Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, February 16, 1894, Image 1

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    Grand Island
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Jahkgang 14.
Gm udJsat n,chbr aa,sk Frc thgv 16. chku r1894.
mmmmm 23.
Wochen-Rundschau
Kaiser Wilhelm feierte am l). den 25
Jahrestag seines Eintritts in die Armee,
in welche er nach Zurücklegung des to.
Jahre-s als Lieutenant eintrat. Das
erste Narderegiment zu Fuß, welchem
der junge Lieutenant zugetbeilt wurde.
marschirte beute unter Anführung des
Kaisers nach dem Lustgarten in Pols
darn.
Tort angekommen, stellte sich das
Regiment in einem offenen Viereck um
den Kaiser ans, der folgende Ansprache
an dasselbe hielt.
»Ich gedenke mit Wehmuth und
Dankbarkeit des Tages, als ich von
meinem Vater und Großvater diesem
Regiinente übergeben wurde. In diesem
Regimente habe ich jene Grundsätze der
Tigciplin nnd des Gehorsamo gelernt,
welche stets die Grundlage der Armee
waren-«
Der Kaiser schenkte den Mitgliedern
des Regimcnts neue Heime nach dem
Muster der zur Zeit Friedrichs des Gro
ßen getragenen. Die sehigen historische-i
Heime, welche vom Negimente getragen
worden waren, übergab er dem Kaiser
Alexander Garbe-Grenadierregitncnt.
Der Handelsoertrag mit Rußland ist«
Samstag endgültig unterzeichnet worden. l
Die Norddeutsche Allgemeine sagt ini
einem darauf bezüglichen Artikel, daßi
der Vertrag eine Art Schutz- nnd Truh
bündniß sei. Jn ministeriellen Kreisen
legt man auf den Vertrag nur in so ferui
Gewicht, als derselbe dazu beiträgt, dens
Krieg zu verhindern, jedoch nicht, um
gegen denselben Schrecken einzuflößen.
In Handels- und Geschäftskreisen er
blickt man in dem Vertrage einen un-»
zweifelhaften Erfolg. Für Ostpreußen
und die Berliner Märkte ist derselbe
sicherlich von unleugbarenr VortheiL
Wie die agrarischen Conservativen den
Vertrag bekämpfen können angesichts
der Thatsache, daß Rußland sich zu
einein Tarif bereit erklärt, der für
Deutschland im Allgemeinen, besonders
aber für die östlichen Märkte oon Vor
theil ist, ist schwer zu begreifen. Durch
denselben nämlich werden die Zölle auf
Kohlen, Noheisen, Stahl, alle Arten«
Maschinen, wollene und andere Waaren,
isheniikalien und Lederwaaren erheblich
herabgesetzt. Ter Zoll auf wollene ge
ivebte Stoffe wird thatsächlich um its
Prozent herabgesetzt, obgleich Nußland
einen blühenden Binnenhandel in Wehe-;
stosfen betreibt. Man erwartet, daßi
das Resultat des Vertrags mit einem;
Wiederausleben der verschiedenen Juba-«
striezweige in Königsberg, Stettin und
Danzig gleichbedeutend sein wird, trüb-s
rend die Berliner Börse sich auf eines
Menge Bestellungen seitens russischerj
Spekulanten gefaßt macht. l
Von dem Erlaß, wodurch es derJ
Reichs-dank untersagt ist, russische Art-l
leihen zu machen, ist in dein Vertrag
keine Rede, indessen ist während der ver
flossenen Woche an der Börse das Ge
schäft in russischen Werthpapieren aus
Rechnung der Reiche-dank ein sehr
schwung astes gewesen.
