Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, March 29, 1895, Page 10, Image 10

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    « ist-M Monat-to nnd Urtheilk
Tät-deren
Its einer Rede über die Rothwendigdeit der
hemeerganiiatioch won
- «Nicht durch Reden und Majoritäts
deschlüsse werden die großen Fragen
der Zeit entschieden-das ist der Irr
thum in den Jahren 1848 und 1849
gespean —- sonderu durch Blut nnd
" en.«
Isttdgetberathtmg im· rxußiichen Abgeordne
tenhaus, 27. onuar 1863.]
»Das preußische Königthum hat
seine Mission noch nicht erfüllt; es ist
noch nicht reis dazu, einen rein orna
mentalen Schmuck Ihre-s Verfassungs
gebiiudes zu bilden, noch nicht reif, als
ein todter Maschinentheit dem Mecha
Fx nismus des parlamentarischen Regi
utents eingefügt zu 4Zum-ens
O s
Psas einein Gespräch, l. Juni MIC
«Das Gefühl des Jndividualistnns
und das Bedürfniß des Widerspruches
sind bei dem Deutschen in einem unbe
greiflichen Grade entwickelt. Man
zeige ihm eine offene Thür; ehe er hin
durchgeht, wird er sich darauf steifen,
sich nebenan in der Mauer ein Loch
bohren zu wollen. So wird auch keine
Regierung, was immer sie thun
möge, in Preußen jemals beliebt wer
den. Die große Mehrheit wird stets
entgegengesetzter Meinung sein. Da
durch allein, daß sie die Regierung ist
nnd sich der Einzelperson gegenüber als
Autorität hinstellt, ist sie dazu ver
urtheilt, von den Gentäßigten bestän
dig Widerspruch, von Exaltirten Ber
unglimpsung und Angrisfe zu erfahren·
.
»Ein-. 'Maiesia’t haben heute nicht
blos die Schlacht, sondern den Feldzug
gewonnen," sagte Moltke, als et am
Abend dei- Schlacht von Königgkiitz in
der Umgebung des Könige iiber das
Blutseld nach Horicz zutitt. »Die
Streitfrage ist also entschieden, « be
merkte daraus Biömarch Jetzt gilt es,
die aue Freundschaft mit Lesterieich
wiederzugewinnen "
lAede an die Volksver cskm li. k’-." Its-ZU
Arbeiten niii Iaselil Ze;1. en mit
Deutschland so ,u sagen in e n Sattel;
reiten wird es sciion tonnenl «
Ende Juni 1862 unternahm Visi
march welcher damals Nesandccr in
,Bctis war, eine Reise nacli Landen
W Besuch der Weltanesiellunz3.
iee hatte et eine Begegnung mit
mersion und Dieraeli. Leererer
Anker-te über den mit verbliifiender
Offenheit sprechenden deutschen Genos
sen: ,,Take ente- ok that man! lle
meaan wiss-: be Says.«
III-'s
Greßen Trost gewahrte Meinan
fester, frischer Kampfes-much dem
Könige in seinem Kummer um den
unseligen Konflikt. Einer russischen
— in, welche ihn zn jener Zeit über
-» I gesundes Aussehen beglückwünschte,
" Iste Kisnig Wilhelm aus seinen Mini
. sidemen deutend: voilz moa
Wul« (.,Da is: mein Arzt !«)
Weiser Fratq J.ofeph, lsSH
»Wenn wir ihn Giganten nur hät
s
.« s
; W Ortschskoss z: Mxntensseh nach lssiil
»Ich wünsche, daß Bismarck leis
, sondern eiF Fixstern werde
sJales Fabre, 19. September 1870.f
«Ob leich in vorgerückten Lebensjah
ren, er chien mir Graf Bismarck in der
Inn en Fülle seiner Kraft. Seine hohe
Ge lt, sein mächtiger Schädel, seine
onsgepriigten Gesichtsziige verliehen
gilts ein zugleich gebietendes und hartee
ssehen welches indessen durch eine
natürliche Einfachheit, beinahe Gut
tnåthigleih gemildert ward. Sein
Empfang war höflich und ernst, ohne
- tat Ifseltation und Steisheit. Ich
war erstaunt über die Klarheit seiner
n, die Schärfe seines Urtheils,
Originalität seines Geistes; ich
We in ihm einen weit über alle
Vorstellung bedeutenden Staatdmanm
set unt mit wirklichen Tingen rechnet,
allein ans positive und praktische
Dis-regen dringt, und gegen alles gleich
— g ist, was nicht zu einein nützlichen
. ele führt. Die große Gewalt, die er
MU, floßt ihm weder Hochmnth noch
Hunnen ein; aber er hält sest nnd
M sich nicht die Mühe, die Opfer zu
, die er bringt, um sie zu
Wie-. Ueberzengt von seinem per
Michen Gewichte, setzt er dasselbe
ein, um due Wert fortzuführen
M In vollenden, welches ihm bisher
so wunderbar gelungen ist, und wenn
. er, non dies zu thun, weiter oder weni
ger weit gehen müßte, als er selbst
möchte, so würde er sich dennoch darein
ersehen. Er hat mich durch seine For
derungen nnd Härten oft verletzt, so ar
Wet; aberich habeihn in den gro n
sie in den kleinen Dingen stets ehrlich
— thich gefunden-«
H
« O
Ist-selber in »Win: über Bismarck.«s
" »Die neei ten Menschen schneiden
. stimm- in zwei Stücke, in einen
met-einen inneren. Mit dem
ind sie sehr zufrieden, den
sie dagegen mn so mehr
Mk sch glaube hingegen, daß
-.z « III innere Leistungen weit gro
fid als seine äußeren. Denn das
» . »mi- ntsst, diese-inm
sit innere Æliit aufgebraucht hat,
·" inddreisachsogrosalsm
eein diploatotische Irbeit ver
Ein syaditischkk Tun-.
