Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, June 21, 1895, Page 5, Image 5

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    Spez««1-Pkkimick"
I
XII-s
Das Leben des
Fürsten Bismarck.
Eine Geschichte der Wiedergeburt der deut
schen Nation. Von
PAUL HSKMAUIL
Inhalt.
send-n assissswsschänsnnfew .Jngendieit. 2. Patlamenttiriiche VelIisjiIlIiin Il.
sen dee85 Uebmnbiiie des slnisieeliniie ile IItiIi seiner Friede-i. i. Tcis Isirfaiiimgss
6onslikt. 2. Tie .Teutsche Fm e.« B. T er diinii e nkie
se- Ist-I sMOeiieeeelch ble IIiIIi tiefe-It des deutin andäfixfchen Krieges. I. Tisi—
eftetteich. 2 TieFeindeiin Rücken Il. Jupoleoncs« lieittmlitiii«
Iind talien. 4 Saht-Iin nnd die Folgen. Tei ;II’oiddeiitiIlIe Wink-.
MW rissssifche Mes« l. Die LwlIenIolletn sche lkattdidnliii«. Z. Visniaiif iiiid
eint IF Gründung deg Teiitichen Reiches
Ms IIIW euespiiliixe subtilen-us nnd sie-starke Iriedenevolitit.1. sie imuxiin
iche Repnblik Tentichland s BiiiidnisIe
Dis instit Moltnns des deutschen Fisches l. linniler nnd Papst. L liene Bahnen,
alte tsonsliktr. 3. T ie saiiale mage.
III Des Tsde stifek Wilhelm s l. l. Jiene Herren. «,7Itiedi«ichsi«ith.
Tod Buch enthält 382 ani elegaiiteni Papier gedinckie L cttiv Zeiten, in iInll illii
fititl, mit Visintitcke l!oittait, nach l"einbaelI, als Titelblatt vcijelIen nnd IsIlIiilt iibir
Abt-nimm der den Anzeigek nnd Detail-' ans ein Jahr iin Voraus beInlIlt tin-J Iiich
gegen Nachiahlnng von 25 lietiis. Sottsligek lkreiei M 75.
lieber Bis-mach sind schon niiiiihliche Viichei nnd Bioichiireii geiilniimlnii iiiiIeieg
Wissens jedoch ist bis IeIIt noch von keinem T eiitich Zinieriltinei ein Ohnein LiIeIk iibei
dieIen bedeutenden Smatsniann veröffentlicht woiden Hier bietet lich niiii dem l tiIi die
Gelegenheit ein Werk ans der Feder eines dei benen deutsch aiiieiilaniichen HIoiiiniiliiteii
kennen In leinen, und braucht iomit nicht In fürchten, ichineichelhnite VII-richte aiig dein
Leben Bisniaicls zu lesen sondern wahrheitggeinciii die großen Sinnen nnd auch Lichtei
dieses Staatsinannes kennest IiI lernen.
Unter dein Icainen lkniil He tin it n n veibirgt sich dei- biiciiinte Koniimliii l a n l
Hnedicke, nnd glauben wie, daß dessen chinic Ini Neniige eine Mainiiiie in, dIIIi diiies
Werk den beflen tin die Seite gestellt werden kann. -
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Ein
gevrochener
Zücken
ist die endliche Folge, wenn man
fortfährt, schlechte Seife zu gebrau
then
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SAMÄ clAlls sllÄlI
macht den Waschtag so leicht wie andere Tage. Sie verringert die
Arbeit und macht die Wäsche schneeweiß, ohne sie zu beschädigen.
Tausende von Frauen bestätigen es — sicherlich können sie sich nicht
alle darin irren. Überall zu haben. Nur hergestellt von
The N. Ic. Fall-dank company, - chlcago.
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.» J. P. WlNllolPlle
co- s. Lea su.
f ssz Its-I Ists-v - ist-.
Ncuc Prämie.
Abt-ahnen Llneolm
Sein Leben nnd seine öffentlichen Dienste
von
P. U. domain-d
übe-seht von Jnl in s W it t« ; b n 1 g is r.
Wir Alle wissen, wer Lincotn war nnd
was et sür seianteelnnd gethan und wenn
wie auch mit seinen Thnten bekannt sind,
wenn wir auch häufig Bruchstücle ans
seinem Leben gelesen haben, so giebt eg
doch Viele unter uni, die noch nicht in
dem Besihe eines Werkes sind, welche
das Leben unseres Märtyrer-Präsiden
ten von seiner Geburt bis zu seinem
Tode beschreibt.