Der Hardeossizier Gras von Hairich,
der kürzlich seinen Abschied einreichte,
hat wegen seines ercentrischenisiebahrens
Berlin verlassen müssen. Seine Hand
lungen waren zum össentlichen Standal
geworden. Vor einigen Tagen bestellte
er 25 Droschken nach dem Hotel BristoL
illa dieselben in einer langen Reihe da
standen, schwang er sich aus den Bock
der ersten Droschte nnd jagte im Galopp
davon, indem er diesentscher der übrigen
Droschken zwang, init ihm nni die Wette
zu fahren oder ans ihr Fabrgeld zu ver
zichten. Im Nestanrant Uhl veranstal-«
icte er ein großartigeg Souper siir die
Balleteusen nnd sonstigen stünstlerinnen
des Theaters unter den Linden, nnd
nachdem die ganze Gesellschaft sich kann
nenvoll getrieipt hatte, schlenderte der
Nras leere und volle Seetslaschen in
große Wandspiegel, von denen jeder ein
zelne tausende oon Mark gekostet hatte
Ltln einein Abend erschien er im West-trin
ster-.i)otel mit einer Meute Hunde und
verlangte, daß jedem einzelnen der Köter
ein teppichbelegteg zimnier sür die Nacht
angewiesen werde. Die Familie des
Grasen wandte sich an den Kaiser-, ncn
den Tollheiten des jungen Mannes ein
Ende zu machen, nnd es dauerte nicht
lange, so war der Gras ans seinem Re
giinente verabschiedet und hatte Berlin
den Rücken gewandt. Er ist jetzt in
Dresden. »
Sonntag nnd Montag hat in oerschie-j
denen Theilen Deutschl-wiss ein heftiger-;
Sturm gewütbet. Besonders schlimms
war er in Stettin, wo er großen Sehn-I
den an Ei entbm anrichtete. Das Dachs
des Bahnsoses in stettin wurde theil-»
weise abgedeckt. Die Tragenieiler desi
Stralan - Rumnielsburger BahnbosesH
wurden eingerissen nnd sttlr ten gegen;
dass Wartezinnney dessen auer ein-s
stürzte. Ein Beamter des Stettiner
Bahnhofes wurde ernstlich verletzt. Auch
in den Vorstädten von Stettin wurde
diel Schaden angerichtet.
’ Die Fluth in Hamburg war am
»Montag außergewöhnlich hoch. Es
wehte ein heftiger Sturm. Viele Schiffe
haben sich von i ren Landnngsplähen
los-gerissen und kahlreiche Zusammen
stöße wurden gemeldet. Eine Menge
kleiner Fahrzeuge sind nntergegangen.
Bis jetzt wurden zwei Todesfälle durch
Ertrinken gemeldet, es werden aber meh
rere Leute von im Hasen liegenden
Schiffe vermiß. Jn den Anlagen wur
den Bäume entwurzelt, Schornsteine nnd
Tächer stürzten ein. «
Eine Depesche aus Lübeck meldet, daß
das dortige Rathhaus durch den Sturm -
schwer beschädigt worden ist. z
Jn Friedrichsruhe, anf der Besitzung
des Fürsten Bisma1·ck, und in der Um
gebung derselben wurde in den Wäldern »
nnd an den Wirthschaftsgebäuden viel
Schaden angerichtet.
Jm Kolonialamt zu Paris ist ein amt
licher Bericht eingelaufen, wonach am
5. Febr. über die Stadt und den Hafen
von San Trego Sitariez, am nördli
chen Ende der Jnscl Madagaskar, ein
Cytlon dahinsegte, welcher unermeßli
chen Schaden angerichtet hat. Kirchen,
Hospitäler und andere öffentliche Gebäu
de und zwei Drittel der Wohnhäuser ders
Stadt wurden durch die Macht des-:
Sturmes zerstört. Der sranxösische
Transportdatnpfer »L’Enre« soll un: s
weit Diego Susriez vom Orkan auf den;
Strand geschleudert und ein vollständiJ
ges Wrack sein Ueber etwaige Verlustes
an Menschenleben verlautet nichts Be- s
stimmtes. s
W. B. Heß, der frühere amerikanische!
General-Consis! in Constantinopel, wel-;
cher kürzlich von dort zurückgekehrt ist,!
berichtet, daß den Armeniern, welche seit;
dem letzten September von hier nach der
Türkei zurückgekehrt sind, entweder nicht»
erlaubt wurde zu landen, oder daß sie
gleich nach der Landung des Landes ver
wiesen wurden. Da sich sämmtliche
Armenier während ihres hiesigen Aufent
haltes naturalisiren lassen, so betrachtet
Heß diese Handlunggweise der türkischenx
Behörden als eine durch nichts zu recht-i
fertigende Schandthat. Die vom Staats- ;
fekretär unterzeichneten Pässe wurden, !
