Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, April 26, 1895, Page 5, Image 5

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Sein Leben nnd feine öffentlichen T nsnstc
von
I. A. Hemdfokw
iibekfevt von J nl in s W ii r 5b n r g e t.
Wir Alle wissen, wer Lincoln war nnd
was er für feinVaterlanb gethan und wem
Ipie auch cnit seinen Thaten bekannt sind,
wenn wir auch häufig Benchftücke ans
feinem Leben gelesen haben, so giebt cg
doch Viele unter uns, die noch nicht in
dem Vesihe eines Werkes sind, welches
das Leben unseres Märtyrer-Präsiden
ten von seiner Geburt big zu feinem
Tode beschreibt.
Dieses Buch ist in einem eleganten
illustritien Papietdeckel gebunden, ent
hält 189 Seiten, Ist klar nnd schön ge
druckt und wird von uns ais
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gegeben an Alle-, dir bm ,,’21nzei;ker und
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kennt-re Gestaltung des deutltienstelcher. l- Kaum-! und Papst- 2. nein- ital-nein
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set-J Buch enthält MS nitf elegniitetn Papier gedtnilte ; ein-) Zeiten, ist voll tlln
tt, nnt «l«isinakit«g Wortlau, nach Windrich. als Titelblatt vetielpen nnd eiliitlt jeder
sonnent, de( den «?litieigts( nnd Herold« auf ein Jahr itn Lkoinng ltentl)lt. das Mich
» ien Nachzahlung von 25 Echte sonstiger Nein W.75.
Ueber Bistnttick find schon nniiilylnlie Bücher nnd Eltoichnten gkichctebem unseres
«:siifens jedoch in dig sent nach von sein«-m Deutsch-Ametilanek ein gtdneieet Werk iibet
unten bedeutenden Staatgmann verdinsntlicht worden. Hier bietet nch nnn dem Leier die
lege-then, ein Wert ans der Feder ettteg disk besten deutsch:anterilanttchen Joninaltitcn
lex-nett zu lernen, nnd braucht somit nicht in iiicchten, ichtneichelhnftts Berichte ans dem
ten Bisntatcke in lesen- sondern ioahthenggenniß die großen Thau-n nnd auch Fehler
. .ie·s Staaten-antrat kennen tu lernen.
Unter dent Namen P aul He r m a n n verdirYt sich der bekannte Journalist P a n l
s. nett icke, ttttd glaubest wie, daß dessen Name zur t» enilge eine Garantie ist, daß dieses
List-es den besten tm die Seite gestellt werden kann.
- »Ist-. CZJIEMM - «
Der Gjiingenhiiuptling.
Hist-stinkt eilst-Eil Apis- Cum Eis-k.
(Fortsetzung.)
Kernbotr war Fttrnckgetretem er
lehnte s ich iiber dasVriickengeliinder nnd
betrachtete die Beiden; er selber
schwieg, wohl wissend, dasz Jnger die
beste zyiitsprerhetin war. zb schien
bewegt, seine kletntnAttgen glänzten.
inger fuhr fort »Und Soffi, die wir
Beide so lieb hatten, wiirde in ihrem
Grabe wenig Freude haben, wenn sie
wüßte, daß Du so handeltest!"
«":iitli, liebe Jnger," sagte Jb nnd
brach in Thranen aus. »Sie hat ja
nicht einmal ein Grab, denn ich legte
sie nur draußen in den tiefen Sthnee,
und wenn nun die Sonne kommt und
der Friihlittg, dann wird ste daliegen,
ein Fraß del wilden Thiere!"
» Sie soll ein Grab haben," erwiderte
Kernbockd ernste Stimme, »das ver
spreche irhT ir. «
»Ist das wirklich wahr-«
»Sie soll einen Leiaienzng haben,
wie ihn eine Esrinzcssin sichnithtpräch
tiger wiinsthen kann!—llnd noch ein
Wort- Die meisten Deiner Feinde,
die so grausam gegen das arme Mäd
chen handelten, sind langst todt, sie
fielen int Streisiug gegen Zoend
Gsongecz Witte. Unter denen dort oben.
befindet sich nur noch ein einziger. « i
»Nein, Hauptmann! Unter denen
dort befindet sieh keiner mehr. « ;
,,; Za, Ziegler!« !