Dieses Buch ist in eine-n eleganten
illustkirten Papieedeckel gebunden, ent
hält 189 Seiten, ist klar nnd schön ge
druckt nnd wird von uns als
Oratleprämie
egeben an Alle, die den »Anzeiger nnd
kolb- mis ein Jahr im Voraus bezah
.... Eule Eure Zeit-inq, wenn Jhe
seid. ee e e l
sqsn ist-sei Mit-IV
.1
I Der Gjöngenhiiuptling.
diesen-Im use-Essi- esku cau.
I
i
(Fortsehung.)
Das unglaubltche wurde zur Wirt
llichkeit. Der Hiihnerjunge genoß den
Vorzug, daß Frau Elsebeth eine halbe
Stunde am Fenster sitzen blieb, um
sihn auf das ienseitige Ufer hinüber
! kriechen zu sehen. Als sie endlich den
dunkeln Punkt gewahrte, den Palles
sKörper bildete, während er liber den
Wasserspiegel dahinzugleiten schien,
verfolgte sie jede Bewegung des Hina
i ben mit lebhaftem Interesse.
Am selben Abend ungefähr nm die
selbe Zeit fast Xb in einer kleinen
Hütte, die tief im Walde weitab von
der Landstraße lag; die Fenster waren
sorgfältig verhängt, damit der Schein
der an einer Rette von dem Tectenbal- l
ten herabhängenden Lampe von außen
nicht bemerkt werden sollte. Ein gross
ßes Feuer, das aus dein Herde flackerte, ;
erwärmte das Zimmer. s
sb saß am Tische, eifrig beschäf-!
tigt, seine Pistolen zu putzenz es tvar!
dies ein größtes Vergnügen während
der tußestunden. Vor ihm ans dem
Tische hüpfte ein großer Nabe umher,
der mit einem Frorten spielte. DieserI
Vogel war des Warlitmeisters t«ieb-’
ling; nach seiner Braut nnd seinem
schönen rothen Rock liebte er nichts so.
sehr wie diesen Raben. Zb war an
diesem Abend in rosigster Laune; er
fang ein tkied in entsetzlich falschen
Tönen und liichelte dem Raben zu,
wenn dieser mit den Flügeln schlug
und nach dem blanlen Pistolenlauf
schnappte.
»Ja, Pius !" rief er aus, als er seine
Melodie beendet hatte, »es ist kein
Wunder, dasz wir so gut mit einander
ausfammem denn wir lieben beide die
blanken Waffen so seht-; ich freilich
verstehe mich besser daraus, sie zu han
tiren, als Tu. Morgen ist Sonntag,
was meinst Tu, wenn ich Dir da ein
schönes Halt-band ans dem Stint rothen
Tuch nahte, das Tir die kleine Jnger
neulich geschenkt hat's -Zeh’ Iich nur
ruhig aus Deinen Platz in der Ofen-!
rele, während ich nahe-; nachher kommt
Svend, da haben wir an andere vJTinge
zu denken. «
Jv hatte das Heug uno sing an, eine
Art Gürtel daraus zu nähen. Der Rade
spielte ruhig auf dem Tische weiter;
schließlich slog er aus the Schulter,
legte den teovs an dessen Wange und
schaute von diesem Platze aue der Arbeit
still Und regungslos mit seinengrauen
Augen zu.
Plötzlich erholt der Vogel dett leops
und wandte sich nach dem Fenster um.
Jl) liest die Näharbeit sallen und
lauschte.
»Dort kommt Jemand gegangen,«
slüsterte er, »et« raschelt im Paul-, jetzt
steht er am Fenster still. Ja, lieber
Plus, wir Beide haben gute Ohren,
das ist auch wieder eine Aehnlichkeit
zwischen und. « z
Jb nahm eine Pistole vott der Wand
und ging zur Thiir. Platz blieb auf
seiner Schulter sitzen Von draußen
her erklangen laute Schritte. Es
klopfte an die Thür, Jb öffnete. Eine
in einen dicken Jriestnantel gehüllte
Gestalt trat ein. Als der Schein der
Lampe aus dad Gesicht fiel, erkannte
Jb Kulsog
»Seid Ihr es, Wollt-« rief er aus.