nach dem Berichte des (5r-Eonsulg, von?
den türkischen Beamten zerrissen und
weggeworfen, und auch der jetzige Kam i
ful, Short, scheint nicht im Stande tu
sein, die Sachlage zu ändern. J
Der 255 Jahre alte Edeon Bretanj
warf Montag Abend eine Bonrbe in dasi
Cafe des Hotelg Terminuiz in Paris-J
bei der St. Lazare Eisenbahnftatiam
Die Bambe erpladirte in der Mitte des
Zimmerg und verletzte zwanzig Pers-H
nen. «
Um 8 Uhr hatte ein Jnstrunrentalcons
cert in dem ru ebener Erde deg Hotels
befindlichen Cafe begonnen. Kurz nach«
tillhr bezahlte ein blasser«, schuiächtigcrl
junger Mann nrit blondem Barte sein
Getränk, das er an einenr Tische in der
Mitte des Zimmers genossen hatte und»
begab sich nach der- Thüre. In der Nil-s
he derselben drehte er sich plötzlich herum,
zog eine Bombe aus seiner Rocktasche
hervor und warf sie unter eine Gruppe
von Leute-r, die in seiner Nähe gesessen
hatten. Die Bombe traf ein Charm
lier, siel auf einen Marrnortifch und er
plodirte. Das große Hotelgebäude und
das Stationsgebäude wurden erschüttert
Spiegel, Fenster und Thüren wurden in
Atome zerschmettert, und die Mauern
bekam Risse. Ein dichter Rauch füllte
das Case an und dadurch gelang es dem
Botnbcniverser zu entkommen. Als sich
der Rauch verzogen hatte, stellte eg sich
heraus, daß fünf Personen schlinrrrr und
fünfzehn leicht verletzt waren.
Tie Vombe war mit Kugeln und Ei
senstückeri gefüllt.
Als die likrplosion stattfand, fuhren
gerade drei Polizisten vorüber, die irn
Begriff waren, ihr-en "T,sienst anzutreterr
Sie sprangen sofort aus dein Wagen
und setzten denr davonlansenden Men
schen nach. Als sie ihm zuriefen« ste
hen zu bleiben, drehte sich der Bursche
um und feuerte fünf Schiisse auf leirre
Verfolger ab. Tier Polizist Pois on
brach zufammen. Er ivar schlimm in
der Seite verwundet Tie anderen bei
den Polizisten, Lenoir und Bigot, setzten
die Verfolgung fort, holten den Flüchti-l
gen ein und überwöltigten ihn mit Hül- ;
fe eines anderen Polizisten, Barbes,i
und eines Kellners Namens Tifsier. l
Der Verhaftete wurde nach der Polizei-i
station in der Nue de Moskau gebracht, i
wo er nach einigem Besinne-r seinen Na-!
men und fein Alter angab. Der Poli
zeipräfeetLaurent und verschiedene an
dere hohe Beamte wurden nach der Poli
zeistatlon gerufen und die Untersuchung
; eingeleitet.
0 I
. O
Man meldet aus Cairo, Jll» unterm
10.Februar: Heute Morgen war die
Bahnstation zu Sparta, an der Mobile
und Ohio-Bahn, die Scene eines über
aus verwegen ausgeführten räuberifchen
lleberfalles. Gegen eiu Uhr hörte der
daselbst stationirte Telegraphift ein
Klopfen an der Thür und auf seine
Frage erklärte ein vor derselben besind
licher Mann, daß er eine Eifenbahm
Fahrkarte zu laufen wünsche. Der
Telegraphist antwortete jedoch, daß es
dazu bereits zu spät sei.
Aber in demselben Augenblick wurde
das über dem Telegraphen-Apparat be
findliche Fenster eingeschlagen und in der
Oeffnung wurde ein auf den Telegra
phisten gerichteter Revolver sichtbar.
Der Beamte erblickte drei vor dem Fen
ster stehende Maskirte, welche ihn mit
dein Tode bedrohten, falls er sich wei
gere, die Thüre zu öffnen. Er kam
ihrem Verlangen mitWidetrftreben nach.
Kaum hatte er aber die Thür geöffnet,
als er sich zu Boden geworfen, gefesselt
und geknebeltsah. Darauf wurde er
von den Räubern in einen in der Nähe
der Station befindlichen Güterwagen
geschleppt und in demselben eingeschlos
ten.
