Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, November 02, 1894, Page 9, Image 9

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    Er will nicht.
Istellettr san Aar Schmidt—.schieinfelo.
In den verschwenderisch an estats
teten Parterrezimmern des Fee herrn
Aer v. Marburg herrschte angenehme
Kühlr. Die feit dem Morgen geschlos
senen Jalousien hatten dem Eindringen
er Mittagshitze erfolgreichen Wider
stand geboten· Der Inhaber der elegan
ten Junggesellenwohnung saß in dem
Halbdunkel seines Arbeitezitmners auf
einer Ehaiselongue, ihm gegenüber in
bequemern Sessel der Graf Hasfo v.
Ernstthai.
Die Kleidung der Herren paßte im
Grunde wenig zu der Einrichtung des
Geitiachee. Vor Kurzem erst waren
Beide von ihrem täglichen Morgenritte
zuriickgetehrt und, ermattet von der An
strengung, hatten sie sich bestaubt, ge
stiefelt Und gesporut bei einigen Er
rischungen und bei einer Cigarrette der
Erholung überlassen
Ihre Unterhaltung stand mit der
angenehmen Siesta vollkommen im
Einklang; man zwang sich nicht zu
einem Gespräch, quälte sich noch weni
er, ein solches aufrecht zu erhalten«
sondern sprach, wenn der Geist es for
derte.
Das Haupt zuriictgelehnt, die Beine
vorgestreckt, ließ Graf Ernstthal die
Blicke in behaglicher Ruhe durch das
Zimmer schweifen. Während er mit
einerReitgertc leise gegen seine hohen
Neitftiefel schlug, unterbrach er eiue
lange Pause des Schweigens.
»Es-kiffen Sie auch, Marburg, das;
Sie mit dieser Zimmerpracht, deren
sich ein Sultan nicht zu schauten
brauchte, gewaltig in die Rechte der
zukünftigen Varonin v. Marburg ein
greYen?"
».k-4. ---1..t4. «..- I.«-(- !
Licl csllvcccuclk luwcccc alls- lchcs lu
einer Beschäftigung, ein Zeitungeblatt
in ein Blasrohr umzugestaltem einen
Moment inne. Tann entgegnete cr:
»Es ist keine Aussicht vorhanden, daß
es eine solche Dame sobald geben wird.
Bis dahin hat ee noch gute Weile-,
wenn überhaupt jemals derFall eintritt,
daß ich heirathe. llntetdessen mag ich
nicht wie ein Diogenes leben-«
»Wie!« rief Ernftthal verwundert.
»Hegen Sie im Ernste solche ketzerische
Absichten?«
l» n Heirathdsachen hört leider aller
Scherz auf,« entgegnete Axel Marburg.
»Ich will mir meine Freiheit so lange
bewahren als ich kann. Denn schließlich
begeht man noch zeitig genug die größte
Dummheit feines Lebens. Uebrigens,
lieber Freund, Sie sind ia fiinf Jahre
alter als ich! Gehen Sie doch mit
gutem Beispiel voran. «
Hasso v. Ernstthal zog die starken
Brauen bedeutsam in die Hohe. »Sie
meinen, ich soll den Anfang machen?
Dem stehen vorläufig zwei sehr wesent
liche Hindernisse entgegen: Erstens
bin ich finanziell nicht so gestellt, um
mir einen standesgemiißen Haushalt
griinden zu kennen. Mein Einkommen
reicht gerade hin zur Existenzin unseren
Kreisen. Und weiteste, der Haupt
grund meiner Passivitiit : Jch kenne kein
Weil-, das mich liebt und erwartet,
meine Frau zu werden. Sie dagegen
sind jung, reich, ein liebenewilrdiger
Freund und Gesellschaften ohne Vor
urtheile, lein ;-llave Jhrer Leiden
schaften, kurz geradezu geschaffen zum
Ehemann »
kss s sk
Wulst-um verneigt-c ftuf ituuifuf
lächelnd. »Und weiter, wenn ich bitten
darf,« sagte er nach einer Pause.
»Weiter? Nun, Sie sind ein vor
trefflicher Sportsmann—«
Der Baron winkte abwehrend mit
der Hand. »So toar ee nicht gemeint,
lieber Waf, so gern man auch sein
eigenes Lob vernimmt. Ich erwartete
vielmehr der Vervollständigung halber
noch die Erhärtung deo zweiten Punk
tes. Lsder fehlen Jhnen dafiir die Argu
mente2-"
Der Graf drehte verlegen seinen
Schnurrbart nnd schwieg.
