud machen»
»Dann geht lieber nicht hinein !"
»Ich wollte nur einmal sehen, was
fiir Slosidarleiten die Herrschaften mit
sich siihreii."
»Dann will ich lieber draußen
jbleiben und Euch ein Zeichen geben,
F wenn Jemand kommt. Der Sack liegt
ganz hinten beim Schornstein unter den
’großen Strohbiindeln. «
»Die Thiir ist ja abgeschlossen!«
»Ich weiß, wo der Schlüssel liegt. «
Palle griff mit der-band in ein Loch
unter der Thiirsch velle, holte einen
Schlüssel heraus und offnete die Thiir.
Dann traten Beide in die Hinte.
Man gelangte durch eine Oeffnung in
der Nähe deø Illkoueuo auf den Boden
Palle holte eine Leiter von draußen
nnd stellte sie an die Wand. itulsog
bestieg die Leiter, ohne sich zu beden
ken, schob die Wie zurück und kroch
durch die Oeffnung auf den Boden
«Gehe Du jetzt ein wenig hinaus,
mein Sohn,« sagte sie, »und sieh nach,
od etwa Jemand kommt. Hinter dem
Schornstein liegt das Bündel also?"
»Ich flirctite, Ihr werdet es nicht
Linden-« ries sPalle mit spöttischeni
Liszt-n indem er die Leiter entfernte.
siiy stieß einen gellenden Schrei
»Ja, da habt Jht recht! Wenn der
l
aus. Sie begann zu ahnen, dasz Palle
sie in eine Falle geloctt hatte.
»Palle, Palle," rief sie, »was soll
das heißen! Du willst mich doch nicht
unglücklich machen ?»
»Mutter-, Mutterl» entgegnete der
Knabe- ,,wiszt Ihr noch, was Jhr
vorhin sagtet: ,Jn dieser Welt kann
man sich gern einer Lüge bedienen,
man muß dabei aber stets den Schein
der Wahrheit aufrecht halten.’ Diesen
Rath habe ich setzt befolgt. Jhr woll
tet mich anführen, jetzt seid Jhr aber
die Betrogcne l«
»Aber was soll dies Alles nur
heißen?"
»Nichts weiter, als daß Jhr Euch
vorläufig da oben häuslich niederlassen
müßt. Nuht nur Eure milden Glieder
recht; ich verwahre jetzt die Leiter,
schließe die Thür, sage Euch Lebewohl
und gehe meiner Wege.«
Der Knabe that, wie er gesagt.
Ohne auf Kulsögs Flehen, Bitten,
Drohungen und Fliiche zu achten, ver
ließ er das Zimmer, schloß die Thür
und versperrte sie von außen. Dann
lief er in den Wald zurück.
39. Kap i tel.
Die Flucht.
Auf Gjörslöw war inzwischen Alles
zur Flucht vorbereitet. Als der Abend
hereinbrach, kehrte Esmer unverrichteter
Sache mit seinen Leuten zurück. Er
brachte eine tsiesellschaft von Ofsizieren
mit, die er im Walde getroffen hatte,
wohin ein gleicher Zweck sie geführt
Die Dragoner zogen ihre Pferde in
den Stall und verschwanden dann in
der Leutestube. Allmiilig, als es stiller
auf dem Hofe geworden, nahm der
Lärm in den ;—,immern desHauptmanns
zu; man bereitete ein Trinkgelage vor,
das im Verhaltnisz zu den Beschwerden
des Tages stehen sollte. Laute Stim
men, Lachen nnd Gesang drang zu dem
Flügel, wo sich Frau Elsebeth mit
ihrLTother befand.
r- k-«
Die Damen waren schwimmen
reren Stunden völlig geriistet zur Reise
gewesen. Während Frau Elsebetlt in
den Zimmern hin und her ging, fand
sie stets noch einen oder den anderen
Gegenstand, den sie dem zusammen
gestigten Gut hinzufügen zu müssen
glaubte, obwohl Reed die Ansicht gel
tend machte, das; man nicht so viel Ge
pück mit sich fortflihren könne. Der
Junker war ungeduldig und wartkarg,
er empfand es als demiithigend, daß
man abermals Zuflucht zu der Hilfe
der Gjiingen hatte nehmen müssen Er
haßte Sbend, freilich hatte er keinen
Grund dazu, aber ein gewisser Instinkt
mochte Schuld daran sein; lzwischen
ihren Ideen und Anschauungen lag ein !