Im Oktober 1864 nahm Bismarch
Im sich auszuruhen, einen kurzen
Aufenthalt in dem siidfranzösischen
anrt sinnig Sein Geist beschaf
tigte sich aber auch hier während der
Ausfliige in die wilden Felsthäler und
auf die schroffen Höhen der Phrenaen
mit den Ideen, die ihn in seinem
Imtdleben erfüllten. Selbst imTraume
arbeitete feine Phantasie in der glei
chen Richtung weiter. So hatte er dort
einmal einen Traum von wunderbarer
shmbalischer Bedeutung, welchen er
später also erzählte:
»Mir träumte, ich stieg auf einem
steilen Gebirgspfade, an einer Seite
ragten schroffe Felswande, an der ande
ren gähnte ein tiefer Abgrund. Immer
naher traten die Felsen, immer enger
wurde der Pfad, je höher ich stieg-—
Pliitzlich sah ich den Weg durch eine
jähe, uniidersteigliche Felswand ge
sperrt. Einen Augenblick stand ich
zögernd, was zu thun sei-umlenken
wollte und konnte ich nicht. Ich hob
meine kleine Reitgerte und that einen
Schlag gegen die Wand. Augenblicklich
verschwand sie; der Weg war frei.«—
Der Traum zeigte dem großen
Staatamanne im Sinnbilde die Bahn
seiner Politik: Immer schmäler und
gefahrvaller wurde der Weg, höher
und höher thürmten sich die Hindernisse
auf, bis sie ihm den Pfad ganz zu ver
sperren drohten. Doch Preußens gutes
Schwert war die Zauberruthe, deren
Schlag ihm die Laufbahn zu feinem
Ziel, Preußeng Größe und Deutsch
lands Einheit und Ehre, frei machte.
Einfachheit im Teil-n
Die Ansprüche, welche Bismaer itn
Feldzug von 1870—71 betreffs der
Quartiere machte, waren so geringe,
das; er sich auch da, wo Besiered zu
haben war, mit einem hochst bescheide
nen Unterkommen begntigte. Wahrend
in Versailles Oberste und Maiore
mitunter eine Reihe prächtig eingerich
teter Zimmer inne hatten, bestand die
Wohnung des Bundeskanslerd im
Hause der Frau Ieise während der
fiinf Monate seines dortigen Aufent
haltes in zwei kleinen Stuben, von
welchen die eine Arbeitszimmer und
Schlafgemach zugleich war, und einem
nicht sehr geräumigen und wenig vor
nehmen Empfangesaal im Erdgeschosse.
Zuweilen fehlte für die Nacht eine
Bettstelle, so daß ihm sein Lager auf
der Erde bereitet werden mußte.
Friedrichs-ruht
Als Bismarck am l. Januar 1872
den Besitz der ihm vorn Kaiser ge
schenkten Herrschaft Friedricheruhe, die
ihren Namen nach einem früheren
Eigenthümer, einem Grafen Friedrich
zur Lippe, führt, übernahm, sah es dort
recht wüst und ode aus. Weite Sumpf
fliichen durchzogen den urwüchsigen
Wald. Ein herrschaftliches Wohnhaus
war nicht vorhanden. Das gebietende
Wort des Kanzlers aber schuf bald
Wandel. »Wenn ich das nächste Mal
wiederkomme," sagte er zu den Wirth
schafts- und Forstbeamten bei seinem
ersten Besuch in Friedricheruhe, »dann
will ich hier klares Wasser und festen
Boden sehen.« Und das kaum Glaub
liche geschah. Nach wenigen Jahren
schon waren die Moraste trocken gelegt
und hübsche Inseln gewonnen. Das
klare Wasser lieferte der Billbach, von
welchem man zahlreiche Wasserliiufe
durch den Port leitete. Es wurden An
pslanzungen in großem Maßstabe nach
außen hin vorgenommen und gegen die
herrschende Windrichtung abgeichlos sen,
so daß der Spaziergänger ansehnliche
Strecken im Parke lustwandeln kann.