»Na, lassen tvir die ttontödie, lieber
Freund-« lachte Marburg »Ich weifz
fa, worauf Sie abzielen; Sie meinen
doch die Geschichte mit der lleinen
Barones se Oldendorff T«
«3)n der That-« staunnelte der
Gra überrascht. »Jchhuffe,Siehalten
es nicht fiir Indietretiom daß ich Sie
zu einer derartigen Offenbarung ver
anlaßte."
»Im tssegentheil," wehrte der An
dere höflich ab. »Ich bin Ihnen sogar
sehr dankbar, begreife nur nicht, warum
Sie eine an sich unbedeutende Sache
mit so viel Teiitatesfe behandeln.
enriette leendorff ist ein reizcndes
S titdchen—-wirtlich sehr reizend und von
einer bezauberndeu Frifche, aber«—der
Sprecher Puckte wie zur Entschuldigung
die Achse n—»aber heirathen kann ich
sie doch nicht. Zch denke nicht im Ent
ferntesten daran, und sie auch nicht«
»Sind- Sie sicher überzeugt, daß
Fräulein v. Oldendorff nicht daran
denkt?«
»Ich schließe es aus der Unbefangen
heit ihreo llttigangeo. Die Frauen
kenne ich genugsam, um ihre Absichten
u ergründen, weist deshalb auch, daß
JVetmette in mir nur einen guten Eta
meraden sieht, mit dem sie gern ver
kehrt.« . '
Hasso sagte vgernd: »Sollte nicht
eben diese Unbeian enheitSie täuschen?
Es ist moglich, da Fräulein v. Oden
do fsich ihrer Herzeneneigung noch gar
ni t recht bewußtistz defsen ungeach
tet kann dieselbe aber schon lange vor
en sein. sta, ich lanbe es sogar
icher, soweit ich dao fiimge Mädchen
enge.« "
Marburg zog sich einen Fauteuil
neben den Sitz seines Gastes und ließ
sich nieder. »Wie? Sie meinen, daß
Henriette——" Er starrte vor sich hin,
wie nachdenlend. Dann fuhr er hastig
fort: »Aber habe ich dazu denn Veran
lassung gegeben? Unser Verkehr war
doch stets so harmlos, er ging nie iiber
die Grenzen unschuldiger Neckereien
hinaus.«
»Dies zu beurtheilenmusz ich Ihnen
und der Dame iiberlassen," entgegnete
Graf Ernstthal, mit ernster Miene den
nachdenklich gewordenen Freund betrach
tend. »Ich habe vielleicht kein Recht,
mich in Ihre Angelegenheiten zu
mischen, aber es ist doch besser, Sie er
fahren es durch mich, der ich Ihnen
niiher stehe, als die Anderen« dasi wenig
stens die Gesellschaft, der wir ange
hören, sich iidcr Ihre Beziehungen zu
Henriette leendorff ein ganz festes
Urtheil gebildet hat«-«
»Bitte, s prechen Sie weiter, « ermun
terte Marburg, als der Graf zögerte.
»Die Welt ist so leicht geneigt, schon
I ans unbedeutenden Aeußerlichkeiten die
svertvegensten Schlüsse zu ziehen. Sie
i werden zugeben, daß sie in einem Falle,
two nnzroeideutige Thatfachen reden,
Ibald zu einer entschiedenen Annahme
, gelangte. So erwartet ntan die Verklin
l digung Ihrer Verlobung als nahe bevor
lftehenn
i Axel Marburg strich sich mit der
i
i
Hand über die Stirne.
,,Eine schöne Geschichte !" erklärte er
» mit kaltem Spott.
z »Die Sie indessen bei der empören
sden Skandalsucht der Gesellschaft vor
F aussehen mußten
T »Aber Ihre Eraffnung trifft mich
idollkomnien unerwartet; sie überrascht
Hnich außerordentlich-und dass ist ed,
Jwad mich vielleicht entschuldigcn kann.
zSclbstverständlich lag ed mir fern, zu
IMißdcntnngen Anlaß zu geben, befan
’der-3 leid aber sollte ed mir thun, wenn
ich durch meine unschuldigen Aufmerk
1 farnteiten Hoffnungen erregt hätte, die
- ich nicht erfüllen kann."