Die drei Räuber kehrten in das Sta
tionsgebäude zurück, sprengten die Geld
spinde mittels Tynamits und erbeuteten
den ganzen Jnhalts derselben, Moo,
worauf sie sich südwärts in die Vüsche
schlugen.
Da zur Zeit der Ranbthat ein hefti
ger Sturm wiithete, wurde die Demna
tion der Erplosion in der nur eine halbe
Meile von derselben entfernt liegenden
Stadt nicht vernommen.
Der Telegraphist wurde bei Tagesan
bruch von Personen, welche an dein
Güterwagen vorbeigingen nnd den Ge
sesselten stöhnen hörten, aus seiner
schlimmen Lage befreit.
Da die Räuber magkirt waren, ist der
Telegraphist nicht im Stande, eine Per
sonalbeschreibung von ihnen zu geben.
Louis J. Silva, der frühere Ge
schäftsführer der Rainwater Bradford
Hat Company von St. Louis, Mo.,
welcher die Summe von s176,000 un
terschlug und am 25. October letzten
Jahres floh, ist, wie man aus guter
Quelle hört, in die Stadt zurückgekehrt
und hat seinem Anwalt und den Anwäl
ten der Company seinen Wunsch mitge
theilt, die Folgen tragen zu wollen, die
das Gesetz über ihn verhängt. Die
Anwälte für die Rainwater Bradsord
Hat Conipany erklären ausdrücklich, daß
keinerlei Uebereinkonimen getroffen wor
den ist, ein Compromiß einzugehen, sa
gen aber sonst weiter nicht-'s. Silvcrs
Erzählung über seinen Fall ist die alte
Geschichte. Er genoß das Vertrauen
seiner Principale in auggedehntein Ma
ße, griff in die Kasse, um sich die Mit
tel zu verschaffen, auf großem Fuße zu
leben, und verdeckte seine Tiebsiähle
durch falsche Eintragungen in seinen
Büchern.
Vor einigen Tagen nahm die aus acht
Personen bestehende Familie von Char
les Krueger in Michigan City, Jud·,
eine gehörige Mahlzeit von Schweine
sleisch ein und erkrankte später in der
heftigsten Weise an der Trichinosc·
Trotz aller ärztlicheu Hülfe verschlun
uierte sich der Zustand der Erkrantten
fortwährend, und gestern starb die Mut
ter. Die Aerzte erklären den Zustand
der übrigen erkrankten Mitglieder der
Familie für hoffnungslos
Eine Spezialdepesche von Birming
ham, Ala» meldet: Nota, die siebzehn
Jahre alte Tochter des Farniers W. N.
Williains, wurde gestern in der Nähe
von Luni-, Shelby County, von einein
weißen Tramp in verbrecherischer Weise
angegriffen· Das junge Mädchen hat
te sich in dass Gebüsch begeben, unt eine
verlaufene Kuh zurückzuholen, als der
Fremde mit einer Pistole hervortrat und
dag Mädchen unter Todesdrohungen
vergewaltigte. Der Tramp wurde in
Jesserson County wieder eingesungen
nnd weigerte sich, seinen Namen anw:
geben. Nr ist nicht im Gefängniß abge
liefert worden, und man glaubt auch
nicht, daß er dahin gebracht werden
wird, da man den elenden Wicht aus der
Stelle, wo man ihn einsing, mit mehr
fachen Ladungen von Nehposten und an
deren blauen Bohnen angefüllt und lie
gen gelassen hat.
Die Polizei zog in Atchison, Kas»
eine »Frau Franklin aus einer nach Duka
ha bestimmten Car mit Haushaltunge
gegenständen, in welcher sie sich von De
eatur, Jll» befunden und demgemäß die
Eisenbahn um das Fahrgeld betrogen
hatte. Sie hatte 825 im Besih und war
von ihrem Manne in den Wagen ge
bracht worden, der das Fahrgeld zu spa
ren wünschte. Sie war seit drei Tagen
in ihrem Versteck gewesen und nahezu
erfroren·
Die Condukteure der elektrischen
Bahn, welche in New ork von der
129. Straße nach We Farms läuft,
nahmen gestern eine Menge falsches
Geld in allen möglichen Münzsoiten als
Fahrgeld ein. Man glaubt, daß die
selben von Leuten hersühreih ivelche fe
dep Tag von zwölf bis zwei Uhr Mit
tags, iiiid Abends voii fünf bis sechs
Uhr, nach den Wettpliitzen in Westchester
fahren, oder von Falschmünzern, welche
die zu jener Zeit stan angefüllten Wa
gen benutzen, um ihr Fabrikat auszuge-.