ohne einem rauhen Lüftchen ausgesetzt
zu sein. Außer der deutschen Fichte
amen die schönsten ausländischen
Nadelhölzer zur Anpflanzung, insbe
sondere die kautastsche Edeltanne, die
Douglass Fichte, die amerikanische
Cypresse und eine japanische Larchenart.
Künstliche Wasserfälle wurden zur
Belebung der Szenerie geschaffen und
dem Schuy der Singviigel eine beson
dere Aufmerksamkeit gewidmet. Aus
einem Gasthause für Hamburger Aus
flügler, das der Fürst künslich erwarb
wurde ein Wohnhaus hergestellt; man
begnügte sich mit der vorhandenen
Bat-irrt und ließ das Gebäude nur er
weitern. Es trügt deshalb in seiner
jetzigen Gestalt trotz seiner 60 Zimmer
die Bezeichnung .Schloß» mit wenig
Berechtigung Der Stil desselben ist
ein schwierig zu bezeichnender; es ist
theils zwei-, theils dreistöckig unt
macht einen sehr bescheidenen Eindruck.
Wer aber in den geräumigen Bau ein
tritt, dessen Bedenken gegen die äusser
liche Bescheidenheit dessele werden
bald überwunden von der Behaglichkeih
mit welcher das Innere anmuthet.
D- ist jede Ueberladung in der Aus
sichinückung sorglich vermieden, und die
einen, nicht gerade hohen Zimmer
machen durchweg den Eindruck, daß sie
für den t lichen Gebrauch bestimmt
sind. Für runkziinrner hat das Wohn
ns des Fürsten Bismarck keinen
am sit Erd schoß liegen die
Weh-nimmer der lirstlichen Familie,
das Urbeitszimmer des Fürsten und die
Mit-mich während die oberen
erke als Fremdenzimmr und
siir die Umgebung des Für
sten bestimmt sind. Aus allen Fenstern
ist ein schöner Ueber-blies über den Park
sinnt-, at sie mit-s Wette-tim
dise Riesen des herrlichen Mit-indes
m die jungen Ortsstatut-gen ein
sitt- sss G m Its- W et
nirqu ,
Fräulein SonnenliEihc
VIII sur-m I. hebe-Ums
Sie war deo Hauses Sonnenstrahl.
Sie brachte Licht und Friihlingsdust in
die düsteren Korridare und die großen,
dunkeln Raume des Schlosse-in Ihr
« sröhlicher und einst-jeher Gang und ihr
helles stachen erfreute aller Herzen nnd
gar die Ahnen an den Wänden des gro
ßen Saales schienen milder drein zu
schauen·
Aber, es waren nicht ihre Ahnen-—
Driiben tiber dem See, der stolzen
Fayade des Herrenhansed gegenüber-,
lag das kleine, roth angestrichene Pa
starat mit niedrigen Fenstern nnd griii
ner Hausthür. Hier ward unser Son
nenstrahl geboren.
Sie war und blieb das einzige Kind
und auch der einzige, aber große Schon
ihrer Eltern; denn das Einkommen des
Landpastord war gering und Vermögen
nicht vorhanden, aber wo hätte eine
Mutter sich arm fühlen können mit
diesem Hatsband von kleinen, weißen
dicken Ilernichen nnd dem goldigen
Köpfchen an ihre Brust geschiniegti
Und kam Papa nach Hause von den Be
suchen bei den Kranken und Aerinsten,
o, wie erquickte ed ihn schon von ferne,
der srohlieh indelnde Gruß seiner Klei
neni
Aber da kam die Trübsal und der
. Sonnenstrahl war in dichte Nebel ver
; hüllt nnd viele Thranen flossen. lind
law durch den Nebel hier und da aufs
I Neue ein Sonnenstrahl hervorblitztc,
J denn wer kann Sonnenstrahlen aus die
E Lange zurückhalten, noch dazu irrt Früh
; lingP-—Ach, da schien Gottes große
I Sonne ttber zwei srische Gräber; in
; denselben ruhten Vater und Mutter.
s s
! In hohen prachtvollen Räumen mit
gebahnten Wanden saß die Freisran
vom Schloß in grosser Einsamkeit. Ach,
swie war es so still und dde geworden,
seit der junge Baron das Gynmasiurn
in der Stadt besuchen mußte. Er saf:
auf der Schulbank des stadiischen Ghin
nasiums und die man Iiaranin einsam
J in ihrem Solon Zie fiihlte eine Leere
: im Herzen nnd im Haufe.