»Was wollt denn Ihr hieri
»Ja, darnach kannst Du wohl fra
gen," erwiderte sie langsam nnd keu
chend. »Du wirst Dich wundern, wenn
ich Tit- den Grund meineo stommens
mittheile."
»Du willst Dich wohl für die gute
Behandlung von neulich dedanlen,»
täteinte der Aachtmeister in spottischem
on.
»Ich denke, Du hast keinen Grund,
mich zu verhohnen," erwiderte sie mit
einer Stimme, deren scharfe, vittere
Betonung sie vergebens zu verbergen
suchte.
»Wad willst Du denn«.-«
»Ach, lieber Lib, Du haft ein groszeö
Ungliick angerichtet, ald tuir und zuletzt
in Soholin sahen. Die Riemen schnit
ten mich derartig in die Beine, dasz ich
mich kaum schleppen kann. Ich habe
hinterher acht Tage zu Bette gelegen.
Aber dabei ist jetzt nichts mehr zu
ändern. Jn dieser Welt musz ein
sedee siir sich selber sorgen; da ich nun1
aber nicht tnehr umherwandern kann,
wie sriiher, wird ed rnir schwer, Nah
rung siir mich und Tant zu schaffen,
denn der ist gar nicht mehr zu gebrau
chen, er hat den ganzenHerbft an Gicht
darnieder gelegen. Wir leiden bittere
Noth, sb. Drei Tage lang haben wir
kein Stück Brod mehr im . ause ge
habt, und das ist Deine Schu di Viel
leicht auch ein wenig die nteine—was
hatte ich mich in Eure Angelegenheit
zu mischen; deshalb dachte ich heute
identi, ale ich an Deiner Thiir vorüber
kam, dasi Du wohl gutmiithig genug
sein würdest, uns ein wenig beizu
stehen in unserem Elend.«
Jb schien iiber diese Erzählung- die
itulsög mit silagen und Seufzern be
gleitete, sehr geriihrt zu sein. »Ich
habe noch ein Brod in meiner i«ade,"
sagte er, »wollen wir das theilen-«
»Ja, hast Du aber nicht auch ein
Stückchen Fleisch, Du gute Seele?«
»Nicht einen Bissen! Plns stahl
mir heute Mittag den letzten Rest."
»O un, dann hast Du ja Deinen
Raben nochi Nein, sieh doch einer, da
M er, das liebe, kleine T ier. Ntm
n, ib mir ein Stück n BMH
Das it reilteh ein magred Leben
Inn-Dr- iihrsh nachdem n erst klits- i
Its
lich einen so großen Schatz in Händen
gehabt hast."
»Das mag wahr sein, aber der Schatz
gehörte nicht mir, wie Du ja selber
weißt-«
»Allerdiith gehörte er Tit nicht;
aber wenn man Pech anriihrt, pflegt
doch gewöhnlich ein wenig an den Fin
gern hängen zu bleiben. Belamst Du
denn nichte- fiir Deine HeldenthatP"
»Wenig genug, wie Jhr seht !"
»Aber wag kann es Dir denn nützen
daß sie Dich zum Wachtmeifter gemacht
haben?" fragte die Alte höhnisch.
,,i«as:t das jetzt nur gut sein, Boll.
Da habt Ihr die Hälfte meines Bro
des. Zoll ich ed Euch durchschneiden?
Nun, warum es;t Ihr denn nicht«-«
iiulsog wan einen geringsthiitzigen
Blick auf dae trockene Brod.
»Essen!« wiederholte sie-, »was
denkst Du eigentlich? Glaubst Du,
daß ich eine Krume hinunterbringen
kann, wenn ich weist, daß der arme
Tant daheim liegt und fast vergeht vor
Hunger-»
Jb glaubte nicht so recht an diese
aufopfernde Liebe. »Nun denn, Both-«
sagte er, »paett dat- Brod ein und geht
in Gottes Namen nach Hause»
»Ihr habt sicher wieder etwas vor,
Du und Ebend. Gott behiite mich.
Wie Ihr Euch abarbeitet«nnd trotz
dem habt Ihr nichts dafür, Jhr Vier-ni
len."