ben. Mit wenigen Ausnahmen hat je-?
der Coiidiikteur der Linie falsche zehn
Centstiicke, viertel und halbe sogar auch
ganze Tollars eingenommen und in fast
allen Fällen waren die Münzen so gut
gemacht, daß sie ohne Bedenken ange
nommen wurden Einem Neuangestell
tens wurden Ili4.50 in falschen Miinien
aufgehangt, die ihm natürlich vom Kas
siket niit dem Beinerkeii zurückgegeben
wurden, daß er gutes Geld dafür abzu
lief n habe. Die Münzen sind so voi
zü ch hergestellt, da«·i fast ein Jeder,
der icht gerade ein Sachkenner ist, da-;
dii getäuscht wird. ’
Der Tat-if und die Löhne.
Man Wut. V· WilsonJ
Die Frage, ob und in welcher Weisei
der Tarif die Arbeitslöhne beeinflußt,
ist die wichtigste in dem tiampf, der jetzt
ausgefochten wird. Wenn bewiesen
werden kann, daß der Hoch-soll die Ar
beitslöhne erhöht, dann sollte jeder Ar
beiter und mit ihm jeder Bürger dies
Beidehaltung des jetzigen Systems ver-J
langen. Aber die Behauptung, hohes
Zölle führten zu hohen Arbeitslöhtten,J
läßt sich weder durch Vernunftgründe3
noch durch die gesammelten Erfahrungen;
aufrecht erhalten. Arbeitslöhne werdenj
aus dem Erlös der Dinge bezahlt, welche:
die Arbeit geschaffen hat. Tie Produk
tions-Fähigkeit eines Landes bestimmt;
die Höhe der Löhne, welche die Arbeiter
desselben Landes erhalten. Tiefe Pro
dukkiotiH-Fähigkcit hängt ab von der
Geschicklichkeit und der Intelligenz der
Arbeiter, dem Umfang der natürlichen
Hülfsquellen und dein Charakter der
Institutionen des Landes. In den Ber.
Staaten sind die Löhne höher als in ir
gend einem anderen Lande, weil den Be
wohnern hier ein neues-, noch unerschöpf
tes Land mit unermeßlichen Hülfsquel
len zu Gebote steht, dessen Ausbeutnng
für industrielle Zwecke mit früher nie
gekannten Hülfgmitteln in Angrisf ge
nommen worden ist, nnd weil die hiesi
gen Arbeiter die intelligentesten und frei
esten auf der ganzen ifrde sind.
Eine Industrie-, die nicht bestehen
kann, ohne daß daH Volk zu ihrem Vor
theil besteuert wird, erhöht die Produk
tions-Fähigkeit des Landes nicht, son
dern verringert sie, nnd sie erhöht die
Löhne nicht, sondern verringert um den
Vetrng der erhobene-n Steuern das Cin
kommen aller Arbeiter desJ ganzen Lan
des Jede «’rrrdrrstr·ie, welche sich aus
Besteuerung stützt, welche rrrit lHülfe
eines Gesetzes den Konsutnerrten zwingt,
rrrehr für rhre Produkte zu bezahlen olS
er ohne serre Gesetze bezahlen müssen
würde, ist eine »Pauper«-;’(ndustrie, die
von all’ den anderen Industrien unter
halten rvird, welche sich selbst zu erhal
ten verntögen. Wenn eg aber wirklich
wahr wäre, daß der Zoll auf importirte
Waaren die Löhne der Arbeiter erhöhte,
welche hier dieselben Waaren anfertigen,
rvie ist es dann möglich, das; eiir Tarif,
der nach sehr sorgfältigen und Zuverläs
sigen Berechnnngen die Löhne von nur
fünf Prozent aller anreritauischen Ar
beiter»beschützt«, auch die Löhne der
anderert 95 Prozent erhöhen kann?