J Das war zu der Zeit, als der Pastor
und seine Frau in einer Woche das
EOpfer des grassirenden Typhus wur
den.
Die Freifrau war Besitzer-in der
E großten Hälfte des ganzen Dorfes und
Ebesaß dabei eine lebhaste Auffassung
ihres Wahlspruches »in-blessi- obli l«
Die Haushalterin wurde hereingeru en
.Was wird nun mit dem Kinde
H werden, Maus-«
T »Ja, wissen Sie das nicht, gniidige
Frank
.,Sie hat wohl Anverwandte?«
»Unser Pastar war vom Lande, ich
glaube nur der Sohn eines armen
Hauslerd, und seine Frau hat mir ver
angene Weihnacht selbst erzählt, dasz
Fie gar keine Angehorigen besitze; sie
eien alle gestorbena
.Laß Karl vorspannen!« Eine
Stunde später kam die kleine Hedwig
in ihr neues Heini, im schönen Lan
dauer, mit schnaubenden Isabellen
Die gnädige Frau wollte nicht zei
gen, wie lieb sie den kleinen Sonnen
strahl hatte und wie er ihr das Herz
erwärmte, aber sie kleidete Hedwig wie
eine kleine Prinzesfin und nahm sich
eine Gesellschaftsdanie, die sie jetzt
eigentlich gar nicht brauchte, aber so
hatte die Kleine mit derselben auch
eine Lehrerin.
Und der Edelhof ward immer sonni
ger, es war wie wenn man bei Sam
meranfang die Doppelsenster heraus
nimint und die Finlen schlagen hart
nnd frische Winde in den Franzen der
Partieren spielen. Und auch die
Stimme der Frau Baronin nahm eine
weichere Linngfiirbung an, die Diener
schaft wagte zu lachen-kurz—es wehte
andere Luft.
Zu Weihnachten und den Sommer
serien latn Baron Gustav stets mit
schlechter Censur nach Hause-und end
lich im seiden Jahre, als Hedwig lon
’finnirt wurde, machte er sein sehr
mäßiges Studentenexanten. Aber war
er auch kein Mann der Wissenschaft,
so war er umso eiskiger beflissen, Son
nenstrahlen einzusangen
Und der kleine Sonnenstrahl erzit
terte und wollte fliehen aus dem Zau
derireis der treuen blauen Augen, aber,
achl was kann schließlich der Sonnen
strahl dafür, daß erleuchtet und wärmt
untitbdiPe lieblichsten Rosen zur Blüthe
tte t
uoer echwesiern von Hedwig, erran
len jener hehren Sonne arn Firma
ment, spielten unt weiße hangende
Segel, eine weiße Studentenmiine und
einen kleinen Sonnenschim, als zwei
junge glückliche Menschenkinder an
einein herrlichen Junimorgen liber
ginernde, kräuselnde Wellen in ihrem
egelboot dahinfuhren, leise und sor
genfrei nnd kein anderes Ziel var
Angen, als in glänzende, glückliche
liebe Augen zu blicken.
Und alsder Abend kam mit seiner
Mit-le, die Finken aus den Zweigen
schlummerten nnd die Tagearbeiter nach
anse gingen, wandten sie sich ost um
im Klang slinker Hufschlijge, die
im raschen Pagdgalopp den Takt schlu
gen zu den liegenden Pnloschlagen, die
nnn das Heim suchten, um in den kur
en Sommernachtsstnnden, die über
Las eingeheirnsien Sonnenstrahlen
tranlich zu bewahren.
Aber dann kam ein Tag, wo solch’
liebliche Traume von dem Lager unse
er Vedwiq wichen; nachdem Baron
Gustav das ne verlassen hatte nnd
es ist sie eat eslich leer set-orden- erst
da wurde es tin tier, wie ed nieste
stand.