Jahrhundert-ein Jahrhui.dert und-;
eine Revolution.
Karen safz bleich und schweigend am
;Fenster und starrte in den Ho hinab.
Der Mond wars seinen Schein aus das
alte, gothisehe Gebaude und auf das
Wasser im Graben, wo das-kleine Boot
schaukelte, das sie der Freiheit, der Er
lösung entgegensühren sollte. Die
Schildtvarhe an der Brücke stand steif
und unbeweglich wie eine Steinsiiulef
da. Die Wälder auf dem jenseiti en
Ufer erschienen in dem Nebel und ers
Finsterniß wie eine große, zusammen-s
hängende Masse. »
Fearentt Gedanken hatten eine andere J
Richtung eingeschlagen wie die der
Mutter; ruhig, trautnerisch versunken,
in ihr Schicksal eigeben, saß sie da. ;
Tie Stunde dei Entscheidung näherte
sich. Unten int Hofe blieb Allesf l
und ruhig, mehrmals sah Karen d
Keller eine dunkle Gestalt entsteig
die einen Gegenstand in der F
trug, mit welchem sie in dem Scha
verschwand, den die Ringmauer
der Nähe der Hugliriicke bildete.
war der utiermudliche Polle, der s
inmitten aller seiner Vorbereitungen»
nicht vergaß, die Schildwache zu er
quicken. Die Uhr im Thurm schlug
zwölf, der tiefe itlang, den man übers i
all im Schlosse hören konnte, halltes
GEIST-s
- von der entgegengesetzten Seite wider.
Der Mond war im Begriff, hinter dem J
Walde zu verschwinden, dies war der
Augenblick, den lib zur Flucht be-’
stimmt hatte-.
Staren saß noch immer am Fenster, i
sie sah Palle iiber die Mauern kriechen i
und unten am Boot wieder zum Vor
schein tommenz in dem leichten Winde, i
der die Oberfläche des Sees bewegte, i
hob nnd senkte sich das kleine Fahr
zeug mit dein WasserspiegeL
Die Stunde ist da,« iliistcrte Frau
Elsebetiz mit bleichen, zitternden Lip
pen. » «aßt und gehen! Reed, wollt .
Ihr mir mit diesen Packeten behilflich
seini«
Dei Funker nahm ein Bündel unter
jeden rin und die diei Flüchtlinge
schlichen sich leis sen Schrittes aus deini
Zimmer, sie hielten den Athein an
und siirchteten, sich durch das iiiaschelni
ihrer Kleider zu verrathen.
Auf dem Gang vernahmen sie das
Latinen der schwedischen Offiziere in
Eßners Zimmer; als sie die in den
Keller führende Wendeltreppe hinab
gingen, drang das Getöse nur noch ges »
dämpft zu ihnen. ’
Recd zündete eine siieniackel an und
schritt voraus durch den tiefen gewölb- «
ten Gang, der sich unter dem Schloß;
htnzog und in einei- Andfalltbiire in
der Ringmauer endete. !
Keines von ihnen hatte bisher eini
Wort gesprochen. Frau Elsebeth gab
;acht auf die Packete des Junkers undi
»den Juwelenschrein, densteselber trug i
Karen betrachtete den bunten Schein, »
den das Licht der Fackel aus die sen-h-I
ten, grünlichen Mauern wars. Sie
wußte nichts von den Sorgen ihrer
i-« . » l
- -«- IJMOE ’T,«"s’.’äs"-M7«
Mutter und schritt leichten, unbeküm
merten Sinne-s d.:hin. Sie ließ die
Gefahr-das Schloß, hinter sich und
ging der Erlosung——Svend entgegen.
Palle hatte nämlich nichts davon ge
sagt, daß Kb diesmal die ganze Leitung
allein übernommen hatte.