Ter Hochzoll erhöht die Löhne nicht,
er sorgt nicht dafür, dass sie airf dersel
ben Höhe bleiben, sondern er drückt sie
herunter. Die Berichte, welche Carroll
T-. Wright veröffentlichte-, als er Ar
beitskontmisfär von Massachusetts war,
beweisen rrtrrvider"legli(l), dass rn den gro
ssen Spintrereien in Neu-Unglernd ame
rikanische Arbeiter rnehr und mehr von
billiger arbeitenden französischen Cana
diern, die matt dort die »t.5hiuesen des
Ostens-« nennt, verdrängt worden sind.
In den grossen Stahl- nnd tsifenhütten
Pennsylvanieng haben seit Jahren, wie
die vorn Kongreß angestellten Untersu
chungen ergeben haben, eingekvanderte
und importirte Italiener, Ungarn und
Polen die Plätze eingenonunen, welche
Anrerikaner aufgeben mußten, weil sie
nicht ebenso billig arbeiteten. Die be
schühten Fabrikanten haben nur einen
Wunsch: die Löhne fo niedrig wie mög
lich zu normirev, und von den Arbeitern,
die sich dagegen zu wehren verfucheu,
sprechen sie wie Monarchen vorr aufrüh
rerischen Unterthanen. Der Sekretär
der Vereini ungen atnerikanifcher Stahl
und Eisen-Fabrikanten nennt die Vor
gänge in Homestead ,,eine Rebellion der
Arbeiter gegen ihre Arbeitgeber,« als ob
Bürger die der Regierung fchuldige
Treue gebrochen oder Leibeigene dem
Fertbalherrn den Gehorsam gekündigt
4
hätten! Das ist das Verhältniss zwischen
Arbeitgebern und Arbeitern, nachdem
über 30 Jahre ein System bestanden
hat, welches angeblich das Lovs der
Arbeiter stetig verbessert hat!
Ueber den Nutzen des Turncns
((5«ingesandt.)
Jn kurzen, markigen Worten weiß die
,,Deutsche Turnerzeitung« den Werth
und den Nutzen des Turnens zu schildern,
so daß diese wenigen Worte wohl ver
dienen, bekannt gegeben zu werden, zu
mal jeder Satz eine unumstößliche Wahr
heit bildet. Leider aber wird das Tur
nen von den Jünglingen nnd Männern
unserer Stadt im Verhältniß noch immer
sehr wenig gepflegt, obgleich denselben
dazu die beste Gelegenheit geboten wird.
Mögen denn diese Zeilen dazu beitra-«
gen, eine große Anzahl Herren zu be
stimmen, das; sie am Turnen theilneh
men· Die Worte lauten: »Das Tur
ncn stählt den Körper, härtet denselben
auch gegen die Unbill der Witterung abj
und verleiht demselben hohe Ausdauer ini
Strapazen bei großer tslastizität und
Getchmetdtgteit bis in das hohe Alter.
Muthvoll wird der Geist nnd rasch ent
schlossen lernt der Turner zu handeln·
Ohne Furcht sieht er einer drohenden
Gefahr entgegen und mit kaltblütiger
Ueberlegung trifft er kurz entschlossen die;
Mittel zur richtigen Abwehr. Kommt»
zum Turnen und werdet theilhnftig der«
edlen Einflüsse, welche das Turnen auf
den menschlichen Körper ausübt, bei dem
einen mehr, dem andern weniger-, aber
ein Jeglicher zieht Nutzen daraus und
fiir einen Jeden, sei es, welchen Beruf
er auch immerhin haben möge, ist das
Turnen von großem Wer-the und hoher
Bedeutung. Versucht es, geht auf den
Turnplatz und erfreut Euch an dem
wechselvollen Turnerspiel, welche-Z eben
falls schon lebhafte Bewegung mit Ge
wandtheit und kurzer Entschlossenheit
vereinigt; folget ihnen anf ihren Turn
fahrten durch Berg und Thal, durch
Flur und Hain, auch auf diesen wird in
der schönen freien Natur der Geist ge
weckt, der Körper gestählt und unter
fröhlichetnGesangc ziehen sie dahin. Neh
met Theil, tretet ein in die Reihen und
Jhr werdet Nefallen darin finden, Jhr
werdet den wohlthuenden Einfluß anf
Euren Körper merken. Aber Beharr
»lichkeit führt zum Ziel, nicht mit eini
gen Abenden ist’S gethan, übt regelmä
ßig und andauernd, so seid Jhr Euch
der Vortheile sicher. Fragt einen Sol
daten, der friiher eifriger Turner war,
wie viel leichter, ja spielend, er die Ang
bildungszeit nnd späteren Strapazen
überwunden? Fragt ergraute Männer,
welche Euch als frühere anner bekannt
find, und sie alle werden Euch sagen:
,,Turnt in jedem Alter, so oft nnd so
viel xhi könnt; aber regeliiiiis.ig nnd
mit regem Uifer.«
Aug Btue Hüll.