»Der ist todt, » etwidette Jb und
zeigte iternbock seinen Säbel, dessen
I Klinge noch roth gefärbt war.
s »Was verlangst Tit dann noch wei-»
s ter·.-« fragte Jngetz
»Ich sprach nicht mit Dir," ent-;
gegnete er in strengem, besehlendemH
Ton, dein doch der Ausdruck seiner
Züge widerspruch. »Du wolltest ja
nicht zu tnir halten. «
»Ich habe Mitleid ntit ihnen,» flü
sterte Jngeip »ich kann nichts dasür."
»Dann l,--«««· ich auch Mitleid mit
ihnen," sagte Jb. »Wir wollen sie
in Frieden ziehen las sen. «
»Theurer, geliebter Jb,« rief Jnger
aus, indem sie an seine Brust stürzte.
»Das wird der liebe Gott Dir ver
gelten."
»Bist Du nutt tustiedenkm fragte Jb
ntit behenden Lippen
»Ich bitt soglntllich so seelenösruh. »
»Dann gehe Tit jeixt Zu Deinem
Vater, ins-set, und last tnich ein wenig
allein, Hinter suche ich Euch beim
Schultnetster ans· Zelbst wenn die dort
oben ihre Freiheit erlangen, ist es bes
ser, wenn Ihr nicht langer hier bleibt.«
Jb ltiszte iie aus die Stirn, nickte
ihr zu und entfernte sich ntit langen,
schnellen Schritten. Jnger und der
Vogt schlugen den entgegengesetzten
Weg, an dein Moor entlang, ein.
diernbock blieb allein zurück.
Als Jb ein Stint egee zurückgelegt
hatte-, machte er Halt nnd ries: »Ihr
habt tnir ein schonee Begriibnisz ver
sprochen, Hanptniann.s’
,»in, und Ihr wis:t, daß ich nteine
Versprechnngen zu halten pflege,
Wachtnteister,« erwiderte tierndoclc
Der Mond wars sein Licht auf Jbs
liiclselttdes, strahlenderi Antlitz, während
er stir sich selber wiederholte: »Macht
nteisterl Jetzt nennen ntich alle Leute
lo-«
Bald daraus verschwand er in dem
dunkeln Schatten, den die Baume dort
bildeten, wo der Wald anfing.
Lson den Fenstern and hattett die
sclnvcdischenL ssiziere mit Seelenangst
gescheit nnd tutn Theil gehtnt, was
atts der Wende vor sich gegangen wan
«.s:,. napitet
Hoch gestiegen tief gefallen
Mit dem herannahenden Frühling
verbreitete sirh dacz Gerücht von dem
Frieden dnrrh ganz Tittteniark. Im
Mark schiffte sich start tslustav nach
Hctsingborg ein. Dem klkeitlieadmiral
Wranget nun-de das Amt tibertrageth
die schnsedisthen Truppen and Seeland
fortznfiihrenz aber norh ehe der Befehl
anegefnhrt werden konnte, brachte Erik
Talberg der Vertraute des teilnigs,
ihm die Weisung, mit der Einschiffung
tu warten und die Mannsrhaft unter
irgend einein Vortvande zurückzuhal
ten. Wrangel gehorchte, und einige
Streiterregimenter nahmen Quartier bei
Vordingbarg Utn Gründe für dies
Vorgehen war man keineswegs ver
legen. sie schtvediirhen Unterhandlun
gen machten neue Schwierigkeiten,
dadurch entstanden Zireitigteitem und
die ltrantnngen erhielten einen An
schein von Recht.
Inzwischen begann das Leben des
Friedens sich nieder auf den Inseln
zu entfalten. Tie tsandlente kehrten
auf ihre Gitter zart-it, nomgin Sophie,
deren Illiatlzt und hochfliegende Plane
den ganzen Winter dtcrrh die Pallisas
den, toetthe die stopenlkagener Watte
umgaben, begrenzt genesen waren,
rliftete sieh wieder zin- Jaed sie ver
ließ die Hauptstadt inmitten einer
Schaar non tsstiitteritterm die in’a
Land gerufen hatte nnd die itn spannen
ikhein ihrer Gnade vonstatten gediehen.