»Und weshalb nicht?"
i Arel zeigte dem Freunde ein sehr
szvenvundertes Gesicht »Weehalb nicht?
« Ja, liebe ich Henriette denn? Ich habe
das Mädchen sehr gerne— -aber lieben?
-—-Zum siuckuck auch! Ich will mich
gar nicht verlieben und noch weniger
heirathen!»
Graf Ernstthal lächelte. »Das ist
also der Grund Ohres Straubend: Sie
wollen nicht· Allerdings eine sehr trif
tige Ursache ded Widerstrebend, die
indes; kaum genügen dürfte, Ihre Hand
tungeweise gerechtfertigt erscheinen zu
»tassen·«
Marburg sprang empor und durchmasz
eilig das Zimmer »Sie setzen tnir arg
i u, Ernstthali Zieübertreiben Aleob
» ich soweit gegangen wüte, daß sich mein
. syehler nur durch eine Heirath wieder
zgut machen ließe! Habe ich dem Ruf
» der Dame geschädigt. "«
? »Wiirden Sie das nicht thun, zogen
Sie sich plotzlich ohne Ursache zurück-»
; Der Baron lachte gereizt »Sie
jmeinen also, ich mule Verwiinschte
; Höflichkeit! Sie läßt Uns die griistten
»4;umtnheiten begehen. Ich habe einige
Bielliebchen an Henriettc verloren und
z ihr demgemäß einige Bouqnettd und
; Bücher geschenkt , ich bin letzten Winter
Jmit ihr auf demtiise gefahren; man
» at mich wiederholt in der t«oge ihrer
S Butter gesehen; ich habe die Varonesse
zu Tisch gesiihrt und meinen Namen
allerdings oft-»aus ihre Tanziarte ge
schrieben. Mit Vergnügen erinnere ich
mich der reisenden Stunden, die ich mit
der Baronesse verplauderte und in
denen wir miteinander musizirten
Wir üben auch seht wieder aus aller
höchsten Wunsch ein Duett ein, das bei
Gelegenheit der nächsten musikalischen
Hossoiree zum Vortrag gelangen soll.
«an sind die xutninheitem die ta) ve
; gangen habe, und aus denen man nun
die tiihnsten ISchlusse ziehen will !"
»Ja, lieber Freund," sagte mit sci
» nent Lächeln der Gras. »Ich glaube, die
Welt hat diesmal so unrecht nicht.
Nach Allem haben Sie sich verhalten
. wie ein Mann, der-—Absichten hat.«
»Nun wohl !" erklärte Marburg hei
ter. »So werde ich mich in mein Schick
sal fiigen, das, bei Lichte besehen, gar
kein so fürchterliches ist. Ich bin jeder
"zeit ein wenig Fatalist gewesen-dein
Schicksa; will ich also die Entscheidung
iibcr ntetn kunstiges Glück anheim stel
len. Tiefes soll entscheiden, ob die
Ansicht der Gesellschaft berechtigt ist
oder ob meine Freiheit ntir bleiben
sell."
»Ich verstehe Sie nicht, Verehr
tcster."
Marburg winkte mit der Hand Ge
duld. Er lies; sich var seinem Schreib
tische nieder, ergriff die Feder und
schrieb aus eine goldrandige Marte, die
an der linken oberen Ecke das sreiherrs
liche Wappen der Marburgd zeigte,
nach kurzem Tliachsinnen Folgende-z:
»Gniidige Frau Batonin!
Daß ich von Ihrer kritiigen Gast
freundschast iit der vers ossenen Zeit
einen überaus umfassenden Gebrauch
gemacht, auch anderwärts Ihre und der
Baronesse Henriette Gesellschaft eifrig
gesucht habe, kann Ihnen nicht entgan
gen sein. Sie werden auch den Beweg
grund s olched Begehrens errathen haben.
TMeine Absichten sind ernsthafte. Um
Sie davon zu liberreugen und zugleich
dem Drange meines Herzens nach
ebend, bitte ich Sie um die Hand Jhrer
achtet-.