s Lier t:rill, d.l -. Feb. Mut·
lAii den Vliireiger n .lreiold.
i Mit dem isollektireri gelit
lecs sehr langsam; dei lsine hat kein
l(8,3eld, dei Llndere liiilt an noch zu war
’ten, der Tritte will es selbst schicken.
»ich seiide beiliegeiid »Mirnei) Order«
isiir einkassirte Gelder siir irirten angege
beiie illbvnueiiteir
Ta eiz jetzt immer Ziemlich stiirmisch
ist, so brach auch liier iii der err. liitl).
Kirche ein kleiner Sturm los ivegen derl
Loge, an die sich bald ein halbes Lirtzeiidi
IJcitglieder angeschlossen hatten, wag
Pastor nnd Viele nicht alH heilbriirgeud
ansahen. lici iuar auch Pasior Weller,
der itircheiicVisitator, anwesend, der init
viel Eindruck sprach. Pastor Schuka
gel alcs Hiiter der Neineinde sprach siir
seine Schafe. Tr. Wegiriaiin hielt eines
vortreffliche nnd gediegene :iiede airst
Seiten der Abtriinnigeir Nach larigeini
Hin- nnd .Hei«:Ti5liir-ii«eii laiu ezss im
Abstimmung darüber, ob die zur Lage
Gehör-enden noch sernerlsin Mitglieder
sein sollten oder nicht. US ivurde jedoch
nicht-Z entschieden und die Sache verscho
ben bis zur nächsten vierteljährlichen
Versainmlring; dann vielleicht bis zum
jüngsten Tag.
Arn 4. Februar fand die regelmäßige
jnronatliche Versammlung der Former
Jgegeiiseitigen kzseueivcrsicherung f bei
Hrii Hubei«t. Die Verhaiid geir
wurden in der besten Harmonie abge
wickelt Die Mitgliederzahl beträgt be
sreits 71 und das versicherte Eigenthum
ist II :—,it 785 Neu ausgenommen wur
den 89905; Verluste für ’:93 waren
ikeirie Nach Erledigung der Geschäfte
swrrrde sich noch zwanglos unterhalten
und dabei ein Faß Bier, das schon längst
seiner Bestimmung harrte, der-sehen zir
geführt. Sodann wurden noch histori
sche und politische Vorträge gehalten,
wobei der Scheerenschleiser die Haupt
rolle spielte.
Einen schnellen und plötzlichen Tod
starb Joe Ekrie heute. Er war im Be
griff, die Wäsche von Schweese nach der
Waschfrau McNots zu tragen nnd als
er noch etwa 150 Schritt von seinem
Ziel entfernt war, brach er zusammen
und gab nach 5 Minuten seinen Geist
auf. Ein Herzschlag hatte seinem Le
ben ein Ende bereitet. Er hinterläßt
eine Frau und 4 bereits erwachsene Kin
der. Er war ein alter Soldat und
erhielt Pension.
. Geboten wurden: bei Hrn. und Frau
Nob. Kasurke eine Tochter; ebenfalls
bei Hin und Frau Al. Games, sowie
bei Hrn. und Frau P· KarpeH·
Den Lahrer hinkenden Boten wün
schen Aug. Jnter, Carl Blum und Win.
Ortmann. A. J.