Der Adel war nieder Herr iln Lande
Und der Bauer Ellave.
Es war gegen Ende Marz, aldSvend
eines Narhimttage durch den Wald nach
sungshoved ging- JJte Lerchen fan
en, der Schnee nsar gefaimolzem ans
en Feldern trieb der Landmann fein
Pferd vor dem Pflnge her, ge otgt von
des-r wthbetntgen Storch, der ie Wür
mer one den Formen auffanuneith
Dieser Tag war ein Bild des Frag
lings mit dessen Poesie, dessen Frische
nnd milder, wohlthuender Luft.
Auch in Svcnds Innern wohnte der
Lenz mit seinen Hoffnungen und glück
seligen Ahnungen. Sein Aufenthalt in
der Hauptstadt war eine ununter
brochene Kette von Auszeichnungen nnd
Triuinphen gewesen. Jetzt kehrte er,
erfüllt von dem Bedürfnis; nach einer
langentbehrten Ruhe, auf den Schau
platz seiner Thaten zurück. Die Liebe
und Sehnsucht erfüllten sein Jnneres,
Und während dies Gefühl alles um
ihn her zu versehenem schien, zogen
die verschiedenartigsten Bilder an sei
ner Seele voriiber.
Zwischen ihm, dein schlichten Mann
aus dein Volle, nnd Zulie Parsberg,
der vornehmen Dame, hatte seit lan
gen Jahren ein inniges Berhaltniß
bestanden, das nach beider Meinung
keine Macht der Welt hätte vernichten
können. Eines Tages aber kam das
Unglück und zerstorte den holden
Traum. Tas; Julie ihn liebte, hatte
er oft genug aus ihrem Munde selbst
gehört, aber trotz der wiederholten Be
stätigung, die ihm von ihrer Liebe ge
worden, war es ihm doch bis dahin
nicht gelungen, sich von einer gewissen
Angst zu befreien, die sich seiner von
Zeit zu Zeit in stets ansgeprtigterer
orm bennirhiigte. Ihre Worte, sowie
die riicisirhtslose Zärtlichkeit, die sie
ihm bei jedem Zusammentreffen er
wies, waren freilich unzweidcutige
Beweise ihrer Gefühle-, dabei jedoch
keine nnnveideutigen Beweise gegen
seine Furcht. Außer den hohen Schran
ken, welche die Zukunft ihm entgegen
stellte, wurde diese Furcht durch den
großen Etandesunterschied hervorgeru
fen, der zwischen ihnen herrschte. Zu
anderen Zeiten bildete gerade dieser
Standeennterschied, der sie der Welt
nach trennte, fiir Evend das intjchtigste
Band. Or selbst wanderte freilich im
Tlniicln, aber er liebte es, zum Licht
nnftnirlianrni i
»Das -chicksal hat mich zu nichtsi
Großent bestimmt, « sagte et zu sich,i
»denn es hat mich in einer Hütte das«
Licht der Welt erblicken lassen, damit
ich ein Werkzeug fiir Andere werde,
aber ich selber will etwas Großes aus
mir machen. «
Darum war ihm der Krieg eine
willkommene Gelegenheit, um seine
Pläne ine Lsserk zu setzen, und das
sicherste Mittel, sie durchzuführen
»Wind und Vermögen kann ich nicht
erringen,« darhte er bei sich, »aber der
liebe Gott hat mir straft und Muth
gegeben, und weshalb sollte eo mir
nicht gelingen, mir einen guten Namen
und Ruhm unter ihren Freunden zu
;erwerben, dann werde ich würdiger in
ihren Augen, und sie wird mich inniger
lieben."
Mit diesem Vorsatz zog Svend aus
seiner Heimath nach Zchoonen hinüber
uno oereiuigtc sich dort mit den Chan
gen, jenen muthigen Leuten, die aus
Lust und Neigung tampsten, wie Svend
fiir seine Liebe stritt.