Endlich gelangten sie an das Aus
fallthor, eine alte Eichenthiir, deren
·mass ve Buhlen fast durch den dicken
Eisenbeschlag verdeclt waren. Der
Junker öffnete-, im selben Augenblick
wurde die Fackel von dem Zugwind
ausgeblasen. Eine hohe Gestalt, die
bis dahin durch das Dunkel verborgen
gewesen war, erhob sich. Es war Jb.
Er legte den Finger auf den Mund, Um
sie zur Ruhe zu ermahnen, dann nahm
er dem Junker die Packete ab und trug
sie in’s Boot. Need und Karen folg
ten ihrn, Frau Elsebeth aber stand plötz
lich still und flüsterte:
»O, mein Gott! Ich ließ meine
Brieftasche mit allen Werthpapieren
auf dem Kamin liegen. Das kann
unmöglich dort bleiben, wartet einen
Augenblick l»
Need erbot sich, das Vermißte zu
holen, aber Frau Elsebeth war schon
in dem dunklen Gange verschwunden.
Jb stieß einen leisen Fluch aus«
»Laßt uns so lange in’s Gewölbe
zurückkehren,« fliisterte er, »dortsind
wir wenigstens sicher, nicht gesehen
zu werden.«
Der Junker und Korea folgten
seiner Aufforderung Jb lehnte die
Thiir an. (
,,Wollt Jhr uns allein hinüber
rudern?« fragte Reed.
»Nein, wir sind unser zwei, denke
»Welche zwei?"
»Ihr und ich! Das Boot faßt nur
vier Menschen. Uebrigens könnt Ihr
ohne Sorge sein. Die Sache ist nicht
sehr gefährlich. Während der Wein
dort oben seine Wirkung auf die
Schweden ausübt, ziehen wir ruhig
unseres Weges. Drüben halten unsere
Pferde, in der mondhellen Nacht rei
ten wir durch den Wald. Fiir den
schlimmsten Fall muß der Junker nur
an meinen Rath von neulich denken."
»An welchen Rath-«
»Das letzte Mal, als wir uns sahen, -
rieth ich Euch, daß Jhr Euch mit dem;
Mantel vor dem Pallasch decken und;
Euch vor dem Karabiner beugen soll-i
tet,« entgegnete der boshafte Macht-J
meister, »man reitet die Schweden
selten zweimal iiber und heuti Nacht;
müßt Jhr Euch hinter der Herrschaft
halten, während ich voran reite und
den Weg zeige."
ich
»Ich reite, wo ich will," antwortete s
der Junker. ;
; «Ei bewahre! Jhr reitet dort, tvo’
« ich es Euch sage; heute habe ich zu be
fehlen und Ihr zu gehorchenl«
Karen legte ihre Hand aus Reeds
Arm, cr schwieg. J s Worte waren
kurz und bestimmt, sie enthielten außer- »
dem eine Wahrheit, die er nicht abs«
; leugnen konnte.
s Gleich darauf erklangen leichte,
Heilige Schritte. Frau Elsebeth kehrte
"zurück, eine brennende Wachskerze in
»der einen, die Briestasche in der ande
iren Hand haltend.
s »Endlich,» murmelte der ungeduldige »
jWachtmeister, indem er aus dem Thor ;
; heraustrat. l
l Der Ort, an den sich die Flüchtlinge !
Ibegeben hatten, um in das Boot zuf
ssteigen, lag ungefähr in der entgegen- Z
sgesetzten Richtung von dem Eingangf
szum Schloß, es war unmöglich fürs
;die Schildwache, sie zu bemerken, um!
sso mehr, als der vorsichtige Palle die i
sRuder muwickelt und dafür gesorgts
shatte, daß der wachthabende Dragoner
»sich in einein Zustand befand, der ihn s
völlig unbrauchbar sur seinen Dienstj
machte. Trotz aller dieser Borsichtsi
maßregeln erschien idie Gefahr doch
nicht so gering, wie Jb glaubte. Aus
den Zimmern des Haupttnanns in der
oberen Etage schien das Licht auf den
Graben herab; sobald also die Flücht
linge den Schatten der Ringmauer ver
ließen, waren sie, falls sich Jemand
»un! dieselbe Zeit an einem der Fenster
aushielt, der Entdeckung ausgesetzt
Man hörte Glasertlang Geschrei und
Gelächter durch die zerschlagenen Fen
sterschcibcn dringen und sah durch den
Nebel, den der Tabaksrauch in den
Zimmern bildete, dunkle Gestalten sich
hin und her bewegen.