Entscheiden Sie durch eine Erwide
rung das Schicksal Ihrer
» Axel v. Marburg-« ·· «
? Bevor der Schreiber die Karte in
einen Umschlag steckte, reichte er sie
Lseinem Freunde. Während dieser sie
las, nahm Aer eine zweite Karte und
fchrieb darauf:
»(siniidige Frau Baroniui
Da Sie und die verehrte Baronesse
mir bei unserem letzten Zusammentref
fen bezüglich der fiir heute angesetzten
Diiettprobe eine bindende Zusage nicht
geben konnten, erlanbe ich nur anzusta
gen, ob ich zur gewohnten Stunde auf
warten darf.
Seine tiefste Verehrung legt den
Damen zu Fiißen
Arel v Marburg-«
Auch den zweiten Brief reichte er
dem Grafen znin Dur.chlesen Alsdann
versah er jedes Schreiben mit einem
Uinschlag und gab beiden die gleichlan
tende Adresse-: ihrer Hochwohlgeboren
der Frau Liaronin v. Lidendorff
»Verftehcn Sie mich jetzt, werther
Gruft-« fragte Axel, indem er sich erhob
Und die Tischglocke in Thätigkeit setzte.
»Das Weitere ist Sache des Schicksals. «
Ernstthal bewahrte ein anscheinend
mißbilligendes Schweigen.
Der tiamcrdiener war eingetreten.
»Ziinde einen itaminlenchter an,
Franz, befahl der Hausherr.
Viel zu gut gefchult, um seine Ver
wunderung bemerken zu lassen, voll
fiihrte der Bediente den Befehl.
»So! Nun befordere schleunigst den
Brief, der auf meinem Schreibtifche
liegt, an feine Adresse. »
Verbliifft starrte Franz auf die beiden
Briefe
»Verzeihen der Herr Baron, es liegen
zwei Briefe hier rnit gleichen Adr.effen
Welchen soll ich-I«
»Welchen Du willst! Also wähle
einen davon, ziinde ihn an der Flamme
an und wirf ihn in den Kamin Den
anderen bringe an feine Adresse-·
Franz that, wie ihm geheißen. Der
Baron, welcher, weit entfernt von sei
nein Schreibtische, am skamin Posto ge
faßt hatte, beobachtete niit einer nach
denklichen Miene die Windungen des
vergliihenden Papier-T
O
Eine halbe Stunde später hieltMars
burg die Antwort der Frau v. Oldeni
dorff in den Händen. Dieselbe bestand
nur in den"aus eine Visitenkarte ge
schriebenen Worten : »Wir sehen Ihrem
Besuche entgegen.«
Arel befand sich allein. Sein Gast
hatte ihn verlassen. Mitdem Ausdrucke -
innerer Unruhe starrte der Innge Mann
aus die wenigen Worte, als wolle er
aus ihnen sein Geschick erforschen
»Wir fehen Ihrem Besuche entgegen.
—Wae soll das heißem-« sagte er mehr
ärgerlich, als nachdenklich. »Welchen
Brief haben die Damen nun eigentlich
empfangen? Ihre Antwort Paßte auf
beide-— ein Umstand, der freilich nicht
vorausgefehen war, «
Er dnrchschritt einige Male rasch das
Zimmer. Vor dem Schreibtische blieb
er stehen nnd sah wiederum auf die
starte der Baronin.
»Mir scheint, mein Heirathsantrag
ist ihnen zugegangen," meinte er, den
tron neigend· »Das ist doch die nächst
liegende Deutung ihrer Antwort. Sie
wünschen einfach meinen Besuch; diese
Aufforderung geniigt zur vorläufigen
Erllärung und wiirde jeden Heirathsi
tandidaten begliicken· «
Arel zerrte nervöe an den Enden sei
nes Zchnurrbarteek
»Dann aber,« fuhr er fort, »wenn
ich wire recht überlege, kann die Er
widerung ebenso gut auch meiner An
frage wegen des Diletted gelten-«
linmuthig runzelte er die Stirn. Da
plotzlich hellten sich seine Ziige anf.
Er trat eilig an den tmmin und durch
stiesz in Ermangelung eines passenderen
Gerathes mit der Reitgerte die verfehl
ten Papieriiberreste Tag Feuer hatte
jedoch den geopferten Brief biö auf
einige Papierecken verzehrt. Und diese
boten nicht den geringsten Anhalt.