Tat- (siliiit lronte seine Hoffnungen.
Der iconig hatte ihm sein Wohlwollen
osfentlirh bezeugt, der alte Christen
Skeel hatte ihm sein Haus geöffnet,
der Adel verzieh ihm seinen Mangel
an Rang nnd die zweifelhafte Stel
lung, die er in der Gesellschaft ein
nahm, man folgte deut Beispiel, das
eine Autorität wie der Reichcsrath gab,
und suchte die Gesellschaft des Wangen
häuptlitth
Nun eilte er zu seiner Geliebten
zurück, er triimute sie sich vornehm
und strahlend, umgeben von all’ der
Pracht uttd dem iippigen Ueberslusz, der
in seinen Augen so viel Bedeutung
hatte, er tratnnte sich selber alsziirtlich
Liebenden zu ihren Fasten.
Das ertraumte Bild war zur Wirk
lichkeit geworden, nur mit einer Ver
wechselung der Personen. Hauptmann
: thle hatte Svends Platz eingenommen
z und erging sieh mit Zulie Parebcrg in
i dem schonen Port ; auc- ihren Mienen
und Bewegungen ging hervor, daß sie
eine innige Liebe verband.
Zoend Gionge stand wie versteinert
bei diesem Anblick da, der seine Hofs
nungen mit einem Schlage vernichtete.
Aber mit sast iibernatnrlither straft
annrengung bezwang er den Ausdruck
von stununer und Emporung, der über
s seine Züge dahinfuhr wie eine Gewit
terwolle am Hiunneh steto gewohnt,
Alles zu beherrschen, was ihm ent
gegentrat, ging er ruhig weiter und
grüßte ernsthaft und ehrerbietig, ale er
an ihnen voriibei·lam.
Julie hatte Zuend liereitö bemerkt.
Auch an ihr war eine gewisse Unsicher
heit und Verwirrung in erlenncn, aber
in solchen Fällen wnsite sie stets die
grissztc Fassung zu bewahren. Sie
lächelte sreniidliih, wahrend er grüßte,
Und ries ihm zu: »Ach- seid Ihr es
wirklich, Svend tsijöngeP Willkommen
in der Heiinath !«
Tann setzte sie ihren Spaziergang
init dein Hauptmann fort.
Wer Suend tsiidnge wenige Augen-—
lilicke zuvor gescheit hatte, als sein
triutliiged, männliche-e Untlitz vor
Freude und Hoffnung strahlte, der
wiirde ihn kaum in der bleichen Gestalt
wiedererkannt haben, die mit gerunzel
ter Stirn nnd zusntnniengezogenen
Brauen langsam und sinnend aus dem
Walde schritt.
Jnlie hatte leine gute Erziehung
genossen. Als jüngster Kind ihrer
Eltern war sie sehr verhätsehelt worden,
man hatte ihren tinrper auf Kosten
ihres Geistes entwickelt. Durch ihre
äußere Erscheinung wußte sie Alle u
gewinnen, doch besaß sie nicht Geist
set-na- um eine einzige von allen ihren
s.
Erobeisungen auf die Hauer zu fesseln.
Das zweellose Dasein, das freilich durch
die Sitten der damaligen Zeit ent
schuldigt werden konnte-, hatte sie ver
anlaßt, sich eine reichere Wclt in ihren
Träumen zu schasfen. Svend Menge
berntirkliehte diese Träume eine Zeit
lang und gab ihnen Nahrung; er war
so ganz anders wie alle Männer, die
sie bisher kennen gelernt hatte, er
überragte sie alle an Kühnheit, Derb
heit, an romantischeni Muth und an
Schönheit Und deshalb wurde er ihr
Held.
Der Anfang dieses Romans wurde
noch durch den Umstand erleichtert, daß
Julie ParebergEvend seit ihrer Kind
heit gekannt hatte nnd, so lange sie
denken konnte, wußte, welch’ innige
Liebe und Bewunderung er siir sie
hegte.