»Da habt Ihr recht, Boll, nehmt
jetzt aber Euer Brot«
»Ach, Jb, laßt mich doch nur einen
Augenblick ruhen, meine Beine zittern
vor Miidigleit." Bei diesen Worten
nahm sie Plah auf der Bank am Fen
ster und lies; ihre Blicke durch das
Zimmer schweifen.
»Woher kommt Jhr eigentlich zu so
später Ztmide?" fragte 8b.
»Ich bin unten im Dorf beim Pfar
rer gewesen, um mir ein wenig Zeug
zusammen zu betteln, aber sie schlugen
mir die Thiir vor der Nase zu. Jeder
hat genug mit sich selber Zu thun in
diesen bösen Zeiten. Du hast wohl
nicht einen alten Rock siir meinen
armen Tant? Er hat nichte, womit er
in dieser lalten Winterszeit, die vor
der Thiir steht, seine Blofze bedecken
könntes
Diese Worte waren eine Anspielung
aus eine Reihe von Kleidungsstiickem
die zum Trocknen aus einer Schnur vor
dem Schornstein ansgehiingt waren.
»Nun ja, da habt Zhr einen Kittel,
den mag Tani um Unserer alten Be
kanntschast willen bekommen. Aber
jetzt miiszt Ihr machen, das; Ihr fort
kornmt, Boll; ich will selber gehen,
man erwartet mich."
»Du willst wohl einen neuen Schatz
holenT-« fragte die Alte niit lauerndem
Blick.
Jb hatte keine Zeit zumAntworten,
denn die Thiir öffnete sich und Palle
trat ein.
Sein erster Blick fiel aus Jb, dann
gewahrte er Kulsiig Er erkannte sie
jedoch nicht sogleich, weil sie das Ge
sicht vom Licht abwendete, doch geniigte
die Anwesenheit eines Fremden, um
Palle vorsichtig zu machen. Er behielt
die rothe, gestrickte Miitze auf dem
Kopf, nickte nnd sagte: »Gott griisz
Enth!"
»Bist Du es, lieber Balle-« fragte
sb. »Woher kommst denn Du?"
»Aus Soholni," erwiderte Palle
zögernd.
»Aus Zol)olm?" wiederholte die
Alte, siir welche dies eine Wort Alles
unifaszte —- Hoffnungem Enttäuschun
gen, Wohlleben, Reichthunr Sie
wandte sich nach dem sinaben um. Jn
diesem Augenblick standen die drei
Personen, vom Schein der Lampe be
leuchtet, einander gegenüber; sie alle
hatten einen schlauen, listigen, berech
nenden Atwdrint, nnd doch lag ein
himuielweiter Unterschied in der Art
nnd Weise, wie sich diese List kund
gab. izb bewahrte die ruhige lieber
legenheit, welche die Prüfung und das
Selbstvertranen verleihen, Balle war
nicht ganz frei von Angst, die noch
durch den Gedanken verdoppelt wurde,
das; er möglicher Weise schon zu viel
gesagt hatte. Ziulsiigs Ziige dagegen
waren das getreue Abbild ihres Innern,
sie war so verhärtet durch das Laster,
das; sie auf dessen Folgen keinen Ge
danken mehr verwendete. Nachdem sie
Palle einen langen, sorschenden Blick
zugeworfen hatte, rief sie plötzlich aus:
»Wie geht es Dir denn bei Deiner
Herrschaft, mein sauget-«
» Sehr gnt,« erwiderte der Knabe,
ohne ihre Zärtlichkeit zu erwidern.
»Aber Palle, mein siißer Junge,
kennst Du denn Deine alte Mutter
niclit»»rnehr«?"
»Man sagt 1n, dat; Jms ed teid,"
antwortete er, olme sonderlitlies Ent
zücken darüber tin den Tag zu legen.
»Man sagt est-« rief sie ans·
»Zweifelsl Du etwa daran ".-«
,.F«reilich, wenn der Vater es bezwei
felt, daß ich sein Sohn bin, weshalb
sollte ich nicht daran zweifeln, daß
Ihr meine Mutter seid«.-«
»Bei Euch auf dem Schlosse liegt ja
wohl schwedistlse EinquartierungW
fragte sb.
»Man sagt, dass sie schlimm hausen
dort oden,« siigte Stutspg hinzu. »Ist
dat- wobei-«
»Nein, im Gegentlseih sie thun
Niemand etwas Zu leide. Uebrigens
—wollte ich gern mit Tit reden, Jb,"
fuhr er fort, indem er mit den Augen
blinlte.