Der Oktober kam und die Tage mir
den rauh and neblig. Die Ahnen an
den Wänden sahen streng herab und
runzelten die Stirn und wenn Hedwig
ini Saal zu schaffen hatte, war ed ihr.
alS seien ihre Blicke iirnend aus sie
gerichtet: »Wo denkst u hin? ja, ein
lieblicher Sonnenstrahl bist Du, recht
geeignet, hier im Hause Licht, Leben
und Freude zu bringen und das darfst
Du auch, aber gib Licht, Dich nicht im
Ernst an unsere Brustharnische, unsere
getreuzten Schwerter und glänzenden
Helme fest zu kleben, hüte Dich wohl-!
mach’ keinen solchen Verdicht
ilnd die Gnadige fing allmälig an,
ihrem Gustav das eigene Heim, die
eigene Einrichtung zu rüsten ans die
Zeit, wo er seinen Haiisstand griinden
würde und Hedwig durfte immer mit
Hand anlegen; und dad inionsie non
Allem war eine Decke iiber den neuen
Flügel und auch sie war fertig, bis auf
zdie eine Eite: »Siehit Tu, Hedwig,
kdie muß warten, bit- tvir das andere
«wisfen, dad muß unserem gegeniiber
stehen.« bemerkte die Gniidigr.
Weit-' es auch wohl nur denkbar ge
wesen, dasz Baron Gustav sich hätte
verheirathen können mit einer »ohne
War-news
Ach! jenes andere Wappen, von
idem noch kein Mensch wußte, wie es
? aussehen würde? Schon dieser Gedanke
Z hatte Hedwigs Herz getroffen.
; Als aber die Frau Baronin sah, wie
; sehr das Lächeln von des Mädchens Lip
k pen verschwand und das frohliche Lachen
i kaum mehr gehort wurde und außerdem
jbemerlte, wie ihre seinen Finger bei
xbesiandiger Arbeit siir ihn fast durch
s sichtig wurden, iibertam sie eine innere
Elinruhe und Sorge um ihren lieben
EPslegling
i »Mo» Dir-u! ehe-r ans-trit, Du darfst
zmir nicht traut werden! Es ist hof
sfentiich nichts Gewinne-erz- Mir wird
Z oft angft um Dich!"
i Und immer mehr ginge bergab und
kauch der Tottor wußte keinen Nath;
jer tonnte keine eigentliche Krankheit
J entdecken. Aber ale sie nicht mehr aus
Tsitzen konnte und der gnadigen Frau
helfen, durfte sie sich doch nicht oben
; in ihrem Zimmer aufhalten, weil die
Frau Baronin immer das Bedürfnis
« fühlte, sie um sich zu haben, sie konnte
nicht allein sein; deshalb lag Hedwig
Hauf der Ehaiselongue im Zimmer der
lGnadigen und beobachtete, wie uner
’mi·tdtich sleiskig die miiiterlichen Hände
fiir ihren einzigen Sohn sich regten.
Einmal, ais sie eingeschlummert
war, fühlte sie beim Erwachen ein paar
warme Tropfen auf ihre Wange fallen
und eine liebevolle Stimme vor fich
hinfliisternt Armee Feind, wenn man
nur wüßte, was Dir fehlte-« nnd dann
setzte sie sich wieder leise auf ihren
; Sessel hin.
j Aber ein Ende mußte die Geschichte
;haben. Sie wollte Gustav nie mehr
Thier treffen. Alle die Liebe und Fur
. sorge, die sie hier in diesem Hause ge
nossen, sollte nimmermehr mit Undant
geiohnt werden, sollte nie den Frieden
stören iu dem Heim, wo man so tren
lich fiir sie gesorgt .hatte. Was hatte
sie denn auch siir Beweise seinerriebeY
Mit keinem Wort hatte Gustav ihr
seine Liebe erklan.
So mußte sie endlich mit derSprache
heraus:
«Liebe, gniidige Frau, sehen Sie
mich nicht ale schlecht und undankbar an
—aber——«
«Rllck, Nino, Was yllfl LTUK Was
willst Du? Habe ich-— «
Und dann brach es loo: unter einem
Strom von Thranen, der laum vers ie
gen wollte, daß Hedwig nun nicht lan
ger dem Hause zur rast fallen wolle;
sie mochte lieber eine Stelle, wo man
ihrer wirklich bedürfe; da nun die
Arbeiten siir die Einrichtung des jun
Tgen Herrn, io weit ihre Hilfe ge
Hbraucht werden kenne-vollendet seien
; und nun bald seine Verlobung stattfin
;den wurde, so lame ja dadurch andere
[ Gesellschaft und dann—
Das gab einen Sturm. Verwunde
rung, fis-ragen, Vorwürfe und Zorn.
[ Man be prach das Thema hin und her,
das Resultat war, die Gräfin fand
den Plan »absurd.« Hedwig weinte
und bat handeringend um Vergebung,
blieb aber fest auf ihrem Vorsatz stehen.