Hatte die Welt ihre Neigung ge
kannt, hätte es nnr Jemand gewagt,
darauf anzuspielem oder hätte man ihr
gar Soend zum Gemahl vorgeschlagen, !
so würde sie iiber sich selber erröthet
sein« Der arme lsijangenhiinptling
freilich sah die Sache in einem ande
ren Licht, und in diesem Punkte gingen
die Ansichten der Liebenden weit aud
einander
Selbst in den Augenblicken, wo
Julie am meisten von Soend einge
nommen war, hatte sieh ihre Vertrau
liehkeit auf einen Blick, ein Wort,
einen Händedruck beschränkt. Sie
liebte, wie sich Jb einst ausdrückte,
mit dem Kopf, Svend liebte nur mit
dem Herzen! »
Als sie aus der Hauptstadt zurück
kehrte und sich ihm, dem Zaghasten,
Zuriickhaltenden wieder näherte, der
sich besser gegen einzn Dolchstich zu
vertheidigen mußte, alg gegen den Blick
zweier schwarzer Augen, und der es nie
verstanden hatte, eine Gelegenheit, ge
schweige denn Worte zu einer Erklärung
zu sindeu, die sie längst in allen sei
nen Mienen gelesen hatte, da beschlon
sie, ihre Einsamkeit zu verkürzen und
ihrem Leben Inhalt und Farbe zu ver
leihen, indem sie sich an seiner Liebe
und Bewunderung sonnte.
Und Svend, der Liliuthige, linder
zagte, der, um Julie zu erringen, den
Kampf mit der ganzen Welt ausgenom
men haben wurde-er wurde verlegen
und schiichtern, eine Handbeivegung
konnte ihn begliiclen, ein Blick machte
ihn errittern
Als Svend in das Jägerhaus zurück
kehrte, war er schweigsam und in sich
gekehrt Der Sturm hatte sich ausge
tobt. Während der Windstille, die nun
folgte, zwang er seinen Ziigen jenes
kalte, au druckslose Gepräge auf, das
so wohl geeignet ist, unsere Gedanken
nnd Nefiihle zu verbergen.
Er hatte die Hoffnung nach nicht
aufgegeben.
Drei Tage lang wartete er ver
gebens auf ein Zeichen von Julie, auf
Ieinen Beweis, daß sie ihn noch nicht
vergessen hatte. Am vierten Tage be
gab er sich nach Jungshoved Er konnte
diesen Zustand nicht länger ertragen,
er mußte Gewißheit haben-Tod oder
»Seligkeit!
- Der Lehnsmann sorgen Reedtz hatte
Svend stets tnit Achtung und Wohl
wollen behandelt. In seinem Hause
vergaß man den untergeordneten Stand
des Jägers, hier war er mehr der
Freund, dessen (ssesellschaft man auf
Aussliigen oder Spazier-ritten suchte,
als der Diener-, dem man die Theil
» nahme gestattete.
j Heute schien ihn der Lehnsuiann mit
;noch größerer Aufmerksamkeit zu em
pfangen als sonst. Das (Sseriicht von
seinen Thateu war langst bis hierher
gedrungen, und die grosse Gnade, welche
der sinnig ericud erwiesen hatte, gab
demselben in des rehnsmanns Augen
noch eine erlwhte Bedeutung Bestätigt
waren diese Neruchte durch iiai Schlie,
der gleich nach Oberst Zparres Abzug
mit Ritter tioibitz zusammen auf dem
Schlosse eintraf.
Julie Parsberg erschien nicht, was
sie sonst stets zu thun pflegte, wenn
Ebend aufs Zchloß kam, und doch
wußt-: sie nm seine Nahe; als er iiber
die Zugbriutc schritt, hatte er zu den
Fenstern aufgebliiit und sie zurücktreten
sehen.
» evend vernoschiedetc sich vald wie
der. Seine letzte Hoffnung war ent
schwunden. Die Hand dev Todes hatte
»sich ans seine Liebe gelegt. Auf dein
Rückweg verbarg er sieh in einem Ge
.liiiseh, dae ans der linken Seite am
; Fuße des Echloszlierqee lag. Das Wet
ter war ungewohnliih inilde, die Sonne
schien, Bnihsinlen nnd Trosseln slöte
: ten ini Walde. Der («»·»jiingeni)äuptling
wus;te, dnsi ein cliachniittng, wie dieser,
Julie in’it Freie zu locken pflegte.