» Als Jb ans dein Tbor lieraustrat,
wurde die Stille, die bis dahin ge
herrscht hatte, pliitzlich non der ent-;
gegengesetzten Seite des Schlosses her »
durch einen Pistolenschusz unterbro-s
chen, der gegen die Fenster des Saales E
gerichtet sein mußte, denn man ver
nahm im selben Augenblick das klir
rende Aufsriilagen von tiiladscherben
auf das Steinpftaster. Jb legte sich
platt auf die Erde nieder und spähte»
nach allen Seiten um sich. Frau Else- ?
beth stieß einen lauten Angstschrei aus. ;
»Noch während der Schreck alle be-«
herrschte, fiel ein Schuß in derselben
Richtung, nnd abermals klirrten Glas- «
scherben in den chilosihof hinab.
Auf den letzten Schuß folgten ein
gellender Schrei nnd einige langge
zogene Worte-, die Ib in Folge der
roßen Entfernung nicht verstehen
onnte
i Diese beiden Saiiisse veränderten
die ganze Lage. T ie Fenster im Saal
wurden ansacstoßetn und die Gesell
schaft bemerkte die Gruppe der Flücht
linge unten am Graben Frau Etscbeth
hatte sich, stumm nnd bleich vor
Schreck an den Junker gelehnt, der
swie versteinert da tand seinen hatte
den Arm der Mutter er riffen, und
barg das Antlitz an ihrer ruft.
I »Komm-» flüstekte sb, »schnellt
ts- , 7
REM- ,--« set- -- » : »wir
Es handelt sich jetzt nur darum, bat-»L»
jenseitige Ufer zu erreichen. Noch
können wir uns retten, in einem
Augenblick ist es zu spät."
Bei diesen Worten sprang er in das
Boot hinab. Reed wollte ihm folgen,
aber Frau Elsebeth hielt ihn Zurück.
»Es ist zuspät," flüstertes e, »sie-hst
Du die Dragoner nicht oben über der
Ringmauer zum Vorschein kommen?
Laßt uns, so schnell wir können, in
unsere Zimmer zurückschleichen."
»Wie Ihr wollt," erwiderte sb,
stehen bleibend.
»Gebt mir nur den Kasten mit
Euren Kostbarkeiten, damit ich wenig
stens den retten kann."
Frau Elsebeth schien sich noch zu be
denken, Jb aber nahm den Kasten und
sprang in das Boot. Die drei Anderen
zogen sich aus demselben Wege zurück,
aus dem sie gekommen waren. Als
Jb eben vom Lande abstoßen wollte,
erhob sich eine Stimme oben auf der
Ringmauer:
»Halt an, Verwegenerl Jn diesem
Augenblick sind sechs Karabinerläufe
auf Dich gerichtet; wenn Du noch eine
Bewegung mit den Rudern machst,
gebe ich Befehl, zu feuern."
Jb blickte sich uni ; er bemerkte eine
Reihe drohender Köpfe, die sich über
den Rand der Ringmauer erhoben,
beim Schein der Fackeln sah er die Ge
wehrläufe blitzen. Auch aus den geöff
neten Fenstern sahen ihm solche ent
gegen. Er seufzte und trat wieder an’s
Land, indem er den Juwelenschrein zu
einer Gestalt hinunter-gleiten ließ, die
bis dahin still und unbeweglich auf
dem Boden des Bootes gelegen hatte.
Als Jb an’s Land stieg, glitt diese Ge
stalt, geschützt durch die Bewegungen
des Bootes, unbemerkt in den Graben
hinab und schwamm an das jenseitige
Ufer hinüber. Nach einer Weile be
zeugte der klagende Schrei einer Eule
vom Walde her, daß er sich in Sicher
hiet befand.