Enttauscht wandte sich der griindliche
Forscher ab. »Da bin ich in eine schone
ttlemine gerathen! Wie soll ich den
Damen entgegentreten'.- Hoffentlich ;
erleichtern sie ed mir durch die Art ihres i
Entgegenloiiiriierts, den Stand der I
Dinge zu ergrunden, damit ich dem
gemiisz mein Verhalten einrichten kann.
Im Uebrigen muß ich mich aus niein J
Gliick verlassen." Er seufzte leises
»Aber das sind die Folgen meinet-i
Leichtsinnsi Die gerechte Strafe siirE
meine That, die sich durch nichts be
schonigen liißt. Ich kann nicht leugnen, «
das; ich ein Spiel mit dein-Schicksan
trieb, utid-——tvaö schlimmer ist!——nicht
mit dem meinigen allein. Eine Sache,
welche ernster Erwägung bedarf, iiber
liest ich dem Zufall, wie ein thiirichter
Spiele-ri«
Er trat an’d Fenster und riß die«
Jaloitsie mit kräftigem Rucke empor,
so dasi heller Sonnenschein in den Raum
slnthctc.
»Das tlanenerische Tiister bringt z
auf griibelnde tin-danken nnd plebejiiche T
Grieegriimerei. Fort mit den pedanti
schen Einwendungen! Die Ehe ist doch
nichts anderes-, ale ein tsitiiitiisuiel——
und zwin- ein solches mit verteufelt un
günstigen Aussichten Da Niemand sei
nein isseschick entgeht, ist es Thorheit,
sich dariiber Gedanken Zu machen. Der
getvissenhast Wiigende stillt schließlich
ebenso tiichtig hinein, wie der leichtsini
nig Ltiiigende «
Arel iisfnete auch die Jalousie des
zweiten Fenster-J und dann die hohen
FensterfliigeL Jni vollen Lichte der
Morgensonne blieb er stehen und liest
die Augen wohlgefiillig iiberdie öffent
lichen Gartenanlagen schweifen, die sich
jenseits der Straße weithin ausbreite
ten. Auf einer Pronienadenbant im
Schatten einer Alaiie sasi eine Dame,
die das Spiel ihres tinaben iiberwachte,
während eine Bonne in dein Kostiim
—- ..--——»., . . . - V-—
zincr Hollanderin ein weißgelleidetes
Mädchen aus dem Arme wiegte.
Baron Marburg betrachtete eine
Sange Weile die liebliche Gruppe. Als
er sich abwandte, offenbarte sich in den
strengen Zügen seines hageren Gesichte
ein bei ihm ungewohnter Ausdruck von
Weichheit und Milde.
C)
Ju den -«Zpiitnachmittagsstunden be
gab sich Baron Marburg zu Fuß nach
der Wohnung der Frau v. Oldendorsf.
Die Baronim seit Jahren verwittwet,
bewohnte eine Villa der Vorstadt. Man
mußte einen ziemlich großen Vorgarten
durchschreiten, bevor man zu dem im
Grünen versteckten Hause gelangte.
Aus einem breiten siieswege kam dem
Eintretenden in stiirtnischer Eile ein
Herr entgegen. Eis machte fast den Ein
druck, alo sliehe der elegante Fremdling.
Arel blieb überrascht stehen, doch der
Aäidere eilte mit sliichtigem Gruß vor
ii er.
»Paulsen!" sagte Marburg, die
Stirn runzelnd und dein Enteilenden
nachsehend· »Was will der bei Hen
riette'.- Hat cr etwa einen Antrag ge
macht? Mit welchem Erfolge, läßt
seine Flucht vermuthen: sie hat ihm
einen Korb ertheilt. Glaubte der
Bursche, mit seinen Millionen die Liebe
dieses VJiiidchens erhandeln zu können?
Jch habe wohl bemerkt, daß er die Nähe
der Baronesse Zu suchen liebte-—in sei
nen Schleichereien indesz nie nebenbul)
lerische Absichten erblickt. Und jetzt?"
Marburgo Augen sunlelten. Dann
lachte er spöttisch iiber sich selbst.
Welche-J Recht hatte cr, sich als Neben
buhler des reichen Bankiers Paulsen
zu betrachten, er, der seine Absichten
aus Henriettens Hand noch wenige
Stunden zuvor ernstlich in Abrede ge
stellt hatte? Nach seiner eigenen Aur
sage hatte er nur spielen und tändeln
wollen, wo ein Anderer mit heiligeni
Ernste warb.