Endlich nach langem Hin- und Her
innen wurde es der Baronin star, wie
jener tranlhafte Zustand sich bald nach
Gustav-d Abreise gezeigt habe, so auch,
daß sie fest darauf bestanden, noch vor
Weihnachten zu gehen-—- gerade dem
Termin, zu welchem er gedachte, nach
Hause zurückzukehren-—
War das also der Dank für so viel
genossene Wohlthaten? Arn Ende habe
sie gar das Herz ihres Kindes gestoh
len? Wollte sie so Trauer und Unfrie
den int Hause anrichten? Schrecklich!
und doch tonnte dies nicht ihre Absicht
fein; fliehen wollte sie ja und Alles
dahinten lassen? Ach, ware sie nur
nie in·6 Haue gekommen!
Nun theilte die Baronin ihrem Sohn
brieslich mit: ,,Hedwig werde nun
bald das Hans verlassen, um in Stel
lung zu gehen. Ee sei dies ihr eigenster
Plan, auf den sie mit aller Festigleit
bestande. «——.Hier war der Erfolg bes ser.
Sobald die Baronin Gustads Antwort
erhalten, hatte sie vollige Klarheit in
dieser Angelegenheit Dirett bekannte
er nichts, aber zwischen den Zeilen
war um so mehr zu lesen von leiden
schaftlicher Liebe eines jugendlichen
Zeitens. Gut! Da lonnesie nun ane
sen, was sie sich eingebrackt habe-,
fort müsse sie unter jeder Bedingung
Und treulich war die Gnsdige bemüht,
bei Freunden und Verwandten ihr gute
unreif-mit ii verschaffen Gunstiqe
Antworten iesen bald oon ben ver
schiedensten Seiten ein.
se günstiger aber und annehmbarer
solche Antworten lauteten, urn o
mißmuthiger triirde die Baronim s e
behielt die Bricfe zuriicl und äußerte
gegen Hedwig: »Es fiinde sich bis setzt
nichts Passendee." Daneben ward sie
aber schmerzlich inne, wie ode und leer
ed dann später zu Hause sein werde.
An den Abschied durfte sie gar nicht
denken, wo sie dann ihr liebes Gesicht
zum legten Mal sehen werde l-—
Warum hatte sie all’ solche Ge
fchichten angestellt? Sie hatte ed ja
ouch ferner fa gut bei ihr habenldnnen,
ebenso ihr Gustav. Was brauchte er sich
gerade in Hedwig zu verlieben? Hatte
er nicht ebenso gut eine .passende«
Wahl treffen konnean Schade, daß
der liebe Sonnenstrahl nicht garstig
war oder besser noch bucklich!
Und dabei wurde der Sonnenstrahl
immer bleicher und bleicher und ini sel
ben Maß die Baroiiiu mißmuthiger
und oerstimniter; gar die Runzeln im
Gesicht schienen tiefer zu werden und
sich zu vermehren. -
So ging das wochenlang, dann wurde
sie mit einein Male ruhiger, ihre
Stimmung milder und freundlicher-,
dabei wich sie kaum von Hedwige
Lager·
Eines Tages, tiirz vor Weihnachten,
wo der Schnee tief iiber Wald und See
lag und eo so ganz stille drinnen iin
Kabinett, wie draußen in der Natur
war, tain die Baronin herein zu Hed
wig und setzte sich neben ihrem Lager
hin. Erst sah sie sie eine Weile an,
als wollte sie in ihrer Seele lesen.
»Kind,« sagte sie endlich, »nun bin ich
so weit, Dir eine Stelle verschaffen zu
können, wenn Du sie annehmen
willst?«
Peototh bleiche wangen farvten Itch
lebhaft und ihre Augen schienen größer
zu werden, als sie mit ängstlich hat«
rendein Blick die Gnadige ansah und
langsam antwortete
.Ach- gnadige Frau, Sie haben so
viel Miihe mit mir, wie soll ich—"
»Sieh, mein liebes liind, es ist gar
keine so ausgezeichnete Stelle. Sie
wird ihre Schwierigkeiten haben, und
doch glaube ich, sie würde Dir lieb
sein.«
»Bitte, wohin und zu wem, gncii
dige Maus-«
»Sei nur nicht ängstlich! und ge
zwungen sollst Du auch nicht werden;
zuerst will ich Tit etwas von der
Familie erzählen-«
»Ja, ich bitte darunt, kennen gnä
dige Frau dieselbe-«
»Gewiß, schon von Jugend aus.
Sie ist eine ältere Dame, die gewiß
auch ihre Fehler hat, aber wenn Tu
geduldig und liebevoll sein wirst, wird
es schon gehen. Ohr werdet vielleicht,
und ich hoffe es, recht gut zusammen
passen.«
»Ich werde thun, was in meinen
Kraftm steht, um ihr nützlich zu sein
Jst denn sonst Niemand wehrt-«
»Ja, ein einziges Kind."