Er wartete ans ihr diotnnietn
Tcr Lehtwinann nnd Rai Lykke rit
ten sofort vorn Zehlosn Der Jäger
bnrsche slihrte drei zitsantntengekoppelte
Hunde vor ihnen her. Die Zeit ver
ging, die Sonne neriihwand allmälig
J hinter dein Walde, Eis-end lieachtete es
nicht. Sein Blick war niwerwandt auf
ein Fenster des Schlosses gerichtet,
und wiihrend seine Nxdnnlen sich mit
ihr beschäftigte-in die dort wohnte,
schwebte ein Bild nach dein anderen an
seiner Erinnerung nor-hei, so flüchtig
nnd wechselnd, nne die weißlieh grauen
Wolken, welche an der sinicnden Sonne
voriilternnselr
Plolglirh verschont-Este die Wirklichkeit
alle diese Tritnnnn giltlie osfnete ein
Fenster nnd starrte hinaus-. Esel konnte
kaum der Gednnte un ihn sein, der
dies trintnphirende Liirheln aus die Lip
pen der jungen Hissdaine zauderte, wäh
rend ihre dunklen, strahlenden Augen
den Mea verkehrten- den der Lednsmavn
und nat rhise eingeschlagen hatten.
Die untergeheude Sonne warf ihren
goldigen Schimmer aus das Schloß und
verlieh ihren bleichen Wangen eine
wärmere Farbe. Jn dieser sanften
Beleuchtung, die jeden Gegenstand ver
schdnert und abrundet, erschien sie dein
harrenden dengenhiiuptling schöner
denn je. Diese ganze Situation gab
gleichsam das Bild ihres Lebens wieder
und bezeichnete die Stellung, welche
das Schiiisal ihnen gegeben: Sie im
Sonnenglanz, auf ihn herabschauend,
er im Finstern; sie voller Hoffnung
und Freude, er betriibt, verzweifelt.
Svend siihlte, das; er sie auf ewig ver
loren habe.
Nach einer Weile verließ Julie das
Fenster und ging in den Garten hinab.
Svend sprang aus seinem Versteck
auf, eine sieberhaste Hast ergriff ihn.
Er folgte ihr.
Als er im Garten anlangte, saß sie
am Abhange des Schloßhiigels auf
einer Bank, von der aus man eine
weite Aussicht iiber das Moor hatte.
Jetzt, nachdem der Schnee fortgethaut
war, hatte das Moor mit seinem fahlen
Schilf und seinem welken, gelblichen
Gras wieder das einförmige, schwer
miithige Gepräge angenommen, das
ihm eigen zu sein pflegte. Julie ruhte
zurückgelehnt auf einer Bank. Beim
Klang seiner Schritte blickte sie auf,
ohne jedoch ihre nachlafsige Stellung
zu verändern Sie wußte, was in
Svendd Seele vorging, sie war auf den
bevorstehenden tzainps gefaßt.
Allmiilizi- iciihrend Svend sich
näherte, gelang ee ihm, seine Stim
mung zu beherrschen Jhre Augen be
gegncten einander, er betrachtete sie
aufmerksam, konnte aber weder Zorn
noch Liebe in dieser sicheren Haltung,
in diesem fremden, liihlen Blick ent
decken, der innere Ruhe und völlige
isksleichgiltissieit aued1·iiilte.
« Ohne life zu besinnen, begann er:
»Ich ii.:2.«-:;e, rais- chh nach der
Ursache dessen Zu siagen, was sich hier
zutragt, des-i ieli 1:-:i«.! lieber Euren
Worten krlis.:.be:!, ekr trxeiiier eigenen
Furrin und txik zur-is cti :’lugen."