Z- l--4 .s.- -k..-«»!-E-.. » k-,s4, «
»Ou- »in Iyu nagen-usw« uuujlc u,
während er langsam die Stufen zur
Terrasse emporstieg. »Warum wohlt
Weil sie-Mich liebt?" Rathe trat auf
seine Stirn und scine Augen leuchteten..
Im (s«sartensaale empfing ihn die
Baronin mit einem würdevollen Ernste,
den er sonst an ihr nicht kannte. Das
ganze Wesen der seingebildeten Dame
offenbarte eine gewisse freundliche
Förmlichleit. Axel setzte ihre Zurück
haltung aus Rechnung des seierlichen
Augenblicken Nach dem seltsamen Zit
sammentreffen mit Paulsen war er
mehr denn je überzeugt, zu welchem
Ende man seinen Besuch erwartete.
Er nahm den angebotenen Platz, der
Dame deöHauseogegenüber, an. Sein
Herz klopfte rascher als gewohnlich,
und seine Finger trieben ein net-based
Spiel. Flaum hörte er, was Fraun
leendorsf sprach.
» Sie haben meinen Brief erhalten?"
begann Marburg endlich, bemüht eine
Unsicherheit der Stimme zu unter
drücken. » Zie kennen also die Veran
las sung meines Besuchen «
Frau v. Oldendorsf neigte zustim
mend den seinen Kopf. Auf ihren noch
immer hiibschen Zügen lag ein schwacher
Schein der Verwunderung
Der Besucher fuhr sort—-3tigernd:
» Ich danke Ihnen für Ihre Antwort;
sie macht mich sehr glücklich. Zeigt sie
mir doch, daß Sie meinen heißen Wün
schen nichts entgegenstellen wollen und
Ihre Einwilligung geben«-«
»Gewiß gebe ich meine Einwu
ligung,« entgegnete laut im Kander
sationestone die Hausherrim während
sie ihr Gegenüber mit einem raschen
Blick des Befremden-S streifte. »Was
sollte mich auch zur Borenthaltung der
selben veranlassen«.- Sie, Herr Baron
——und Henkiette werden ein ganz hüb
sches Duett geben,« meinte sie lächelnd.
Jetzt liichelte auch der junge Mann.
,.("sin«a"dige Frau belieben zu scherzen,«
sagte er erleichtert.
»1"111·c1)cills llill)l! Jll) Vill llvckchgl
»aber ich begreife nicht, wo Henriette
bleibt. Sie weiß doch-——"
Die Baronin erhob sich nnd ging nach
der Thüre. Aer folgte ihr rasch.
»Verzeihnng, Frau Baroniw Jch
glaube, es ist besser, wenn Henriette
und noch nicht«- Meined Erachtens
gibt es noch einige sachliche Fragen zu
erledigen, die zwaruntergeordneter Be
deutung find, indessen-ich halte es
fiir meine Pflicht, Ihnen zu sagen-«
»Das ist Henrietteno Zache," unter
brach ihn lächelnd die Var-Unin. »Das
machen Sie nur mit ihr aus. «
»Es ist doch wohl ein wenig auch
Ihre Sache, guädige Frau," beharrte
Marburg. »So wissen Sie denn, daß
mein Einkommen fiir ein staudedgemw
szed Familienleben bei Weitem aud
reicht. Wir sonnen uns-sogar ohne Ein
schraakung dann und wann einen beson
deren Luxus erlauben. «
»ich verstehe nicht-finstern in greu
zentofem Staunen Frau v. leendorfis
Da trat Henriette ein, vollständig
in Weiß gekleidet. Der Baron schritt
auf die junge Dame zu, erfaßte ihre
dargebotene Hand nnd behielt sie nach
einem ritterlichen unsse in der seinen.
»Ich habe bereits mit Ihrer Frau
Mutter gesprochen, Baronesse Hen
riette. Nachdem ich vor deren Augen
Gnade gefunden, überläßt sie den end
giltigen Entscheid Ihnen. So komme
ich denn, um von Ihnen meinen
Urtheildspruch zu empfangen-«
Die junge Baronesse war blutroth
geworden. Hastig entzog sie dem Gaste
ihre Hand und wich verwirrt einige
Schritte zurück.