»linabe oder Mädchens-«
»Ein Knabe und dessen solltest Du
Dich besondere annehmen und stets
suchen, einen guten Einfluß auf ihn zu
üben.«
»Aber, gnadige Frau, wenn sie schon
eine ältere Dame ist, so tann doch ihr
Sohn kaum mehr unter weiblicher Lei
tung stehen und ich furchte, daß meine
Kenntnisse auch seinen Ansprüchen und
Bedürfnissen nicht entsprechen wür
ben.«
«Ja—ich fürchte sast, daß in seiner
Erziehung allerlei versäumt ist, dabei
soll er auch eigenwillig sein, aber Du
bist ja gut und geduldig. Wann woll
test Du denn diese neue Stellung liber
nehmen«-«
Ach, weshalb hatte die gute Baronin
blitylichsolche Eile, sie los zu werden!
O, wie ihr arme-, kleines Herz sich
zusammenkrarnpste dar tiefern Web,
wenn sie nur an den bevorstehenden
Abschied dachtei
»Es-sobald der Doktor mir erlaubt, zu
reisen, gniidige Frau.q
Die Baronin erhob sich, ibre Lippen
bebten und die seinen weißen Finger
zitterten. Dann umarmte sie Hedwig,
lißte sie mit fast leidenschaftlicher
Zärtlichkeit und bat
.Kind, sei eduldig und liebevoll
gegen die alte rau, sie bedarf es, und
brein einzigen Sohn stehe Du wie ein
guter Enge zur Seite, liebe ihnl ja
iebe ihn mit der ganzen Kraft Deined
jugendlichen Herzens! Sieh, da lommt
er schon und will selbst um Dich an
halten«-«
L-k.«t-s W..44«-I- .,k,t -I-«-«..,
«IPIUIIIHZ—-Uculch - IIII VJUIIULV
der hineingesiürmt lam und Beide in
seine Arme fchloß.—
Draußen aber im Saal schauten die
Ahnen mit bedenklichen Mienen auf
die kleine Gruppe im Kabinett.
»Ein-minnt ifi sie, die Kceine!««
dachte der Oberst, der im iiebenjah
rigen Krieg unterm großen Friedrich
gefochten hatte
»Aber wie steh« eigentlich mn die
Familie?» iliisterte ver Hofmarichalh
ein sehr adelosiolzer Hekt, der am üppi
en Hofe Friedrich Wilheltno des
äweiten auf die Wahrung des äußeren
elornmd gehalten hatte
»lcb bien, Monsieur-, weml ich nicht
irre, stammt iie aus jenem fast ganz
erloschenen Geschlecht Sonnenstrahl
zinn Paradies',« antwortete ein Jüng
ling, der einst Page om Hofe des ersten
Prenßenlonigs gewesen war.
Mit 103 Jahren vollstän
dig rothes Haar, wie es immer
war, besitzt noch Gen. M. Scoti von
FaribnnlD Minn.
gnus- und canowiklhschtlst
Oelslecke aus Weißzeug zu
entfernen. Oelslecle, welche bei
Benuaung der Nithmaschine in Lein
wandstiicken entstehen, können entsernt
werden, wenn man sie, ehe sie in bic
Wäsche gegeben werden, mit einem
wollenen Lappen abreibt, der in ein
wenig Saliniaigeist getaucht wird.
Rancherpapier. Gewöhnlichea
Schreibpapier taucht man in eine Sal
peterauslissung und läßt es trocknen.
Dann besteeicht man dae Papier mit
einer Mischung aus Benzoc, etwas
Storax und Weingeisl. Diese Art
Räuchetpapier glinimt von selbst fort
und gibt einen angenehmen Geruch.
Motten in Teppichen oder
Möbeln zu todten. Ost hilft
das Aneilopsen und Bürsten nicht ge
zniigend. Dann breitet man aus die
zMobel oder den Teppich ein seuchteg
HTuch aus und iiberglättet dasselbe mit
keinem tüchtig heißen Bolzen. Der
;heiße Dunst, der hierdurch entsteht,
sdringt in den Gegenstand ein und todtet
Halle Insekten und ihre Brut; gegen
ZSchaben und Russen hilst dasHinlegen
lsstischer Gutsenschalen
? Beseitigung des Moder-·
Jgeschmacks bei Fischen. Beim
; ixochen der Fische werfe man Brodrinde
Hin den Kessel nnd lasse dieselbe mit
: lachen, wodurch man den dents Fisch oft
eigenen Modergeichtnack beseitigt. Den
kFischen ans stehenden Geivijssern be
znimnit man ihn, wenn nian sie in mit
jSalz und Kleie vermischtes Brunnen
jtvassek legt. Hierauf wäscht man die
EFische so lange, bis das dazu verwen
bete Wasser rein bleibt. Gliihendc
llKohlen in das Fischwasser geworsen,
ibenehnien den Fischen ebenfalls den
z widrigen Geschmack.