»Und i. ex· ex :«e s»«—.:;.,) Eure vFurcht
denn, Ztsrrd I ·, «::·;. ·. «
»Ja-J im 1:-«-s.!i i.:«.-:ter iticht genug
gethan hebe. «
Seine zitternd-e itizxmie und sein
flehendei Bliei waren in diesem
Anqeisilliii lieredtet denn je ziinor.·
Adei sie illa-en keine Wirkung auf
« anie nim; sie. erwiderte-:
.,«L:Tiil«,-i«liih! Izhr thatet viel zu viel,
nnd da ich schon liingn gesiihlt habe,
das; iil ) Sich giegeniilrer site in tiefere
Zilnld Her-»i« l;e, nnd niemals im
Ztnx i.-e sei Ii neide, Euch die Opfer zu
vergelten die Ihr wir nach wie vor
bringt« so ice-titles; i»·) liei mir selber,
von nun en Ieineslei Lyser mehr von
Euch aiizinief.ii:eii. "
»Und ice-halb iasttet Ihr diesen
Entschli s; ne nd e ietzt-Z-« fragte Svend
mit tiestinniinuz leiser Stimme,
,,jei«:«,t wo ill, mein dein Ziele nähere,
nach dem ich so linge gestiebthabe,
jetzt, wo ich den iiiihin eilangt habe,
auf den Ihr ehedem ein so großes Ge
wicht legtetTM
»Las;t mich nudiedem Svend!» fuhr
sie fmt ,,«L:’—eshalli aei inde jetzt t? fragt
Jhtl Lvolhlan es aeschahnicht friihet,
weil es mit nicht gelingen wollte, die
sen Kampf zwischen Pflicht und Nei
gung zu Ende zu führen, nnd weil ich
Euch zu sehr achte, unt-»
Sie hielt inne und schien nach Wor
ten zu suchen.
»d)iedet nur," versetzte Svend mit
triivem Lächeln, .,oerbergt mir nichttU
»Weil ich Euch Zu sehr achte, um
Euch Liebe Fu heucheln, wenn ich sie
nicht mehr sin· Euch empfinde.»
»Zum diw nicht! Man liebt ent
weder immer oder nie! Ich fiihle das
an mir selber."
,ulieö Stimme war nicht mehr so
sicher wie im Anfange. Das Gespräch
hatte eine Richtung genommen, die
ihi nicht angenehm war, sie fühlte, daß
sie entivedei zu viel gesagt oder Gründe
angeführt hatte, die ebenso unbefriedi
gend fiir Svend sein mußten, wie fiir
sie.
»Ich wollte, ich hätte Euch niemals ’
gesehen!« erwiderte sie endlich.
»Ach n(«in, Julie »P-ni·c-bet-g!" sagte
.Svend. ,,:-)iedet diese Sprache nicht;
Ihr liebt mich nicht mehr, weil Ihr
eitlen Anderen liebt !«
Inlies Wangen glühten; das Ge
stondnist, welcheo Evend soeben aus
sprach, hatte sie sich selber noch nicht
einmal gemacht· Zie Ioarf ihm einen
stolzen, gebu-:erischen Blick zu Und
rief:
»Was erkiihnt Ihr Euch da zu
sageu?"
»Was Ihr Euch erliihntet zu thun!"
erwiderte er.
»Aber ich bei-stehe Euch nicht, was
meint Ihr damit?« fuhr sie in heraus
forderndem Ton fort.
Dieser Hohn raubte ihm die Fas
sung, die er hatt-: bewahren wollen.
» »Ihr liebt einen Anderen," wieder
holte er mit zitternden Lippen und
funkelndem Blick, »datnit will ich
sagen, daß Ihr einen Anderen betrügt,
gleich wie Ohr mich betrogen habt!"
Soendo Heiligkeit gab Julie ihre
frühere llcberlenenheit wieder.
»Ach nein, Ein-nd (Sljiinge,« erwi
derte sie aclnixlznitend »Ich habe nicht
Euch betroocm ich betrog nur mich
selbst!"
Bei diesen Worten erhob sie sich
von der Bont, griißte vornehm und
kühl nnd lel rte aus’o Schloß zurück.
Svend Jlieb einige Augenblicke
regungslos stehen« Dann verließ» er
den Garten nnd beaeb lieb nach Heule.