»So rede nur,« erwiderte Jb, wills
rend Heulng sich ihm gegenüber hin
stellte.
»Ich möchte gern, daß Du mich zum
Soldaten m » est und mich mit ans
cme Stieg-z nähmest, wie Du es«
»Habt Ihr erfahren, vas in dem
Briefe steht ?"
»Das ist ja der Grund, weswegen
ich nicht schlafen konnte! Gleich nach
dem Du gegangen warst, schlich ich zum
Pfarrer nach Helleshed und ließ mir
4
s
s
(
den Brief vou ihm vorlesen. Es han- »
delt sich um die Herrschaft auf dem
Schloß. Sie sind wieder einmal in
Noth, und wir sind natürlich diejeni
gen, die ihnen helfen miissen.«
»Ich weiß wohl, daß die Schweden
ein arges Leben auf dem Schlosse trei
iben »
i »"5reilich, mein Junge, aber ich habe
nun einen Plan gemacht, um die Herr
schaften aus ihrer Verlegenheit zu be
freien; es ist ein ganz vorzüglicher
Plan, und ich will ihn in Svends
Abwesenheit ausführen Wir müssen
sehen, daß wir die gnädige Frau, Jung
fer Fioren, den kleinen Junker mit
sammt dem Schatz sicher aus dem
Schloß sortfiihren. Du sollst mir dabei
behiiflich sein, Polle. «
»Das ist ein vorziiglicher Plan,"
sagte der Knabe ganz entzückt, sich im «
»Haar trauend. »Aber die Schweden
ibewachen die Brücke und ziehen sie
sjeden Abend, sobald die Dunkelheit
!hereinbricht, auf. »
! »Liegt nicht ein Boot in einem der
Gräben-»
i »Ja, aber das ist an eine Kette ge
schlossen «
; »Dann reißt Du entweder die
Krampe aus, oder Du zerfeilst die
IKette. »
? »Das kann ich mit Leichtigkeit thun
aber das Ufer an der anderen Seite ist
steil und mit glatten Steinen ge
sdämmt.»
»Nicht uberall Polle, nicht uberalll
JIch war dort und habe es ausspionirt
Nach Norden zu liegt eine Wiese und
daran stößt das Moor; dorthin rudern
wir. »
»Aber die Wache an der Ringmauer
kann uns in diesen mondhellen Nächten
Isehen. «
. »Nein, ganz gewiß, das kann sie
nicht, Palle denn dort steht gar keine
Wache, Du hast sie vorher betrunken
gemacht. »
s »Ja, dad ist piiichtigl Der Plan
gefällt mir!" rief der Knabe, der das
IBerfahren nach der Rolle beurtheilte, .
Edie er darin spielte. »Ich hole einej
Kanne Wein aus dem Schloßkeller,J
Jich weiß, wo ein krummer Nagel liegt
der zum Schloß paßt, dann trinkt die
Wache, bis sie nicht mehr kann und;
nichts mehr hört und sieht. »
»Ja, und dann ziehen ivir nach»
Fiopenhagen," fiigte Ob hinzu, »durch s
die großen Wälder, da kenne ich die’
Wege, und wenn Svend zurückkoinmt,
ist die ganze Arbeit gethan Du bleibst
fortan bei uns, Pallei Ich kenne
seinen Wachimeister, dessen Namen ich
snicht nennen will, die Leute sagen,
daß er ein gutes Herz habe, und der
König habe ihn seine Hand küssen las
sen, mein Junge! Vielleicht kann
dieser Wachtnieister einen tüchtigen
Kriegsmann aus Dir machen, und
vielleicht kann er Dich so weit bringen
iin der Weit, daß Du Schnüre und
sblanke Knopf e auf Deinem Wamms
ltragsy genau so wie er selber. Was
Lineinst Du dazu, Palle?"