D e p e s ch e aus« Kameruu. Die
sonderbaren Leistungen, welche sich Hin
Leist hier leistet, gehen allgemach derart
,,über die Leiste,« daß Sie uns durch
schleimige Zurückbernfnng des Hin Leist
zu seinem alten Leisten einen großen
Gefallen leisten würden-«— Woraus
hervorgeht, daß schon wieder ein deut
scher Kolonialschuster seinen Beruf ver
fehlt hat. Aber der deutsche But-emi
kratendiinkel kann sich ja so etwas lei
sten.
Both war krank, tote gaben ihr Mitlei
Uis sie ein Kind war, tief sie nach Sohns-,
Sie wurde ein Fräulein, und hielt sn Gast-via,
Mo sie Kinder hatte, sah sie ihnen Caiwtias
Illustrirte
Volls- u. Familien-Bibliothek
Meisterwerke aus den Literaturfchäs
tzen aller Nationen.
f -———.———
,52 wöchentliche Nummern. Jährliche
Subslription 82.50.——5 Cents
pro Nummer.
—«-.-——.
EZDFiir den überaus geringen wöchentli
chcn Preis von 5 lkents wird ein auserlese
»ner, gediegener, un edelsten Sinne populä
«rer Lesestoii — die Hanptschöofungen der
klassiichen Lieblingsdichter unserer s.skation,
sowie das V o r; n g l ich it e ans den Lite
raturjchätieu aller Nationen —- in anregen
der Abwechslung geboten.
Ju den erften Jahres :’lbonnemeuts ge
langen nachstehende Werke, von namhaften
Künstlern illut·trirt, iu Im a u g l o s e r Nei
lnsufol e Zur Ausgabe-It tlsrgäimlngeu
nnd A äuderungen vor·bel)alteii.)
Wo e t l)e.—,’zsauft.——tssljk von ·."erlichin.
g -n.—(s«gtnout.——Zaum-Vernimm nnd To
rothea.
H a u s i.—Mii1«chen.—!«1chtensteiu.
H e i n e.———««."uch der Yicder.—:llejjehtlder.
62 T. Il. H o t ima u u. —- Phantastische
Erzählungen.
J in m e r m a u n.—- Der Lberhoi.
EIN v·.tcle1s1.—?ag.niithcheu non lheil
bronu.—Ter Ferbrochene Krug-»Fei- Prin;
von «I»Jottibiil·g.
L e l j tu g.—- Minna von «2il11·ul)elnt. —
Hinan (««alottt.—--:liatl)au der Wein-.
L e n a u.—-«lLoetische tsrziihluugen
M u s ä u s.—«LToll"s.-)tnärcheu.
Sch il l r r.---—«L:!ill)elsn Tell. T te zuschl
ber.-Tou liarloeL s— Braut von Illletnna
.tcaltale und »Liebe-—WalleuttcitL
S l) a l« e i p e a1«e.«—:lloineo nnd «»’xulia.——
Tet«.lta1tiinaini von Venedig.——.nonig Lear.
Walter Zco tt.——Tic Jungfrau ooni
Hee.
T e g u e i-.—81«ill)jot·jage.
T e n ny i o n.—ls«·uocl) Arbeit. — König-J
ssd Jllcu.
T i e l·. »Dei- Aufruhr in den Zeoeiiuen.—
LIlusgewablte tlkooelletk
H e b b e l. —lsi·;ählungen.—-:Ulai«ia Mag
du«-um
VI seminisniion nnd Tinckeincnlnuna nnd io geil-si
i.n, dem die :uiaininengehörigen, e i ne is kleinere- Wette
ninuiflenben Litoclmiuunnnekn sich tn ubgeichlossenen Bän
tin und unils und nacli ut Nesaninilweilen lotunketh non
«n Titel nnd Judaltcsuerszeichnin Fnt seit geliefert werdet-.
III-Unter so günstigen Bedingungen nach
und nach in den Vesile einer auseilcsenen
bausbibliothek von Gelannntiverteu der vor
iiiglichsten .ltlasfiter en gelangen-, wird sich
Keiner versagen wollen« der darauf bedacht
ist, sich und feiner Familie eine anregende,
veredelnde und gesunde Lektilre zu sichern.
; Durch unser Unternehmen soll Jedermann
Gelegenheit geboten werden, sich eine werth
volle Biichersanimlung zum bleibenden Ei
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