A
Tllllcc Yclckclh Llc ItsclcilsOs
ZSchweinsnieren sind schniacihaster als
ELchsennieren- werden recht sauber
Laubgewaschem in diinne Scheiben ge
-schnitten, diese nochmals gewaschen und
;mil Mehl bestreut. Nun macht man in
seinem Tiegel Schmalz heiß, laßt darin
sein geschnittene Zwiebetn anziehen,
I gibt die Nieren hinein, kostet sie enan
Tsiillt mit Fleiichbriihe aus, gibt sein
kgewiegte Citronenschale, ein wenig
Essig oder Citranensast, Pfeffer und-·
Izulettt Salz daran, lasit ed lan ans
stachen, damit die Nieren nicht hart
werden—und gibt gernstete Kartoffeln
j dazu.
Einsachee Mittel gegen
;iibie Ltuadiinstungcin «Man zer
Hschneide zwei oder drei hinlänglich
zgrosze Zwiebeln und stelle sie ans
i einem Teller aus den Boden dea Ge
; maches. Sie ziehen in unglaublich tur
·zer Zeit alle iiblen Auedisnstungen in
dem Krankenzimmer u. s. w. an sich
i und sind jedenfalls den iiblichen Ran
cherungen variuziehem welche die
; iiblen tsleriiche nur verdecken, aber nicht
ivertreiben Man sollte die Zwiebeln
F alle sechs Stunden wechseln. Jzchon die
alten Eghpter wandten die Zwiebeln
Izu diesem Zweck an, und int Mittel
ialter galten sie als ein Hauptmittel
kzur Berlnnnng der Anstcclung bei der
Pest und anderen Besuchen
» Wasserdichte illeider oder
Z e u g e herzustellen. Man
nimmt zwei Pfund Mann, dao man in
. einem Eimer Wasser auslast; in einem
Zanderen Eimer löst man zwei Pfund
Bleiessig. Beide Fliissigleiten werden
Idann gemischt nnd eine Zeitlang in
Ruhe gelassen, wobei sich lchweselsaui
res Bleiaxhd niederschlägt. Dann wird
die Flüssigkeit behutsam abgegassen, so
daß der Badensay ganz zurückbleibt.
Diese Flüssigleit dient zurn Wasser
dichtmachen der betressenden Kleidungdi
stiicke oder Zeuge, indem man solche
darin einweicht· Man nimmt hieraus
den Stass heraus, durchlnetet ihn einige
Male und hängt ihn dann um Trost
nen, wamagiich in seeier Lust, aus.
Gedrückten Sammet aus
zurichten. Eine Metaiiplatte aus
Blech, Eisenblech oder dergleichen wird
aufs der oberen Seite mit gründlich
be euchteter Leinwand bezogen. Dann
seht man die Platte mit ihrer unteren
Seite ans ein mit glühenden Kohlen
gestilltes Becken. Der Sammetwird
nun rnit der linken Seite aus die
seuchte Leinwand gelegt, während man
mit einer weichen Kleiderbiirste die
rechte Seite des Samntets und nament
lich die gedrückten Stellen gleichmäßig
nach einer Richtung dürstet. Die nie
der-liegenden Faden richten iich durch
den leise aussteigenden Wasserdamps
aus, und der Sammet sieht nach An
wendung dieses Verfahrens wieder gut
fane.
. Behandlung von Latini-.
» Die Pflanzen nehmen mit einer sein
;miis;igen Temperatur verlieb. Sie
Elvnnen deshalb ancls in einem Neben
s immer, ivv der Frost nicht zu hoch
teigt, itberwintert weiden. Viele der
selben sind sogar ziemlich hast« Tie
gkilßte Gefahr fiir dieselben liegt in
zu vielem Begicsxcm in Folge dessen
sie selsr leicht am Boden stocken. Wäh
rend des Winters sollte die Erde hinli
slenll zweimal etwas vesenchtet werden.
Im Sommer bedtiksen sie naliirlicli
mehr FeuelztigleiL Tag Verse-Heu ge
Fchieht am besten im Juni in lcimtis
nndige Erde, der man etiuao geiloßciris
äle elsteinchen von der Nkrßc ciixus
e beitnischt. Die Tot-se solltest
durch eine Stlzeibenunteclngc einer-.
ten Wasserabzug erhalten, und des.
den stark eingedrückt werden. Tin
Versetzen sollte indess nur geschehen
M die Töpse ganz voll Wurzeln