»Das ist prächtig, Palle,» murmelte
Jb vor sich hin, »dann haben wir
wenigstens unseren Schatz in Sicherheit
gebracht.««·
Jm selben Augenblick drangen zwei
Dragoner auf ihn ein. Der Wacht
meister stieß ein lautes Gebrüll aus,
erhob sich zu seiner vollen Höhe, um
klammerte seine Feinde und suchte sie
mit sich in das Boot hinabzuziehen,
während er sie wie ein Schild vor sich
hielt, aber ein dritter Reiter hatte das
Boot schon an’s Land gezogen. Meh
rere Versolger näherten sich. Jb sah
ein, daß Alles verloren war. Er schüt
telte die Feinde von sich ab, machte
einen Sprung auf das Ausfallthor zu,
das offen stand, und verschwand dahin
ter, die Thiir in’s Schloß werfend.
»So!" rief von der Mauerzinne her
eine triutnphirende Stimme, und« vom
Schein der Fackeln beleuchtet, zeigte
sich Hauptmann Eßners rothes, wein
erhitztes Gesicht. Er hatte von hier
oben herab, eine Pistole in jeder Sand
haltend, Jbs Flucht zugeschaut. » etzt
können wir die Sache anz leicht neh
men. Der Galgenstriikz hat sich selber
eingesperrt. Stellt eine Wache vor alle
Eingänge des Schlosses. Ihr Anderen
folgt dem Fähnrich, wir wollen eine
Henjagd abhalten !«
Noch während Eßner diese Befehle
ertheilte, fiel von der anderen Seite
des Grabens ein Schuß. Der Mann,
der die Fackel neben dem Hauptmann
hielt, stieß einen Schrei aus und
stürzte von der Mauer auf das Stein
pflaster herab. Man wußte nicht, woher
der Schuß kam, nur ein leichter Rauch
bezeichnete die Richtung. Zur selben
Zeit verschwanden zwei Männer, die
vom jenseitigen Ufer aus schweigende
Zeugen des ganzen Vorganges gewesen
waren. Der Hauptmann verließ die
Ringmauer-. Ohne sich um den Todten
zu bekünimern, wandte er sich an einen
der zunächststehenden Dragoner und
rief : »Las;t die kleine Brücke herab
und seht Euch nach dem schreienden
Frauenzimmer da drüben um, damit
wir wenigstens erfahren, was das Ganze
zu bedeuten hat.«
Der Dragoner gehorchte dem Befehl.
Frau Elsebeth und ihre Begleiter
hatten inzwischen ihre Gemächer er
reicht, ohne von Jemand bemerkt oder
angehalten zu werden. Die erste Sorge
der ungliicklichen Dame war daraus ge
richtet, alle Spuren der oereitelten
Flucht, so gut ed ging, «u verwischen.
Reed begab sich ans sein hurmzimmev
schloß die Thikk sorgfältig hinter sws ,
ab und legte sich schlafen, ohne sich im
Geringsten durch den Lärm nnd das
Geschrei, das zu ihm hinauf drang,
stören zu las sen.
Die Jagd hatte ihren Anfang ge
nommen, der ganze Hof war von Fackel
schein erleuchtet, eiltge Gestalten hasch
ten hin und her. Das scharfe, röthliche
Licht fiel auf die Mauern des Schlos
ses. Mitten im Hofe stand Eßner,
seine Befehle ertheilend, um ihn her
hatte sich ein Kreis von Dragonern
gebildet, deren Karabiner und Pal
lasche im Fackelschein blitztetn Die
Reiter begannen mildem Durchsuchen
des Erdgeschosses, dann drangen sie
durch das Gewölbe bis zur Ausfallthiir
vor, aber Jb war nicht zu finden.
Sie verriegelten alle Thore und Thü
ren und setzten ihre Untersuchun en in
den übrigen Räumen des S losses
fort.
Das Dunkel be ünstigte den Flücht
ling. Cisr schien spurlos verschwunden
zu sein. Die Säle und Hallen des
Schlosses erklangen von Befehlen,
Drohungen und Fluchen Die Verfol
ger waren rücksichtsvoll genug, Frau
Elsebeths Zimmer zu verlassen, sobald
ie sich über eugt hatten, daß der Ge
nchte ich ni tdort befand; der Haupt