s Palle fuhr mit der Hand durch sein
frothes Haar-, seine Augen standen vol
ler Thränen, und seine groben Zii e
drückten eine unbeschreibliche Seligkeit
aus. »Ach, Wachtiiieisier," sagte er mit
zitternden Lippen, »Ihr versprecht ge
Iiviß zu viel ! Wenn ich nur die Erlaub
nis; bekäme, vor den Soldaten herzu
ziehen und das Horn blasen und einen I
schonen, langen Säbel an der Seite
stragen zu dürfen, da wollte ich niir auf
der weiten Welt nichts mehr wünschen. i «
»Ich schwore es Dir zu, daß Du das
sHorii blas-m sollst, vorausgesetzt natür
slich, daßD it Dich dazu eignest!» erwi- .
derte Jb. «
i Eine feieiiiche Pause entstand, nach
sdeiii dies kühne Versprechen gegeben
IWar Endlich rief der Knabe aus:
»Wuchtmeistrr, Jhr habt sicher nicht an »
sdie Mutter gedacht i« »
»Die habe ich durchaus nicht verges
sen! Auf die mnßt Du ein wachsarnes .
Auge haben. Ich rathe Dir, daß Du
Dich von hrnte Abend an in der Nähe
des Thoreo hältst und Acht gibst, daß«
sie mit keinem von den Soldaten redet. »
Wenn ich Dich siir einen Dumnikopf
hielte, Polle, würde ich hinzufügen,
daß Du Dich nicht von ihr anstand
schasten lassen sollst. Sobald es dun
kelt, komme ich mit einigen von unse
ren Leuten aus die Nordseite des
Schlosses, dem großen Thurm gegen
iiber. Schleiche dann zu uns hinüber
und gib uns Nachricht, wie es bei Euch
aussieht. Munde Deine Zeit, Deine
Augen nnd Deine lssedankeni Ein klei
ner Ast kann ein Fuder Heu umstiirzen,
wenn man ihn nicht bei Zeiten ans
dem Wege raumt. Geh jetzt, Palle, ich
möchte noch ein wenig schlafen
»Lebt wohl, Lisachtmeisterp sagte
Palle, indem er Jbo Hand ergriff und
sie küßte-. »Verges;t Euer Versprechen
Uicht!"
»Du kannst Dich auf mein Wort ver
lassen, Jungc!—Wai-te ein wenig,
nimm meinen Raben mit und beauf
trage einen von Deinen Kameraden,
ähn gut zu siittern, während ich fort
in."
Der Rabe nun-de in einen Korb ge
setzt, Palle nahm ihn mit und verließ
die Hütte. Der Wachtnieister wars
einige Holzscheite auf das Feuer-, schüt
tete ein Bündel Stroh in den Alkoven
und legte sich schlafen.
Als der Tag anbrach, begann das e
wöhnliche Leben aus dem S lossc.
Einige der Retter bei en ihre chts
posten an der Zu , die anderen
mir im vorigen Sommer, als ich Dir
meinen Raben s chenlte, versprachst.
ch habe von jeher so große Lust zum
s riege gehabt."
»Also Du willst wirklich Soldat
werden," entgegnete sb, der das Mie
nenspiel des Knaben wo l verstanden
hatte. »Vielleicht bist u ganz sit
dazu zu gebrauchen, vorerst mußt u
aber noch ein wenig wachsen, Palle.«
»Ich denke, die Hohe macht es nicht. »
»Allerdings thut sie es nicht.«
Ein Mann steckte den Kon durch die
Thür und machte Jb ein Zeichen. Der
Wachtmeister ging hinaus. Jetzt ent
stand ein Schweigen im Zimmer-. End
lich sagte Kulsög: »Ich merke sehr
wohl, daß ich Pier störe.»
»Das mag ein," antwortete Palle.
»Du und der Wachtmeister habt also
Geheimnisse mit einander, und Du
wagst es nicht, ihm Dein Anliegen vor
zubringen, aus Furcht vor Deiner alten
Mutter, die Dich stets so herzlich lieb
gehabt hat?"
»Ihr irrt. Der Wachtmeister und
iich haben keine Geheimnifse mit einan
der, und selbst, wenn dem so witte,
würdet Ihr uns nicht stören. Entset
wegen könnte ich meinen Auftrag wohl
ausrichten."
»Wie so?"
»Das will ich Euch zeigen.»
Bei diesen Worten öffnete er die
Thür so weit, daß man von außen jede
Bewegung der Alten sehen konnte, wäh
rend die Draußcnstehenden sich völlig
im Dunkel befanden. Dann trat. Palle
an Jsb heran.