Aer erblaßte. Erstaunt und uns icher
fuhr er fort: »Es scheint, daß meine
Worte Ihnen mißfa len haben. Nach
ldein, was geschehen, durfte ich dies
nicht erwarten-J
Die Baronin trat dazwischen. Ernst
und kalt erklärte sic: »Sie sehen uns
!erstaunt. Wie sollen wir Her Begin
nen deuten?" Dann, wie ich besin
nend: »Hier muß ein Mißverständnis;
obwalten."
Marburg sah die erziirnten Augen der
Mutter.
; »Ein MißverständnißP" fragte er
tonlos und betreten. »Sie erhielten
doch meinen Brief? Haben Sie ihn
nicht gelesen )"
»Jhren Brief? Ja! Was soll er
erklären«.-"
Der junge Mann taumelte zurück.
»Sollte ich——·.-« dachte er. »O, ich
Thor!«
Er sah, wie Heuriette sich aus eine
Ottomane fallen lies; und ihr Gesicht
in den Händen barg.
»Hier ist dieser Brief« DieBaronin
nahm von der Tischschale sein Billet.
»Er enthält die Ansrage wegen der
Duettprobe. «
»Ah!— Ah!«
Vor Axels Augen begann sich das
Zimmer zu drehen. Er lehnte sich gegen
einen Sessel. Sein Athem ging schwer.
»Den erhielten Sie?" stammelte er,
mit der Hand iiber die Stirn streichend.
»Und nicht den anderem-»
»Welchen anderem-«
»Ichschrieb zwei Brief« begann er
zögernd und einsehend, daß es fiir ihn
kein Rückwärts mehr gab. »Das heißt,
ich schrieb noch einen anderen Brief.
Es mus; in der That ein Mißverständ
nisz vorliegen In diesem zweiten
Briese bat ichs-um die Hand Ihrer
Tochter. "
Die Baronin rausperte sich. »Das
ist allerdings etwas Anderes. Ich er
hielt indessen nur dieses Billet. «
Marburg schaute nach Henriette Sie
verdeckte noch immerihr Äntlitz Ob sie
hörte, was er sprach? Er hielt sich für
unsterblich blamirt.
»Und ich lebte in dem Glauben, Sie
wüßten um meinen Antrag Das er
klärt mein Verhalten. Verzeihen Sie
nur."
Jetzt richtete die Baronesse sich
empor und sah mit einem scheuen, fra
genden Blicke nach dem Besuchen Die
ser Blick ermuthigte den Werbenden,
nochmals zu werben.
»Ob Sie nun diesen fraglichen Brief
erhalten haben oder nicht-das ändert
schließlich nichts. Sein Inhalt bleibt
darum doch fiir Sie bestimmt. Ich er
warte auch auf die zweite Anfrage eine
Antwort von Ihnen zu empfangen.
Mein Antrag wird Sie nicht sonderlich
überrascht-in Jch liebe chriette, und
so bitte ich Sie denn um deren Hand."
Axel sagte das Alles mit einer ge
wissen ruhigen Dreistigkeit, als sei er
seiner Sache vollkommen sicher.
Er durfte es auch sein, denn Frau v.
Oldendorff erwiderte ihm: » Ich gebe
zu, thre Worte iiberraschen mich nicht.
Daß Sie, Herr Baron, mir als
Schwieaersohn willkommen sind, be
darf keiner besonderen Versicherung.
Und da vSie mir bereits über gewisse
sachliche Fragen erschöpfende Auskunft
ertheilt l)al)en," fuhr sie mit feinem
Lächeln fort, »kann ich vSie abermals
nur an meine Tochter verweisen, deren
jSache das Uebrige ist «
· Taiiiit stand sie auf. Sie harte noch
lMarburas qefliisterte Tankesworte——
j schwnndeii.
j Was Henkiette zu dem an sie Gewic
isenen gesagt, wissen die Beiden nur
allein. Thatsache ist, dasz jenes Duett
nie zum sssortiaae gelangt ist, da die
ijungen Leute in der Folge zum Proben
jieine Zeit nichi fanden.
i
- «- --;;,
H ,« «- z V- ’
- s., ,
stot. L. D. Gherard-.