»Ich habe einen Brief an Dich oder
an Svend,« flüsterte der Knabe, wäh
rend er die alte Frau keinen Augenblick
aus dem Gesicht verlor.
»Von wem P»
»Von der gnädigen Frau auf dem
Schlosse-«
»Es ist gut, mein Junge, aber der
Mann, der soeben hier war, theilte mir
mit, daß Svend für’s Erste nicht hier
her käme. Er ist gen Norden gezogen
und hat mir inzwischen einen Auftrag
gegeben. Wovon handelt Dein Brief?"
»Das weiß ich nicht, doch schien es,
als wenn die gnädige Frau Eile habe."
»Ja, was nützt mir nur der Brief,
ich kann keine geschriebene Schrift
lesen. Kannst Du es etwa?"
»Nein, ich kann nur das lesen, was
ich selber geschrieben habe-«
»Nun, wir schaffen schon Rath,«
meinte Jb. »Geh mit Gott, Pallel
Uebrigens will ich Dir doch sagen, daß
ich fast glaube, wir können einen Bur
schen, wie Dich, schon zu unserem Hand
werk verwenden. Du wohnst doch auf
dem Schlosse?»
»Ja, und ich komme morgen früh
wieder-, um mir die Antwort abzuholen.
Gott befohlen! Nehmt Euch vor der
Alten da drinnen in Acht.«
,,Fiirchte Dich deswegen nicht,» erwi
derte Jb lächelnd, »wir Beide kennen
uns gründlich !"
Der Knabe ging. Der Wachttneister
kehrte in die iitte zurück, im selben
Augenblick ent ernte sich Kulng von
der Thür. Sie war zu weit entfernt
gewesen, um das Gespräch belau chen
u können, auch wußte sie, daß alle
sie beobachtete. Als sie in den Wald
ging, biß sie die Zähne in heller Wuth
aufeinander, stieß einen Fluch aus und
machte eine drohende Bewegung nach
der Richtung zu, in welcher der Knabe
verschwand.
" Kulng war der Stein des Anstoßes
auf dem Wege des Wachtmeisters.
Ehe Jb eintrat, blieb er einen
Augenblick auf der Stelle stehen und
blickte zu dem dunklen immel auf.
Das schwache Licht des ondes wurde
durch die schweren, graublauen Regen
wolken verfinstert. Alles war still und
regungslos Nur aus der Richtung, in
welcher das Schloß lag, vernahm man
in kurzen Zwischenraumen einen dump
fen Laut, welcher der Aufmerksamkeit
eines jeden Anderen, als b, entgan
gen wiire. Auf diesen saut waren
jedoch alle seine Gedanken gerichtet.
»Eine schöne, dunkle Nacht," mur
melte er endlich vor sicl hin. »Jetzt
schläft die kleine Jnger Kicher schon. —
Dort oben schießen sie, Svend ist
thätig, Gott weiß, warum er mich
nicht mit haben wollte.—-Und dieser
Brief-wer kann mir nur sagen, was
darin steht?——Nun ja, ein Wachtmeister
braucht sich nur auf das Schlagen zu
verstehen, man darf nicht verlangen,
daß fr auch geschriebene Schrift lesens
ann «
88. Kapitel.
Mutter und Sohn.
Arn nächsten Morgen vor Tages
anbrucl war Palle wieder in der Hütte
Er trag den Wachtmeiiter im Begriff,
sich aus eine Reise vorzubereiten
Seine Pistolen lagen auf dem Tisch,
ein mächtiges Pulverhorn daneben
Jb zerschnitt ein Brod und ver-theilte
die Scheiben in seine verschiedenen
Ta chen. Bei dieser Arbeit san er mit
sal cher, vibrirender Stimme ein be
liebtes Lied:
»Und komm ich zu dem Flusse hin,
So schwimm ich last i über ihn,
Und iomm ich an die iele grün,
Dann thu’ zu Fuß ich weiter ziehn. «
Der Nabe saß aus einer Stange
hinter dem erd und verfolgte alle
Bewegungen be.
»Es ist gut, daß Du da bist, Palle,»
sagte sb, indem er die Thiir hinter dem
Knaben abschloß, »ich habe Dir allerlei
äu sagen, und diesmal, denke ich, wer
en wir ungestört sein.»
»Jch bin so müde,» sagte Balle und
setzte geh Pf dicke- Beet-tu
» a , e grins- M
kein use geschles ein«