« Pros. Obwoka ist ein wohlbekannten verdienstvollet
Musiker iind hetborta endet Coiiiponist im seinen
We ten. Seine besten erke iib die geistlichen Cha
rakters und er bat eine roße iizabl von Stücken sür
sbecielle Gelegenheiten ge sbrieben Als Lehrer giebt es
wenige die ihin gleichkoiniiien. Er schreibt wie solgt:
Ich bin Cunivoiiist und Musiklebker und habe nach
längerer anstrengender Itsülisiteit biet an geistiger Er
müdung, Er chiwsiin , Nieder eschlngenheit u. s. w.
gelitten. J war o weit eruniek etoniinen und
wurde nach wenigen Leciioiien so new B und schwach,
daß ich nicbt schlafen kunnte Uiib ani Morgen lande,
minwa und Mit-sinnig aufstund. Ich begann
De- Mkkqe’ Rom-n
o OsvupJ i.-».-«»., »
einjunebmen und seht ist Alles anders. Ich bin heiter,
thit ig nnd strebsam. Ich kann jeht in einein In e
nicht leisten, als stuber m einer Woche. Ich schlaqe
ehe Nacht ist-m Stunden gilt und tiei und diese when
vblihaten habe iits einzikz und allein Dr. tlek
Ideevtne zii verdauen- E
« hat iiiicki nieder hergestellt
Pros. L. D. Ebwards, Prestoih Obscho
Dr. stles’ Reevtne ist bei allen Avoibeteen nn
ter vollstilndiqer Garantie zu haben oder taiin Gegen
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Medical Co» Ellbiitt an., bezogen werden. lFlasche
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Nach dem Osten.
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sto. 42 » (täg1ich) ........ MS
«Nu. 48 Frucht Amt Wucheiitags) 9 :å(·) »
Nu. 46 » (täglich) ........ 5:40 Abt-I.
Nach dem Westen.
No. 45 Frucht (täglich) ........ 7 :00 Mut .
Nu. 41 Pasi. (täglich) ........ 4:20 Abd .
No. 47 Frucht (mtr Wuchentags) 7 :00 «
Nu. 43 Pass. (nnr Woche-nagst 9:55 « «
Rock-. 43 und 44 gehen nicht weiter westlich
als Grund Island.
Nu. 46 befördert Passagiere nur nach Au
rora, York, Scward und Vinculin
Thus. Commi
Agent.
U. P. Eisenbahn.
Hanptlinie.
Ankunft. Abfa rt.
6:55 Abds.. . . .Nnmmer 1.. .. 7 :00 Ab D.
10 :40 Abds ..... Nummer Z. . . 10 :45 Abds.
4 :00 Abds.. . . Nummer 5. . « 4:05 Abds.
12 :35 Morg. . . Nummer 7. . . .12 :40 Murg
1:35 N m ..... Nummer 2.... 1:40N m.
12:20N )1n.. . . Nummer 4. . . .12 :25N m.
10:40 Morg. . · Nummer 6. . . .10:45 Murg
5 :10 Morg. . . Nummer s. . .. 5:15 Murg
Züge mit ungeraden Zahlen aehen west
lich; die mit geraden Zahlen östlich. —- Die
Züge gehen täglich.
O. G R. V. Eisenbahn.
No. 84, Ant. von Lonp City,.. 7:15 Abt-B.
Nu. 82, Ank. von Ord, ....... 12:15 Nchm.
No. M, Abg. nach Luup City,.. 7 130 Morg.
Nu. 81, Abg. nach Ord, ..... . 4:10 Nchm.
(Tie Züge laufen nur Wocheiitagö.)
St. Jue G G. J. Eisenbahn.
Nu. 4, Mail ä- (Erpres;, Abg» .’ 8:00 Murg
Nu. Is, Mail ör- Grvresy Ank. 6:45 Abbe-.
Nu. L, täglich, Abg., .......... 7:20 Abt-L
No. l, täglich, Ant» .......... 7200 Murg
b
Achtung Jakmerl
Die Zeiten sind schlecht, und so
müssen wir die alten Geschirre
noch einmal repariren lassen, da
mit sie ein weiteres Jahr aushal
ten. Der Unterzeichnete setzt
alte Pferdegeschirre zu mäßigen
Preisen in Stand.
Frank T. lllusz,
tThiiien östlich von Boydens Ecke
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